Die Debatte um die Nationalmannschaftsspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan, die sich freudestrahlend mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan fotografieren ließen, entstellte das “Wir” zur Kenntlichkeit. Dabei wurde – nicht zum ersten Mal – deutlich, daß Özils Identitätsschwerpunkt offenbar keineswegs in Deutschland liegt. Das ist an sich kein Verbrechen, aber problematisch für einen Menschen, der als Fußballspieler Deutschland repräsentieren und als Musterbeispiel für gelungene “Integration” herhalten soll (was schon vor acht Jahren wenig überzeugend war).
Der Fall Özil und die davon inspirierte #MeTwo-Kampagne zeigen deutlich, daß diese Aneignungs‑, Aushöhlungs- und Umdeutungsversuche des “Deutschseins” gescheitert oder zumindest an eine Grenze gekommen sind; daß das von der politisch-medialen Klasse vielbeschworene postnational-multikulturelle “Wir” eine Illusion ist und wohl auch immer schon war. Die Fassade fällt ab, und die “Entfremdung” wird sichtbar – oder vielmehr die niemals überwundene, nur übertünchte Fremdheit und Andersheit.
Alexander Wendt bemerkte übrigens, daß das Gejammer vorwiegend aus muslimischen Ecken kam:
Insgesamt fällt bei #MeTwo ein gravierender Mangel an Einwanderern aus Ostasien auf, die über Diskriminierung klagen. (…) In der Debatte um Migration, neue Deutsche und Diskriminierung kommen asiatische Einwanderer praktisch nicht vor, weder in den etablierten Medien, siehe oben, noch in der Politik. Man ahnt, warum.
Ende Juli veröffentlichte der in Köln geborene kurdisch-türkische Rapper Eko Fresh (Ekrem Bora) ein Rap-Video mit dem Titel “Aber”, das sich im Gegensatz zu der echokammerartigen #MeTwo-Kampagne wenigstens bemüht, auch die “andere” Seite zu verstehen und zu Wort kommen zu lassen. Darin hauen sich ein junger Deutscher und ein junger, islamistisch-nationalistischer Türke (beide von Schauspielern dargestellt und gerapt von Eko Fresh), wechselseitig die üblichen kanakisch-kartoffeligen Vorwürfe um die Ohren. Der Deutsche, ein AfD-Protestwähler, beendet seinen Diss mit den Worten “Ich bin kein Rassist, aber…”, der Türke mit “Ich liebe Deutschland, aber…”
Eko Fresh inszeniert sich in einem dritten Teil als Vermittler, der buchstäblich “zwischen den Stühlen sitzt”, und beide Seiten aufruft, “sich gegenseitig mit Respekt zu begegnen – unabhängig von Herkunft und politischer Gesinnung”, wie der Kölner Stadtanzeiger formulierte.
Ich sitze schon mein ganzes Leben zwischen diesen fucking Stühlen, und grade als ich dachte, es wäre alles abgekühlt. Ich dachte: Bruderschaft, doch es war zu früh, ich bin Deutsch-Türke, keiner weiß, was ich fühle.
Fresh-Bora repräsentiert allerdings lediglich eine etwas liberalere Variante des “deutschtürkischen” Parts, ist außerdem strammer AfD-Hasser. Es gibt hier also kein wirkliches Gleichgewicht zwischen den Parteien, auch wenn der AfD-Anhänger ziemlich fair und akkurat dargestellt wurde. Daß seinem Standpunkt eine relative Berechtigung eingeräumt wird, dient weniger dazu, fundamentale Kritik an der Multikulturalisierung zuzulassen, als sie zu “managen”, letztlich ihren Ablauf reibungsloser zu gestalten. (Eine sehr ähnliche Stoßrichtung verfolgte das Video “Integration” von Al-Gear aus dem Jahr 2012.)
Wie wenig ehrlich Bora es mit seinem “Dialogangebot” meint, zeigt seine Reaktion auf die positive Rezeption seines Videos durch AfD-Anhänger: Es sei ganz “unfassbar!!!”, schrieb er auf Facebook, daß Sympathisanten der AFD seinen Song für “Eigenwerbung” nützen würden. Ist das wirklich überraschend? No na ned, wie man in Wien sagen würde!
