Notizen zu Rütger Esséns “Die russische Gleichung” (3)

Was Rütger Essén 1941 über die "europäischere" Eigenart der Ukraine geschrieben hat, traf und trifft vor allem für ihren westlichen Teil zu.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Man­che rus­si­sche Natio­na­lis­ten nei­gen dazu, den Ukrai­nern eine eige­ne Natio­na­li­tät abzu­spre­chen. Sie wol­len in ihnen “Klein­rus­sen” sehen, die recht­mä­ßig unter rus­si­sche Herr­schaft gehören.

Aber auch Alex­an­der Dugin bemerk­te 2019 in sei­nem Buch Putin: Das Phä­no­men, daß die Ukrai­ne Bel­gi­en ähn­le, “einem Staat, in dem zwei Völ­ker leben”:

Die Ukrai­ne – oder bes­ser ein Teil davon – war schon seit lan­gem ein Wider­sa­cher Ruß­lands. In der West­ukrai­ne haben anti­rus­si­sche Strö­mun­gen Tra­di­ti­on. Die Ukrai­ne ist von ihrer Denk­wei­se her ein gespal­te­nes Land. Die west­li­che Hälf­te hat eine ganz ande­re Men­ta­li­tät als die öst­li­che, Nowo­ros­si­ja, deren Iden­ti­tät mit der groß­rus­si­schen iden­tisch ist. In den Augen der Atlan­ti­ker gibt es frei­lich nur eine Ukrai­ne mit west­ukrai­ni­scher Iden­ti­tät, und die­se west­ukrai­ni­sche Iden­ti­tät haben sie stets geför­dert, obgleich nur die Hälf­te der Bevöl­ke­rung sich dazu bekennt.

Nun hat Putin getan, was sich Dugin sehn­lichst erhofft hat­te, und als des­sen staats­män­ni­sche Pflicht erach­te­te:  “Nowo­ros­si­ja”, wie er die Ost­ukrai­ne nennt, an die Rus­si­sche Föde­ra­ti­on anzu­schlie­ßen, was eine Vor­be­din­gung zur “Ret­tung der rus­si­schen Welt” sei.

Aller­dings ist der Kampf um die Ost­ukrai­ne noch nicht ent­schie­den. Die kriegs­trei­ben­den Mäch­te im Wes­ten zei­gen sich unwil­lig zum Kom­pro­miß, und wol­len auch die Krim wie­der zurück haben, denn mit Novor­os­si­ja und der Halb­in­sel bleibt der eura­sisch-impe­ria­le Cha­rak­ter Ruß­lands weit­ge­hend bestehen.

Ich konn­te lei­der kei­ne Aus­sa­ge Dug­ins fin­den, was im Fal­le einer Abspal­tung von Nowo­ros­si­ja mit der Rest- und West­ukrai­ne gesche­hen soll, aber wer ihn kennt, wird wohl kaum anneh­men, daß er es für zuläs­sig hiel­te, sie der rus­si­schen Kon­trol­le zu ent­zie­hen. Es ist durch­aus denk­bar, daß sozu­sa­gen auf die “Abspal­tung der Sude­ten­län­der” ein “Reichs­pro­tek­to­rat” fol­gen soll und wird.

Auch David Engels rech­net fest mit die­ser Gefahr:

Eine neu­tra­li­sier­te oder indi­rekt durch eine Mario­net­ten­re­gie­rung auf den Sta­tus von Weiß­russ­land redu­zier­te Ukrai­ne wür­de Putins Angriffs­krieg im Nach­hin­ein legi­ti­mie­ren, des­sen unmit­tel­ba­ren poli­ti­schen Ein­fluss weit nach Wes­ten tra­gen und die Vor­stu­fe für ein wei­te­res Aus­grei­fen ins Bal­ti­kum und auf den Bal­kan sein, denn es liegt in der Natur der von Russ­land gefor­der­ten „neu­tra­len“ Puf­fer- und Sicher­heits­zo­nen, dass die­se sich ent­spre­chend den jewei­li­gen macht­po­li­ti­schen Situa­tio­nen immer wei­ter verschieben.

Der Wes­ten rech­net fest damit, daß Putin so vor­ge­hen wird. Sein Anspruch auf “Novor­os­si­ja” wird vehe­ment zurück­ge­wie­sen, und man glaubt ihm nicht, daß er sich mit die­ser Beu­te begnü­gen wird. Mit dem Gespenst von “Mün­chen 1938” im Hin­ter­kopf will man sich kein “Appease­ment” erlau­ben, son­dern den Drit­ten Welt­krieg ohne Umschwei­fe lie­ber gleich riskieren.

Apro­pos. In die­sem Inter­view von 2013 (Tran­skript der Über­set­zung hier) denkt Dugin laut dar­über nach, wie vor­teil­haft es für Euro­pa wäre, sich unter dem hege­mo­nia­len Schutz Ruß­lands zu begeben:

Wir wür­den Euro­pa ein­fach zu unse­rem Pro­tek­to­rat machen. Euro­pa ist mili­tä­risch schwach. Wir brau­chen na­türlich nicht zu kämp­fen. Und war­um soll­ten wir mit Waf­fen kämp­fen? Lasst und mit Hil­fe der Soft-Power kämp­fen. Lasst uns vorschla­gen, Eu­ropa vor Homo-Ehen zu schüt­zen, vor Femen, vor Pus­sy Riot. Um Euro­pa vor sich selbst zu retten. […]

Wir wür­den ihnen [den Euro­pä­ern] sagen: wir ver­lan­gen gar nichts von euch. […] Wir wer­den bei euch Ord­nung schaf­fen. Ihr seid ja nicht im Stan­de, das Ein­wan­de­rungs­pro­blem allein zu meis­tern. Und wir wer­den es schaf­fen. Wir wer­den die Ein­wan­de­rer nach dem Mot­to „Kof­fer-Bahn­hof-zurück“ loswerden. […]

[Wir wür­den] in den euro­päi­schen Medi­en gewis­se patrio­tische Zen­sur ein­füh­ren, kei­ne libe­ra­le wie jetzt, wo eine Zei­tung auf ver­schie­de­nen Ebe­nen zehn­tau­send­mal über­prüft wird, ob sie ein unli­berales Ele­ment beinhal­tet. D.h. dort herrscht eine tota­li­tä­re, rassisti­sche [sic!], euro­zen­tris­ti­sche, libe­ra­le Zen­sur vor. Wir wür­den die­se Zen­sur abschaf­fen. Und den Leu­ten die Mög­lich­keit geben, ihre Mei­nung frei zu äußern. Aber wir wür­den eine anti­ni­hi­lis­ti­sche Zen­sur ein­füh­ren, die gewis­se nihi­lis­ti­sche Aus­prä­gun­gen der mensch­li­chen See­le zurück­hal­ten und loka­li­sie­ren sollte. […]

Stel­len Sie sich vor: Euro­pa ein­glie­dern! Das wäre was typisch Rus­si­sches! […] Die Rus­sen mobi­li­sie­ren sich nur für ein gro­ßes Ziel. Euro­pa Ein­glie­dern ist ein gro­ßes Ziel.

Die­se Art der Ein­fluß­nah­me stellt Dugin expli­zit in die Tra­di­ti­on der kom­mu­nis­ti­schen Infil­tra­ti­on Europas:

Dar­über­hin­aus haben wir noch Erfah­rung mit der Expan­si­on nach Euro­pa, die zu Sowjet­zei­ten statt­fand, als unse­re kom­mu­nis­ti­sche Par­tei, die Kom­in­tern und die Kom­in­form sehr beein­dru­cken­de Ergeb­nisse in Sachen Ein­drin­gen in die euro­päi­schen Par­la­men­te erzielt ha­ben. Ja, das war unser außen­po­li­ti­sches Instrument.

Wenn man Dugin so reden hört, dann ver­steht man, war­um David Engels fol­gen­der Ansicht ist:

Vie­le west­li­che Kon­ser­va­ti­ve [glau­ben] immer noch, Putin sei ihr prä­de­sti­nier­ter Ver­bün­de­ter, sehen aber kaum ein, dass sie ledig­lich Instru­men­te eines groß­an­ge­leg­ten Desta­bi­li­sie­rungs­ver­su­ches sind, des­sen Ziel es ist, den Wes­ten noch wei­ter als bis­her zu spal­ten, um somit freie Hand zu schaf­fen für eine unge­hin­der­te rus­si­sche Expansion.

Das ist prak­tisch das­sel­be, was Dugin in dem oben zitier­ten Inter­view sagt,  nur mit sei­ten­ver­kehr­ter Wer­tung. Engels warnt:

Soll­te es den Kon­ser­va­ti­ven tat­säch­lich ein­mal gelin­gen, ein star­kes und patrio­ti­sches Euro­pa zu schaf­fen, wer­den Sie sehen, dass der rus­si­sche Nach­bar kei­nes­falls güti­ger auf die­ses Pro­jekt bli­cken wird als der gegen­wär­ti­ge, links­li­be­ra­le ame­ri­ka­ni­sche Hegemon …

Gehen wir nun wie­der zurück ins Jahr 1941, zu Rüt­ger Essén und sei­nem Postulat:

Die ers­te Vor­aus­set­zung für die euro­päi­sche Sicher­heit im Osten ist die Schaf­fung einer euro­päi­schen Einheitsorganisation.

Im zwei­ten Teil  die­ser Arti­kel­rei­he erin­ner­te ich an die frucht­lo­sen Bestre­bun­gen, im Lau­fe des Welt­kriegs eine Art “euro­fa­schis­ti­sche” Euro­päi­sche Uni­on unter deut­scher Füh­rung auf die Bei­ne zu stel­len. In ihrer hier­ar­chi­schen Ord­nung hät­ten die sla­wi­schen Völ­ker nur eine sehr unter­ge­ord­ne­te Rol­le gespielt.

Und doch wäre gera­de hier ein enor­mes, womög­lich kriegs­ent­schei­den­des Poten­zi­al mobi­li­sier­bar gewe­sen. Mil­lio­nen Rus­sen, Weiß­rus­sen, Ukrai­ner und Kosa­ken wären bereit gewe­sen, an deut­scher Sei­te gegen die sta­li­nis­tisch-sowje­ti­sche Tyran­nis zu kämp­fen. Vie­len erschie­nen Hit­ler und die Deut­schen als das klei­ne­re Übel, noch bis weit in den Krieg hin­ein. Die deut­sche Füh­rung hat davon aber nur zöger­lich und ein­ge­schränkt Gebrauch gemacht.

Über das Ver­sa­gen der Deut­schen, die­sen Völ­kern als Befrei­er statt als Unter­drü­cker gegen­über­zu­tre­ten, das sie letzt­end­lich den Sieg gekos­tet hat, sind schon vie­le Bücher und Auf­sät­ze geschrie­ben wor­den. Der Haupt­grund lag vor allem in der miß­traui­schen, ras­sen­ideo­lo­gisch beding­ten Ver­ach­tung, die Hit­ler und ande­re Ent­schei­dungs­trä­ger aus der Füh­rungs­rie­ge den sla­wi­schen Völ­kern entgegenbrachten.

Wir haben es hier mit einer der gro­ßen Tra­gö­di­en des Zwei­ten Welt­kriegs zu tun, die weit­ge­hend aus dem kol­lek­ti­ven Gedächn­tis ver­schwun­den ist.

Bei Neu­len fand ich fol­gen­des Zitat aus den Tage­bü­chern von Joseph Goeb­bels (26. 4. 1942):

Wir haben in unse­rer Poli­tik die Rus­sen und vor allem die Ukrai­ner  zu stark vor den Kopf geschla­gen. Der Knüp­pel auf den Kopf ist eben auch Ukrai­nern und Rus­sen gegen­über ein nicht immer über­zeu­gen­des Argument…

Heu­te fin­den sich in den Rei­hen des Azow-Regi­ments vie­le Sol­da­ten, die sich mit Runen und SS-Abzei­chen schmü­cken, oder auch den Kör­per mit Haken­kreu­zen und ande­ren NS-Sym­bo­len täto­wiert haben. Das Sym­bol Azows, eine “Wolfs­an­gel”, wur­de auch von der Pan­zer­gre­na­dier-Divi­si­on „Das Reich“ ver­wen­det. Die­se Bezug­nah­men sind unmiß­ver­ständ­lich und bewußt. Die Krie­ges­ge­fan­ge­nen des Regi­ments wer­den von der rus­si­schen Pro­pa­gan­da genüß­lich vor­ge­führt, um Putins Schlag­wort von der “Ent­na­zi­fie­rung” der Ukrai­ne zu bestätigen.

Die Rea­li­tät der Kriegs­zeit war aller­dings viel kom­ple­xer, wie man bei Hans Wer­ner Neu­len in An deut­scher Sei­te nach­le­sen kann. Der ukrai­ni­sche Natio­na­lis­mus dien­te der deut­schen Füh­rung als blo­ße Schach­fi­gur. Sei­ne Zie­le zu erfül­len war sie kei­nes­wegs gewillt. Die ver­schie­de­nen natio­na­lis­ti­schen Grup­pen, die auf deut­scher Sei­te kämpf­ten, mach­ten rasch des­ill­lu­sio­nie­ren­de Erfah­run­gen. Neu­len schreibt:

 (…) Hit­ler streb­te kei­ne sou­ve­rä­ne Ukrai­ne an, son­dern die Schaf­fung eines recht­lo­sen Kolo­ni­al­lan­des. So wur­de auch die ukrai­ni­sche Regie­rung in Lem­berg, die sich am 30. Juni unter dem Ban­de­ra-Anhän­ger Jaros­law Stetz­ko gebil­det hat­te, umge­hend wie­der auf­ge­löst. Die Deut­schen ver­setz­ten den ukrai­ni­schen Natio­na­lis­ten einen wei­te­ren Schlag, als sie die West­ukrai­ne (Gali­zi­en) im Juli 1941 dem Gene­ral­gou­ver­ne­ment ein­glie­der­ten. Am 15. 9. schließ­lich ver­haf­te­ten sie Tau­sen­de von Mit­glie­dern der OUN‑B [Orga­ni­sa­ti­on ukrai­ni­scher Natio­na­lis­ten, Ban­de­ra-Flü­gel], dar­un­ter die gesam­te Füh­rungs­schicht und depor­tier­ten sie in Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger und Gefängnisse.

So kam es, daß natio­nal­ukrai­ni­sche Trup­pen im Lau­fe des Krie­ges zeit­wei­se gegen Sowjet­rus­sen, Deut­sche, Polen und riva­li­sie­ren­de ukrai­ni­sche Natio­na­lis­ten zugleich kämpften.

Das Pro­blem war eben, daß die deut­sche Füh­rung nicht gewillt war, einen unab­hän­gi­gen ukrai­ni­schen Staat zuzu­las­sen, wie auch Essén es wünsch­te. Der Krieg im Osten war von Anfang an von zwei­deu­ti­gen Moti­ven getra­gen: einer­seits als Feld­zug gegen den Bol­sche­wis­mus, ande­rer­seits als kolo­nia­le Erschlie­ßung von “Lebens­raum”, Korn­kam­mern, Roh­stoff­quel­len und Zwangsarbeitern.

