Diesmal nicht als rechtsabweichlerische Gattin. Auch nicht, wie ich zuerst vermutete, als das Böse (fürs battle auf der Bühne waren beide Parts zu besetzen), sondern als Philosophin. Sollte ich das glauben?
Die Nexus Conference mit dem Titel The Battle between Good and Evil fand am vergangenen Wochenende in der Amsterdamer Oper statt: ein gut ausgeleuchteter runder Tisch auf der Bühne, 1000 Leute im Publikum, eine hochkarätige Besetzung der besonderen Art. Wie sich das Ganze finanziert, blieb mir unklar, es gibt erkennbare Förderungen durch die Stadt Amsterdam und eine Bank sowie tätiges Fundraising, jedoch auch Verbindungen zum Aspen Institute und zum IWM, welches seinerseits George Soros im Aufsichtsrat sitzen hat und tragfähige CIA-Kontakte.
Als ich genauer studierte, mit wem ich es da zu tun bekommen sollte, wurde mir eines allmählich klar. Dieser Kampf sollte auf verschiedenen Ebenen ausgefochten werden: Er hat eine politische, eine philosophische, eine zwischenmenschliche und sehr wohl auch eine alles über- oder unterwölbenden Bedeutung. Mittendrin ich, dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Realkontakt mit “der Elite” ist eine heikle Sache, dazu angetan, einen zu korrumpieren. Ein anthroposophischer Freund hatte mir vorher geschrieben, in Steiners Dramen spreche die Maria auch mit Ahriman, um zu erfahren, wie der Typ tickt.
Photo: Dolph Cantrijn
Am großen roten Tisch (es gab zwei Round-Table-Gespräche nacheinander) saßen außer meiner Person unter anderem die Transhumanistin Natasha Vita-More, der evangelische Theologe aus Yale Miroslav Volf, ein syrisch-pakistanischer, in die USA zwecks Informationsweitergabe geflohener Refugees-Aktivist namens Kassem Eid, der amerikanische Publizist und „proud Jew“ Leon Wieseltier, und Michael Vickers, CIA.
Vita-More ist eine der Protagonisten, die Thomas Wagner (Die Angstmacher) in seinem immer noch hervorragend als Einführung in das Thema Transhumanismus geeigneten vorherigen Buch Robokratie beschrieben hat: eine eindeutig eher religiöse denn wissenschaftliche, utopistische Strömung des amerikanischen Pragmatismus. Man kann sie, also weder Frau Vita-More noch den Transhumanismus überhaupt, in die Spinnerecke stellen, denn dahinter stecken Geld und Einfluß noch und nöcher – der Obertranshumanist Ray Kurzweil hat mit seinem Kollegen Diamandis am NASA-Gelände im Silicon Valley die Singularity University gegründet, nutzt und finanziert Google als Plattform für sein Weltverbesserungsprojekt.
Es geht nicht nur um individuelle Lebensverlängerung durch Kryonik und/oder durch Auslagerung der menschlichen Hirnleistung in Clouds, sondern um den sehnsüchtig erwarteten und von Kurzweil auf 2045 terminierten Augenblick der „Singularität“, wenn nämlich technologische Superintelligenz unabhängig von ihren menschlichen Erfindern operieren kann und eine neue Zeit anbricht.
Vita-More glaubt fest, daß diese Singularität „more humane“ werden wird als unsere leidige conditio humana mit all ihrer Gewalt, ihren Kriegen, ihrer Sterblichkeit und Not. Ihr Transhumanist Manifesto erschien bereits 1983. Man darf sie sich als einen gläubigen Menschen vorstellen. Ich habe beim Dinner lange mit ihr über meinen Glauben geredet, ich kann das nicht so pathetisch wie die amerikanischen Evangelikalen, aber die europäische Schlichtheit hat gewiß eine eigene Kraft.
