Der europäische Hindernisparcours

Auf den Beitrag von Johannes Poensgen folgt nun der Beitrag von Benedikt Kaiser aus der 86. Sezession (Oktober 2018; pdf der Druckfassung).

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Als Arthur Moel­ler van den Bruck nach dem Mas­sen­ster­ben im Ers­ten Welt­krieg über die Zukunft Deutsch­lands und Euro­pas nach­dach­te, mün­de­te dies im Bon­mot, daß wir Ger­ma­nen waren, daß wir Deut­sche sind – und daß wir Euro­pä­er sein wer­den. 

Heu­te, etwa ein­hun­dert Jah­re spä­ter, drängt sich die Fra­ge auf: Sind wir Euro­pä­er gewor­den? Es gibt Anlaß zur Skep­sis, was die Mit­men­schen anbe­langt, was ande­re poli­ti­sche Lager anbe­langt, aber zuerst soll­te man bei sich anset­zen, in der poli­ti­schen Rechten.

Domi­ni­que Ven­ner, einer ihrer zeit­ge­nös­si­schen Köp­fe, hat Jahr­zehn­te nach Moel­ler van den Bruck an der natio­na­len Ver­en­gung sei­ner Zeit im all­ge­mei­nen und sei­nes rech­ten Milieus im beson­de­ren gelit­ten. Für ihn war es nicht vor­stell­bar, »nur« Fran­zo­se oder »nur« (kel­ti­scher) Nor­man­ne zu sein.

Er folg­te dar­in sei­nem Lands­mann Pierre Drieu la Rochel­le, dem Vor­den­ker der euro­päi­schen Ein­heit in Viel­falt. Gleich Drieu war es für Ven­ner eine Tat­sa­che, daß man als Mensch in Euro­pa eine drei­fa­che Zuge­hö­rig­keit besit­ze, eine tri­ple appar­ten­an­ce, die Regi­on, Nati­on und Euro­pa umfasse.

Euro­päi­sche Begeg­nun­gen, euro­päi­scher Aus­tausch und euro­päi­sche Gesin­nung: Für Ven­ner war die­se Stu­fen­ab­fol­ge eine Con­di­tio sine qua nonfür eine wahr­haft Neue Rech­te auf gesamt­eu­ro­päi­scher Ebene.

Bevor an Kon­zep­te, Pro­gram­me oder gar kon­kre­te Rea­li­sie­rungs­we­ge einer »euro­päi­schen Ein­heit« von rechts gedacht wer­den kann, gilt es, einen Rah­men für euro­päi­sche Begeg­nun­gen auf­zu­span­nen. Die wie­der­hol­ten Frak­ti­ons­auf­lö­sun­gen im Euro­pa­par­la­ment auf­grund geschicht­li­cher Ereig­nis­se, die feh­len­de Koope­ra­ti­on rechts­ste­hen­der Grup­pen auf inter-natio­na­ler Ebe­ne – ins­be­son­de­re sie legen ja nahe, daß eine tat­säch­lich zukunfts­fä­hi­ge euro­päi­sche Rech­te nur wird gedei­hen kön­nen, wenn Ideo­lo­gien der gegen­sei­ti­gen Ableh­nung, die noch immer häu­fig mit den natio­na­len Lei­den­schaf­ten ein­her­ge­hen, über­wun­den oder zumin­dest gezü­gelt werden.

Tief­sit­zen­de und repro­du­zier­te natio­na­le Chau­vi­nis­men und Mikro­na­tio­na­lis­men sind Hin­der­nis­se, die über­wun­den wer­den müs­sen. Mit Mikro­na­tio­na­lis­mus ist ein Natio­na­lis­mus gemeint, der sich auf kei­ne klas­si­sche Nati­on bezieht, son­dern eine Regi­on oder einen Teil einer bis­he­ri­gen Nati­on zur eigen­stän­di­gen Nati­on auf­ge­wer­tet sehen will.

Alain de Benoist for­mu­lier­te, daß der Mikro­na­tio­na­lis­mus alle Nach­tei­le eines regu­lä­ren, grö­ße­ren Natio­na­lis­mus in been­gen­der Wei­se in sich auf­nimmt, wäh­rend die Vor­tei­le einer grö­ße­ren natio­na­len Inte­gra­ti­ons­idee kei­ne Berück­sich­ti­gung finden.

Ein Mikro­na­tio­na­lis­mus wird in die­sem Sin­ne als ima­gi­nier­te oder über­be­ton­te Gemein­schaft (man den­ke an das erfun­de­ne »Pada­ni­en« der alten Lega Nord; ein Gegen­bei­spiel wäre der viel­schich­ti­ge Fall Kata­lo­ni­en) der grö­ße­ren, natio­na­len Gemein­schaft entgegengesetzt.

Er war über Jahr­zehn­te hin­weg der Traum vie­ler Rech­ter. Das lag an der Schwä­che der gro­ßen Natio­nen, an Krie­gen, aber auch an der Idea­li­sie­rung von klei­ne­ren Völ­kern. Man sprach vom Euro­pa der Regio­nen, in dem Natio­nen über­flüs­sig wür­den; Hen­ning Eich­bergs Umfeld war federführend.

Ein neu­er­li­cher Regio­na­lis­mus der Rech­ten, wie er im liber­tä­ren Bereich um Hans-Her­mann Hop­pe und im neu­rech­ten Bereich von ein­zel­nen Publi­zis­ten gou­tiert wird, ver­hie­ße für das 21. Jahr­hun­dert eine gesamt­eu­ro­päi­sche und real­po­li­ti­sche Kri­sis, denn ein zer­klüf­te­tes und in sich noch mehr gespal­te­nes Euro­pa wäre wirt­schaft­lich, tech­no­lo­gisch, außen­po­li­tisch oder mili­tär­stra­te­gisch leich­te Beute:

Chi­na erschließt mit der neu­en Sei­den­stra­ße Infra­struk­tur und Wirt­schafts­fel­der bis tief nach Euro­pa hin­ein, die Tür­kei ist einer der exter­nen Play­er auf dem Bal­kan, Ruß­land mischt in Ost­eu­ro­pa mit, die USA bin­den spe­zi­ell die bal­ti­schen Staa­ten an sich, die Golf­staa­ten bemü­hen sich um mus­li­mi­sche Min­der­hei­ten. Damit gera­ten euro­päi­sche Län­der und Völ­ker in zusätz­li­che Inter­es­sens­kon­flik­te, was Euro­pa wei­ter schwächt und die Akteu­re von Außen auf Kos­ten der inner­eu­ro­päi­schen Kohä­si­on stär­ken könnte.

An inne­ren Wider­sprü­chen ist Euro­pa reich, mit ihnen wird man rin­gen müs­sen. Exter­ne Wider­sprü­che gilt es aus dem urei­ge­nen Inter­es­se des Selbst­er­halts vom Kon­ti­nent gemein­schaft­lich fernzuhalten.

Der­ar­ti­ge Über­zeu­gun­gen sind rechts der Mit­te nicht en vouge, und das liegt oft an einem Miß­ver­ständ­nis: Vie­le Rech­te, in Deutsch­land und anders­wo, fürch­ten bei einer euro­päi­schen Posi­tio­nie­rung den Vor­wurf der EU-Apo­lo­gie. Doch das jet­zi­ge EU-Euro­pa ist kein Euro­pa der Regio­nen, Natio­nen und Völ­ker, son­dern das Euro­pa des frei­en Waren­ver­kehrs, der offe­nen Gren­zen nach innen und par­ti­ell auch nach außen:

Es ist das Euro­pa des Mark­tes, auf dem alles, wie Eber­hard Straub for­mu­lier­te, »zur Ware und damit zum Wert und jede mensch­li­che Bezie­hung zu einer Geld­be­zie­hung« redu­ziert wird. In sei­nem Buch Zur Tyran­nei der Wer­te fährt Straub fort, daß nicht »Dasein, son­dern Kon­sum« als »Pflicht« erschei­ne: »Der Auf­stieg vom Men­schen zum End­ver­brau­cher war das Pro­gramm fröh­li­cher Markt­theo­lo­gen. Sie erho­ben den Markt zum Erlö­ser, Ret­ter und Befreier«.

Die­se Markt­hö­rig­keit liegt in der DNA der Euro­päi­schen Uni­on, wie wir sie ken­nen – einer Uni­on, die des­halb abge­lehnt wer­den soll­te und nicht aus dem Grund, daß ihre Haupt­dar­stel­ler eine gemein­sa­me Außen­po­li­tik oder eine kol­lek­ti­ve Sicher­heits­struk­tur präferieren.

Daß sich am Inte­gra­ti­ons­kon­zept des Kapi­tals die hete­ro­ge­ne Rie­ge der mul­ti­kul­tu­rell-links­li­be­ra­len Pres­su­re groups betei­ligt, ver­schärft die anti­eu­ro­päi­sche Note der Euro­päi­schen Uni­on. Ein­zel­ne Ein­grif­fe »Brüs­sels« in den All­tag sind auch ange­sichts die­ses Befunds nicht das Kern­pro­blem, das von der EU in ihrer Gesamt­heit ver­kör­pert wird, in der die euro­päi­schen Völ­ker (wie auch inner­halb der Völ­ker die ein­zel­nen Lands­leu­te) oft mehr als Kon­kur­ren­ten und weni­ger als Part­ner ver­stan­den wer­den, unge­ach­tet des­sen, daß unent­wegt von gemein­sa­men »euro­päi­schen Wer­ten« und ähn­li­chem fabu­liert wird.

