Werden Cato und JF ihre Stände absagen und auf den Messeauftritt verzichten, falls es Ihnen nicht gelingen sollte, andere Plätze zu ergattern (worum sie sich – jede Wette – derzeit bemühen)?
Nun: Der Jungen Freiheit ist es nicht gelungen, einen anderen Standplatz als den ihr von der Messeleitung zugewiesenen zu bekommen. Die Zeitung sieht sich samt angehängter Zeitschrift nun ins „rechte Eck“ gestellt – flankiert von Compact, einem NPD-Verlag und Antaios. Nun hat man also den Rückzug angetreten. Die Linken jubeln!
In diesem Zusammenhang möchte ich daran erinnern, wie es anno 2006 zugegangen war, als Kubitschek mit dabei war, den Zugang der JF zur Leipziger Buchmesse zu erstreiten. Unter anderem fuhr er damals nach Berlin, um Material und einen Mitarbeiter abzuholen und danach in Leipzig auf der zentralen Pressekonferenz der Messe dem Anliegen der JF Gehör zu verschaffen. Die Pressekonferenz wurde damals abgebrochen.
Nun wirft JF-Geschäftsführer Dieter Stein in seinem Kündigungsschreiben dem Messedirektor Oliver Zille vor, mit der von linksradikalen Verlagen initiierten Aktion #verlagegegenrechts zu kooperieren. Durch den von der Messe konstruierten „rechtsextremen Block“ sei eine Teilnahme für die JF “rufschädigend und wirtschaftlich sinnlos.“
Dieses Einknicken war absehbar. Und wir? Unser a) Ruf, unsere b) Wirtschaftsinteressen?
Ad a): Hier machen wir uns mit der Antwort gemein, die Gottfried Benn Jünger gab, als letzterer über bedenkliche „Hetzkampagnen“ sich besorgt zeigte. Benn:
Über mich können Sie schreiben, daß ich Kommandant von Dachau war oder mit Stubenfliegen Geschlechtsverkehr ausübe, von mir werden Sie keine Entgegnung vernehmen.
Und zu b): In der Wirtschaft gehen wir hinterher einen trinken. Mehr ist zu unseren wirtschaftlichen Interessen auf der Messe nicht zu sagen.
Gut. Was ist dran am Bündnis der Messeleitung mit #versagergegenrechts, und welche Typen verbergen sich überhaupt hinter diesem hashtag?
Zille sagte dem Mitteldeutschen Rundfunk , er wolle und könne rechte Verlage nicht generell ausschließen. Man arbeite jedoch daran, “dass rechte Verlage nicht zu sehr dominieren.” Andere Themen dürften nicht außer Acht gelassen werden.
Hier muß man bereits einhaken: Drohende Dominanz rechter Verlage? Ich habe nachgerechnet: Unter 2000 Austellern stehen nun ganze 0,15% unter „Rechtsverdacht“. Ich schreibe „Verdacht“, weil ich unsicher bin, inwiefern sich der NPD-nahe Ein-Buch-Verlag und Compact selbst als „rechts“ definieren.
Zille weiter: Außerdem stehe man mit Initiativen wie #verlagegegenrechts im Austausch: „Wir sind einer der wenigen analogen Orte, wo eine Auseinandersetzung mit Rechts stattfinden kann.“ Man habe eine ganze Reihe an Veranstaltungen zum Thema geplant.
Mit uns steht Zille jedenfalls nicht „im Austausch“, und wir wurden als „Austauschpartner“ auch zu keiner dieser Diskussionsrunden geladen. Einen unverhohlenen Gewaltaufruf linker Kräfte haben wir hier jüngst plakatiert. Zille sagt dem mdr, man habe das Sicherheitskonzept nun unter Beratung mit Polizei, Staatsschutz und eigenen Sicherheitsleuten „der aktuellen Lage angepaßt.“
Auf Nachfrage teilte uns die Sicherheitscrew heute mit, es gäbe natürlich keine „Extrawurst“ für uns, man sehe uns nicht im besonderen Maße bedroht. Wie werde man verfahren, wenn es wieder Brüllchöre gegen unsere Veranstaltungen gäbe? Antwort: Auch Chöre dürften auf der Buchmesse auftreten. Das falle alles unter die Meinungsäußerungsfreiheit.