Jahr­zehn­te spä­ter sieht sich Wla­di­mir Putin in einer ähn­li­chen Abwehr gegen den “kolo­nia­len” Griff aus dem Westen:

Ich möch­te noch ein­mal beto­nen, dass ihre Uner­sätt­lich­keit und ihre Ent­schlos­sen­heit, ihre unein­ge­schränk­te Vor­herr­schaft zu bewah­ren, die wah­ren Ursa­chen für den hybri­den Krieg sind, den der kol­lek­ti­ve Wes­ten gegen Russ­land führt. Sie wol­len nicht, dass wir frei sind; sie wol­len, dass wir eine Kolo­nie sind. Sie wol­len kei­ne gleich­be­rech­tig­te Zusam­men­ar­beit, son­dern sie wol­len plündern.

Was Kon­ser­va­ti­ve und Rech­te heu­te über Putin den­ken, hängt stark davon ab, ob sie die­sen rein defen­si­ven Erklä­run­gen Glau­ben schen­ken. Aber auch vie­len der Skep­ti­sche­ren erscheint ein rus­si­scher Hege­mon zuneh­mend als klei­ne­res Übel gegen­über dem Irr­sinn und der Fäul­nis, die unse­re gan­ze Gesell­schaft befal­len hat. Wür­de ein rus­si­sches Pro­tek­to­rat Euro­pa ernst­haft vom LGBT-Kult, unlieb­sa­men Migran­ten und Fami­li­en­mi­nis­te­ri­en befrei­en, die Kin­dern Hor­mon­blo­cker emp­feh­len? Wenn ja, zu wel­chem Preis?

Noch­mals David Engels (der wohl­ge­merkt nicht nur den Ukrai­ne-Krieg stark durch die pol­ni­sche Bril­le sieht) in sei­nem Inter­view mit der Tages­stim­me, geführt Ende März die­ses Jah­res. Sei­ne Sicht auf Ruß­land stimmt weit­ge­hend mit der Sicht Esséns vor über acht­zig Jah­ren überein:

Der Wes­ten betrach­tet Russ­land meist als einen – wenn auch gro­ßen – euro­päi­schen Natio­nal­staat unter vie­len, dabei han­delt es sich hier doch um einen auto­no­men, nur der eige­nen Dyna­mik ver­pflich­te­ten, dem Abend­land kul­tu­rell doch sehr frem­den Zivi­li­sa­ti­ons­staat, des­sen Staats­rai­son nicht etwa dar­in liegt, durch Kom­pro­miss und Abspra­che ein Gleich­ge­wicht mit den Nach­barn zu fin­den, son­dern viel­mehr die eigent­li­che Mis­si­on des rus­si­schen Vol­kes zu erfül­len, näm­lich die „Samm­lung der rus­si­sche Erde“ und somit die Errich­tung eines aut­ar­ken Groß­raums, der an sei­nen Gren­zen kei­nen Kon­kur­ren­ten dul­den möchte.

Auch für Engels ist die Ukrai­ne der ent­schei­den­de Damm zwi­schen Euro­pa und Ruß­land-Asi­en, der den rus­si­schen Expan­si­ons­drang bremst und dar­um nicht bre­chen darf:

Ein Sieg Russ­lands wür­de aus einem töd­li­chen Angriffs­krieg einen gefähr­li­chen Prä­ze­denz­fall für die Zukunft Euro­pas machen und zudem ein Land, das mit sei­ner über­wäl­ti­gen­den Mehr­heit den west­li­chen Insti­tu­tio­nen bei­tre­ten will, dau­er­haft auf die ande­re Sei­te eines neu­en Eiser­nen Vor­hangs verbannen.

Die Inter­view­er stel­len ihm eine inter­es­san­te Frage:

(…) könn­te die Wie­der­kehr des Poli­ti­schen in das bis­lang im post­mo­der­nen Schlum­mer befind­li­che Euro­pa nicht auch die Mög­lich­keit einer abend­län­di­schen Wie­der­ge­burt und wirk­li­chen Eini­gung ber­gen? Oft genug war es in der Geschich­te hete­ro­ge­ner Gemein­schaf­ten ja der äuße­re Feind, der die­se zusammenschweißte?

Das ist die Fra­ge, ob sich durch eine gemein­sa­me Front gegen Ruß­land unter Füh­rung der NATO end­lich ein euro­päi­scher Block zusam­men­schwei­ßen lie­ße (ana­log zum euro­fa­schis­ti­schen Block unter der Füh­rung Deutsch­lands durch eine gemein­sa­me Front gegen die Sowjet­uni­on im Zwei­ten Weltkrieg).

Engels zeigt sich skep­tisch, da er die Befürch­tung nach­voll­zie­hen kann, ein “Sieg des Wes­tens” in der Ukrai­ne kön­ne auch “zu einer Stär­kung jener links­li­be­ra­len Ideo­lo­gie füh­ren, wel­che schon im Rest Euro­pas so schreck­li­che Kon­se­quen­zen gezei­tigt hat, und die ange­schla­ge­ne ame­ri­ka­ni­sche Hege­mo­nie zementieren”:

Daher glau­be ich auch nicht, dass ein gemein­sa­mer Krieg der NATO gegen Russ­land tat­säch­lich zu einer ech­ten Ver­söh­nung von Links und Rechts oder von Euro­pa und den USA füh­ren, son­dern die exis­tie­ren­den Bruch­li­ni­en mit­tel­fris­tig nur ver­tie­fen würde.

Die ein­zi­ge Hoff­nung sehe ich daher in der Mög­lich­keit, dass auf einen mög­li­chen Sieg die all­mäh­li­che Ein­glie­de­rung der Ukrai­ne in das Tri­ma­ri­um-Pro­jekt fol­gen wür­de, also den Ver­such des Auf­baus eines unab­hän­gi­gen kon­ser­va­ti­ven Macht­zen­trums zwi­schen Ber­lin und Moskau (…).

Nun gut: Man kann sich vor­stel­len, daß eine sol­che Drei-Mee­re-Uni­on (Mit­glie­der: Bul­ga­ri­en, Est­land, Kroa­ti­en, Lett­land, Litau­en, Polen, Rumä­ni­en, die Slo­wa­kei, Slo­we­ni­en, Tsche­chi­en, Ungarn, Ukrai­ne, inter­es­san­ter­wei­se auch Öster­reich) zumin­dest eine teil-euro­päi­sche “Ein­heits­or­ga­ni­sa­ti­on” bil­den könn­te, die einen Block gegen den rus­si­schen Rie­sen bil­det und sich vor all­zu gro­ßer “links­li­be­ra­ler” Ver­seu­chung schützt.

Soll­te “nach dem Sieg” (den die Ukrai­ne nur mit Hil­fe von außen errin­gen kann, wenn über­haupt) eine sol­che Uni­on zustan­de­kom­men, wer­den die USA, die das Pro­jekt bis­her geför­dert haben, wohl kaum ihren Zugriff dar­auf auf­ge­ben; und wenn Nord Stream 2 nicht ohne­hin lahm­ge­legt wäre, dann wür­de “Tri­ma­ri­um” mit aller Kraft dar­an arbei­ten. Eine euro­päi­sche Ord­nung, in der Deutsch­land eine füh­ren­de Rol­le spielt, und zu Ruß­land gute Bezie­hun­gen pflegt, darf in den Augen Washing­tons und Lon­dons nicht exis­tie­ren, und zu die­sem Zweck las­sen sich alle öst­li­chen Staa­ten ein­span­nen, die ein his­to­ri­sches deutsch-rus­si­sches Trau­ma haben.

Ich muß nun an ein Ende kom­men. Man könn­te über die­ses The­ma end­lo­se Varia­tio­nen weiterspinnen.

Die sta­li­nis­tisch-bol­sche­wis­ti­sche Gefahr für Euro­pa 1941 war real und ist in der Fol­ge bis zum dato furcht­bars­ten Krieg der Welt­ge­schich­te eska­liert. Die schlimms­ten Hor­ror­vi­sio­nen über das “kosa­ki­sche Euro­pa” nach einem Sieg der Sowjet­uni­on haben sich den­noch nicht erfüllt. Euro­pa hat sich im Osten und Wes­ten nach dem apo­ka­lyp­ti­schen Fina­le von 1945 wie­der halb­wegs auf­ge­rap­pelt, aber “das Ende der euro­päi­schen Kul­tur­pe­ri­ode in der Welt­ge­schich­te”, wie es Essén pro­phe­zeit, ist zwei­fel­haft eingetreten.

Vie­le Patho­lo­gien, an denen Euro­pa heu­te dahin­siecht, kön­nen auf die schick­sals­haf­ten Vor­gän­ge des Welt­kriegs zurück­ge­führt wer­den, im Osten wie im Wes­ten. Alle drei ideo­lo­gi­schen Fami­li­en hat­ten Anteil an der Ver­wüs­tung: Der Kommunismus/Bolschewismus eben­so wie sei­ne Gegen­spie­ler, der Faschismus/Nationalsozalismus und der ame­ri­ka­ni­sche Libe­ra­lis­mus, der sich als süße­res, aber gründ­li­che­res Gift als der Kom­mu­nis­mus erwie­sen hat.

Wie sieht es mit der puti­nisch-impe­ria­len Gefahr im Jahr 2022 aus? Ich für mei­nen Teil glau­be nicht, daß ein rus­si­scher Expan­si­ons­drang gegen Wes­ten zu fürch­ten gewe­sen wäre, hät­te man den Ukrai­ne-Kon­flikt bei­spiels­wei­se schon 2014 durch eine Abspal­tung der Krim und “Neu­ruß­lands” gelöst, oder ihn gar nicht erst durch NATO-Expan­si­on und ame­ri­ka­ni­sche Zün­de­lei über Jah­re hin­weg ange­facht. Das kann sich aller­dings in Zukunft ändern, wenn die Lage wei­ter eskaliert.

Der Ukrai­ne-Krieg ist vor allen ande­ren Din­gen ein Stell­ver­tre­ter­krieg der USA gegen Ruß­land. Die ukrai­ni­schen Natio­na­lis­ten, die heu­te unter Waf­fen und Todes­op­fern ihre Hei­mat ver­tei­di­gen, sind nicht weni­ger Spiel­bäl­le des ame­ri­ka­ni­schen Impe­ri­ums als es ihre Vor­gän­ger im Zwei­ten Welt­krieg für das Deut­sche Reich waren. Wie die­se wer­den sie nie­mals die Ukrai­ne bekom­men, die sie sich erträumen.

Von einer sou­ve­rä­nen euro­päi­schen Föde­ra­ti­on, die ein Gleich­ge­wicht zu den Ver­ei­nig­ten Staa­ten und dem eura­si­schen Ruß­land bil­den könn­te, sind wir heu­te wei­ter ent­fernt denn je. Es gibt weit und breit kei­nen mög­li­chen euro­päi­schen Hege­mon oder ein domi­nan­tes “Reichs­volk”, Din­ge, die für eine sta­bi­le Groß­raum­bil­dung uner­läß­lich sind. Etli­che der ehe­mals bedeu­tends­ten Natio­nen Euro­pas sind heu­te “Häu­ser ohne Hüter”, allen vor­an Deutschland.

Gegen Ruß­land las­sen sich im Wes­ten vor allem jene mobi­li­sie­ren, die mitt­ler­wei­le blind­lings jedem “cur­rent thing” fol­gen (Coro­na, Kli­ma­wan­del, “Refu­gees wel­co­me” etc); im Osten jene, die mit Ruß­land his­to­risch schlech­te Erfah­run­gen gemacht haben und ent­spre­chend akti­vier­ba­re Ängs­te und Res­sen­ti­ments hegen.

Der Krieg in der Ukrai­ne wird von glo­ba­lis­tisch-trans­at­lan­ti­schen, völ­ker­feind­li­chen Eli­ten gewollt, die von gro­ßen Tei­len der Bevöl­ke­rung Euro­pas als unmit­tel­ba­re­re Bedro­hung erlebt wer­den als der zum Satan sti­li­sier­te Buh­mann Putin.

David Engels ist der Ansicht, daß Ruß­land die­se Unzu­frie­den­heit aus­nutzt, und danach trach­tet, “den Wes­ten noch wei­ter als bis­her zu spal­ten”, um sei­ne Ein­fluß­nah­me zu erhö­hen. Da braucht sich der Kreml mit all sei­nen mythi­schen Bots und Trol­len aber nicht groß anzu­stren­gen, denn die­sen Job der “Spal­tung” erle­di­gen schon “unse­re” Eli­ten selbst.

War­um die­se Spal­tung noch über­win­den? Wer möch­te noch mit Biden, Macron, Scholz, Truss, Schwab etc. und ihrem Macht­kom­plex aus Groß­kon­zer­nen, Ban­ken, Big Tech-Rie­sen und Pres­se­agen­tu­ren “ver­ei­nigt” sein? Wer oder was soll die Kluft zwi­schen ihnen und uns noch über­brü­cken, die Angst vor Putin etwa?

Euro­pa steht erneut zwi­schen Scyl­la und Cha­ryb­dis. Es wird zwi­schen zwei Mühl­stei­nen zer­malmt und hat dabei kaum mehr eige­ne Reser­ven der Selbst­be­haup­tung gegen­über den gro­ßen Hege­mo­ni­al­mäch­ten.  Was tun?

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Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (88)

Niekisch

16. Oktober 2022 12:08

"Was tun?" 

An die Deutschen appellieren, deutsch zu bleiben oder wieder zu werden, die bisher geschichtlich stärkste innerdeutsche Kraft zeitgemäß reformieren und unter Verzicht auf jede außenpolitische Festlegung, jede Gewaltanwendung außer innenpolitischer Notwehr quasireliöse deutsche Wagenburgen errichten und verteidigen.

Köln hat 100000 muslimische Bewohner. Was bleibt da? Wer soll uns befreien außer wir selbst?

Adler und Drache

16. Oktober 2022 12:31

Soweit ich sehen und (mit aller gebotenen Vorsicht) beurteilen kann, gibt es ein zunehmendes Interesse an einer antideutsch (+antifranzösisch?), transatlantisch, "neueuropäisch" orientierte Allianz zwischen den Trimarium-Teilnehmern und dem Meloni-Italien. Dass Österreich dabei ist, hat mich auch überrascht - prophylaktischer Ausbau des Abstands zum deutschen "Mutterraum"? Wenn ich mich recht entsinne, war Trump beim Treffen in Dubrovnik dabei ... 

Es ist schon kurios, dass diese Entwicklung fast auf eine Ehrenrettung Merkels hinausläuft, die an der Energiepartnerschaft mit Russland immerhin festgehalten hat und diese immer noch verteidigt. Das Band N-S ist nun zerschnitten, Deutschland wird zügig deindustrialisiert und abgewrackt, zeitgleich aufgesüdet - 2015, das sich nicht wiederholen sollte, wiederholt sich gerade. 

Es sieht so aus, als wäre in einem "neuen Europa" Deutschland eine Position nach Art des Generalgouvernements zugedacht. Ich fürchte, "wir" haben keine Freunde. 

