Eine besondere Stilblüte just von gestern stellt der Bericht des Tagesspiegel dar, in dem Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse, seine projektierten Anstrengungen im Kampf gegen Rechts vorstellen darf.
Zille steht unter Druck, soll doch auf gar keinen Fall noch einmal zugelassen werden, daß “Rechte eine Buchmesse zum Ziel ihrer Provokationen wählen” – was allein schon wieder zeigt, wie sehr sich diese Leute zu wichtig nehmen, ist doch eine Buchmesse nur ein Ort der Provokation unter vielen.
In jedem Fall ist klar, daß auch Zille den grundsätzlich volkspädagogischen Auftrag des bundesrepublikanischen Kultur- und Literaturbetriebs verinnerlicht hat:
Eine perfekte Lösung für das Problem gibt es nicht. Was in der Gesellschaft virulent ist, kann eine Buchmesse aufzeigen, aber nicht endgültig lösen.
Zur “Lösung” läßt sich dann ja immer noch Genossin Kahane mit ihrer Stiftung aus dem Hut zaubern, denkt man sich spontan… Und selbstverständlich wird man nicht enttäuscht!
Eigene Erfahrungen hatte er bereits im Frühjahr sammeln können – kontrovers diskutiert worden war damals vor allem über den Stand des rechten “Compact”-Verlages. Nun wird ein Sicherheitskonzept in Kooperation mit Polizei und Staatsschutz entwickelt, zugleich stimmt sich die Leipziger Messe eng ab mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Buchmesse in Frankfurt. Sie holt sich auch Rat von Experten, die die rechtsextreme Szene intensiv beobachten. […] Der Buchmesse-Direktor kündigt “eine ganze Reihe” von Veranstaltungen an, die sich um politische Themen wie Meinungsfreiheit, Minderheitenschutz und eine offene Gesellschaft drehen. Kooperationen gibt es dabei mit der Robert-Bosch-Stiftung und dem Auswärtigen Amt, erstmals wird es auch ein Veranstaltungsformat speziell für Jugendliche mit der Bundeszentrale für politische Bildung geben.
Die üblichen Verdächtigen stecken also wieder die Köpfe zusammen und raunen, und das Geld fließt seinen gewohnten Weg wie die sprichwörtliche Moldau. Nihil novi sub sole, auch nicht in Leipzig. Im Frühjahr waren Benedikt Kaiser und ich übrigens in Leipzig vor Ort, und der Besuch bei den Kollegen von COMPACT zeigte: Auf der sicheren Seite ist man als nicht nur zu PR-Zwecken kontroverser Verlag nur, wenn man sich um private Sicherheitsleute kümmert; dann herrscht wirklich Grabesruhe von Seiten der ach so engagierten Vielfalt-Demokraten, und alle Veranstaltungen können friedlich und ertragreich vonstatten gehen.
Als regelrechter Treppenwitz nimmt sich indes das Detail aus, das just Christoph Links vom gleichnamigen Verlag die Buchmessenleitungen zu mehr Gelassenheit auffordert: Das ist die Haltung von jemandem, der selbstbewußt und dementsprechend ruhig ist, während Sprechpuppen wie Juergen Boos und Oliver Zille samt Klüngel offenkundig wissen, daß ihre Sache auf tönernen Füßen ruht.
Man darf jedenfalls gespannt sein, und alle Interessenten sollten sich bereits jetzt den Termin der Leipziger Buchmesse vormerken (15.–18. März 2018). Wer weiß? Vielleicht mietet Antaios diesmal einfach eine ganze Halle? Lassen Sie sich überraschen – Herrn Zille und seinen “Experten” wird auch nichts anderes übrigbleiben.
