Die aktuelle Sezession nimmt eine solche Bestandaufnahme aus politischer Perspektive vor. »Lagebild« lautet die Überschrift der 104. Ausgabe. Während die Versuche, die Lage auf Papier zu bringen, unternommen wurden, lief das deutsche Volk an die Wahlurnen. Damit trat der nun 20. Deutsche Bundestag zusammen und die Alternative für Deutschland vollbrachte den Wiedereinzug auf ähnlichem Niveau der vorangegangenen Legislaturperiode.
Folgerichtig adressieren gleich zwei Texte in der Ausgabe die Situation konservativer Parteipolitik im Deutschen Bundestag. IfS-Leiter Erik Lehnert zieht in »Alltag und Heilserwartung – vier Jahre AfD im Bundestag« eine Bilanz (Lehnerts Analyse können Sie sich hier als Vortrag auf der IfS-Akademie in aller Ausführlichkeit anschauen) und Dirk Alt entwirft einen »medialen Strategiewechsel für die AfD«.
Darüber hinaus unterzieht Sezession-Redakteur Benedikt Kaiser mit »Der Kampf gegen rechts als Teil des ›Great Reset‹« die politischen Freund-Feind-Dynamiken innerhalb der Coronakrise einer detaillierten Betrachtung (hier der dazugehörige Vortrag auf der zurückliegenden IfS-Akademie) und verdichtet so einen wesentlichen Analysegegenstand seiner jüngsten IfS-Studie Corona und Profit (hier erwerben).
Im neuen Vorstellungsvideo zur Sezession 104 hat er die Gelegenheit, diesen noch einmal selbst ausführlich zu erläutern. Zusammen mit Sezession-Chefredakteur wird die Lage am Ende des Jahres 2021 schonungslos sortiert:
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Teil dieser Lage ist die bereits in den Netzfundstücken 103 »Spitzel, Kühnert, Kickstart« thematisierte Beobachtung des IfS durch den Verfassungsschutz. Der Publizist Thorsten Hinz nahm diesen Vorgang zum Anlaß der Bundesrepublik in der Jungen Freiheit »Denunziantentum als Staatstugend« zu attestieren.
In einer ähnlichen Weise wie Dr. Dr. Thor von Waldstein in seinem formidablen Vortrag zur »Republik ohne Volk« (hier anschauen) setzt Hinz an den qua Geburtsfehler systemimmanenten Fehlentwicklungen der BRD an:
Dieser Wunsch, [das Land nach der Wende in postnationale Strukturen aufzulösen], einte Kommunisten, Grüne, Sozialdemokraten, Liberale und Unionschristen und bietet die Erklärung, weshalb die SED-Nachfolger sehr schnell zum demokratischen Lager gezählt wurden, während jene, die für Volkssouveränität und den Beibehalt des demokratischen Nationalstaates eintreten, wie jetzt im VS-Bericht von Sachsen-Anhalt mit Drohformeln wie »rassistische und biologistische Sichtweisen« oder »völkische® Kollektivismus« belegt, als heimliche Wiedergänger des NS-Regimes gebrandmarkt und faktisch vogelfrei gestellt werden. Der »Kampf gegen Rechts«, zu dessen Hauptakteuren der VS zählt, ist ein Kampf gegen das kollektive Selbst, ein Akt der Autodestruktion.
Hinz weiter:
Von einem neurotisierten Gemeinwesen darf man wohl sprechen, wenn die Unterscheidung, wer dazugehört und wer nicht, ja schon die Erörterung der Frage zum verfassungsfeindlichen Vergehen erklärt wird. Eine Gesellschaft, die den Unterschied von Innen und Außen nicht mehr wahrhaben will, stellt ihre Existenz in Frage. Wo der »Organismus des Miteinanders« auf Selbstauflösung programmiert ist, herrscht ein kollektiver Wahn und verlieren Begriffe wie Demokratie, Moral, Wahrheit ihren Sinn.
Den gesamten lesenswerten Artikel finden Sie hier:
DENUNZIANTENTUM ALS STAATSTUGEND
Außerdem gab die JF IfS-Leiter Erik Lehnert in der aktuellen Ausgabe die Gelegenheit, in Rahmen eines Interviews zu der Beobachtung Stellung zu beziehen und bekräftigt noch einmal, was er bereits im Interview mit der österreichischen Tagesstimme (hier nachlesen) als Motivation des VS vermutet:
JF: Seit 2020 hat der Landesverfassungsschutz das IfS als „Verdachtsfall“ geführt. Warum kommt Ihrer Ansicht nach jetzt die Hochstufung zu „gesichert rechtsextrem“?