Es ver­hält sich anders: Die EU schürt gera­de durch ihre ver­meint­lich »pan­eu­ro­päi­sche« Art natio­na­le Chau­vi­nis­men und bringt Men­schen gegen­ein­an­der auf, nicht zuletzt qua Wohl­stands­dis­pu­ten. Es ist dies ein Mus­ter, das auch in den USA oder Chi­na auf­tritt – man hat inner­staat­lich mit ali­men­tier­ten Regio­nen zu tun, was Miß­gunst weckt und nur abge­fe­dert wer­den kann, wenn eine ver­bin­den­de Idee zumin­dest das Bewußt­sein dafür schafft, daß Unter­schie­de und Aus­gleichs­leis­tun­gen dem Gesamt­in­ter­es­se unterstehen.

Doch der EU man­gelt es nun an geis­ti­ger »Erdung« an ein Gesamt­in­ter­es­se euro­päi­scher Völ­ker und ihrer Iden­ti­tä­ten ange­sichts des öko­no­mis­tisch aus­ge­rich­te­ten Nütz­lich­keits­den­kens. Dabei wäre für ein neu­es Euro­pa, das Eini­gen­des über Tren­nen­des stellt, der Topos der Soli­da­ri­tät, eines Gefühls der Zusam­men­ge­hö­rig­keit in Kri­sen­si­tua­tio­nen, unabdingbar.

Die­se sozia­le Soli­da­ri­tät erfor­der­te die Erkennt­nis des­sen, daß der Haupt­wi­der­spruch inner­halb der EU nicht zwi­schen den euro­päi­schen Völ­kern ver­läuft, son­dern, über­spitzt for­mu­liert, zwi­schen den Bedürf­nis­sen der Völ­ker einer­seits und dem Bedürf­nis des trans­na­tio­na­len Kapi­tals und sei­ner unter­schied­li­chen Sach­ver­wal­ter und Mit­tels­män­ner andererseits.

Zu den Sach­ver­wal­tern und Mit­tels­män­nern die­ses – hier ver­kürzt »Kapi­tal« – genann­ten Blocks zäh­len Behör­den, Ver­wal­tungs­struk­tu­ren, die »Büro­kra­tie« also; dazu zäh­len ton­an­ge­ben­de Jour­na­lis­ten des Main­streams; dazu zählt wesent­lich die füh­ren­de poli­ti­sche Klas­se, wel­che die Völ­ker nicht schützt, kei­ne gro­ßen Erzäh­lun­gen für sie ent­wi­ckelt und kei­ner­lei Idee für den Raum Euro­pa im 21. Jahr­hun­dert besitzt – wäh­rend die Mehr­heit der euro­päi­schen Bevöl­ke­run­gen, expli­zit der jün­ge­ren Jahr­gän­ge, im mate­ria­lis­ti­schen Rausch all­ge­gen­wär­ti­ger Kon­sum­mög­lich­kei­ten gefan­gen sind und die west­eu­ro­päi­sche »Post­po­li­tik« (Chan­tal Mouf­fe) gera­de des­halb so wenig wider­stän­di­ge Hür­den bewäl­ti­gen muß.

Die­se post­po­li­tisch-kon­su­mis­ti­sche Ent­wick­lung ist beson­ders für nicht­ma­te­ria­lis­ti­sche Akteu­re Ärger­nis und Hin­der­nis zugleich, wobei man nun im Klei­nen ver­su­chen kann, sich dem kon­su­mis­ti­schen Modell zu ent­zie­hen und ande­re in die­sem Sin­ne zu beeinflussen.

Durch indi­vi­du­el­le Ent­schei­dun­gen wird For­mu­lier­tes authen­ti­scher, wobei auch dann noch die Crux bestehen bleibt, daß man durch indi­vi­du­el­les Ver­hal­ten kei­ne grund­le­gen­den Struk­tu­ren in Poli­tik, Wirt­schaft, Gesell­schaft ändern kön­nen wird: Als klei­ne Min­der­heit der gegen­tei­li­gen Lebens­füh­rung im Zeit­al­ter der Waren­äs­the­tik und ‑ver­füg­bar­keit blie­be man ohne attrak­ti­ve Massenwirkung.

Mate­ria­lis­mus und »Besitz­in­di­vi­dua­lis­mus« (Mouf­fe) prä­gen also die euro­päi­sche Lebens­wirk­lich­keit, wäh­rend immer­hin deut­lich wird, daß mone­tä­res Wohl­erge­hen oder auch die blo­ße Aus­sicht auf Kon­sum­mög­lich­kei­ten nicht län­ger ver­schlei­ern kön­nen, daß dies für eine euro­päi­sche Ein­heit spä­tes­tens dann nicht (mehr) aus­reicht, wenn ande­re Fak­to­ren – nicht­eu­ro­päi­sche Mas­sen­zu­wan­de­rung, exter­ne Play­er – dar­an erin­nern, daß es an einem effek­ti­ven und nach­hal­ti­gen Schutz­schirm für die Völ­ker nach innen wie außen mangelt.

Es ist nur fol­ge­rich­tig, daß Gün­ter Maschke der EU jed­we­de Groß­raum­rol­le abge­spro­chen hat. Euro­pa, so der intel­lek­tu­el­le Soli­tär, sei »ein Sys­tem gewor­den, das Gehor­sam for­dert, ohne Schutz zu bie­ten«. Der in der EU gegen­wär­tig aus­ge­foch­te­ne Klas­sen­kampf von oben wird inner­halb die­ses von Maschke ange­spro­che­nen Sys­tems von den herr­schen­den Eli­ten gegen die Bevöl­ke­rungs­mehr­hei­ten geführt.

Was man indes­sen – nach Klä­rung der Feind­be­stim­mun­gen – braucht, ist eine posi­ti­ve Visi­on eines eini­gen Euro­pas jen­seits kate­go­risch mate­ria­lis­ti­scher Denk­wei­sen, und das heißt: die Visi­on eines drei­tau­send­jäh­ri­gen Kul­tur­krei­ses, der von einem Reich­tum an kul­tu­rel­len, natio­na­len und reli­giö­sen Wer­ten, an Regio­nen, Kul­tu­ren und Völ­kern geprägt ist, die sich wech­sel­sei­tig befruch­tet und beein­flußt haben.

Gerd-Klaus Kal­ten­brun­ner for­der­te bereits vor 40 Jah­ren für die kon­ser­va­ti­ve Hemi­sphä­re ein, sie sol­le für­der­hin aus dem »unver­brauch­ten Reich­tum an Intel­li­genz, Ener­gie und Schöp­fer­tum, den wir ›Euro­pa‹ nen­nen dür­fen«, Kraft schöpfen.

Eben­die­se unauf­heb­ba­re Ver­schrän­kung der euro­päi­schen Lebens­rea­li­tä­ten ist es, die – um jen­seits der Meta­po­li­tik auch die real­po­li­ti­sche Pra­xis nicht zu ver­nach­läs­si­gen – Andre­as Möl­zer mein­te, als er von der kul­tu­rel­len, poli­ti­schen und geo­gra­phi­schen Nähe der Regio­nen und Natio­nen zuein­an­der sprach; eben­die­se typisch euro­päi­sche Son­der­la­ge schaf­fe »das Bewußt­sein gemein­sa­mer Wur­zeln« und gebe »Hoff­nung für eine gemein­sa­me euro­päi­sche Zukunft«.

Frei­lich stellt sich dar­an anschlie­ßend die nahe­lie­gen­de Fra­ge: Wie soll sie aus­se­hen? Allein, Patent­re­zep­te sind nicht die Sache an der Wirk­lich­keit ori­en­tier­ter poli­ti­scher Akteu­re. Fest steht gleich­wohl, daß die Über­le­gun­gen auf die­sem zu beschrei­ten­den Weg unter Drieu la Rochel­les Maxi­me »Revo­lu­tio­nie­ren und Anknüp­fen« ste­hen müß­ten. Gesucht wird die kon­ser­va­ti­ve Revo­lu­ti­on euro­päi­scher Dimension.

Sie wird sich nicht nur gegen restau­ra­ti­ve und zukunfts­hin­der­li­che Bestre­bun­gen der »alten« Rech­ten zu rich­ten haben, son­dern auch gegen mas­sen­me­di­al prä­sen­te links­li­be­ra­le »Pan­eu­ro­pä­er« wie Ulri­ke Gué­rot und ihr urba­nes Fuß­volk. Die­ser Typus Euro­pä­er kennt nur den auf­ge­klär­ten, mün­di­gen Welt­bür­ger, der mit­hin zufäl­lig auf dem Ter­ri­to­ri­um der euro­päi­schen Staa­ten lebt. Wenn Rech­te sie des­halb kri­ti­sie­ren, ist das folgerichtig.

Das Pro­blem dabei ist, daß dies meist mit dem Ver­weis auf Argu­men­te aus dem 20. Jahr­hun­dert geschieht, mit Bezug­nah­men auf alte Pro­blem­stel­lun­gen, die nicht immer die­je­ni­gen von heu­te sind. Dabei kann man auch von einem rech­ten (pan)europäischen Stand­punkt Gué­rot kri­ti­sie­ren: Denn die feh­len­de Rück­ge­bun­den­heit an Regi­on, Nati­on, Euro­pa ist die Ursa­che aller wei­te­ren Fehl­schlüs­se; die Rech­te hat – theo­re­tisch – freie Bahn. In der Pra­xis sieht es anders aus.

Denn die natio­na­len Lei­den­schaf­ten, die, wie der neu­rech­te Publi­zist Wolf­gang Strauss eini­ge Jah­re vor­her in meh­re­ren Büchern pro­gnos­ti­zier­te, etwa in Ost­mit­tel­eu­ro­pa und Süd­ost­eu­ro­pa den real exis­tie­ren­den Büro­kra­ten-Sozia­lis­mus in den Orkus der Geschich­te zu ver­drän­gen hal­fen, bedürf­ten für eine euro­päi­sche Eini­gung der Zügelung.