Der Kommentar des Stern entbehrt deshalb nicht einer gewissen Komik:
Mit seinem neuen Song “Aber” hat Eko Fresh mitten ins Schwarze getroffen. Über dreieinhalb Millionen Menschen haben sich bereits angehört, was der Rapper zu den Themen Integration, Mesut Özil, Erdogan und Rechtsruck in Deutschland zu sagen hat. (…)
Mit klaren, teilweise sehr harten, Aussagen, scheint er vor allem eins sagen zu wollen: Wir müssen miteinander reden.
Doch nun wollen einige Menschen den Song aus dem Zusammenhang reißen und für ihre eigenen Zwecke nutzen.Ausgerechnet AfD-Anhänger haben sich die erste Strophe des Songs, also die aus der Sicht eines AfD-Wählers, geschnappt und sie vom Rest getrennt. Und als braunes Sahnehäubchen haben sie noch ein Logo der Partei ans Ende gehängt. Dieses Video wird nun offenbar unter Anhängern der rechtspopulistischen Partei geteilt.
So ernst meint man es offenbar doch nicht mit dem “Miteinander-reden-müssen”. Wie immer, wird der Schwanz eingezogen, sobald es ernst wird. AfD-Positionen dürfen nur durch einen passenden Filter in die Debatte einfließen. Wer den vorgegebenen Rahmen sprengt, und ein eigenes “Framing” aufmacht, “reißt” die Argumente “aus dem Zusammenhang”.
Es ist jedenfalls bezeichnend, daß Eko Fresh seinen Song direkt nach dem millionenfach abgerufenen Video “I’m not Racist” von Joyner Lucas modelliert hat, in dem sich ein weißer, proletarischer Trump-Anhänger und ein Ghettoschwarzer ebenfalls unverblümt die Meinung geigen. Im Gegensatz zu “Aber” mündet es in eine reichlich unglaubwürdige Versöhnungsszene. Die Analogie ist jedenfalls klar: Die Konflikte zwischen Deutschen und (vor allem muslimischen) Einwanderern werden parallel zu den Rassenkonflikten in den USA gesetzt.
Dazu paßt auch die seltsame Wortmeldung von Aiman Mazyek via Twitter, er sei “als Muslim per se ein Schwarzer”.
WELT: Wie kommen Sie nun darauf, dass Sie „als Muslim per se ein Schwarzer“ seien? Sie sehen eher weiß aus.
Mazyek: Mir ging es darum, zu sagen, dass der australische Senator ja zwischen erwünschter weißer und unerwünschter muslimischer Einwanderung unterscheidet. Nun ist zwar de facto ein großer Teil der Muslime selber weiß. Allerdings macht der Senator sie mit seiner Aussage quasi zu Nichtweißen, für ihn ist ein Muslim also gleich nicht weiß. Und in diesem Kontext solidarisiere ich mich dann gern mit Dunkelhäutigen beziehungsweise Schwarzen, wie ich schrieb. Hiermit bin ich also ein Schwarzer und zudem solidarisch mit den australischen Ureinwohnern.
Dies hatte der besagte Senator Fraser Anning wörtlich gesagt:
„Als eine Nation sind wir berechtigt, darauf zu bestehen, dass diejenigen, die hierher kommen dürfen, überwiegend die historische europäisch-christliche Zusammensetzung der australischen Gesellschaft widerspiegeln…” (…) „Diejenigen, die hierher kommen wollen, müssen sich anpassen und integrieren“, forderte der Senator. „Ethnokulturelle Vielfalt“ habe vielerorts bereits „gefährliche Ausmaße“ erreicht. Muslime hätten „durchgehend gezeigt, dass sie diejenigen sind, die sich am wenigsten anpassen und integrieren können“.
