Kinderarmut oder arm an Kindern – Gedanken zum Kindertag!

Kaum etwas bringt mich mehr auf als die Rede von der deutschen „Kinderarmut“. Die Vokabel „Kinderarmut“ lasse ich für Europa nur gelten, wo es darum geht, daß ein Land arm an Kindern sei.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

In Deutsch­land bringt die Durch­schnitts­frau 1,5 Kin­der zur Welt. Das ist viel weni­ger, als zur Repro­duk­ti­on von­nö­ten wäre. Wo zwei Men­schen andert­halb Kin­der zeu­gen, geht es berg­ab. DAS ist Kin­der­ar­mut! Seit fünf­zig Jah­ren ver­zeich­net Deutsch­land jähr­lich mehr Gestor­be­ne als Gebo­re­ne. EU-weit lie­gen wir damit im Mit­tel­feld. Noch deut­lich gerin­ger ist die Gebär­freu­dig­keit (Was für ein Wort. Darf man es noch sagen?) etwa in Mal­ta, Ita­li­en und Spanien.

Höher (aber nicht exor­bi­tant; die 2,0‑Kinder-Quote kratzt kein ein­zi­ges euro­päi­sches Land! Das ist der wesent­li­che Unter­schied zu Afri­ka) ist sie bei­spiels­wei­se in Irland, den Nie­der­lan­den, in Tsche­chi­en und Rumä­ni­en. Am höchs­ten in Frank­reich – klar, dort gibt es seit Jahr­zehn­ten nicht nur unter Auto­chtho­nen den „Mut zum Dritt­kind“, vor allem trei­ben die Neo-Fran­zo­sen aus Nord­afri­ka die Rate hoch.

Wo läge die „deut­sche“ Gebur­ten­ra­te ohne unse­re Zuwan­de­rer? Wir gera­ten hier in kryp­ti­sche Berei­che, denn es gibt kei­ne Zah­len. Daß die mus­li­mi­schen „Deut­schen“ kin­der­freund­li­cher (oder wenigs­tens: offe­ner für wei­te­re Kin­der) sind als die Auto­chtho­nen: Jeder weiß es. Unser­eins hin­ge­gen „reg­ret­tet Mother­hood“ oder läuft sich für die neus­te Abtrei­bungs­recht­fer­ti­gung (paß­te grad nicht / war in exis­ten­ti­el­len Nöten  / kein fes­ter Part­ner) warm.

(Die Abtrei­bungs­fra­ge mag aus­ge­lei­ert sein, man muß sie den­noch stel­len bzw. in Erin­ne­rung rufen. Wir hat­ten in Deutsch­land 2023 einen neu­er­li­chen Anstieg an Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen: Rund 106.000 wur­den gemel­det. Trau­rig genug – aller­dings liegt unser Land euro­pa­weit auf einem der eher hin­te­ren Plät­ze.  In Geor­gi­en, das kaum ein­hol­bar an der Spit­ze liegt, trei­ben jähr­lich über 20 von 1000 Frau­en ihre Zukunft ab. Mit wei­tem Abstand fol­gen Bul­ga­ri­en, Arme­ni­en, Est­land, Ungarn, Rumä­ni­en, Spa­ni­en. In Deutsch­land waren es 2023 5,4 von 1000 Frau­en, die sich auf das Todes­ge­schäft einließen.)

Frü­her hieß es, es sei­en die „drei gro­ßen A“, die für Zuwachs sorg­ten: Aka­de­mi­ker, Anthro­po­so­phen und Ade­li­ge. Heu­te fin­den wir ande­re „drei gro­ße A“ vor, unsag­bar pole­misch: Aus­län­der, Asy­lan­ten, Aso­zia­le. Ja, man schämt sich fast, es so zu sagen. Über­haupt geht in die­ser Debat­te um Gebur­ten­quo­ten etwas Eigent­li­ches unter – der gan­ze sof­te Kram näm­lich: Zeu­gungs­lust, Mut­ter­glück, der stol­ze Fami­li­en­va­ter. Wir reden oft von Kin­der­zah­len und den­ken an BIP, Ren­te und über­haupt an Geld. Das ist schon verquer.

Zurück zur offi­zi­el­len Voka­bel „Kin­der­ar­mut“: Angeb­lich (bzw. nach offi­zi­el­len Anga­ben) ist heu­te jedes 5. Kind in Deutsch­land „armuts­be­trof­fen“, das sind rund 3 Mil­lio­nen. Als arm gilt, wer weni­ger als 60% des mitt­le­ren Ein­kom­mens erzielt. Wer als Paar mit zwei Kin­dern unter 30.000 € Jah­res­ein­kom­men erzielt, fir­miert als „arm“.  Zig­mil­lio­nen Kin­der in Afri­ka und Süd­asi­en hal­ten sich hier die lee­ren Bäu­che vor Lachen!

Eine erwerbs­lo­se, also „arme“ Mut­ti ohne Mann und mit zwei Kin­dern erzielt bei uns monat­lich vom Staat eine Ren­di­te von gut 1500 €. (Wer jetzt das Rech­nen beginnt, weil 1500 € als nicht gera­de üppig erschei­nen: Bit­te nicht den Mehr­kos­ten­zu­schuß für Allein­er­zie­hen­de ver­nach­läs­si­gen! Miet- und Miet­ne­ben­kos­ten zäh­len nicht, die über­nimmt der Staat. Das gesun­de Mit­tag­essen auch. Kran­ken­kas­se auch. Kos­ten zum „Schul­start“ pro Halb­jahr auch. Ja, und natür­lich bekommt unser Bür­ger­geld­pro­fi auch die Zahn­be­hand­lung gra­tis. Ist ein Feind­bild, aber stimmt halt. Und logisch krie­gen die Kin­der spä­ter BAföG.)

Mit den 1500 Euro erwerbs­lo­sem Ein­kom­men könn­te die Mut­ti ihren Kin­dern „Oper für Kids“ (für lau, zumin­dest städ­tisch fast über­all) finan­zie­ren. Oder einen Sprach­ur­laub, der für „Bedürf­ti­ge“ zum Son­der­preis zu haben wäre. Oder irgend­was ähn­lich Sinn­vol­les. Im Nor­mal­fall wird sie es nicht tun.

Es geht aber! Ich weiß das noch, weil wir selbst eini­ge Zeit als „arm“ gal­ten, obwohl wir es nicht spür­ten. Ver­lags­grün­dung, vier Kin­der, bis die Sache ins Lau­fen kam – zack, arm. Klas­sen­rei­sen über­nahm das Amt, und Bahn­fah­ren kön­nen Kin­der in Beglei­tung der Eltern sowie­so kos­ten­los. Ich lobe das!

