deren Inhalt seinen Verbleib in der Fraktion aus Sicht des Bundesvorstands und des Fraktionschefs Jörg Meuthen unmöglich macht. Dr. Marc Jongen gehört dem Landesvorstand der AfD Baden-Württemberg an. Ich habe mit ihm einen Briefwechsel zum Fall Gedeon geführt und kann ihn, autorisiert von uns beiden, in voller Länge präsentieren:
Kubitschek: Herr Dr. Jongen, die Landtagsfraktion der AfD in Baden-Württemberg hat den »Fall Gedeon«, der auch ein »Fall Meuthen« ist, vertagt. Der ob seiner antizionistischen Schriften in die Kritik geratene Wolfgang Gedeon läßt sein Mandat ruhen, seine Äußerungen sollen von einem unabhängigen Experten geprüft und beurteilt werden. Sind Sie mit dieser Entscheidung zufrieden oder ist dieser Aufschub das Gegenteil von jener klaren Positionierung, die Sie fordern?
Jongen: Ich hätte mir eine Entscheidung der Landtagsfraktion über den Ausschluß von Herrn Gedeon bereits in der Sitzung am 21. Juni gewünscht. Und es ist auch kein Geheimnis, daß ich diesen Ausschluß für richtig, ja für notwendig halte. Anscheinend fühlten sich einzelne Abgeordnete durch Jörg Meuthens Rücktrittsankündigung im Fall des Verbleibs von Herrn Gedeon zu sehr unter Druck gesetzt.
Aus meiner Sicht hätte man für Meuthens Schritt Verständnis haben müssen, denn er stand unter Zugzwang und nachdem er sich ein Urteil gebildet hatte, war es nur redlich, dieses auch offenzulegen. Zu akzeptieren ist aber auch, daß sich nicht jeder Abgeordnete in der Kürze der Zeit und in der bereits aufgeheizten Situation unbefangen eine Meinung über Gedeons doch recht umfangreiche Schriften bilden konnte.
Es müssen eben beide Aspekte berücksichtigt werden: die inhaltliche Klärung und die Verfahrensfrage. Nachdem man sich nun auf ein Verfahren gütlich geeinigt hat, hoffe ich sehr, dass die Fraktion bis zum September auch auf inhaltlicher Ebene zu einer geschlossenen Haltung findet. Eines ist nämlich klar: Keine Wissenschaft und keine Justiz können der Partei diese Entscheidung abnehmen, sie ist und bleibt eine politische.
Kubitschek: Kann man das so formulieren, daß die Entscheidung in jedem Fall eine politische ist? Wir bewegen uns ja fraglos sofort in tabubewehrten Zonen, wenn wir über die weltgeschichtliche Bedeutung des Judentums, des Zionismus oder der Holocaustindustrie nachdenken und unsere Gedanken äußern.
Man kann diese Tabus nun aufgrund der deutschen Geschichte als gerechtfertigt akzeptieren – das ist dann eine politische Entscheidung, sie ist im Bezug auf die Leugnung des Holocausts in Deutschland sogar juristisch abgesichert.
Man kann die Tabus aus wissenschaftlicher Sicht aber auch ablehnen, und zwar ohne jede Prüfung der Sachverhalte, nämlich schlicht, weil es keine Frage- und Forschungstabus geben sollte. Diese Entscheidung wäre als eine grundsätzliche sicherlich ebenfalls politsch, denn sie könnte die konkrete politische Lage, das parteiinterne Minenfeld und die Kräfteverhältnisse zwischen Fragesteller und Tabuwächter nicht ignorieren.
Die Frage lautet also: Wie sehr ist jede inhatliche Auseinandersetzung mit Wolfgang Gedeons Position von vornherein parteistrategischen Erwägungen unterworfen, vollkommen unabhängig vom Gehalt seiner Äußerungen? Oder noch anders: Kann es überhaupt noch einen Zweifel am indiskutablen Gehalt dieser Äußerungen geben, wenn Sie in der Jungen Freiheit – der Parteiphilosoph also im parteikursbeeinflussenden Blatt – das Urteil gesprochen hat?
Jongen: Das Etikett “Parteiphilosoph” ist mir von den Medien aufgeklebt worden, das verleiht mir sicher keine Sonderrechte. Am Ende wird die Fraktion und niemand anderer über Ausschluß oder Verbleib eines ihrer Mitglieder entscheiden. Allerdings habe ich als Amtsträger der Partei, der ein wenig Einblick in die hier berührten Diskurse hat, auch das Recht, ich meine sogar die Pflicht, mich zu äußern. Ihre Fragen geben mir Gelegenheit, auf ein paar Mißverständnisse hinzuweisen, die es in diesem sehr sensiblen Fall zu vermeiden gilt.