Was tun? Vielleicht die Wiederangliederung Polens an Sachsen fordern ... :-)    

Adler und Drache

16. Oktober 2022 12:32

Zur Wiedervorlage:

4 Fragen zur europäischen Frage (sezession.de)

RMH

16. Oktober 2022 13:10

Dugin zeichnet ein ideales Bild von Russland, Engels scheint näher dran zu sein. Wenn der Spruch, der Fisch fängt immer vom Kopf das Stinken an, stimmt, dann ist Russland längst Teil der globalen Eliten, all dessen, vor dem Russland uns als "Protektor" gemäß Dugin bewahren soll. Die Eliten Russland sind Anywheres, mit protzigen Immobilien, besonders gerne auch in London oder allen anderen Orten der Welt, wo man mit viel Geld noch Spaß haben kann. Sie sind Konsumfreaks mit großem Bedürfnis nach Statussymbolen, wovon auch Deutschland zum Teil profitieren konnte (Bau der Yachten in Deutschland, Porsche, Mercedes etc.). Als Mikro-Symptom zeigte sich nach den Boykotten und dem Rückzug westlicher Konsumkonzerne, dass Russland nicht froh war, den Dreck von McD oder C-C. los zu sein, nein, es erging sich in schlichten Plagiaten. Die von Dugin gezeigte Alternative ist mithin hohl, bereits genauso morsch, wie überall anderswo auch. Die Abstimmung der Männer in der russischen Föderation auf ihre Einberufungsbefehle mit den Füßen zeigt auch, dass diese eher wissen, was Sache ist, als Dugin. China ist auch auf dem Tripp des westlichen Konsumismus. Von daher: Obacht, es gibt keine Rettung von außen, das wird am Ende des Artikels von M.L. richtig gesehen.

RMH

16. Oktober 2022 13:14

Das "Trimarium" kann nur funktionieren - ich habe das hier mehrfach ausgeführt, bin aber als reiner Leser eine Zeitschrift naturgemäß nicht der Ideengeber für die Verfechter dieser Vorstellungen - wenn Deutschland dabei ist, da Deutschland die Handelswege nach Westen, den Zugang zur Nordsee und damit dem Atlantik gewährleistet. Nur mit Deutschland wäre es auch stark genug, nicht nur Puffer zu sein. Wenn man nach einer Vision für etwas Neues sucht, dann kann das eine Möglichkeit sein.

RMH

16. Oktober 2022 13:26

"Wie diese werden sie niemals die Ukraine bekommen, die sie sich erträumen."

Das Wort "niemals" halte ich in diesem Zusammenhang für zu stark, zu endgültig. Für mich erstaunlich war, dass die Azov- Leute tatsächlich ausgetauscht wurden. Und in diesem Punkt hat Putin richtig gehandelt, weil er sie damit vom Sockel der Märtyrer genommen hat und jetzt dem normalen ukrainischen Prozessen wieder zugeführt hat - und dort bzw. in den USA kann keiner mehr hoffen, dass Russland diesen "job" erledigt.

Wie der Krieg am Ende ausgeht, wissen wir alle nicht. Die deutliche Unterscheidung zwischen West- und Ostukraine scheint auch nicht so klar vorzuliegen, wie wir hier immer denken. Fakt ist auch, dass genau bei den Teilen, die Russland sich einverleibt, die Rohstoffe liegen, von daher wird eine Teilung des Landes derart, dass die unabhängige Ukraine keine Rohstoffe hat, nicht friedensstiftend sein. Vietnam hat nach seinem Sieg auch erst einmal gegen eine Hand, die sie fütterte (China) Krieg geführt (gut, Vietnam hatte immerhin 2 Hände, die es fütterten, die UdSSR und VRC, die eine Hand blieb Vietnam erhalten). Kurzum: Ich würde eine derart pessimistische Prognose für die ukrainischen Nationalisten nicht abgeben.

Hajo Blaschke

16. Oktober 2022 13:44

Putin ist der Präsident Russlands und hat auch bei den in Diaspora lebenden Russen einen hohen Stellenwert. Die Ukraine als Staatsgebilde existiert seit dem ersten Weltkrieg als Installierung des Deutschen Reiches. Die "Ukrainer" bis zu diesem Zeitpunkt nannten sich Ruthenen und besiedelten Galizien. 

Die Bolschewiken machten aus Galizien, Malrossija und Noworossija nach Ende des Bürgerkrieges die Ukraine. Malorossija und Noworossija waren hunderte von Jahren Provinzen des Russischen Kaiserreichs und schlossen das Gebiet von Kiew bis zum Schwarzen Meer ein.

Diese Gebiete wurden übrigens nicht von Chrustschow sondern von Malenkow der Ukrainischen Sowjetrepublik angegliedert. Das waren außenpolitisch unbedeutende innersowjetische administrative Maßnahmen, die letztendlich der Industrialisierung der Ukraine dienten. Nördlich und westlich solch

Adler und Drache

16. Oktober 2022 14:09

D. Engels rührt fürs Intermar(i)um schon seit geraumer Zeit die Trommel. Im Grunde ist das ein revisionistisches Konzept, denn es geht dabei um eine Wiederherstellung der polnisch-litauischen Republik. Die Idee ist nun knapp über hundert Jahre alt und mit dem Visegrad-Bündnis der Realisierung ein Stück näher gerückt. Die Frage wäre: Was hätte Deutschland davon? D. Engels wirbt mit dem Argument um Zustimmung, dass es einen gesellschaftspolitisch konservativen Backlash für ganz Europa auslösen könnte. Geschickt: Das läuft auf Moralbefriedigung statt Realpolitik hinaus. 

Um auf die Frage "Was tun?" ernsthafter zu antworten: Was tut man denn gemeinhin in einer bedrängenden Situation? Man sucht sich erstmal Unterstützer. Dass von keinem der beiden Imperien Unterstützung zu erwarten ist, müsste nach diesem Artikel endgültig klar sein. 

Sollte es zwischen den Trimarium-Teilnehmern und Italien zu einer Art Entente kommen, müsste sich Deutschland vielleicht enger an die nordischen Nachbarn binden. Es wäre vielleicht an der Zeit, H-O. Henkels Nord-Euro-Konzept wieder auszugraben und zu entstauben ... 

Laurenz

16. Oktober 2022 14:51

@ML

Sie haben die Westukraine im Vergleich zum Osten als unterschiedlich beschrieben. Das ist zwar richtig, aber ungenau.
Leider hat sich bisher nur Hajo Blaschke auf die Geographie dieser Region näher eingelassen. Es wird kein slawisches Reich zwischen Deutschland und Rußland geben. Dafür hat man Ungarn einfach bis heute zu schlecht behandelt. Ungarn hat zwar gar kein intensives Interesse an den ehemaligen Gebieten in der Ukraine, weil dort mehr oder weniger nur Zigeuner herkommen, aber es geht Ungarn vor allem um die Rückführung der wertvollen Gebiete im Norden & Süden, quasi die Heilung des Traumas von Trianon. Auch Serben, Griechen & Makedonen haben im Grunde ein viel zu gutes Verhältnis zu Rußland, um hier einem anti-russischen Reich beizutreten. Den Osteuropäern fehlt einfach die amerikanische Erfahrung. Unter amerikanischer Knute hört man irgendwann als Nation auf, zu existieren. Weder Russen noch Sowjets (abseits Stalins) haben jemals versucht, deutsche Identität zu vernichten, In Rußland konnten Deutsche sogar 200 Jahre lang ihre Identität leben, ein Unterschied, wie Tag & Nacht.

Hajo Blaschke

16. Oktober 2022 15:45

Sorry, da hat leider das Limit zugeschlagen.

Nördlich und westlich von Kiew gibt es in der Ukraine so gut wie keine Industrie. Dieser Teil, das Gebiet, wo sich die Hauptschmarotzer der Ukraine aufhalten, hat von der Ausbeutung des industriellen Südostens gelebt. Bei Rückgliederung von Noworossija und Malorossija, wozu auch Odessa gehört, geht dem Rest des ehemaligen Gebildes das industrielle Rückgrat verloren. Desweiteren wird eine Landverbindung zu Transnistrien hergestellt. Ich gehe davon aus, dass diese Rückgliederung erfolgen wird. Kiew ist nicht bereit mit Moskau über einen Frieden zu verhandeln und benutzt seine Bevölkerung als Kanonenfutter.

Beiträge, die in völliger Unkenntnis der Tatsachen (wie man sie aus deutschen Mainstreamquellen tagtäglich kredenzt bekommt) davon schwafeln, dass junge russländische Männer (es sind eben nicht nur Russen in Russland) in Heerscharen aus Angst vor der Mobilisierung ins Ausland flüchten, liegen völlig daneben. Momentan sind 220 000 Männer mobilisiert worden.

 

Hajo Blaschke

16. Oktober 2022 15:46

Desweiteren war ein Rheinländer der Meinung, dass ich gepostet hätte, dass Russland den NATO-Staat Polen überfallen will. Das habe ich nie behauptet. Momentan kämpfen etwa 15 000 Polen auf Seiten der Kiewer Junta. Ziel Polens ist die Einverleibung der Nordwerstukraine, da sie angeblich historisch zu Polen gehört. Diese Gegend war mal polnisch okkupiert von 1920 bis 1939, das war alles. Sollte sich Polen wirklich entscheiden, das zu tun, hat die NATO schon vorsorglich darauf hingewiesen (Biden bei seinem Besuch in Rzeszow), dass es kein NATO-Verteidigungsfall ist und Polen allein zu verantworten hat. Ich gehe in diesem Fall auch davon aus, dass Russland diese Okkupation genau wie die Okkupation von Teilen Weißrusslands niemals zulassen wird.

Adler und Drache

16. Oktober 2022 15:49

Laurenz:

In Rußland konnten Deutsche sogar 200 Jahre lang ihre Identität leben, ein Unterschied, wie Tag & Nacht.

Die Deutschen wurden mit Versprechungen hingelockt, die von den Russen nicht eingehalten wurden, haben praktisch mit Nichts anfangen müssen, und als nach Generationen harter Arbeit schließlich florierende, prosperierende Gemeinwesen entstanden waren (während ringsum wie immer alles nach russischem Stiefel ging - Kate, Kossoworotka, Wodka), wurden sie enteignet und vertrieben. Vielen Dank für so eine Freundschaft!

Die verklärende Sicht auf die "mystische Seele" Russlands scheint mir eher eine Ausgeburt der deutschen Romantik zu sein. (Ähnlich wie man halt die eigene Vergangenheit verklärt.) Die Russen, die ich kennengelernt habe, stellen das ganze Gegenteil dar. Vieles von dem, was die Russen 45 in ihrem Besatzungsgebiet abgerissen haben, soll in Russland ungenutzt verfallen und verrostet sein. Erstmal haben wollen, erstmal aneignen, egal ob man damit was anfangen kann oder nicht. - Putin!

Irgendetwas von Putin, und ja: auch von Russland zu erhoffen, ist in meinen Augen unsinnig. 

 

  

 

Hajo Blaschke

16. Oktober 2022 15:56

@ Laurenz  Polen ist genetisch rassistisch gegen Deutsche und Russen. Wobei ich das nicht verallgemeinere. Es gibt ja Millionen assimilierte und naturalisierte Polen bzw. Personen mit polnischen Namen in Deutschland. Die Vorfahren meiner Mutter von 1850 bis 1860 stammten allen aus Schlesien. Mit Polen meine ich die sog. Elite und die polnische Kirche. 

Stalin war bestimmt zu Zeiten des Weltkrieges deutschfeindlich und hat den Hetzer Ehrenburg machen lassen. Mit Beendigung des Krieges hat er Ehrenburg sofort einen Maulkorb umgehängt.

Man darf aber nicht den Stalin-Vorschlag von 1952 für ein vereingtes,neutrales und unabhängiges Deutschland vergessen. Zu diesem Deutschland sollten im Übrigen die deutschen Ostgebiete gehören.

Bekanntlicherweise wurde diesem Vorschlag von vornherein von den Amis und ihrem Statthalter Adenauer unterstellt, dass sich Stalin damit lediglich ganz Deutschland unter den Nagel reißen wollte. Ich glaube jedoch aus vielen Gründen, dass der Vorschlag ehrlich gemeint war.

Niedersachse

16. Oktober 2022 16:33

Ein souveränes Deutschland, das wirtschaftliche Beziehungen auf Augenhöhe zu seinen Nachbarstaaten hat, wäre natürlich der Idealzustand. Nur sind wir momentan davon soweit entfernt, wie die Erde vom Mars. Deshalb habe auch ich schon hin und wieder daran gedacht: Was wäre wenn...?! Angesichts des zivilisatorischen, kulturellen und ethnischen Verfalls des "Westens", allen voran unserer Hottentotten- Republik erschiene mir ein deutsches Protektorat Russlands fast als das kleinere Übel. Dieser dekadente, korrupte, bösartige und ehrlose Sch...haufen der sich heute Bundesrepublik Deutschland nennt, kann nur von außen eingenordet werden. Alles müsste reformiert und/ oder abgewickelt werden: Die 8 Milliarden Propaganda- Anstalten, Zeitungen, NGO`s, kurzum der gesamte volksfeindliche und lebensverneinende Wasserkopf der BRD- Kloake. Die jahrzehntelange Gehirn- und Charakterwäsche macht aus Deutschland Tag für Tag mehr einen lebensunwerten Ort. Die Stadtstaaten Bremen und Hamburg überlegen schon, ob nicht auch Immobilien für die Unterbringung von Asyltouristen beschlagnahmt werden können. Unerträglich! Sicher würden die Gedanken Dugins bedeuten, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben. Aber vielleicht ist der Belzebub doch die etwas bessere Alternative...

Prichpl

16. Oktober 2022 16:45

"Was tun?"

Daran denken, daß uns Rußland schon einmal geholfen hat, einen unangenehmen Hegemon abzuschütteln. 1813, Völkerschlacht bei Leipzig. Die Truppen des Zaren hatten entscheidenden Anteil am Sieg über Napoleon Bonaparte.

Daran denken, daß Rußland erheblich zur Deutschen Wiedervereinigung 1990 beigetragen hat und dankbar dafür sein.

Alles weitere rechtskonforme Handeln ergibt sich daraus wie von selbst. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

 

dojon86

16. Oktober 2022 16:45

@Laurenz "Unter amerikanischer Knute hört man irgendwann als Nation auf, zu existieren". Treffend formuliert, bloß das Wort Knute hätte ich nicht verwendet. Die werten Bürger der alten Bundesrepublik sowie auch meines lieben Heimatlandes haben keine Knute gebraucht. Wirtschaftswunder und hedonistische VS/GB Populärkultur brachten das zuwege. Jetzt reiben sich die Kälber verdutzt ihre Augen, denn der Wohlstand erweist sich als flüchtig und die gewohnte Heimat erkennt man auch kaum mehr wieder. Tja, geliefert wie bestellt wie der gute Danisch zu formulieren pflegt.

kikl

16. Oktober 2022 16:52

Wir werden weder in Russland noch in den USA unser Heil finden. Beide Staaten wollen auf unterschiedliche Weise Europa kolonisieren. Vermutlich wäre eine russische Herrschaft über Europa weit schlimmer als die Art, wie Amerika Europa dominiert. Wir können uns aber auch nicht offen gegen Russland oder die USA als Europa richten, weil wir dazu viel zu zerstritten und schwach sind.

