Beide haben teilweise Recht. Die Republikaner haben zwar etliche Sitze im Kongress verloren, allerdings zum Ausgleich im Senat dazugewonnen. Es ist durchaus normal, daß die Regierungspartei in den “Midterm Elections” an Macht verliert, und Trump hat im Vergleich mit anderen Präsidenten ziemlich gut abgeschnitten:
Reagan (-26 im Repräsentantenhaus/-0 im Senat)
Bush I. (-8/-1)
Clinton (-54/-9)
Bush II. (+8/+1)
Obama (-65/-6)
Trump (-34/+5)
Die Verluste der Demokraten im Jahr 2010 waren eklatant hoch, trotzdem wurde Barack Obama 2012 wiedergewählt. Von einer “blauen Welle”, die den unliebsamen Präsidenten hinweggeschwemmt oder seine schwindende Popularität bewiesen hätte, kann also keine Rede sein, allenfalls von einem “blauen Auge”.
Trump selbst begab sich auf eine aufwendige Kampagnentour, um den Kontakt mit seiner Basis wieder aufzufrischen, die ihm stärker als je zuvor die Treue hält. Im traditionell republikanisch (rot) regierten “Bible Belt”-Staat Missouri (Anteil der “non-Hispanic Whites” rund 80%) kam es zu einer bewegenden Szene, als die Menge anfing, “Amazing Grace” zu singen, nachdem eine Besucherin kollabiert war und ein Arzt gerufen werden mußte.
Nachdem sich der Pulverdampf verzogen hat, steht Trump also immer noch aufrecht, obwohl die Medienhetze gegen ihn einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Diesmal stimmte auch Fox News in den Chor ein, und weigerte sich, seinen (sehr guten) Wahlspot zu zeigen, da dieser “rassistisch” sei.
Trump selbst kommt darin nicht vor; er stellt die unter seiner Präsidentschaft schnurrende Wirtschaft den Mobs der “Karawane” und der Antifa gegenüber, und beschuldigt die Demokraten, Kriminelle ins Land zu holen (von denen ein besonders leckeres Exemplar präsentiert wird).
Nicht nur mit diesem Spot drückte er den Republikanern seinen ureigenen Stempel auf, indem er den Brennpunkt auf seine bewährten Themen verlegte: Einwanderungskontrolle, sichere Grenzen, “ökonömischer Nationalismus”, anstelle der “softeren” konservativen Standardversprechen, Steuern zu senken, die keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken. In der Tat waren unter den Republikanern, die ihre Sitze verloren, signifikant viele “Never Trumpers”, also Moderate und Trump-Gegner, die sich das alte System vor dem Erdbeben von 2016 zurückwünschen.
Der trump-feindliche, linke Neocon Max Boot schrieb:
Der republikanische Caucus im Unterhaus, in der Tat die gesamte Republikanische Partei wird trumpiger als je zuvor werden. Dies vollendet ihre Transformation von einer konservativen Reagan-Ryan-Partei in eine weiß-nationalistische Partei nach Trumps Ebenbild.
Wie ich bereits ausführlich darstellte (hier und hier), ist die Behauptung, Trumps Agenda wäre “weißer Nationalismus” eine fixe Idee der Linken, die wie so viele ihrer Überzeugungen keine reale Basis hat. Ein Körnchen Wahrheit steckt jedoch darin. Eine anti-multikulturalistische, rigidere Einwanderungspolitik als die laufende (dazu gehört auch die Ohnmacht gegenüber den “Illegalen”) könnte den demographischen Abstieg der weißen Mehrheitsbevölkerung um einige Jahre verzögern, und einem eher traditionellen Selbstverständnis der USA wieder Auftrieb geben. Für Trumps Gegner gilt schon der Wunsch, daß die Weißen des “heritage America” in der Mehrheit bleiben, als “weißer Nationalismus”; dieser kann allerdings im öffentlichen Diskurs kaum offen geäußert werden.
