Wie eine weiße Generation zerstört wird

Jacob Savages Essay The Lost Generation ist wohl einer der meistgelesensten dissidenten Essays des Jahres 2025. Und das muß ihm jemand in den letzten Dezemberwochen erst einmal nachmachen.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

Sei­ne akri­bi­sche Ana­ly­se der Flur­schä­den, die Diver­si­ty, Equi­ty und Inclu­si­on (kurz DEI) in den USA hin­ter­las­sen haben, ver­brei­te­te sich wie ein Lauf­feu­er auf X und wur­de auch von Elon Musk geteilt. Jacob Sava­ge schreibt hier als Geschä­dig­ter, der alles selbst mit­er­lebt hat.

Als wei­ßer, männ­li­cher Mil­len­ni­al wur­de er mit dem Ver­spre­chen der Meri­to­kra­tie groß – aus­ge­bil­det für eine Welt, die Leis­tung pre­dig­te, aber eth­ni­sche und sexu­el­le Bevor­zu­gung prak­ti­ziert. Ab etwa 2014, so sei­ne The­se, ver­wan­del­te sich „Diver­si­ty, Equi­ty, Inclu­si­on“ von einer aka­de­mi­schen Orchi­dee in eine bru­ta­le Macht­tech­nik. Ein per­ver­tier­ter Selek­ti­ons­me­cha­nis­mus raubt einer gan­zen Gene­ra­ti­on die Auf­stiegs- und Kar­rie­re­chan­cen. Eine Umver­tei­lung von Chan­cen ent­lang bio­lo­gi­scher Mar­ker führ­te zu einer erzwun­ge­nen Eli­ten-Rota­ti­on, die eine Nega­tiv­aus­le­se darstellte.

Unwei­ger­lich dach­te ich bei der Lek­tü­re des gesam­ten Tex­tes an die The­se des Bio­leni­nis­mus.

Die Zah­len, die Sava­ge für die USA anführt, haben es in sich: Der Anteil jun­ger wei­ßer Män­ner unter den Fern­seh­re­dak­teu­ren in Ein­stiegs­po­si­tio­nen sank von 48 % im Jahr 2011 auf 11,9 % im Jahr 2024. Im aka­de­mi­schen Bereich sank ihr Anteil unter den fest­an­ge­stell­ten Geis­tes­wis­sen­schaft­lern in Har­vard von 39 % im Jahr 2014 auf 18 % im Jahr 2023. An der UC Irvi­ne wur­den seit 2020 64 Pro­fes­so­ren in den Geis­tes- und Sozi­al­wis­sen­schaf­ten ein­ge­stellt. Nur drei davon waren wei­ße Män­ner. Bei Ama­zon sank der Anteil wei­ßer Män­ner in mitt­le­ren Füh­rungs­po­si­tio­nen von 55,8 % im Jahr 2014 auf 33,8 % im Jahr.

Die Zah­len sind ins­ge­samt ein­deu­tig: An medi­zi­ni­schen Fakul­tä­ten sank der Anteil wei­ßer männ­li­cher Stu­den­ten von 31 % im Jahr 2014 auf 20,5 % im Jahr 2025, an juris­ti­schen Fakul­tä­ten inner­halb von acht Jah­ren von 31,2 % auf 25,7 %. Das „Dis­ney Wri­ting Pro­gram“ ver­gab über einen Zeit­raum von zehn Jah­ren 107 Sti­pen­di­en. Kei­nes davon ging an einen jun­gen wei­ßen Mann.

Redak­tio­nen, Uni­ver­si­tä­ten und Büros homo­ge­ni­sie­ren sich ideo­lo­gisch und eth­nisch, anti­weiß und „gegen rechts“.

Was an Sava­ges Text her­vor­sticht, ist ein oft über­se­hen­der Fakt: Die „alten wei­ßen Män­ner“ blie­ben unge­scho­ren. Wei­ße Män­ner der Gene­ra­ti­on X lei­ten nach wie vor das New York Times Maga­zi­ne, beklei­den  Füh­rungs­po­si­tio­nen in Hol­ly­wood und domi­nie­ren zahl­rei­che Uni­ver­si­täts­fach­be­rei­che. Auch die Boo­mer waren kaum betroffen.

DEI rich­tet sich gegen die Nach­rü­cker, die Mil­len­ni­als. Die eta­blier­ten Boo­mer beug­ten sich sofort der neu­en ideo­lo­gi­schen Linie und opfer­ten dafür eine ver­lo­re­ne Kohor­te, um die „Har­mo­nie“ zu wah­ren. Sie setz­ten „Diversity“-Vorgaben um, die aus­schließ­lich Ein­stiegs­po­si­tio­nen betra­fen und schlos­sen damit die nach­fol­gen­de Gene­ra­ti­on aus, wäh­rend sie ihre eige­nen Pos­ten sicher­ten. Wer 2014 40 Jah­re alt und eta­bliert war, hat­te nichts zu befürch­ten. Wer 30 Jah­re alt war und ver­such­te, Fuß zu fas­sen, stieß auf eine anti­wei­ße Mauer.

Sava­ge erzählt die­se Ent­wick­lung nicht abs­trakt, son­dern kon­kret: vom Job, der nicht ver­ge­ben wird, weil das Team „nicht zu weiß“ sein darf; vom Jour­na­lis­ten, des­sen Kar­rie­re sta­gniert, weil „Diver­si­ty“ wich­ti­ger ist als Talent; vom Aka­de­mi­ker, der an immer absur­de­ren DEI-Ritua­len scheitert.