Wenn ich sage, daß die anstehende Entscheidung eine politische ist, dann heißt das zunächst, dass sie keine, jedenfalls keine primär wissenschaftliche ist. Das Gutachterverfahren, so legitim und hilfreich es zweifellos ist, stellt nicht die objektive Eigenschaft “antisemitisch” fest, die an einer Person haftet wie die Farbe Braun an der Erde, und aufgrund derer man quasi im Automatismus den Ausschluß vollziehen könnte. Es zeigt vielmehr, wie die aktuelle historische und politologische Forschung die Äußerungen eines Autors einschätzt, nicht mehr und nicht weniger.
Die politische Entscheidung, die danach immer noch zu treffen der Partei nicht erspart bleibt, ist erstens, ob und inwieweit wir der Wissenschaft vertrauen wollen, und zweitens und noch wichtiger, ob wir eine „antizionistische“ und „antijudaistische“ – mithin auch eine „antisemitische“ – Partei sein wollen. Der politische Wille, nicht die wissenschaftliche Wahrheit ist hier das Entscheidende.
Natürlich enthält die Antwort auf die erste Frage bereits ein gewisses Präjudiz über die zweite, denn der Hauptgrund, der Wissenschaft in diesem Fall zu mißtrauen, wäre ja gerade, sie durch zionistische Einflüsse bereits für so weit korrumpiert zu halten, daß ein objektives Urteil gar nicht zu erwarten ist.
Umgekehrt hat die Fraktion mit der Berufung auf ein wissenschaftliches Gutachten als solche bereits ihre Distanz zur Gedeonschen Verschwörungslogik signalisiert und eine Art politische Vorentscheidung getroffen, was ich begrüße. Für mein persönliches Urteil kommt es auf das Etikett „antisemitisch“ übrigens gar nicht so sehr an, da mir Herrn Gedeons Selbstbeschreibungen als „Antizionist“ und Verteidiger eines „wesenhaft antijudaistischen“ Christentums völlig ausreichen, um sein extrem polemogenes Weltbild als mit den Grundsätzen und dem historischen Auftrag der AfD unvereinbar anzusehen. Wir dürfen den Kampf des Wolfgang Gedeon nicht zu dem unsrigen machen.
Auf die Tabuzonen des deutschen hegemonialen Diskurses und die „Holocaustindustrie“ sollten wir nachher noch zurückkommen, mein Fazit zum zweiten Teil Ihrer Frage lautet: Natürlich gibt es immer eine gewisse Spannung zwischen einer “inhaltlichen Auseinandersetzung” und “parteistrategischen Erwägungen”, aber zwischen beiden einen absoluten Gegensatz zu konstruieren und in der “schmutzigen Strategie” nur eine Korruption des “reinen Inhalts” zu erkennen, würde am Wesen des Politischen vorbeigehen.
Schlimm wird es nur dann, wenn man sich aus bloßer Parteistrategie – oder schlicht aus Angst – um die inhaltliche Auseinandersetzung herumdrückt. Dann bestimmt man nicht mehr selbst seinen Kurs, sondern läßt ihn sich von außen, vom hegemonialen Diskurs diktieren.
Kubitschek: Ihr Hinweis auf das Spannungsverhältnis zwischen inhaltlicher Auseinandersetzung und parteistrategischer Erwägung ist wichtig und verweist auf eine Verhaltenslehre, die ich für eine wesentliche Neuerung im Politikbetrieb hielte: Entschleunigung der Vorgänge.
Die Causa Gedeon ist aus meiner Sicht so verfahren, weil die Protagonisten Ihrer Partei noch nicht einmal die berühmte eine Nacht über der Sache schliefen, geschweige denn – das wäre mein Vorschlag – eine ganze Woche.
Sie selbst haben sich wohl gründlicher als jeder andere die Schriften Gedeons vorgenommen und aus der Lektüre ein hartes Urteil formuliert. Aber in der guten Woche, die Sie benötigten, haben sich innerhalb der AfD empörte, distanzierende, drohende, fordernde, eingeschnappte, aufmüpfige und schäbige Wortmeldungen zu einem Knäuel ineinandergewickelt, das heillos ist und den sorgsamen Umgang miteinander fast unmöglich macht.
Interessant ist dabei, daß der Druck auf die Partei von außen beispielsweise mitnichten zu vergleichen ist mit dem Druck, dem die CDU im Fall Martin Hohmanns 2003 ausgesetzt war. Den Druck im Fall Gedeon hat die Partei vielmehr vor allem selbst aufgebaut und hat sich dabei leider von selbsternannten Beratern mit weltanschaulichem Hygienefimmel beeinflussen lassen, die – wir erinnern uns – vor einem Jahr noch an Lucke festhielten und nun leider nicht mit ihm den traurigen Weg der ALFA mitvollziehen, sondern bereits wieder alles besser zu wissen vermeinen.