Obwohl Anning zumindest implizit für ein “weißes”, europäisch geprägtes Australien plädierte, keine Silbe davon, daß Muslime deswegen nicht nach Australien einwandern sollen, weil sie nicht “weiß” sind. Dafür nannte er eine Menge andere Gründe:
Der Einfluß der Religion lähmt die soziale Entwicklung derer, die ihr anhängen. Es gibt keine Kraft auf der Welt, die stärker ruckwärtsgewandt ist. (…) Die Bilanz der Muslime, was Verbrechensraten, Abhängigkeit vom Wohlfahrtsstaat und Terrorismus angeht ist, ist die schlechteste unter allen Migranten und übertrifft jene aller anderen Einwanderergruppen bei weitem.
Doch zurück nach Deutschland.
Die deutsch-iranische “Migrationsexpertin” Naika Foroutan erklärte in einem Interview,
dass sie sogar schon überlegt hatte, Deutschland den Rücken zu kehren – gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern. Der Grund sei eine „starke Entfremdung“, die sie im Land spüre: „Ich habe derzeit nicht den Eindruck, dass diese Entfremdung aufzuhalten ist. Deutschsein ist wieder sehr viel stärker mit Herkunft verbunden, mit nationalem Bekenntnis, mit Weißsein“, so die Migrationsexpertin.
Das trifft sicher zu, aber diese “Entfremdung” ist nach Foroutan etwas, das böswillig von außen gemacht und aufgezwungen wird, und nicht die Erkennung und Anerkennung eines faktischen, wechselseitigen Fremdseins, wie es etwa in der Özil-Gündogan-Erdoğan-Posse sichtbar wurde. Der Punkt ist nicht, daß die beiden einen “Diktator” und “Demokratiefeind” geehrt haben, was ein großes No-Go für einen anständigen, grundgesetztreuen Deutschen ist. Sondern daß sie bekundet haben, wo ihre wahren nationalen Loyalitäten und Identifikationen liegen.
Als jüngstes Beispiel nennt sie (Foroutan) den Fußballer Özil, der zusammen mit dem türkischen Staatspräsidenten für ein Foto posierte hatte und dafür heftige Kritik erntete: „Ein Bild mit einem Autokraten, während die WM bei einem Autokraten stattfindet, wird genutzt, um Özil das Deutschsein zu entziehen“, so Foroutan in Anspielung auf die Fußballweltmeisterschaft, die in Russland stattfand. Laut Foroutan sähen viele Migranten darin die Warnung, „dass einem die Zugehörigkeit jederzeit entzogen werden kann, egal welche Verdienste man hat und welche Leistungen man erbracht hat“.
Mit dieser heuchlerischen Rhetorik arbeitet Foroutan, eine besonders fleißige und ungenierte Wühlmaus, schon seit Jahren. In meinem 2011 erschienenen Bändchen “Die Verteidigung des Eigenen” habe ich ihrem “sozialwissenschaftlichen” Islamisierungs-Projekt “HEYMAT” mehrere Seiten gewidmet.
Der Schriftsteller Richard Wagner schrieb 2010 dazu auf der Achse des Guten:
Im Ernst: Was bezweckt ein solches Projekt? Interessant ist, dass es sich nicht auf alle Einwanderer bezieht, sondern nur auf die so genannten Muslime. Es geht auch nicht mehr um Integration, sondern es geht darum, Platz zu machen, für eine Einwanderergesellschaft innerhalb unserer völkerrechtlich anerkannten Grenzen. Es geht um unser Territorium, um den Versuch der Landnahme.
Die Muslime sind die einzige Einwanderergruppe in Deutschland, die für sich Gruppenrechte beansprucht. Ein moderner Staat hat aber keine Gruppenrechte zu vergeben, sondern nur Individualrechte, über den individuellen Erwerb der Staatsangehörigkeit. Da es für ethnische Gruppen aussichtslos ist, ein Gruppenrecht zu beanspruchen, tritt man als religiöse Gruppe auf, als Muslime. Damit kann man sich bei den Forderungen auf die Religionsfreiheit berufen, und so für die Gruppe ein Mitspracherecht in allen denkbaren Gremien, Ausschüssen und sonstigen Institutionen für sich zu reklamieren.
