Netzfundstücke (2) – Party, Mobbing, Todesfall

„The Times They Are a-Changing“, Reinhold Beckmann hätte sich keinen passenderen Inspirator suchen können.

Er wähl­te für sein „ver­gif­te­tes Geschenk“ an Mat­thi­as Matus­sek anläß­lich des­sen 65. Geburts­tags Bob Dylan. In der Tat, die Zei­ten und Din­ge ändern sich und haben sich bereits geän­dert, nur nicht so, wie das den „Gran­den“ der deut­schen Medi­en­welt schme­cken mag. Was war geschehen?

Matus­sek hat­te es gewagt, zu sei­nem Geburts­tag alte und neue Weg­ge­fähr­ten ein­zu­la­den – dar­un­ter auch Mario Mül­ler, ehe­ma­li­ger C‑Star Matro­se und Buch­au­tor von Kon­tra­kul­tur im Antai­os-Ver­lag. Aus sei­ner non­kon­for­men, selbst­ver­ständ­li­chen Hal­tung her­aus hat­te der Haus­herr Sze­nen sei­ner Fei­er auf Face­book ver­öf­fent­licht, auf denen Mül­ler zu sehen war.

Das rief umge­hend die dau­er­em­pör­te Medi­en-Anti­fa in Gestalt ihres Lieb­lings­sau­ber­manns Jan Böh­mer­mann auf den Plan, der sich in der Manier eines belei­dig­ten Pri­ma­ners in Mel­de­ak­ti­vi­tä­ten ergoß. Über den Her- und Nach­gang plus illus­trer Gäs­te­lis­te der skan­da­lö­sen „Nazi-Par­ty“ weiß Alex­an­der Wendt (selbst Gela­de­ner die­ser dia­bo­li­schen Zusam­men­kunft) aus­führ­li­cher zu berichten.

Es soll zudem der „Pegi­da-Bücher­wurm“ Susan­ne Dagen anwe­send gewe­sen sein, der mit Rech­ten in sei­nem Buch­haus auf­blät­tert, zuschlägt und liest – man mun­kelt, daß Matus­sek dort auch schon Gast gewe­sen ist: .

Mit wel­cher Geis­tes­hal­tung man der­ar­ti­gen Empö­rungs­fron­ten des Fein­des am bes­ten begeg­net, hat Alt­wri­te-Weg­ner in den letz­ten Tagen spitz­fin­dig auf sei­nem Insta­gram-Blog dar­ge­legt: „(Meta-)Politik oder Selbst­hil­fe­grup­pe – ter­ti­um non datur“.

Wer Macht über die Köp­fe und den Dis­kurs ver­liert, der schäumt, der beißt – von dem braucht man kei­ne Net­tig­kei­ten erwar­ten. Ihre Rage ist Indiz unse­res Erfolgs. Um es wei­ter­hin mit Bob Dylan zu halten:

„The order is rapidly fadin’

And the first one now will later be last

For the times, they are a‑changin’“

„Die Ord­nung, sie ist im raschen Zer­fall begriffen

Und die Ers­ten wer­den spä­ter die Letz­ten sein

Denn die Zei­ten ändern sich“

—————–

Ein ande­rer Aus­lö­ser lin­ker Empö­rungs­wel­len in die­ser Woche war das Geden­ken an das ver­stor­be­ne Fan-Urge­stein des Chem­nit­zer FC namens Tho­mas Hal­ler gewe­sen.

Der lang­jäh­ri­ge Chef der CFC-Sta­di­on­si­cher­heit, der in sei­nen Jugend­jah­ren Mit­grün­der der Hoo­li­g­angrup­pe „Hoo­N­a­Ra“ gewe­sen sein soll, erlag vor rund einer Woche einem Krebs­lei­den. Jedoch wur­de die Trau­er-Cho­reo­gra­phie, mit der die CFC-Fan­kur­ve beim Spiel gegen Alt­glie­ni­cke von einem der Ihren gebüh­ren­den Abschied nahm, von der vir­tu­ell auf­trump­fen­den Chem­nit­zer Anti­fa-Sze­ne dazu genutzt, eine Hexen­jagd zu initiieren.