Das führt mich zur zweiten Verhaltenslehre: Neben die Entschleunigung der Beurteilungsgeschwindigkeit muß die Einordnung treten. Was meint das? Eine knappe Bestandsaufnahme: Wolfgang Gedeon ist einer von zwei Dutzend AfD-Landtagsabgeordneten in Baden-Württemberg und bekleidet weder im Landesverband noch in der Fraktion ein Führungsamt. Er war Kommunist, hat also einen Hang zum Radikalen und zur Wirklichkeitsanpassung an die Theorie. Er hat sich in der rasanten, geradezu überstürzten Aufwuchsphase der Partei durchgesetzt, in einer Phase also, in der weder die thematische noch die personelle Beruhigung eingetreten sein können.
Was meint vor diesem Hintergrund Einordnung? Erstens: Die AfD ist noch keine reife Partei, aber sie wird reifen und wie jede andere Partei das (bereits längst gegebene) Übergewicht der Realos vor den Fundis noch vergrößern. Zweitens: Es besteht in der Frühphase einer Partei keinerlei Notwendigkeit, daß ein Fraktionsvorsitzender seine geradezu historisch wichtige Rolle wegen einer Randfigur aufs Spiel setzt. Denn bevor ein Meuthen ausgetauscht wird, gehen hundert radikal angelegte Charaktere wie Gedeon von Bord.
Ein Drittes: Bei den Grünen tummelten sich im erste Jahrzehnt ihres Bestehens knallharte Kommunisten, RAF-Unterstützer, Revolutionäre, Leute, die das System beseitigen wollten und solche, die experimentierfreudig waren bis zur Pädophilie – etwas auch nur annähernd Vergleichbares ist mir aus Ihrer Partei nicht bekannt.
Bis heute ist bei den Grünen etwa ein Joscha Schmierer in Amt und Würden, ein Mann, der noch in den Siebzigern Grußadressen an Pol Pot sandte – etwas wiederum auch nur annährend Vergleichbares ist mir von Wolfgang Gedeon nicht bekannt. Und wer hätte seine Schriften überhaupt gelesen, wer etwas davon in Politik umzusetzen versucht? Nullkommazwei Prozent der Mitglieder aus Ihrer Partei? Stellt man deshalb eine ganze Partei in Frage oder schreibt man nicht besser, wenn man Jongen heißt, das angekündigte Buch über den psychopolitischen Gang der AfD zuende – das dann von fünfundzwanzig Prozent der Mitglieder gelesen und von den Entscheidungsträgern in praktische Politik umgesetzt wird?
Sie sehen: Entschleunigung und Einordnung, und in diesem Zuge parteiinterne Auseinandersetzung respektive Entlarvung der Thesen Gedeons – das wäre ein angemessenes Verhalten. Keine Hysterie, keine Verabsolutierung lagegemäßer Probleme, denn darüber freut sich nur einer: der politische Gegner, der die Selbstschwächung Ihrer Partei wahrnehmen darf.
Jongen: Sie können mir glauben, daß ich nichts lieber täte, als in aller Ruhe mein Buch zu schreiben und mich um nichts anderes zu kümmern. Das kann ich mir aber – und das kann sich die AfD – nicht leisten. Ein Schweigen der Partei zu Antisemitismusvorwürfen, die ja nicht aus der Luft gegriffen sind, sondern sich auf einschlägige Zitate berufen können, würde mit jedem Tag dröhnender, weil als Billigung, ja Zustimmung verstanden.
Die Fraktion hat sich mit ihrer Entscheidung weit mehr als die „berühmte eine Nacht“ Zeit gelassen, zwischen den ersten Beratungen und der Sitzung am 21. Juni lagen über zwei Wochen. Und selbst dann wurde ja noch nichts Endgültiges beschlossen.
Kubitschek: Das meine ich nicht mit Entschleunigung. Zu diesem Zeitpunkt waren ja alle Entweder-Oder-Drohungen schon in der Welt.
Jongen: Ob Jörg Meuthens frühe Festlegung „entweder Gedeon oder ich“ politisch klug war, darüber kann man in der Tat streiten, undenkbar aber, daß der Fraktionsvorsitzende und Bundessprecher in einem solchen Fall erst einmal das Ergebnis eines „entschleunigten Verfahrens“ abwartete. Wir wollen Deutschland verändern, ja, aber es wäre eine gefährliche Hybris zu meinen, wir könnten dabei die elementarsten Regeln der Politik ignorieren.
Freilich – und in diesem Sinn haben Sie mich richtig interpretiert – ist Entschleunigung in einem zweiten Schritt äußerst wichtig. Nicht anstelle der schnellen tagespolitischen Reaktion, sondern in Ergänzung dazu und zur vertieften Begründung, wenn nötig auch zur Korrektur des ersten Schritts. Die AfD ist es ihrem Anspruch auf Systemkritik schuldig, ihre Haltung zu den im Fall Gedeon aufgeworfenen Fragen grundsätzlich zu klären.
Es wäre fatal, das vom „System“ gebrauchsfertig angebotene Verfahren nach dem Reiz-Reaktions-Schema anzuwenden, Herrn Gedeon auszuschließen und zur Tagesordnung überzugehen. Auch wenn es dieses eine Mal den Richtigen getroffen hätte, wären wir bei einem solchen reflexartigen Vorgehen nicht davor gefeit, daß es beim nächsten Mal den Falschen trifft. Am Ende hätten wir uns durch mimetisches Verhalten dem Gegner ununterscheidbar angeglichen.