Deutsch­land ist kei­nes­wegs herz­los gegen­über Fami­li­en! Die Kin­der sind kos­ten­frei über mich kran­ken­ver­si­chert. Wie gene­rös ist das! Wir neh­men seit je und bis heu­te rege am Kul­tur­le­ben teil. Opern- und Thea­ter­plät­ze für Kin­der kos­ten fast nichts. In säch­si­sche Muse­en kommt man bis zum Alter von 18 kos­ten­los. Bereits das Kin­der­geld ist nicht von schlech­ten Eltern. Deutsch­land ist so gut zu kin­der­rei­chen Familien!

Ich habe mich nie dafür geschämt, durch mei­ne Kin­der Teil eines gigan­ti­schen Sub­ven­ti­ons­be­triebs zu sein. Liber­tä­re mögen die­se Hal­tung gei­ßeln, ich hal­te es auch für einen sehr guten Ansatz.

Es ermög­lich­te mir (und ermög­licht aktu­ell mei­nen Töch­tern, die bereits Kin­der haben), das Stu­di­um mit/trotz meh­re­ren Kin­dern durch­zu­zie­hen – ohne Schul­den zu machen. Ich bin dank­bar dafür! Der Staat hat die Kos­ten abge­fe­dert. Für´s Stu­di­um sowie­so, für die Kin­der­be­treu­ung, die ärzt­li­che Ver­sor­gung etc pp.

Daß die­ser unser Sozi­al­staat viel­fach aus­ge­nutzt wird, steht auf einem ande­ren Blatt. Mir ist bei­spiels­wei­se ein syri­scher Arzt bekannt, der in der thü­rin­gi­schen Klein­stadt A. ein gan­zes Haus finan­ziert bekommt. Er lebt dort (ohne erwerbs­tä­tig zu sein) „for free“ mit sei­ner aktu­el­len Gat­tin und vier klei­nen Kin­dern. Für sei­ne sie­ben ande­ren Kin­der (von ande­ren Frau­en) bezieht er Kin­der­geld, obwohl die Klei­nen im euro­päi­schen Aus­land leben. Daß die­ser Mann ein „Scharf­ma­cher“ ist – las­sen wir dies eine Neben­sa­che sein. Man könn­te die­sen Miß­stand ändern, wenn man wollte!

Wir sind nicht nur seit lan­gem Steu­er­zah­ler, wir haben dem Betrieb (vul­go Staat) auch gan­ze sie­ben poten­ti­el­le Steu­er­zah­ler beschert. Laut Sta­tis­ti­schem Bun­des­amt kos­tet jedes ein­zel­ne Kind sei­ne Eltern bis zum 18. Lebens­jahr run­de 150.000 €. Hin­zu, das haben Ver­si­che­rungs­fach­leu­te errech­net, kommt ein Ver­dienst­aus­fall von 140.000 € bei einem Kind und 180.000 € bei zwei Kin­dern. Zum Siebt­kind sind unse­re Sta­tis­ti­ker nicht vorgedrungen…

Um vom gro­ßen Gan­zen ins Klei­ne, Ein­ge­mach­te zu kom­men: Wir haben unse­re Kin­der spar­sam auf­wach­sen las­sen. Shop­ping­frei. Wir kau­fen kei­ne Bil­lig­kla­mot­ten, kei­ne Snacks-to-go. Wir con­so­o­men nicht, das ist so ein Grund­wert, der sich durch sei­ne Vehe­menz ein­fach frag­los durch­ge­setzt hat.  Man ver­wechs­le spar­sam bit­te nicht mit spar­ta­nisch. Die Kin­der sol­len stark wer­den – ja, aber nicht hart! (Sprich: Wenn ALLE eine Sprite/Bockwurst/Achterbahnfahrt krie­gen: unse­re auch.)

Eini­ge Tips für die qua­li­ta­ti­ve, kos­ten­ar­me Kin­der­be­spa­ßung ohne Freizeitpark:

  1. Ver­ste­cken spie­len. Klappt zuver­läs­sig städ­tisch wie länd­lich. Man mag stau­nen: Auch Halb­wüch­si­ge frö­nen die­ser Gau­di! Bei uns hat´s Tra­di­ti­on. Nein, das ist kei­ne Meta­po­li­tik. Wir spie­len „ernst­haft“ Ver­ste­cken. Und mit gro­ßem Ehr­geiz. Drau­ßen (Som­mer) wie drin­nen (Win­ter). Legendär!
  2. Puz­zles legen. Es gibt Puz­zles mit sechs Tei­len für die Klei­nen – und ent­spre­chend höhe­re Gra­de für Kin­der im Vor­schul­al­ter und Her­aus­for­dern­des für die Gro­ßen. Das kann gan­ze Tage/Wochen füllen.
  3. Lie­der sin­gen. Es gibt hun­der­te davon, oft aus uraltem Schatz. Die Deut­schen sind (selbst im Rah­men der west­li­chen Staa­ten) eines der weni­gen Völ­ker, in denen fami­li­är über­haupt nicht mehr gesun­gen wird. Wie scha­de! Denn: In zahl­rei­chen, selbst euro­päi­schen Völ­kern ist das gemein­sa­me Sin­gen noch heu­te völ­lig nor­ma­les Gemein­gut – ok, erklär das einer Mut­ti mit Rin­gen in Lip­pe und Augen­braue…  Wir sin­gen wirk­lich viel. Es ist nicht bie­der, son­dern hat auch eine Wucht!
  4. Der Wald­gang. Ein Kind soll­te eine Eiche von einer Buche und eine Fich­te von der Kie­fer unter­schei­den kön­nen. Amsel, Dros­sel, Fink und Star soll­ten ein Begriff sein. Stau­nen über den Bär­lauch­tep­pich im April! Über das Gold der Bir­ken im Okto­ber! Den Warn­ruf des Eichel­hä­hers muß jede ken­nen! Auch, woher die­ses Brot kommt, und wie die­se Pflan­zen geern­tet, gedro­schen und gemah­len werden!
  5. Die gute alte Leih­bü­che­rei. Was für ein Schatz! Deutsch­land hier­bei ganz vor­ne dran! Geht hin, grabt euch ein in die Aben­teu­er! Geht mit Buch­sta­peln zur Aus­lei­he! (Und fragt natür­lich nach den nicht aus­ge­stell­ten Titeln, die aber in den meis­ten deut­schen Leih­bü­che­rei­en im „Maga­zin“ lagern…Winnetou, Black Beau­ty, Fünf Freunde…)
  6. Vie­le Sport­ver­ei­ne (Tur­nen, Rin­gen, Leicht­ath­le­tik, Tisch­ten­nis etc.) kos­ten so gut wie nichts. Stan­dard sind 12 €/Halbjahr. Los geht´s!

