Volkstod – Volksauferstehung: Leserrezension 1

Der Briefwechsel über das Thema Volkstod-Volksauferstehung, den Caroline Sommerfeld und Martin Barkhoff führten, hat Reaktionen provoziert.

In die­ser Hef­tig­keit geschieht das einem Ver­lag nicht mit jedem Buch. In Abstim­mung mit den Autoren legen wir drei Leser­re­zen­sio­nen vor und begin­nen mit der von Gus­tav Gram­bau­er. Exem­pla­re die­ses wich­ti­gen Brief­wech­sels, der eine beson­de­re und bestür­zen­de Spur durch der Mise­re unse­rer Zeit zieht, sind hier noch zu haben.

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Leser­re­zen­si­on 1 – von Gus­tav Grambauer

Ein­lei­tend sei dem Rezen­sen­ten, obwohl nur Leser, gestat­tet, Mar­tin Bark­hoff zu sei­nem Mut zu gra­tu­lie­ren, eine Ver­öf­fent­li­chung im Ver­lag der “Super­sprea­der” ein­zu­ge­hen. Als eben­so mutig ist der Vor­stoß aus der Bin­nen­sicht des rech­ten Spek­trums zu schät­zen, dabei nicht zuletzt das ver­le­ge­ri­sche Wag­nis unter Public-Rela­ti­ons-Gesichts­punk­ten gesehen.

Die­ser Leser­bei­trag wird sich zunächst auf die gan­ze Majes­tät des zugrun­de­lie­gen­den The­mas bezie­hen und dann auf die Publi­ka­ti­on ein­ge­hen. Also zunächst zum zugrun­de­lie­gen­den Thema.

Der Brief­wech­sel behan­delt die Schick­sals­fra­gen des deut­schen Vol­kes in einer Tie­fe und Höhe, in der man dazu wohl noch nie im rech­ten poli­ti­schen Spek­trum des deutsch­spra­chi­gen Rau­mes gele­sen hat. Dabei baut er auf der Spi­ri­tua­li­tät des Abend­lan­des auf, und zwar davon aus­ge­hend, daß das eso­te­ri­sche Chris­ten­tum als Kern der anthro­po­so­phi­schen Geis­tes­wis­sen­schaft deren Ach­se bil­det – zu denen die Brie­fe im sel­ben Zuge, soweit in die­sem For­mat mög­lich, eine bei­läu­fi­ge und selbst­ver­ständ­lich nur lücken­haf­te ers­te Ein­füh­rung bie­ten. Dem huma­nis­tisch gebil­de­ten Leser soll­te es ent­ge­gen­kom­men, daß somit die anste­hen­den Her­aus­for­de­run­gen für die Deut­schen aus dem Kul­tur­strom seit der Anti­ke her­aus auf­ge­wor­fen und erör­tert wer­den. Wie bereits mit dem Titel “Volks­tod – Volks­auf­er­ste­hung …” ange­deu­tet, wird dies aller­dings mit einer Lebens­hal­tung ver­tieft, die in den äuße­ren Ereig­nis­sen oder Her­aus­for­de­run­gen kon­se­quent das Abbild des Mys­te­ri­ums von Gol­ga­tha sucht.

Ein Zufalls­fund beim Goo­geln zu den Stich­wor­ten “lieb­knecht + gol­ga­tha­weg” ergab, daß im Volks­bil­dungs­we­sen der DDR die Fra­ge erör­tert wur­de, ob die Ermor­dung Lieb­knechts und Luxem­burgs eigent­lich – aus der Sicht der Arbei­ter­be­we­gung – ’sinn­voll’ war, und dies vor dem Hin­ter­grund der letz­ten öffent­li­chen Wor­te Lieb­knechts (in der “Roten Fah­ne”) vor sei­ner Ermor­dung, in der er der deut­schen Arbei­ter­klas­se den, aus­drück­lich, ‘Gol­ga­tha­weg’ zur ‘Erlö­sung’ gewie­sen hat­te (im Ori­gi­nal aller­dings wie­der­um mit dem Ziel der “Beherr­schung der erlös­ten Welt durch unser Pro­gramm”). D. h. wenn die gesot­tens­ten dia­lek­ti­schen und his­to­ri­schen Mate­ria­lis­ten durch­drin­gen­der als so man­cher land­läu­fi­ge Christ das Chris­tus-Prin­zip als ein Prin­zip (eben: das Prin­zip von Tod und Auf­er­ste­hung) erfas­sen und es mit auf­ge­knöpf­ter Brust begrü­ßen, “vom Gip­fel in die Tie­fe geschleu­dert zu wer­den” (Lieb­knecht), dann soll­ten doch auch die Rech­ten, ob kon­fes­sio­nell-christ­lich ein­ge­stellt oder nicht, in der Lage sein, sich auf das “Stirb-und-Wer­de” ein­zu­las­sen.

Dem Rezen­sen­ten ist zu Ohren gekom­men, daß die in Schnell­ro­da ein­ge­gan­ge­nen Rück­mel­dun­gen auf das Buch teil­wei­se empör­ter Art waren. Sofern die­se mög­li­cher­wei­se von Chris­ten kamen – hat­ten die Betref­fen­den eigent­lich ange­nom­men, das deut­sche Volk als sol­ches wür­de nicht, so wie jeder ein­zel­ne Christ, sein Kreuz auf­neh­men müs­sen (Mat­th. 16, 24) bzw., noch umfäng­li­cher for­mu­liert, hät­te nicht durch das Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha inklu­si­ve Höl­len­fahrt hin­durch­zu­ge­hen?! Oder hat­ten sie ange­nom­men, Sta­lin­grad hät­te auch nur das gerings­te mit dem Voll­zug die­ses Mys­te­ri­ums zu tun gehabt bzw. nach Sta­lin­grad bestün­de die­se Not­wen­dig­keit etwa nicht mehr?

Oder falls die empör­ten Rück­mel­dun­gen von Lite­ra­tur­ken­nern kamen – hat­ten die Betref­fen­den etwa ange­nom­men, Par­zi­val sei kein Arche­ty­pus, son­dern ein­fach ein lite­ra­tur­his­to­risch inter­es­san­ter Ves­ro­man­held, der in der heu­ti­gen Zeit gar kei­ne Bedeu­tung mehr und mit ihnen selbst gar nichts zu tun hätte?

Caro­li­ne Som­mer­feld weist dahin­ge­hend in einem der Brie­fe (Sei­te 70) auf den Mono­my­thos der Hel­den­rei­se hin. Zum Stich­wort ‘hel­den­rei­se’, d. h. für den deutsch­spra­chi­gen Raum, bekommt man bei Goog­le etwa 320.000 Tref­fer, zu ‘kanye + west + trump + hero’s + jour­ney’ sogar weit mehr als vier Mil­lio­nen Tref­fer (West war der Pro­mo­tor die­ses Mono­my­thos, absichts­voll weg­wei­send für die Patrio­ten in den USA). D. h. das Grund­prin­zip ist längst mas­sen­haft bekannt und wird auch längst mas­sen­haft be- bzw. ver­ar­bei­tet, wenn auch groß­teils nicht auf dem hohen Niveau der Anthro­po­so­phie, respek­ti­ve nicht auf dem hohen Niveau des hier in Rede ste­hen­den Brief­wech­sels. Wäh­rend also in Nord­ame­ri­ka Tom, Dick & Har­ry und im deutsch­spra­chi­gen Raum Max und Eri­ka Mus­ter­mann längst in Semi­na­ren und The­ra­pien schmerz­haft durch die ‘dunk­le Rei­se der See­le’ hin­durch­ge­hen, mehr oder weni­ger in dem Bewußt­sein, dies auch für ihr Volk zu tun, bekommt man mit der Such­funk­ti­on bei www.sezession.de zu ‘hel­den­rei­se’ exakt null Tref­fer. So muß lei­der offen­bar das Fazit gezo­gen wer­den, daß die deut­sche Rech­te noch nicht über die Stu­fe 1 des Hel­den­rei­se-Zyklus nach Vog­ler hin­aus­ge­kom­men ist:

“Aus­gangs­punkt ist die gewohn­te, lang­wei­li­ge oder unzu­rei­chen­de Welt des Hel­den (‘gewohn­te Welt’)”.