Zwei weitere Transhumanistengestalten erschienen mir auf andere Weise berückend: ein schwules Paar, beide höchstbegabt (heißt: IQ über 145, die US-Zählung ist nach oben offen), einer der beiden trug eine Medaille um den Hals, auf der sich alle Anweisungen befanden, die im Falle seines Todes zu befolgen seien, um ihn fachkundig für eine bessere Zukunft einzufrieren.
Über den Chef desselben, Nick Bostrom (Gründer des Future of Humanity Institutes in Oxford, Erfinder der „Superintelligenz“) schreibt Thomas Wagner bezeichnenderweise, Bostrom stelle sich die sich verselbständigende technologische Entwicklung so vor, als wenn Kinder eine Bombe fänden und mit ihr spielten, und er, Bostrom, wolle nun selber die Rolle des Erwachsenen übernehmen und mit ihr „verantwortlich“ umgehen zum Wohle der Menschheit. Sein Adlatus und dessen Gefährte jedenfalls sind ganz und gar spielende Kinder, in gewisser Weise Menschen im Larvenstadium.
Schien mir zuvor der Transhumanismus als das Hauptböse, gegen welches mit rechtsintellektuellen oder christlichen kleinen Pieksnadeln anzutreten ich nach Amsterdam bestellt sein sollte, kam es doch ganz anders, bis hin zu mir angetragener Solidarität. Lassen Sie mich ein paar Höhepunkte aus meiner eitlen Opernbühnenperspektive schildern, danach krieg’ ich mich wieder ein und steige zumindest mal für eine Weile demütig aus dem Provokationskampf aus.
Vorhang auf, Second Round Table: Beyond Good and Evil. Paradise regained.
Ich grinse immernoch gelegentlich (Christian Morgenstern: “Korf erfindet eine Art von Witzen, die erst viele Stunden später wirken. Jeder hört sie an mit langer Weile. Doch als hätt’ ein Zunder still geglommen, wird man nachts im Bette plötzlich munter, selig lächelnd wie ein satter Säugling.”) über die Szene, daß mir der Syrer das Komplettprogramm aller NPC-Argumente an den Kopf warf, sich noch dahingehend steigerte, daß er in einem Land aufgewachsen wäre, wo die Schulkinder lernten, den Holocaust habe es nie gegeben, und am Schluß mit dem Satz auftrumpfte: “I have been gased!”
Worauf ich entgegnete: “Oh wow, you’re really well trained, even the Holocaust is part of your program!”
Zuvor war er Mrs. Vita-More heftig angegangen mit der Aussage, daß sich nur reiche Egoisten wie sie transhumanistische Pläne leisten könnten, womit er zweifelsohne völlig recht hatte, sie aber bis aufs Blut triggerte und eine erboste virtue-signalling-Lawine bei ihr lostrat. Später, vor dem Fundraising Dinner, gelang es meinem mitgereisten Philosophenkollegen, Freund und Schutzengel Stephan Siber, dem jungen Eiferer Nietzsches Perspektivismus soweit nahezubringen, daß er mir die Hand entgegenstreckte. Und beim Frühstück tags darauf der Vita-More. Eine Arbeit an Perspektiven, an der der Körper immer Anteil hat.
Zweiter Höhepunkt war, Herrn Wieseltier (der in den 90ern ein Werk mit dem Titel Against Identity verfaßt hat) danach zu fragen, warum alle anderen keine Identität haben dürften außer den Juden. Worauf er (was für amerikanische Juden durchaus ungewöhnlich ist, bei israelischen praktisch gar nicht vorkommt), verlangte, daß auch Israel kein homogener Nationalstaat sein dürfe, sondern sich öffnen solle. “Have fun with that” fiel mir dazu nur ein.