Zunächst müssen wir unsere Interessen definieren und danach müssen wir genau das gleiche tun, was die USA und Russland mit uns machen wollen, nämlich sie gegeneinander ausspielen.

Wir sollten uns insbesondere nicht an diesem Stellvertreterkrieg zwischen Russland und den USA beteiligen sondern unsere eigenen Interessen vertreten. Die USA führen auch keinen Krieg gegen Russland, weil Russland die Souveränität der Ukraine verletzt hat, denn die Souveränität von Staaten achten die USA auch nicht, siehe Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien,.... Die USA benutzen die Ukrainer genau so wie sie 1939 die Polen benutzt haben.

Die Russen müssen jetzt aufpassen, dass demnächst nicht irgendeine Ethnie mit finanzieller und militärischer Hilfe der USA in ihrem Vielvölkerstaat den Aufstand proben. Demnächst gibt's vielleicht auch Volksaufstände von Muslimen in Westeuropa. Es ist immer dieselbe Masche, teile und herrsche.

Volksdeutscher

16. Oktober 2022 17:27

"....dass sie lediglich Instrumente eines großangelegten Destabilisierungsversuches sind, dessen Ziel es ist, den Westen noch weiter als bisher zu spalten..."

Ich habe große Probleme zu verstehen, wenn hier von einem Westen geredt wird, den es so nicht gibt, erst recht nicht, wenn man ihn auch noch mit Europa gleichsetzt. Das entspricht nicht den Tatsachen, es reicht auf das politische Tagesgschehen zu blicken: Was sind das für "Europäer" und "Westler", die Araber, Afrikaner und allerlei Völker aus der entferntesten Gegenden der Welt importieren, um Europa zu enteuropäisieren und den Westen zu entwestlichen? Wie kann man dann noch von "Europäern" und "Westlern" reden oder gar von einem gemeinsamen Auftreten? Und wenn es keine Europäer und Westler sind, die den europäisch westlichen Zivilisation den Garaus machen wollen: Was sind sie dann, woher kommen sie denn? Wenn man den wahren Feind nicht bennen kann oder darf, wird man niemals wissen, gegen wen man kämpfen muß. Denn zuerst müßte die politische Souveränität eines jeden europäischen Nationalstaates wieder hergestellt werden. Dies wäre die Voraussetzung vor jeder inhaltlichen Bestimmung für eine Zusammenarbeit, denn ohne Souveränität gibt es keine Vertragsfähigkeit und ohne die wiederum keine Rechenschaftsschuld und Verantwortlichkeit. Die Klausel Vertragsfähigkeit gibt es sogar im Handel.

dojon86

16. Oktober 2022 17:29

@RMH 13:10 Sie haben sicherlich Recht, die Eliten Russlands sind längst "anywheres". Trotzdem konnte es Putin wagen, einen der ihren als Warnung für die anderen ins Gefängnis zu schicken. So eine Tat würde kein westlicher Politiker überstehen. Die gekauften MSM Medien würden für das Ende seiner politischen Karriere sorgen. Insgesamt gebe ich ihnen und ML recht, Russland ist kein Retter und auch kein sehr überzeugendes Modell, es ist aber, meine ich, ein nützliches Gegengewicht gegen das den europäischen Nationen von VS/GB Eliten angelegten Krepierhalfter, auch und gerade dann, wenn es in seinem eigenen Interesse handelt. Sollte allerdings das US Elektorat seinen Eliten Zügel anlegen können, (Trump ?) könnte sich das natürlich auch wieder ändern.

 

eike

16. Oktober 2022 17:49

"Über das Versagen der Deutschen, diesen Völkern als Befreier statt als Unterdrücker gegenüberzutreten, das sie letztendlich den Sieg gekostet hat, sind schon viele Bücher und Aufsätze geschrieben worden ... Die Realität der Kriegszeit war allerdings viel komplexer..."

In der Tat.

Als militärischer Laie habe ich schon immer die 'hind-sight'-Strategen bewundert, die meinten, in einem Land voller Partisanen habe man nur jeden Ukrainer, der eine Hakenkreuzfahne schwenkte, in deutsche Uniform stecken und ein Maschinengewehr in die Hand drücken müssen und der Krieg wäre gewonnen gewesen.

Old Linkerhand

16. Oktober 2022 17:55

Die beiden antagonistischen Edelfedern Dugin und Engels bedienen doch nur ihr Klientel. Die Lebenswirklichkeit der Menschen in dieser Region erfassen sie nicht. Man zeige mir den Ukrainer, der keinen russischen Opa hat, oder den Moskowiter, bei dem nicht auch irgendwo auch ukrainische Vorfahren zu finden sind. Einer der größten Kriegstreiber, der ehemalige Preisboxer und jetzige Bürgermeister von Kiew, hat einen ukrainischen Vater und eine russisch-jüdische Mutter. Seine beiden wehrpflichtigen Söhne leben in Hamburg und werden den Teufel tun, um für die Ukraine zu kämpfen. Er selbst hetzt junge unerfahrene wie idealistische Ukrainer in den sicheren Tod. Nicht das wir uns falsch verstehen, ich mag diese Kämpfer und bewundere sie. Der Heldenmut von Asow, die Verteidigung von Mariupol gegen eine russische Übermacht haben fast schon epischen Charakter und erinnern an die 300. Aber Tapferkeit und Klugheit gehen nur selten Hand in Hand. 

brueckenbauer

16. Oktober 2022 18:08

David Engels schreibt also: "es liegt in der Natur der von Russland geforderten „neutralen“ Puffer- und Sicherheitszonen, dass diese sich entsprechend den jeweiligen machtpolitischen Situationen immer weiter verschieben."

Dagegen spricht, dass sich die Puffer- und Sicherheitszonen in anderen Grenzgebieten - z.B. Georgien - tatsächlich keineswegs verschoben haben. Und auch in der Ukraine hätte Russland mit einer fixen Puffer- und Sicherheitszone (den Sezessionsrepubliken Donezk und Lugansk) gut leben können, wenn die ukrainischen Nationalisten diese hingenommen hätten.

Es wird oft übersehen, dass zwei Fünftel aller ukrainischen Kriegsflüchtlinge nach Russland geflohen sind. Ich glaube nicht, dass diese Flüchtlinge in eine westlich-nationalistische Ukraine zurückkehren können oder werden. Die Gier dieser ukrainischen Nationalisten richtet sich auf die Immobilien (leider - wie bei so vielen Nationalismen), an den Leuten sind sie nicht interessiert.

Old Linkerhand

16. Oktober 2022 18:08

Was tun? Das was wir jetzt haben sind Zerstörung und Selbstzerstörung. Alles ist besser als das, egal ob Russen oder Klingonen uns zur Hilfe kommen. Leider gibt es auf der rechten Seiten zu viele transatlantische Cucks, die als Besitzstandswahrer das nahe Ende nicht sehen wollen. 

Noch ein Wort zu den vielen "Russen" die im Westen Villen und Jachten besitzen. O-Ton Wladimir Putin: "Das sind nicht unsere Leute, die gehören nicht zu uns"

Volksdeutscher

16. Oktober 2022 18:09

@Laurenz - "Ungarn hat zwar gar kein intensives Interesse an den ehemaligen Gebieten in der Ukraine, weil dort mehr oder weniger nur Zigeuner herkommen, aber..."

Ich kann das nicht bestätigen, das Trauma erstreckt sich ja auf alle Ungarn auf allen Gebieten. Der liberalen Regierung Orbán geht es gewiß nicht um die Heilung der ungarischen Nation vom Trauma Trianon. Umso mehr den konservativen und nationalistischen Rechten Ungarns. Sie zeigen reges Interesse am Leben ihrer Volksgenossen und an der Rückführung dieser Gebiete zur Mutterland, sie kämpfen dafür auch mit rechtlichen Mitteln. In den Vorkarpaten leben ca. 150-200 tausend ethnische Ungarn, viele von ihnen mit Doppelpaß. Zigeuner und Ukrainer wurden dort im Laufe der Jahrzehnte von den Ukrainern angesiedelt, um die Russinen und Ungarn einzuschüchtern oder zu vertreiben. Soetwas hat sich unter Ceausescu auch in Siebenbürgen gegen Deutsche und Ungarn bewährt. Mit ihrer Ansiedlung können die Eingeborenen terrorisiert, eingeschüchtert und ihre Jahrhunderte alten Gemeinschaften innerhalb von paar Jahrzehnten ohne Blutvergießen zerschlagen werden. Gerade in den letzten Tagen wurde der Sakerfalk (Turul madár), das Nationalsymbol der Ungarn auf der Burg von Munkács von der EU-reifen Ukraine abgesägt. Das erzeugte im ungarischen konservativ-nationalkonservativ-nationalistischen Lager übelste verbale Aggressionen, die ich lieber nicht wörtlich zitieren möchte.

Volksdeutscher

16. Oktober 2022 18:30

- "Am 15. 9. schließlich verhafteten sie Tausende von Mitgliedern der OUN‑B [Organisation ukrainischer Nationalisten, Bandera-Flügel], darunter die gesamte Führungsschicht und deportierten sie in Konzentrationslager und Gefängnisse."

Ja, aber dort wurden sie als Ehrenhäftlinge behandelt. Der römische Gruß wird in der Ukraine aber auch heute in der Öffentlichkeit präsentiert. Wer das nicht glaubt, kann er sich in diesem Video anschauen.

https://www.youtube.com/watch?v=Ljlvkqi3T9A

Es handelt sich dabei um die auch bei uns bekannte Sendung der Talentsuche, die sich in der Ukraine etwas anders gestaltet: Das eine weibliche Mitglied der Jurie hebt den Arm bei 3:51 zum römischen Gruß. Keine Gesten der Entrüstung darüber weder bei den Juriemitgliedern noch beim Publikum. Das von dem ukrainischen Bauernjungen gesungene Lied "Ich bin frei - Я свободен" stammt übrigens von der russischen Rockgruppe Aria -Ария. Der Titel dürfte von mehr als bloß symbolischer Bedeutung sein, das Publikum klatscht beim Refrain "Я свободен" jedes Mal frenetischen Beifall. Ich habe auf Vkontake Videos gesehen, wo ukrainischen Kindern im zarten Alter eingebleut wird, daß die Russen minderwertige Untermenschen seien. Man wundere sich also nicht darüber, wenn die russische Kriegspropaganda sich auf solche Bespiele berufend ernsthaft von "Entnazifizierung" der Ukraine spricht.

Gracchus

16. Oktober 2022 19:51

Was tun? Es gibt ja kaum Optionen, die Politik bestimmen andere, eigentlich nur: Entweder weiterkämpfen oder resignieren oder eine Mischung aus beidem. 

Gracchus

16. Oktober 2022 20:12

M. E. greifen Sie mit Ihrem letzten Absatz zu kurz. Wo hört man denn unter der Knute der USA auf als Nation zu existieren? 

Abgesehen davon, dass es Ihrer politischen Theorie zufolge allein oder vor allem darauf ankommt, genug zu fressen zu haben - und das hat unter US-Knute bisher sehr gut geklappt - ist doch Fakt, dass, während Länder wie (West-)Ukraine und Polen auf keinen Fall unter die russische Knute wollen, die Deutschen die USA nicht hassen, ja nicht einmal als Besatzer wahrnehmen, sondern sogar froh drum sind. 

Was - wie bereits von mehreren Foristen bemerkt - sicherlich mit dem, was weiland Adorno, als Kulturindustrie bezeichnet hat, zu tun hat. Es gibt eben nicht nur Peitsche, sondern auch Cola.

Insoweit ist auch das deutsche Unbewusste angelsächsisch okkupiert, und das Unbewusste ist der Ort der Wunschproduktion.

Souverän ist, wer über das Unbewusste bestimmt. 

 

tearjerker

16. Oktober 2022 21:23

Die seit Jahrzehnten schwelenden Interessenkonflikte zwischen den USA und Deutschland/Frankreich/Europa sind jetzt offen ausgebrochen und die Karten werden neu gemischt. Das ist erstmal gut und wird die Perspektive aufs Spielfeld für jeden verändern. Bislang galt, dass die atlantischen Seemächte östlich des Harzes für einen längeren Zeitraum noch nie was auf die Kette bekommen haben. Und bei allem Respekt für Team Warschau, die Krypto-Polen in Prag und die europäische Pseudo-Opposition in Ungarn: Es gibt nun wirklich stärkere Verbündete als das sich entvölkernde Intermarium, das sich jetzt im Dreieck Deutschland/Türkei/Russland als Agent der british/amerikanischen Mächte behaupten soll. Viel Glück damit. Eine direkte deutsch/russische Grenze hat ja auch ihren Charme. Und sei es nur für die lulz.

nom de guerre

16. Oktober 2022 21:57

„Was tun?“ Beten.

Vielen Dank für diesen hochinteressanten Dreiteiler!

 

dojon86

16. Oktober 2022 22:06

@Elke 17:49 Mag sein, dass die "hind sight" Strategen naiv sind. (PS. Ich konnte den Begriff nur aus dem Kontext erschließen, es klingt nach Legasthenikerenglisch). Allerdings hat mein Vater, der den Krieg als Soldat von 1940 bis 44 zuerst als Besatzungssoldat im Westen, dann im Einsatz im Osten und zuletzt wieder im Westen miterlebte, sich über das zwischen undiplomatisch und brutal oszillierende Auftreten vieler Deutscher gewundert. Was mich nicht wundert, denn wenn du einem unreifen testosteronstarken Jüngling zuerst jahrelang erzählst, er wäre ein Herrenmensch, und ihm dann einen Schießprügel in die Hand drückst, dann wird er sich nicht gut benehmen. Bei einem klügeren Auftreten hätte es womöglich weniger Partisanen gegeben. Russland hat man im ersten Krieg durch die Bolschewiken, also Russen, besiegt. Was hätte gegen eine ähnliche Strategie im zweiten Weltkrieg gesprochen. Im übrigen ist es sinnlos, diese alten Geschichten, und die von allen Seiten verübten Greueltaten ad infinitum aufzuwärmen. Das ist nur Wasser auf die Mühlen unserer Gegner.

RMH

16. Oktober 2022 22:07

"Insoweit ist auch das deutsche Unbewusste angelsächsisch okkupiert,"

@Gracchus,

okkupiert trifft es meiner Meinung nach nicht ganz. Es liegt vielmehr eine klare Verzahnung vor, die eben - da vielfach unterbewusst - ineinander greift. Die Neigung den US-Amerikaner oder den Engländer abzulehnen, liegt genau daran, dass man sich in ihnen ein gutes Stück gespiegelt sieht und dabei zuerst die eigenen, negativen Eigenschaften erkennt. Engländer sind Angeln und Sachen (deutsche Stämme) mit einem Schuss Nordmann. Seltsamerweise haben Deutsche meist mehr Sympathien zu Schotten, Walisern und Iren. Kein Wunder, die sind fremder für sie und das fremde akzeptiert man leichter, als Verwandtes. Für die USA mit ihrem großen, deutschen (wozu man auch die Holländer und Österreicher zählen kann) Einwandereranteil gilt das umso mehr. Im kleinen Maßstab: Das uns die Holländer nicht mögen hat wenig mit unserem Verhalten in Kriegen zu tun, als mit der Nähe, von der man sich künstlich distanzieren will. Kurzum: Wenn wir über die Angelsachsen und Amis schimpfen, schimpfen wir so intensiv und emotional, weil es die berühmte bucklige Verwandtschaft ist (bei den Amis nimmt das ab, da dort diese Menschen zur Minderheit werden ). Das mit dem Unterbewussten stimmt also, wenn auch etwas anders.

