Die grauen Herren

Stefan George hat einen gewissen Typus Mensch als »anglo-amerikanische Normalameise« bezeichnet.

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

Mitt­ler­wei­le hat die­ser sich als droh­nen­haf­ter Käfer­mensch (Bug­man) kerb­tier­gleich welt­weit aus­ge­brei­tet – und eben­so das Pro­blem an Tie­fen­schär­fe gewonnen.

Da Tier­ver­glei­che in den letz­ten paar Jahr­zehn­ten ein wenig außer Mode gekom­men – wenn auch immer noch lus­tig – sind, und wir mitt­ler­wei­le wohl alle im 21. Jahr­hun­dert ange­kom­men sind, hat sich auch das Motiv des hier ange­spro­che­nen Men­schen­ty­pus verfeinert.

Beim Ver­weis auf die Jetzt­zeit wer­den es sicher die meis­ten schon ahnen: Es geht mal wie­der um so ein eng­lisch­spra­chi­ges Inter­net­ding. Wen der­lei empört, der höre lie­ber hier auf zu lesen. Neu­ein­stei­ger sei­en zum Ein­stieg auf die Grund­zü­ge der meme­ti­schen Kampf­füh­rung ver­wie­sen, damit wir alle wis­sen, wor­um es hier geht.

Nun aber zur Sache: Aktu­el­ler Genie­streich und Cau­se célèb­re ist das Mem des “NPC” – ver­bild­licht in einem klei­nen grau­en Kerl mit leer star­ren­dem Blick und aus­drucks­lo­sen Gesichts­zü­gen. Der NPC ist damit exak­tes Gegen­teil (und Gegen­spie­ler) sei­ner zeich­ne­ri­schen Vor­la­ge, des “Wojak”, der für Nach­denk­lich­keit und Emo­tio­na­li­tät steht.

Das Kür­zel “NPC” steht in der Ter­mi­no­lo­gie der digi­ta­len wie ana­lo­gen Spie­le­bran­che für Non-play­er cha­rac­ter, also eine Spiel­fi­gur, die nicht der Kon­trol­le eines kon­kre­ten Spie­lers unter­liegt. Die Fäden die­ser Mario­net­ten bedient der Com­pu­ter (bzw. in klas­si­schen Rol­len­spiel­run­den der Spiel­lei­ter), und ihre Inter­ak­ti­on mit dem auto­no­men Spie­ler folgt vor­de­fi­nier­ten Mus­tern, etwa durch vor­ge­fer­tig­te Gesprächs­ver­läu­fe und Handlungsparameter.

Die Ent­wick­lung die­ser Spiel­fi­gu­ren hin zum skan­dal­träch­ti­gen Mem, das gleich zu Beginn sei­ner schlag­ar­ti­gen Ver­brei­tung in den sozia­len Netz­wer­ken eine pro­phy­lak­ti­schen Gegen­schlag von Twit­ter (samt der mit der­ar­ti­gen Aktio­nen inzwi­schen Hand in Hand gehen­den “Wehret-den-Anfängen”-Berichterstattung bis hin zur New York Times) her­auf­be­schwor, läßt sich bis Juli 2016 zurück­ver­fol­gen. Im noto­ri­schen Auf­marsch­raum der meme­ti­schen Todes­schwa­dro­nen, dem Image­board 4chan, mel­de­te sich einer der stets anony­men Nut­zer zu Wort:

Ich habe die Theo­rie, daß es auf dem Pla­ne­ten Erde nur eine begrenz­te Men­ge an See­len gibt, die immer wie­der­ge­bo­ren wer­den. Weil aber die mensch­li­che Wachs­tums­ra­te so enorm ist, türmt sich das see­len­lo­se wan­deln­de Fleisch um uns her­um auf – als NPCs, als die abso­lu­ten Nor­mal­sch­wuch­teln, die selb­stän­dig dem Grup­pen­den­ken und gesell­schaft­li­chen Trends fol­gen, um mög­lichst über­zeu­gend mensch­lich zu erscheinen.

Dahin­ter steht mit­nich­ten blo­ße Kalaue­rei. Viel­mehr sind die oft jugend­li­chen Digi­tal-Kra­wall­ma­cher, die sich in die­sen Foren tum­meln, durch die ent­spre­chen­den pop­kul­tu­rel­len Ein­flüs­se deut­lich theo­re­ti­scher geprägt, als sie viel­leicht selbst wissen.

Bes­tes Bei­spiel dafür ist der Film Matrix als gro­ßer Stich­wort­ge­ber: Nicht nur stammt die spä­tes­tens seit 2016 welt­weit fest eta­blier­te Alle­go­rie der wach­rüt­teln­den Red pill aus die­sem audio­vi­su­el­len Phi­lo­so­phie­gu­lasch. Auch die ansons­ten eher arka­ne Meta­pher von der »Wüs­te des Rea­len« (Jean Bau­dril­lard in »Die Prä­zes­si­on der Simu­la­kra«) hat sich vom Film aus bis in die berüch­tigts­ten Reden geschlichen.

Zumin­dest geht es dem Red­ner an der kon­kre­ten Stel­le um den Film; da er aller­dings ein kun­di­ger Leser von Sla­voj Žižek ist, wird er die For­mu­lie­rung auch von des­sen gleich­na­mi­gem Sam­mel­band her ken­nen, der wie­der­um von Matrix herkommt.

Nun also das Mem von den NPCs: Im Grun­de ist das das »Habe Man­gel an Ver­söh­nung« aller, die sich für ein Leben mit Lin­ken end­lich oder immer schon zu scha­de sind. Die kei­nen Dis­kus­si­ons­be­darf mehr mit sol­chen haben, die über­haupt nicht zugäng­lich für ande­re Mei­nun­gen sind und dar­auf stets nur mit den immer­glei­chen jam­mer­vol­len Phra­sen reagie­ren, so als wür­den sie tat­säch­lich von simp­len Ver­zwei­gun­gen gesteu­ert – was ein ent­spre­chen­des “Bull­shit-Bin­go” zu einem Spiel mit Gewinn­ga­ran­tie macht:NPC Bingo

Auch die Sprach­pfle­ger-Frak­ti­on kann sich gleich wie­der beru­hi­gen – den meme­ti­schen Aus­brei­tungs­ver­läu­fen ent­spre­chend, haben die flei­ßi­gen Mit­strei­ter von “Rechtstwit­ter” natür­lich längst eine Loka­li­sa­ti­on vorgenommen!