Damit ist man nicht individuell integriert, sondern als Gruppe den Einheimischen gleichgestellt. Man wird also als Gruppe nicht Teil einer einheimischen Mehrheit, sondern erwirbt einen territorialen Besitzanspruch. Geht man auf ein solches Projekt ein, sollte man wissen, dass an seinem Ende die Auflösung der deutschen Nation steht, der Verlust der Heimat (ohne Ypsilon) für den Einzelnen, das Aufgeben unseres Territoriums. Wir riskieren, was den Serben passiert ist, indem sie den Kosovo verloren haben … In welchem Land der Welt würde ein Projekt wie ›Heymat‹, mit dem erklärten Ziel der Selbstaufgabe der Einheimischen, nicht nur geduldet, sondern auch noch öffentlich gefördert werden?
Daran hat sich seither nichts verändert und vieles zugespitzt.
Im Jahr 2018 erscheint in der FAZ ein Artikel aus der Feder eines zweifelsohne kern‑, erz- und urdeutschen Soziologen namens Aladin El-Mafaalani, der seit 2018 im nordrhein-westfälischen Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration in Düsseldorf arbeitet, also in einer bevölkerungspolitischen Institution. Sein Text versucht, der Multikulturalisierungspropaganda einen neuen Twist zu geben. Er gibt zu, was nicht mehr zu leugnen ist: Daß die Multikulturalisierung keineswegs ein harmonisches, “vielfältiges” Regenbogenland hervorgebracht hat, sondern Spannungen, Spaltungen, Agressionen, Rivalitäten und Konflikte.
Das ist freilich eine altbekannte Tatsache. 2007 wies der amerikanische Soziologe Robert Putnam in einer Studie die negativen Folgen von “Diversity” für den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft nach (basierend auf Daten, die er in den neunziger Jahren gesammelt hat). Und schon 1991 schrieben Daniel Cohn-Bendit und Thomas Schmid (beide wohlgemerkt entschiedene Anhänger des Multikulturalismus):
Die multikulturelle Gesellschaft ist hart, schnell, grausam und wenig solidarisch, sie ist von beträchtlichen sozialen Ungleichgewichten geprägt und kennt Wanderungsgewinner ebenso wie Modernisierungsverlierer; sie hat die Tendenz, in eine Vielfalt von Gruppen und Gemeinschaften auseinanderzustreben und ihren Zusammenhalt sowie die Verbindlichkeit ihrer Werte einzubüßen.
Nun muß El-Mafaalani begründen, warum es sich hierbei aber dennoch um eine positive Entwicklung handelt. Dies verläuft analog zum Thema “großer Austausch”: Sobald er nicht mehr geleugnet werden kann, muß er affirmiert werden. Sobald evident wird, daß die Deutschen resp. “Weißen” in ihrem eigenen Heimatland durch importierte Völker ersetzt werden, muß dieser Vorgang gefeiert und beschleunigt werden. Sobald evident wird, daß Multikulti Konflikte hervorbringt, muß das “Spannende” und Aufregende an dieser Entwicklung propagiert werden.
Sie sind jung, mutig, mobil, hungrig, risikobereit, initiativ. Solche Menschen braucht das Land. Natürlich ist es nicht schön, wenn Jugendliche – ob mit türkischem oder libanesischem Hintergrund – in den Straßen von Berlin Banden bilden, Reviere verteidigen und mit Messern hantieren. Aber hinter der Kritik an ihrem Verhalten verbirgt sich oft bloß der Neid derer, die Vitalität als Bedrohung empfinden, weil sich die eigene Mobilität auf den Wechsel vom Einfamilienreihenhaus in die Seniorenresidenz beschränkt. Lieber ein paar junge, ausländische Intensivtäter als ein Heer von alten, intensiv passiven Eingeborenen.
Hinweg also mit der These,
… von der alle ausgegangen sind und immer noch ausgehen: Eine positive Entwicklung würde daran erkannt, dass es insgesamt harmonischer zugehe. Die konfliktfreie Gesellschaft ist diesem Verständnis nach der Referenzrahmen, an dem man die Erfolge der Integration und die Entwicklung zu einer offenen Gesellschaft insgesamt erkennen könne.