RMH

16. Oktober 2022 22:19

Kurzes Fazit für mich aus den M.L Artikeln, dem Gastbeitrag von Scheil zu Engels und den darunter stehenden Debatten:

Es bleibt beim Altbekannten: Wenn Deutschland es nicht wie Münchhausen schafft, sich am eigen Schopf mit samt seinem Pferde aus dem Sumpf zu ziehen, wird es nichts mehr werden. Es gibt keine Allianzen. Die, die denkbar wären oder die man anstreben könnte, sind nicht erreichbar, zumal uns keiner aus dem Sumpf helfen mag. Erst wenn wir aus dem Sumpf sind, werden wir evtl. einmal nicht nur als Geldquelle, die alles zahlt, akzeptiert. Derweil füllen sich in unserem Lande und um uns herum die Schlangengruben mit allerlei Otterngewächsen.

Die Hoffnungen auf Russland als Katechon, als Alternative, sind mehrfach ungedeckte Schecks ins Nirgendwo. Die Erkenntnis fehlt aber bei etlichen auf der patriotischen Seite oder sie wird bewusst aus populistischen Gründen nicht eingestanden.

Die Rechte ist vom berühmten "sich ehrlich" machen, in Teilen noch weit entfernt, sie hat ihre eigenen Märchen, die aber noch nicht einmal zu einem echten politischen Mythos (Sorel) taugen.

quarz

16. Oktober 2022 22:45

"Die Ukraine ist von ihrer Denkweise her ein gespaltenes Land. Die westliche Hälfte hat eine ganz andere Mentalität als die östliche, Noworossija, deren Identität mit der großrussischen identisch ist."

So sieht es offenbar auch Putin selbst, von dem ja überliefert ist, dass er anlässlich eines Treffens in Bukarest im Jahr 2008 zu George Bush gesagt hat: ‘You don’t understand, George, that Ukraine is not even a state. What is Ukraine? Part of its territories is Eastern Europe, but the greater part is a gift from us.'

Gracchus

17. Oktober 2022 10:52

@RMH 

Ich bezog mich ja auf die dominierende angloamerikanische Popkultur, ganz klar globalistisches Sprachrohr. Viele, also insbesondere die 68er - so habe ich's vernommen - haben (durchaus verständlich) Pop- und Rockmusik als befreiend erlebt, ohne dass es ihnen förmlich aufoktroyiert worden wäre. 

Weder vor noch nach Kriegsbeginn habe ich in Putin oder Russland den Retter gesehen.

Wir als Deutsche sind selber gefragt.  

 

MARCEL

17. Oktober 2022 11:10

Vielen Dank und volle Zustimmung!

Persönlich unterstelle ich Russland weitaus weniger Vorwärtsdrang als z. B. einem Erdogan.

Der russische Reichsgedanke ist natürlich eng mit der Vorstellung des "Dritten Rom"(Moskau) verknüpft und im russisch-orthodoxen Christentum tief verankert. Allerdings sind damit keine Weltherrschafts-Pläne verbunden.

Zudem hat auch die russische Orthodoxie wenig Missionsdrang, anders als der Islam oder auch US-Freikirchen.

Zuletzt: Wäre schön, man bekäme wenigstens eine Art "Zypern-(Schein-)Lösung" hin...

Ansonsten sehe ich eine militärische Eskalationsmöglichkeit vor den "Nukes" in einem massiven Einfall russischer Divisionen von Belarus aus.

Lasciate ogni speranza...?

 

Valjean72

17. Oktober 2022 11:32

Der Hauptgrund lag vor allem in der mißtrauischen, rassenideologisch bedingten Verachtung, die Hitler und andere Entscheidungsträger aus der Führungsriege den slawischen Völkern entgegenbrachten.

 

Ich halte das für einen Mythos.

ML: Bei Neulen finden sich zahlreiche Belege dafür, auch Dwinger hat einiges darüber geschrieben, und wollte bereits im Krieg mit ein paar Denkschriften dagegensteuern.

mE waren sich die Entscheidungsträger des NS durchaus darüber bewusst, dass die Menschen im Osten Deutschlands und Österreichs vielfach slawische Vorfahren hatten.

Der Krieg im Osten wurde auch nicht gegen das Slawentum, sondern gegen den Bolschewismus geführt. Siehe auch die "Französische Freiwilligenlegion gegen den Bolschewismus" (hier), welche später in die Waffen-SS eingegliedert wurde. Zudem kämpften auch Ukrainer in der Waffen-SS.

Die Verachtung der deutschen Führung galt den Regierungen in Polen und der Tschechoslowakei, welche sich - von den Westallliierten ermuntert - als willige Werkzeuge der westlichen Feinde Deutschlands gegen Deutschland in Stellung bringen liessen.

Darüber hinaus bin ich der Auffassung, dass viele Massaker, die den deutschen Soldaten von der Geschichtsschreibung im Osten angelastet werden, auf False-Flag-Operationen zurückzuführen sind (s. Stalins Fackelmänner-Befehl oder auch Katyn).

ML: Das mag sein, es gab auch aber auch die Dirlewangers, die Einheiten zur Partisanenbekämpfung, die das Hinterland "gesäubert" haben usw.

Imagine

17. Oktober 2022 12:18

Weder der amerikanische noch der russische Gesellschaftstyp sind als Zukunftsmodell akzeptabel.

Bei beiden handelt es sich um antagonistische Klassengesellschaften, empirisch leicht erkennbar, sofern man über ein Grundverständnis soziologischer und ökonomischer Zusammenhänge verfügt.

Die herrschende Klasse im US-Imperium sowie in Russland wird gebildet von einer Minorität, die immer reicher und mächtiger wird, während die Arbeitsbevölkerungen, die den gesellschaftlichen Reichtum erarbeiten, immer ärmer werden und in Richtung Prekariat bzw. Dritte Welt abdriften.

Synergistische Klassenbeziehungen sind nur in China zu sehen, wo die Arbeitsbevölkerung am steigendem gesellschaftlichen Reichtum in Form der Verbesserung des allgemeinen Wohlstands partizipiert.

Auch Hitlers Nationalsozialismus wie auch Stalins Sowjetkommunismus waren antagonistische Klassengesellschaften, obwohl beide behaupten, es gäbe keine Klassen mehr.

Echte Volksgemeinschaften sind durch synergistische Klassenbeziehungen gekennzeichnet.

Freichrist343

17. Oktober 2022 15:16

Putin wird in rechtskonservativen Kreisen zu positiv bewertet. Putin wollte nicht nur die Ost-Ukraine erobern, sondern z. B. auch Kiew.

Russland hat höchstens Anspruch auf einen Teil der Ost- und Süd-Ukraine. Denn dort leben nicht nur Russen.

Russland wird durch eine sehr niedrige Geburtenrate geschwächt. Russland braucht eine öko-konservative Politik und eine spirituelle Erneuerung. Siehe dazu:

https://theosophie343.wordpress.com

eike

17. Oktober 2022 17:16

ML: Das mag sein, es gab auch aber auch die Dirlewangers, die Einheiten zur Partisanenbekämpfung, die das Hinterland "gesäubert" haben usw.

Ja mein Gott, was glauben Sie denn, soll mit Partisanen, die deutsche Soldaten teilweise grausam folterten, passieren, außer "bekämpfen" und "säubern" ?

ML: Man hat dabei nicht nur "Partisanen" bekämpft, sondern ganze Dörfer in Weißrußland und der Ukraine ausgelöscht. Die "Einsatzgruppen" hatten noch ganz andere Aufgaben.

RMH

17. Oktober 2022 17:41

"Ich bezog mich ja auf die dominierende angloamerikanische Popkultur, ganz klar globalistisches Sprachrohr. Viele, also insbesondere die 68er - so habe ich's vernommen - haben (durchaus verständlich) Pop- und Rockmusik als befreiend erlebt, ohne dass es ihnen förmlich aufoktroyiert worden wäre. "

@Gracchus. Das wurde unter dem Begriff "Counterculture" gehandelt und es ist eines der interessanteren Nebenthemen, was davon jetzt authentisch, was schlichter Kommerz und was kontrolliert bis gesteuert wurde. Unter dem Schlagwort "Laurel Canyon" findet man viele Geschichten, die man jetzt mit den Schlagworten Zufall, gesteuerte Opposition, Abgründe etc. beschreiben mag oder kann.

Die gesamte Hippie-. Pop-und Rockkultur war jedenfalls eine Angelegenheit, die es eindeutig schaffte, den eisernen Vorhang zu überwinden. Evtl. schreibt H. Bosselmann ja auch einmal was zur Blueserszene in der DDR oder andere Jugend- Sub- und Gegenkulturen in der DDR (davon scheint es ja eine Vielzahl gegeben zu haben - ich selber war direkt nach Grenzöffnung überrascht, was es da so alles gab, insbesondere in dem Bereich, was man grob als "schwarze Szene" bezeichnen kann. Diese Vergangenheit verbindet übrigens mit einigen Autoren aus/für Schnellroda). Vermutlich gab es Ähnliches im gesamten Ostblock.

t.gygax

17. Oktober 2022 18:05

Zu "Dirlewanger" gibt es Quellentexte historischer Forschung, die einiges etwas anders beschreiben,als die üblichen Stereotypen. Ich fürchte, Sie vertrauen etwas zu gläubig den "offiziellen"Narrativen, anständige Wehrmacht, aber böse Einsatztruppen.Auch das ist von der vom Sieger diktierten Geschichtsschreibung geprägt.

ML: Also gerade die Dirlewanger-Geschichte ist ein gut beschriebenes "Ruhmesblatt". Quellen, die "einiges etwas anders beschreiben", findet man immer. Man muß sich wirklich nicht alles schönreden. Ich habe außerdem nirgendwo etwas von "anständiger Wehrmacht, aber böse Einsatztruppen" gesagt, das ist ein Strohmann, genauso dieser altrechte Reflex mit der vom "Sieger diktierten Geschichtsschreibung" blabla. Ich bin da beleibe kein "Gläubiger", und ich unterstütze natürlich den sog. "Geschichtsrevisionismus".

Niekisch

17. Oktober 2022 18:18

"ML: Man hat dabei nicht nur "Partisanen" bekämpft, sondern ganze Dörfer in Weißrußland und der Ukraine ausgelöscht. Die "Einsatzgruppen" hatten noch ganz andere Aufgaben."

@ ML zu 17:16: Es nutzt niemandem, hier wie bei der Abgrenzung Faschismus - Nationalsozialismus ein weiteres Faß aufzumachen. Ich behaupte nur wegen einer Vielzahl von Gesprächen mit niedrigrangigen und höchstrangigen Soldaten der Ostfront sowie Geheimdienstlern und Feldpolizisten, daß auch Sie von der 77-jährigen Gehirnwäsche nicht unbeeinflußt zu sein scheinen. Ziehen Sie ganz einfach 90 % vom Angenommenen ab und Sie liegen einigermaßen richtig. 

ML: Das weiß ich nicht, und ich habe das "Gehirnwäsche"-Argument der vermeintlich Erleuchteten, die alles zu wissen glauben, einfach satt.

Niekisch

17. Oktober 2022 18:33

"die Dirlewanger-Geschichte.."...

@ ML zu 18:05: ...ist wahrlich kein Ruhmesblatt, eher das komplette Gegenteil. Es sollte nur die Relation dieser Wenigen zur Millionenmasse tapferer, anständiger deutscher und deutsch-alliierter Soldaten beachtet werden. Wie sonst kämen ausländische Militärhistoriker auf die Idee, die Wehrmacht zum Vorbild für heutige Armeen zu nehmen? 

"..dieser altrechte Reflex mit der vom "Sieger diktierten Geschichtsschreibung" blabla."

Das nun tut echt weh...Die bösen "Altrechten" wissen ganz genau, daß dem Siegerdiktat die freiwillige geistige Unterwerfung folgte. 

ML: Klar folgte "dem Siegerdiktat die freiwillige geistige Unterwerfung", aber das heißt nicht, daß jede historische Tatsache, die einem nicht in den Kram paßt, "vom Sieger diktierte Geschichtsschreibung" ist. Verstehen Sie es jetzt?

dojon86

17. Oktober 2022 18:51

@elke 17:16, Sinnlose Diskussion. Elke, lassen sie die Toten in Frieden ruhen und nehmen sie sich ein Beispiel an den kühl kalkulierenden Ostasiaten. Die Amerikaner haben in Vietnam Kulturzerstörung und eine mörderische Kriegsführung betrieben. (Body Count wer sich erinnert) Trotzdem ist die heutige Regierung Vietnams durchaus kein Feind der US Präsenz im Fernen Osten. Warum ? Weil sie ansonsten den Chinesen ausgeliefert wären, aber sicher nicht weil sie die VS so lieben. So sollten wir es mit den Osteuropäern und Russen auch halten. Zudem sind sie auch Europäer. Wenn US Politik schiefgeht, dann sitzen die Amerikaner weitab vom Schuss, wogegen Russen und Osteuropaer letztlich im selben Boot wie wir sitzen. Schon allein das sollte uns verbinden.

@ML stimme ihnen zu. Bin JG 54 und besuchte vor Jahren mit einem eher rechtsgerichteten Freund die vieldiskutierte Wehrmachtsausstellung. Nach dem Besuch sah mich mein Freund an und sagte. "Also warum machen die Gegner der Ausstellung so ein Wasser, das wissen wir doch von unseren Vätern, das das so war." An der Ausstellung war nur zu kritisieren, dass die Verbrechen der Gegenseite überhaupt nicht erwähnt wurden.

ML: Naja, die Wehrmachtsausstellung war schon extrem tendenziös und verzerrend...

deutscheridentitaerer

17. Oktober 2022 20:01

Eike spricht aber an, warum der an sich ja höchst plausibel klingende Plan, einfach als Befreier vom Bolschewismus aufzutreten und so die Sympathien der Sowjetvölker zu erringen, nicht so leicht ist.

Denn die Sowjets haben den Krieg von Anfang an extrem brutalisiert, indem sie etwa, wie von Eike gesagt, deutsche Kriegsgefangene brutalst zu Tode folterten.

Es ist dann für die andere Seite sehr schwer, sich ihrerseits nicht zu brutalen Vergeltungsmaßnahmen hinreißen zu lassen und sich dadurch den Ruf eines grausamen Eroberers statt eines großmütigen Befreiers einzufangen. Die Russen selber sind ja jetzt in der Ukraine mit dem gleichen Problem konfrontiert.

Hinzu kommt im konkreten Fall, dass das sowjetische Vorgehen von den Deutschen bekanntlich korrekt antizipiert wurde und die eigenen Kräfte von der Einhaltung des Kriegsrechts entbunden wurden.

Die ganze Rassenideologie usw. kam dann natülich noch oben drauf.

Im Übrigen sehe ich nicht, wie man dem normalen deutschen Soldat in seiner Ehre kränkt, wenn man Dirlewanger oder irgendwelche anderen Verbrecher als solche anerkennt. 