Unser Gespräch hier ist ja bereits Teil dieser metapolitischen Nachbearbeitung, vielleicht sogar ein nicht unwesentlicher. Nun höre ich aber aus Ihren Fragen eine Fehleinschätzung heraus, die der Person Gedeons nämlich. Gedeon ist nicht irgendein Hinterbänkler ohne Einfluß und Bedeutung, wie Sie zu unterstellen scheinen, sondern einer der theoretisch ambitioniertesten Köpfe, die mir in der AfD bekannt sind.
Es stimmt zwar gottlob, daß er bei den Mitgliedern mit seinem Anspruch als eine Art ideologischer Präzeptor nicht durchdringen konnte und bei allen Kandidaturen auf wichtige Ämter bisher gescheitert ist, aber seine Parteitagsresolutionen zu aktuellen Themen, etwa zur Ukraine-Krise, haben immer wieder viel Zustimmung erhalten. Das ist deshalb so gefährlich, weil er aus seinen grundfalschen Prämissen häufig durchaus richtige Schlüsse zieht. Dadurch entsteht die fatale Suggestion, man müsse „Antizionist“ und sogar „Antijudaist“ sein, um sich gegen Gender Mainstreaming, gegen die Aggression der Nato gegenüber Rußland oder gegen die Masseneinwanderung glaubhaft wenden zu können.
Gedeon möchte diesen Kernpositionen der AfD einen geschichtstheologisch verbrämten ideologischen Überbau verpassen, der nicht nur unnötig, sondern mit seinen offenkundig judenfeindlichen Implikationen extrem schädlich wäre.
Anders als Sie meinen, ist der enorme Druck auf die AfD in der Causa Gedeon auch nicht hausgemacht, sondern resultiert ganz und gar aus der Brisanz der Sache. Im baden-württemberger Landtag mußte Jörg Meuthen schon gegen „Antisemiten!“-Sprechchöre anreden.
Der Autor Wolfgang Gedeon würde uns ja hier nicht weiter beschäftigen, wenn er sich nicht zum Medium einer historisch sehr machtvollen, fast schon archetypischen „großen Erzählung“ gemacht hätte, die in nuce besagt, es gebe einen jahrhundertealten Plan zur Vernichtung der Völker und die Hauptdrahtzieher dieses Plans seien die Juden – „zionistische und freimaurerische Cliquen“, wie es bei Gedeon heißt.
Der von Gedeon als „Dissident“ bezeichnete Horst Mahler – mit dem ihn interessanterweise auch die linksradikale Vergangenheit verbindet – ist seinem Bruder im Geiste jetzt zur Seite gesprungen und hat einen drohenden Brief an die AfD-Landtagsfraktion geschrieben. Im Anhang befand sich ein Pamphlet, das überschrieben ist mit den Worten: „Das Deutsche Volk ist berufen, die Menschheit von Satan zu befreien“. Als „Visitenkarte des Satans“ werden im Text die „Protokolle der Weisen von Zion“ bezeichnet, die auch Gedeon für „mutmaßlich echt“ hält. Mehr muß man, glaube ich, nicht zitieren.
Es geht hier nicht um bloßen „Applaus von der falschen Seite“, in Mahlers Irrsinn tritt vielmehr der mythologische Glutkern des Plots offen zutage, der auch Gedeons Erzählmuster bestimmt. Wir betreten hier sozusagen politisch radioaktiv verseuchtes Sperrgebiet.
Die entscheidende Frage für uns als AfD – und erweitert auch für das mit ihr sympathisierende intellektuelle Milieu – lautet, ob wir tatsächlich über ein „Stöckchen“ springen, wenn wir uns von einem solchen Abgeordneten trennen, oder ob es gute Gründe gibt, dies ganz unabhängig vom Geschrei des politischen Gegners zu tun.
Wenn ich Sie oben richtig verstanden habe, wenn ich vor allem auch Ihren Artikel „Schlingen im Widerstandsmilieu“ in der letzten Ausgabe der Sezession richtig gelesen habe, dann sähen Sie es als fatal an, wenn Strukturen und Denkweisen der „alten Rechten“ in das Terrain eindrängen, das die AfD erschlossen hat. Wenn das nun wiederum mehr ist als eine strategische Überlegung – und davon gehe ich aus –, dann muß sich auch angeben lassen, warum das fatal wäre.
Sie sprachen oben – fast schon aus der Warte eines aus der Zukunft auf die „Frühphase der AfD“ zurückblickenden Historikers – von notwendigen Reifungsprozessen der Partei, die ihre Zeit brauchten. Das ist sicher richtig, was sich aber aus dieser distanzierten Warte wie ein friedliches, organisches Geschehen anhört, das bedeutet in der konkreten Praxis, die hier und jetzt stattfindet, einen harten Kampf der Argumente. Leider oft auch der Personen, aber das muß uns hier weniger beschäftigen.