Die Kol­le­gen von Ein Pro­zent haben das „Para­de­bei­spiel einer links­extre­men Schmutz­kam­pa­gne“ in zwei Bei­trä­gen nach­ge­zeich­net und die trei­ben­den Akteu­re dahin­ter sicht­bar gemacht: Teil 1 fin­det sich hier, Teil 2 da.

„Ein letz­tes Lebe­wohl an einen Freund aus der Fan­sze­ne des CFC“ blieb den Chem­nit­zern dank anti­fa­schis­ti­schen Furors verwehrt.

————-

Erneut den Blick auf die lin­ke Sei­te des poli­ti­schen Spek­trums gerich­tet, muß­ten die Ver­tre­ter der „alten“, an der sozia­len Fra­ge aus­ge­rich­te­ten Lin­ken einen her­ben Schlag hinnehmen.

Sahra Wagen­knecht ver­kün­de­te ihr Aus bei der „Aufstehen“-Bewegung und zieht sich von der Frak­ti­ons­spit­ze ihrer Par­tei im Bun­des­tag zurück. Die Kip­ping-Cli­que obsiegt und damit der Teil der Lin­ken, der mora­li­sie­rend Schmutz­kam­pa­gnen los­tritt und Gäs­te­lis­ten von Geburts­tags­fei­ern auf ihre Gesin­nungs­taug­lich­keit überprüft.

Wer etwas über den kon­ser­va­ti­ven Tel­ler­rand hin­aus­schau­en und die zen­tra­le Moti­va­ti­on hin­ter „Auf­ste­hen“ ergrün­den möch­te, der fin­det in Bernd Ste­ge­manns – Dra­ma­turg und neben Wagen­knecht tra­gen­de Figur von „Auf­ste­hen“ – Moral­fal­le. Für eine Befrei­ung lin­ker Poli­tik eine Quel­le aus ers­ter Hand; wider den erho­be­nen Zei­ge­fin­ger, für eine rea­lis­ti­sche Betrach­tung der Welt.

Der­weil ela­bo­riert Bene­dikt Kai­ser in einem kon­zi­sen Bei­trag hier bei Sezes­si­on im Netz, wel­che Impli­ka­tio­nen die Zer­falls­er­schei­nun­gen auf Sei­ten der Lin­ken für unser Milieu haben dürften:

(…) die Lin­ke wird zwi­schen Erz­ge­bir­ge und Ost­see­strand suk­zes­si­ve auf ihren kos­mo­po­li­ti­schen, urba­nen, anti­fa­schis­ti­schen Mehr­heits­flü­gel zurecht­ge­stutzt. Die­ser frei­lich ist alles, aber sicher­lich kei­ne Alter­na­ti­ve für Ostdeutschland.

Das ist zum Wochen­be­ginn doch mal eine gute Nachricht.

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Kommentare (9)

Ein gebuertiger Hesse

18. März 2019 16:31

So schade es um die Steilvorlage der Lyrics auch ist, der Dylan-Song, den Beckmann für Matussek spielte, ist nicht der Bürgerrechts-Klassiker "The Times They Are a-Changin" von 1963, sondern das ultra-desillusionierte "Things Have Changed" von 2000.

Beckmanns Studio-Version des Songs: https://www.youtube.com/watch?time_continue=213&v=WkmProWgYOU
Das Original:
https://www.youtube.com/watch?v=L9EKqQWPjyo

Atz

18. März 2019 18:18

Hach! Berlin, Hamburg, der großstädtische Sumpf, ich lobe mir die Provinz. Voll im Bild - Der Ziehsohn von Höckes Medienberater hat publizistisch ganz schön vom Stapel gelassen gegen Matussek, ob das alles eine gute Show ist? Letzten Endes bleibt Matussek sakrosankt, der weiss halt wer mit wem kokst und kennt den ganzen Verein mit allen Bettgeschichten. Es ist das seltsame Ding bei Spiegel, Springer und co. Man ist immer ganz symbiotisch mit dem "Feind". Wer in der Jugend Hetzlieder gegen Springer komponierte, kann sicher sein, dass seine Gören da ein Pöstchen kriegen, und egal welche Sachen mitgebracht werden, man hat seinen Spaß.