Euro­pa ist nicht nur ein Schutz­schirm nach außen vor exter­nen Akteu­ren und Inter­es­sens­grup­pen, son­dern auch ein Schutz­schirm nach innen vor dem Come­back inner­eu­ro­päi­scher Revan­che­ge­lüs­te, gera­de in der Mit­te, im Süd­os­ten und im Osten des Kontinents.

Die ers­te »Ven­ner-Ebe­ne« – euro­päi­sche Begeg­nun­gen – funk­tio­niert denn auch nur, solan­ge man apo­dik­ti­sche natio­na­le Fra­gen aus­klam­mert. Denn wür­de man aus­dis­ku­tie­ren, daß – bei­spiels­hal­ber – für rele­van­te Tei­le der ser­bi­schen Rech­ten Kroa­ten »katho­li­sche Ser­ben« sind, wäre jeder wei­ter­füh­ren­de Ver­stän­di­gungs­schritt unmög­lich (was eben­so im umge­kehr­ten Fal­le gilt, als ver­sucht wur­de, eine kroa­tisch-ortho­do­xe Kir­che zu kon­sti­tu­ie­ren, um die vom Kroa­ten­tum »abge­fal­le­nen« Ser­ben zu »reinte­grie­ren«).

Wür­de man, jetzt im grö­ße­ren Maß­stab gedacht, die The­se, daß das Chris­ten­tum (pan)europäische Iden­ti­tät stif­tet, dahin­ge­hend zuspit­zen, wel­che Kon­fes­si­on nun der Heils­brin­ger sein sol­le, wäre eben­so jeder wei­ter­füh­ren­de Ver­stän­di­gungs­schritt unmöglich.

Eine abschlie­ßen­de und für alle Sei­ten akzep­ta­ble Geschichts­schrei­bung zu for­mu­lie­ren, ist schlicht unmög­lich. Auf euro­päi­scher Ebe­ne wäre viel­mehr zu kon­sta­tie­ren und für die poli­ti­sche Pra­xis zu beden­ken, daß jedes Volk eine indi­vi­du­el­le schick­sal­haf­te Ver­gan­gen­heit mit eige­nen Mar­kern, Eck­punk­ten, Iden­ti­tä­ten und Trau­ma­ta hat, daß man aber zugleich die heu­ti­gen Lösun­gen und Ansät­ze nicht im tren­nen­den Ges­tern suchen darf, son­dern erken­nen muß, daß gegen­sei­ti­ges Abwer­ten stets in einen Abwärts­stru­del führt.

Der wir­kungs­mäch­ti­ge natio­na­le Mythos, der in man­cher Hin­sicht (wie­der) ent­fes­selt ist, konn­te den Kom­mu­nis­mus über­win­den hel­fen und die Völ­ker mit Selbst­er­hal­tungs­wil­len und Durch­set­zungs­kraft aus­stat­ten, aber er hat 2018 kei­ne Ant­wor­ten auf die neu­en Kri­sen von heu­te oder von morgen.

Die natio­na­le Enge führ­te eben auch zu klein­tei­li­gen, nach­hol­be­dürf­ti­gen Öko­no­mien, die sich in Abhän­gig­keit vom Wes­ten befin­den und seit kur­zem auch von nicht­eu­ro­päi­schen Kon­kur­ren­ten umgarnt wer­den; sie führ­te auch zur Mas­sen­ar­beits­lo­sig­keit und Abwan­de­rung der Jugend; sie führ­te auch zu wei­te­rer sozia­ler und natio­na­ler Spal­tung, und zwar in ste­ti­ger Lau­er­stel­lung auf neu-alte Kon­flik­te als exter­na­li­sie­ren­der Aus­weg für oft­mals inter­ne Problemstellungen.

Es ist in die­sem Sin­ne die ewi­ge Wie­der­kehr des Glei­chen, die uns Euro­pä­er trennt: Alte wie fri­sche Nar­ben sor­gen für Aus­ein­an­der­set­zun­gen und erschwe­ren den euro­pä­isch-ent­schlos­se­nen Neu­an­fang. His­to­ri­sche Ver­bre­chen, Zer­würf­nis­se, Unge­rech­tig­kei­ten – Euro­pa ist reich an ihnen.

Nicht immer ist es für auf­ge­wühl­te patrio­ti­sche Emp­fin­dun­gen ratio­nal ein­leuch­tend, daß die euro­päi­schen Völ­ker nie davon pro­fi­tiert haben kön­nen, wenn sie ihre ver­meint­li­chen und tat­säch­li­chen Wider­sprü­che aus­kämpf­ten. Sie­ger, das waren nie die Völ­ker. Sie waren immer die Ver­lie­rer – mit dem Ergeb­nis, daß wir heu­te bei­spiels­wei­se die EU vor­fin­den, wie wir sie kennen.

Ein genu­in rech­tes Hin­der­nis im Par­cours zur euro­päi­schen Ein­heit ist dabei also die expli­zi­te Tra­di­ti­ons­ori­en­tie­rung der eige­nen poli­ti­schen Denk­wei­se. Die Rech­te soll­te daher ernst neh­men, was Karl Marx in sei­nem Acht­zehn­ten Bru­mai­re des Lou­is Bona­par­te schrieb, wonach die Men­schen zwar ihre eige­ne Geschich­te schrei­ben, aber »nicht aus frei­en Stü­cken unter selbst­ge­wähl­ten, son­dern unter unmit­tel­bar vor­han­de­nen, gege­be­nen und über­lie­fer­ten Umständen«.

In Zei­ten »revo­lu­tio­nä­rer Kri­se«, so fährt Marx fort, »beschwö­ren sie ängst­lich die Geis­ter der Ver­gan­gen­heit«. So wer­den den heu­te Leben­den die Tra­di­tio­nen aller toten Geschlech­ter oktroy­iert. Doch Tra­di­tio­nen sind nicht per se zu gou­tie­ren, nur weil sie eben Tra­di­tio­nen sind – man wäre dann nicht kon­ser­va­tiv, son­dern reak­tio­när im schlech­ten Sin­ne. Denn es gibt Zeit­punk­te, in denen man als Kon­ser­va­ti­ver nicht nur bewah­rend den­ken muß, son­dern auf­bre­chend, d. h. revolutionär.

Spe­zi­ell in bezug auf eine unge­sun­de Ver­gan­gen­heits­fi­xie­rung und inner­eu­ro­päi­sche Spal­tungs­me­cha­nis­men ver­hält es sich so. Denn daß es die Idee Euro­pa schon in sta­tu nas­cen­di unmög­lich macht, wenn ver­gan­ge­ne Kon­flik­te repro­du­ziert wer­den, um heu­te – etwa in kurz­sich­ti­gen Wahl­kämp­fen ver­schie­dens­ter rech­ter Par­tei­en, die Stim­mung gegen ein Nach­bar­land machen – auf Wäh­ler­stim­men­jagd zu gehen, ist evident.

Das Gegen­ar­gu­ment, wonach das Volk sol­che ein­fa­chen Bil­der benö­ti­ge, weil Euro­pa nur eine abs­trak­te Leer­stel­le sei, kann man ver­schie­den ent­kräf­ten: auch demo­sko­pisch: Denn der dif­fu­se Wil­le im Volk zur euro­päi­schen Zukunft ist durch­aus zu konstatieren.

Alle aus­sa­ge­kräf­ti­gen Umfra­gen, ob von Ber­tels­mann oder von weni­ger welt­an­schau­lich fest­ge­leg­ten Insti­tu­ten, bele­gen, daß tat­säch­lich min­des­tens 50, teil­wei­se 60 bis 70 Pro­zent der Deut­schen »für Euro­pa« plä­die­ren, und zwar für Euro­pa als Gemeinschaft.

Gewiß muß die Fra­ge gestellt wer­den: Was meint Euro­pa als Gemein­schaft? Was bedeu­tet es, sie zu befür­wor­ten? Jen­seits des Nebu­lö­sen kann man kon­kret fra­gen: Was kann die poli­ti­sche Rech­te die­sen Men­schen anbie­ten? Wel­che gro­ße Erzäh­lung haben wir als sub­stan­ti­el­le Alter­na­ti­ve für Europa?

Daß es noch kei­ne grund­le­gen­de Erzäh­lung von rechts gibt, ist der schwie­ri­gen geschicht­li­chen Lage geschul­det, den Bestän­den, wie sie nun ein­mal sind, den jewei­li­gen (Leidens-)Erfahrungen der Men­schen. Das Feh­len der euro­päi­schen Erzäh­lung liegt infol­ge­des­sen nicht nur am laten­ten oder mani­fes­ten Chau­vi­nis­mus, aber doch erheblich.

Mit dem schwe­ren Gepäck von Nach­bar­schafts­krie­gen und Ste­reo­ty­pen bela­den, das es erschwert, den Blick auf äuße­re Geg­ner und zeit­ge­nös­si­sche Her­aus­for­de­run­gen zu len­ken, erreicht man als Fun­da­men­tal­al­ter­na­ti­ve zum Estab­lish­ment und sei­nen Aus­läu­fern weder die aka­de­mi­sche Eras­mus-Plus-Jugend noch die quan­ti­ta­tiv viel stär­ke­re Jugend von Athen bis Lis­sa­bon, von War­schau bis Madrid, die die EU mit Jugend­ar­beits­lo­sig­keit und der unein­ge­schränk­ten Macht der soge­nann­ten Markt­erfordernisse verbindet.