Ich würde gerne – wenn ich die Fragerichtung einmal umdrehen darf – von Ihnen als eminentem Vertreter der Neuen Rechten in Deutschland wissen, wie Sie die Positionen eines Wolfgang Gedeon beurteilen. Ist er einer von denen, die, wie Sie schrieben, „gut über das Land denken“ und die man daher ins Widerstandsmilieu eingemeinden soll, oder ist, was ich behaupten möchte, „gut gemeint“ nicht manchmal auch das Gegenteil von gut?
Kubitschek: Der gelassene Blick auf die Dinge oder das Gespräch mit Außenstehenden auf die Befangenheit im Betrieb sind heilsam insofern, als dadurch Dimensionen zurechtgerückt werden. Mir bleiben ja nun leider die Ordnungs- und Sortierungskämpfe innerhalb Ihrer Partei nicht verborgen, und ich verstehe unsere Arbeit als Beruhigungs- und Entschleunigungsversuch – wobei ich völlig illusionslos bin, was die Verbindlichkeit übergeordneter Gespräche angesichts von Karrieretaktik und Einflußarithmetik anbelangt.
Ich komme zu Ihrer sehr wichtigen Frage nach der Bedeutung des Denkens Wolfgang Gedeons für die Neue Rechte in Deutschland. Vorauszuschicken habe ich folgendes:
Mir war der Name dieses Autors und Abgeordneten bis vor vier Wochen völlig unbekannt. Ich kenne niemanden, der ihn gelesen hätte, kenne keines seiner Bücher und wurde in meiner über zwanzigjährigen Arbeit als Publizist, Verleger und Veranstalter von Seminaren noch nie auf ihn angesprochen oder hingewiesen. Das will tatsächlich etwas heißen, denn mir und vor allem meiner Frau Ellen Kositza entgeht nichts von Bedeutung. Die wohlwollende Rezension eines der Bücher Gedeons in der Jungen Freiheit haben wir überlesen, sonst hätten wir vielleicht reingeblättert.
Mittlerweile weiß ich ein bißchen mehr, kann aber mit Ihrem Lesepensum nicht mithalten. Ich werde in die Lektüre auch nicht einsteigen, denn von derlei Schriften gibt es ganze Meter, und sie spielen für meine Arbeit und unser »Milieu« keine Rolle. Vergleichen Sie das ruhig mit dem Theoriewust, den Verlage wie Suhrkamp und andere in die linke Bewegung der sechziger bis achtziger Jahre gepumpt haben – nur in völlig anderen Stückzahlen natürlich. Wer hat das gelesen? Und wer war danach noch in der Lage, Politik zu machen?
Zu Gedeon: Er gehört zu jenen, die das, was unserem und anderen Völkern widerfährt, für den Ausdruck eines Ringens machtvoller Akteure halten. Es steckt dahinter das Bedürfnis, den vermeintlich zum straffen, mündigen und dienstbereiten Leben fähigen Menschen als Opfer sehr viel mächtigerer Kräfte zu beschreiben. Im Grunde sind doch alle geschichtsphilosophischen Theorien Beschreibungen großer Bögen, Kreisläufe, Linien, die die weltgeschichtliche Lage bestimmen und mit den Menschen »verfahren«.
Debatten über die Wirkmächtigkeit solcher Groß-Pendel führt unser »Lager« seit jeher. Derlei ist stets weniger historisch, mehr philosophisch gespeist, und ich halte es für eminent wichtig, wenigstens eines dieser Denkgebäude gründlich zu durchwandern und als Willensbremse wirken zu lassen: im ehernen Zeitalter (Evola), in verblühenden Epochen (Spengler), welthistorischer Häutungen (Nolte) oder Ausstiegsprozessen ganzer Kulturkreise aus der Geschichte (Sloterdijk) ist nämlich selbst mit der größten Willensanstrengung des Einzelnen kein beliebiger Staat zu machen. Man wird mitgespült im Lauf der Dinge, man wird bestimmt durch die nicht hintergehbare Zeit und das daraus bestimmte Sein (Heidegger), man hat keine beliebige Bewegungsfreiheit.
Es ist nun aus meiner Sicht sehr leicht nachvollziehbar, daß gesellschaftspolitisch engagierte Köpfe unserer Grundgestimmtheit fassungslos vor dem Verfall und der Auflösung der Strukturen stehen und innerhalb der geschichtsphilosophischen Erklärungsmodelle nach einem Agens für diese Katastrophe suchen: der deutsche Mensch, der Europäer insgesamt als Opfer einer Großintrige – das nähme ihm die Verantwortung für seinen Zustand, das wäre der ins welthistorische ausgeweitete Dolchstoß in den Rücken derer, die aus freien Stücken niemals so auf den Hund gekommen wären. Wir wären dann nicht mehr verantwortlich für uns selbst, sondern vor allem in der Opferrolle, in der Matrix, fremdgesteuert, im Grunde nicht wir selbst.