Gut, daß die Anre­gung für den nächs­ten Schritt also jetzt kommt.

Nun etwas zum Brief­wech­sel selbst.

Zunächst eine War­nung. Es soll­te vor­aus­ge­schickt wer­den, daß er mit der gan­zen Ver­ve des Den­kens-Füh­lens-Wol­lens ver­faßt ist, und, soll der Leser nicht dar­an ver­zwei­feln, mit mehr als nur dem Ver­stan­des­ap­pa­rat auf­ge­nom­men wer­den muß. Kein Stoff für ver­kopf­te, rigi­de Ete­pe­te­tes aus dem Haber­mas­schen Dis­kurs­kol­lek­tiv! Hier wird ernst­haft und ver­tieft im wohl­ver­stan­de­nen Sin­ne geis­tig gear­bei­tet, hier kratzt die Feder wie es auch dem Verlagskonzept

Kon­zept

ent­spricht; kein Stoff also auch für die Spin­dok­to­ren der trick­rei­chen Mas­sen­ma­ni­pu­la­ti­on, kein Stoff für die­je­ni­gen, die gern die Per­spek­ti­ve der Rech­ten in deren mas­sen­taug­li­chem Auf­bre­zeln sehen wol­len, kein Stoff für die Jün­ger der Ver­nunft­re­li­gi­on, kein Stoff für die Ein-The­ma-Leu­te mit Sprung in der Schall­plat­ten­ril­le. Es ist also z. B. kein Stoff für die Lar­moy­ie­rer aus der “Demographie”-Schmollecke (wobei auch schon vor der Publi­ka­ti­on des Brief­wech­sels viel­fach ja das Hoch­pflan­zen anstatt des Fort­pflan­zens anemp­foh­len wor­den war), aber eben­so­we­nig ein Stoff für die Klos­ter­frau-Melis­sen­geist-Frak­ti­on – und dies gilt auch für die­je­ni­gen, denen zwar die Anthro­po­so­phie bekannt ist, die aber deren Erneue­rungs­di­men­si­on aus­blen­den wollen.

An den Gedan­ken­füh­run­gen der bei­den Autoren fällt auf, wie wenig vom eigent­li­chen Gegen­stand, Deutsch­land bzw. dem deut­schen Volk, die Rede ist. Den­noch wird das The­ma voll­um­fäng­lich aus­ge­schöpft. Die Metho­de, bewußt gewählt oder nicht, erin­nert an die Auto­bio­gra­phie Rudolf Stei­ners, in der die­ser sei­nen Lebens­gang so wenig wie mög­lich von sich selbst aus­ge­hend, und dafür so weit wie mög­lich gespie­gelt durch sei­ne Mit­men­schen darstellt.

Kri­tisch anzu­mer­ken ist so man­ches, ein Groß­teil davon geht sehr ins Per­sön­li­che – des­halb soll öffent­lich nur die fol­gen­de Emp­fin­dung eines Man­kos dar­ge­legt werden:

So wie Stei­ner im Volks­sel­en­zy­klus (GA 121, Aus­ga­be 2001) die Nie­der­lan­de in ihrer Abspal­tung vom Deutsch­tum (Sei­te 55) oder Por­tu­gal in sei­ner Abspal­tung vom Spa­nier­tum (Sei­te 64) cha­rak­te­ri­siert, hät­te aus Rezen­sen­ten­sicht die deut­sche Tei­lung schwer­punkt­mä­ßi­ger bear­bei­tet wer­den kön­nen, zumal die psy­cho­lo­gi­sche Tei­lung (mit der Eigen­art des Ost-Volks­see­len-Aspekts) offen­bar per­spek­ti­vi­scher Natur ist, also vor­erst blei­bend sein wird, und wobei mög­li­cher­wei­se auch eine erneu­te poli­ti­sche Tei­lung Deutsch­lands abzu­se­hen ist, u. a. vor dem Hin­ter­grund des Schei­terns der Ein­he­gung Deutsch­lands mit der Euro­päi­schen Uni­on, wor­auf­hin für einen erneu­ten Ver­such der Ein­he­gung eine erneu­te Tei­lung nicht außer­halb aller Wahr­schein­lich­keit sein dürf­te. Bereits war es die – vor der Öffent­lich­keit frei­lich auf das Sorg­sams­te ver­heim­lich­te – Prä­mis­se der BRD-Bun­des­re­gie­rung unter Kohl, daß aus der deut­schen Tei­lung sogar zwei ganz ver­schie­de­ne deut­sche Völ­ker her­vor­ge­gan­gen wären; Kohl damals zu Gorbatschow:

… wirt­schaft­lich wer­de man die ‘Deut­sche Ein­heit’ schnell meis­tern, aber – Zitat – “Michail Ser­ge­je­witsch, wir sind da drüben im Osten einem frem­den Volk begeg­net. Die sind ganz anders als wir. (zitiert nach Egon Krenz, “Rot­fuchs” / Dezem­ber 2021)

Noch ein Gedan­ke zur Abrun­dung. Das Rit­ter­tum hat sich sei­ner­zeit in der höfi­schen Kul­tur und dabei bspw. in sei­nem Ver­hält­nis zum weib­li­chen Pol, wie manch­mal gesagt wird, ‘völ­lig neu selbst erfun­den’, sich gleich­sam selbst meta­mor­pho­siert, und dies mit einem ziem­li­chen Über­ra­schungs­mo­ment. Der Rezen­sent geht davon aus, daß ein Sich-völ­lig-neu-selbst-Erfin­den frü­her oder spä­ter in ähn­li­cher Wei­se auch für die heu­ti­ge Rech­te ansteht – und daß der vor­lie­gen­de Brief­wech­sel dafür bereits eine ers­te Arbeits­ba­sis bie­ten kann. Abschlie­ßend sei den­je­ni­gen, die das The­ma auf die Anthro­po­so­phie selbst bezo­gen ver­tie­fen wol­len und dazu auch ein gewis­ses Grund­la­gen­wis­sen mit­brin­gen, noch das Buch Kul­mi­na­ti­on, Grab und gol­de­ne Zeit der Anthro­po­so­phie von Mar­tin Bark­hoff empfohlen.

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Kommentare (46)

Der Gehenkte

1. April 2022 12:05

Da ich vor einiger Zeit mein Erstaunen über diesen Text auf dieser Seite kund getan habe, fühle ich mich jetzt natürlich in der Pflicht, zu reagieren. Allerdings nur, um mitzuteilen, daß ich im Moment aus arbeitstechnischen und privaten Ursachen nicht reagieren kann, mir dies aber für später vorbehalte - wenn nicht hier, dann andernorts.