NPC in Deutsch

Spä­tes­tens jetzt dürf­te das Prin­zip wohl klar sein. Mit der­ar­ti­gen Gestal­ten lohnt sich der ohne­hin über­schätz­te “Dis­kurs” eben­so­we­nig wie in Com­pu­ter­spie­len mit den ursprüng­li­chen NPCs, die bei jeder Inter­ak­ti­on das­sel­be von sich geben. Wie aber haben die necki­schen Figu­ren es nun geschafft, so schnell einen der­ar­ti­gen Zorn zu erre­gen, daß ihret­we­gen zahl­lo­se Twit­ter­kon­ten in den digi­ta­len Orkus ver­bannt wurden?

Hier lau­fen zwei gera­de­zu dia­lek­ti­sche Erre­gungs­lei­tun­gen der per­si­flier­ten Lin­ken und Libe­ra­len zusam­men, näm­lich einer­seits das zwang­haf­te Suchen nach rech­ten “Codes” (wäh­rend sie gleich­zei­tig den Rech­ten “Ver­schwö­rungs­theo­rien” vor­wer­fen) und ande­rer­seits das Behar­ren dar­auf, daß die eige­nen Posi­tio­nen aus­ge­spro­chen indi­vi­du­ell, mutig und beson­ders sei­en, wes­halb sich jede Ver­all­ge­mei­ne­rung von allein als “Ent­mensch­li­chung” demas­kie­re (wäh­rend sie gleich­zei­tig alles aus ihrer Sicht Rech­te – mal ernst­haft: Wer will schon mit Horst See­ho­fer zusam­men­ge­wor­fen wer­den?! – über einen Kamm sche­ren und verunglimpfen).

Die mit die­sem Ver­hal­ten ein­her­ge­hen­de Empö­rungs­spi­ra­le reicht schon bis min­des­tens 2014 zurück, als im Zuge der soge­nann­ten #Gamer­Ga­te-Affä­re das Mem des Social jus­ti­ce war­ri­or (SJW), also des Best­men­schen anglo­ame­ri­ka­ni­schen Zuschnitts, so rich­tig an Fahrt auf­nahm. Die damit gemein­ten Inha­ber oder Ver­tei­di­ger eines Mul­ti­min­der­heits­bo­nus lie­fen Amok, weil sie der­art sar­kas­tisch kate­go­ri­siert wur­den, was natür­lich das Trol­ling nur noch verstärkte.

Die­ser hämi­sche Spaß hat das Mem mit Schwung bis in den Prä­si­dent­schafts­wahl­kampf 2016 hin­ein­ge­tra­gen, wor­an der durch #Gamer­Ga­te bekannt­ge­wor­de­ne Milo Yiann­o­pou­los und sein Flü­gel­mann Theo­do­re “Vox Day” Bea­le einen nicht gerin­gen Anteil hat­ten; das lau­nig zu lesen­de SJWs Always Lie des letz­te­ren stellt mit sei­nen tak­ti­schen Regeln für den Umgang mit SJWs übri­gens eine wesent­li­che Vor­la­ge für Mit Lin­ken leben dar.

In der Eti­ket­tie­rung als NPC wit­tern die (Berufs-)Betroffenen nun aber­mals eine “Ent­mensch­li­chung”…

NPC als Entmenschlichung

… und natür­lich “Faschis­mus”, wie könn­te es auch anders sein? Seit so aus­ge­klü­gel­ten “Codes” wie der OK-Ges­te, dem Trin­ken von Milch und gehäuft auf­tre­ten­den Klam­mern wur­de ja schon lan­ge kei­ne neue Dog whist­le mehr aus dem Hut gezaubert.

NPC als Faschismus

Tat­säch­lich – und davon legen sie damit selbst beredt Zeug­nis ab – geht es eben gera­de dar­um, daß ihnen beschei­nigt wird, sich wie wil­len­lo­se Auto­ma­ten auf­zu­füh­ren, die unkri­tisch alles auf­neh­men und wie­der­ho­len, womit sie gefüt­tert wer­den. (Für das ihnen feh­len­de objek­ti­ve Urteils­ver­mö­gen hat sich die augen­zwin­kern­de For­mu­lie­rung Inner mono­lo­gue etabliert.)

NPC Akademie

Die Reak­ti­on der SJWs/NPCs dar­auf sorgt nun wie­der für die gewohn­te Eska­la­ti­on: Die gän­gigs­te Reak­ti­on auf das NPC-Mem neben dem Auf­schrei bzgl. Dehu­ma­niza­ti­on ist näm­lich, die Benut­zer des Mems in fast schon lächer­li­cher Uni­for­mi­tät schlicht den berüch­tig­ten “rus­si­schen Bots” zuzu­rech­nen, die ja bekannt­lich erst kürz­lich die US-Zwi­schen­wah­len so zuguns­ten Trumps mani­pu­liert haben sol­len, daß nur der Senat betrof­fen war, das Reprä­sen­tan­ten­haus aber nicht – oder so ähnlich.

Bot Lives Matter!

Nun mag natür­lich wei­ter­hin der Vor­be­halt im Raum ste­hen, das alles sei eine rei­ne Online-Ver­an­stal­tung ohne jeden Bezug zur erleb­ba­ren Wirk­lich­keit. Nun, das ist selbst­ver­ständ­lich ein Trugschluß.

Zumal man es gera­de als Homo bun­des­re­pu­bli­ca­nen­sis bes­ser wis­sen soll­te: An erbar­mungs­wür­di­ge Gestal­ten wie Jan Böh­mer­mann oder Oli­ver Wel­ke mit ihren immer­glei­chen dum­men Witz­chen und dem immer­glei­chen Robo­ter­la­chen des hip­pen Publi­kums dazu (»Also die AfD…« *haha­ha­ha­ha* »Nein, ernst­haft, BERND Höcke…« *HAHAHAHAHAHAHAHAHAHA!!!*) haben wir uns längst gewöhnt, selbst die­je­ni­gen, die aus gutem Grund kein Fern­se­hen kon­su­mie­ren. Denn gera­de die­se ein­zig mit GEZ-Abga­ben künst­lich auf­ge­bla­se­nen Haut­sä­cke sind es, die auch in allen ande­ren For­ma­ten bloß des media­len Abglan­zes wegen um ihre Mei­nung zu The­ma xy gefragt werden.

So ist der Medi­en­zir­kus, aus dem sich die welt­wei­te NPC-“Community” speist, tat­säch­lich ein in sich geschlos­se­nes, selbst­er­hal­ten­des und ‑refe­ren­ti­el­les Sys­tem, wie es schon seit spä­tes­tens 1967 abseh­bar war.