Die Linke betrachtet die kulturelle Entmachtung der Weißen und ihr Schrumpfen zur Minderheit jedoch als “fortschrittlich” und “revolutionär”, als “dritte amerikanische Revolution” (Bill Clinton), als endgültige Umwandlung der USA zu einer universalistischen Menschheitsrepublik, in der es keinen Rassismus und keine Diskriminierung mehr geben soll. Auf diesem Weg muß vor allem das “weiße Privileg” demontiert werden. Folglich ist es vor allem die Linke, die bei praktisch jeder Gelegenheit den laufenden politischen Kampf zur Rassenfrage erklärt.
Und sie hat recht. Die “ethnische Wahl” ist in den USA zu einem entscheidenden Faktor geworden, wobei die Demokraten (ironischerweise einst die Partei der Südstaaten) ihre Mehrheiten heute vor allem durch nicht-weiße, die Republikaner ihre Mehrheiten vor allem durch weiße Wähler erzielen, zum Teil unabhängig davon, welche konkreten Positionen die jeweiligen Kandidaten vertreten (es gibt etliche Republikaner, die eine sehr liberale Einwanderungspolitik propagieren).
Darum ist der Kampf um die demographische Zusammensetzung der Vereinigten Staaten ein Kampf um die nackte politische Macht; überall dort, wo Weiße in der Minderheit sind, gewinnen nahezu automatisch die Demokraten.
Das bedeutet aber auch, daß sich der Dissens und die Feindschaft zwischen den Parteien vertieft haben. Ein paar Prozentpunkte Unterschied zwischen Kandidaten sind heute weniger ein Indikator für eine konservative oder “progressive” Wählerschaft, sondern zunehmend für rassisch-ethnische Mehrheits- und Minderheitsverhältnisse.
Sehen wir uns das in Zahlen an. Dazu benutze ich die Statistiken dieser Seite, die auf Stichprobenbefragungen beruhen. Demnach haben 54% der Weißen insgesamt rot gewählt (also nur eine knappe Mehrheit), wogegen die Nichtweißen deutlich überwiegend für blau stimmten: 69% der Latinos, 77% der Asiaten und satte 90% der Schwarzen. Letzteres zeigt, daß die Versuche der Republikaner, einen “Blexit” aus der Demokratischen Partei anzustoßen (mit Candace Owens als Gallionsfigur und Kanye West als temporärem Sympathisanten), kläglich gescheitert sind.
Auch die jüdischen Wähler blieben sich treu, und stimmten zu 79% für die Demokraten, und damit gegen Trump, trotz seiner großen Israelfreundlichkeit. Hingegen stimmten 75% der weißen, evangelikalen Christen (die aus religiösen Gründen häufig glühende Anhänger Israels sind) für die Republikaner.
Ein Beispiel für diese Spaltung entlang ethnischer Linien wäre Texas, ein üblicherweise “roter” Grenzstaat. Bei den Senatswahlen stimmten 66% der Weißen (71% der Männer und 59% der Frauen) für den Republikaner Ted Cruz; hingegen 84% der schwarzen Männer und 95% der schwarzen Frauen sowie 60% der hispanischen Männer und 66% der hispanischen Frauen für seinen demokratischen Herausforderer Beto O’Rourke.
Das Wahlergebnis war allerdings nur sehr knapp (Cruz: 50,9% : O’Rourke 48, 3%). Bei der letzten Zählung im Jahr 2010 betrug die Zahl der “non-Hispanic Whites” 45,3%. Die südlicheren Teile von Texas, die näher an der Grenze liegen und in denen die meisten Hispanics leben, sind auch deutlich blauer als die nördlichen, östlichen und mittleren Teile des Bundesstaates.
Ein anderes Beispiel: Der Bundesstaat Georgia (Schauplatz des Südstaaten-Klassikers Vom Winde verweht) wurde von der New York Times-Kolumnistin Michelle Goldberg explizit zum Schlachtfeld des Bevölkerungsaustausches erklärt (ich habe sie hier ausführlicher zitiert). Symbolisch stand hierfür das Rennen zwischen Brian Kemp (weiß) und Stacey Abrams (schwarz) um den Posten des Gouverneurs (Staatschefs); die beiden stehen sich derart unversöhnlich gegenüber, daß Abrams nach der Wahl erklärte, sie werde den Sieg Kemps nicht anerkennen, solange nicht klargestellt sei, daß auch wirklich alle Stimmen ausgezählt wurden.