GGs Besprechung ist insofern nützlich, als sie uns darüber belehrt, für wen der Text alles nicht geeignet ist ... und das ist eine Menge, zieht man die Rhetorik ab. Umgekehrt macht er mit der Ausschließung auch deutlich, was der Text in seinem Wesen - vom Inhalt unabhängig - ist, nämlich eine argumentative und sprachliche Selbsteinschließung in höhere, von Steiner erleuchtete Sphären, mit anderen Worten: anthroposophische Esoterik. Das gilt um so mehr für die fortführende Lektüre der "Kulmination". Das alles bedeutet natürlich nicht, daß der BW nicht auch bahnbrechende Gedanken enthält ...

Zugegeben: der das sagt, hat keine Ahnung - auch wenn er die Anthroposophie in Schlüsseltexten studiert hat, ist ihm die Erleuchtung versagt geblieben.

Der Gehenkte

1. April 2022 12:21

... was uns leider auch von GG nicht mitgeteilt wird, ist, worin eigentlich der positive Ertrag des BW liegt. In eine Sprache übersetzt, die auch dem Uneingeweihten zugängig ist.

Niekisch

1. April 2022 12:31

"Zunächst eine Warnung...mit mehr als nur dem Verstandesapparat aufgenommen werden muß".

@ Gustav Grambauer: so wird es dann wohl hier wie schon des öfteren vergleichbar mit der Szene in der Sibille kommen: im Gerichtskampf weigert sich Markair, der Mörder, der gegen einen Hund antreten muß, die Reliquie zu küssen sowie Gott anzurufen und offenbart damit seine Schuldigkeit ( vgl. Bloh, Ute von: Ausgerenkte Ordnung. Vier Prosaepen aus dem Umkreis der Gräfin Elisabeth von Nassau-Saarbrücken; "Herzog Herpin", Loher und Maller", "Huge Scheppel", "Königin Sibille", Tübingen 2002 )

Laurenz

1. April 2022 13:43

@Gustav Grambauer

Beziehe mich nur auf Ihren Text. Zum ersten erachte ich Ihn als gut & verständlich geschrieben. Wie Sie wissen, kann ich mit dem Golgatha-Konzept nicht viel anfangen, weil ich dieses nur als schlechte Kopie empfinde. Das deutlichste Synonym für das, was Sie ausdrücken wollten, wäre wohl "Wie der Phoenix aus der Asche". Die älteste schriftlich bekundete Heldenreise ist die des sumerischen Königs Gilgamesch, welcher in der Gottwerdung scheiterte & Mensch blieb. Eine früh bekannte erfolgreiche Heldenreise ist die des Herkules, welcher in den Olymp aufgenommen wurde. Wenn man allerdings auf unseren Kulturraum schauen möchte, so ist die Grals-Geschichte wohl keltischen Ursprungs. Der verchristlichte Gral, in seiner eigentlichen Bedeutung reduziert, steht heute wohl in einem spanischen Kloster. Deutsche Heldenreisen, ob menschlich oder göttlich, sind oft vom Scheitern geprägt, im Märchen hingegen kann man desöfteren Erfolge wahrnehmen. Hätte mir von Ihnen gerne eine inhaltliche Essenz des Briefwechsels in 2 Sätzen gewünscht.

Monika

1. April 2022 13:46

Als Christ habe ich Vorbehalte gegenüber der Anthroposophie und kann mit Rudolf Steiners „Erkenntnisweg“ und esoterischem Christusbild überhaupt nichts anfangen. Trotzdem habe ich das Buch bestellt, gestehe, ich fand es mehr als befremdlich. Die kluge, junge Nonne, die in dem Buch zur „Volksauferstehung“ befragt wurde, rückt die Dinge allerdings richtig:“Die Würde der Völker bestehe darin, nicht ein Zweck in sich selbst zu sein, sondern ein Mittel, um die Seelen der Menschen zu Gott zu führen.“ Besser kann es ein Nikolai Berdjajew auch nicht ausdrücken: „ Die Werte der Kulturen sind unsterblich, in der Kultur wohnt ein unsterbliches Prinzip; die Völker selbst jedoch als lebendige Organismen, die ihr Geschick in der Geschichte ausleben, sind sterblich; nach der Periode ihrer höchsten Blüte beginnen sie niederzugehen und hinfällig zu werden.“ ( in Berdjajew: Der Sinn der Geschichte/ Das Ende der Geschichte)  In diesem Sinne ist nicht nur das deutsche Volk dem „Untergang geweiht“, sondern der Zerfall betrifft alle europäischen Völker. Mit ausschließlich biologischen oder politischen Maßnahmen  ist hier gar nichts zu retten. Dass die „Mission der Deutschen noch nicht erfüllt ist“ ( Barkhoff) kann man auf verschiedene Weise deuten. Mir gefällt die Sichtweise der Nonne allerdings besser als die der Ethnopluralisten. Und jetzt zerreißt mich.

Niekisch

1. April 2022 15:07

Ohne andere Gedanken und Vorstellungen antasten zu wollen, ist für mich einer der offenbarensten Texte dieser: 

Nicht stirbt das Leben

"Wenn man, mein Lieber, diesen großen Baum an der Wurzel anhiebe, so würde er bluten, aber leben;

 wenn man ihn in der Mitte anhiebe, so würde er bluten, aber leben;

wenn man ihn an der Krone anhiebe, so würde er bluten, aber leben.

Er ist vom Leben, von der Seele erfüllt und steht mit den Wurzeln sich vollsaugend

fröhlich da.

Wenn das Leben seiner Zweige einen verläßt, so verdorrt dieser;

wenn es den zweiten verläßt, so verdorrt dieser;

wenn es den dritten verläßt, so verdorrt dieser.

Verläßt es den ganzen Baum, so verdorrt er ganz.

Ebenso, mein Lieber, wisse", so sprach jener:

"Vom Leben verlassen, stirbt allerdings dieser Leib,

aber nicht stirbt das Leben.

Was dieses feine Ding ist , derartig ist die ganze Welt,

das ist das Reale, das ist der Atman,

das bist du, Svetaketu".

( Chandogya-Upanisad )

Ein Bild für unser Volk? Seine Zweige sind verdorrt, der ganze Baum ist im Verdorren begriffen, dieses unerklärbare feine Ding aber, der Lebensfaden aus früher und morgen, hält sich bereit, gesponnen zu werden. 

 

t.gygax

1. April 2022 16:57

"Mysterium von Golgatha"- übertragen auf den Weg eines Volkes, das ist schon eine steile These. Aber bei Anthroposophen schon früher im Denken vorhanden. Werner Georg Haverbeck hat in "Rudolf Steiner- Anwalt für Deutschland", 1989 im Herbig Verlag veröffentlicht ( das war damals noch möglich!), vieles schon gesagt, was 35 Jahre später jetzt auf der Ebene dieses Briefwechsels diskutiert wird.

Haverbeck war  übrigens einer der ganz wenigen Anthroposophen, der auch konsequent die Grenzen des manchmal extrem "versteinerten"  Denkens in der Szene sprengte-und dafür natürlich dann auch  bei info3 etc. persona non grata wurde.

Es geht in den inneren Zirkeln dort nicht anders zu als sonst überall auf der Welt, nämlich übel.

nom de guerre

1. April 2022 17:13

Sehr interessante Rezension, die aber etwas in Rätseln spricht. Was ist denn z.B. die Klosterfrau-Melissengeist-Fraktion?