Ja, ich ahne: Das sind alt­ba­cke­ne Vor­schlä­ge. Das wur­de mir oft auch aus dem eige­nen Lager beschie­den. Mot­to: Ein Kind mit einem ver­al­te­ten Smart­phone zur Schu­le zu schi­cken, sei wie sein eige­nes Begräb­nis zu fei­ern. Die Toch­ter mit einem Win­ter­man­tel der Sai­son 2019 in die Öffent­lich­keit zu las­sen: ein pein­li­cher Offenbarungseid.

Der Kon­sum­wahn aus den eige­nen Rei­hen nervt mich hart. Das ist ja der Unter­schied zwi­schen 2004 und 2024: Wer damals rechts war (als es noch nicht en vogue war), hat­te zuver­läs­sig ein pre­kä­res Aus­kom­men und muß­te schau­en, wie er das Leben manag­te. Wer heu­te rechts ist, ver­dient sich sein siche­res Geld bei der Partei.

Leu­te: Laßt Euch nie kor­rum­pie­ren! Seid authen­tisch. Seid „wir selbst“. Denn das Eige­ne – ist halt das Eige­ne. Das, was uns aus­macht. Glück und Geld sind zwei Paar Schu­he. Bleibt frei!

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (35)

RMH

1. Juni 2024 22:00

"Wer heute rechts ist, verdient sich sein sicheres Geld bei der Partei."
Es wird schon noch ein paar mehr geben müssen, damit die Partei überhaupt gewählt wird und die Partei wird auch noch zum großen Teil von Staat finanziert. Diese paar mehr halten aber lieber vorsorglich die Klappe in der Öffentlichkeit, damit sie ihren job behalten können oder ihre Firma weiter laufen kann und finanzieren mit ihren Steuern und Sozialabgaben einiges. Das Geld von Rechten nimmt nach wir vor jeder gerne (auch die Kirchen). 

Boreas

1. Juni 2024 22:22

Danke! Danke! Danke!

Pferdefuss

1. Juni 2024 22:27

Frau Kositza, das sind Vorschläge, die mir gefallen, weil sie Kindern gefallen und mir auch eingefallen wären. Sie sind erprobt; langlebig. Was mir noch an altmodischen Beschäftigungen einfällt: 

Im Wasser plantschen, wo auch immer möglich, von der Badewanne über die Pfütze, den Kiessee bis zum Meer. Keine Angst vor blauen Lippen und Zähneklappern. Das gehört dazu! 
Putzen, ja doch, auch Mädchen räumen nicht gern ihr Kinderzimmer auf, aber sie sind dabei, in anderen Räumen  in die Ecken zu gehen.  
Gärtnern, gießen, Äpfel, Kastanien, Kienäppel, Blätter auflesen, sammeln
Perlen u. ä. Krimskram sortieren
Haustiere versorgen
Malen, ausmalen, auch mit Kreide auf Straße/Bürgersteig
Jungs brauchen Stöcke, unbedingt! Die Rinde der Stöcke einritzen!
Im Auto Tee-Kessel-Raten
Abklatschspiele (wie Schuhblattlern)

Dr Stoermer

2. Juni 2024 00:38

Männer tun das, was Frauen wollen, Frauen wollen das, was die Gruppe will und die Gruppe will, was die Herrschenden belohnen oder das vermeiden, wovor sie ihr Angst machen. Wenn davor Angst gemacht wird, mehr als 1,5 Kinder zu bekommen, es reicht, als uncool zu gelten, läuft es entsprechend durch. Es gefällt einigen sehr gut, dass die ehemals christlichen Völker auch auf diese Art aussterben.

Maiordomus

2. Juni 2024 09:50

Dr. Stoermer. Das mit den Frauen, die eher wollen, was die Gruppe will, trifft natürlich auch auf einen ganz bestimmten Männertyp zu. Trifft es aber traurigerweise, besonders mit ihrer Schlussfolgerung. Frauen werden immer gouvernementaler stimmen als die Männer, ist auch eine grundlegende Erfahrung der direkten Demokratie in der Schweiz, die sich ihrem Grenznutzen nähert, diesen aber noch nicht ereicht hat. Das System kann und wird in der BRD, da kann die AfD fordern was sie will, nicht funktionieren. Natürlich versteht und unterstützt man voll den Sinn dieser Forderung, das sehen auch vernünftige Linke ein.

Laurenz

2. Juni 2024 10:07

@EK ... Ihre Kinderbespaßung wird hier (SiN) kaum jemand in Frage stellen. Männern fällt da noch mehr ein. Hütten -, ganz edel, funktionierendes Baumhaus bauen, Äpfel stehlen, in Heuhaufen übernachten, morgens während der Dämmerung äsendes Wild am Waldrand beobachten, in Bauruinen einbrechen, die Nachbarskinder Gras fressen lassen, etc. pp.
Auch ich weiß große Familienfeste zu schätzen, die jetzt zu Zwergenveranstaltungen mutieren, weil in meiner Generation kaum noch Kinder geboren wurden. Bin der letzte, der bei uns irgendwem vorschreiben will, wie viele Kinder er haben soll oder der AfD gute Familienförderung ausreden will. Die Armut an Kindern muß ausgelebt werden. Sie hat ja einen Sinn.

Gimli

2. Juni 2024 10:30

In der Tat bietet D insgesamt recht hohe Transferleistungen für Familien. So wie Geld allein nicht glücklich macht, incentiviert es auch nicht so materialistisch-einfach Familienglück. Unsere soz Marktwirtschaft sowie Medizin und Technik entkoppeln uns von der Biologie. Rentensystem, Kapitalmarkt und Verhütung sowie vielerlei Angebote an Vergnügung und indiv Weiterentwicklung fordern beinah schon echt gute Gründe für Familie. Zumal es echt zu viele Menschen auf der Welt gibt. Meine Familie macht mich mittlerweile glücklich, war wegen der harten Arbeit nicht immer so. Alleinsein aber ist unvorstellbar. Hoffnung, dass der Zusammenhalt so bleibt. 

tearjerker

2. Juni 2024 10:34

Angst ist irrelevant. Wenn Kinder zur Einkommensquelle der Eltern werden und die Eltern (die Frau) über Verhütung/Geburt entscheiden können, werden überdurchschnittlich viele Kinder geboren. Ökonomie und Versorgungsmotive spielen die erste Geige. Deshalb werden Kinder inzwischen vor Allem von denen geboren, die sie sich nicht leisten können um sich und die Gören vom Staat aushalten zu lassen. So frisst der Asozial-Staat die zivilisatorische, ethnische und personelle Substanz einfach auf.

vasco gadamer

2. Juni 2024 10:36

Abgesehen vom Problem der Vaterlosigkeit, die zu seelischen Schäden führt, leben wir in extremer sexueller Dekadenz, die es so noch nie gab -- allein der Technik wegen.
Natürlich ist Afrika völlig verantwortungslos, laden ja auch ihren Überschuß, der nur durch westliche Medizin und Technik lebt, im Westen ab.
Noch einmal Gómez Dávila:
„Obgleich es den Angelismus des Demokraten kränkt: eine Zivilisation kann man nicht mit miserablem biologischen Material errichten.

