Wie schon v. Waldsteins fulminanter Festvortrag auf dem II. Staatspolitischen Kongreß 2015 über »Metapolitik und Parteipolitik« (hier nachzulesen), so bildeten auch diesmal seine Thesen zur öffentlichen Meinung ein Kernreferat der Schnellrodaer Bildungsarbeit. Nicht zuletzt deshalb, weil die Akademie am Wochenende vor der mit Spannung erwarteten Bundestagswahl stattfand, kam dem Verhältnis zwischen Macht, Medien und Konsumenten in Vorträgen und Gesprächen besondere Bedeutung zu.
Gerade vor dem Hintergrund des unmittelbar vor der Wahl noch einmal intensivierten medialen Sperrfeuers gegen die AfD zeichnete v. Waldsteins Rekapitulation insbesondere der medienkritischen Geistesgeschichte exakt den selbstreferentiellen Connex zwischen Produzenten, Multiplikatoren und Nutznießern einer “öffentlichen Meinung” nach, die wenig mehr darstellt als ein Instrument zur Lenkung des bürgerlichen (Wähler-)Stimmungspotentials.
Auf der anderen Seite dieser Gleichung steht demnach ein veränderter Grundcharakter eben dieses demokratischen Staatsbürgers, der sich vom gemeinschaftlich interessierten und engagierten Citoyen nach neuzeitlich-aufklärerischem Ideal zum wesentlich am System parasitierenden politischen Verbraucher gewandelt habe. Dieser wolle nicht mehr vom Staat im Austausch gegen seine Loyalität und finanzielle Duldung lediglich beschützt und ansonsten in Frieden gelassen werden, sondern schiele vielmehr auf eine möglichst umfassende gesellschaftliche Versorgung, gegebenenfalls durch Umverteilung.
Diese Geisteshaltung aber zeugt von einem und perpetuiert einen grundlegenden, gesellschaftsimmanenten Neid und Argwohn: Wo alles und jeder auf Teufel komm raus nicht nur vor dem Gesetz, sondern in allen Lebensbereichen gleich sein soll, da wird eifrig nach denjenigen gefahndet, die aus dem großen grauen Mittelmaß herausstechen. So ist ein fairer Wettbewerb der unterschiedlichen freien Meinungen untereinander gar nicht möglich (womit auch die “Entschuldigung” des allzu unkritischen Medienkonsums vom Tisch ist); vielmehr kann die dogmatische öffentliche Meinung weitestgehend konkurrenz- und mühelos ihren Herrschaftsanspruch durchsetzen.
So wird das (politische) Meinungsfeld zu einer bloßen Branche, die sich verhältnismäßig leicht zentral bewirtschaften läßt – ganz nach den Thesen des Pioniers auf diesem Feld, Walter Lippmann, dessen demokratie- und medienkritisches Standardwerk Die öffentliche Meinung (EA London 1922) bis heute akut geblieben ist. Zentrale Lenkung durch mit der Politik eng verbundene Informationsnoden (Gatekeeper), verinnerlichter sozialer Druck auf und durch den einzelnen sowie die Etablierung einer festen Begrenzung des Sagbaren (Overton window) einer Meinungslenkung, durch die der Durchschnittsbürger das glaubt, von dem er glaubt, daß alle es glauben.
Thor v. Waldstein schält gründlich und schonungslos heraus, wie und weshalb der politmediale Komplex die Repräsentation und Umsetzung des Willens freier und eigenverantwortlicher Staatsbürger unterminiert und sein eigenes Fortbestehen an den Futtertrögen der Macht absichert. Ihm ist eine sich aus vielen Quellen speisende Analyse gelungen, die nicht bloß bereits vorhandene diffuse Vorurteile bestätigt, sondern viel weiter in die Tiefe geht, Lust auf eine eigene nähere Beschäftigung mit dem Thema macht – und vor allem auch zum Hinterfragen des eigenen medialen Konsumverhaltens einlädt, was vielleicht der wichtigste Teilaspekt ist.
Anschauen lohnt sich – eine möglichst weite Verbreitung ist ausdrücklich erwünscht!
Ruewald
In dem Zusammenhang sei auf die folgende durch die Schweizer Institution, «Swiss Propaganda Research», veröffentlichte umfangreiche Studie hingewiesen: «Die Propaganda-Matrix: Wie der CFR (=Council of Foreign Relations) den geostrategischen Informationsfluss kontrolliert». https://swprs.org/die-propaganda-matrix/ Diese Studie müsste Pflichtlektüre in allen um Realitätsbewusstsein bemühten Foren, Bürgerrunden und Studienseminaren sein. Gut belegt und mit Netz-Graphiken legt die Studie dar, wie nicht nur deutsche Medien ins Netzwerk des CFR eingebunden wurden und sind, sondern auch NGOs, Denkfabriken und Experten, Militär, Geheimdienste, Regierungen, Hollywood, das Friedensnobelpreiskommitee, PR-Büros, Nachrichtenagenturen, Medieneigner und Chefredakteure und einzelne Journalisten, etc. Das Netzwerk des Councils kann von einer verdeckten Operation (z.B. Op. Gladio) bis hin zur medialen Berichterstattung eine ganze Ereigniskette dirigieren und so eine künstliche Realität erschaffen, mit der sich die Öffentlichkeit nahezu beliebig lenken lässt. Die Nachrichtendienste dienen als Propaganda-Multiplikatoren. Besonders subtil ist die Strategie der "seriösen Medien": Seriöser Journalismus bildet überhaupt erst die Grundlage für die Glaubwürdigkeit der traditionellen Medien, auf deren Basis dann gezielt und wirkungsvoll geopolitische (und andere) Propaganda lanciert werden kann. Denn der arglose Leser und Zuschauer hat kaum eine Chance, zwischen zwei ehrlichen Beiträgen die geschickte Manipulation zu erkennen oder auch nur zu erahnen. Dadurch erhellt sich vielleicht das Paradoxon, daß überdurchschnittlich hoher IQ (bei akademisch Ausgebildeten) erschreckend wenig mit "politischer Zurechnungsfähigkeit" korreliert. Die "gebildeten" Leser halten z.B. die Zeit , die FAZ, etc. für "seriöse" zuverlässige Informationsquellen, ohne die subtile Manipulation zu merken.