Es ist dies eine euro­päi­sche Jugend im Kri­sen­mo­dus, die vie­ler­lei Inter­es­sen und Hoff­nun­gen hat, aber die es nicht ver­dient, daß die Rech­te euro­päi­scher Län­der von der Ent­we­der-Oder-Fra­ge aus­geht, als ob es nur die Wahl gäbe zwi­schen einer euro­päi­schen Super­bü­ro­kra­tie und dem Roll­back zum alten Natio­nal­staat. Kei­ne der bei­den angeb­li­chen Optio­nen ist bes­ser, bei­de sind schlimmer.

Eine neue Form der Ein­heit müß­te in Bäl­de gefun­den wer­den, in der die Natio­nal­staa­ten eine ähn­li­che Rol­le spiel­ten wie die Län­der der Bun­des­re­pu­blik. Ein Bay­er bleibt auch in Deutsch­land Bay­er, ein Schot­te hört nicht auf, Schot­te zu sein, weil es Groß­bri­tan­ni­en gibt.

Es stellt sich die Fra­ge, wie­so es sich bei einem eini­gen Euro­pa anders ver­hal­ten soll­te, das sich über Zusam­men­schlüs­se sub­si­di­är von unten nach oben auf­baut, von einer Regi­on über die Nati­on bis hin­auf zu Euro­pa. Man gibt Iden­ti­tät und Her­kunft nicht preis, nur weil der staat­li­che Rah­men auf­grund der Anfor­de­run­gen grö­ßer, siche­rer und stär­ker auf­ge­spannt wird.

Denn heu­te bie­ten die klas­si­schen, auf sich bezo­ge­nen Natio­nal­staa­ten, die­se Geschöp­fe des 19. Jahr­hun­derts, weder Schutz vor den Fai­led sta­tes an den Gren­zen Euro­pas, noch Sicher­heit vor den Ver­wer­fun­gen des Welt­mark­tes, noch kann ein ein­zel­ner Natio­nal­staat in Euro­pa die Digi­ta­li­sie­rung beherr­schen oder weit­rei­chen­de infra­struk­tu­rel­le, poli­ti­sche oder wirt­schaft­li­che Gegen­mo­del­le zu Chi­na oder den USA aufbauen.

Anders pos­tu­liert: Der Natio­nal­staat allein schützt die Völ­ker Euro­pas nicht mehr, weil zuneh­mend neue Kapi­tel auf­ge­schla­gen wer­den, die sei­ne Hand­lungs­op­tio­nen überschreiten.

Gesucht wer­den muß nun jene – dezi­diert euro­päi­sche – Form der Ein­heit, in wel­cher die unter­schied­li­chen Stär­ken jeder ein­zel­nen Regi­on und Nati­on gebün­delt und die Schwä­chen abge­fe­dert werden.

Wenn man sich aus natio­na­lis­ti­scher Enge oder Selbst­über­hö­hung her­aus für stark genug hält, allei­ne zu bestehen, erliegt man einer »Wahn­vor­stel­lung«, wie Drieu la Rochel­le bereits in den 1930er Jah­ren vor­aus­sah – und zwar rea­li­sier­te er das in einer Epo­che, in der die rasan­ten Ent­wick­lun­gen rund um Digi­ta­li­sie­rung, Indus­trie 4.0 und Hyper­glo­ba­li­sie­rung noch gar nicht denk­bar, geschwei­ge denn so wir­kungs­voll und fol­gen­reich wie heu­te erschei­nen konnten.

Die Ant­wort auf das Schei­tern der EU kann daher nicht die Rück­kehr zum Natio­nal­staats­den­ken sein, jeden­falls nicht in West­eu­ro­pa, wo neue Wege beschrit­ten wer­den müs­sen, deren exak­te Rou­ten ent­lang des Leit­mo­tivs »Unser Euro­pa ist nicht ihre EU« zu ent­wi­ckeln sein werden.

Denn unser Euro­pa ist ein Euro­pa, das mehr ist als nur Ver­trags­werk, mehr als offe­ne Gren­zen, offe­ne Märk­te, offe­ne Gesell­schaf­ten; ein Euro­pa, das Regio­nen, Natio­nen und Völ­ker nicht gegen­ein­an­der aus­spielt, son­dern an ein gemein­sa­mes Bewußt­sein appel­liert, weil wir im sel­ben Boot sit­zen und ein soli­da­ri­sches und sozia­les, selbst­be­wuß­tes und sou­ve­rä­nes Euro­pa brauchen.

Auch wenn man nun dem His­to­ri­ker Rolf Peter Sie­fer­le folgt, der davon aus­ging, daß für die kom­men­den Gene­ra­tio­nen der Sozi­al­staat nur als ver­ei­nig­tes Euro­pa und das ver­ei­nig­te Euro­pa nur als Sozi­al­staat eine Zukunft hat, wird man doch der Kri­tik der Euro­pa­skep­ti­ker bei­pflich­ten müs­sen, daß es der­zeit nicht aus­rei­chend bewuß­te Euro­pä­er gibt.

Eine ange­mes­se­ne Zahl von ihnen ist aber Vor­aus­set­zung für alles wei­te­re, und die­se Euro­pä­er zu fin­den und zu for­men, ist eine von vie­len Auf­ga­ben der sich als »Jun­g­eu­ro­pä­er« inner­halb der Rech­ten ver­ste­hen­den Personenkreise.

»Daß es Deut­sche gibt«, so schrieb Hen­drik de Man vor 90 Jah­ren, »ist nicht die Fol­ge des Bestehens eines Deut­schen Reichs, son­dern des­sen Ursa­che. Ein unab­hän­gi­ges Ame­ri­ka, ein geein­tes Ita­li­en, ein selb­stän­di­ges Polen konn­ten erst bestehen, nach­dem genug Ame­ri­ka­ner, Ita­lie­ner und Polen da waren, die dies woll­ten. Ein neu­es Euro­pa setzt daher neue Euro­pä­er vor­aus.« Neue Euro­pä­er, deren kon­kre­te poli­ti­sche Uto­pie es sein muß, die EU suk­zes­si­ve zu über­win­den oder aber von innen her­aus umzugestalten.

Die Idee »neu­er Euro­pä­er«, deren Bewußt­sein die natio­na­le Lei­den­schaf­ten mit ein­be­zieht und als star­ken Motor der Geschich­te begreift, ohne aber die gesamt­eu­ro­päi­sche Not­wen­dig­keit zu negie­ren, ist idea­lis­tisch gedacht, und die Gene­se die­ser »Eli­te« wäre äußerst lang­wie­rig und benö­tig­te über­dies – jen­seits des Ver­nunft­eu­ro­pä­er­tums aus Sach­zwän­gen – den Mythos des Gemein­sa­men. Die­ser Mythos könn­te bei­spiels­wei­se durch gemein­sa­me Kämp­fe gegen ein »Außen« oder die Bewußt­seins­ent­wick­lung durch mani­fes­te Kri­sen­er­leb­nis­se entstehen.

Das der­zei­ti­ge Feh­len eines sol­chen ist indes kein spe­zi­el­les Argu­ment gegen das ver­ein­te Euro­pa von rechts: Auch die Befür­wor­ter eines Roll­backs zum alten, mitt­ler­wei­le erheb­lich durch die nor­ma­ti­ve Kraft des Fak­ti­schen rela­ti­vier­ten Natio­nal­staa­tes des 19. / 20. Jahr­hun­derts kön­nen ja nicht erklä­ren, wie sich die­se Rück­ent­wick­lung gegen alle (sozia­len, poli­ti­schen, tech­no­lo­gi­schen, wirt­schaft­li­chen usw.) Rea­li­tä­ten voll­zie­hen soll­te, noch dazu ohne natio­nal­be­wuß­te Eli­te, die man in der Hin­ter­hand wüß­te als Gegen­pol zur herr­schen­den Klasse.

Die Rück­kehr zu einem Sta­tus, der ver­gan­gen ist, ist eben­so uto­pisch wie das Anstre­ben eines Fern­zie­les, das noch nicht rea­li­sier­bar erscheint. Pikan­ter­wei­se könn­ten rech­te Pan­eu­ro­pä­er dabei auf den Fak­tor Emma­nu­el Macron hof­fen: Womög­lich wer­den der fran­zö­si­sche Prä­si­dent und ver­gleich­ba­re Poli­ti­ker auf ihrem (fal­schen) Weg zur euro­päi­schen Inte­gra­ti­on Hür­den abräu­men, die ihren Gegen­spie­lern von rechts wie­der­um ihre eige­ne Visi­on leich­ter rea­li­sier­bar machen ließe.

Der neue Sta­tus quo gäl­te, folgt man die­sem Gedan­ken­ex­pe­ri­ment, als Aus­gangs­punkt für ein neu­es Euro­pa, das gewis­se Klip­pen, die jetzt von Macron und Co. suk­zes­si­ve abge­tra­gen wer­den, gar nicht mehr vor­fin­den wird.

Viel­leicht sta­gniert Macrons Euro­pa­plan aber auch und wir müs­sen mit dem Ist-Zustand zurecht kom­men, der sei­ne Kri­sen und Defi­zi­te über die Jah­re hin­weg ver­schlep­pen kann. Doch auch in die­sem Fal­le wür­de die EU kei­ne Ewig­keits­klau­sel ken­nen; ihr Bestand in zehn oder zwan­zig Jah­ren wäre auch dann noch in Zwei­fel zu ziehen.

Ent­we­der erfolgt ein even­tu­ell fol­gen­der Rück­bau der EUauf­grund einer Schritt-für-Schritt-Reduk­ti­on durch Aus­trit­te, Bei­spiel Brexit, oder durch eine bewuß­te Abschaf­fung durch ihre Kernmitglieder.

Eine bewuß­te Abschaf­fung indes wür­de in die­sem Kon­text bedeu­ten, daß eine poli­ti­sche Welt, deren Sta­bi­li­tät gebets­müh­len­ar­tig gepre­digt wird, aus den Angeln geho­ben wür­de. Der­je­ni­ge aber, der eine bestehen­de Welt aus den Angeln heben will, bedarf, so Ernst Jün­ger in sei­nem Essay An der Zeit­mau­er, eines fes­ten Fix­punk­tes, eines Denkstiles.