RMH

2. Juni 2024 11:16

Das Thema lässt sich offenbar mit den "Zahlen" nicht differenziert erfassen, dass zeigt der Artikel bereits deutlich auf, wenn keine Unterscheidung zwischen Binnen-Migrantenwachstum und Autochthonen-Geburtenzahlen erfasst wird. Was auch interessant wäre, wäre eine Statistik, wie viele Kinder aus Deutschland ausgewanderte Deutsche haben (also in einem anderen Umfeld als Deuschland). Persönlich habe ich 3 Freunde, die ausgewandert sind und eine Nachbarin, die ausgewandert ist. Hier ist das Ergebnis dann 2 x USA je 3 Kinder, 1 x Canada 2 Kinder, 1 x Südamerika 2 Kinder (Familienplanug nicht abeschlossen). Alle haben aber dort einen einheimischen Partner. Blicke darauf, ob es Zusammenhänge zwischen den Möglichkeiten, den sicheren Nestbau (Immobilienkosten, Baukosten & Bauzinsen) zu gewährleisten und eine zumindest absehbar sichere Beschäftigung zu haben (hier wären die Zahlen, wie lange ein Arbeitsverhältnis heute durschnittlich dauert, interessant) zur Geburtenentwicklung gibt, könnten auch Aufschlüsse liefern.  

RMH

2. Juni 2024 11:21

2. Ein Fakt ist auch, dass es den Mut zur Geburt in den Lebensjahren, in denen es biologisch am einfachsten ist, seit langem in Deutschland nicht mehr gibt (mittlerweile sind die Eltern über 30 beim ersten Kind), wovon dann die (oft nicht besonder erfolgreiche) Kinderwunschindustrie profitiert. Politisch lehne ich jede weitere, direkte finanzielle Zahlung pro Kind ab (insbesondere im Rahmen des "Bürgergeldes"), bin für die drastische Kürzung des Kindergeldes (obwohl aktuell noch profitierend), da dies ein Pull-Faktor für die Migration ist und auch ins Ausland überwiesen wird und für den vollen steuerlichen Grundfreibertag für jedes Kind für die Eltern (Familiensplitting = Vorschlag der AfD! Die will aus Wählergründen aber nicht ans Kindergeld).

Bernd

2. Juni 2024 11:33

Man sollte nicht übersehen, dass das Fruchtbarkeitsproblem ein beibahe weltweites geworden ist. Besonders schlimm trifft es China, wo man sich trotz Ende der Ein-Kind-Politik allmählich den 1.0 Kindern pro Frau nähert. China mag noch immer eine wachsende Wirtschaft haben, pro Kopf aber ist es weitaus ärmer als Bulgarien und kann sich die anstehende Überalterung kaum leisten. Ein furchtbarer Teufelskreis: viele Chinesen geben an, keine weiteren Kinder zu bekommen, weil sie sich als Paar alleine um ihre eigenen vier Eltern kümmern müssen. Mir schwant, dass der "multipolaren Weltordnung" ein tüchtiger Dämpfer bevorsteht wenn ihr Protagonist vergreist. Einzelkinder sind auch nicht sehr kriegslustig (vgl. Gunnar Heinsohn).
Hier aber noch eine unvollständige Liste von Ländern, die sich heute unterhalb der jeweils kindersterblichkeitsabhängigen Bevölkerungsersatzrate von etwas über zwei Kindern pro Frau befinden:
-jedes einzelne Land Europas, inkl. Türkei und Russland
-Kanada, USA, Mexiko, Brasilien, Chile, Argentinien, Peru
-China, Japan, beide Koreas
-Iran, Indien, Bangladesh, Indonesien
Es vermehren sich im wesentlichen nur noch ein paar Länder die entweder in Schwarzafrika liegen oder auf -stan enden. Und auch dort nehmen die Kinderzahlen ab, die Entwicklung ist lediglich das eine oder andere Jahrzehnt zurück. Die Ursachen sind wahrscheinlich überall ungefähr die gleichen.

ofeliaa

2. Juni 2024 15:33

Die Frage ist, wie man es machen soll. Also würde ich in diesem Leben noch ein Kind (Mädchen) bekommen, würde ich meinem Kind sagen, dass sie nicht zu lange mit der Partnersuche und dem Kinderkriegen warten soll. Nicht, weil ich sie dazu zwingen wollte oder eine Karriere für Frauen nicht gut finde - sondern nur um überhaupt das Bewusstsein dafür zu schaffen. Denn dass es eine tickende Uhr gibt, war mir als jüngere Frau nicht klar. Jetzt bin ich 33. Und es ist nicht mehr cool, Kinder zu bekommen. Männer mögen solche Frauen wirklich nicht. Ein ehemaliger Partner von mir ist nun mit einer 23-Jährigen zusammen. Dass die keinen "Stress" machen wird, ist klar. Nur ich kann auch dieser Dame prophezeien, dass sie sich schnell in der gleichen prekären Situation befinden wird wie ich jetzt. Überall liest man nur: ,,Mach Karriere, habt eure Finanzen auf der Reihe, macht euch nicht abhängig.´´ Aber wovon bin ich denn dann wiederum abhängig? Von der derzeitigen gesellschaftlichen Vorstellung eines glücklichen Lebens. Ich bin dann abhängig von Arbeitgebern und irgendwelchen Dingen, die ich für die Karriere opfere und tue. Es ist eine andere Abhängigkeit. Abhängigkeiten kann man im Leben gar nicht vermeiden. Und wenn es noch treue Männer gibt, dann wäre eine gewisse Form der Abhängigkeit vom Mann auch völlig in Ordnung. Es herrscht die Lüge, dass Kinderlosigkeit die absolute Freiheit gewähren würde. 