El-Mafaalini versucht nun, das argumentative Kunststück zu vollbringen, daß ein “höheres Konfliktpotenzial” Zeichen für eine gelungene “Integration” sei:
Gelungene Integration erhöht deshalb das Konfliktpotential, weil Inklusion, Gleichberechtigung oder eine Verbesserung der Teilhabechancen nicht zu einer Homogenisierung der Lebensweisen, sondern zu einer Heterogenisierung, nicht zu mehr Harmonie und Konsens in der Gesellschaft, sondern zu mehr Dissonanz und Neuaushandlungen führt. Zunächst sind es Konflikte um soziale Positionen und Ressourcen, im Zeitverlauf werden soziale Privilegien und kulturelle Dominanzverhältnisse in Frage gestellt und neu ausgehandelt. Desintegration geht einher mit sozialen Problemen. Das dauerhafte Ausgeschlossensein vom Tisch steigert die Wahrscheinlichkeit für abweichendes Verhalten, für Kriminalität und Gewalt. Bei Integration handelt es sich hingegen um grundlegende, die Gesellschaft verändernde Konflikte.
Durchaus treffend schildert er die Dynamik, die man auch in den Forderungen und der Rhetorik der migrantischen Eliten beobachten kann. Der Begriff “Integration” hat hier jeden ursprünglichen Sinn verloren. Er bedeutet hier nicht mehr Assimilation in die nationale Kultur und das Gastvolk, sondern deren Desintegration (denn nichts anderes bedeutet diese “Veränderung” der Gesellschaft durch “Konflikte”), Teilhabe am Wettbewerb um Macht und Ressourcen aller Art:
Die ersten Nachkommen beginnen, sich an den Tisch zu setzen. In der zweiten Generation gelingt Integration zunehmend. Die Migrantenkinder sprechen deutsch, haben nie in einer anderen Heimat als Deutschland gelebt und sehen sich schon als Teil des Ganzen. Egal, wie wir Integration definieren, hier findet sie statt. Und deshalb steigt das Konfliktpotential. Denn mehr Menschen sitzen jetzt am Tisch, wollen einen schönen Platz und wollen ein Stück vom Kuchen. Es geht hier also um Teilhabe an Positionen und Ressourcen.
In der dritten Generation geht die Reise noch mal weiter. Die Enkel der Migranten möchten nicht mehr nur am Tisch sitzen und ein Stück vom servierten Kuchen bekommen. Sie wollen mitbestellen. Sie wollen mitentscheiden, welcher Kuchen auf den Tisch kommt. Und sie wollen die alten Tischregeln, die sich entwickelt und etabliert haben, bevor sie dabei waren, mitgestalten. Das Konfliktpotential steigert sich weiter, denn nun geht es um die Rezeptur und die Ordnung der offenen Tischgesellschaft.
Der “Kuchen” ist natürlich nichts anderes als die ethnokulturelle Zusammensetzung des “Ganzen”, der “Heimat”, aber auch ihre Ressourcen, Grundlagen, Eigenarten, Symbole, Strukturen, Vorzüge, Reichtümer, die es zu kassieren und einzuverleiben gilt. Der Kuchen soll durch neue Zutaten ein anderer werden und anderen Menschen gehören. Zuerst ist davon die Rede, den Kuchen zu teilen, dann, einen ganz anderen Kuchen zu backen, weil der alte den neuen Mehrheiten nicht mehr schmeckt. Gleichzeitig wird beschwichtigend behauptet, daß der Kuchen trotzdem derselbe bleiben werde, oder daß zumindest Teile des Rezeptes nicht angetastet würden (wie etwa “unsere Werte”, “die Demokratie” oder das “Grundgesetz”), was natürlich völlig unglaubwürdig ist.
Wir haben es hier also mit nicht weniger als einem Kultur- und Verteilungskampf zu tun, der entlang ethnokultureller und inzwischen auch explizit “rassischer” Linien verläuft, aber auch eine Art Klassenkampfaspekt hat. Denn die genannte “migrantische Elite” ist (momentan) nur eine Unterabteilung einer politisch-medialen Kaste aus vorwiegend “Biodeutschen”, die die gleichen Ziele verfolgen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, seien sie “ethnomasochistischer”, “globalistischer” oder linksutopischer Natur. So gesehen ist etwa ein Kazim nur die “People of Color”- Variante eines Georg Diez (was sich auch im Habitus und in der Physiognomie niederschlägt).