Auch hier fielen die Ergebnisse sehr knapp aus: 50,3% (Kemp) vs. 48,7% (Abrams). Statistiken, wie sich die Wählerschaft rassisch aufteilte, konnte ich nicht finden, aber eine vor der Wahl getroffene Schätzung: demnach konnte Abrams mit 90% der schwarzen und 90% der nicht-weißen Stimmen insgesamt rechnen, als auch mit 25% der weißen Stimmen aus den nicht-ländlichen, urbanen Zonen.
Die schwarze Fernsehmoderatorin Oprah Winfrey hob die Wahl explizit auf eine tribale Ebene, als sie auf einer Wahlveranstaltung Abrams die schwarzen Wähler ermahnte, sie würden ihre Familien “entehren” und “ihr Erbe, ihr Leid, ihre Träume”, wenn sie sich von der Wahl fernhalten würden.
Georgia ist ein Beispiel für einen rasanten demographischen Wandel, der sich auch politisch manifestiert:
- 1990 war Georgia 70,1 % weiß and 26,9% schwarz.
- 2000: 63.2% weiß, 28.9 % schwarz, 5,4% Hispanic, 2,3% asiatisch.
- 2010: 56,6% weiß, 30,8% schwarz, 8,8%% Hispanic, 3,5 asiatisch.
myajc.com formuliert (auf dieser Seite die animierte Graphik anklicken):
In ganz Georgia findet eine massive demographische Verschiebung statt. Die weiße Bevölkerung in den meisten counties werden innerhalb der nächsten Jahrzehnte zu Minderheiten werden (also weniger als 50% der Einwohner stellen).
Hier eine weitere Stichprobe: Diese Seite listet die zehn “konservativsten” Städte (also mit den meisten republikanischen Wählern) von Georgia – alle haben eine überwiegend weiße Bevölkerung zwischen 95 und 75%. Wohingegen nur drei der von derselben Seite ausgewählten “most liberal cities in Georgia” (mit den meisten demokratischen Wählern) eine weiße Mehrheit zwischen 64–73% haben. (In diesem Artikel wird die demographisch-politische Dynamik von Georgia ausführlich behandelt.)
Diese “Rassifizierung” des Wahlverhaltens hat böse Folgen. Seit sich die Demokraten den Multikulturalismus und das “Browning of America” (das “Bräunen Amerikas”) auf die Fahnen geschrieben haben, werden die weißen republikanischen Wähler zunehmend wie eine reaktionäre, “rassistische” Kulakenklasse betrachtet, die dem “Fortschritt” und dem “Neuen” im Wege steht. Dadurch werden sämtliche “progressiven” Agenden – wie Feminismus, Antirassismus, LGBT, “offene Grenzen” – mit einer antiweißen Politik verknüpft, die nach der demographischen und kulturellen Enteignung der weißen (Noch)-Mehrheit trachtet.
Diesmal hat sich die linke Presse entschlossen, weiße Frauen anzuklagen, daß sie nicht ausreichend “progressiv” gewählt haben.
Hier beschwert sich eine schwarze Autorin des Atlantic über weiße Frauen, die mehrheitlich für Ted Cruz (nebenbei ein halber Hispanic) und Donald Trump gestimmt haben. Sind sie nicht Verräterinnen am Feminismus?
Elie Mystal, ein schwarzer Redakteur der New York Times, beschwerte sich über dieselbe Tatsache:
Weiße Frauen: 76% Kemp, 59% Cruz, 51% DeSantis. Schwarze Frauen: 95% O’Rourke, 97% Abrams, 82% Gillum.
Seine Erklärung: “White women gonna white.” (etwa: “Weiße Frauen machen Weißes.”) Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Abrams und Gillum sind schließlich schwarz, und O’Rourke wird als Demokrat wohl als implizit anti-weiß/pro-“Browning” angesehen. Mystal sieht offenbar nicht, daß weitaus mehr schwarze Frauen für die schwarzen Kandidaten stimmten, als weiße Frauen für die weißen Kandidaten. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen, mit klarer Präferenz für die eigene Gruppe.