Savonarola

17. Oktober 2022 20:10

@MARCEL

Der Behauptung vom nicht vorhandenen Missionierungsdrang der Orthodoxie will ich hier deutlich widersprechen. Eine forcierte Klostergründung auf altem Kirchengrund in einem katholischem Kernland:

 

https://burgenland.orf.at/stories/3068588/

Leander

17. Oktober 2022 20:19

Bei der Diskussion solcher Fragestellungen und demVersuch eines Abgleichs mit der Lage heute, kommt Fragen bei mir auf, die mich schon oft beschäftigt hat:

Warum zum Teufel haben die USA Stalin gegen Hitler geholfen und damit eine zu schnelle Frontverlagerung nach Westen ermöglicht? Die Wehrmacht und die Russen hätten sich im Osten gegenseitig aufgerieben und die Westalliierten hätten bis zum Ural durchmarschieren können. Oben diskutierte Fragestellungen wären ganz andere geworden. 

Niekisch

17. Oktober 2022 20:38

"ML zu 18:18: Das weiß ich nicht, und ich habe das "Gehirnwäsche"-Argument der vermeintlich Erleuchteten, die alles zu wissen glauben, einfach satt."

@ ML : Dann versuchen Sie doch einmal, an einigen wenigen exponierten und repräsentativen Fällen unter Verwenden der gegensätzlichsten Informationen der Wahrheit entgegenzugehen. Unter einem Spielplatz in Kiew mag es losgehen oder bezüglich eines einst vorhandenen kleinen weißen polnischen Bauernhäuschens in der Nähe von Ostoberschlesien. Wir können uns dann später darüber austauschen.

ML: Wie gesagt, der Dünkel der Erleuchteten. Hab genug davon.

"ML zu 18:33: Klar folgte "dem Siegerdiktat die freiwillige geistige Unterwerfung", aber das heißt nicht, daß jede historische Tatsache, die einem nicht in den Kram paßt, "vom Sieger diktierte Geschichtsschreibung" ist. Verstehen Sie es jetzt?"

Historische Tatsachen dürfen nie danach erforscht oder danach bemessen werde, ob sie in irgendeinen Kram passen. Das habe ich bereits 1965 verstanden. 

ML: Das wissen wir eh alle.

Seltsam, daß manche "Neurechte" geradezu darum wetteifern, entgegen ihrem sonstigen Bemühen als Konservative, den Menschen und die Welt so zu sehen, wie sie für Menschen sichtbar ist, die eigenen Vorfahren und deren Geschichte davon auszusparen. 

ML: Ich fühle davon nicht angesprochen, vielleicht sind auch Ihre Maßstäbe ein bißchen schief.

Nordlicht

17. Oktober 2022 20:38

Die Meinungen zu der Frage, ob das heutige Russland auf unbegrenzte Expansion nach Westen und letztlich Unterdrückung Europas zielt (- wie dies im Sowjet-Kommunismus angelegt war) oder ob die Regierung Putin anstrebt, - Zitat - '... die eigentliche Mission des russischen Volkes zu erfüllen, nämlich die „Sammlung der russische Erde“...', gehen auch hier sehr auseinander.

Engels unterstellt dem heutigen Russland einen Ausdehnungsdrang nach Westen, weit über die russische Erde hinaus, auch suggeriert er, dass Russland Kalten Krieg und Eisernen Vorhang anstreb(t)e. Dafür gibt es mE keine Belege.

Niekisch

17. Oktober 2022 20:48

"Warum zum Teufel haben die USA Stalin gegen Hitler geholfen und damit eine zu schnelle Frontverlagerung nach Westen ermöglicht? Die Wehrmacht und die Russen hätten sich im Osten gegenseitig aufgerieben."

@ Leander 20:19: Weil die Führung der USA bzw. deren Mentoren insofern "des Teufels" waren, als sie konkurrierende "Autokraten" niemals gleichzeitg zu erledigen trachteten, sondern immer hübsch nacheinander.

Ohne massivste Hilfe der USA wäre es der Sowjetunion niemals gelungen, das Deutsche Reich zu besiegen. Hierzu empfehle ich von Stettinius, Leih und Pacht".

dojon86

17. Oktober 2022 20:53

@ML Sicher war sie tendenziös und verzerrend. Die Taten der anderen Seite wurde  völlig ausgeblendet.

ML: Das Problem ist sicher die kontextlose Präsentation solcher Gräuel. Im Krieg gibt es immer mindestens zwei Seiten, die an der Eskalationspirale drehen, und wechselseitig mehr Vergeltung und Massaker provozieren.

Ich habe allerdings schon die von zumindest offensichtlichen Lügen bereinigte spätere Version gesehen. Aber wie sie zurecht sagen, es hat keinen Sinn sich die Dinge schönzureden. Aus meiner Sicht hat es auch keinen Sinn, angesichts einer für alle Europäer bedrohlichen Gesamtlage, alte Fehden aufzuwärmen. Peter Scholl Latour hat einmal gesagt, es könnte sein, das Europa eines Tages ein Teil des Maghreb, also des islamischen Westens sein wird. Die dann vorherrschende Geschichtsschreibung wird die beiden Weltkriege bei den Fußnoten erwähnen.

MARCEL

17. Oktober 2022 20:59

@Savonarola

Kein neues Fass, dennoch:

Orthodoxe Proselyten-Gewinnung konnte ich aus persönlicher Erfahrung nur bei westlichen Konvertiten (sehr engagiert ehem. Katholiken!) feststellen.

Die Genuinen verbleiben in ihrem konfessionellen Nationalismus, so dass selbst Konvertiten es auf Dauer schwer haben (gilt übrigens auch für die griechisch-katholische Kirche der Westukraine - auch die bleiben lieber unter sich!) 

Ansonsten: Seien Sie doch froh! Was will man machen, wenn die katholische Kirche zu schwach ist...

kikl

17. Oktober 2022 21:18

"ML: Naja, die Wehrmachtsausstellung war schon extrem tendenziös und verzerrend..."

Vollkommen richtig, nicht nur "verzerrend" sondern sogar verfälschend.

Wer aber glaubt, dass die Wehrmacht keinerlei Kriegsverbrechen begangen hat, der ist naiv. Der Partisanenkrieg hat an der Ostfront getobt und der ist darauf angelegt, die Zivilbevölkerung in den Krieg zu ziehen. Das hat es natürlich gegeben

Wer allerdings die Zivilbevölkerung in den Krieg verwickelt, indem er als Zivilist verkleidet bzw. Partisan militärische Einrichtungen angreift, der begeht selbst ein Kriegsverbrechen. Die Kriegsverbrecher der Alliierten werden als Helden gefeiert, man denke nur an die französische "Resistance". 

Insofern ist das Beklagen von Kriegsverbrechen der Wehrmacht scheinheilig, so lange man die eigenen Kriegsverbrecher als Helden feiert.

ML: Bei der Frage nach Kriegsverbrechen muß ich immer an den auf Colonel Kurtz gemünzten Satz aus "Apocalypse Now" denken: "Einen Mann an so einem Ort wegen Mordes anzuklagen, ist wie eine Verwarnung wegen überhöhter Geschwindigkeit bei einem Autorennen."

herbstlicht

17. Oktober 2022 21:51

Eine wichtige Quelle zur Bildung meiner Meinung über die Besatzungspolitik in Russland war: Siegfried von Vegesack, Als Dolmetscher im Osten.

Habe auch viel gehört von Leute, welche "dabei" gewesen waren; man darf nie vergessen wie auch (gerade?) damals die Einschätzungen/Haltungen auseinandergingen.  Anekdote: Auf einer Kreisleitung im Gau Bayrische Ostmark gingen Klagen ein über einen SS-Mann und Bahnbediensteten ein, welcher öfter in die nahe beim Bahnhof gelegene Fabrik gerufen wurde und dort die russischen Arbeiter --- ob Kriegsgefangene oder Angeworbende weiß ich nicht --- schwer mißhandelte.  Der Kreisleiter, ein biederer Handwerksmeister, hatte keine Möglichkeit, gegen die SS vorzugehen; deshalb wendete er sich an die vorgesetzte SS-Stelle in der nächsten Großstadt.

Die Reaktion war überraschend.  In dem Provinzstädtchen gab es damals "Den Bummel": bei Geschäftsschluß ging man oft nicht einfach nachhause sondern man ging in der Haupt-Geschäftsstraße etwa 1/2 Stunde auf und ab; da erfuhr man das Neueste vom Tage oder konnte "jemand" sprechen.  Da erschien also ein paar Wochen nach der Beschwerde ein General der SS in weißer Uniform und ging dort mit dem Bahnbediensteten --- welcher übrigens den Spitznamen "das Schlagzeug" hatte --- den Bummel.  Die Botschaft an die Stadt war also etwa "mein Freund, das Schlagzeug".

Mein Gewährsmann begegnete diesem General nochmals, im Internierungslager: da war der SS-General Ministrant beim katholischen Pfarrer.

Volksdeutscher

17. Oktober 2022 22:44

@Lichtmeß - "Das mag sein, es gab auch aber auch die Dirlewangers, die Einheiten zur Partisanenbekämpfung, die das Hinterland "gesäubert" haben usw."

Vergessen Sie bitte nicht, daß Partisanen nicht unter das Kriegsrecht fallen und im Ernstfall auch nicht danach behandelt werden, geschweige denn verdienen, danach behandelt zu werden. Wer sein Land verteidigen will, ziehe Uniform an. Auch in modernen Armeen unserer Tage gibt es bestimmte Einheiten, die für die Bekämpfung von Partisanen ausgebildet und eingesetzt werden. So eine Einheit in Deutschland ist das HSK = Heimatschutzkommando. Diese Einheiten werden hinter der Frontlinie eingeschleust oder abgeworfen und kämpfen selber mit Partisanenmethoden. Es ist nur foglerichtig, daß sie keine Gefangene machen. Die gnadenlose Bekämpfung von Partisanen ist kein Akt der Unmenschlichkeit, entgegen der Geiselnahme und Tötung von unschuldigen Zivilisten. Eine rethorische Frage: Wie erging es denn den deutschen Wehrwölfen, die nach der Kapitulation der Wehrmacht die Waffen nicht niederlegten und den Kampf fortführten?

ML: Ich verstehe nicht, an wen Sie nun diese Predigt richten. Wo Partisanen im Krieg eingesetzt werden, werden sie natürlich entsprechend bekämpft. Das Problem an der Ostfront waren die exzessiven Repressialen gegen die Zivilbevölkerung, Geiselerschießungen etc. im Zuge dieser Partisanenbekämpfung. "Hinterlandsäuberung" bedeutete mitunter, ganze Dörfer plattzumachen.

Volksdeutscher

17. Oktober 2022 23:13

@deutscheridentitaerer - "Die ganze Rassenideologie usw. kam dann natülich noch oben drauf."

Die kam nicht oben darauf, sondern ging auf bereits gemachte Erfahrungen mit slawischen Völkern zurück. Oder wenn es Ihnen besser gefällt, dann so: Die Rassenidologie wurde durch gleiche Erfahrungen erneut bestätigt.

ede

17. Oktober 2022 23:56

Erstmal Kompliment für das scharfsinnige dritte Kapitel.

Die Diskussion taumelt wenig strukturiert um die Frage, wie der UKR Konflikt geostrategisch zu bewerten ist, ob sich neue Machtzentren bilden könnten, und nicht zuletzt um die Frage, was sich die deutsche Rechte eigentlich wünschen würde.

Erkennbar emotionale Ressentiments, je nach Neigung gegen die Amerikaner oder die Russen, verhindern die Fragen nach den offenkundigen und den mutmaßlichen Interessen der Beteiligten.

Die Bewertung der Fehleinschätzungen aller Seiten betr. die beiden Weltkriege ist wirklich ein anderes Thema. Lernen kann man daraus immerhin, dass sich Kräfteverhältnisse und Ziele im Jahresabstand ändern können (ich denke nicht, dass die Amerikaner 1944 schon an die Gründung der Bundeswehr gedacht haben).

ede

18. Oktober 2022 00:47

Warum ist die Sowjetunion eigentlich "von heute auf morgen" untergegangen? Ich weiß es nicht genau genug, Putin aber mit Sicherheit.

Geschätzt war es eine Mischung aus überzogenen Kollektivismus - Kommunismus, Sozialismus, Nationalsozialismus etc., alles dasselbe - verbunden mit Kastenwesen und Rechtsunsicherheit für das Individuum (negative Auslese, Bonzentum, Geheimpolizei, keine unabhängige Justiz, fragiles Privateigentum). Mit anderen Worten eine langsam sterbende Mehltau Gesellschaft.

Dazu kommen die relativ zum Gegenpol enormen Rüstungsanstrengungen.

Nicht zu unterschätzen sind die ethnisch nationalen Zentrifugalkräfte, deren Bändigung ebenfalls Kräfte binden.

Das weiß Putin alles noch. Warum sollte er sich also mit widerspenstigen Polen, Balten oder Ukrainern rumquälen. Land hat er genug. Er will die Krim und das Hinterland nebst die dort lebenden Russen. Odessa wird - spekuliere ich - sein Verhandlungsangebot sein.

Ein Fremder aus Elea

18. Oktober 2022 07:09

"Mit dem Gespenst von “München 1938” im Hinterkopf will man sich kein “Appeasement” erlauben, sondern den Dritten Weltkrieg ohne Umschweife lieber gleich riskieren."

Naja, Umschweife hin oder her, ein Jahr später ging der 2. Weltkrieg los. Wenn's diesmal schneller gehen soll, bleiben nur noch ein paar Monate, und was das angeht: "Universität Boston entwickelt Covid-Strang mit 80%-Sterblichkeitsrate".

Wäre jetzt also am besten, sich noch schnell mit Omicron anzustecken. Ansonsten, wie Stalin schon ausführte bestand die Funktion der westeuropäischen Sozialisten nicht darin, die Weltrevolution herbeizuführen, sondern Agressionen gegen die Sowjetunion zu unterbinden, und in dieser Tradition argumentiert auch Dugin, wenngleich vielleicht etwas zu ironisch.

Und ja, Erich Koch stand damals ziemlich in der Kritik. Kann bei David Irving "Hitler's War" nachlesen. Und heute... die Ukraine wird an Polen assimiliert und Polen an Deutschland, je nach Tempo ergäbe sich zeitweilig eine polnische Großmacht mit entsprechenden Ambitionen. Die gegenwärtige Wehrhaftigkeit beruht auf Armut und ist ein Übergangsphänomen. Und wer wünschte sich auch schon eine wehrhafte polnische Großmacht? David Engels?

 

Ausguck

18. Oktober 2022 08:18

ML: Man hat dabei nicht nur "Partisanen" bekämpft, sondern ganze Dörfer in Weißrußland und der Ukraine ausgelöscht. Die "Einsatzgruppen" hatten noch ganz andere Aufgaben.

Sind Ihnen Stalins "Fackelmännerbefehle"unbekannt?

Valjean72

18. Oktober 2022 09:49

@Leander:

Warum zum Teufel haben die USA Stalin gegen Hitler geholfen und damit eine zu schnelle Frontverlagerung nach Westen ermöglicht?