Daß die­ser Denk­stil frei von Ele­men­ten einer über­spann­ten natio­na­lis­ti­schen Restau­ra­ti­on sein wird, ist nur eine der drän­gen­den Her­aus­for­de­run­gen, die vor der For­mu­lie­rung kon­kre­ter Ideen zum sozia­len, poli­ti­schen oder wirt­schaft­li­chen Auf­bau Euro­pas zu bewäl­ti­gen sind.

Das ist, so gilt es zu beto­nen, gänz­lich unab­hän­gig davon, wie weit man die euro­päi­sche Ver­ge­mein­schaf­tung trei­ben möch­te. Ob man daher an ein umfas­sen­des oder ein­ge­schränk­tes Revi­val des Natio­nal­staats glaubt oder das ver­ei­nig­te »Jun­g­eu­ro­pa« als Gegen­mo­dell zum »Euro­pa der Vater­län­der«, der »Repu­blik Euro­pa« oder auch des EU-Euro­pas erträumt:

Iden­ti­täts­be­wuß­te Rech­te soll­ten erken­nen, daß die sym­bo­li­schen Res­sour­cen nicht mehr län­ger aus­schließ­lich aus natio­na­len Tra­di­tio­nen und Geschichts­be­zü­gen, nega­ti­ven zumal, geschöpft wer­den müs­sen, son­dern daß es Zeit ist, sich dem »euro­päi­schen Mor­gen« (Drieu la Rochel­le) zuzuwenden.

Der Hin­der­nis­par­cours ist kräf­te­zeh­rend, aber zu bewältigen.


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Benedikt Kaiser

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Kommentare (21)

Franz Bettinger

22. Februar 2019 09:29

@ B. Kaiser schreibt: "Die fehlende Rückgebundenheit an Region, Nation und Europa ist die Ursache aller weiteren Fehlschlüsse. Die Rechte hat - theoretisch - freie Bahn."

Vielleicht passt die Anregung nicht in diesen Kommentar-Strang, aber ich möchte sie gern loswerden: Ich halte es für eminent wichtig, dass auf SiN in Form von Beiträgen und Kommentaren dargelegt und vielleicht sogar definiert wird, was Rechts und Links sein soll. Vielleicht ist dies ja früher bereits geschehen; ich bin erst 2-3 Jahre dabei und kenne die alten Artikel nicht. So wird es vielen neuen SiN- Lesern gehen. Vielleicht erbarmt sich mal einer. (Natürlich weiß ich für mich selbst, warum ich mich Rechts nenne; ich wüsste aber gerne, wie andere darüber denken.)

Benedikt Kaiser

22. Februar 2019 09:40

@Bettinger: Hier werden Sie fündig. Passender Einstieg jedenfalls. Für mich ist die entscheidende Trennlinie nach "links" im übrigen unser skeptisches Menschenbild als Ausgangsbasis aller weiterführender Ableitungen und Fragen.

Nachtrag: Wer sich Warum rechts? von Norbert Borrmann nicht einfach so aufschwatzen lassen will, lese bitte zunächst Kleine-Hartlages Besprechung im Blog hier, die nach wie vor ihre Gültigkeit besitzt.

Niekisch

22. Februar 2019 10:59

"Sind wir Europäer geworden?"

Nein, Herr Kaiser, schon immer waren wir als Deutsche auch Europäer, wobei wir unser Europäertum früher vielleicht anders gesehen, erlebt, betont und verteidigt haben. Unser Europäertum leuchtete 1813 mit "Gold gab ich für Eisen" gegen das Scheusal Napoleon auf, beim "Weihnachtsfrieden" in den Schützengraben des Ersten Weltkrieges 1916, beim Handschlag Stresemanns mit Briand, bei den Freundschaftstreffen zwischen deutschen Jugendlichen und Kriegsveteranen zu Anfang der 30iger Jahre mit Frankreich und England, auch in den Köpfen und Herzen der Ostfrontkämpfer aus 26 Nationen, zu Kriegsende selbst beim Weltungeheuer Hitler mit seiner "Festung Europa" und europäischen Großraumideen nicht nur wirtschaftlicher Natur. Auch nach dem Kriege war die Europaidee nicht nur in den Köpfen. Wir lernten Europa durch Reisen kennen, nahmen Gaststudenten auf, lernten Sprachen.
Wenn sich jemand uneuropäisch verhielt, dann waren und sind es diejenigen, die aus unserem kleinen Erdteil einen Riesenbasar machen, in dem von den Shisha bis zum kompletten Menschen alles käuflich ist.

Ja, wir sind Europäer und jetzt vor die Aufgabe gestellt zu ergründen, was genau unser großes Ziel für Europa ist, nachdem wir erfragt haben, was unser großes Ziel für Deutschland ist und wir dieses verwirklicht haben.

Niekisch

22. Februar 2019 11:56

"unser skeptisches Menschenbild als Ausgangsbasis"

@ Benedikt Kaiser 22.2. 10:59: hatten nicht schon die "Konservativen Revolutionäre" der 20iger Jahre ein solches? Und gaben manche nicht dennoch diese Trennlinie nach links auf? Hatten nicht auch schon die ersten Sozialisten zu Beginn der Industrialisierung ein solches Menschenbild in Auseinandersetzung mit dem Verhalten und den Mechanismen des Verwertens der menschlichen Arbeitskraft, z.B. durch Kinderarbeit? Das skeptische Menschenbild der Linken wurde doch erst später durch überzogene Idealisierungen der eigenen Klientel aufgegeben.

Gibt es überhaupt eine wirkliche Trennlinie zwischen "rechtem" und "linkem" Denken und Verhalten? Ist das nicht eine Schimäre zum Zwecke des "divide et impera"? Geistige und verhaltensmäßige Unabhängigkeit bedarf keines "Rechts" und keines "Links". Nehmen Sie meinen Namensvetter Ernst Niekisch: immer skeptisch vom Arbeiter- und Soldatenrat bis zum unbeugsamsten Denker und Kämpfer gegen jeden Trennlinienfetischisten.

Franz Bettinger

22. Februar 2019 12:02

@NemoObligatur schrieb in einem früheren Strang: "Man wird den Gedanken nicht los, dass die Europäische Idee in die falschen Hände (oder Köpfe) geraten ist." Ganz meine Meinung! Dazu eine Anekdote: Als der Euro im Frühling 2002 eingeführt wurde, befand ich mich auf der Rückreise von Griechenland, in Süditalien und hatte gerade eine wunderbare Pizza gegessen. Meine Frau und ein Paddel-Kamerad waren dabei; sie können bezeugen: Ich fiel dem Kellner um den Hals und küsste ihn (auf die Wange). Ich erklärte, und alle im Lokal hörten es, wie sehr ich mich freue, dass Italien und Deutschland und so viele andere Staaten nun zusammenwachsen, und dass ich mich schon wie ein Italiener fühle. Vielleicht hatte ich ja ein Glas Wein zu viel intus; jedenfalls küsste mich der Ober zurück, sagte in etwa das gleiche, und das ganze Lokal klatschte Beifall. Es war schön. Begriffe wie Nation und Volk waren von gestern. Ich war Europäer, wenn mich einer nach meiner Herkunft fragte. "Europäer, aha!" sagte mein Freund, ein Kiwi, und lächelte, als ob ich ein behindertes Kind oder ein durch-geknallter Hippie wäre, von denen sein Neuseeland voll ist. Lass ihn lächeln, dachte ich glücklich und lächelte meinerseits über ihre Zäune und Grundstücks-Grenzen und das englische Trespassing-Getue. Ich hielt mich in NZ nicht an Grenzen. Ich wurde ein berüchtigter Tresspasser. Ja, ich mochte nicht mal sichtbare Grenzen zu meinen Nachbarn, und so haben wir bis heute keinen Zaun zwischen uns. Das fühlt sich gut an, groß und frei. Die gute Stimmung über den Euro, die nicht vorhandenen Grenzen und 'Europa' hielt sich eine gute Weile. Ich glaube, so etwa bis zu dem Moment, wo Gerhard Schröder 2005 den ersten Fehler machte und 'aus besonderem Anlass' - es geschieht ja immer alles aus einem besonderen Anlass - die 3%-Grenze der Neuverschuldung überschritt, dafür ein Placet der EU brauchte und es auch bekam. Da hatte ich ein ungutes Gefühl. Es betrog mich nicht. Seitdem verging kein Jahr, in dem nicht ein EU-Land die Latte riss, und bald rissen alle die Latte, ja, die Latte wurde gar nicht mehr aufgelegt. Es war vorbei mit Maastricht. Nun hatten wir eine EU ohne verbindliches Gesetz. Eine EU, die machte, was sie wollte. Eine Willkür-EU! Das war der Zeitpunkt, wo die Liebe zu Europa in mir starb. Und es wurde immer schlimmer. Die Dreistigkeiten der sich selbst fütternden Bonzen in Brüssel nahmen kein Ende. Meine Ablehnung wuchs. Tut mir leid, dass es so gekommen ist. Das Schengen-Abkommen ist heute ein Schön-Wetter-Recht, und es erinnert stark an das zweite Krisen-Projekt der EU, den Euro. Hier wie da schleifte man die Regeln, als das Wetter schlecht wurde. Gerade bei miesem Wetter aber sind Regeln Gold wert. Die Erosion des Rechtsstaates hat mit Schröder begonnen; aber erst Merkel hat die Kunst vervollkommnet; erst durch den Bruch der No-Bail-Out Klausel, dann durch den Bruch aller 3 Dublin-Abkommen. Sie tat es ohne jede Debatte im Parlament. - Fazit: Wir wählen alle 4 Jahre eine Diktatur. Europa ist für mich (vorerst) gestorben. Jetzt gilt, vor der eigenen Tür zu kehren, den eigenen Saustall in Ordnung zu bekommen. Wahrscheinlich gelingt nicht mal das.