Die­se Anek­do­ten sind kei­ne Ein­zel­fäl­le, son­dern Gewe­be­pro­ben eines anti­wei­ßen Orga­nis­mus. „The world is not roo­ting for you—in fact, it’s deli­bera­te­ly roo­ting against you.“ lau­tet eine der bit­te­ren Ein­sich­ten. Es ist der Satz einer Gene­ra­ti­on, von der man erwar­tet, lei­se und ohne sich zu bekla­gen von der Bild­flä­che zu verschwinden.

Auch der Ton des Essays ist eher melan­cho­lisch als ankla­gend. Und gera­de dar­in liegt sei­ne Spreng­kraft. Sava­ge jam­mert nicht, er bilan­ziert. Die Fol­gen des Bio-Leni­nis­mus zei­gen sich jetzt schon: Jour­na­lis­mus wird zur vor­her­seh­ba­ren Pro­pa­gan­da, Kunst wird zum Anti-Wei­ßen Erzie­hungs­in­stru­ment, die Wis­sen­schaft wird vor­ein­ge­nom­men und ver­liert an Ver­trau­en. Eine stil­le Abwan­de­rung fin­det statt.

Jun­ge, wei­ße Exzel­lenz ver­schwin­det in den „digi­ta­len Kata­kom­ben“.  Dark Aca­de­mia, Kryp­to, digi­ta­les Noma­den­tum, Selbst­hil­fe, Sub­stack-Blogs und anony­me X‑Accounts – die Ant­wort auf anti­wei­ßen Ras­sis­mus mit Ver­wal­tungs­stem­pel war eine Inne­re Emigration.

Daß die­ser Text auf X viral ging, ist kein Zufall.  Die Platt­form ist das ers­te sozia­le Medi­um in der Geschich­te des Inter­nets, auf der jun­ge wei­ße Män­ner sich weit­ge­hend ohne Zen­sur glo­bal aus­tau­schen kön­nen.  Taus­en­de mel­de­ten sich mit ähn­li­chen Bei­spie­len. Ein wah­rer wei­ßer „#MeToo-Moment“  besie­gel­te damit das Jahr 2025.

Als ich ihn las, erin­ner­te ich mich an ein bemer­kens­wer­tes Tref­fen vor sie­ben Jah­ren.  Ein jun­ger Geis­tes­wis­sen­schaft­ler, der in den USA stu­diert hat­te, war über You­Tube auf mich gesto­ßen und woll­te sich in Wien mit mir tref­fen. Der Abend ende­te bei einer Fla­sche Wein in mei­ner dama­li­gen Wie­ner Woh­nung, in einem Mono­log vol­ler Trau­er und Zorn.

Über eine Stun­de ließ ich ihn spre­chen und sich den Frust von der See­le reden: wie sei­ne femi­nis­ti­schen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, wie die ersti­cken­de anti-ras­sis­ti­sche, anti-wei­ße, anti-männ­li­che Atmo­sphä­re an den Unis ihn quä­len; daß allein die Tat­sa­che, daß er Kraft­trai­ning betreibt, von sei­ner Umge­bung wie eine Häre­sie betrach­tet wird; wie ver­zwei­felt er dar­über ist, daß sein Ide­al von Wis­sen­schaft, Phi­lo­so­phie der­art ver­ra­ten wird und daß er sich, Zitat, „ver­s­killt“ habe und in einem feind­li­chen, besetz­ten Pla­ne­ten gelan­det ist, auf dem es für ihn kei­ne Zukunft gibt.

Ich saß ein­fach da und ließ ihn reden, froh, daß ich nach mei­nem Phi­lo­so­phie-Bache­lor den Zita­te-Appa­rat gegen das Mega­phon getauscht hatte.

Erst durch den lesens­wer­te Essay von Jacob Sava­ge wird mir das Aus­maß und die Bru­ta­li­tät bewußt, mit der eine gan­ze Gene­ra­ti­on jun­ger, wei­ßer Män­ner um ihre Kar­rie­re und ihre Zukunft gebracht wur­de. Der Geg­ner schuf damit ein revo­lu­tio­nä­res Poten­zi­al, das ihn jetzt heim­sucht. Fett und trä­ge, unan­ge­foch­ten in ihren künst­lich gesäu­ber­ten Hör­sä­len und Redak­tio­nen sind sie denk­faul und schwach gewor­den. Hegels Herr-Knecht-Dia­lek­tik ist ein eiser­nes Gesetz. Der Thron der DEI muß und wird fallen.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

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Kommentare (2)

RMH

21. Dezember 2025 20:27

Eine ähnliche, substantielle Analyse der Daten wäre für Deutschland und die EU auch angezeigt.

Joerg

21. Dezember 2025 21:41

Gefühlt deckt sich das auch mit meiner beruflichen Erfahrung seit den 1980er Jahren in großen Firmen: Frauen wurden und werden bei Einstellung und Karriere bevorzugt, fehlende Qualifikationen werden offiziell als irrelevant betrachtet oder auf dem Papier passend gemacht. Den verbliebenen Männern bleibt nur, übervorsichtig gute Miene dazu zu machen, um sich den Rest an Möglichkeiten nicht zu verbauen, denn alle Vorgesetzten sind ja auch Frauen.
Ähnliches berichten mir immer wieder Bekannte aus dem Öffentlichen Dienst wie Finanzamt und Jobcenter.
Der volkswirtschaftliche Schaden durch diese un- oder minderqualifizierten Frauen in unverdienten Positionen muss gigantisch sein: Irrationale Entscheidungen, Zickenterror mit dienstlichen Mitteln usw.