Um die­sen “Rin­gel­piez mit Abschrei­ben” am Leben zu erhal­ten, braucht es über­haupt kei­nen Rea­li­täts­be­zug mehr – ob es nun tages­ak­tu­ell dar­um geht, daß das Wei­ße Haus und nicht CNN ein inkri­mi­nier­tes Video mani­pu­liert habe, oder ob aus­nahms­los alle deut­schen Medi­en uni­so­no von Mar­tin Son­ne­borns wahn­sin­nig krea­ti­vem und wit­zi­gem Auf­tritt »als Stauf­fen­berg ver­klei­det« bei der Höcke-Lesung auf der Frank­fur­ter Buch­mes­se berich­te­ten, wäh­rend jeder­mann klar sehen kann, daß der etwas chao­ti­sche Uni­form­fun­dus mit Toten­kopf auf der Müt­ze, Leib­stan­dar­te-Ärmel­band und Kra­gen­ab­zei­chen eines Haupt­sturm­füh­rers nicht ganz dazu pas­sen will. Naja, Sie wis­sen schon, Sati­re und so.

Abschlie­ßend aber noch ein­mal zu unse­ren eige­nen NPCs: Ein aktu­el­les, beson­ders drol­li­ges Bei­spiel ist das empör­te Quie­ken aus dem wohl­fühl­lin­ken Feuil­le­ton über die Mün­che­ner Buch­hand­lung Lehm­kuhl: Mar­ga­re­te Sto­kow­ski, der Fähr­te des Gel­des von der taz zu Spie­gel Online gefolgt und dort Gro­ße Vor­sit­zen­de der Haupt­ver­wal­tung Pipi­ka­ka-Femi­nis­mus und ‑Anti­fa­schis­mus, fühlt sich von bedruck­tem Papier bedroht. Eman­zi­pa­ti­on führt heu­te eben durch selbst­be­wuß­ten Opfer­stolz hin­durch, und so wird die Aus­la­ge von Antai­os-Büchern in einer Buch­hand­lung zu einer “Mikro­ag­gres­si­on”. Sto­kow­ski also möch­te ein Zei­chen set­zen, indem sie ihre Lesung dort absagt (die aber natür­lich anders­wo sehr wohl statt­fin­den soll, gibt ja schließ­lich Honorar!).

Die­ses “cou­ra­gier­te” Ver­hal­ten löst natür­lich die erwart­ba­ren Reak­tio­nen ent­lang der psy­cho­so­zia­len Algo­rith­men unse­rer Zeit und Gesell­schaft aus. Ein schö­nes Bei­spiel lie­fert die­ser gut aus­ge­steu­er­te Auto­mat, des­sen gesam­tes digi­ta­les Auf­tre­ten man fast für ein Sati­re­pro­jekt hal­ten könnte:

Doch Vor­sicht: Die Migran­ten-Mar­ga­re­te – deren Gewäsch in Polen wohl ein weit­aus weni­ger begeis­ter­tes Publi­kum fin­den wür­de… – schwingt sich hier mit­nich­ten zur Strip­pen­zie­he­rin auf, son­dern hat selbst ihren Platz unter den brav mit­blö­ken­den Schäf­chen ihrer getreu­en Anhän­ger. Denn natür­lich wur­de ihr laut der unver­meid­li­chen Stel­lung­nah­me zur Stel­lung­nah­me die böse Kun­de vom fre­chen Fascho-Regal in der »links­li­be­ra­len (!)« Buch­hand­lung – ein, nein, zwei Gol­de­ne Bednar­ze! – nur zugetragen:

»Anfang Okto­ber erzähl­te mir jemand, dass es bei Lehm­kuhl auch ein Regal mit Büchern von rech­ten und rechts­extre­men Autor*innen und aus dem Antai­os-Ver­lag gibt.« (Etwas bemüht um einen direk­ten Anwurf her­um­la­viert, ganz so weit reicht die wacke­re Antifa-“Handarbeit” also doch nicht…)

Sto­kow­ski trig­gert also nicht von sich aus zum Spaß oder aus Über­zeu­gung, son­dern wur­de zual­ler­erst ein­mal selbst getrig­gert und hat dann umge­hend die für sie selbst­ver­ständ­li­che Empö­rungs­kas­ka­de ent­fes­selt. Natür­lich hat sie den erwar­te­ten Pres­se­rum­mel bekom­men, der ihre Lese­tour nun über­haupt erst all­ge­mein bekannt gemacht hat, aber wir sind ja mitt­ler­wei­le schon so weit, daß Jour­na­lis­ten mit Absicht erst­mal Stahl­get­wit­ter pro­vo­zie­ren, um sich hin­ter­her in eige­nen Arti­keln dar­über aus­wei­nen zu können…

Ins­ge­samt also ist das NPC-Mem ein aktu­el­ler Höhe­punkt der Bewaff­nung der Meme­tik, wenn wir es ein­mal so nen­nen wol­len. Die Über­re­ak­ti­on von Twit­ter hat deut­lich gezeigt, daß die Cha­rak­te­ri­sie­rung der hys­te­risch-his­trio­ni­schen Medi­en­land­schaft und ihrer eben­so geist- wie see­len­lo­sen Kon­su­men­ten als pro­gram­mier­te Mono­log-Droh­nen ein Voll­tref­fer ist. Nach mei­nem Kennt­nis­stand wur­de noch gegen kein ver­gleich­ba­res Mem der­art toll­wü­tig pole­mi­siert und vor­ge­gan­gen, nicht ein­mal im hit­zi­gen US-Präsidentschaftswahlkampf.

Gera­de des­halb kann und soll­te der geneig­te Leser es sich getrost zu eigen machen, denn schließ­lich ist es ein nobles (und das ein­zig sinn­vol­le) Ziel, den Geg­ner maxi­mal zu rei­zen. Man darf gespannt sein, wie aus­bau­fä­hig das alles gera­de hier­zu­lan­de noch ist – viel­leicht sogar außer­halb des Inter­nets. Wer­den zur kom­men­den Kar­ne­vals­zeit die ers­ten Bil­der von grau kos­tü­mier­ten und ange­mal­ten Nar­ren auf­tau­chen, so wie in den USA zu Hal­lo­ween? Falls ja, dann wären wir auf dem bes­ten Wege dahin, in »Groß­west­deutsch­land« (Hen­ning Eich­berg) erst­mals so etwas wie sub­ver­si­ven Humor zustan­de zu bringen.