Laurenz

22. Februar 2019 12:10

Schön geschrieben, gut analysiert, aber wo ist bitte der Lösungsansatz?

Das rechtsradikale & antisemitische Video (auf YouTube) "This is Europa" stellt auf Kultur, Landschaft und Rasse ab. Die Kraft, die es unter Zuhilfenahme 2er banaler musikalischer Harmonien ausstrahlt, wirkt auch auf Linke. Solche Kraft des Ausdrucks sucht man sonst, trotz vieler Propaganda-Milliarden, vergebens. Natürlich sieht man keine Bilder Italiens südlich der Abruzzen, welches schon vor langer Zeit (nach der normannischen Phase) von den Sarazenen orientalisiert wurde. Und natürlich stellt solch ein Video fürstliche Prachtbauten nicht in Frage, welche lange Zeit Armut für eine Bevölkerung bedeutete, eindrücklich an der Stadt Limburg und ihrem Dom bis in die Gegenwart ersichtlich. Auch mir gefällt die (etwas kitschige) Architektur des 2. Reichs & seiner Nachbarn am besten. Was wir heute in Europa (bis auf wenige Ausnahmen, siehe hier https://de.wikipedia.org/wiki/Sagrada_Fam%C3%ADlia) bauen, erscheint mir vergleichsweise als primitiv, kulturell rückständig. 

Was van den Bruck äußerte, sah Hitler genauso, zumindest Rauschning konstatierte:"Der Begriff der Nationen sei hohl geworden". Das ist in jeglicher Analyse, die Herr Kaiser hier anführt, falsch verortet. Marx schreibt zwar folgerichtig, ignoriert aber die die tatsächliche Historie. Schon die Römer schauten belustigt zu, wenn sich auf der anderen Rheinseite, an des großen Flusses Gestaden, Germanenstämme gegenseitig abschlachteten. Bis heute gab es nur wenige (Reichs-) Ideen, die in den föderalen Germanen das Feuer einer nationalen Einheit entfachen konnten. Selbst, als der alte Adel 1918 zu Recht abgelöst wurde, nahm stattdessen der neue - dieselben föderalen Positionen ein, die vom Foristen Niekisch kritisiert wurden. Aber wir sollten unseren Volkscharakter als gegeben annehmen und das Feuer kontinentaler Einheit zu suchen, scheint mir sinnentleert, eher gefährlich. Diese föderale Charakter-Eigenschaft führte schon immer dazu, daß für den gemeinen Germanen die "Europäische Lösung" plausibel erschien. Denn was für Germanien möglich ist, sollte auch für Europa gültig sein ... ein gewaltiger Trugschluß, der über 1.000 Jahre andauerte und wie Herr Kaiser korrekt bemerkte, bis heute anhält. Das ist eine krankhafte Ignoranz gegenüber europäischer Geschichte, vielleicht auch deswegen, weil sich Geschichte zu sehr auf 12 Jahre im 20. Jahrhundert konzentriert oder die Hecke des Nachbarn doch bedrohlicher wirkt, als ein ferner italienischer Diktator zu Frankfurt am Main, der dem Michel abstrakt den Geldbeutel erleichtert.

Die Kaiser des 1. Reichs, ob nun mittelalterliche Reise-Kaiser oder die Habsburger waren grundsätzlich damit beschäftigt, die Kräfte im Reich und darüber hinaus zu balancieren. Währenddessen köchelte Rest-Europa schon immer sein eigenes globalisiertes Süppchen in Übersee. Skandinavien, Rußland bedingt (hat trotz Peter des Großen meist mit sich selbst und dem Zugang zum Meer zu tun), Britannien, die Niederlande, Frankreich, die iberische Halbinsel, Venedig bis Bonaparte, alle verfolgten vordergründig ihr egoistisches globales Interesse, daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert. Die meisten Deutschen Kaiser, auch die des 2. Reichs, waren wohl mehr Europäer als Germanen, letztendlich ein schwerer Fehler, der heute noch auf uns zurückschlägt. Auch die Versuche Wilhelms II und zumindest ideologisch durch Hitler, es anderen europäischen Staaten gleich zu tun, schlugen katastrophal fehl. Wir Deutschen bezahlten das mit vielen Mio. Toten, vor allem durch die spanische Nachkriegsgrippe. Und heute probieren wir das mit der Butterkeks-Prinzessin Flinten-Uschi wieder, verrückt. Das 2. Reich, im Gegensatz zum 1. Reich, war in seiner, vor allem ökonomischen Machtentfaltung für Europa nicht mehr akzeptabel. das hat sich bis heute nicht geändert und wird mit einer Transfer-Union durch finanzielle Drogen beruhigt, was wohl durch immer knappere Kassen ein unrühmliches Ende finden wird. Die Kuh gibt, trotz 2maliger Schlachtung, zwar immer noch Milch, aber wie lange noch? Spanien wünscht z.B. eine gemeinsame Arbeitslosen-Versicherung, da Spanien über ein Jahr hinaus keine hat. Aber Spanien wünscht keine Fusion mit der katastrophalen deutschen Rentenversicherung. Das ist symptomatisch für ganz Europa. Da helfen auch keine Re-Integrations-Maßnahmen für sogenannte katholische Serben. Die Beteuerungen des friedlichen Europa für den gemeinen gläubigen Europäer bleiben eine Pharce und man sollte endgültig davon Abstand nehmen. Europa führt Kolonial-Kriege, wie ehedem. Ganz abgesehen davon, funktionierte Handel trotz hoher Zölle immer. https://de.wikipedia.org/wiki/Rheinzoll ..... Trump Zölle vorzuwerfen, ist lächerlich. Weder kann der Michel tschechischen Strom kaufen (nationaler Protektionismus), noch sich gegen den Gas-Zoll-Obolus Polens und der Ukraine wehren (Internationaler Protektionismus). Vielmehr muß sich zB der fränkische Europäer mit dem Bierkrug-Totalitarismus der EU auseinandersetzen https://youtu.be/mxL7yeXC19M , was weiter zur Beseitigung der EU beitragen wird. Wer soll denn darauf Bock haben?

Die Lösung scheint mir viel eher in der Rückbesinnung auf Bismarck zu liegen, der wußte, wann Er einen lokalen Krieg ohne Fremdeinwirkung führen konnte, und sonst diplomatisch für einen Ausgleich der Kräfte sorgte. Im Falle des Genozids in Belgisch-Kongo hielt Er Sich zurück, weil Er wußte, Er konnte da nichts gewinnen, den anderen Mächten war es egal. Es wäre Bismarck nicht passiert, die US Amerikaner im spanisch-amerikanischen Krieg, 1898, zu verärgern, Wilhelm II schon. Jetzt haben wir die Möglichkeit, eine Zeitenwende mit Osteuropa durchzuziehen und uns vom perfiden Westen politisch, nicht ökonomisch, abzuwenden und den tausendjährigen Fehler abzulegen, die Welt nicht am deutschen Wesen genesen zu lassen, und sonst so zu sein, wie wir sind. Unsere Zukunft liegt im Osten.

Niekisch

22. Februar 2019 12:53

"zumindest Rauschning konstatierte:"

@ Laurenz 22.2. 12:10: Hermann Rauschning ist inzwischen als Erzlügner entlarvt. Er will fast alles über Hitler wissen, obwohl er ihn nur wenige Male getroffen hat.

"nahm stattdessen der neue - dieselben föderalen Positionen ein, die vom Foristen Niekisch kritisiert wurden."

Der heutige Föderalismus ist doch nicht mit früheren Formen vergleichbar. Er wurde uns durch die Alliierten nach 1945 aufgezwungen und ist nicht ohne Grund im Grundgestz für unabänderlich erklärt worden. Vergleichen Sie doch bitte nicht ständig Äpfel mit Birnen. Und vor allem: geben Sie sich bitte Mühe, andere Foristen richtig zu zitieren, vor allem vom Sinn her. Es wäre schade, wenn ich die Lust verlöre, Ihre teils hochinteressanten Beiträge zu lesen.

In der Tat: "Unsere Zukunft liegt im Osten".....aber nicht geographisch, sondern in guter Zusammemnarbeit mit dem Osten, sogar mit dem Fernen Osten. Der Visionär Ernst Niekisch wird zumindest insofern Recht behalten.

Wahrheitssucher

22. Februar 2019 14:31

@ Laurenz et al.

„Unsere Zukunft liegt im Osten.“

Liegt sie nicht schon deshalb eben dort, weil eben das nicht sein soll und darf?

„George Friedman: USA gegen deutsch-russisch Kooperation:

Nach Stratfor-Chef George Friedman ist es Strategie der US-Politik, ein kooperatives Zusammenwachsen von Deutschland und Russland zu verhindern, um keine eurasische Konkurrenz entstehen zu lassen.

Die Verwunderung über so viel Offenheit ist groß. Bei einem aktuellen Vortrag am „The Chicago Council on Global Affairs“ in Boston hat der Chef des renommierten US-amerikanischen „Think Tanks“ für Geostrategie „Stratfor – (Global Intelligence firm for strategic analysis and forecasting)“, der Politologe George Friedman, offen und frei zugegeben, dass es seit langem traditionelle amerikanische Außenpolitik sei, ein Zusammenwachsen europäischer Kontinentalmächte, wie beispielsweise Russland und Deutschland, unter allen Umständen zu verhindern.