Dritter Höhepunkt war eine längere Kontroverse zwischen dem CIA-Vickers und mir. Ich hatte am Vorabend beim Speakers’ Dinner schon das Vergnügen gehabt, ihm gegenüberzusitzen. Zu Michael Vickers muß man ungefähr das wissen, was William Engdahl in einem (inzwischen nicht mehr online verfügbaren) Kopp-Artikel vor zehn Jahren schrieb, ich zitiere:
Nur wenige Menschen außerhalb des Pentagon haben jemals den Namen Michael Vickers gehört. Aber das ist ein Fehler. Er ist nämlich zuständig für die Entwicklung des globalen Kriegs gegen den Terror sowie für die Modernisierung der Nuklearstreitkräfte zur Abschreckung und Vergeltung und der Umrüstung konventioneller Streitkräfte auf den Kampf gegen den Terrorismus – ein Aufgabenbereich, der so umfassend ist, dass er seine Arbeit einmal als »Durchführung des Weltplans« bezeichnet hat. (…) Bei der CIA war er für das größte Geheimprogramm in der Geschichte dieser Organisation zuständig – die paramilitärische Operation, mit der die Sowjetarmee in den 1980er Jahren aus Afghanistan vertrieben wurde. Das bedeutet aber doch wohl, dass Vickers seine eigene Schöpfung bekämpft, wenn wir die Propaganda des Pentagon in Bezug auf al-Quaida ernst nehmen wollen. Kompetente Kritiker wie der angesehene Journalist Peter Scholl-Latour sind davon überzeugt, dass es sich bei al-Qaida um ein fiktives Konstrukt handelt, das von der US-Propaganda geschaffen wurde, um nach dem 11. September die massive Militarisierung ganzer Regionen in der ganzen Welt zu rechtfertigen. Wer wäre geeigneter für die Führung eines Pseudokrieges gegen den Terrorismus als der Förderer Osama bin Ladens und seiner Bande von Terroristen, Michael Vickers?
Von Natur aus neugierig und draufgängerisch, mit einer Prise gehöriger Naivität dazu, mußte ich Vickers beim Essen ausfragen: über 9/11, den „Krieg gegen den Terror“, die Farbenrevolutionen und ob die CIA im Kontext der 68er-“Studentenrevolte“ eine Rolle gespielt habe.
Habe ich etwas erfahren? Wo denken Sie hin. Seine Strategie lief so: natürlich hat die CIA früher mitgemischt, Farbenrevolutionen angezettelt, ja sogar Ho Chi Minh getroffen und gesteuert (das zum Thema Anti-Vietnam-Proteste und Ho-ho-ho-Chi-Minh). Kann er mir ja jetzt alles sagen, für das Interesse der Historiker ist all dies sicher relevant. Doch 9/11 war ganz unvorhersehbar, wir vom CIA seien ja auch nur Menschen.
Farbenrevolutionen? Sie meinen die in den 70er Jahren, ja, das war ein Fehler. Man nennt das plausible deniability: glaubhaft die Verantwortung bestimmter Personen abstreiten, um mit dem Abgestrittenen umso sicherer weiterzumachen. Dann ging die Philosophin mit mir durch: Gut, Mr. Vickers, wenn man aber in gewissem Zeitraum mehrmals beobachtet, daß die CIA etwas abstreitet, um dann Jahre später genau dies zuzugeben, kann man doch extrapolieren auf die aktuellen oder jüngst vergangenen Ereignisse. Wie schaut’s aus mit Frankreich beispielsweise? Ich durfte nicht erwarten, daß er mir darauf etwas antworten würde – limited hangout ist auch für kleine Philosophen limited, zumal solche, die man eben erst kennengelernt hat.
Ich brauchte mir keine Gedanken über eine geringfügige Strategieänderung zu machen, denn am nächsten Tag auf der Opernbühne kam es zu einem ganz anderen Disput, ausgerechnet über Iwan Iljin und „rechtes Christentum“. In meinem Beitrag im Sammelband „Rechtes Christentum?“ hatte ich mich positiv auf den russisch-orthodoxen Denker und seine heuer auf Deutsch neu herausgegebene Schrift „Über den gewaltsamen Widerstand gegen das Böse“ (1925) bezogen.