Und um in Rich­tung Fräu­lein Sto­kow­ski aus Spaß an der Freu­de noch ein biß­chen nach­zu­tre­ten, zum Abschluß ein her­vor­ra­gend zum The­ma pas­sen­des Video (wit­zi­ger­wei­se unmit­tel­bar vor Hoch­ko­chen der “Affä­re Lehm­kuhl” ver­öf­fent­licht), zu des­sen Beginn die Dame der Fair­neß hal­ber ihrer Pro­gram­mie­rung ihrem Menin­gen­ab­sud frei­en Lauf las­sen darf und das in der wei­te­ren Fol­ge all­ge­mein­ver­ständ­lich auf­zeigt, daß so ein Inner mono­lo­gue doch sei­ne Vor­tei­le haben kann: Film ab!

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

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Kommentare (22)

silberzunge

10. November 2018 20:09

Auf 4chan ist so unglaublich bizarres Zeug zu finden, und war man auch einmal längere Zeit nicht dort, man kann sicher sein, dass beim nächsten Besuch wieder die gleichen Säue durch das digitale Dorf getrieben werden.
Mir macht das, nicht zuletzt auf /pol/, schon immer wieder Spaß, es ist trashig-kreativ und strikt gegen die aktuelle ideologische Ordnung.
Und wenn man den von NW verlinkten ursächlichen Kommentar betrachtet: man möchte den Urheber für sein gewähltes Bild und für den dazugehörenden Text einfach abbussln (no homo).

Simplicius Teutsch

10. November 2018 20:15

Also, die Mem-Wissenschaft scheint mir eine ziemliche Geschwätz-Wissenschaft, anscheinend mit Verbreitung im „sozialen“ Internet zu sein, in Bereichen, wo ich gar nicht hinkomme(n will). Aber sei's drum. Auch schon bisher wurden von unseren nicht digitalen Vorfahren Erkenntnisse und Informationen in Begriffen, Melodien oder (Kult-)Gegenständen (z.B. der Reichsapfel oder das christliche Kreuz) verschlüsselt, um als Wegweiser und Mahnung für menschliches Verhalten über Generationen hinweg zu wirken.

Ein Erkenntnisgewinn bzw. eine Bestätigung meiner gewachsenen Vorurteile (festgemacht an "Memen"?) über die linken Bessermenschen ist der letzte Abschnitt und der Link zu dem SPIEGEL-„Fräulein Stokowski“: „...Sogar das Wort alternativ haben die Fucker uns geklaut...“ - Und ganz erbärmlich wird es, wenn diese „Solidaritäts“-Nudel immer wieder von „Liebe“ zu sprechen bzw. den Rechten abzusprechen beginnt. Man wünscht ihr fast für eine Woche die solidarische, veganische Liebes-Seligkeit auf einer einsamen Insel - ohne böse Wurst essende und Bier trinkende deutsche Rechte - mit fünfzehn aus Deutschland eingeflogenen syrischen oder afghanischen oder nigerianischen Asylbewerbern.

Ein „Mem“, aus meiner eigenen Lebenserfahrung geboren, sind die „Aufstände der Anständigen“. Wer das Gegenteil von Liebe, nämlich schreienden, blödsinnigen Hass erleben will, der muss sich nur mal die zahlenmäßig im Westen immer um ein Vielfaches überlegenen, aufgehetzten jungen(!) Gegen-Demonstrant-Innen zu einer Demonstration von Rechten anschauen.

Kahlenberg

10. November 2018 23:24

Dieses Meme gefällt mir außerordentlich gut. Ich kannte es bisher nicht, und eiskalt serviert vom Autor des Artikels, hat es mich zum, leicht bitteren, Lachen gebracht.
Ich bin wohl kein "Gamer", habe aber auch schon mal ein Konsolenspiel probiert, und mir sind diese synthetischen Charaktere als Teil davon bekannt.
Eben überkommt mich schon wieder ein infantiler Drang, zu Lachen, ich kann mir den Triggerfaktor auf die karikierten Gruppen lebhaft vorstellen ! Es ist wirklich sehr lustig !

Nils Wegner

11. November 2018 09:49

Simplicius,

die instruktive Einführung in die ganze Thematik ist ja nun oben gleich im vierten Absatz verlinkt, es braucht also niemandem die Memetik irgend etwas zu »scheinen«, was sie nicht ist. Wer dazulernen möchte, der hat die Gelegenheit. Sie werden vielleicht überrascht sein, daß es dabei mitnichten um das Internet geht, sondern um so etwas wie evolutionäre Kommunikation bzw. kommunikative Evolution.

Um bei Ihren Beispielen zu bleiben: Die »nicht digitalen Vorfahren« hätten da also nichts transgenerational »verschlüsselt«, auch wenn Erich von Däniken das vielleicht anders sehen mag, sondern die Memplexe Ihrer Zeit (Reich hüben, Reich drüben) in die ihnen zugängliche Symbolsprache gefaßt, die uns heute kryptisch anmutet. Und das nicht aus Sendungsbewußtsein heraus, sondern weil diese kognitiven Einheiten von sich aus zur Ausbreitung "drängen".

In diesem Rahmen ist der notorische »Aufstand« denn übrigens nach wie vor nichts anderes als ein besonders dummer Euphemismus. Der übergeordnete Memplex wäre »die Bundesrepublik«, Submemplex »Zivilgesellschaft«. Ist, vereinfacht gesagt, ein bißchen wie MKHs »Sprache der BRD«, bloß mit wissenschaftlichem Ansatz.

Zarathustra

11. November 2018 11:16

1. Die Idee des Mems ist nicht nur einiges älter als heutige Twitternarren (Richard Dawkins führt sie 1976 in seinem »The Selfish Gene« ein), sondern philosophisch auch viel tiefer als so mancher meint. Der Begriff könnte genauso gut vom »göttlichen Plato« stammen, denn darin wird der gleiche Vorrang des εἶδος (der Gestalt) vor dem Einzelexemplar gedacht wie ihn die Ideenlehre formuliert. @Wegner: Bei einem Mem geht es übrigens nicht primär um eine Kommunikationsform, sondern um eine sich fortpflanzende Verhaltensform, insofern geht es bei der Memetik weniger um die »evolutionäre Kommunikation« als vielmehr um eine »Evolutionslehre der Verhaltensmuster«, worin die Kommunikation als der Fortpflanzungsweg seinen natürlichen Platz hat.