Lehnert: Das steht in Zusammenhang mit der Kampagne des Bundesverfassungsschutzes gegen die AfD, die mit dem Maaßen-Nachfolger Thomas Haldenwang als Präsident des Amtes neuen Schub bekommen hat. Der hält die AfD bekanntlich als Ganzes für rechtsextrem, hat aber vor mehreren Verwaltungsgerichten Niederlagen kassiert. So verlegt er sich nun darauf – wozu er übrigens von der Presse aufgefordert wurde –, die »Ränder«
der AfD, den sogenannten vorpolitischen Raum, zu beschneiden. Denn der ist juristisch viel leichter anzugreifen als die AfD, die als Partei, im Gegensatz zu einem bloßen Verein wie uns, einen höheren grundgesetzlichen Schutz genießt.
Es wäre aber nicht die Junge Freiheit, wenn nicht subkutan die eigene Selbstverharmlosungsstrategie als Ausweichmöglichkeit vor dem VS eingestreut werden würde, anhand derer man dem IfS eine Teilschuld an der Beobachtung zuweist und somit die eigene These zur Radikalisierung des IfS nach dem Bruch 2014 zu untermauern sucht. Lehnert kontert diese Versuche der Schuldzuweisung jedoch souverän:
JF: Sie bleiben dabei, Sie haben die Beobachtung nicht begünstigt?
Lehnert: Ich will mir die Antwort nicht einfach machen, aber auch auf die über zwanzig Jahre gesehen, die es das IfS nun gibt, erinnere ich mich, abgesehen von Kleinigkeiten, an nichts, von dem ich sagen könnte, es war ein entscheidender Fehler. Die Frage ist auch: Was will man? Wenn wir hätten gefallen wollen, wären wir der Jungen Union beigetreten, statt das IfS zu gründen.
Für diejenigen, die ein Netzabo der JF halten, gibt es das Interview hier in voller Länge:
Wo würde uns die Selbstverharmlosung hinführen? Zu einem für sakrosankt erklärten Grundgesetz? Und ist Denken ohne Radikalität nicht frucht- und damit schlußendlich nutzlos? Eine solche Anpassungsleistung bedeutete den totalen Verlust an Haltung, die Aufgabe jeglicher Heiligkeit vor dem »gesunden Menschenverstand« der Masse. Die Schere im Kopf ist keine Option!
Warum dem so ist, veranschaulicht der belgische Historiker Prof. Dr. David Engels mit seiner Rede »Sie wollen ein anderes Europa – wir wollen das alte zurück!« auf der 6. Vollversammlung der wahren Schwarmintelligenz in Essen:
[Es kann uns] nicht darum gehen, den Kampf auf einer rein institutionellen Ebene zu führen. Es geht vorrangig nicht um die Frage, wo und wie am besten die Entscheidungen über unsere Zukunft fallen sollen und welche Kompetenzen nun fortan in Brüssel, Berlin, Düsseldorf oder Aachen verwaltet werden sollen. Es geht um einen viel wichtigeren Kampf, nämlich den der Werte, und dieser Kampf wird sich nicht auf wundersame Weise entscheiden, indem Kompetenzen verlagert und auf den angeblich »gesunden Menschenverstand« der Bürger vertraut wird.
Engels schließt daraus:
Es kann uns daher nicht nur um die Rückkehr zum angeblichen guten alten »Rechtsstaat« der 1980ern gehen: Eben jener Rechtsstaat hat uns dahin gebracht, wo wir heute stehen. Wir müssen daher also nicht daran arbeiten, das politische System zu »befreien«, denn ansonsten würde es nur wie ein ausgezogenes Gummi wieder an seine Ursprungsstelle zurückschnellen. Wir müssen vielmehr für einen allgemeinen Paradigmenwechsel kämpfen; unser Kampf darf nicht um Formalia, sondern muss um die Seelen der Menschen gehen.
Engels unverblümtes radikales Denken, führt ihn erst zu den Wurzeln der sozialen und politischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte und damit zu den nachhaltigen Lösungsansätzen für einen Weg aus der Krise. Seine Rede verdeutlichtet: Wer sich selbst verharmlost, der hat schon verloren.
Die vollständige Rede lesen Sie hier:
SIE WOLLEN EIN ANDERES EUROPA – WIR WOLLEN DAS ALTE ZURÜCK!
brueckenbauer
Hinz' meint, es handele sich um eine "neurotisiertes" Gemeinwesen, das nicht zwischen Innen und Außen unterscheiden kann und daher auf Selbstauflösung programmiert ist.
Das sehe ich nicht so. Es handelt sich um ein bekanntes und nicht neues Phänomen: Ein ethnischer Staat soll in einen Gesinnungs-bzw. Konfessionsstaat überführt werden. Nur der Gesinnungstreue ist dann noch ein "bon citoyen". Dass die zukünftige Grenze der Zugehörigkeit eine Gesinnungsgrenze sein soll, steht bereits fest; es wird lediglich noch nicht deutlich darüber gesprochen, wo genau diese Gesinnungsgrenze gezogen werden wird.