Ich überlege mir den Kauf dieses Buches seit seinem Erscheinen, weil der Titel mich neugierig macht/provoziert. Dagegen spricht 1. der Stapel noch nicht gelesener Bücher und - wichtiger - 2. meine fehlenden Vorkenntnisse zur Anthroposophie. Ob ich den Briefwechsel ggf. trotzdem verstehen kann, beantwortet mir der Text leider nicht wirklich. (Kann Herr Grambauer mglw. aber auch nicht, weil er dieses Defizit nicht hat.) Vielleicht weiß ich nach den beiden anderen Rezensionen mehr?

Klosterfrau-Melissengeist-Fraktion: bei mir diejenigen, die lediglich aus dem äußeren Gepräge des Christentums ihren Nektar saugen oder überhaupt nur ein rein habituelles Verhältnis zu ihm pflegen, - G. G.

Lausitzer

1. April 2022 18:01

Ich bin sehr angetan von dieser Rezension und werde wohl die Kommentare von Herrn Gustav Grambauer mit mehr Interesse in Zukunft lesen. Ich habe Caroline Sommers Gedankengänge sehr verfolgt über ihre letzten Veröffentlichungen und war sehr gespannt auf diesen Briefwechsel. Allerdings musste ich ihn nach einigen Briefwechseln zunächst wieder ins Regal verbannen, zu esoterisch und geschwollen war mir die Lektüre. Nach Grambauers wohlwollender Rezension werde ich wohl doch wieder da weiterlesen, wo ich aufgehört habe. Die Distanz zum Text wird aber größer sein als beim ersten Mal. Ich habe mich einige Jahre meines Lebens in esoterischen Kreisen bewegt und habe die Esoterik als einen Fehlweg in meinem Leben eingestuft.

Imagine

1. April 2022 18:13

Mit Wiederauferstehungs- und Wiedergeburtsnarrative trösten sich die Menschen über die Begrenztheit und Endlichkeit des menschlichen Lebens hinweg. Sie bewältigen so Angst und Schmerz.

Religion sei das Opium des Volkes, meinte Marx. Daher kann und sollte man dieses Mittel dem Volk nicht nehmen. Man kann jedoch die Religion mit einer Philosophie ersetzen, welche den Menschen ermöglicht, die Realität psychisch zu verarbeiten.

Feuerbach erkannte, dass die heilige Familie eine Projektion der irdischen in den Himmel ist.

Wiederauferstehung ist ein Mythos. Niemand kennt einen wiederauferstandenen Menschen, es sei denn im Märchen oder im Film.

Kein Volk ist jemals wiederauferstanden. Zivilisationen und Völker gehen unter. Und die Menschheit lebt weiter.

Realisten interessiert weniger die Frage, ob es ein Leben nach dem Tode gibt, sondern wie sie ihr eigenes Leben lebenswert machen können.

Zumal wenn sie in einer Gesellschaft leben, die menschen- und lebensfeindlich ist, wo es „kein richtiges Leben im falschen“ (Adorno) gibt.

Niekisch

1. April 2022 18:39

"Werner Georg Haverbeck hat in "Rudolf Steiner- Anwalt für Deutschland", 1989 im Herbig Verlag veröffentlicht ( das war damals noch möglich!), vieles schon gesagt, was 35 Jahre später jetzt auf der Ebene dieses Briefwechsels diskutiert wird".

@ t.gygax 16:57: In dem Werk der Eheleute Haverbeck "Der Weltkampf um den Menschen - Eine deutsche Selbstbesinnung, Grabert 1995, S. 115 heißt die Kapitelüberschrift "Der Kampf um den Menschen 1. Kreuzigung und Wandlung". S. 134: "So erhebt sich die bange Frage, ob am Ende des Zweiten Jahrtausends eine neue Kreuzigung vollzogen wird, eine Kreuzigung des Menschenwesens schlechthin, nachdem zuvor sein Repräsentant herabgewürdigt, entgöttlicht wurde durch die Wegrationalisierung von Kreuzestod und Auferstehung". Nach Jesus, deutschem Volk jetzt auch noch der Mensch an sich.

Wenn es eine Parallele - allerdings provokatös - zwischen Golgatha und Neuzeit gibt, dann vielleicht zu 1919, als Deutschland verurteilt und 1946, als zu Purim ein Angehöriger des Anklägervolkes auch den Henker stellte. 

Niekisch

1. April 2022 18:48

"Was ist denn z.B. die Klosterfrau-Melissengeist-Fraktion?"

@ nom de guerre 17:13: Meine Mutter hat in den 60iger/70iger Jahren das Zeugs getrunken. Damals war das bei Frauen beliebt. Eine Fraktion davon dürfte es kaum noch geben. Allenfalls einige wenige Einzelkämpferinnen. Die lesen den Briefwechsel eh nicht mehr.

Laurenz

1. April 2022 19:37

@Nom de Guerre

"Was ist denn z.B. die Klosterfrau-Melissengeist-Fraktion?"

Kann Ihnen nur mitteilen, was ich darunter verstehe. Klosterfrau-Melissengeist- & Doppelherz-Konsumenten, sind Leute, die moralisch legitimiert, (weil das Zeugs gesund sein soll, aus medizinischen Gründen) Alkohol trinken. Man nennt das Gesöff auch Alt-Weiber-Glück.

RMH

1. April 2022 20:43

Die Beiträge von G.G. sind immer lesenswert. Das besprochene Buch habe ich nicht gelesen, insofern wollte ich mich eigentlich nicht äußern.

Da es jetzt in der Debatte aber auch diskutiert wird, möchte ich nur dahin gehend klugsch..., dass nach meiner Erinnerung Steiner das Mysterium von Golgatha nicht volksbezogen oder als Ergebnis eines Volkscharakters sieht, sondern Menschheitsbezogen. Insofern sollte man das partielle Schicksal Deutschlands etwas unterhalb von Begriffen wie Golgatha oder Kreuzigung und Wiederauferstehung ansiedeln - auch wenn es manchem schwer fällt.

Ich bin aber kein Steiner-Jünger und das steht unter Irrtumsvorbehalt.

Gustav Grambauer

1. April 2022 21:56

RMH

Der Sinn des Mysteriums von Golgatha liegt aus anthroposophischer Sicht in der Geburt des Ich, und sowohl Menschen als auch Völker als auch die Menschheit sind aus dieser Sicht potentiell oder tatsächlich Träger eines Ich. Aus dieser Sicht war das Mysterium von Golgatha in seinem urbildlichen Vollzug durch Christus Jesus einmalig - und dennoch vollzieht es sich unentwegt und überall.

- G. G.

Franz Bettinger

1. April 2022 23:14

@Anthroposophie oder Bibel. Es ist doch so: Wenn Dir der Herr oder ein Engel im Schlaf begegnet, nicht im Traum, also wenn er ganz konkret und wirklich vor Dir steht und zu Dir spricht, dann musst Du anderen nichts mehr beweisen. Dir selbst sowieso nicht. Denn dann weißt Du, dass es diese (Wesen, Gott, Engel, Aliens, das Spirituelle ...) gibt, basta. Aber was machen, wenn das nicht passiert? Keine Erscheinung, keine Erleuchtung, nix dergleichen? Diesen Armen bleibt nur, wackelige Gottes-Beweise zu bemühen (vom Uhrmacher und so weiter). Mea culpa?

Gracchus

2. April 2022 01:33

I.

Ich habe den Briefwechsel mit großem Erkenntnisgewinn gelesen. Dies setzt vermutlich eine gewisse Gestimmtheit voraus (was aber für jede Lektüre gilt), aber man muss dafür kein eingefleischter Anthroposoph sein (was auch immer das sein soll sein). Der Erkenntnisgewinn resultiert vor allem daraus, dass er eine Spur legt, die zum Mit- und Weiterdenken anregt; wer auf dieser Spur nicht mitgehen will, ist dazu ja nicht gezwungen. Empörung ist da fehl am Platz. 