Ohne weitreichende finanzielle Unterstützung der US-Ostküste wäre die "russische" Revolution nicht möglich gewesen und auch danach erhielt die junge SU weitreichende Zuwendungen.

Diese förderliche Geneigtheit des internationalen Umfelds machte es den sowjetischen Führern leichter, westliche – vor allem amerikanische – Hilfen zu empfangen. Ohne diese hätten sie die Wirtschaft nach ihrem ruhmreichen Kriegskommunismus gar nicht aus dem Sumpf herausgebracht.

(Quelle: Alexander Solschenizyn – „Zweihundert Jahre zusammen“; F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung München 2003; S.250)

Die Machtstrukturen hinter US-Kapitalismus und Sowjet-Kommunismus waren (und sind) die selben.

Franz Bettinger

18. Oktober 2022 10:13

Anekdote zum Thema Partisanen: Die schiefe Kirche von Paleoselli

Der alte Grieche dachte an den Krieg. Er war dabei, als seine Kumpane am Aoos einen Konvoi beschossen und zig Deutsche ins Gras bissen. Die Deutschen haben daraufhin 5 Männer an die Wand gestellt und die Häuser von Paleoselli in die Luft gesprengt. In Monodendri hatte der Mann noch einmal Gelegenheit, Deutsche zu töten. Er ließ es. Er hatte die Nase voll. Monodendri war weit weg von dem anderen Dorf, dem zerstörten. Seine Heimat, Monodendri, lag nicht mal am Aoos, sondern am nächsten Fluss, dem Vikos. Da lebten die, die er liebte. Aus Paleoselli kannte er keinen. 

Er kam nie drüber hinweg. Er hätte es nicht tun sollen. Der 10. Juli 1944 ging ihm nie mehr aus dem Kopf. Er war irgendwie schuld, dass 5 Männer aus Paleoselli starben. Verdammte Jugend. Aber was davor war, da waren sich alle einig, das war viel schlimmer, die Seeblockade der Engländer und die Hungersnot. Das Dumme: An dem Schlamassel waren nicht die deutschen Besatzer schuld, sondern die anderen. So sah es der alte Mann, dessen Gesicht wie ein Steinbruch aussah.  ff

Franz Bettinger

18. Oktober 2022 10:15

ff - Ein Abstecher zu den malerischen Zagoria Dörfern musste sein, bevor sie Griechenland verlassen würden. Zeit hatten sie genug, also fuhren Franz und Jana über Aristi zum Vikos-Balkon, wo sie völlig einsam übernachteten und von dort über Vrissohori zur Aoos-Schlucht runter, ehe sie am nächsten Tag die schiefe Kirche von Paleoselli erreichten. „Weißt du, warum die Kirche schief ist?“ „Vielleicht ein Erdbeben?“ Jana war nicht interessiert, es herauszufinden. Franz schon. Während sie das Dach ausstellte, sich ein Brot schmierte und die schneebedeckte Palisade der Timpi-Berge genoss, ging Franz zur Kirche hoch und dann zur Dorfkneipe hinüber. 

„Die Deutschen!" sagte der Wirt. "Die sprengten die Häuser. Die Kirche fiel aber nicht um. Nur schief ist sie seitdem.“ Baufällig? Der Wirt schloss die Augen, zog Kinn und Brauen in die Höhe, was Ochi bedeutete. Nein, er hielt sie nicht für baufällig. In der Taverne waren 7 oder 8 Männer versammelt, alle kräftig im Rentenalter. „Tsipouro?“ „Ochi. Eine Cola, parakalo.“ Es war heiß draußen.  ff

 

Volksdeutscher

18. Oktober 2022 10:15

@Lichtmeß - "Bei der Frage nach Kriegsverbrechen muß ich immer an den auf Colonel Kurtz gemünzten Satz aus "Apocalypse Now" denken: "Einen Mann an so einem Ort wegen Mordes anzuklagen, ist wie eine Verwarnung wegen überhöhter Geschwindigkeit bei einem Autorennen."

Das hört sich so an, als wäre der Sinn für die Führung von Kriegen, möglichst so viele Verbrechen zu begehen wie irgend möglich.... Ich finde, daß das Zitat in dem Zusammenhang etwas hinkt. Natürlich drückte man auf beiden Seiten bei solchen Verbrechen gerne ein Auge zu. @kikl weist aber zu recht darauf hin, daß, wer die Zivilbevölkerung in den Krieg verwickle, indem er als Zivilist verkleidet bzw. Partisan militärische Einrichtungen angreife, selbst ein Kriegsverbrechen begehe. Den Krieg zu kämpfen haben Soldaten und nicht Zivilisten. Der Zivilist, der Partisanen unterstützt, greift in das kriegerische Handlungsgeschehen ein, er handelt dadurch selbst als Partisan. Nach welcher Gnade schielt er denn, wenn er bei ihrer Unterstützung erwischt wird? Im Konfliktfall liefert er sich auf Gedeih und Verderb dem "Wohlwollen" der feindlichen Streitkräfte aus, wie sie mit ihm umgehen. Und wie man aus der Geschichte weiß, war dieses Wohlwollen auf beiden Seiten von äußerst dünner Gestalt.

Franz Bettinger

18. Oktober 2022 10:16

ff

„Metaxas versprach den Deutschen, sich aus dem Krieg rauszuhalten. Während er mit den Briten verhandelte und um Divisionen bat, damit wir tiefer nach Albanien vorstoßen konnten. Das kam spät ans Licht, aber nicht ans Licht der Öffentlichkeit.“ Der alte Mann lachte, und mit ihm die anderen Männer. „Heut kann ich meine Gegner gut verstehen, die 12. Armee unter Feldmarschall List, und die 117. Jäger-Division, und Josef Dietrichs SS.“ Der alte Mann sprach deutsch. Er habe als Gastarbeiter in Stuttgart gearbeitet. Er schien stolz darauf. Auch auf die Wehrmachts-Namen, die er runterrasselte. 

„Die Deutschen kamen von Florina. Truppenteile stießen an den Flüssen entlang durch den Pindus vor. Am 16. April 1941 versperrten sie uns den Rückzug aus Albanien. Unsere vom Gebirge eingeschlossenen Truppen wurden nun in die Zange genommen. Oh nein, ich war nie bei den Partisanen,“ sagte der Alte ohne Bein. „Der war dabei.“ Er zeigte auf einen anderen. „Erst war mal Ruhe. - Der Mist begann, als die Deutschen sich zurückzogen. Da dachten ein paar unserer Dumm-Jungs,“ er sah zum Nachbartisch, „sie müssten den Abziehenden noch von hinten in die Kniekehlen pinkeln.“ ff
 

Franz Bettinger

18. Oktober 2022 10:17

ff

„Es stimmt, die Deutschen hatten recht. Die Türken hatten schon recht. Die Partisanen fallen nicht vom Himmel. Sie kommen auch nicht von weit her. Sie verstecken sich nicht. Sie leben in den Dörfern. Sie sind hier geboren. Der da,“ er zeigte wieder auf den anderen. „Der war dabei. Sie haben den Konvoi beschossen, der von Distrato kam. Über 30 Fahrzeuge. Die Jungs waren in der Nacht ganz aus dem Häuschen, sie haben mächtig angegeben, wie viele Fahrzeuge sie in Brand und wie viele Soldaten sie tot geschossen hätten. Ich hab nur die Hälfte geglaubt. Idioten hab ich sie genannt, und das waren sie auch. Die Deutschen haben natürlich die Dörfer verbrannt und jeden an die Wand gestellt, der aussah, als könne er zu den Partisanen gehören. Es hat schon die richtigen erwischt.“ 

 

Es war eine alte Geschichte. Nichts Neues für die Leute in Paleoselli. Die anderen alten Männer in der Taverne widersprachen nicht. Auch der nicht, der bei den Partisanen war; der mit dem Gesicht wie ein Steinbruch; er schwieg. Sie hatten tausend Mal darüber geredet. Franz staunte. Über die Geschichte, aber auch über den Freimut, mit dem sie vorgetragen worden war, und über die Abwesenheit jeder Bitternis. Die Männer in der Kneipe schienen sogar heiter. ff

Franz Bettinger

18. Oktober 2022 10:18

ff

„Sagen Sie ihrem Kohl ein Dankeschön,“ sagte der Alte ohne Bein. Die Krücke hing an der Stuhllehne, die Heiterkeit im Raum nahm zu. „Sie kennen unseren Kanzler?“ „Der Kohl schickt mir jeden Monat 800 Mark.“ Franz runzelte die Stirn. „Kriegsrente.“ Er klopfte auf den Stumpf überm Knie. Franz sah zerknirscht drein. „Tut mir leid, das mit dem Bein.“ Die Alten lachten und rückten die Ouzos zurecht. „Muss dir nicht leid tun.“ „Wie ist es denn passiert?“ „Ein Panzer ist drüber gefahren.“ „Oh, furchtbar,“ sagte Franz. „Da ist die Rente aber auch verdient.“ Der Grieche übersetzte die ganze Zeit schon hin und her. Das Gelächter in der Taverne nahm zu. Die Alten stießen sich an, hatten Tränen in den Augen und schlugen sich auf die Schenkel. Die Deutschen! Zum Schießen! Jetzt lachte Franz auch mit, zum ersten Mal. Herzlich und ehrlich. Weil das Lachen der Männer ansteckend war. „Wieso lachen wir denn eigentlich?“ fragte er und grinste etwas tölpelhaft. „Na,“ sagte der Alte und rieb sich das Kinn. „Es war ein britischer Panzer.“

Ende

Imagine

18. Oktober 2022 10:45

Das Problem Deutschlands ist, dass die Normalbevölkerung – einschließlich der Intelligenzschichten - die soziologischen und ökonomischen Zusammenhänge nicht begreift, und zwar insbesondere nicht das Phänomen des Neo-Kolonialismus.

Die USA – genauer: deren herrschende Klasse – ist imperiale Führungsmacht. Mit ihr kollaborieren die Gewinner in den Neo-Kolonien. Verlierer sind die arbeitenden Bevölkerungen.

Die kleine Minorität der Gewinner wird reicher und reicher, die Verlierer hingegen ärmer, einschließlich der Mittelschichten.

Das Establishment führt einen Klassenkrieg gegen die Arbeitsbevölkerung. Aber letztere besitzt kein Klassenbewusstsein. Und die parlamentarische politische Opposition besteht aus Menschen, deren Hauptinteresse es ist, ins Establishment aufzusteigen.

Wahrgenommen wird, dass ein Wirtschaftskrieg stattfindet, aber es wird nicht verstanden, dass es sich  um einen Klassenkrieg handelt.

Besonders die Rechten interpretieren das Wirtschaftskriegsgeschehen nationalistisch, so als würden die USA einen Wirtschaftskrieg gegen Deutschland führen. Zwar profitieren insbesondere US-Unternehmen davon, aber eben auch inländische. Deshalb gibt es so viele Transatlantiker unter Managern, Politikern, Journalisten etc.

Die Grünen haben im Klassenkrieg die privilegierten politischen und ideologischen Funktionen übernommen, die früher die Systemrechten innehatten.

tearjerker

18. Oktober 2022 10:55

@Ede: „Warum ist die Sowjetunion eigentlich "von heute auf morgen" untergegangen?“ Gorbi dachte nach dem Fall der Mauer über die Westbindung der SU nach, was nicht alle gut fanden. Dann wurde geputscht und statt föderativer Strukturen gab es die GUS. Gut möglich, dass die Initiative dazu von Washington/London unterstützt wurde, denn immerhin war die SU zu dem Zeitpunkt komplett unterwandert und das Militär verkaufte an den Höchstbietenden. „Odessa“: Die grössten Gas/Ölvorkommen liegen im Osten, um Charkov sowie entlang der Küste im SMeer bis in den Raum Odessa. Gebiete, die nicht vollkommen russlandfeindlich sind. Die wird man einsammeln.

anatol broder

18. Oktober 2022 11:06

die russen wissen über den westen mehr als umgekehrt. allein deshalb sind sie strategisch im vorteil.

eine lösung der russischen gleichung bietet vladimir sorokin im roman der tag des opritschniks (kiwi-verlag).

eine weitere zukunftsvision liefert sergey vasiliev im kurzfilm das russische cyberdorf (mit englischen untertiteln).

Imagine

18. Oktober 2022 11:08

Die Welt beherrscht, wer die die Märkte beherrscht und die „terms of trade“ bestimmen kann, insbesondere in der Währungspolitik.

Ziel der US-Politik war und ist es, eine ökonomische Symbiose zwischen Hightech-Land Deutschland und dem rohstoffreichen Russland zu verhindern.

Wichtigstes Kriegsziel des WK II war, Deutschland als Weltmarktkonkurrenten auszuschalten und nach dem WK zu verhindern, dass Deutschland wieder ein weltweit führendes Land in wissenschaftlich-technischen Bereich wird.

Daher die Zerstörung des deutschen Systems der Elitenbildung durch Bildungs- und Wissenschafts“reformen“.

Der Kalte Krieg war ein Krieg zwischen Systemen. Ziel der US-Politik war, Russland zu einer Kolonie und Vasallenstaat des US-Imperiums zu machen. Jelzin war ein Kollaborateur.

Putin und die Kräfte hinter ihm haben dies verhindert und Russland als souveränen Staat erhalten. Seitdem führt das US-NATO-Imperium Krieg gegen Putin und Russland.

Der Krieg gegen die Ukraine ist ein strategischer Fehler und zudem ein Verbrechen. Putin-Russland sitzt nun gewissermaßen „in der Falle“.

Das Gleiche gilt für Deutschland im Zustand neo-kolonialer Beherrschtheit und Abhängigkeit.

So oder so wird die deutsche Arbeitsbevölkerung der große Verlierer sein.

Deutschland als Im- und Exportland müsste darum kämpfen, seine Wirtschaftsbeziehungen zu Russland und China aufrechtzuerhalten.

Das Gegenteil geschieht durch die Sanktionen.

Volksdeutscher

18. Oktober 2022 11:20

@Prichpl - "Daran denken, daß Rußland erheblich zur Deutschen Wiedervereinigung 1990 beigetragen hat und dankbar dafür sein."

Die Aussage zeugt von der Verkennung von Ursache und Wirkung. Das war auch nicht Russland, sondern die Sowjetunion. Und was die Dankbarkeit angeht, hatte der nämliche Akt, seine Truppen aus Mitteldeutschland abzuziehen, mit dem Zusammenbruch des Sowjetreiches und nichts mit Wohlwollen uns Deutschen zu tun. Das spornt freilich manche zur Bildung von Propagandamythen an, um russische Interessen uns gegenüber besser posizionieren zu können: Gorbatschow, der Titan von der Moskwa, der uns die Wiedervereinigung brachte. Die Tatsachen stehen anders. Die Russen wie Putin und Dugin bedauern nach wie vor den Zusammenbruch der Sowjetunion. Wie kann man da noch davon reden, daß wir für den selbstverschuldeten Zusammenbruch ihres Reiches zu historischem Dank verpflichtet seien, weil sie aus der Not heraus auch noch widervölkerrechtlich besetzte Gebiete aufgeben mußten?