Der in Virgina geborene Sikh Arjun Sethi, ein profilierter Journalist und Autor des Buches American Hate, schrieb:
Sehen Sie sich die entscheidenden Wahlen an, die die Demokraten verloren haben. Die wichtigste demographische Gruppe, die gegen uns gestimmt hat, waren weiße Frauen. Sie ziehen weiterhin das Weißsein (whiteness) - und noch spezifischer weiße Männer – ihrer eigenen Befreiung (liberation) vor.
Hier wird Feminismus mit einer rassistischen, antiweißen Ideologie verknüpft: Weiße Frauen sollen von weißen Männern abgespalten werden und die Solidarität zu ihrer eigenen rassischen Gruppe aufkündigen, um sich zu “befreien” (also wohl vom Allroundübeltäter “heterosexueller weißer Mann”).
Der farbige, homosexuelle Fernsehjournalist Don Lemon brachte es fertig, angesichts des Massakers von Pittsburgh, einen bizarr widersprüchlichen Satz zu äußern:
Wir müssen aufhören, Menschen zu dämonisieren und erkennen, daß weiße Männer die größte Terrorgefahr in diesem Land sind.
Das sind nur einige Beispiele unter vielen. Inzwischen müssen auch amerikanische Mainstreamkonservative eingestehen, daß der antiweiße Rassismus immer mehr aus dem Ruder läuft. Mark Point schrieb im American Thinker:
Es ist offensichtlich, daß im Amerika der Post-Obama-Ära ein antiweißer Zeitgeist der Büchse der Pandora entwichen ist. Ob er immer schon hinter der Sprache des Multikulturalismus und der “Diversity” gelauert hat, müssen Historiker herausfinden. Fest steht, daß die Welt jedes Mal aufhorcht, wenn Persönlichkeiten aus den Mainstream-Medien wie Don Lemon oder New York Times-Angestellte wie Sarah Jeong ungehindert antiweißen Musterrassismus ausspeien, wodurch sich das Overton-Fenster verschiebt und die Temperatur im Froschkessel steigt.
In Kanada, Europa und Australien sind Weiße unter Beschuß. Als Folge einer beispiellosen Einwanderung und fataler progressiver Experimente, gibt es kein Land mehr, in dem antiweiße kulturelle Strömungen nicht an Fahrt aufnehmen. Das war nicht vorgesehen. Schwäche, Vermögenstransfers, Vorzugsbehandlung, offene Grenzen und Nachgiebigkeit sollten zu warmen Gefühlen, Ergebnisgleichheit und rassischer Farbenblindheit einladen…
Das Gegenteil ist der Fall. “Rasse” ist zum entscheidenden Faktor der amerikanischen Politik geworden, was wie gesagt vor allem und gerade die Linke offen zugibt. In der Tat sollen 93% der Demokraten der Ansicht sein, daß es “sehr wichtig” sei, mehr rassische und ethnische Minderheiten in öffentliche Ämter zu wählen; 95% stimmten zu, daß auch die Frauenquote steigen müsse.
Nach diesem Muster wurde die Wahl insbesondere von zwei Grazien als epochaler Meilenstein gefeiert: Die Somalierin Ilhan Omar und die Palästinenserin Rashida Tlaib sind die ersten muslimischen Frauen im Repräsentantenhaus; auf dem zweiten Platz im Diversitybonusmatch rangieren Sharice Davids und Deb Haaland, die ersten “Indianerinnen” (sieht man von Elizabeth “Pocahontas” Warren mit einem Tausendstel indianischem DNS-Anteil ab).