Mit am erhellendsten fand ich Barkhoffs Ausführungen zu dem, was er Schaffenschristum nennt - in Abgrenzung zum Kultchristentum. Wie er das mit den Vaterunser-Bitten in Beziehung setzt, ist sehr erhellend. Wenn ich das richtig verstehe, ist das deutsche Volk mit der Aufgabe betraut, dieses Schaffenschristentum zu entwickeln, das sich @ Laurenz nach Barkhoff aus einer starken keltischen Naturanschauung, einer Druidenkirche speist (was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann). 

 

 

Gracchus

2. April 2022 01:53

II.

Wo die Fragen anfangen: Wie kann ich mir Volkstod und -auferstehung konkrer vorstellen? Barkhoff gibt an einer Stelle das Beispiel das Römertum, das geistig in der katholischen Kirche "auferstanden" ist. Derzeit sehe ich, was die westlichen Gesellschaften angeht, in geistiger Hinsicht keine Entwicklung, aber auch keine Offenheit und Bereitschaft dazu - das kann tatsächlich Tod bedeuten, zunächst geistig, dann physisch. Nicht notwendig folgt daraus aber eine Auferstehung. Dinosaurier sind einfach ausgestorben. Der Impuls zum Schaffenschristentum könnte von einem anderen Volk aufgegriffen und gelebt werden. 

Laurenz

2. April 2022 02:10

@Gracchus

"das geistig in der katholischen Kirche "auferstanden" ist"

Naja, daran darf man seine Zweifel haben. Es gab mit Konstantin ein kurzes Aufflackern stabilisierender Momente für das Römische Reich. Aber kulturell wurde alles, was Rom an sich ausmachte, bis auf die Infrastruktur, vernichtet & erst 1.000 Jahre später in Florenz wieder ausgepackt. Insofern kann ich Ihnen da nicht zustimmen. Diese 1.000 Jahre waren zudem noch von einem kirchlichen Denkverbot geprägt, zumindest außerhalb der Kirche. Auch die Kreuzzüge stellten nur einen lächerlichen Versuch dar, für 200 Jahre die Ausbreitung des Islam aufzuhalten. Wir müssen hier also auch noch ein komplettes militärisches Versagen Europas feststellen, was über viele Jahrhunderte in die Dunkelheit führte. Erst die Portugiesen schafften es am Übergang zum 16. Jahrhundert das islamische Imperium zu umgehen, stellten aber auch keine Bedrohung für dieses dar.

Gracchus

2. April 2022 09:17

@Imagine

Und Marxismus ist das Opium westlicher im kapitalistischen Speck sitzender Intellektueller. Dass Sie mit Feuerbach kommen, zeigt einmal mehr, dass Sie tief im 19. Jhd. stecken geblieben sind, aber wenn Sie da stecken, könnten Sie doch Kierkegaard und Dostojewski zur Kenntnis nehmen. Als hl. Familie werden Josef, Maria und das Jesuskind bezeichnet, die auf der Erde lebten - wer projiziert die in den Himmel? War Feuerbach so originell? Es gibt eine lange theologische Diskussion über Gottesbilder im Juden- und Christentum, an erster Stelle im Dekalog. Man kann die These Feuerbachs umkehren und in der irdischen Vaterschaft eine Projektion der göttlichen Vaterschaft sehen. Beides ist wahr. Letztere Erkenntnis steht aber höher, weil sie beide Perspektiven umfasst. Weil Gott den Menschen projiziert, projiziert der Mensch, aber höchst unvollkommen, Gott. 

Ich bin schon einigen Menschen begegnet, für die der Gedanke an ein Weiterleben nach dem Tod nichts Tröstliches hat. Die Evangelien berichten von Begegnungen mit dem Auferstandenen. Die Auferstehung Christi ist etwas Anderes als Reinkarnation, und auch hinsichtlich Reinkarnation gibt es unterschiedliche Vorstellungen, wer oder was reinkarniert. Gibt es Reinkarnation, dann begegnen Sie ständig Reinkarnierten. 

Gracchus

2. April 2022 09:26

@Imagine 

Materialismus ist nicht Realismus, sondern ein Prokrustes-Bett. Eine Sichtweise kann man nicht als realistisch bezeichnen, wenn sie eine wesentliche Dimension der Wirklichkeit, nämlich die geistig-seelische, ausblendet oder allenfalls verkürzt in den Blick nimmt. Steiners Anthroposophie ist nicht durch Weltflucht gekennzeichnet, sondern zielt gerade auf das (bewusste) Wirken im Irdischen. 

Gracchus

2. April 2022 09:28

@Laurenz

Da habe ich eine These Barkhoffs referiert, und Sie haben dabei anscheinend das Wort "geistig" überlesen. Daher gehen ihre Einwände an der Sache vorbei. 

Hartwig aus LG8

2. April 2022 09:40

Es ist wie immer vertrackt mit Gustav Grambauer. Man versteht auf die Schnelle erstmal nur die Hälfte, muss den Abkürzungen hinterherstöbern, hat rätselhafte Floskeln vor sich. Dann steht man vor den Schwierigkeiten eines Perspektivwechsels ... was ja meist nicht leicht fällt. Und dann, nach einer Weile, gelingt es, Honig aus seinen Texten zu saugen.

Niekisch

2. April 2022 11:15

"Man versteht auf die Schnelle erstmal nur die Hälfte, muss den Abkürzungen hinterherstöbern, hat rätselhafte Floskeln vor sich".

@ Hartwig aus LGB 9:40: Mir geht es ähnlich sogar beim mehrmaligen Lesen, insbesondere bei 1.4. 21:56: Wenn der "Begriff "Mysterium nach der altgriechisch/lat. Bedeutung ein den Menschen betreffendes "Geheimnis" bedeutet, ursprünglich fußend auf antiken Geheimlehren und Riten, wie kann dann aus ebenfalls menschlicher, hier anthroposophischer Sicht einem im Dunkeln Liegenden ein Sinn gegeben werden? Ist ein Sinn erkannt, so muß auch sein Gegenstand erkennbar und erkannt sein. Andernfalls kann nicht auf die Geburt des Ich aus "dem Mysterium von Golgatha" geschlossen werden. Hat Gott zeitlich v o r  Golgatha einen Menschen  o h n e  Ich geschaffen? Wirkte Jesus als Mensch ohne Ich gegenüber seinen Jüngeren  ? Waren die Menschen Äonen v o r  Jesus Christus ohne eigenes Ich? 

Weiter II.

nom de guerre

2. April 2022 11:39

@ Laurenz u. Niekisch

Danke. Ja, das kann ich in meiner eigenen Familie bei dieser Generation bestätigen. Männer waren da oft ehrlicher (zu sich selbst) und kippten nach dem Essen gelegentlich einen Verdauungsschnaps hinterher.

@ G.G.

Ebenfalls danke. Interessanter Zusammenhang, den Sie herstellen, darauf wäre ich jetzt nicht gekommen.

Niekisch

2. April 2022 11:44

II. 