Kositza: Das folgende soll nicht arrogant klingen. Nichts läge mir ferner, denn Ihr Beitrag ist berührend u. offenherzig. Nur: Ich hatte mir mit 18,19 Jahren ganz feste Prioritäten gesetzt.Um Geld und Karriere ging es in meinen Träumen nie! Stattdessen u.a.:Keinerlei Rücksicht auf die "derzeitigen gesellsch. Vorstellungen eines glücklichen Lebens." So wichtig! Vier Kinder wollte ich. Und einen großen Alltags-Freiraum, in den mir keiner reinfunkt. (Also bloß nichts in der Stadt, auch wenn ich andererseits viel für städt. Kultur übrighabe.)
Es ist natürlich viel Glück & Gnade, daß das funktioniert hat. Es war auch ein Drahtseilakt, und ganz viel Hartnäckigkeit, Kampf und, ja, Entbehrung. Man kann nicht alles haben. Aber die Prioritäten sollte man früh genug festzurren.

Monalisa

2. Juni 2024 16:52

Wir wohnen mit drei Kindern in einer (zu) kleinen Stadtwohnung und aktuell wenig Aussicht auf bessere Wohnverhältnisse, trotz zwei mittlerer Einkommen. Ich bin jeden Tag dankbar über meine wundervollen Kinder und die Schinderei in den ersten Jahren war es absolut wert. Allerdings verschlechtern sich die gesellschaftlichen Bedingungen für Familien trotz teils üppiger Subvention durch das oftmals eben freudlose und kinderfeindliche Klima. Unter uns wohnt bspw. ein vereinsamter Alkoholiker, der sich ständig bei der Hausverwaltung über Kinderlärm beschwert, mit dem Bestenstiel gegen die Decke donnert, sogar mehrfach die Polizei gerufen hat. Natürlich ein kinderloser Eingeborener... und auch kein Einzelfall. Ist man mit mehreren Kindern unterwegs, begegnen einem schnell genervte Blicke, wobei auch das überwiegend apathische Desinteresse schon gruselig ist. Die Karre ist kulturell weit in den Dreck gefahren. 

Monika

2. Juni 2024 19:08

In der Juni-Ausgabe der EMMA wird über die Stern Ausgabe vom Juni 1971 berichtet, in der 374 Frauen bekennen "Wir haben abgetrieben". Diese Stern Aktion liegt nunmehr 53 Jahre zurück. Ich kann mich noch gut daran erinnern und an die Diskussionen, die das seinerzeit verursachte. Alice Schwarzer schreibt, daß diese Aktion zur Verhinderung von Abtreibungen beigetragen habe, da Frauen nun selbstbestimmter über Schwangerschaften und Verhütung entscheiden konnten. Habe es in Westdeutschland "im Jahr 1969 noch geschätzte eine Million Abtreibungen gegeben, seien es 40 Jahre später nur noch etwa 100 000 gewesen. Diese Senkung sei also den Feministinnen zu verdanken. " Ich weiß nicht, was ich von diesen Zahlen halten soll, besser, wie sie zu interpretieren sind. Es scheint aber doch so zu sein, daß die meisten Frauen weniger Kinder haben möchten, als der natürliche Lauf der Dinge vorsieht und auch wiederum mehr nehmen würden, wenn die äußeren Bedingungen stimmen. In diesem Feld müßte eine verantwortliche Familienpolitik spielen. 

Monika

2. Juni 2024 19:16

Danke auch für den sehr schönen Beitrag und das positive Familienbild. Wer keine Kinder hat oder wenigstens intensiven Umgang mit ihnen, weiß wenig  von den Höhen und Tiefen des Lebens. Nichts finde ich trauriger als  bewußt kinderlos gebliebene Paare, die mit einem Hündchen spazieren gehen, an das sie all ihre Liebe verschwenden.  Wer Kinder hat, ist verletzlich. Das Schicksal des niedergestochenen Polizisten in Mannheim, der sich in einem sehr kritischen Zustand befindet, geht zu Herzen. Ich habe sein Foto gesehen, er ist jünger als meine Söhne. Deshalb seid dankbar und gut zu euren Kindern, auch wenn sie nicht immer so spuren, wie man es als Eltern erhofft.

Monika

2. Juni 2024 19:32

Ich lese gerade, daß Rouven es nicht geschafft hat. Das macht mich als Mutter unendlich traurig. Zeit, innezuhalten, damit sich etwas ändern kann. 

Blue Angel

2. Juni 2024 21:23

Sehr wichtiger Artikel, danke Frau Kositza!
Pferdefuß, diese Liste von anregenden, gemeinschaftsstärkenden und *un-bezahlbaren* Tätigkeiten ließe sich noch verlängern. 
Das Hauptproblem heutiger, junger Eltern, die kein Bürgergeld o. ä. beziehen (wollen) und deshalb meist beide arbeiten müssen um ihrem/ihren Kind/ern ein gutes und möglichst sicheres Wohnumfeld zu ermöglichen, ist leider Zeitmangel. Zumindest beobachte ich es so im eigenen familiären Umfeld wie auch bei Kindern und Enkeln von Freunden.
Erfreulicherweise ist den Betreffenden aber mehrheitlich bewußt, wie unschätzbar wichtig es ist, soviel Zeit (der größte denkbare Luxus unserer Tage) wie möglich intensiv, aktiv und kreativ mit den Kindern zu verbringen. Daß viele es trotz Berufstätigkeit beider Eltern schaffen finde ich bewundernswert und bin im Nachhinein umso dankbarer dafür, nicht berufstätig gewesen zu sein als unsere Kinder noch zuhause wohnten. - Konsum, und Materielles überhaupt,  wird eh völlig überbewertet.

Florian Sander

3. Juni 2024 01:35

Immer dieses "Damals war rechts sein noch riskant, heute ja nicht mehr". Damals - 2004 und erst recht davor - waren Rechte aber auch noch nicht für ihr Leben lang durch ein nicht vergessendes Netz - Google - auf ewig gebrandmarkt wie Schwerverbrecher. Nichts für ungut: Es lässt sich leicht die Nase rümpfen, wenn man den größten Teil seines Erwerbslebens hinter sich hat. Wer es aber noch größtenteils vor sich hat, lebt heute mitunter riskanter als damals. Und dass man zur Not schon "bei der Partei unterkommt", ist angesichts der Debatten um Streichung der Parteienfinanzierung, Dauerschikanen gegen AfD-Fraktionen (EP bis zur Kommune) etc. auch kein gottgegebenes Gesetz. Ich habe jedenfalls größten Respekt vor jedem jungen Menschen, der sich heute für ein öffentliches Dasein und Bekenntnis als Rechter entscheidet. In manchen Dingen hat er es leichter als die "alte Garde", ja. In anderen aber auch viel schwerer.