Omars bis Januar amtierender Vorgänger in dem fraglichen Wahlbezirk in Minnesota (der u.a. die größte Stadt des Bundesstaates, Minneapolis, umfaßt) war der erste Muslim überhaupt, der im Repräsentantenhaus vertreten war. Hier weicht das Muster auf den ersten Blick ab: Dieser Bezirk ist seit 1963 geschlossen blau, und hat eine weiße Mehrheit von 67, 4%, während Minnesota selbst seit den siebziger Jahren eine blaue Hochburg ist und mit 83% einen sehr hohen Anteil an (nicht-hispanischen) Weißen hat. Das war zumindest noch im Jahr 2010 so, und mag sich seither stark verändert haben; Minneapolis hat inzwischen einen erheblichen Anteil an somalischen Migranten. Man kann also vermuten, daß auch im Falle Omars die “ethnische Wahl” das Zünglein an der Waage war.
Tlaib wiederum wurde in einem Bezirk in Michigan gewählt, in dem Weiße nur mehr ein Drittel der Bevölkerung stellen.
Als ungeheuer epochal wird auch der Sieg der hochgejazzten (und wirklich fürchterlich dummen) Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez verkauft, die im 14. Wahlbezirk von New York 77,9 % der Stimmen bekam. Ein Ergebnis, das wieder dem bekannten Muster folgt: 82% der Bewohner des Bezirks sind nicht-weiß, etwa die Hälfte sind Hispanics wie Ocasio-Cortez selbst.
Von den beiden muslimischen Superstars gleicht vor allem die aus Somalia stammende Ilhan Omar einem Fleisch gewordenen linken Wunschtraum: sie ist eine Frau, dunkelhäutig, “Refugee”, Muslima, trägt ein Kopftuch und bezeichnet sich selbst als “intersektionale Feministin”. Letzteres läuft konkret auf nichts anderes als eine Art Diskriminierungshierarchie hinaus; sie hat mit dieser Selbstklassifizierung dafür gesorgt, daß sie eine Stufe über den weißen Feministinnen steht (hallo, Sibel Schick). Man kann sagen, daß sie mit dieser Kombination einen erstklassigen “career move” unternommen hat.
Ähnlich der berüchtigten Linda Sarsour verknüpft Omar traditionellen Islam mit Linksradikalismus – also einerseits konservative Identitätsbewahrung für die eigene Gruppe, linksradikal-kulturmarxistische Unterminierung der (weißen, christlichen, postchristlichen, “angloprotestantischen”) Mehrheitsgesellschaft andererseits.
Sie eignet sich also ideal für eine Ikone des “Diversity”-Kults, weshalb man ihr auch gewisse, sagen wir, kulturspezifische Abweichungen vom PC-Kanon durchgehen läßt. So zwitscherte sie im November 2012 anläßlich eines israelischen Militärschlags gegen Gaza:
Israel hat die Welt hypnotisiert, möge Allah das Volk aufwecken und ihm helfen, die bösen Taten Israels zu erkennen.
Omar hat allerdings das “Existenzrecht Israels” nicht in Frage gestellt und plädiert für die Zweistaatenlösung. Heimische Konservative wie Jan Fleischhauer und Beatrix von Storch haben sich bereits darauf gestürzt, und “Islamismus” und “Antisemitismus” ausgemacht, der nun ins Repräsentantenhaus eingezogen wäre. Sie wären vielleicht überrascht zu erfahren, daß die jüdischen Demokraten (und die überwiegende Zahl der amerikanischen Juden wählt demokratisch) die Sache nicht ganz so schlimm, ja zum Teil sogar positiv finden.
Ein Beispiel ist dieser Kommentar in The Forward, eine linksliberale jüdische Zeitschrift, die sich explizit pro-Einwanderung und anti-Trump positioniert. Die Autorin Batya Ungar-Sargon preist darin den Wahlsieg von Omar und Tlaib, Ocasio-Cortez, David und Haaland, sowie der schwarzen Demokratin Ayanna Pressley:
Dies sind nicht nur Siege für diese Frauen und die Minderheiten-Gemeinschaften, die sie repräsentieren. Es sind Siege für die amerikanischen Juden. Und das stimmt, obwohl einige dieser Frauen dafür kritisiert wurden, daß sie offene Kritik an Israel geübt haben.