Signy, die Gemahlin König Siggeirs, wies die Bitte des Bruders, des Königs brennende Halle zu verlassen, zurück, küßte den Bruder und geht in die Flammen, um in ehelicher Treue mit ihm zu sterben. Ein anderes Beispiel der Bewährung ehelicher Treue ist die Begleitung des Mannes in die Friedlosigkeit, ohne im mindesten dazu verpflichtet zu sein , im Gegenteil aller Pflicht entbunden, nahm Aud, die Frau des Gisli Gurson, an seinem Leben eines gehetzten Wildes teil. Keinen Tag, keine Nacht konnte sie ruhig atmen, mußte im Wald, auf einsamen Klippen, in Felshöhlen leben, und bei allem blieb ihr keine andere Aussicht als der Tod dessen, zu dem sie solche Liebe trug ( Beispiele bei Weinhold, Karl, Altnordisches Leben, Kröner, Stuttgart, S. 164 ff, 165 )  Kein eigenes Ich ohne Golgatha? Braucht der Mensch Golgatha zur Wandlung? 

"Das Rittertum hat sich seinerzeit in der höfischen Kultur und dabei bspw. in seinem Verhältnis zum weiblichen Pol, wie manchmal gesagt wird, ‘völlig neu selbst erfunden’, sich gleichsam selbst metamorphosiert, und dies mit einem ziemlichen Überraschungsmoment". Stimmt das angesichts obiger Beispiele wirklich und ist diese Sicht nicht zu vir- bezogen? Liegt in den Minnediensten des 12/13. Jahrhunderts nicht auch viel  Unwahres und Unsittliches? 

Imagine

2. April 2022 11:48

@Gracchus   2. April 2022 09:26
„Eine Sichtweise kann man nicht als realistisch bezeichnen, wenn sie eine wesentliche Dimension der Wirklichkeit, nämlich die geistig-seelische, ausblendet oder allenfalls verkürzt in den Blick nimmt.“

Da stimme ich Ihnen zu.

Niemand weiß, wie die Schöpfung zustande gekommen ist. Die Menschen haben darüber unterschiedliche Narrative entwickelt. Menschliches Denken unterliegt einem kausalgenetischen Erklärungszwang und deshalb wird die Schöpfung mit dem Wirken eines höheren Wesens erklärt.

Auch wissen wir nicht, wie es zur Entstehung des Menschen gekommen ist. Egal, ob Darwins Erzählung von der Abstammung des Menschen vom Affen oder Engels mit seiner Theorie über die „Menschwerdung des Affen“, beider Theorien können solange nicht verifizieren werden, solange es nicht gelingt, aus einem Affenbaby einen Menschen zu machen.

Umgekehrt geht es natürlich. Man kann die menschliche Vernunftbegabung und Kreativität zerstören, so dass Menschen Tieren immer ähnlicher werden.

Es ist möglich - wie es die Transhumanisten wollen - aus den Menschen markt- und wirtschaftskonforme anthropoide Roboter zu machen. Aber eben nicht vernunftbegabte und kreative Wesen.

Laurenz

2. April 2022 12:34

@Gracchus @L.

"Da habe ich eine These Barkhoffs referiert, und Sie haben dabei anscheinend das Wort "geistig" überlesen. Daher gehen ihre Einwände an der Sache vorbei."

Habe ich nicht. Die Realität ist doch nur ein Spiegel des Geistes, sonst gäbe es auch keinen Briefwechsel.

Gracchus

2. April 2022 14:12

@Laurenz

Lesen Sie S.35f. Dann können wir weiter reden. 

Niekisch

2. April 2022 14:13

"Die Realität ist doch nur ein Spiegel des Geistes, sonst gäbe es auch keinen Briefwechsel".

@ Laurenz 12:34: Da bin ich mit Richard David Precht, Sei Du selbst - Eine Geschichte der Philosophie - Bd. III, S. 407 ff, bes. 408 beim Gegenteiligen: Der menschliche Geist ist ein Produkt der Evolution, entstanden durch permanente Anpassung an die Umgebung. Es ist daher davon auszugehen, das das uns Wahrnehmbare zu hohen Anteilen mit der Realität zu tun hat, nicht umgekehrt. Mit Kant haben wir zwar keinen unmittelbaren Zugriff auf die Realität, wohl aber in Form von Bewußtseinsinhalten, die Precht dazu bringen, mit der modernen Hirnforschung das "Ich" als "Ich-Gefühl" zu definieren, das biologich nicht fassbar, aber psychisch präsent ist ohne Gegenstand zu sein mit verschiedenen Ich-Formen wie "Körper-Ich", "Verortungs-Ich", "perspektivischem Ich", "Autorschafts- und Kontroll-Ich", "autobiographischem Ich" und "selbstreflexivem Ich". Lt. Precht bildet sich im Alter von 18 - 24 Monaten bei jedem normalen, nicht gestörten Menschen ein allgemeines "Ich-Gefühl" heraus bis zur Entfaltung in der Pubertät. 

Nicht ein Golgatha führt zum Ich, sondern das Kreuz der Evolution. Ich getraue mich Descartes Satz "Cogito, ergo sum" "Ich denke, also bin ich" zu drehen in "Sum, ergo cogito, ergo sum ego" Ich bin, also denke ich, bin also ich ( und bsitze ein Ich )

Maiordomus

2. April 2022 14:26

@imagine. Popper bezeichnete Darwinsche Theorie als ein "metaphysisches Forschungsprogramm"; diese  Charakterisierung darf von Kreationisten nicht, wie praktiziert, als Argument für ihr Lager beansprucht werden. A propos Engels: In "Dialektik der Natur", Berlin 3. Auflage, 1958: "Unser Gestirn wird dereinst verbrennen, und seine Population, wir, mit ihm." Es bleibe aber "die Gewissheit, dass die Materie in allen ihren Wandlungen ewig dieselbe bleibt, dass keins ihrer Attribute je verloren gehen kann, und dass sie daher auch mit derselben eisernen Notwendigkeit, womit sich auf der Erde ihre höchste Blüthe, den menschlicher Geist, wieder ausrotten wird, ihn anderswo und in anderer Zeit wieder erzeugen muss." Was Lübbe spöttisch "Tröstungen des dialektischen Materialismus" nannte, repetiert Heraklits These vom ewig lebendigen Feuer, das periodisch aufflammt und wieder erlischt, ferner den Spinozismus. Habe diesen  apokalyptischen Text als Student nicht ohne Bewegung zur Kenntnis genommen, als eines der eindrücklichsten scholastischen Zeugnisse des 19. Jahrhunderts, hätte indes in dieser Form wohl sogar Goethe Eindruck gemacht, warum nicht Steiner und Frau Sommerfeld? Engels- ein eschatologischer Humanist. 

Gracchus

2. April 2022 14:28

@imagine 

Es kommt eben darauf an, welche Prämisse man wählt. In dem Kontext: eine idealistische oder materialistische. Anders gesagt: Ein materialistisches Weltsicht, wonach Geist lediglich ein Epiphänomen von Materie ist, hat für mich null subjektive Evidenz. Ist schlicht eine Denkunmöglichkeit. 

Damit muss nicht zwangsläufig eine Abwertung der Materie einhergehen. Man kann im Materialismus den Begleitirrtum einer notwendigen Entwicklung sehen; indem der Mensch die Materie systematisch zu erforschen beginnt, beginnt er sich mehr und mehr damit zu identifizieren. 

links ist wo der daumen rechts ist

2. April 2022 15:02

Wahnmoching 1

 

Im ersten Moment dachte ich bei Grambauers „Rezension“ nur: schade, daß die Zeichenbeschränkung nicht auch für den redaktionellen Teil gilt.

Dann mußte ich an ein Buch denken, das mir vor kurzem antiquarisch in die Hände fiel:

Annie Francé-Harrar, So war’s um 1900… Mein Fin de Siècle (Langen-Müller 1962).