Und Wolfgang Gedeon? Wer wäre er? Er wäre einer, der den klaren Blick sich nicht hat vernebeln lassen, er wäre eine Widerstandsinsel, ein wirklich Mündiger, einer, der uns zu unserem Eigentlichen führen könnte. Und er wäre gefährdet, weil die entlarvende Wahrheit immer gefährdet ist, denn sie zeigt uns ja den übermächtigen, den nicht für jeden sichtbaren Feind, und warum sollte dieser Feind sich das gefallen lassen – oder auch nur dem Entlarver sein Landtagsmandat?
Vielleicht ist zwischen den Zeilen bereits deutlich geworden, daß ich Welterklärungsmodelle für lehrreich, aber nicht hinreichend halte. Und natürlich habe ich mich auch mit der welthistorischen Rolle des Volkes ohne Staat beschäftigt: mit dem Judentum, das nicht auf einem Territorium, sondern aufgrund intensivster Identitätserzählung, Abstammungsdisziplin und dem Bewußtsein göttlichen Auserwähltseins sich als unverwechselbare Gruppe behauptete.
In der Sezession finden Sie aus den Federn von Karlheinz Weißmann (»Biblische Lektionen«), Ernst Nolte (»Was ist Revisionismus«) und mir selbst (»Wie etwas bleibt«) Aufsätze zur Frage, was in entgrenzter, also globalisierter Zeit von den Vernetzungsstrategien des weltweit hervorragend aufgestellten Judentums zu lernen sei – dies alles vorgetragen ohne Pauschalierung oder der Vermutung, es dabei mit einem fatalen, gegen uns gerichteten Entwurf zu tun zu haben.
Das bedeutet: Den Juden ihre besondere und zweifelsohne welthistorische Rolle abzusprechen, hieße, sie zu verkennen. Das hieße es übrigens auch beim Blick auf unser oder andere welthistorisch wirkmächtig gewordene Völker. Die Geschichte nun trotz all dieser durcheinanderwirkenden Kräfte, Durchsetzungs- und Behauptungsversuche auf den Kampf zwischen judaischem und christlichem Entwurf zu reduzieren und dabei die Attribute gut und böse, aufbauend und zersetzend, schaffend und raffend zuzuordnen, ist falsch und gefährlich.
Derlei Ansätze gab es, gibt es, wird es immer geben, aber, das kann ich als jemand, der das rechtsintellektuelle, konservative Milieu und seine Ränder sehr gut kennt, sicher sagen: Derlei zu schlichte, auf eine Verschwörung abstellende Modelle verfangen nicht. Man sollte ihnen stets die stimmigen Gesellschaftstheorien und historischen Beschreibungen entgegensetzen, die es auf unserer Seite gibt – und die als Chiffre zum Grundbestand unseres Denkens gehören, also weit wirkmächtiger sind als die Arbeiten Gedeons. Zu ihm abschließend noch ein Wort: Er denkt sicherlich gut über unser Land, aber er tut etwas, das unserem Land nicht guttäte, setzte es sich durch. Indes: Das ist ausgeschlossen.
Jongen: Ausgeschlossen ist das nur dann, wenn man tatsächlich beherzt tut, was Sie zurecht fordern: den schrecklichen Vereinfachern und Verzerrern vom Schlage Gedeons das besser Gedachte entgegenzuhalten. Darauf zu hoffen, daß sich dieses von alleine durchsetzt, wäre doch ein wenig zu viel des Vertrauens in die allgemeine Verbreitung menschlicher Vernunft. Ich gebe allerdings zu, daß mir als für die AfD Mitverantwortlichem die Gelassenheit in dieser Sache „von Amts wegen“ abgeht, die Sie sich als „Außenstehender“ eher leisten können.
Sie erwähnten die geschichtsphilosophischen Großtheorien, die aus der einen oder anderen Form des Ursprungsdenkens heraus eine Verfallsgeschichte der Kultur entwickeln, und die, indem sie das Wahre und das Gute nicht wie linke Utopismen in der Zukunft, sondern im Vergangenen, „Uralten“ oder auch Überzeitlichen verorten, so etwas wie die Meistererzählungen des konservativen Denkens darstellen.
Die Chiffre „Gedeon“ – es geht hier tatsächlich nicht um einen individuellen Autor, sondern um ein Symptom – steht gleichsam für die verschwörungstheoretische Erzversuchung dieses Denkens. Sogar die von Ihnen erwähnten Großdenker sind, wo man ihnen verschwörungstheoretische Elemente meinte nachweisen zu können, an den Rand der Verfemung gebracht worden – was es heute so schwer macht, an sie positiv anzuschließen.