Und zwar nicht trotz dieser Kritik, sondern genau wegen ihr, was sie mit einer Frontstellung gegen die weiße Mehrheit verbindet:
Denn es ist einfach nicht mehr der Fall, daß die amerikanisch-jüdische Gemeinschaft Israel weiterhin bedingungslos unterstützen will. Nachdem wir uns 50 Jahre lang im hohem Maße auf Israel als Kennzeichen, wer wir sind, verlassen haben, uns als “Pro-Israel” und nicht viel mehr definiert haben, fragt sich die amerikanisch-jüdische Gemeinschaft zum ersten Mal in einem halben Jahrhundert: Was bedeutet es, ein Jude in Amerika zu sein? Es war das schreckliche Massaker in Pittsburgh, das uns endlich die Antwort gegeben hat: Trotz all unseres Privilegs, sind wir immer noch eine Minderheit. Und deshalb sind die Siege anderer Minderheiten – und die Siege der liberalen Demokratie – die unsrigen.
Als Grund für die Entfremdung gegenüber Israel nennt sie “die brutale Okkupation der Palästinenser im Westjordanland”:
Die große Mehrheit der amerikanischen Juden sind liberale Zionisten, die Israel unterstützen, aber nicht seine Okkupation der Palästinenser.
Diese Spannung sei durch die Allianz Netanjahus mit Donald Trump, “den die meisten amerikanischen Juden trotz seiner extremen Unterstützung Israels nicht unterstützen”, noch erhöht worden. Apropos Pittsburgh habe es starke Solidarität seitens muslimischer und schwarzer Gemeinschaften und anderer Minderheiten gegeben, während die israelische Inschutznahme Trumps vor der ideellen Verantwortung für das Massaker und andere Reaktionen von israelischer Seite die amerikanischen Juden erbost hätten.
Nach Ungar-Sargon identifzieren sich Juden eher mit anderen Minderheiten als mit der Mehrheitsgesellschaft und sehen ihre Sicherheit und ihre Bürgerrechte nur dann gewährleistet, wenn andere Minderheiten dieselbe Sicherheit und dieselben Bürgerrechte genießen. Als der israelische Politiker Avi Gabbay vorschlug, die amerikanischen Juden sollten nach Israel ziehen, wenn sie sich in den USA nicht mehr sicher fühlen,
… dann hat er ironischerweise die Idee bekräftigt, daß Minderheiten in Ländern nicht sicher sein können, in denen sie nicht die Mehrheit sind. Diese Idee verbindet Netanjahu (man denke an seinen Kommentar über “Araber, die in Massen wählen”) mit seinen ethnonationalistischen Fans wie Ungarns rassistischem Ministerpräsidenten Viktor Orban, Brasiliens rassistischem gewählten Präsidenten Jair Bolsonaro und Präsident Trump.
Ethnonationalismus baut auf dem genauen Gegenteil der liberalen Demokratie auf. Ethnonationalismus beschützt die Mehrheit vor der Minderheit.Wie Israels Nationalstaatsgesetz, bestimmt es die Rechte und Privilegien der ethnischen Mehrheit, auf Kosten derer mit einem anderen Glauben, einer anderen ethnischen Herkunft oder einer anderen Rasse. Aber als Amerikaner glauben wir, daß wir durch unsere Unterschiede bereichert werden – e pluribus unum; und wir Juden sind ein lebendes, atmendes Zeugnis, daß ein solcher Glaube Wirklichkeit werden kann.
Dies ist eine typische Positionierung: In Trumps Migrationspolitik (die sich von Bill Clintons oder Barack Obamas Haltung kaum unterscheidet) und seinem Rückhalt im “weißen Amerika” meinen etliche amerikanische Juden, die eher die USA denn Israel als ihren Lebensmittelpunkt sehen, den Aufstieg eines weißen “Ethnonationalismus” zu erkennen, der ihnen gefährlich werden könnte. Darum unterstützen sie das “Browning of America” und beteiligen sich am antiweißen Rassismus der Linken, was wiederum giftigen Antisemitismus hervorbringt und den Teufelskreis weiter antreibt.
Hat nun aber die Mehrheitsbevölkerung eines Landes nicht das Recht, sich davor zu schützen, kulturell enteignet und demographisch verdrängt und ersetzt zu werden?