Darin werden „Begegnungen“ mit illustren Figuren wie Georg Kerschensteiner, Hans Ludwig Held (Neobuddhist), Strindberg, Fidus, Meyrink, Lissauer, Mühsam, Schrenck-Notzing d.Ä., Spengler, Gropius u.a.m. geschildert.

Erstaunlich, wie genau diese Dame nach Jahrzehnten Dialoge 1:1 wiederzugeben vermag.

Aber zumindest verteilt sie ihre Sympathien und geschichtlichen Einschätzungen relativ ausgewogen: Lissauer schwört zerknirscht seinen Haßgesängen ab, dafür erscheint Mühsam als eher lächerliche Figur, detto Spengler.

Ein bißchen ist es die mütterliche Sicht (und Schreibweise), mit der sie den bösen Jungs über den (meist kahlen) Schädel streicht und meint: Ach, ihr dummen Buben.

Woran erinnert uns nun diese Schilderung der Schwabinger Bohème nach 1900?

Richtig, an Franziska zu Reventlows Schlüsselroman „Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil“ (München 1913). Darin wird etwas subtiler als bei Francé-Harrar etwa der sog. „Kosmikerkreis“ (Schuler, Klages, Wolfskehl) durch den Kakao gezogen.

ff

Niekisch

2. April 2022 15:45

"Engels- ein eschatologischer Humanist". 

@ Maiordomus 14:26: Verehrter Meister, da bin ich erstaunt, wo er doch auch Militärautor und Kriegsbefürworter war. Führen Sie mich zum Verständnis?

Gracchus

2. April 2022 16:31

@Niekisch

Wie Sie meiner Antwort an @imagine entnehmen können, bin ich anderer Ansicht als Sie oder empfinde, was Sie schreiben, nur als die halbe Wahrheit. Durch die biologische Evolution wurden die Voraussetzungen geschaffen, am geistigen Leben teilzunehmen. Zwar gibt, so denke ich, etwas Psychisch-Mentales, was aus der biologischen Evolution hervorgegangen ist, dies würde ich aber unterscheiden von der  Geist- Bewusstseinseele. 

Ich würde auch eher von Autopoiesis sprechen als von Anpassung. Welcher Anpassung die Dramen Shakespeares oder die Symphonien Beethovens dienen, ist mir auch schleierhaft. 

GG oder CS können das sicher besser erklären. Aber das Ich, von dem Steiner spricht, ist ein anderes als ihr Ich. Ich würde es so sagen: Ihr Ich ist eine sozialpsychologische Funktion, das Ich der Bewusstseinseele ist im Ich-bin-der-ich-bin des göttlichen Schöpfergeistes verankert. Nochmals anders: Womit identifiziere ich mich? Mit meinem Körper? Meiner Psyche? Oder etwas, was darüber hinausgeht?

links ist wo der daumen rechts ist

2. April 2022 16:38

Wahnmoching 2

 

Gut hundert Jahre später haben wir wieder eine ähnliche Gemengelage an Ideologemen, an Durchmischung und Sehnsucht nach Trennung der Sphären bei gleichzeitiger Unmöglichkeit derselben.

Der „Kosmikerkreis“ war, wenn man ihn ernst nimmt, ein Wiederaufleben des sog. „Ältesten Systemprogramms des deutschen Idealismus“ (in der Lesart Manfred Franks). Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler, Erfinder waren bei all ihrem Fortschrittsglauben oft auch Okkultisten. Im „Mann ohne Eigenschaften“ ist ironisierend von einem „Erdensekretariat der Genauigkeit und der Seele“ als Ausweg aus den Zeitnöten die Rede.

Es geht und ging also um die Überwindung der Gegensätze, die Frage dabei ist, ob auf dem Wege der (revolutionären) Einweihung oder (evolutionären) Erweckung.

Das war im Übrigen im Sinne einer Christologie auch der Streitpunkt zwischen Steiner und Besant oder Berdjaev. Und im Kern steht dabei natürlich das Mysterium von Golgatha.

Zurück in einfachere Gefilde, zu Francé-Harrars Buch. In ihrem Spengler-Kapitel resümiert sie ihre Kritik an ihm:

Wir sind inzwischen durch so mancherlei Weltuntergänge hindurchgegangen. Wir könnten also aus ihnen gelernt haben, daß jeder Weltuntergang zugleich der Anfang einer neu sich bildenden Welt ist. Und das ist einwandfrei ein biologisches Gesetz…

Sie war gemeinsam mit ihrem Mann Naturwissenschaftlerin und eine Koryphäe auf dem Gebiet der Kompostierung.

Maiordomus

2. April 2022 16:52

@Niekisch. Diejenigen, welche über den Weltuntergang phantasieren, sind selten Pazifisten, nehmen für ihre Politik, wenn es denn nun mal schon sein muss, die "Letzten Dinge" mit in Kauf, vgl. den einschlägigen Befehl des Gröfaz im März oder April 1945. Die Materie wird sich dann schon wieder, wie Engels verkündete, "wieder neu organisieren". 

A propos Engels: Im Zusammenhang mit der Diktatur war er seinerseits ein bedingungsloser Befürworter der Autorität in der Wirtschaft, zumal unter Bedingungen der Grossinsdustrie, die letztlich auf Führung durch einen "Kapitän" angewiesen sei. Da gibt es keine Arbeitermitbestimmung, zumal dann nicht, wenn der Kapitän über das richtige proletarische Bewusstsein verfügt. "Die Autorität in der Grossindustrie abschaffen hiesse die Grossindustrie selber abschaffen." Engels, Über die Autorität, 1872.

Der Mann war ein sehr unzimperlicher Typ, nicht das Gegenteil der heutigen kommunistischen Chinesen. 

Imagine

2. April 2022 18:33

@ Maiordomus

Engels war ein erfolgreicher Unternehmer und einer der Intelligentesten unseres Volkes. Selbstverständlich wusste er, dass bei Menschen riesengroße Unterschiede hinsichtlich Erfahrung, Wissen und Können sowie Leistung gibt.

Weil die konkreten Menschen so unterschiedlich sind, benötigt eine funktionierende Gesellschaft Führungs- und Entscheidungshierarchien, differenziert nach Können und Leistung. Menschen benötigen Autoritäten. In der Erziehung, Bildung und Leitung.

Das war vor einem halben Jahrhundert jedem Menschen mit Verstand klar. Warum ist der Leistungsgedanke aus unserer Gesellschaft verschwunden? Weil unsere Gesellschaft nicht so strukturiert ist und Einkommen sich von Leistung gelöst hat. Basieren Einkommen und Vermögen bei einer Susanne Kladden-Quandt auf Können und Leistung? Haben die beiden Kinder von Hubert Burda und Maria Furtwängler ihre Milliarden-Vermögen durch Können und Leistung erworben?

Unsere heutige Gesellschaft ist voller Blender und Betrüger.

brueckenbauer

2. April 2022 21:19

Wie wäre es denn, wenn wir Volksgruppen als Gegenstand der Sozialwissenschaften - speziell der Großgruppenforschung - auffassen würden? Also auf der Grundlage von z.B. K.C. von Loesch oder Max Hildebert Boehm weiterarbeiten würden? Dann allerdings würde sich herausstellen, dass die deutsche Volksgruppe durchaus nicht tot ist, sondern - allerdings in sehr bescheidenem Umfang - fortexistiert. Für romantische Auferstehungsträume gibt das dann allerdings nichts her!