Ellen Kositza hat in der Zwischenzeit viele neue Bücher zur Hand genommen und unter anderem eines der israelischen Autorin Ayelet Gundar-Goshen für empfehlenswert befunden: Die Lügnerin ist der dritte Roman der preisgekrönten Schriftstellerin und kommt auf den deutschen Buchmarkt, während sich ihr Debüt bereits in den Vorbereitungen zur Verfilmung durch die BBC befindet.
Dabei geht es vor allem um die auch hierzulande für nicht wenige elementare Frage: Wie lebt es sich auf Dauer in einem mühevoll aufgerichteten, bequemen Reich der Lüge, wenn die Wahrheit erfahrungsgemäß doch immer wieder am Ende obsiegt?
Am Wochenende fand denn auch die zweite Herbstakademie von Freiheitlichem Akademikerverband und Institut für Staatspolitik statt; einmal mehr eine sehr schöne Veranstaltung, die die erfolgreiche deutsch-österreichische Zusammenarbeit bezeugt. Berichtet wurde hier und hier; für das nächste Mal wäre eine noch zahlreichere Teilnahme aus dem süddeutschen Raum sehr erfreulich!
Vorgetragen hat dort auch Dr. Dr. Thor v. Waldstein, und zwar eine aktualisierte Fassung seiner vielbeachteten Analyse von Macht und Öffentlichkeit unter besonderer Berücksichtigung der Lage in Österreich. Und wie das Leben so spielt: Fast zeitgleich ist eine neue IfS-Studie aus seiner Feder erschienen – Wer schützt die Verfassung vor Karlsruhe?
Das paßt natürlich wie die Faust aufs Auge in Zeiten, in denen sich das Bundesverfassungsgericht nun auch der Selbstbestimmungsrechte sexuell undefinierter Neugeborener annehmen zu müssen meint. Die Karlsruher Urteile liegen trotz fortwährender “letzter Hoffnungen” des konservativen Lagers ganz auf Linie der herrschenden Politik mit ihrer Auflösung aller identitären Strukturen – Ehe, Familie, Volk und so fort.
So werden die mit zeitgeistigen Ideologemen aufgeblähten Rechte des Einzelnen künstlich gegen die Rechte der Gemeinschaft in Stellung gebracht. Letztendliches Resultat: die Auflösung aller Institutionen und überindividuellen Bindungen. Dieses Vorgehen ist aber weder mit Entstehungsgeschichte und Geist des Grundgesetzes noch mit der bisherigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts in Einklang zu bringen.
Thor v. Waldstein legt – wie bereits in seiner vorangegangenen Studie »Wir Deutsche sind das Volk« – den Finger in die Wunde des strukturellen Schadens einer politisierten Justiz, die einem Gesellschaftsexperiment mit völlig unklarem Ausgang den Weg ebnet.
Und daß jeder, der von diesem Gesellschaftsexperiment auch räumlichen Abstand nimmt, ein ganz schlimmer Finger ist – darüber hat uns dankbarerweise gerade erst wieder das ZDF-Auslandsjournal belehrt, in einem Beitrag mit dem Titel »Unterschlupf in Ungarn«.
Da wird vor allem gegen Viktor Orbán ins Feld geritten, weil der doch tatsächlich die Frechheit besaß, unsere levantinischen und subsaharischen “Goldstücke” als unechte Flüchtlinge zu bezeichnen – während all jene, die in West- und Mitteleuropa unter liberaler politischer Repression leiden, als »wahre Flüchtlinge« in Ungarn willkommen seien.
Zum Beleg fokussiert das Damenpaar vom Bevölkerungschen Beobachter den Schweden Daniel Friberg, seines Zeichens Leiter des Arktos-Verlags. Nun kenne ich den ein bißchen besser als das ZDF; Friberg ist mitnichten »in Schweden vorbestraft wegen Körperverletzung und Volksverhetzung«, sondern wurde lediglich aufgrund einer Publikation über Ausländerkriminalität wegen “Rassismus” angezeigt und vor Gericht freigesprochen.