RMH

3. Juni 2024 07:52

Obwohl selber Vater möchte ich doch für die Position der bewusst Kinderlosen einwenden, dass ich vermute, dass nur sehr wenige davon dies aus reiner Spaß- & Selbstoptimierung nebst Bequemlichkeit & dem Nichteinsehenwollen, den eigenen Konsums etwas herunter zu fahren, entscheiden (gerade auch das bewusste "Gas geben" für das "Eigene" im Leben ist oft auch nur manisch-depressiv bis bipolar verursacht). Das Leben ist alles andere als nur postiv. Eine der größten Religionen bezeichnet es als Leiden. Wer einmal Eltern erlebt hat, die ein verstorbenes Kind zu Grabe getragen haben, der kann erahnen, dass solche Erlebnisse beim Vorhandensein der heutigen Wahlmöglichkeit den Kinderwunsch zumindest deutlich verzögern bis verhindern können. In einer der heute notorisch die Gesellschaft durchwabernden US-Streaming-Serien sagte ein depressiv-nihilistischer Detektiv, der selber sein Kind verloren hatte, sinngemäß zum Thema "Man zwingt eine Seele aus dem Nichts in diese Dreschmaschine der Welt". Da Kinderbekommen heutzutage schön demokratisch einer Willensentscheidung unterworfen sein kann (wenn man zur Entscheidung in der Lage ist), verwundert einen das hier debattierte "Abstimmungsergebnis" mithin überhaupt nicht.

Maiordomus

3. Juni 2024 10:07

@Florian Sander. Ich kann Ihnen nur recht geben. Gerade weil ich über einen der besten Intellektuellen, der für mich weit mehr ist als ein AfD-Abgeordneter, bezüglich seine wissenschaftliche Leistung und berufliche Nichtkarriere besser in Bild bin als andere, bedaure ich, dass eine entsprechende Bermerkung über denselben, mit Schwerpunkt diffamierender Wikipedia-Artikel, in der Kolonne, wenn ich mich recht erinnere, Martin Lichtmesz dieser Tage nicht geschaltet wurde. Wenn es nur zur Schonung des von mir geschätzten Wissenschaftskollegen ist, begreife ich es, sonst eher nicht. Ausserdem weiss ich unterdessen, dass ein hervorragend schreibender Publizist, der u.a. in einer führenden Architelkturzeitschrift mit Recht hervorragend gewürdigt wurde, um eine bedeutende Auszeichnung, kann es nicht anders sagen: betrogen wird, weil er vor 13 Jahren mal in einem rechten Verlag veröffentlichte. Diesen Namen möchte ich aber, im Gegensatz zum immerhin prominenten Bundestagsabgeordneten, lieber nicht öffentlich genannt haben. Im übrigen kann ich mit allem leben, was von mir und den meisten anderen hier geschaltet oder dann eben nicht geschaltet wird.  

Monika

3. Juni 2024 10:43

@RMH Eine Schulkameradin von mir hat sich ganz bewußt gegen Kinder entschieden, weil sie eine Erbkrankheit nicht weitergeben wollte, an der zwei ihrer Brüder nach langer Qual um die 20  gestorben waren. Dafür habe ich volles Verständnis. Es geht mir eher um ein rechts/konservatives Gegenmodell gegen den in meiner Jugend gängigen feministischen Schlachtruf: "Kinder-Küche-Heim und Herd sind kein ganzes Leben wert" , der viele junge Frauen demotiviert, überhaupt Kinder zu kriegen. Es geht um ermutigende Gegenmodelle, darum, den Wert von Familie wieder aufzuzeigen. Deutschland ist ein extrem kinderfeindliches Land (nicht im materiellen Sinne). Ein sehr tiefgehendes Plädoyer für die Mutterschaft findet sich bei corrigenda in dem Beitrag von Maria Nagele vom 12.05.24 :"Solange noch ein einziges Mutterherz schlägt."  Der Titel klingt vielleicht schwülstig, der Inhalt ist es nicht! Selbst sog. Karrierefrauen bezeichnen meist gegen Ende des Lebens ihre Kinder als das Wichtigste in ihrem Leben. Bei UvdL bin ich mir allerdings nicht sicher. :))

Olmo

3. Juni 2024 12:58

Ich fragte die Partnerin eines Freundes, ob sie nie darüber nachgedacht habe, eine Familie zu gründen. Sie schien meine Unverschämtheit nicht bemerkt zu haben, oder überspielte es gekonnt. Sie antwortete gutgelaunt: sie wolle erst einmal etwas erleben und Karriere machen, eine Familie— vielleicht später einmal. Sie ist 43 Jahre alt. Es geht mich nichts an, doch es schmerzt mich, daß ausgerechnet dieser Freund (eine treue Seele) vermutlich kein Vater werden wird. 
Ein anderer Freund (alter 42) redet immer noch von noi giovanni /wir jungen Leute. Drei Brüder. Der Vater hat den Hof jetzt tatsächlich verkauft. Keiner der Söhne wollte ihn weiterführen. Enkelkinder gibt es keine. 
Bogen und Pfeile selber schnitzen, überhaupt: eine Werkstatt einrichten! 
 

RMH

3. Juni 2024 14:42

@Olmo, der genrelle Infantilismus unserer Gesellschaft (selbst Greise sollen noch "aktiv" im Sinne der Konsumgesellschaft sein und so tun, als ob sie 20 Jahre jünger sind), der in Ihrem Beitrag anklingt, wäre einen gesonderten Artikel wert bzw. wurden viele Aspekte davon schon in unterschiedlichen Beiträgen gezeigt. Die von Ihnen genannten Personen werden - mit großer Wahrscheinlichkeit - für ihren Trotz schon bald mit einer umso heftiger ausfallenden Midlife-Crisis (die auch Frauen haben) bestraft. Einzige Gnade dabei: Auch die Midlife-Crisis verspätet sich. Oft tritt sie heute erst deutlich nach dem fünfzigsten Geburtstag ein.
@Monika, Sie haben vollkommen recht, dass die Themen Elternschaft & Familie grundsätzlich positiv zu besetzen & auch zu bewerten sind. Aber erzwingen lässt sich mittlerweile eben auch nichts & die Schattenseiten des Lebens sind einfach da. Damit umzugehen & Reife zu zeigen (oder darüber in Würde zu reifen), gehört wiederum zu den Punkten, die bei einer infantilisierten & säkularisierten Gesellschaft naturgemäß einem unreifen Einzelnen immer schwerer fallen.