Laurenz

3. April 2022 00:44

@Imagine @Maiordomus

Auch unter SPD geführten Regierungen wurde das Kapital immer niedriger besteuert als die Arbeit. De Nationalsozialisten waren die einzigen in unserer Geschichte, die eine höhere Kapitalertragssteuer einführten. Die Nationalsozialisten, wie auch die DDR-NormenKlatura waren nicht wirklich Naturwissenschaftler, Ingenieure oder Architekten, bis auf Speer, der in dieser Gruppierung auch etwas unwirklich wirkte. Aber die Nationalsozialisten förderten die verspielten deutschen Ingenieure, waren aber nicht wirklich in der Lage, sachkundig Entscheidungen zu treffen, was letztendlich ihren Untergang bedeutete. Dasselbe galt schon für den Hochadel, wie auch die Politbüros des COMECON vorher. Das Beamtenrecht dient bis heute alleine der Besitzstandswahrung derjenigen Blödgeborenen, deren Eltern das historische Schuldgeld (heute noch Internate) & Nachhilfelehrer bezahlen können. Und was Ihren Engels angeht, so hatte der, wie Klatten, auch nur geerbt & seinen Anteil an den Partner seines Vaters verkauft. Bitte keine weiteren Märchen aus dem sozialistischen Traumland.

Laurenz

3. April 2022 00:49

@Imagine @Maiordomus (3)

Die einzigen, die tatsächlich aus der Historie Konsequenzen gezogen haben, sind die Mitglieder des chinesischen Politbüros. Da sitzen fast nur Naturwissenschaftler, Ingenieure & Architekten. Das ist deswegen von Vorteil, weil einem die Wirtschaftslobbyisten nix vom Gipskrieg erzählen können. Wir, hingegen, haben wie bei den Kommunisten nur noch bildungsferne Apparatschiks, oft ohne Berufs- oder Studienabschluß da sitzen. Das ist ein tatsächlicher Systemfehler.

Imagine

3. April 2022 10:58

@Laurenz   3. April 2022 00:44
„Und was Ihren Engels angeht, so hatte der, wie Klatten, auch nur geerbt & seinen Anteil an den Partner seines Vaters verkauft. Bitte keine weiteren Märchen aus dem sozialistischen Traumland.“

Keine Ahnung, was Sie zum Linkenhasser gemacht haben und weshalb bei Ihnen ein Pawlowscher Reflex ausgelöst wird, wo Sie ansonsten so rational argumentieren.

Was Wissen, Können und Leistung betrifft und was Engels aus seinem Leben gemacht hat und wie er seiner gesellschaftlichen Verantwortung nachgekommen ist, unterscheidet ihn grundlegend von Leuten wie z.B. Klatten oder von Playboys wie Gunter Sachs oder dem Krupp-Erben Arndt von Bohlen und Halbach oder von den meisten Royals.

Es ist die Beziehung zur Gesellschaft, die sich immer im Verhältnis zwischen Geben und Nehmen manifestiert. Es gibt reiche Erben, aus denen Citoyens werden und die der Gesellschaft viel geben, andere sind Schmarotzer und verprassen selbstsüchtig das leistungslos erhaltene Vermögen.

Laurenz

3. April 2022 14:35

@Imagine @L.

"Linkenhasser"

Hören Sie doch bitte auf, sozialistische Heiligenverehrung & Ketzerwesen zu verbreiten. Die persönliche Lebensleistung Engels, gerade was Sprachen angeht, ist sicher, ähnlich Schliemann, anerkennenswert. Die irischen Arbeitermädels abzugreifen, was als Bourgeois keine Kunst ist, wiederum nicht, auch wenn er die nacheinander wegheiratete. Engels war, wie Marx ein Befürworter der Vernichtung unwerter Kulturen & seine Philosophie brachte unendliches Leid über den Globus.

Das alles hat Frau Klatten nicht verbrochen. Als die Gebrüder Sachs ihre Werke nach Britannien verkauften, wenn ich mich recht erinnere, seinerzeit für um die 1,6 Milliarden Deutschmark, war es der Sozialdemokrat Helmut Schmidt, der mit seinem Finanzminister Apel die Gebrüder Sachs steuerfrei aus der Nummer entließ, während jede Bäckereifachverkäuferin nicht in diesen Genuß kam. 

Ich, Imagine, bin selbst ein Linker, aber alles braucht einen natürlichen Rahmen, den die Linke nicht zu bieten hat. Den bietet nur das konservative Lager, mit ein Grund, warum Sie hier aufgeschlagen sind, nicht?

RMH

3. April 2022 15:06

"Es gibt reiche Erben, aus denen Citoyens werden und die der Gesellschaft viel geben, andere sind Schmarotzer und verprassen selbstsüchtig das leistungslos erhaltene Vermögen."

Verprassen ist rein volkswirtschaftlich sinnvoller, als es einer Partei oder irgendwelchen Institutionen mit "sozialem" Anstrich zu spenden. Von konkreter Freigiebigkeit im Einzelnen einmal abgesehen, sorgt jede Flasche Champagner für Lohn und Brot bei Weinbauern, jeder Porsche und Mercedes für Wohlstand auch bei Arbeitnehmern in Stuttgart und Umgebung etc. Jeder Erbe, der sein Erbe verprasst, verhält sich sozial verantwortlicher als der, der das Geld zu Machtzwecken, Tricksereien bei Spekulation etc. via NGO´s und ähnlichen Methoden einsetzt. Wohin "Philanthropie" von Superreichen führt, haben wir alle aktuell u.a. im Corona-Bereich erleben können. Ein Gunter Sachs, der mit offenem Hemd auf einer Münch TTS 1200 durch Saint-Tropez fährt und die Kohle u.a. als Mäzen ausgibt, statt den geerbten Laden mangels Können in den Ruin zu fahren, ist mir sympathischer als all die verkrampften Erben, die aus vermeintlicher  "Familientradition" mehr unternehmerischen Mist anstellen, als wenn sie die Kohle verprassen würden (von diesen "Familienunternehmern" habe ich in meinem Leben nicht gerade wenige kennen lernen dürfen - mir hat es gelangt).

RMH

3. April 2022 15:12

Nachdem es off-topic zuging, noch einmal zum Thema:

Frage an die Steiner- Anthroposophie Kenner:

Eine Volksauferstehung kann ich mir, mit meinen wenigen Steiner- Kenntnissen, nicht konkret ethnisch-biologisch vorstellen sondern nur als geistige Manifestation dessen, was "Deutsche" oder besser Mitteleuropäer einmal ausgemacht hat. Liege ich da richtig?

Wenn ja, wäre die Anthroposophie nicht gerade das, was sich der ethno-pluralistische Ansatz vom Schutz konkreter Ethnien vorstellt.

Dietrichs Bern

3. April 2022 15:17

@Imagine "Keine Ahnung, was Sie zum Linkenhasser gemacht haben und weshalb bei Ihnen ein Pawlowscher Reflex ausgelöst wird, wo Sie ansonsten so rational argumentieren." 

Nun, auch wenn der gute Laurenz und ich wenig gemeinsame Ansichten teilen, so hat er hier doch Recht (Übrigens: Pawlow und Sie sind ja auch gute Freunde, wenn jemand was gegen links sagt, oder ?)

Wenn Engels wirklich intelligent gewesen wäre. hätte er antizipiert, dass seine Theorien nur dazu geeignet sind, eine der beiden großen Todesideologien des 20.Jahrhunderts zur Blüte zu bringen und dem, im Menschen ohnehin angelegten, Trieb zu Mord und Totschlag noch das kalte, strategische Moment, des ideologischen Massenmordes hinzuzufügen.

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