Niekisch

18. Oktober 2022 11:37

ML zu 17.10. 20:19: Wie gesagt, der Dünkel der Erleuchteten. Hab genug davon.

@ ML: Wenn Sie Wahrheitssuche mit Dünkel gleichsetzen, dann besorgen Sie das Geschäft der Geschichtsfälscher. Aber gut: Wenn es für Sie wichtig ist, dann rechne ich zu meinen vielen anderen Fehlern auch den Dünkel. Und gut is...Kännten wir uns privat, dann wäre wohl alles anders.

ML: Sie drehen mir jedes Wort im Mund um. Ich setze nicht "Wahrheitssuche mit Dünkel gleich", ich stelle nur fest, daß viele "Wahrheitssucher" den Dünkel haben, die "Wahrheit" vollkommen zu erkannt zu haben, während sie etliches, was ihnen nicht in den Kram paßt, reflexartig als "Geschichtsfälschung" oder "Siegerpropaganda" abtun.

"die russischen Arbeiter --- ob Kriegsgefangene oder Angeworbende weiß ich nicht...erschien also ein paar Wochen nach der Beschwerde ein General der SS in weißer Uniform"

@ Herbstlicht &ML: Die Geschichte ist  s o   falsch erzählt: Russische Gefangene gab es erst frühestens am 22.6.1941. Zu dieser Zeit war die ab 27.6.1939 für die SS eingeführte sog. Sommeruniform ( "Interimsuniform" ) bereits abgeschaftt und eingezogen ( Frühjahr 1940 ) Den Rang des "SS-Generals" gab es nie. Es dürfte sich um einen Luftwaffengeneral gehandelt haben.

Genauigkeit ist eine Zier - sie bildet dir...

Volksdeutscher

18. Oktober 2022 11:56

@Lichtmeß - "Das Problem an der Ostfront waren die exzessiven Repressialen gegen die Zivilbevölkerung, Geiselerschießungen etc. im Zuge dieser Partisanenbekämpfung."

Das ist in der Tat ein geschichtswissenschaftliches Problem. Es ist nicht geklärt, in welchem Maße daran deutsche Soldaten und in welchem Maße in deutsche Uniformen gekleidete sowjetische Sondereinheiten beteiligt waren. Die Aufgabe der letzteren war es, wie andere in diesem Strang auf den Befehl Stalins zu recht  hingewisen haben, Sympathien zur Besatzungsmacht zu zerstören. War das ein legitimiertes kriegerisches Mittel? Mit zunehmender zeitlicher Entfernung und der Tatsache der Geheimhaltung von historischen Quellen ist es so gut wie unmöglich, sich in dieser Sache Klarheit zu verschaffen.

Wenn ich von Geiselerschießungen höre, geht mir immer die Frage durch den Kopf: Warum gaben die betreffenden Partisanen sich nicht auf, wenn sie davon erfuhren, daß ihre unschuldigen Landsleute mit Erschießung bedroht wurden? Deutschen Soldaten rücklings erschießen ist weder mutig noch ehrenhaft noch charakterstark, unschuldige Zivilisten für seine Taten sterben zu lassen am allerwenigsten.

dojon86

18. Oktober 2022 13:16

@Volksdeutscher 10:15 Krieg war und ist bis heute ein rechtsfreier Raum. Das unterlegene Volk, sofern es sich seinen Siegeswillen bewahrt hat, greift zum Mittel des Partisanenkampfes. Das haben auch in der letzten Kriegsphase die deutschen versucht. Ein kluger Eroberer weiss das und reagiert bei Vergeltungsschlägen mit kluger Selbstbeschränkung.

KlausD.

18. Oktober 2022 13:46

@Ausguck  18. Oktober 2022 08:18

ML: Man hat dabei nicht nur "Partisanen" bekämpft, sondern ganze Dörfer in Weißrußland und der Ukraine ausgelöscht.

An der Stelle sollte man auf das "Project Air Control" der Briten ab 1920 in Mesopotamien hinweisen. Um "Ordnung" in ihr Mandatsgebiet zu bekommen, d.h.um die aufständische Bevölkerung zu bekämpfen, wurden zwei Bomberstaffeln bereitgestellt, die bei Bedarf losgeschickt wurden, um die betreffenden Städte und Dörfer komplett auszulöschen. Der Bombenterror gegen die Zivilbevölkerung wurde hier erstmalig eingeführt und später dann z.B. in Deutschland intensiviert. Kapitän dieser Bomberstaffeln war übrigens Sir Arthur Harris ...

Zusammenhänge und Hintergründe diese erstmaligen Vorgänge beschreibt Dirk Pohlmann innerhalb seines Vortrages "Der Hiroshima-Mythos" ab Minute 1:00:20 bis ca.1:08:00

https://nuoflix.de/dirk-pohlmann-der-hiroshima-mythos

Volksdeutscher

18. Oktober 2022 14:04

"Die Ukraine – oder besser ein Teil davon – war schon seit langem ein Widersacher Rußlands."

Wenn das so ist, fragt sich wo dieses "seit langem" seinen Anfang nahm? Meines Wissens geht dies zurück auf die endgültige Verlegung des Zentrums des Russischen Reiches von Kiew nach Moskau. Das würde einer Marginalisierung und einer Kränkung gleichkommen und Vielleicht war das die Geburtsstunde der Ukraine. Indem Moskau zur Mitte wure, wurde Kiew zum Rande - у краине/am Rande. Russische Quellen schreiben dazu Folgendes:

"В 1299 году резиденция митрополита была перенесена из Киева во Владимир, а с 1325 года - в Москву. Окончательное разделение митрополии на Московскую и Киевскую произошло только в XV веке."

"Im Jahr 1299 wurde der Sitz des Metropoliten von Kiew nach Wladimir und 1325 nach Moskau verlegt. Die endgültige Aufteilung des Metropolitanats in das Metropolitanat von Moskau und Kiew erfolgte erst im fünfzehnten Jahrhundert."

Man lese dazu: https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%A0%D0%B0%D1%81%D0%BF%D0%B0%D0%B4_%D0%9A%D0%B8%D0%B5%D0%B2%D1%81%D0%BA%D0%BE%D0%B9_%D0%A0%D1%83%D1%81%D0%B8

RMH

18. Oktober 2022 14:12

"Krieg war und ist bis heute ein rechtsfreier Raum."

@dojon86, das war und ist er nicht und es gehörte einmal zu den ganz großen Kulturleistungen der Europäer (des weißen Mannes!), eine Hege des Krieges zu versuchen und die hat bis zum WK II eigentlich im Großen und Ganzen auch funktioniert (wo es Recht gibt, wird es immer auch Verstöße dagegen gegeben, aber deswegen wird Recht nicht überflüssig). Ich verbreite zwar jetzt Oberlehrer-Charme, aber wenn Sie einmal Zeit haben, dann sehen Sie sich bitte im SiN-Archiv die Ausgabe Nr. 1 der Sezession an. Da geht es im großen Ausmaß um diese Fragen. Auch im Ukraine-Krieg versucht nach wie vor jede Seite, diese Kriegsrechtsregeln zumindest dem Anschein nach zu wahren oder verwahrt sich gegen entsprechende Vorwürfe, Kriegsverbrechen begangen zu haben. Dieses sich verteidigen wäre überflüssig, wenn man nicht dem Grunde nach die Regeln akzeptieren würde. Übrigens Colonel Kurtz (Apokalypse Now): In seinem für den Film zentralen Monolog am Ende des Films sagte er u.a., dass der Krieg zu gewinnen gewesen wäre, wenn er Leute gehabt hätte, die ohne Angst vor Verurteilung schlicht töten können. "You have to have men who are moral... and at the same time who are able to utilize their primordial instincts to kill without feeling... without passion... without judgment... without judgment! Because it's judgment that defeats us."  - Aus meiner Sicht wird hier das Ideal Himmlers vom SS Mann wiedergegeben.

 

Volksdeutscher

18. Oktober 2022 14:17

1. @anatol broder - "die russen wissen über den westen mehr als umgekehrt. allein deshalb sind sie strategisch im vorteil."

Damit scheinen Sie vollkommen rechtzuhaben und das ist in einem Krieg nicht zu unterschätzen. Als ich in der Bundesrepublik ankam, fiel mir auf, daß ich, obwohl ich in einem Ostblockstaat mit Zensur und Informationsmangel aufwuchs, mehr über den Westen wußte, als die bundesrepublikanischen Jugendlichen meines Alters über Ost- und Mitteleuropa. Falls sie überhaupt etwas wußten. Meistens jedoch bestand ihr "Wissen" aus Propagandaklischees.

Gustav

18. Oktober 2022 14:33

@ Imagine

"Der Krieg gegen die Ukraine ist ein strategischer Fehler und zudem ein Verbrechen. Putin-Russland sitzt nun gewissermaßen „in der Falle“."

Der Krieg ist die Umsetzung der Resolution 2202 des Sicherheitsrats durch das russische Militär. In die Falle gegangen ist die EU, insbesondere aber Deutschland, das dafür noch bitter wird bezahlen müssen.

Was für ein Spiel spielen die USA und Deutschland? https://www.voltairenet.org/article218264.html

 "Einfach gesagt, die Europäer wurden von den Amerikanern gut gespielt. Indien sollte das Anspruchsdenken der USA zur Kenntnis nehmen. Im Grunde hat die Biden-Administration eine erfundene Energiekrise geschaffen, deren wahres Ziel Kriegsprofite sind.
...
Indien sollte mit der Niederlage der USA und der NATO rechnen, was den Übergang zu einer multipolaren Weltordnung vollzieht. "

https://www.tribuneindia.com/news/comment/a-war-russia-set-to-win-441926

Hajo Blaschke

18. Oktober 2022 14:33

dojon86 Mir ist nicht klar, warum Ukrainer überhaupt noch für die Selenski-Junta kâmpfen. Der Lebensstandard in der Ukraine ist sichtbar niedriger als in Russland. Das Land, das früher im Südosten und in der Mitte viel Industrie hatte, ist deindustrialisiert. Riesige Landwirtschaftsflächen wurden trotz gegenteiliger Gesetzeslage an internationale Bodenspekulanten verramscht. Die Ukrainer sind nur noch Ausbeutungsobjekte vor allem von Anglosaxen.

Hajo Blaschke

18. Oktober 2022 14:40

Volksdeutscher, ich habe z.B. noch nie gehört, dass man in gleicher Weise über die Kriegsverbrechen der Westalliierten berichtet wird. Bestes Beispiel E. Hemingway, ein Kriegsverbrecher, der sich rühmt, über 100 deutsche Kriegsgefangene straffrei ermordet zu haben. Teilweise hat er sich in sadistischen Orgasmen erfreut, den Ermordeten beim Sterben zuzusehen. 

Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist der dänische Film Under sand (Unter dem Sand).

Der mit dem Wolf tanzt

18. Oktober 2022 15:03

"Krieg war und ist bis heute ein rechtsfreier Raum."

Die Sprengung der Krim-Brücke durch den britischen Geheimdienst

https://www.youtube.com/watch?v=bpUfugmF03s

Hajo Blaschke

18. Oktober 2022 15:20

Imagine Weiter zuzusehen, wie eine fremdgesteuerte Junta ihre eigene Bevölkerung seit Jahren straflos abschlachtet, wäre ein Verbrechen. Und dass Putin in der Falle sitzt, nehmen wohl nur von deutscher Berichterstattung Manipulierte wahr.

Niekisch

18. Oktober 2022 15:29

ML zu 17.10 22:44: Das Problem an der Ostfront waren die exzessiven Repressialen gegen die Zivilbevölkerung, Geiselerschießungen etc. im Zuge dieser Partisanenbekämpfung. "Hinterlandsäuberung" bedeutete mitunter, ganze Dörfer plattzumachen.

@ ML: An der Ostfront bestand jedenfalls in der Schlammperiode und im Winter das Hauptproblem in der Übernachtungsmöglichkeit. Da Rußland überwiegend aus Dörfern besteht, bestand der Befehl, teils auch die unausgesprochene Selbstverständlichkeit, Häuser und Katen, aus denen die Wehrmacht nicht beschossen wurde, vom Feuer, insbesondere mit Leuchtspurmunition auszunehmen, um sich nicht selber die Schlafmöglichkeit zu nehmen. Oft gab es zwischen den Bewohnern und den einquartierten Soldaten ein gewisses Einvernehmen. Die Deutschen revanchierten sich oft mit Teilen der Essensrationen und medizinischer Versorgung. 

Im Rahmen der Partisanenbekämpfung wurden die in die Wälder vor den deutschen Soldaten Geflüchteten oft aus der Luft bekämpft, indem Benzinkanister abgeworfen wurden. Eine ganz besondere Grausamkeit. 

Die Geißelerschießungen sind kriegsrechtlich zu beurteilen.

RMH

18. Oktober 2022 17:04

Der Krieg ist die Umsetzung der Resolution 2202 des Sicherheitsrats durch das russische Militär.

@Gustav,

haben Sie die Resolution eigentlich einmal gelesen, bevor Sie hier so etwas schreiben?

Kleiner Hinweis: Diese Resolution bestätigt an mehreren Stellen die komplette, territoriale Integrität der Ukraine. Mit der Annexions-Stafette von diesem Jahr durch Russland ist jeder Hinweis auf diese Resolution ein blanker Hohn. Da mag das Minsker Abkommen zuvor verletzt worden sein wie auch immer - für so etwas sieht die Uno andere Konfliktregelungen voraus, als einseitige "Polizeiaktionen" ohne Bestätigung durch die UNO. Ja, ich weiß, jetzt kommt wieder "aber die USA/Nato" - sparen Sie sich das Argument, es wurde oft genug diskutiert. Wer nicht Sachverhalte sauber auseinanderhalten kann, wer meint, stets aufrechnen zu müssen, der braucht sich nicht darüber zu wundern, wenn bspw. andere Länder sagen, die Verbrechen an Deutschland im WK 2 sind alleine durch die Verbrechen NS-Deutschlands abgegolten bzw. vernachlässigbar und gerechtfertigt. Recht ist nichts, was man sich je nach eigenem Gusto "zurecht" legen kann. Eine Rechte die mit Recht nichts anfangen kann und in den Beliebigkeits- und Verrechnungsmodus stellt, sollte sich besser Linke nennen, denn das ist eine Grundlage aller Linken, Rechte zur beliebigen Verschiebemasse zu machen, je nach dem welcher "höhere" Zweck, die Mittel heiligt.

Kurativ

18. Oktober 2022 17:10

Ich sehe keine Übereinstimmung zwischen Putin und Dugin. Auch wenn die Namen ähnlich klingen.

Kurativ

18. Oktober 2022 17:19

Ein Fehler? Vielleicht. Man wird sehen. War wäre die Alternative gewesen? Warten bis die Ukrainer weiter radikalisiert worden wären, eine Atombombe gebaut hätten und Russland angegriffen hätten? Die Zeit läuft und Putin wird nicht jünger. Die Russen haben gesehen, was die US/GB mit verschiedenen Ländern gemacht haben: Irak gegen den Iran aufgerüstet und angegriffen, Iran gegen Russland aufgerüstet und bedroht, und nicht zuletzt die Nationasozialisten, welche von den USA massiv unterstützt worden sind und welche dann auch brav Russland angegriffen haben.

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