Adler und Drache

3. Juni 2024 14:59

Auch von jungen Leuten höre oder lese ich immer wieder, dass diese Welt "zu schlecht ist, um ein Kind hineinzusetzen". Ich hielt das bisher für eine dumme und hohle Phrase, über die ich mich wirklich echauffieren kann.
Aber: Was, wenn auch hinter dieser Phrase ein sicherer Instinkt steht? Wir leben in Zusammenhängen, in denen wir in Deutschland, in Europa, im Westen und vielleicht sogar weltweit auf dem absteigenden Ast sind. Es hat nichts mit Armut, Hunger, Nöten zu tun - gepampert sind wir im Westen wahrlich gut genug. Keiner soll bitte glauben, es kämen mehr Kinder zur Welt, wenn der Staat Familien noch besser unterstützte! Daran liegt es nicht. Ich nehme an, es liegt an dem Gefühl, nichts mehr erreichen zu können, insgesamt in einer ausweglosen Situation zu stecken (Natur, Technik, "Fortschritt"), auch am Gefühl einer Wertlosigkeit. Die Energien sind von vornherein erschöpft, schon bei Jugendlichen - der überwiegende Teil der Freunde meiner Kinder hat mittelschwere Depressionen oder schlimmeres. Keine Hoffnungen, keine Ambitionen, keine größeren Wünsche und kein echter Kontakt zu irgendetwas Echtem. 
Würde ich das Drehbuch für einen SF-Film schreiben, in dem die Maschinen über die Menschen gewinnen, würde ich keinen Terminator schicken, sondern Lebensenergie-Staubsauger.

Th.R.

3. Juni 2024 16:12

Hallo Frau Kositza,
bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie einmal auf "Das Familien Mutmachbuch: Hier erfahren Unentschlossene, was ihnen entgeht" von Ulrike Dreyer aufmerksam machen.
Das Buch enthält viele Berichte von Müttern und Vätern, die sehr emotional über ihre Elternschaft, ihre Erfahrungen und Gefühle Zeugnis ablegen. 
Das Buch lag damals im Aufenthaltsraum vom Kindersportverein meines Sohnes aus, und schon ein kurzer Durchblick hat genügt, um eine unglaubliche Wucht zu verspüren, die aus diesen Berichten rüberkommt.
Für Ihre weitere Argumentationsarbeit können Sie hier viel neue Munition finden.

Liselotte

3. Juni 2024 16:16

Danke für diesen recht lebensnahen Artikel, Frau Kositza, der die wichtige Frage des Aufziehens von Kindern berührt.Ich meine, vor Schwangerschaften würde weniger zurückgeschreckt, wenn die jungen Frauen sich sicherer wären, daß sie die lange Zeit von Windeln bis Ausbildungserfolg ihrer Kinder gewiß geschafft bekommen. Dazu müßten sie zuversichtlicher in die eigenen Fähigkeiten zur  Menschenbildung werden, und, wie Sie richtig erwähnen, Prioritäten setzen. Die Idee mit dem gemeinsamen Singen ist eine gute, hat auch schon meiner Mutter als Kind geholfen. - Hierfür gälte es vielleicht noch etwas Ressourcen zu schaffen, wie Liederbücher und zum Üben Karaoke-Tracks.Ansonsten bewegte sich das Leben meiner Mutter, Großmutter, Urgroßmutter immer im Dreieck Ehemann, Kinder, Erwerbsarbeit (allerdings als Bäuerin/Angestellte im Betrieb des Ehemanns), die reine Hausfrauenexistenz erschien ihnen immer befremdlich. @Olmo: sonderbar (und auch etwas weltfremd?), mit 40 immer noch nicht begriffen zu haben, daß man MITTELALT ist.

Olmo

3. Juni 2024 17:18

Wir arbeiten beide Vollzeit, sind aber nach obiger Einschätzung und an deutschen Verhältnissen gemessen, arm. Trotzdem geht es uns materiell gut. Ich besitze sogar überflüssigen Luxusscheiß, wie eine Barbour-Jacke (Anglophilie, Snobismus, Kindheitstrauma) Hemden, Polos und ein paar Bootsschuhe, immerhin 17 Jahre alt, gut gepflegt, Sohlen ein paar mal gewechselt. Teure Spielsachen, Schwimmkurs, Sportverein, überwiegend hochwertiges Werkzeug, einige Bücher, auch schöne Ausgaben, sicherlich mehr Luxusgüter und Kram als z.B. die Großeltern meiner Frau in unserem Alter besaßen. Wir gehen auch mal aus zum essen. Klar geht nicht immer alles, und vor allem nicht immer sofort, und wir sind auch mal in der Brenne (Auto kaputt, Katze krank) aber es geht. Oben erwähnter Freund verdient mehr Geld als meine Frau und ich zusammen, seine Ex-Freundin verdiente noch einmal soviel, er besitzt eine Immobilie+ Erbe in Aussicht,  doch immer sagten sie beide, Kinder könnten sie sich nicht leisten. Höre ich immer wieder. 

Le Chasseur

3. Juni 2024 19:56

@Olmo
"Ich besitze sogar überflüssigen Luxusscheiß, wie eine Barbour-Jacke (Anglophilie, Snobismus, Kindheitstrauma) Hemden, Polos und ein paar Bootsschuhe"
Sloane Ranger? Aber eine Barbour-Jacke ist doch kein überflüssiger Luxusscheiß.
@Adler und Drache"Auch von jungen Leuten höre oder lese ich immer wieder, dass diese Welt "zu schlecht ist, um ein Kind hineinzusetzen". Ich hielt das bisher für eine dumme und hohle Phrase, über die ich mich wirklich echauffieren kann.Aber: Was, wenn auch hinter dieser Phrase ein sicherer Instinkt steht?"
"Die Zeit läßt sich nicht anhalten; es gibt keine weise Umkehr, keinen klugen Verzicht. Nur Träumer glauben an Auswege. Optimismus ist Feigheit. Wir sind in diese Zeit geboren und müssen tapfer den Weg zu Ende gehen, der uns bestimmt ist. Es gibt keinen andern. Auf dem verlorenen Posten ausharren ohne Hoffnung, ohne Rettung, ist Pflicht." - Oswald Spengler, Der Mensch und die Technik
 