Soviel wäre also klar.
Wie steht es nun um das hysterische Gezappel der #versagergegenrechts? Dazu wäre einiges zu sagen. Diese Hashtagmenschen haben vor Monaten begonnen, per Crowdfunding Mittel einzuwerben. Mittel wofür? Um Lesezeichen zu drucken, kleine Streifen, auf die #versagergegenrechts gedruckt ist. Als „Fundingziel“ haben sie sich 10.000 Euro gesetzt, mittlerweile haben sie gut 11.000 Euro eingesammelt. Helga, die kein Lesezeichen will, sondern nur ein pdf, um #versagergegenrechts auf „ihr Laufshirt“ zu drucken, wurde auch zufriedengestellt. (Ich mag’s mir ungern vorstellen, live.)
Der Rummel der #versagergegenrechts beginnt bereits am Mittwoch, den 14. März. Da planen sie eine Demonstration in der Leipziger Innenstadt (facebook: „91 nehmen teil“). Gegen wen? – Gegen „die Scharfmacher*innen, in deren Windschatten sich Gewalttäter*innen bewegen.“
Um 18:15 Uhr soll es zu einer Fotoaktion »Bücher gegen Rechts« kommen. Der Aufruf:
Bringe zu der Kundgebung ein Buch mit, dass dich politisch bewegt hat, in dem gegen Rassismus und Ausgrenzung angeschrieben wird, in dem Geschichten von Solidarität und Menschlichkeit erzählt werden. Gemeinsam wollen wir diese Bücher hochhalten und ein antifaschistisches Büchermeer produzieren. Wir freuen uns auch über Plakate mit einem Zitat aus dem Buch.
#versagergegenrechts haben übrigens von einem geneigten Cartoonisten ein Logo entworfen bekommen, das ob seines Retrocharmes schmunzeln läßt: Ein Gewaltbuch mit einer Eule und dem Schriftzug „vgr“ fliegt durch die Gegend und zerschmetternd ein… ja, ein Hakenkreuz.
Was sind das für Leute, die sich so mutig hervorwagen und sich per Unterstützerunterschrift als Freunde der #versagergegenrechts darstellen? Blütenlese:
Ein Ansprechpartner der “Bewegung” heißt René Arnsburg. Er betreibt den sehr, sehr kleinen Manifest-Verlag, der Marxistische Schriften sowie eine Lenin-Textsammlung herausgibt. Etliche Unterstützer dieses Verlags finden sich unter den Unterzeichnern von #versagergegenrechts.
Mit dabei ist natürlich der notorische, linke Verbrecherverlag, der vom Großfeuilleton stets mit Lorbeeren bedacht wird. Verleger Jörg Sundermeier ist Autor eines Buchs, das im (ebenfalls unterzeichnenden) bebra Verlag publiziert wurde: „Sprich mit meinem Arsch, mein Kopf ist krank!“ Nun denn.
Apropos „krank“. Ein besonderes Schmankerl scheint mir der Joanmartin Literaturverlag darzustellen. Ich erlaube mir, von dessen Netzseite zu zitieren:
Wer tagsüber Stress hat, will am Abend entspannen.Damit auch Eltern, die Kinder erziehen, oder Menschen, für die kulturelle Orte aus anderen Gründen nicht gut zu erreichen sind, Literatur live erleben können, will j:m: zu Ihnen nach Hause.
Ohne dass Sie mehr tun müssten als vielleicht ein paar Freunde und Bekannte zu sich einzuladen, will j:m: Sie literarisch unterhalten.
Auch Kranken- oder Seniorenzimmer lassen sich durch „eat & read“ in Leseorte verwandeln.
Aus dem „aktuellen Programm von „joanmartin“:
„auschwitz : heute“
Bodenausstellung mit LesungJede Lesung dauert 45 Minuten und beinhaltet eine Diashow, die für (multimediale) Abwechslung sorgt, so dass auch digital natives auf ihre Kosten kommen.