2. Ich rate dringend von verbalen Radikalisierungen wie der entmenschlichenden Bezeichnung des Gegners als »Non Player Character« ab. Denn während WIR dies als Ansporn zum Nachdenken und zum Aufhören mit den immer gleichen Reiz-Reaktions-Schemata beim Gegner meinen, scheut der Gegner nicht davor zurück, uns tat-sächlich zu entmenschlichen und entsprechend zu behandeln (siehe Antifas Taten). Wozu solche Verbaleskalationen führen können, zeigt das Goebbelssche Gerede vom »Coventrieren« im 2. Weltkrieg: Während die einen damit bloß prahlen, TUN es die anderen: Wirklich coventriert wurde nämlich nicht London, sondern Dresden und Hamburg. Wie man so schön sagt: »Speak softly and carry a big stick«, aber nie umgekehrt.

Zarathustra

Nero

11. November 2018 12:33

Ich liebe das NPC Mem.
Es ist deswegen so genial, weil es wahr ist.

Ein weiterer Favorit ist der Cuck und der Golem.
Das sind auch so herrliche Mems die kurz und knapp das Wesentliche beschreiben und offenlegen.
Der Cuck-Rage gegen die Mems kommt hauptsächlich von denen, die es nicht verstanden haben oder die insgeheim wissen, dass es auf sie selbst zutrifft.

Mems wirken unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt. Die Halbwertzeit eines Mems ist allerdings abhängig von der möglichst genauen Annäherung an die tatsächlichen Sachverhalte.

Beispiel:
"Ich bin nicht rechts aber..."

Das ist auch ein bekanntes Mem. Jeder kennt es und es wirkt.

Der ganze Schuldkult ist ein Mem der jedes Jahr neu zelebriert wird um den Sachverhalt möglichst nah erscheinen zu lassen.

@Zarathustra
Meiner Meinung sind sie dem feindlichen Mem von der Dehumanisierung bereits auf den Leim gegangen.

>>Denn während WIR dies als Ansporn zum Nachdenken und zum Aufhören mit den immer gleichen Reiz-Reaktions-Schemata beim Gegner meinen, scheut der Gegner nicht davor zurück, uns tat-sächlich zu entmenschlichen und entsprechend zu behandeln (siehe Antifas Taten). <<

In wiefern schützt es uns, wenn wir sprachlich und stilistisch ungefährlich sind?
Das Urteil wurde schon längst gefällt.

Googeln Sie bitte cuckservative.

Breckert

11. November 2018 12:40

Ich habe mich amüsiert.

Aber, und da muß ich meinem Vorposter "Zarathustra" Recht geben, über den humorigen Aspekt hinaus sollte man das Spiel nicht treiben.
Auch ich sehe da eine Entmenschlichung des politischen Gegners, der in Wahrheit ja gar keiner ist. Denn, und das kann man ja auch dem Eingangsbeitrag entnehmen, die große Mehrheit der Gegenspieler auf dem Feld sind einfach nur getriggert.
Weil sie sich haben triggern lassen. Aus Trägheit, aus Gewohnheit, aus intellektueller Flachheit oder aber auch oft aus Unwissen. Wohl immer eine Mischung aus allem.
Wer aber einmal getriggert ist, ist, wie schon hier gelesen, nicht mehr im normalen Diskurs erreichbar.
Diese Menschen stehen aber nicht grundsätzlich zu ihrer von ihnen öffentlich vertretenen Mehrheitsmeinung, sondern sind durchaus in der Lage, ohne diese Triggerung selbstständige Entscheidungen oder Einschätzungen zu treffen, die in kompletten Widerspruch zu ihrer vorher verlautbarten Meinung stehen.

Machen Sie ein Experiment:
Gehen Sie mit den Forderungen der AfD im Bekanntenkreis herum und befragen sie die Leute nach ihren Meinungen.
Also z.B. die Forderungen nach Reduzierung der Einwanderung, die Rückführung oder auch konsequente Forderungen an die Leistungs- und Integrationsbereitschaft derer, die "nun einmal schon hier sind".
Sie werden mindestens eine einfache Mehrheit von >50% Zustimmung bekommen.
Bei mir waren es sicher zwei Drittel.
Der Knackpunkt dabei aber ist: Sie dürfen dabei die AfD als Initiator der Fragen nicht erwähnen!
Tun Sie das, können Sie sofort mit mindestens 80% Ablehnung rechnen, weil diese Partei erfolgreich massenmedial stigmatisiert wurde.

Ziel sollte es also sein, diese Triggerung aufzubrechen, diese Leute auf den rechten Weg zurückzuführen und ihnen ermöglichen, frei und ohne das Mantra des Linksjournalismus zu entscheiden.

Auf die Frage, wie man das machen könnte, muß ich allerdings den Stab an andere weiterreichen.
Der verbale Diskurs scheidet ja nun aus.

Und wenn jemand der Meinung ist, das hörte sich alles herablassend und menschenfeindlich an; dann muß ich sagen: ja, das ist es auch, wenn man einen normal intelligenten und nicht verblendeten Menschen so behandelt.
Aber die sind dann ja auch nicht das Problem, das es zu lösen gälte.
Es sind die Lemminge, auf deren Unbedarftheit und Naivität auch das dritte Reich basiert hat. Keiner von denen war richtig böse, aber alle haben mitgemacht, weil alle anderen auch mitgemacht hatten.

Darüber hinaus hat mein Menschenbild seit 2015 doch sehr gelitten.
Und mittlerweile verstehe ich auch die Antwort von Peter Scholl-Latour einer grinsenden Moderatorin gegenüber, der er vom Algerienkrieg und seinen Erfahrungen dort mit den Warlords erzählt hat und die ihn fragte, ob er denn mittlerweile an dem "Guten im Menschen" zweifeln würde.
Die Antwort fiel anders aus, als sie und ich erwartet hatten:
"Der Mensch ist nicht gut!"

John Haase

11. November 2018 12:59

@Zarathustra
„Entmenschlichung“ gehört in dieselbe Kategorie wie „Menschenverachtung“ und „Menschenfeindlichkeit“. Beliebig dehnbare Begriffe, die immer nur in eine Richtung wirken. Wer ihnen auf den Leim geht, folgt der uralten konservativen Tradition, sich an die von der Linken aufgestellten Spielregeln zu halten und sich zu beklagen, wenn diese es nicht tun.

Die meisten Beleidigungen sind „entmenschlichend“. Tiernamen, Körperteile, selbst so etwas wie Dummkopf: als wäre der Bezeichnete ein Kopf oder als sei Dummheit seine einzige Eigenschaft. Von dem „braunen Sumpf“, den „Rattenfängern“ oder dem „Basket of deplorables“ muß man gar nicht erst anfangen.