Der letzte große Angriff der Diskurswächter betraf bekanntlich Martin Heidegger, dem man aus einigen Bemerkungen in seinen „Schwarzen Heften“ endgültig den antisemitischen Strick zu drehen versuchte. Wer heute „nachweist“, daß Heideggers Seinsdenken nur eine metaphysische Verbrämung eines vulgären Antisemitismus sei, auf den warten hohe akademische Prämien, symbolischer wie auch pekuniärer Art.
Unter ähnlichen hochsubventionierten Beschuß könnte bald die gesamte klassische deutsche Philosophie geraten, und man errät schnell, welche Rolle den Wolfgang Gedeons und Horst Mahlers dieser Welt – letzterer begründet seinen glühenden Judenhass mit Hegel – in diesem Denunziationsspiel zukommt: die der nützlichen Idioten, an deren Wahngebilden man die angebliche innere Wahrheit der von ihnen mißbrauchten Theorien abzulesen unternimmt. Nach diesem Muster hat Georg Lukacs bereits im Jahr 1954 die gesamte philosophische Entwicklung seit dem deutschen Idealismus als „Zerstörung der Vernunft“ interpretiert, als Denk-Zündschnur, die auf Hitler hin abbrannte.
Wer so argumentiert, für den stehen bereits die sehr triftigen völkerpsychologischen Überlegungen, die Sie oben anstellen, unter Rassismusverdacht, da schon bei Erwähnung des Begriffs „Volk“ in diesen Köpfen eine Assoziationskette losgeht, die mit innerer Zwangsläufigkeit bei den rauchenden Öfen von Auschwitz endet.
Das Fatale an Leuten wie Gedeon ist, daß für solche denunziatorischen Interpretationen konservativen Denkens die idealen Steilvorlagen liefern, und daß alles, was sie an teils richtigen politischen Forderungen in den Mund nehmen, vom Pesthauch der Judenfeindschaft vergiftet wird. Gäbe es sie nicht, das „System“ müßte sie glatt erfinden.
Ich möchte weiterhin die heuchlerischen politischen Instrumentalisierungen des Holocaust kritisieren können, ich möchte nicht schweigen müssen, wenn unsere Bundeskanzlerin die Torheit begeht, die Verteidigung des Staates Israel zur Staatsraison Deutschlands zu erklären. Wie kann ich das noch glaubhaft tun mit einem Wolfgang Gedeon in der eigenen Partei, der uns kaum verklausuliert erklärt, daß „die Juden unser Unglück sind“?
Sie haben vorhin etwas sehr Wichtiges angesprochen, das uns, meine ich, zum Kern des Problems führt: daß es einer Selbstverkleinerung gleichkommt, sich als Opfer einer verschwörerischen Matrix zu sehen, daß es stattdessen notwendig ist, Verantwortung für seine Vergangenheit wie für sein aktuelles Handeln zu übernehmen.
Diesen Gedanken möchte ich auf die Forderung nach einer „ressentimentfreien Rechten“ hin verlängern. (Um eine „ressentimentfreie Linke“ kämpft man andernorts – oft vergebens, wie wir wissen – eine analoge Aufgabe besteht aber auch auf rechter Seite.) Hier sollte man sich an Nietzsches unübertroffene Formel vom „amor fati“ erinnern: Akzeptanz alles Gewesenen, Verzicht darauf, die Vergangenheit umzulügen oder zurechtzubiegen. Erst dadurch wird man eigentlich frei. Im deutschen Fall sicher keine leichte Aufgabe, aber das ist nun einmal unser Pensum.
Ohne Zorn kann man den politischen Kampf nicht führen, aber es muß ein heiliger, ein gerechter Zorn sein, wenn es ein Kampf für eine gute Sache sein soll. Das Gift des Ressentiments, das sich bei Verschwörungstheoretikern wie Gedeon als mehr oder weniger offene Judenfeindschaft äußert, verdirbt diesen Kampf im Innersten. Auf diese Leute trifft ja das bittere Bonmot voll zu, die Deutschen werden den Juden Auschwitz niemals verzeihen.
Daß wir es den ermordeten Juden und deren Nachfahren schuldig sind, uns gegen solche Tendenzen zu wenden, ist eigentlich selbstverständlich. Wenn man eine gewisse Scheu hat, es auszusprechen, dann deswegen, weil dergleichen Sprechakte zu wohlfeilen Formeln erstarrt und vielfach moralistisch missbraucht sind.
Mehr noch möchte ich hier daher betonen, daß wir es auch uns selbst schuldig sind. Was wäre das für ein armseliges Selbstbild einer Nation, aus dem die bösen Aspekte ausgespart blieben? Und was wäre das für ein Stolz, der nur um den Preis der Ausblendung oder verharmlosenden Zurechtbiegung „gewisser Schandtaten“ zu haben wäre – um Gedeons Ausdruck zu verwenden?