Wie sagt man? Wer solche Feinde hat, braucht keine Freunde mehr?
Zahlreiche andere unterstützende Verlage sind per Netzsuche überhaupt nicht auffindbar, beispielsweise „Literature and Felicy“, „Ochsenfurter Edition“, „Frohmann Verlag“ und „Georg Lindt- Verlag“.
Unter den unterzeichnenden Einzelpersonen ist auch Susanne Schüssler zu finden, Verlagsleiterin eines der wenigen größeren Verlage, nämlich Wagenbach. Erinnert man sich? Wagenbach hatte in den siebziger Jahren das RAF-Manifest veröffentlicht, er war damals zu einer Gefängnisstrafe (auf Bewährung) verurteilt worden. Gilt heute immer noch als schick, so eine coole, gewaltaffine Kampfkurve in der Biographie.
Ein paar der 160 „Einzelpersonen“, die sich #versagergegenrechts angeschlossen haben, habe ich spaßeshalber gegooglet.
Na hoppla, die erfüllen die Hasthtagaussage ja formidabel! Wir hätten da die „Autorin“ Diandra Linnemann. Sie teilt ihre Wohnung mit zwei Katzen und „absterbenden Grünpflanzen“ und hat ein Buch verfaßt, das Andrea die Lüsterne und die lustigen Tentakel des Todes titelt. Verkaufsrang bei amazon.de: 503. 261.
Oder Jost Renner, leider verkannter „Lyriker“. Sein Gedichtband Liebesenden erzielt Verkaufsrang 790. 200. Oder das Pärchen Tia und Alfred und Tia Berger. ER ist Ex-Junkie und verfaßt „abstoßende Kurzgeschichten, in denen er gern Blut, Gedärm und Folter“ zeigt. So geht es fort und fort.
Wie schade, daß die Junge Freiheit und Cato vor diesen Bessermenschen eingeknickt sind!
Wir jedenfalls werden hübsche Neuerscheinungen im Gepäck haben. Unter anderem Nationalmasochismus, herausgegeben von Martin Lichtmesz und Michel Ley. Im März erschienen, ist die erste Auflage bereits vergriffen, die zweite wird zur Buchmesse lieferbar sein, Stand heute: 5000 Exemplare.
Und besonders stolz sind wir auf das neue Buch Frauen bleiben. Männer werden. Sex, Gender, Feminismus der furiosen Camille Paglia , das exakt zum Buchmessebeginn aus der Druckerei kommen wird. Wer will uns die Präsentation dieser prächtigen Bücher versagen?
Hier nochmals unsere Termine:
Samstag, 17. III.
16.30 Uhr: Die Zeitschrift Sezession
mit Benedikt Kaiser, Erik Lehnert und Götz Kubitschek
17.00 Uhr: Defend Europe – das Buch zur Kampagne
mit Alexander Schleyer, Martin Sellner und Götz Kubitschek
Sonntag, 18. III.
13.30 Uhr: Camille Paglias Frauen bleiben, Männer werden
Gespräch mit Ellen Kositza und Martin Lichtmesz
14.00 Uhr: Nationalmasochismus – ein Sammelband
Präsentation mit Martin Lichtmesz und Caroline Sommerfeld
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Für alle vier Veranstaltungen ist uns die Leseinsel in Halle 3 zugewiesen worden – schräg gegenüber von unserem Verlagsstand, H601. Wir haben also kurze Wege. Wie schrieb Kubitschek vor drei Wochen?
Laßt uns mal alle zusammen diese zugewiesene Ecke tatsächlich zu unserer Ecke machen – zu den interessantesten, anstößigsten, belagertsten, fröhlichsten, umtriebigsten 200 Quadratmetern der Messe (die Manga-Halle ausgenommen, gegen diesen Auftrieb hat man keine Chance).
Leipzig, wir kommen!
Hartwig aus LG8
Ich werde kommen.
H.