Getroffene Zecken twittern. Die internationale Linke ist ein zerstörerischer, krebsartig-wachsender, alles auffressender Kult und ihre Mitglieder haben sämtlich einen derart schweren seelischen Schaden (oftmals schon am Äußeren zu sehen), daß man sich fragen muß, ob es sich überhaupt noch um Menschen handelt, oder nicht um Hüllen, Roboter, NPCs eben.

Verstehen Sie mich nicht falsch: man muß gegenüber diesen Typen gnädig sein, das gebietet Gott, und für den, der nicht an Ihn glaubt, gebietet das die Tradition. Auch sind längst nicht alle Linken rettungslos verloren. Aber politisch gehören sie trotzdem plattgemacht. Sie sind Schädlinge.

Alles kaputtmachen, dem Gegner auch nicht das kleinste bißchen Vernunft, Wahrheit, Ehrlichkeit zugestehen und dann rumheulen, weil man „entmenschlicht“ wurde - typisch links.

Simplicius Teutsch

11. November 2018 13:21

@Nils Wegner. Ich hätte mich aus dem Mem-Thema raushalten sollen, wenn ich schon kommunikationswissenschaftlich nicht up to date bin. Ich kann Ihnen bzw. dieser Theorie tatsächlich nicht aus dem Stand heraus folgen. Aber ich dachte, ich verstünde Sie wenigstens ansatzweise, wobei ich nur kritisch anmerken wollte, dass für mein eigenes evolutionär geformtes und zur Simplifizierung neigendes Kommunikationsvermögen jene irgendwie schwer verständliche Memetik aber doch wie alter Wein in neuen Schläuchen schmeckt - und ich mir deswegen keine neuen Schläuche kaufe.

-Und eigentlich, das war der Anreiz für meinen Kommentar, ging es mir um die unnachsichtige, ja schon irre Meinungsdiktatur, die das motzige SPIEGEL-Fräulein Stokowski in linksliberalen, demokratischen Buchhandlungen herbeiführen möchte, während sie (ich phantasiere jetzt) am nächsten Abend vor loderndem Symbol-Feuer auf dem Königsplatz in München zusammen mit der üblichen bundesdeutschen Moralprominenz leidenschaftlich für „Vielfalt“ und gegen die menschenfeindliche Bücherverbrennung der Nazis zu Felde zieht.

Dankenswerter Weise haben Sie ganz konkret Manfred Kleine-Hartlage als unser beider gemeinsamen Nenner ins Spiel gebracht. Sein Buch, auf das Sie anspielen, habe ich gerade in die Hand genommen und die Einleitung „Die Sprache der BRD“ neu gelesen. Absolut entlarvend und leicht verständlich auch für mich. Dieses „Lexikon der Unwörter“ müsste als Grundschulung zur Pflichtlektüre für jeden AfD-Politiker oder Rechten werden. Und viele lesen es wahrscheinlich/hoffentlich auch.

Ein beispielhaftes Zitat aus der Einleitung: „Die rhetorischen Mittel dieser Lügensprache sind vielfältig. Da ist die orwellsche Verdrehung vom Kaliber „Krieg ist Frieden“. Man spricht von „Zivilcourage“ und meint demonstrativen Konformismus, von „humanitärer Intervention“ und meint völkerrechtswidrige Angriffskriege, von Staatsraison“ und meint die Hintanstellung deutscher Staatsinteressen, von „Toleranz“ und meint damit, dass Andersdenkende nicht zu Wort kommen sollen ...“

Ergon

11. November 2018 13:40

Für sich genommen illustrieren die an die grauen Herren in Momo erinnernden NPC sehr gut den Kontrast zwischen dem Inhalt der Rede von Buntheit, Verschiedenheit und Einzigartigkeit, und dem performativen Akt, dass genau diese Rede als Massenphänomen in grauer Eintönigkeit und Einförmigkeit entlang vorgestanzter und kaum variierender Phrasen erfolgt. Die als theoretischer Hintergrund ausgezeichnete auf Dawkins zurückgehende und wegen ihrer direkten evolutionstheoretischen Interpretation soziokulturelller Phänomene eher pseudo-wissenschaftliche "Memetik" ist ist aber, genau wie ihre popkulturelle Aneignung im Netz, kennzeichnend für den englischsprachigen Kulturraum. Im Allgemein überschätzen, denke ich, diejenigen, die in eine Subkultur im Netz eingetaucht sind, den, um den Soziolekt selbst zu verwenden, Coolness-Faktor dieser subkulturellen Erscheinungen wie 4chan im Real Life.

Die Herkunft des NPC aus dem Rollen- und Videospielbereich dürfte in Bezug auf die Anschlussfähigkeit hinderlich wirken, werden mit dieser Art der Freizeitbeschäftigung weiterhin Eskapismus, bildungsferne und sozial benachteiligte Gruppen und Gewaltaffinität assoziiert. Zudem, und das wird durch andere "Meme" deutlicher, ist in den USA eines der ausgemachten Ziele des Spotts eine besonders zu Theatralik und Hysterierie neigende Bevölkerungsgruppe, mit beinahe vorhersehbaren Reaktionsmustern, während hier Stokowskis wahrgenomme "Mikroagression" und die Antwort der Buchhandlung "Natürlich führen wir als linksliberale Buchhandlung auch Nazi-Bücher." eher ins Absurde und Bizarre abgleitet.

@Zarathustra Wie ist zwar schleierhaft, wie Sie es schafften, hier einen NS-Bezug herzustellen, zu "Goebbels Gerede" vom "Coventrieren" hätte ich aber gerne ein Quelle, und zwar eine, die quellenkritischen Nachfragen standhält, also insbesondere nicht Klemperer o.ä.. Im Gegensatz zum angloamerikanischem Flächenbombardement hatte Coventry einen militärischen bzw. rüstungswirtschaftlichen Hintergrund.

Weltversteher

11. November 2018 20:19

John Haase,
im Menschen den Menschen zu sehen, steht auf einer viel länger und größer gewachsenen Grundlage, als daß es eine linke Spielregel wäre. Linke schnappen sich jedoch die Dinge, die (herrenlos) rumstehen, zum Mißbrauch.