Hat sie nicht das Recht, danach zu streben, die Mehrheit in ihrem eigenen Land zu bleiben, das von ihren Vorfahren über Jahrhunderte hinweg geschaffen und geformt wurde?
Kann sie damit rechnen, daß Haß, Neid, Konkurrenzdruck und Feindseligkeit, die ihr seitens aufstrebender, tribal denkender Minderheiten so häufig entgegenschlagen, ein Ende haben werden, sobald auch sie nur mehr eine Minderheit unter anderen Minderheiten ist?
Was geschieht, wenn die “plures” so viele und so unterschiedlich sind, daß kein “unum” mehr entstehen kann?
Was würden die “liberalen Zionisten” in den USA sagen, wenn die Araber wieder die Mehrheit in Israel-Palästina stellen und die Juden gewaltsam aus dem Land verdrängen würden?
Wie ist all dies mit dem Gedanken der Demokratie zu vereinbaren, die einen Mehrheitswillen wie auch ein ausreichend geeintes und homogenes Volk voraussetzt?
Die USA sind nicht Europa. Sie haben den Universalismus viel tiefer in ihre politische DNS eingeschrieben, was ihnen nun zum Fluch gedeiht. Wo sich Europa amerikanisiert hat, folgt es seinem großen transatlantischen Bruder in den Abgrund. Der politische Zerfall der USA, der Aufstieg der ethnischen Wahl und der tribalen “Identitätspolitik”, all dies sollte uns als Lektion und mögliches, abschreckendes Fenster in die Zukunft dienen.
Monika
Danke für die Wahlanalyse und die Statistiken - wie immer sehr klar und strukturiert. Trotzdem habe ich drei Fragen betreffend den "demographischen Abstieg der weißen Mehrheitsbevölkerung".
1. Sollte man die demographische Verschiebung zunächst nicht mal wertneutral ( weder positiv noch negativ) zur Kenntnis nehmen und erst dann Ableitungen treffen anstatt auf das linke Narrativ ( Entmachtung der Weißen) anzuspringen ? Eine rechte Gegenreaktion engt möglicherweise den Blick ein.
2. Amerikaner asiatischer Abstammung sollen bis 2050 10 % der Bevölkerung in USA ausmachen. In Harvard kam es zu Ärger wegen der Bevorzugung ethnischer Minderheiten ( Schwarze, Hispanics) an Universitäten ( affirmative effect) . Dagegen klagten Chinesen wegen Diskriminierung und Rassismus.
https://www.nytimes.com/2018/04/04/us/harvard-asian-admission.html
Es wird in Zukunft mindestens noch ein " gelbes Privileg" geben, mit dem man rechnen sollte, weil es in Konkurrenz zum "weißen Privileg" tritt.
3, Zur Verknüpfung von Feminismus mit einer antiweißen Ideologie (weiße Frauen sollen von weißen Männern abgespalten werden ) . Entsprechende Überlegungen gibt es sogar in konservativ katholischen Kreisen, natürlich mit anderen Folgerungen. So schreibt ein Franz Zimmermann 1936, "Die beideb Geschlechter in der Absicht Gottes) : " Der mönnliche und der weibliche Typus stehen zur Natur des Menschen nicht wie die weiße, schwarze oder gelbe Rasse. Die Ausrichtung der geschlechtlichen Eigenschaften ist nicht die Anpassung an äußere Lebensumstände, sondern geht auf Zwecke, die in der Selbstbehauptung des Einzelwesens und in der biologischen Variations- und Anpassungsfähigkeit nicht ihren zureichenden Grund finden. Die Geschlechtlichkeit ist eine in der menschlichen Natur veranlagte Einrichtung".
Hier dürfen sich Ethnologen und Genderideolgen die Köpfe einschlagen.
4. Zur Verbindung von muslimischen Frauen mit den Linken. Das ist zuerst eine taktische Verbindung. Eine Strategie, muslimische Interessen durchzusetzen . Mit Feminismus hat das nichts zu tun. Siehe die Auseinandersetzung Linda Sarsour - Hirsi Ali .
Soviel für heute.