Schreibtisch, Garten, Alltag (XIX): Defaitismus?

Lustlose Hühner im Gehege, die Eier werden knapp. Hitze und Trockenheit seit Wochen, verbrannte Erde, kaum ein Gedeihen....

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Wie­so also soll­te das Geflü­gel wei­ter­ma­chen, wie­so, wenn eine Bes­se­rung der Lage nicht in Sicht ist? Laßt sie in ihren Staub­kuh­len sit­zen, treibt sie nicht hoch, es ist egal. — Aber dann, hin­ter ein paar alten Zaun­pfäh­len, das Gele­ge. So ist es immer,  irgend­wo wird wei­ter­ge­ar­bei­tet, wäh­rend man sin­niert und alle Stra­ßen in schwar­ze Ver­we­sung mün­den läßt.

Die Druck­aus­ga­be der Sezes­si­on erscheint alle zwei Mona­te, und ein Arbei­ten in die­sem Rhyth­mus schreibt uns vor, daß alles Aktu­el­le in sei­ner sogleich kom­men­tier­ba­ren Aktua­li­tät kei­nen Ein­gang in unse­re Zeit­schrift fin­det. Dies wie­der­um bedeu­tet, daß das “Sedi­men­tier­te” (also: bereits Abge­la­ger­te) unser The­ma ist:

Was fin­den wir ab- und nie­der­ge­sun­ken vor, wenn der auf­ge­wir­bel­te Staub sich gelegt hat? Das heißt wei­ter: Die Ener­gie, die jemand aus der Tages­hek­tik und dem jour­na­lis­ti­schen oder poli­ti­schen “am Ball blei­ben” zie­hen kann, ist nicht die Quel­le der Sezes­si­on. Das Abge­la­ger­te ist weni­ger auf­re­gend als das Auf­ge­wir­bel­te, und vor allem ist es meist nur eine wei­te­re dün­ne Schicht auf jenen dün­nen Schich­ten, die sich einst für den fina­len Wir­bel hielten.

Die Druck­aus­ga­be ist also auf die­se Wei­se zu lesen. Sie ist der Aus­druck rech­ter Gelas­sen­heit und Lebens­nä­he, ist rech­ter Rea­lis­mus in bes­tem Sin­ne. Dar­aus Defai­tis­mus oder eine gro­ße Ver­söh­nung mit den Umstän­den abzu­lei­ten, ist falsch. Wir ken­nen jene Defai­tis­ten, deren manisch-depres­si­ves Auf und Ab mit­rei­ßend und nie­der­drü­ckend ist, je nach Abend­lek­tü­re oder Vormittagsimpuls.

Wer so lebt und schreibt wie wir, muß sich fremd füh­len dür­fen, ab und an, vor allem, weil er weiß, daß zur sel­ben Zeit in der Dru­cke­rei das neue Heft fer­tig­ge­stellt wird – mit­hin der neue Bau­stein zur Fes­ti­gung des kon­ser­va­ti­ven, rech­ten Fun­da­ments. Defai­tis­mus? Nein, nur die Suche nach dem uner­schüt­ter­lichs­ten Antrieb für die Wort­fin­dung und Form­ge­bung der nächs­ten 50 Hef­te. See­len-Geo­lo­gie, Humus-Bildung.

Sezes­si­on – die­se Kunst der expres­si­ven Los­lö­sung, die­se Hege und Pfle­ge einer eben­so des­il­lu­sio­nier­ten Wahr­neh­mungs­hal­tung wie einer jähen Errup­ti­on  – das ist viel näher dran an der eigent­li­chen Situa­ti­on unse­rer Zeit.

Die 55. Aus­ga­be hält Grund­sätz­li­ches von Karl­heinz Weiß­mann, Man­fred Klei­ne-Hart­la­ge, Sieg­fried Ger­lich, Gün­ter Scholdt, Mar­tin Licht­mesz und ande­ren bereit. Ellen Kositza hat sich mit den Mit­ford-Schwes­tern beschäf­tigt, von denen die eine neben Hit­ler saß, wäh­rend die ande­re einem Kom­mu­nis­ten in den Spa­ni­schen Bür­ger­krieg folg­te, die drit­te adlig  und die vier­te den eng­li­schen Faschis­ten­füh­rer Mos­ley heiratete.

Abon­nen­ten kön­nen am Diens­tag mit dem Heft rech­nen, Ein­zel­be­stel­lun­gen bear­bei­ten wir ab Freitag.

 

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (2)

karlmartell

17. Juli 2013 18:43

Das Abgelagerte hat jenen unverwechselbaren haut goût, den Kenner schätzen.
Der Übergang zur Verwesung ist mitunter fliessend und dann wird es ungesund. So oder so.
Der richtige Zeitpunkt ist das Maß aller Dinge.

waldgänger aus Schwaben

17. Juli 2013 21:28

Defaitismus? Nein!

Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungebornen Enkel.

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