Deutschland habe die Technologien und Finanzen, Russland habe die Ressourcen. Eine allzu enge Kooperation Deutschlands mit Russland würde von den Vereinigten Staaten von Amerika als Konkurrenz oder gar als Gefahr eingestuft werden. Nach George Friedman galt schon während der beiden Weltkriege und des Kalten Krieges das Hauptinteresse der USA, das Zusammenwachsen der Potentiale Russlands und Deutschlands zu verhindern.“

Dieter Rose

22. Februar 2019 15:35

OT
Stefan Laurin
diskutiert nicht
mit verschwurbelten Neonazis,
die auf einem "Rittergut" leben.

Muss man den Laurin kennen?

Laurenz

22. Februar 2019 15:41

@Niekisch .... was Rauschning bertifft, schrieb ich "zumindest", weil ich den Zeitgeist schildern wollte, wie das Herr Kaiser auch durch verschiedene Ausführungen/Zitate mehr oder weniger bekannter Autoren bewerkstelligte. Hätte ich Rauschnings Quellen als ernst genommen, hätte ich Hitler statt Rauschning geschrieben. Aber was soll Rauschnings Aussagen, nur weil er ihnen mit einem virtuellen Hitler im Ausdruck Aufmerksamkeit des Publikums gewährt, im Wertgehalt von den Marx'schen unterscheiden? Genau, nur der Inhalt. Sie lassen Sich, wie 1.000 Historiker auch, vom wesentlichen von Formalismen ablenken.
Was das Diktat der Alilierten angeht, sollten Sie nochmals nachschauen. Die Alliierten diktierten die Geographie der Bundesländer. Sonst akzeptierten Sie alles mögliche, was "gesäuberte" deutsche Juristen ihnen als Verfassungen der Länder vorlegten. Die Alliierten agierten so schlampig, daß sie sogar das Bundesbankgesetz (Nationalsozialismus pur) "fraßen". Die Entscheider der Alliierten waren in der Regel Militärs. Sie entschieden nach militärischen Vereinbarungen der 4 Mächte und den örtlichen Gegebenheiten, der Einfachheit halber. Es ist noch heute absurd, daß Rheinhessen zu Rheinland-Pfalz gehört. Mainz-Kastel & -Kostheim gehören zu Wiesbaden, haben aber quasi eine Mainzer Vorwahl, witzig, nicht? Die Telekom ist noch im III. Reich organisiert.
Eine unter dem Militärdiktat stehende Rechtsprechung war den Alliierten doch Wurst. Unseren Föderalismus haben sonst nur germanisch strukturierte Staaten im Norden Europas. Es ist dieselbe formale Struktur wie vor dem Kriege auch, was bei den vielen Nationalsozialisten in Politik & Verwaltung kein Wunder ist. Selbst die Ostzonis etablierten 13 Bezirke, um formale Unterschiede zu suggerieren. Aber selbst die besten Sozialisten der Welt waren noch zu faul, die Uniform-Schnitte der SS für die Wachregimenter Josef Engels und Feliks Dzierzynski zu ändern. Man färbte halt grau statt schwarz. Grau statt schwarz, Worte, Farben, Ländergrenzen, was ändert das am germanischen Föderalismus?

Was den Osten angeht, so haben Sie, geographisch betrachtet, Recht. Ich war 2003 das erste mal auf der Krim. Unschön war der "stalinistische" Stahl & Beton aus den 70er & 80ern allerorts. Die russischen Omas und auch die weniger-Omas vor Ort, hatten uns Njemez (die von hinter dem Njemen herkommen) "geliebt". Was hätten (hätte, hätte, Fahrradkette) Deutsche dort mit Russen gemeinsam alles erschaffen können, wenn die Geschichte nicht so blöd gelaufen wäre? Aber was nicht ist, kann doch noch kommen.
Noch ein Wort zu Ihnen. Befreien Sie Sich doch, wenigstens im Denken, endlich vom Verwaltungsrecht. Verwaltungsrechtler sind ein Staat im Staate, die sich erstmal selbst dienen und jeden Fortschritt aufhalten. Damit werden diese sich irgendwann selbst abschaffen und von außen transformiert werden.

Franz Bettinger

22. Februar 2019 23:06

@Laurenz:
Ihre Analysen sind so lang wie die eines sich kürzlich in die Berge zurückgezogenen Universal-Gelehrten, aber sie sind gut, sie sind durchgegoren! Ihre schonungs- ja gnadenlose Sicht auf die Welt-Geschichte und auf die deutsche Politik erinnert mich sehr an den verehrten non-konformistischen Joachim Fernau. Schön, dass Sie zu SiN gefunden haben, Laurenz!

Franz Bettinger

23. Februar 2019 00:20

@Dieter Rose: In den 'Salonkolumnisten' steht über die Person dies: "Stefan Laurin mochte schon als Kind nicht, wenn andere ihm sagten, was er tun soll und was nicht. Laurin wohnt in Bochum und arbeitet als freier Journalist unter anderem für ... . Nebenbei ist er Herausgeber des Blogs 'Ruhrbarone' und legt sich mit allen an, die Spaß daran haben, anderen Menschen ihre Freiheit zu nehmen." Der Mann wäre mir sympathisch. Ich glaube nicht, dass Stefan Laurin mit "unserem Laurenz" identisch ist. Wenn doch, wäre es mir wie gesagt egal, solange er gut schriebt.

Atz

23. Februar 2019 00:54

Entscheidend ist für mich, dass Deutschland heute kurz davor steht den Ersten Weltkrieg zu gewinnen mit Hilfe der EU. Es schleift mit dem Ketten, die ihm als Preis für die Wiedervereinigung angelegt wurden, seine Peiniger.

Großbrittannien ist in der politischen Krise ob seines Brexit Missmanagements und drauf und dran den No Deal zu riskieren. Der City kann es das Genick brechen. Frankreich unter Macron wie Hollande sucht die Nähe Deutschlands. Trump droht seinen Insassen mit der Entlassung in die Freiheit, wenn sie nicht mehr ausgeben, und verspielt die bestehende amerikanische Machtpolitik in Europa. Die Flüchtlingspolitik Merkels, die in der Tat "geschafft" werden kann aber mit massiver Intelligenz beleidigender Ideologie daher kommt, hat eine rechte Restauration möglich gemacht.

Zillessen

23. Februar 2019 11:25

Erst einmal äußerst begrüßenswert, dass hier differenziert u. kenntnisreich über Europa diskutiert wird; ist in anderen konservativen Kreisen oft Mangelware. Interessant in diesem Zusammenhang übrigens die Diskussionen auf dem aktuellen Parteitag der Linken über die "nationale Frage"! Für unseren Diskurs darf ich vorschlagen, Europa deutlich von EU zu unterscheiden. Ersteres meint historische u. kulturelle Identität, die man auch als Deutscher per se hat - und die es in Abgrenzung von anderen großkulturellen Räumen dringend zu reflektieren u. zu bewahren gilt. Die EU als Konzept einer supranationalen Kooperation zu Schutz u. Stärkung der nationalen und europäischen Identitäten gilt es ebenso aufrechtzuerhalten - und genau hier könnte die Basis zur Kritik der existierenden EU zu finden sein. Daraus ließen sich Leitlinien für die hoffentlich nach den EU-Wahlen gestärkten konservativen Parteien ableiten.

Laurenz

23. Februar 2019 11:41

@Franz Bettinger .... nein, ich bin nicht irgendein Laurin....man muß ja nicht jeden Hinz und Kunz kennen. Und in den Ruhr-Gulag fahre ich nur, wenn es sich nicht vermeiden läßt, völlig übersiedelt. Das Hobby der Ruhrgebiets-Bewohner ist im Stau stehen.

Wahrheitssucher

23. Februar 2019 15:09

@ Atz

„Entscheidend ist für mich, dass Deutschland heute kurz davor steht den Ersten Weltkrieg zu gewinnen mit Hilfe der EU. Es schleift mit dem Ketten, die ihm als Preis für die Wiedervereinigung angelegt wurden, seine Peiniger.“

Könnten Sie bitte sehr diesen Ihren Standpunkt interessehalber zum besseren Verständnis etwas erläutern?

LotNemez

23. Februar 2019 18:02

"Der Nationalstaat allein schützt die Völker Europas nicht mehr, weil zunehmend neue Kapitel aufgeschlagen werden, die seine Handlungsoptionen überschreiten."

Das ist zunächst eine viel gelesene Behauptung, die aber mit Fakten unterfüttert werden müsste, um zu überzeugen. Warum genau ist der Nationalstaat ein überkommendes Modell? Äh ja ökonomisch und militarisch und so...

Wenig überzeugend. Es gibt Handelsabkommen, es gibt Militärbündnisse. Was kann ein vereintes Europa, was Nationalstaaten mit gemeinsamen Interessen nicht können?

Kümmern sich Ungarn und Polen nicht in mancher Hinsicht besser um seine Bürger als das ein Europa mit deutsch-französischem Kern je könnte und würde? Lebt es sich nicht gut in der unabhängigen Schweiz?

Birgt ein wie auch immer geartetes Konstrukt mit übergeordneter Gewaltenbündelung nicht noch viel mehr die Gefahr eines Ausverkaufs der Interessen der Bürger als es die Nation tut? Ist es nicht so: je weiter die Schaltzentrale entfernt ist und je größer die von ihr zu repräsentierende Masse, umso schlechter ist der Einzelne, ist die Region repräsentiert?

Ich frage mich zudem, an wen sich dieser, ich nenne es mal Aufruf zur Umkehr richtet? Wer hat heute noch ernsthafte chauvinistische Ressentiments ggü. Polen oder Frankreich? Das sind ein paar bierseelige Burschenschaftler und deren alte Herren, von denen sich einige hier auf SiN zu tummeln scheinen. Sie haben da vielleicht eine nicht repräsentative Stichprobe in ihrem Umfeld? Ich kenne das ja auch, aber davon sollte man sich nicht beirren lassen.