Im übrigen sagte er mir, daß die Presseleute sich ihm gegenüber bei den Dreharbeiten als freie Journalisten ausgegeben hätten, die an einer Dokumentation über die AltRight arbeiteten.
Das sind dann übrigens diejenigen versuchsweisen Meinungsbildner, die bei Twitter und Maischberger am Ende wieder darüber jammern, wie man nur von “Staatsfunk” reden und ihnen Unaufrichtigkeit vorwerfen könne. Sei’s drum, der Bericht ist ziemlich gute Werbung – und beweist nur einmal mehr, daß der politmediale Komplex im digitalen #Neuland noch immer nicht begriffen hat, wie das Internet funktioniert. Nur weiter so!
S.J.
Ich muss etwas mehr schreiben. Zunächst ist es nötig, auf die Vorgänge an der Universität Leipzig einzugehen. Die Angelegenheit erinnert mich an Philip Roths Roman „Der menschliche Makel“; wer ihn noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt tun. Bislang ist nämlich jeder Irrsinn, der die amerikanische Gesellschaft geritten hat, auch nach Deutschland geholt worden, so wie die politische Korrektheit. Im Roman wird erzählt, wie der Literaturprofessor Coleman Silk in der immergrünen Blütezeit der Political Correctness und der Clinton-Affäre gefeuert wird (Zitat: „In Amerika war es der Sommer, in dem der Brechreiz zurückkehrte“), weil er eine harmlose, alltägliche Bemerkung über ihm in jeder Hinsicht unbekannte, permanent fehlende Studenten macht. Er wird in der Folge mit dem groß aufgeblähten Vorwurf des Rassismus konfrontiert – die beiden Studenten sind Schwarze - und die amerikanische „Lust am Brandmarken“ tobt sich aus. Nun erleben wir das ganz real in Deutschland, so real, dass jüngst der Präsident des Deutschen Hochschulverbands, Bernhard Kempen, der WELT gegenüber äußerte, das Klima der politischen Korrektheit sei an den Hochschulen so bedrückend geworden, dass er die Freiheit der Forschung und Lehre bedroht sehe. Der Vorfall in der Universität Leipzig zeigt eines: Linke Studenten blockieren eine Vorlesung, stellen sich hinter das Rednerpult mit der Körperhaltung internationaler Geistesgrößen, meinen über die Beschäftigung und Zusammensetzung des Lehrpersonals entscheiden zu können, fordern auf, die Vorlesungen von Prof. Dr. Dr. Rauscher zu boykottieren und stattdessen Lerngruppen zu bilden (als ob das eine rechtlich anerkannte Qualifikation darstellte, die der SDS Leipzig selbst erteilen könnte), geben Inhalte vor, wollen den Ruf eines Wissenschaftlers noch vor jedem Gerichtsurteil schädigen, lachen und grölen in einem Hörsaal. Das soll die neue Elite sein? Wenn unsere Gesellschaft Vorfälle wie in der Universität Leipzig zulässt, statt diese Störer wegen ihrer Anmaßungen zu exmatrikulieren, dann verdient sie es, von genau diesen Leuten an der Nase herumgeführt zu werden. Dann gilt das Zitat aus Roths Roman: „Warum sind wir eigentlich so verrückt?“
Die Berichterstattung über Ungarn im Öffentlich-Rechtlichen ist für jeden, der das Land, die Sprache und die Kultur kennt, ein Ärgernis. Sie geht zulasten eines Landes, das gastfreundlich und patriotisch zugleich ist; penibel darauf bedacht, die eigenen Traditionen zu leben und sie zu erhalten. Im Öffentlich-Rechtlichen hat man dafür scheinbar wenig Verständnis und gerät beim Gedanken, dass die politische Korrektheit im ungarischen Alltag, besonders jenseits der großen touristischen Zentren, tatsächlich eine wohltuend unbedeutende Rolle spielt, in journalistische Wallung.