Zarathustra

11. November 2018 20:41

@Nero
Sie fragen: »Inwiefern schützt es uns, wenn wir sprachlich und stilistisch UNGEFÄHRLICH sind?« Meinen Sie wirklich, daß wir sprachlich GEFÄHRLICHER wären, wenn wir den Gegner als »Non-Player Character« beschimpfen würden? Dann wären die Pöbeleien irgendwelcher Hooligans weit gefährlicher als die ideologiekritischen Werke von Manfred Kleine-Hartlage und Thor von Waldstein oder die gekonnten Zeitgeist-Demontagen von Martin Lichtmesz. Wer jede Ritterlichkeit und jedes Beharren auf argumentativem Niveau als »cuckservative« abtut, tut es sich zu leicht: Zwischen kernloser Kompromisslerei à la CDU und dem Beschimpfen des Gegners als »Non-Player Character« (d.h. auf gut deutsch: als Unmensch) und »Schädling« (wie Ihr Nachredner es tut) gibt es eine ganze Bandbreite von Möglichkeiten, die Sie ausblenden.

@John Haase
Es geht nicht darum, »sich an die von der Linken aufgestellten Spielregeln zu halten und sich zu beklagen, wenn diese es nicht tun«. Denn erstens sind Anstand und stilistischer Anspruch keine linken Erfindungen (ganz im Gegenteil!), und zweitens BEKLAGE ich mich nicht, daß sich die Linke nicht daran hält: Der intellektuelle Bankrott der heutigen Linke ist so offensichtlich, daß man kaum anderes von ihr erwarten KANN als einen Kampf mit schmutzigen Mitteln.

Ihre Beschimpfung des Gegners als »Hüllen, Roboter, NPCs« sind übrigens eine willkommene Bestätigung für jeden, der seinen blinden Haß auf alles Gediegene moralisch bestätigt sehen will. Für die Unentschlossenen unter den Zeitgenossen aber (und die wollen wir für uns gewinnen, oder?) sind sie der beste Beweis für die Richtigkeit der feindlichen Propaganda. Auf solche »Gefährlichkeiten« können wir gerne verzichten.

Zarathustra

John Haase

11. November 2018 23:44

@Zarathustra
Es ist allerdings eine linke Erfindung, unter mangelndem Anstand alles zu verstehen, was auch nur ein klein bißchen gegen die Linke geht. Das Geheule um Gaulands Merkeljagd ist ein gutes Beispiel.

Ein Unentschlossener, der sich von dem Ausdruck NPC derart abschrecken lässt, daß er in das Lager der Wirsindmehrmenschen geht, setzt sich dem Verdacht aus, so unentschlossen dann doch nicht gewesen zu sein.

Bezüglich des linken Bankrotts haben Sie natürlich recht. Man darf mit der „Entmenschlichung“ auch nicht zu weit gehen, das ist klar. Aber bildhafte Sprache muß drin sein, sonst stirbt man in Sterilität.

@Weltversteher
Da haben Sie recht. Ja ich weiß, widerspricht sich mit meinem Kommentar.

Alveradis

12. November 2018 08:01

In einer von Fremden entworfenen,allerdings durchaus komplexen Spielanordnung zu punkten indem man sich am geschicktesten den vorgegebenen Regeln unterwirft, ist sicher keine befreiende Handlung, sondern nur eine Reaktion auf angebotene Reize.
Entsprechend finde ich das Mem schädlich auch wenn es leider sehr genau das aufzeigt, was auf der rechten Seite zu häufig unter Kampf verstanden wird.
Man wird getriggert, reagiert und wird zum Teil des Spiels.
Das Drehbuch ist allerdings von anderen Leuten
geschrieben worden.

Es kommt nicht darauf an, ob sich Leute in ihrer Rolle innerhalb der Simulation grandios vorkommen, ja sogar viel toller als virtuelle Figuren, die eingebaut sind (also "echte" Bots, die ebenfalls das Netz anfüllen) sondern darauf, dass sie am Faden hängen.

Ausgerechnet einen Hollywood Film zum Stichwortgeber zu nehmen - "red pill"- war auch nicht sehr klug. Innerhalb des Systems geht es unentwegt darum, dass wir entweder die eine oder die andere angebotenen Pille schlucken sollen.
Zu merken, dass man nicht alles schlucken sollte, was einem präsentiert wird, ist sozusagen die "bittere Pille.

RMH

12. November 2018 08:03

Ich persönlich finde derartige Berichte über die Auseinandersetzungen "drüben" und wie sie auch mit dem Mitteln des Internet geführt werden, immer sehr interessant und aufklärend, da ich selber nicht die Zeit und die Lust habe, mich in amerikanische Netzwelten zu begeben.

NPC mit dem grauen Männlein ist nun in der Tat auf den ersten Blick interessant. Die Einleitung von einem der Stichwortgeber zu den NPC, dass er meint, dass es nur eine begrenzte Zahl von Seelen gäbe und das er - selbstverständlich - eine habe, da er die Vorgänge checkt und die NPC eben nicht, ist dermaßen anmaßend und damit auch gleichzeitig wiederum auch abstoßend, dass ich froh bin, dass es hierzulande noch Leute wie "Zarathustra" gibt, die diese Pestilenz des Narzissmus und der Selbsterhöhung sofort wahrnehmen.

Die Welt ist voller Psychopathen, viele davon in führender Stellung. Wer ernsthaft alternativ sein will, der sorgt immer dafür, dass er Psychopathen in den eigenen Reihen keinen großen, tragenden "Rollen" gibt und dass er für den Gegner auch selber interessant ist und bleibt. Daher ist die Matrix Legende, dass jeder nur ein Pillchen schlucken muss, um "Aufzuwachen" deutlich anschlussfähiger. Ja sogar eher christlich, denn die Erlösung ist auch im Christentum universell und nicht an eine Herkunft oder das menschliche Unterscheiden (Du darfst, Du nicht, etc.) gebunden. Man muss also nur die richtige Pille finden … ;)

Michael B.

12. November 2018 12:03

@Zarathustra

Zum Memebegriff. Der Fairness halber - der Autor hat in seinem erwaehnten link (https://sezession.de/59608/meme-kognitive-biowaffen-im-informationskrieg), die wesentlichen Dinge zur Entwicklung des Wortes m.E. noch einmal richtig und ausreichend umfassend skizziert (seine nicht passende Kuerzestdefinition hier verstehe ich allerdings und gerade deswegen auch nicht).
Zur Schwerpunktsetzung hat Dawkins in meiner Erinnerung dem Ganzen aber gar nicht soviel Bedeutung beigemessen, er suchte einfach ein etwas nichttrivialeres Beispiel fuer einen Replikator, nachdem er das ganze erwaehnte Buch hindurch nur mit Genen hantiert hatte. Aufgeblasen hat das erst Ende der Neunziger eine Frau Susan Blackmore (auch oben erwaehnt).
Es sei aber noch einmal hervorgehoben, dass Meme viel mehr umfassen, als ein paar Netzschnipsel - eigentlich fast jedes gedanklich moegliche Artefakt. Ganze Religionen, Ideologien, Moden, aesthaetische Kategorien, whatever. Alles eben, was in diesem Bild um das limitierte Substrat Gehirn kaempfen kann und - als Voraussetzung - allgemein kommunizierbar ist.