Beta Jas

3. Juni 2024 22:33

@Ellen Kositza
"Hinzu, das haben Versicherungsfachleute errechnet, kommt ein Verdienstausfall von 140.000 € bei einem Kind und 180.000 € bei zwei Kindern."
Inwiefern soll es angeblich zu einem "Verdienstausfall", wenn man Kinder hat, kommen und wie hoch ist dann dieser sogenannte Verdienstausfall in afrikanischen oder arabische Ländern?^^ Natürlich bezieht sich wohl die konstruktierte Rechnung auf Frauen und ist eine ideologisch motivierte Milchmädchen-Rechnung.
Ich glaube eher der Verdienstausfall wenn überhaupt bei Männern ist dann indem Zusammenhang "relevant", wenn man schon eine derartige gehässige Rechnung aufmacht. Denn wie heißt es so schön phrasenhaft, Frauen wollen ihr "eigenes Geld verdienen", das kennen Männer wohl überhaupt nicht aus ihrem Leben außer sie bleiben Single, denn ansonsten gilt für sie das ihr Lohn "aufgeteilt und verteilt" wird. 
Das einzige wohltuende bei dem seit 50 Jahren grassierenden Zustand, ist, das eine Gesellschaft die sich so verhält sich selbst auslöscht. Wer keine Kinder hat, der hat keine Zukunft. Wenn dazu Frauen und Männer aus anderen Kulturen kommen, was politisch gewollt ist, wird das ganze mit ihrer gesunden Soziologie noch beschleunigt. Um mit Sarrazin zu sprechen; Deutschland schafft sich ab und wird abgeschafft.
 
 
Kositza: Warum muß man gleich "Gehässigkeit" herbeischreien? Das Ding nennt sich einfach "Opportunitätskosten", und im Normalfall sind es halt die Frauen, die zu Hause bleiben und auf einen Arbeitslohn verzichten. Womöglich haben ich Ihren Punkt einfach nicht verstanden.

Beta Jas

3. Juni 2024 22:56

@Monika
Wenn ich Ihren Kommentar (als der natürliche Lauf der Dinge vorsieht...) lese, muss ich einmal mehr sagen das ich es nicht verstehe warum Männer sich das in diesem Teil der Welt, gefallen lassen.
Erstens kann es keine "Familienpolitik".als Kategorie geben, denn diese Politik wird "im Privaten" gemacht und es kann da nur eine Politik geben die dem ganzen Steine in den Weg legt. 
Zweitens, sollten Männer - bei dem Thema werden sie demonstrativ totgeschwiegen - sich tatsächlich mal fragen warum sie Unterhalt noch für Kinder zahlen?! Wieso für ein Kind Unterhalt zahlen das nicht "verhütet" oder "abgetrieben" wurde. 
Wenn Frauen das vermeintliche "Recht" haben die Sexualität zu sabotieren und den natürlichen Anteil an der Fortpflanzung von Männern anmaßend zu stören, dann sollten Frauen in diesem Teil der Welt auch selbst vollständig durch eigene Arbeitskräft für das Kind sorgen. Die Geburten wären bei null! Aber selbst bei dem Thema gibt es den Unterhaltsvorschuss wo dann alle Steuerzahler, Männer vorallem, finanziell aufkommen müssen. 
Wie sagte Ihre Namensvetterin und ehemalige Sozialdemokratin Monika Ebeling: "Den Frauen in unserem Land geht es sehr gut" An der Zahl die damals kolportiert wurde, das eine Million Kinder pro Jahr abgetrieben werden, und wie es dann nach der "Freigabe" war, kann gesehen werden das die Zahl eine glatte griffige Falschbehauptung war, mit der man Propaganda machte. 

Adler und Drache

3. Juni 2024 23:08

@Le Chasseur
Hm ... Ist das jetzt ein Plädoyer für oder gegen Kinder? 

Olmo

3. Juni 2024 23:11

 @Le Chasseur den Bergriff kannte ich nicht, doch das White Horse kenne ich. Waren Sie schon einmal in Cornwall? oder in Yorkshire? Ich träume noch heute von einem Cottage in St. Ives, Whitby oder einer Wohnung in York (fast so schön wie Münster:), doch das Alte Land würde es auch tun (ich bin in Hamburg aufgewachsen, manchmal leide ich unendliches Heimweh). 
Ich gebe es zu, ich hänge an der Jacke. Gott, bin ich heute geschwätzig. 
@Liselotte @RMH ja, das ist der Punkt. Außerdem erzählte die Freundin von ihrer ganzen Lauferei— gähn— Trailrun in British Columbia, Marathon in Bologna usw. wovor läuft sie weg? Ich laufe ja auch gerne, doch das ging mir ziemlich auf den Keks. Mein Freund, auch er macht nur Sport, Sport, Sport. Er hat sich  mittlerweile das dritte Profirad gekauft: Bianchi—fancy — aber irgendwie kommt mir das alles so falsch vor, so leer. Na ja, was maß ich mir an, vermutlich habe auch ich eine Macke, man merkt das ja in der Regel selber nicht. 
 

Le Chasseur

3. Juni 2024 23:23

@Adler und Drache"Hm ... Ist das jetzt ein Plädoyer für oder gegen Kinder?"
Dagegen natürlich.

RMH

4. Juni 2024 07:25

@Florian Sander,
ich möchte Ihrem Beitrag, 3. Juni 2024 01:35, in vollem Umfang recht geben. Habe mich auch an dem flapsigen "verdient sein Geld bei der Partei" gestört und daher bereits meinen ersten Beitrag dazu geschrieben über die notwendigerweise schweigenden, die das alles ermöglichen und mitfinanzieren. Gerade die 90er Jahre waren ein vergleichsweiser Hort der Freiheit, von denen alle nur träumen können. Das gilt insbesondere für die neuen Länder. Was da alleine an Subkultur möglich war, ohne dass sich irgendwer auch nur ansatzweise aufgeregt hätte oder gar zum Denunzianten geworden wäre, ist heute einfach nicht mehr drin. Aktuell hingegen ist alles bleiern und schwer, man mag mehr Geld auf dem Konto haben, als damals, aber letztlich ist all das, was damals möglich war, wenn, dann nur noch mit viel mehr Aufwand und vorheriger Planung und Absicherung möglich als früher. Die Verwaltung hat alle Freiräume, insbesondere in den neuen Ländern, mittlerweile durchgehend erfasst und als Exekutive führt sie aus, was oben gewollt wird - und das ist link(s). Als heutiger, junger Rechter, hat man zu allerst zu lernen, die Klappe zu halten, angepasst mitzuwschwimmen, bis man in Positionen ist, in denen man unerkannt und vorsichtig entscheiden kann (so haben es auch die 68er gemacht).

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