Der Veranstalter und Moderator der Konferenz, Rob Riemen, hatte den Text gelesen und in der Frage “Resisting Evil by force?” zusammengefaßt: muthaftes Christentum (nein, ich rufe nicht zum Kreuzzug auf, meine Damen und Herren, verehrte Moslems und Kuschelchristen!) vs. CIA in Afghanistan. Vickers fand Iljin „a weird dumbass“ oder so ähnlich heftig, weil seine Überreste von Putin zur Verehrung bestimmt worden seien und Iljin die Losung ausgegeben hätte, „our sword is our prayer“. Abgesehen davon, daß es sich bei Iljin genau umgekehrt verhält, unser Gebet nämlich unser Schwert ist, und ihn ein Filmemacher seinem Testament gemäß ins Moskauer Kloster hat umbetten lassen, greifen doch wohl die USA gelegentlich selber zum Schwerte.
Sicherheitshalber kam dann ein illustrativ die Gut-Böse-Aufteilung festklopfender Filmausschnitt aus „Der Krieg des Charlie Wilson“, starring Michael Vickers as a young genius. Ich verstehe amerikanische Filme nie, und mein familiär bedingtes Holländisch ist zu schlecht, um dem Untertitel Sinn entnehmen zu können. Es blieb also beim Atmosphärischen, doch konnte ich mir anläßlich der im Raume stehenden Überlegungen zum Kampf des Guten gegen das Böse nicht verkneifen, zu fragen, ob nicht womöglich vom Standpunkt eines höheren Beobachters womöglich der Transhumanismus, die CIA und der Mossad “the Evil” sein könnten?
Huh, was hat Leon Wieseltier daraufhin sein weißumflortes Haupt geschüttelt, zwei Stichworte reichten. Vickers war sich’s zufrieden, er konnte mich langsam einordnen, schien es mir.
Natasha Vita-More verschwisterte sich nach dieser gemeinsamen hochkontroversen intellectual opera dann beim Hinausgehen mit mir, doch kam ich mir gar nicht „humiliated“ vor, bloß von Worten angegriffen und von guten Mächten wunderbar geborgen. Ein seltsamer Zug des Puppenspielers vom Ankündigungsplakat, daß die Transhumanistin zu mir Zutrauen faßte. Überhaupt hätte alles auch kippen können, so ein linksliberales Riesenpublikum macht akustisch ziemlich deutlich, wo es steht, und die guten und bösen Kräfte hatten eifrig zu tun mit uns da auf der Bühne.
Do demonic powers exist? Is there a cosmic force for Good? Miroslav Volf bezog sich in seiner Antwort auf diese letzten Fragen von Rob Riemen auf die Worte aus dem Johannesevangelium (1,5): „Und das Licht leuchtet in der Finsternis, / und die Finsternis hat es nicht erfaßt“ (eine andere Übersetzung gibt her: „und die Finsternis hat es nicht begriffen“). Das Böse kann das Gute einfach nicht fassen, es ist ihm unterlegen, aber das Gute ist und bleibt umgeben von Finsternis – denn nur vor diesem Hintergrund leuchtet das „Licht der Welt“ (Joh 8,2) überhaupt.
Bei Rudolf Steiner fand ich im Nachgang auf der Suche nach einer eingängigen Ahriman-Definition, die es nicht gibt, just den folgenden Ratschlag:
Um sich zurecht zu finden in dem Chaos, das einen beim Eintritt in die geistige Welt umgibt, um das rechte Steuer für das Seelenschiff zu haben, muß man in der Seele wachrufen das erste Kapitel des Johannes-Evangeliums oder Kap. 8,2. Mit ihnen kann man nicht dem Irrtum verfallen. (GA 266c).