Den NPC haenge ich persoenlich nicht so hoch, um Kategorien wie Entmenschlichung heranziehen zu muessen. Er gehoert m.E. einfach zu den Analoga aus dem Sprachgebrauch des Publikums, an welches es gerichtet ist. Als solches hat er treffende und - speziell fuer Leute, die damit eher selten umgehen - unverstaendliche, auch wie hier zu sehen fuer manchen verabscheuungswuerdige, und wie jedes Bild sicher auch unzutreffende Bestandteile. Die letzteren der genannten Attribute sind aber sicher auch dann nicht deckungsgleich.
Es kommt wohl eher auf die Verhaeltnismaessigkeit und durchaus auch die beabsichtigte Wirkung in Inhalt und auf die Zielgruppe gesehen an. Und da kann man dann schon abgekuehlter darueber reden.

bb

12. November 2018 13:02

Jetzt hört doch auf uns den schönen NPC-Meme madig zu machen. Er verkörpert perfekt den politischen Analphabetismus der Massen. Dafür war er gedacht und die Geschichte dahinter entspringt wohl kaum dem Menschenhass, sondern dient eher dazu, ihn durch eine kontroverse Theorie abzurunden, damit der Thread nicht sofort stirbt.

An die Christen hier: NPCs sind biblisch. Man denke an die Kreuzigung Jesu, die ohne NPCs nicht in dieser Form hätte stattfinden können.

„Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist.“

Verwendet Jesus selbst nicht schon den NPC-Meme?

heinrichbrueck

12. November 2018 14:38

Staaten als NPCs. War es dem Reich möglich, hatte es eine Alternative, dem 1. WK aus dem Weg gehen zu können; und wenn ein unmögliches Ja herauskäme, als was?

Franz Bettinger

12. November 2018 18:59

@Nils Wegner: Kann man das sperrige und für mich nicht nur schwer- sondern auch miss-verständliche Wort NPC nicht besser und einfacher mit Statisten (und im weiteren Sinne dann als Mitläufer) übersetzen?!

Franz Bettinger

12. November 2018 19:09

@Nils Wegner: ... und ist ein Mem nicht einfach bloß ein meist berechtigtes Vorurteil? Ich verwende ja selbst gern Anglizismen und Gallizismen und Schnipsel aus anderen Sprachen, wenn diese schön eingängig oder doppelsinnig sind (wie "Handy", "sorry" und "voilà"). Aber man kann's übertreiben, und Rätselraten tue ich überhaupt nicht gern!

Wegner:
Lohnt sich aber hin und wieder durchaus, etwa um am Ende festzustellen, daß just "Handy" ein genuin und ausschließlich deutsches Wort ist... Es soll ja auch Leute geben, deren Seelenheil an Abscheulichkeiten wie "Lichtscheibe" und "Gesichtserker" hängt. Wer's mag, kann's vermutlich haben – aber nicht von mir.

Zumal bei Themenfeldern, in denen die Verkehrssprache nun einmal Englisch ist, kann man ruhig mal wagemutig über seinen Schatten als wackerer Sprachwahrer hüpfen. Ein wenig Lockerheit (nicht: Schlendrian) hilft sicher auch beim "Gewinnen" Außenstehender, so wie Zarathustra oben das möchte.

Und hinsichtlich dessen, was ein Mem ist und was nicht: Auf den Grundlagenartikel zum Thema ist oft genug verwiesen worden.

Franz Bettinger

15. November 2018 22:17

@Nils Wegner: Schade, dass sich keine anderen Foristen zu meiner Frage geäußert haben. Ist sie so uninteressant? In meinem Gehirn sind während des Lebens (obwohl der englischen Sprache mächtig) keine Assoziationen zu den Worten NPC und Mem vorhanden, ich müsste bei diesen Vokabel stets in die Schublade des Auswendig-Gelernten greifen, was ich immer nur sehr ungern tue, und meistens ist es auch nicht nötig, denn oft gibt es eine passgenaue deutsche Übersetzung, und ich glaube sie mit Statist und Vorurteil gefunden zu haben. Ich bin wirklich kein wackerer Sprachprüfer und locker genug, mit Galli- und Anglizismen umzugehen. Viele davon sind nicht nur brauchbar, sondern geradezu schön oder handy (dt: handlich). Und dass die Angelsachsen unser famosen Handy nicht in ihre Sprache überführen, wundert mich gelinde gesagt, denn der Pun, die Doppelbedeutung, ist reizvoll. Die Worte NPC und Mem gehören für mein ästhetisches Empfinden allerdings nicht in die Kategorie des Nachahmenswerten. Okay, lassen wir das; ist vermutlich Geschmacksache. Nur eins wüsste ich gerne von Ihnen als Kenner der Materie: Sind meine zwei deutschen Ersatz-Wörter 'Statist' und 'Vorurteil' dienlich oder gar zutreffend? Wenn immer ich NPC und Mem lese und gedanklich durch Statist und Vorurteil ersetze, kommt Sinn heraus. - Gehen Sie mal vorurteilsfrei an meine Frage heran, Herr Wegner. ;-)

Franz Bettinger

18. November 2018 09:09

@Nils Wegner und ganz allgemein @Mem und NPC:
Sagt mal, liebe Foristen, steht ihr alle auf dem Schlauch? Oder etwa ich? Kann mir mal einer sagen, was das Wort Mem hat, was das Wort Vorurteil nicht ebenfalls und viel besser hat? Ist "Mem" etwa das präzisere oder schönere Wort? Nein. Es ist ein nichts-sagendes Angeber-Wort. Ich falle ja selten aus der Rolle, aber jetzt leiste ich's mir mal: Mem isn't even understood in the english speaking world of normal people. Prejudice is. So, what's the fuck! Get real! Dasselbe gilt für NPC (Non-Playing-Characters). Engl: super-numeraries, tumb actors, bystanders !! Das sind Statisten oder Mitläufer. - Da von Nils Wegner wohl nichts Aufbauendes oder Erhellendes mehr kommen wird, am besten das Bade-Handtuch werfen. Vielleicht vorher noch aus Gründen der Hygiene und Freundschafts-Pflege meinen letzten Post löschen.

Wegner:
Nö nö, das kann ruhig jeder sehen. Man soll ja bekanntlich auch und vor allem im Internet nur von sich geben, wozu man auch steht.

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