Wie üblich, werden einige der gehaltenen Vorträge leicht gekürzt in einem Themenheft der Sezession abgedruckt; so auch im Fall der 62. Ausgabe (Oktober 2014), die jetzt erschienen ist und im folgenden kurz & knapp vorgestellt wird:
+ Nach dem Editorial von Götz Kubitschek bekommt der Leser einen ersten Eindruck bezüglich des etwas anderen Antaios-Projektes Die Abende von Schnellroda. Sechs Autoren der Zeitschrift (Kositza, Lehnert, Hinz, Wegner, Lichtmesz und Kubitschek) sowie der von sezession.de her bekannte Gastkommentator Raskolnikow trafen sich zu einem ausufernden Gespräch; der Prolog gibt einen Einblick in die Gesprächsatmosphäre.
+ Ellen Kositza porträtiert mit Friedrich Sieburg einen der letzten großen Kulturkritiker. Sieburg packte die Phänomene an der Wurzel, habituell und notorisch. Sein Meisterwerk war Gott in Frankreich? (1929), seine Leidenschaft die geschliffene Polemik. Kositza holt mit Sieburg einen Autor aus dem Vergessen, der bedauerlicherweise „der Nachwelt ziemlich abhanden gekommen“ ist. (Ijoma Mangold).
+ Das gut gefüllte Arsenal konservativer Kulturkritik skizziert Erik Lehnert. Er bringt die Essenz einer solchen auf den Punkt, wenn er schreibt, daß Kulturkritik die menschlichen Grenzen nicht überspringen, aber gegen die Heilsversprechen der Gegenwart immunisieren kann. So bleibt sie ein wichtiges Ärgernis für alle etablierten Beschwichtiger und sollte von den Lesern verinnerlicht werden.
+ Michael Rieger untersucht das „kulturkritische Echo der Konservativen Revolution“. Er findet dies nicht zuletzt bei den ökologischen Konservativen wie Herbert Gruhl. Ein Beitrag, der zum Nachdenken anregt, ein Thema, das weiter debattiert wird.
+ Ein Wiederabdruck ist Armin Mohlers luzide Kulturkritik von 1981: „Und dann und wann ein Caspar David Friedrich“. Der Untertitel, den die damals noch konservative Welt beifügte, verrät einiges über die Schärfe der Kritik: „Gegenstandsverlust plus schlechte Unendlichkeit – der Krebsschaden der modernen Malerei“.
+ Ein besonderes Augenmerk gilt dem Maler Clemens Maria Fuchs. Er wird von Martin Lichtmesz in einem persönlichen Text vorgestellt und als geistiger Bruder Martin Mosebachs eingeführt. Eine Auswahl des österreichischen Künstlers zeigt zudem der Bildinnenteil.
+ Seinem ureigene Metier widmet sich Lichtmesz in seinem Beitrag über „Kulturkritik und Pop“, während Götz Kubitschek die Frage stellt, was von der „Neuen Slowenischen Kunst“ (NSK) zu lernen wäre. Außerdem wird der Kulturbeauftrage der CasaPound Italia Adriano Scianca nach Gehalt des postfuturistischen „Turbodynamismus“ befragt und Frank Lisson stellt Sinn und Widersinn der Nostalgie dar.
+ Weitere Texte stammen von Volker Mohr (“Der Verlust der Mitte”), Baal Müller (“Über Ludwig Klages und Theodor Lessíng”) und Ellen Kositza (die den Klassiker “Kulturpessimismus” von Fritz Stern in seiner Wirkmächtigkeit beschreibt). Abgerundet wird die 62. Sezession durch bewährte Rubriken wie Rezensionen und Vermischtes.
Abonnenten erhielten das Heft bereits gestern und heute, Einzelbestellungen und die Einsicht in das Inhaltsverzeichnis sind hier möglich. Ein Jahresabonnement innerhalb Deutschlands und Österreichs kostet 50 Euro, ermäßigt für Nichtverdiener 35 Euro (jeweils inkl. Porto), drei ältere Hefte gibt es zudem als Prämie.
Stil-Blüte
Ein wunderbares Heft! Sezession 62 !Einfach extraordinär!
@ Clemens Maria Fuchs
Baff und erstaunt! Mir fehlen die Worte! Und das soll einem ja auch vor einem Bild geschehen. So schön! So wahr(-haftig). So beseelt.
Die an die alte Salonkultur erinnernde Runde mit einem beinahe incommensurablen Flair - Ellen Kositza im Vordergrund mit Zigarette in feingliedrigen Fingern und langen Beinen in Netzstrümpfen, ja, doch, wahrlich keine Landpommeranze, und - nebulös, umwölkt, umnebelt, gar numinös? im diskreten Hintergrund, recht so! in Zeiten von face-book , das Antlitz sich selbst bewahrend, Raskolnikow obwohl gehörig neugierig war ich schon. Und in der Mitte ein erleuchter Tisch, auf dem sich diskret ein Stil-Leben mehr verbirgt als zeigt. Hm!
@ Götz Kubitschek
Ich weiß nicht, ob meine Anmerkung den Rahmen der 'Sezession im Netz' sprengt, aber vielleicht ist es ja von allgmeinem Interesse.
Zum Soldatenkönig: Die allseits berühmt-berüchtigten 'langen Kerls' waren k e i n e 'Marotte', wie ich erst kürzlich bei einem Besuch im Jagdschloss Königs Wusterhausen von einer exzellenten Führung erfahren durfte, sondern militärisch durchdachtes Kalkül. Die Männer waren damals im Schnitt nicht größer als bis zu 1,70 m. Ihre Gewehre konnten also keinen langen Lauf haben. Das Laden war mit Drehen und Wenden gar nicht so einfach. Und die Zielgenauigkeit, je kürzer der Lauf, um so ungenauer. Das hat der Soldatenkönig, Nomen est Omen, erkannt. Rekutiert wurde die Elitetruppe fortan ab 1,88 m, da selten, nahm man auch ab 1,80 cm. Das Gewehr konnte nun schwerer sein, was der längere Lauf bewirkte. Ein großer Vorteil im 1. Schlesischen Krieg, der ja bekanntlich zum Sieg führte.
In der Führung durfte man erfahren, wie die Preußen zwar militärischer, aber auch das Militär sozialer wurde. Die langen Kerls, oftmals einfache Bauensöhne, stiegen im Ansehen und waren fortan gefragte zukünftige Schwiegersöhne im (Klein-)Bürgertum. Lebten nicht mehr isoliert in der Kaserne, sondern mittendrin in Potsdam.
Bei Ihrem nächsten Familienausflug, Herr Kubitschek, - auf nach Königs Wusterhausen. Lohnenswert!
Und nun mein Schlußplädoyer: Kauft, kauft, kauft Sezession 62! !