Ganz zum Schluß fragte der Moderator in die illustre Runde, wer am 24. Dezember zu Weihnachten in die Kirche gehe. Das Bild unten zeigt das Ergebnis. Frau Tolstaya feiert am orthodoxen Weihnachtsfest. Eid (der mit dem Kinderhauberl, das er sich vorher sorgfältig aufgepudelt hatte) ist Moslem und ward als solcher nicht müde, die Ökumene mit den Christen zu betonen. Vita-More setzt eher auf den God Man als den Man God, und Wieseltier erzählte, in einer Kirche in seiner Nähe hätten die Christen einmal nicht genug Leute gehabt, um auf das Weihnachtslicht aufzupassen, und wer hat dann drauf aufgepaßt? Immer dieselben.
Photo: Dolph Cantrijn
Gustav Grambauer
"Bei Rudolf Steiner fand ich im Nachgang auf der Suche nach einer eingängigen Ahriman-Definition ..."
Ein Grundirrtum, es ist nicht Ahriman bzw. Mephistopheles, der den Transhumanismus inspiriert, es geht hier schon lange nicht mehr um die Gemüts- bzw. Verstandeseele. Ahriman war gestern, sowieso strahlt der ganz anders aus und hat auch ganz andere Pläne mit der Zivilisation. Es sind bereits die Asuras (das Karma Ahrimans), die hier wirken bzw. welches hier wirkt, es geht jetzt an den Kern, - das Ich -, heran:
"In der Empfindungsseele hat sich verankert Luzifer; da hinein hat er sich geschlichen, da sitzt er drinnen. Weiter ist entstanden durch die unbewußte Umarbeitung des Ätherleibes die Verstandesseele. Genaueres ist darüber gesagt in der Abhandlung über 'Die Erziehung des Kindes'. In diesem zweiten Glied der menschlichen Seele, der Verstandesseele, also in dem umgearbeiteten Stück des Ätherleibes, da hat sich festgesetzt Ahriman. Da ist er drinnen und führt den Menschen zu falschen Urteilen über das Materielle, führt ihn zu Irrtum und Sünde und Lüge, zu allem, was eben aus der Verstandes- oder Gemütsseele kommt. In alledem zum Beispiel, daß der Mensch sich der Illusion hingibt, mit der Materie sei das Richtige gegeben, haben wir Einflüsterungen des Ahriman, des Mephistopheles zu sehen. Drittens kommt an die Reihe die Bewußtseinsseele, die in einer unbewußten Umarbeitung des physischen Leibes besteht. ... Und in der Zeit, die jetzt kommen wird, werden sich hineinschleichen in diese Bewußtseinsseele und damit in das, was man das menschliche Ich nennt - denn das Ich geht auf in der Bewußtseinsseele -, diejenigen geistigen Wesenheiten, die man die Asuras nennt. Die Asuras werden mit einer viel intensiveren Kraft das Böse entwickeln als selbst die satanischen Mächte der atlantischen oder gar die luziferischen Geister der lemurischen Zeit.
Das Böse, das die luziferischen Geister den Menschen zugleich mit der Wohltat der Freiheit brachten, das werden sie alles im Verlaufe der Erdenzeit ganz abstreifen.
Dasjenige Böse, das die ahrimanischen Geister gebracht haben, kann abgestreift werden in dem Ablauf der karmischen Gesetzmäßigkeit.
Das Böse aber, das die asurischen Mächte bringen, ist nicht auf eine solche Weise zu sühnen.