Was Europas wilde Peripherien angeht, was schert's uns? Die Souveränität eines Volkes ist laut Völkerrecht zu respektieren. Interne Konflikte wie in Jugoslawien sind nicht zur Einmischung gedacht. Wenn Nachbarn wie Griechenland und die Türkei sich zanken gibt es Diplomatie, Sanktionen, UN... das ganze Programm. Auch das kein Grund, dass wir alle unter eine Decke kriechen.

Man unterschätzt auch die Integrationsleistung des Marktes. Wer handeln will, verträgt sich besser. Diesen Effekt nutzt man seit den Zeiten der europäischen Montanunion. Miteinander Handel treibende Nationalstaaten, die sich dennoch ein möglichst hohes Maß an regional verorteten mittelständischen Unternehmen behalten, das könnte doch vielleicht eine ziemlich krisenfeste Sache sein?

Aber ich bin ja auch nicht besser. Ich rate ja auch nur.

Ein Wort zum kollektivierenden Narrativ, hier: Mythos. Der entsteht ganz automatisch durch den gemeinsamen Kampf GEGEN einen äußeren Feind. Die Russen verdanken uns ihren Tag des Vaterlandsverteidigers, den heutigen 23. Februar. Mit evtl. infrage kommenden äußeren Feinden sollte Europa sich nicht anlegen. Der Bedarf an einem Mythos wäre auch ein reichlich trauriger Kriegsgrund und hätte kaum die gewünsche Wirkung.

Der innere Feind: ein Sieg über ihn wird dagegen eher zur Spaltung auch nach dessen Niederlage führen. Der Sieg über den politischen Gegner/Feind reichte wohl nicht aus - er wäre danach immer noch da. Die europäische Bourgeoisie zu guillotinieren wäre eine Idee, mit der es zumindest für Frankreich für einen recht stabilen Mythos gereicht hat. Ein Wirtschaftswunder sorgt zwar für Ruhe und Zufriedenheit, setzt aber keine Hurrarufe frei.

Wenn ihre Idee von Europa, Herr Kaiser, ohne einen verbindenden Mythos nicht auskommt, ist sie wenig brauchbar. Ein Mythos ist etwas, für das man ein Bauchgefühl hat, etwas, das nicht nur ein paar Geisteswissenschaftler erklären können. Es ist daher müßig, über das Zustandekommen eines möglichen Mythos nachzudenken, der sich nicht konstruieren lässt, sondern sich vielmehr lediglich aus einer zeitgeistlichen Dimension heraus ergibt.

Es sei denn, man wäre bereit, ein wenig nachzuhelfen, ein europäisches 9/11 zu veranstalten. Aber 1. wäre das ein Bauen auf Sand und 2. wird an solchen nationalen Krisen (auch Bataclan, Charlie Hebdo) deutlich, dass es eben Nationale sind, deren Wirkung sich kaum über die Staatsgrenzen hinaus entfaltet. Je suis Charlie war eben doch ein französisches Phänomen, dass wir lediglich beklommen auf twitter verfolgten. (Unsere Moslems sind ja zum Glück nicht wie die frz. Moslems.) Die Gelbwesten sind auch so ein Beispiel. Die europäischen Völker verbindet doch in Fragen des Fühlens erstaunlich wenig. Sie mögen sich, sie respektieren sich, aber sie solidarisieren sich nicht miteinander, EMPFINDEN nicht füreinander. Mag auch das Brandenburger Tor für ein zwei Nächte in den Farben der Tricolore erstrahlen. Das ist nichts, dass im Bauch lebt.

Das zu ändern, halte ich für ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Solidarität funktioniert in den eigenen sprachlich-kulturellen Grenzen immer noch am besten. Und echte Solidarität ist es, die wir brauchen. Daran sollten wir anknüpfen. Riskieren wir diese wertvollen Restbestände nicht leichtfertig für den fragwürdigen Schein eines um jeden Preis zu unierenden Europas.

Dieter Rose

23. Februar 2019 19:25

@Franz Bettinger

Kubitschek äussert sich
heute selbst zu der Causa.

"Warum ich mich nicht
mit Kubitschek auf ein Podium setze"
sh. ruhrbarone.de
in der Form nicht sehr überzeugend und souverän.

ich glaube, e r, Laurin, nimmt anderen die Freiheit,
ein Zwerg. komisch, dass das passt.

Niekisch

23. Februar 2019 19:54

"zumindest Rauschning konstatierte"

@ Laurenz 22.2. 12:10 und 15:41: das heißt für den unbefangenen Leser, daß Sie nicht wissen, ob weitere Leute konstatieren, aber zumindest Rauschning. Den Zeitgeist haben Sie wohl bei einer Person nicht gemeint. Aber: Schwamm drüber!

"Was das Diktat der Allierten angeht, sollten Sie nochmals nachschauen. Die Alliierten diktierten die Geographie der Bundesländer. Sonst akzeptierten Sie alles mögliche, was "gesäuberte" deutsche Juristen ihnen als Verfassungen der Länder vorlegten."

Ich habe in meinem Gedächtnis und meinen Unterlagen nachgeschaut: Eine Woche nach dem Abschnüren Berlins seit dem 24.6.1948 bestellten die drei westlichen Militärgouverneure Lucius D. Clay, Brian Robertson und Pierre Koenig die von ihnen eingesetzten Ministerpräsidenten der Länder der Westzonen zum 1. 7. 1948 ins Frankfurter IG-Farben -Haus und beauftragten sie mit den "Frankfurter Dokumenten", insbesondere mit dem Dokument Nr.1, schnell eine "verfassunggebende Versammlung" einzuberufen, die spätestens am 1.9.1948 zusammentreten sollte. Die Landtage der elf westdeutschen Länder sollten die Mitglieder dieser Versammlung nach ihren Parteizusammensetzungen wählen. Die Militärregierungen legten außerdem wesentliche Rahmenbedingungen für die neue "demokratische Verfassung" fest: Es sollte ein föderalistisches System entstehen: die Alliierten behielten Kontrollrechte über die deutsche Innen- und Außenpolitik; die Länder erhielten Kultur- und Bildungshoheit; eine unabhängige Justiz sollte die Verwaltung kontrollieren und die Freiheitsrechte des Einzelnen sichern; der Entwurf bedurfte der Zustimmung der Alliierten, die sich eine Ablehnung vorbehielten usw.

Die Alliierten diktierten eben nicht bloß die Geographie, sondern auch die wesentlichen Inhalte des späteren Grundgesetzes, wobei nicht uninteressant ist, daß die Ministerpräsidenten die Begriffe "Verfassung" und "Verfassunggebende Versammlung" wegen Vorgreiflichkeit angesichts des provisorischen Zustandes und der Spaltung des Landes ablehnten.

Ich schlage zwischen uns beiden gute Zusammenarbeit vor, weil wir uns sicher trotz Reibereien zum Nutzen von SiN wertvoll ergänzen.

Franz Bettinger

24. Februar 2019 00:22

@LotNemez:
Sie schreiben in etwa: "Die europäischen Völker verbindet doch in Fragen des Fühlens erstaunlich wenig. Sie mögen sich, sie respektieren sich, aber sie solidarisieren sich nicht miteinander. Die Europäischen Völker haben keinen großen verbindenden Mythos." Nun, vielleicht entsteht er ja grade heute, einer Zeit des Untergangs bzw. der Unterwerfung, einer Ära, die uns gegen die Eindringlinge und mehr noch gegen Deep State zusammenstehen lässt. Wer weiß?!

Laurenz

24. Februar 2019 14:13

@LotNemez ... Zitat- Kümmern sich Ungarn und Polen nicht in mancher Hinsicht besser um seine Bürger als das ein Europa mit deutsch-französischem Kern je könnte und würde? Lebt es sich nicht gut in der unabhängigen Schweiz?-Zitatende .... nein, dem ist nicht so. Wenn Sie nach Ost-Europa fahren, egal, ob Rumänien oder Baltikum, sind die besten Straßen von der EU finanziert, das heißt, von uns Deutschen. Nicht, daß dies nicht in unserem Interesse läge, aber benannte Staaten waren bis heute nicht in der Lage ähnliches eigenständig umzusetzen. Allerdings ist hierbei zu bemerken, daß die meiste Kohle für den Brüsseler/Straßburger Wasserkopf drauf geht. Infrastrukturelle Investitionen würden wohl viel effizienter und kostengünstiger stattgefunden haben, wenn wir sie bilateral unternommen hätten. Was die Schweiz angeht, war diese historisch eher arm. Das Bankiersgewerbe und die nachfolgende Etablierung der Schweizer Industrie sorgte für den heutigen Status, oft auf Kosten der Nachbarn.
@Niekisch .... Ihre Debattenkultur ist 1a. Ich konnte schon viele Informationen und Standpunkte da raus ziehen, da Sie Sich auch nie zu schade sind, Quellen, Hintergründe zu schildern, und zu erklären. Das unterscheidet Sie fundamental von der Diskurs-Kultur eines Maiordomus.
Was den Föderalismus anging, so wurden nur im III. Reich Ministerpräsidenten mehr oder weniger durch Gauleiter ersetzt. Und vorher waren es eben Fürsten und Könige.

@Franz Bettinger .... Der Graben Europas ist nach wie vor, durch die Provinzen des römischen Reichs bis heute bestimmt. Das erkennen Sie schon am Unterschied Bayerns zu anderen Bundesländern. Britannien nimmt eine Sonderstellung ein. Die sind seit ca. 6.000 Jahren, also ca. 200 Generationen eine Insel, das prägt, trotz 3er bekannter Invasionen.

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