Kubitschek: Um zu illustrieren, daß wir uns in der Annahme des Ganzen unserer Geschichte einig sind, will ich zwei praktische Beispiele nennen: Zum einen habe ich auf meiner ersten Rede im Rahmen der Leipziger LEGIDA die Zuhörer an die deutsche Geschichte erinnert und diese Geschichte in einem knappen Abriß vor dem geistigen Auge vorüberziehen lassen. Dazu gehörten neben vielen anderen Gestalten auch die ermordeten Juden, und das ist damals in vielen Briefen und Kommentaren, die ich erhielt, als redlich und souverän vermerkt worden.
Die Medien haben das damals entweder verschwiegen oder aber bemängelt, daß dieses Verbrechen von mir in die Geschichte eingereiht worden sei.
Das zweite Beispiel harrt noch seiner Umsetzung: Meine Frau und ich hatten einen sehr bekannten, mittlerweile in hohe politische Ämter aufgestiegenen SPD-Politiker einige Male zu Gast, er arbeitete sich intensiv an unserer Weltanschauung ab. Im Verlauf der stets fruchtbaren Gespräche vereinbarten wir ein publizistisches Projekt: Gemeinsam wollten wir Ende Januar nach Auschwitz fahren, dann von dort aus weiter nach Dresden, jeweils zu den Jahrestagen der Befreiung bzw. der Zerstörung. Danach würde jeder von uns sein Tagebuch darüber ausfertigen, das aus den Fahrten, Gesprächen, Eindrücken und historischen Einordnungen bestehen sollte. Arbeitstitel: »Zwei Orte, zwei Richtungen«.
Ich denke, daß beide Beispiele die zweifache Zugrichtung einer resentimentfreier Rechten veranschaulichen, und ja, in der Tat: Es gibt vermeintliche Verbündete, die man nicht braucht, und manchmal beruht das Bündnis mit ihnen auf einem Irrtum.
Ich meine, daß Wolfgang Gedeon durch seine grundsätzlich in die Irre gehenden Welterklärung beweist, wie wenig er zum Politiker taugt. Ich meine, daß er überschätzt wird und zum »Fall« gemacht worden ist. Ihn wird nicht retten, daß er sich selbst einen Antizionisten nennt, Antisemit oder Judenfeind (Sie verwenden dieses harte Wort) zu sein jedoch von sich weist. Er hat sich verrannt, sein Antrieb dafür mag redlich gewesen sein, aber das spielt keine Rolle. Es gibt nun einmal Themenfelder voller Minen, und nicht immer ist klar, wer sie gelegt hat und warum jemand hineinspringt, um einen möglichst lauten Knall herbeizuführen (auf dessen Wirkung er alle politische Hoffnung setzt).
Unsere tatsächlich historische Aufgabe ist, die Spurbreite des schmalen Grats zu halten, und weder den reduzierten Erklärungen des Establishments noch denen falscher, aber suggestiver Theorien zu folgen. Kurz: Wir dürfen keine jener Funktionen annehmen, die das »System« für uns vorgesehen hat. Nur auf diese Weise schaffen wir unserer Zukunftsdebatte einen angemessenen Freiraum, und das sollte uns Intellektuellen doch sehr am Herzen liegen.
Jongen: Dem ist fast schon nichts mehr hinzuzufügen. Ihre beiden Aktionen sind eindrückliche Beispiele für die Haltung, die ich meine. Daß die vom „Establishment“ kontrollierten Medien fortfahren werden, diese Haltung zu diffamieren und zu verzerren und aus untauglichen historischen Parallelen ein Schreckbild für die Bürger zu fabrizieren, ist absehbar, denn es ist das einzige Mittel, das ihnen noch bleibt, den Einsturz ihrer Fassadenrealität hinauszuzögern.
Wie schön für den Gegner, wenn dann Leute auftauchen, die sich freiwillig melden, das auf unsere Seite projizierte Klischee in allen Punkten zu erfüllen. Sich mit ihnen aus falschem Trotz zu solidarisieren, ist die Falle, in die die AfD jetzt nicht tappen darf. Dem intellektuellen Freiraum, den Sie fordern und der dadurch offen bleibt, entspricht ja der politische, in dem erst das Neue entstehen kann.
Olle
Da sind zwei "Fallen, in die die AfD jetzt nicht tappen darf", und das ist das eigentliche Problem. Die Solidarisierung aus falschem Trotz, auf die Jongen hinweist, ist die eine, aber die Abgrenzeritis ist die andere. Beides sind taktische und keine inhaltlichen Fallen. Politische Taktik kann nie substantiell, sondern immer nur akzidentell sein, d.h., es handelt sich um stark relative, zeit- und ortsabhängige Probleme. Diesbezüglich finde ich es sehr schwer, aktuell zu beurteilen, was das pragmatisch Gebotene ist. Ob es den Wähler noch viel kratzt, wenn ein AfD - Politiker in irgendeinem Parlament mit bekannten Parolen unsachlich angegriffen wird, wer will's wissen? Ich glaube, daß wir zumindest Grund haben zu einer gewissen Vorsicht und Gelassenheit. Wer hat diesen Gedeon denn bisher schon gelesen? Ich meine, außer Jongen.
Und Dank für ein großartiges Gespräch!