Haben die guten Geister dem Menschen Schmerzen und Leiden, Krankheit und Tod gegeben, damit er sich trotz der Möglichkeit des Bösen aufwärts entwickeln kann, haben die guten Geister die Möglichkeit des Karma gegenüber den ahrimanischen Mächten gegeben, um den Irrtum wieder auszugleichen - gegenüber den asurischen Geistern wird das im Verlaufe des Erdendaseins nicht so leicht sein. Denn diese asurischen Geister werden bewirken, daß das, was von ihnen ergriffen ist - und es ist ja des Menschen tiefstes Innerstes, die Bewußtseinsseele mit dem Ich -, daß das Ich sich vereinigt mit der Sinnlichkeit der Erde. Es wird Stück für Stück aus dem Ich herausgerissen werden, und in demselben Maße, wie sich die asurischen Geister in der Bewußtseinsseele festsetzen, in demselben Maße muß der Mensch auf der Erde zurücklassen Stücke seines Daseins. Das wird unwiederbringlich verloren sein, was den asurischen Mächten verfallen ist. Nicht, daß der ganze Mensch ihnen zu verfallen braucht, aber Stücke werden aus dem Geiste des Menschen herausgeschnitten durch die asurischen Mächte. Diese asurischen Mächte kündigen sich in unserem Zeitalter an durch den Geist, der da waltet und den wir nennen könnten den Geist des bloßen Lebens in der Sinnlichkeit und des Vergessens aller wirklichen geistigen Wesenheiten und geistigen Welten. Man könnte sagen: Heute ist es erst mehr theoretisch, daß die asurischen Mächte den Menschen verführen. Heute gaukeln sie ihm vielfach vor, daß sein Ich ein Ergebnis wäre der bloßen physischen Welt. Heute verführen sie ihn zu einer Art theoretischem Materialismus. Aber sie werden im weiteren Verlauf - und das kündigt sich immer mehr an durch die wüsten Leidenschaften der Sinnlichkeit, die immer mehr und mehr auf die Erde herniedersteigen - dem Menschen den Blick umdunkeln gegenüber den geistigen Wesenheiten und geistigen Mächten. Es wird der Mensch nichts wissen und nichts wissen wollen von einer geistigen Welt. Er wird immer mehr und mehr nicht nur lehren, daß die höchsten sittlichen Ideen des Menschen nur höhere Ausgestaltungen der tierischen Triebe sind, er wird nicht nur lehren, daß das menschliche Denken nur eine Umwandlung dessen ist, was auch das Tier hat, er wird nicht nur lehren, daß der Mensch nicht bloß seiner Gestalt nach mit dem Tier verwandt ist, daß er auch seiner ganzen Wesenheit nach vom Tier abstamme, sondern der Mensch wird mit dieser Anschauung Ernst machen und so leben.
Heute lebt ja noch niemand im Sinne des Satzes, daß der Mensch seiner Wesenheit nach vom Tiere abstamme. Aber diese Weltanschauung wird unbedingt kommen, und sie wird im Gefolge haben, daß die Menschen mit dieser Weltanschauung auch wie Tiere leben werden, heruntersinken werden in die bloßen tierischen Triebe und tierischen Leidenschaften. Und in mancherlei von dem, was hier nicht weiter charakterisiert zu werden braucht, was sich jetzt namentlich an den Stätten der großen Städte als wüste Orgien zweckloser Sinnlichkeiten geltend macht, sehen wir schon groteskes Höllenleuchten derjenigen Geister, die wir als die asurischen bezeichnen." - Steiner, GA 107 (1997), Seiten 247 ff.
Mit Verlaub, selbst Prokofieff hat dies in seiner - davon abgesehen soweit ich sehen kann bis heute unerreichten - Kurz-Umreißung des Themas Transhumanismus aus anthroposophischer Sicht nicht gesehen gehabt, an vielen Stellen müßte auch hier "Ahriman" durch "Asuras" ersetzt werden:
http://wfgw.diemorgengab.at/WfGWmblB20.htm
Nebenbei gesagt: bitte die Zeit sinnvoller z. B. mit der Lektüre von "Die Tempellegende und die Goldene Legende", der Grundlage der Grundlagen hierzu, nutzen ...
https://anthrowiki.at/GA_93
Jetzt aber allmählich - Einstimmung auf Weihnachten!
"Alles Dunkel / Sinkt hinweg
Wir haben unser Licht entfacht."
- G. G.