Hadmut Danisch kommentierte den Text von El-Mafaalani so:
Es wird immer gesagt, dass wir ein Einwanderungsland seien, aber es wird nie gesagt, wie wir dazu geworden sein wollen, sondern immer nur, dass man es gegen die durchsetzt, die es nicht wollen. Wer die sind, die es wollen, wird nicht gesagt. Und dass es darüber nie eine demokratische Entscheidung oder einen Konsens gab. Die Entscheidung, dass wir ein Einwanderungsland sind, haben hier eigentlich die Einwanderer getroffen und nicht die, die das demokratische Wahlrecht haben. Und damit ist es keine Einwanderung, denn es fehlt an der Zustimmung von innen. Es ist eine Landnahme, ein Landraub, ein Demokratieentzug.
Demographie ist Schicksal. Sobald eine bestimmte Gruppe die Mehrheit in einem bestimmten Territorium stellt, wird sie diesem ihre Regeln und ihre Identität aufzwingen. Diejenigen, die das nicht wollen, haben ab einem bestimmten Punkt nur mehr die Wahl zu kämpfen oder das Territorium zu verlassen.
Ähnliche Prozesse laufen in den USA und anderen Ländern der westlichen Welt ab, weshalb der Blick über den Atlantik wichtig ist, um zu begreifen, was auch uns in naher Zukunft blüht. Siehe dazu den ersten Teil dieses Beitrags und meine neues Kaplakenbändchen Rassismus – Ein amerikanischer Alptraum.
Niedersachse
Besonders drollig finde ich auch die Aussage bundesdeutscher Funktionseliten und journalistischer "Edelfedern", Özil sei von Erdogan für seine politische Agenda missbraucht und instrumentalisiert worden. Was für eine perfide Heuchelei und "Haltet den Dieb"- Mentalität. Gerade Özil - stellvertretend für alle anderen Migrationshintergründler in der DFB- Bevölkerungself - ist doch über einen Zeitraum von fast zehn Jahren von der bundesdeutschen Politprominenz und ihrer journalistischen Einpeitschern permanent für ihre sinistren politischen Ziele missbraucht worden. Leute wie Özil soll(t)en als Represäntanten des neuen multikulturellen Deutschlands dienen. Özil sei einer "von uns" hieß es landauf landab, der "Junge aus dem Ruhrpott mit türkischen Wurzeln". Genau so, wie es jeden Tag von den Kanzeln und Rednerpulten dieser bunten Republik gepredigt wird. Alle sind gleich, vor allem gleich deutsch, unabhängig davon wo die Wurzeln eines jeden Einzelnen liegen. Dass das selbstverständlich grundfalsch ist und eher der Wunschraum des politisch- medialen Etablishments, dürften auch über all die Jahre viele der handelnden Akteure geahnt haben. Özil und Gündogan haben diesen Gesellschaftsumbauern jedenfalls einen Bärendienst erwiesen, indem beide, also auch Gündogan, gezeigt haben, wem ihre Loyalität wirklich galt und immer noch gilt. Die peinlich inszenierte MeTwo-Debatte nach Özils Rücktritt soll der ganzen Geschichte nochmal einen Schub in die richtige, politisch gewünschte Richtung geben. Wie durchschaubar und verlogen! Gerade in einem Land, das in einem Grade überfremdet ist wie die BRD, in einem Land in dem Multikulti den Status einer Quasi- Religion erfüllt, beschweren sich Ausländer und Passdeutsche über den angeblichen Alltagsrassismus, der ihnen permanent entgegenschlagen zu scheint. Um eines abschließend klarzustellen: Schuld daran, das dieses Land mittlerweile einem "Shithole Country" gleicht, sind die, die jahrelang die Politik bestimmt haben und deren Wähler, das ist Fakt. Es geht mir nicht darum, Leute zu beschimpfen sondern einfach die Tatsachen zu benennen. Doch zurück zum Thema: Wenn sich in diesem Staat Ausländer und/ oder Deutsche mit veredeltem Hintergrund als Rassismusopfer inszenieren, ist das an Lächerlichkeit und Unverschämtheit nicht zu überbieten.