AfD und Jungwähler: Ist TikTok ein Tiger, den wir noch reiten können?

Die Sommerakademie 23, Thema "Propaganda", zeichnete sich durch Analysen aktuellster technischer Mittel und Methoden aus. Martin Sellner etwa trug zum kaum eingehegten Phänomen "TikTok" vor.

Die­ses von einem chi­ne­si­schen Unter­neh­men auf­ge­setz­te For­mat für kür­zes­te Vide­os arbei­tet mit ande­ren Algo­rith­men als Twit­ter und Insta­gram. Selbst Löschun­gen von Accounts füh­ren nicht zu einem Bann: Wer Tik­Tok rich­tig ein­setzt, kann bereits mit den ers­ten Vide­os hun­dert­tau­sen­de Zuschau­er errei­chen. Der Erfolg hängt nicht mehr von Fol­lower-Zah­len ab.

Sell­ners Vor­trag ist kei­ne Anlei­tung, son­dern eine kri­ti­sche Recht­fer­ti­gung dafür, daß die Rech­te mit Tik­Tok und ande­ren Mit­teln einen tech­no­lo­gi­schen Vor­sprung im Bereich der Öffent­lich­keits­ar­beit zu errei­chen ver­su­chen müs­se. Kri­tisch ist sein Plä­doy­er, weil er – nicht zuletzt als Leser Heid­eg­gers – um das Gefäng­nis im Gestell, also in der uns umstel­len­den Tech­nik weiß.

Daß die AfD unter Erst­wäh­lern und über­haupt jun­gen Wäh­lern in Bay­ern und Hes­sen über­durch­schnitt­lich gut abschnitt, führt der Spie­gel-Pod­cast “Stim­men­fang” unter ande­rem auf die pro­fes­sio­nel­le Prä­senz der Par­tei auf neu­es­ten Platt­for­men zurück. In der Fol­ge “Auf Tik­Tok ist die AfD schon an der Macht” geht es ab der 6. Minu­te um die­ses The­ma – natür­lich in der mitt­ler­wei­le typi­chen Mischung aus Rat- und Hilf­lo­sig­keit und dem Wunsch nach Zensur.

Sell­ner trägt tie­fer­grün­dig vor, natür­lich. Sein Bei­trag ist in gestraff­ter, schrift­li­cher Form außer­dem in Heft 116 der Sezes­si­on abge­druckt. Man soll­te, so man nicht Abon­nent ist, die­ses Heft hier bestellen.

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Kommentare (2)

Franz Bettinger

13. Oktober 2023 11:39

Beindruckender Beitrag, beängstigend. Ich scheine gegen Fremdbestimmung und Überwachung immun oder allergisch zu sein. Hatte bis Ende des Studiums 1982 kein Telefon. Danach als Arzt in der Klinik zwar Telefon aber keinen Anrufbeantworter. 1987 musste ich als Selbständiger in eigener Praxis beides haben, hatte aber weder PC noch Handy. 2001 zwang uns die Ärztekammer einen Praxis-Computer auf mit der Folge, dass ich mit 46 aufhörte für Geld zu arbeiten; nicht nur wegen des PC-Zwangs, aber auch. Heute habe ich immer noch kein Handy. Meine Frau nutzt eins für Notfälle, z.B. wenn sie mich versehentlich nach Albanien rein paddeln lässt und bei der Polizei abholen muss; es ist meistens ausgeschaltet. Den PC benutzte ich Jahre lang nur zum Schreiben eines ewig langen Romans, den keiner haben will; nun seit rund 15 Jahren auch für andere Spielereien. Als mal Tage lang der Strom ausfiel, fehlte mir nichts. 

Ein gebuertiger Hesse

14. Oktober 2023 11:17

Daß etwas mit dem Namen TikTok überhaupt als Option (oder Gegner) angesehen werden kann, ist ein weiterer Beweis für den Niedergang unserer Kultur.

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