Immer dem weissen Häschen hinterher. "Rabbit he'll run a mile/Poor little rabbit/Cries like a new born child". Lustig nicht, keiner schreibt über Drogen in der Redaktion. Zeit für einen Hof-Identitären bei den großen Medienhäusern in den Zentren der publizistischen Macht.

Andreas Walter

18. März 2019 21:10

Fundstück:

https://www.focus.de/finanzen/boerse/aktien/zwei-neue-boeing-737-max-abgestuerzt-aus-der-panik-geboren-wie-airbus-boeing-unter-zugzwang-setzte-mit-fatalen-folgen_id_10470002.html

Ach so. Airbus ist also daran schuld, wenn die Flieger von Boeing wegen Schlamperei vom Himmel fallen.

Erinnert mich irgendwie an "Deutschland ist schuld am Ersten Weltkrieg, weil die Produkte Made in Germany eben besser waren als der ganze Rest, und sich darum weltweit besser verkauft haben".

Allerdings gibt es auch in den VSA unfassbar viele Marxisten und darum Antiamerikaner, die auch dort ihr Werk der Zerstörung betreiben.

Die Alternative zu Nationen wäre allerdings ein globaler, orwellscher Albtraum, gegen den selbst die unselige Sowjetunion noch ein Witz war.

Doch der Lebenslauf dieses Lohnschreibers spricht ja für sich. Was hat so jemand darum überhaupt im Ressort Finanzen zu suchen.

Laurenz

18. März 2019 21:42

Man weiß nicht genau, ob Sich MM zwischen 2 "rechten & blonden" Amazonen wohl fühlen will oder nicht. Das Bild bleibt zwiespältig und zeigt eine gewisse Ungewohntheit, was im Vergleich zum sonstigen Umgang mit den Beckmann'schen, wohl alimentierten Warmduschern nicht verwundert. Letztere bieseln sich wohl schon in die Buchse, wenn der Russe noch hinterm Ural steht.

RMH

19. März 2019 08:22

Die alte Doppelmoral. Marxismus, K- und Mao-Gruppen, "Putztruppe" etc. sind romantische Jugenderinnerungen, die nach dem Motto "wer mit 20 Jahren kein Kommunist war, hatte keine Herz" gerne vergeben werden, ja sogar kokettierend präsentiert werden, da ein bisschen "Rebell" in der "Jugend" ja so schön unangepasst erscheint (dabei erfüllte man dann letztlich doch nur Zwecke anderer - die wirklichen echten 68, Hippies, Aussteiger und "Gammler" landeten meistens in der Gosse, im Drogentod oder bestenfalls in einer Sozialwohnung, in der es noch heute nach "schwarzer Krauser" stinkt - ein paar wenige wurden sogar "rechts").

Wenn einer einen vergleichbaren Weg von Rechts aus in Richtung "Mitte" oder zumindest politisch alternativ, demokratisch und gewaltfrei macht, dann geht das natürlich gar nicht.

Die Herrschaft des Verdachts eben. Und Leute wie Böhmermann und seine Truppe sind seine willigen Vollstrecker.

PS: Hoffe, dass jetzt nicht noch ein dritter Beitrag über die Geburtstagsparty von MM kommt.

Laurenz

19. März 2019 11:06

@RMH ..... Kinder, Jugendliche kopieren entweder die Handlungen ihrer Eltern oder sie gehen in eine 180 Grad-Opposition. Erst ab dem Alter von 25 Jahren bildet sich so etwas wie eine eigene Meinung aus, eben dann, wenn es abwärts geht. Von daher waren die Regelungen des Kaiserreichs bezüglich der Volljährigkeit artgerecht. Jürgen Trittin ist ein wunderbares Beispiel dafür. Geistig opponierte er gegen seinen Vater, äußerlich überholte er ihn, und sah immer geschniegelt wie der Führer persönlich aus (inklusive Postmannsbärtchen), halt nur blonder.

Atz

19. März 2019 12:35

Nehmen wir doch mal den Let's-bomb-bomb-bomb Kolumnisten von Springer. Der Richard Herzinger. Fast schon eine Karikatur des Bombenhuggers. Hat auch mal in der Jungle World geschrieben, die - aufgepasst liebe Böhmermänner - "vom Verfassungsschutz überwacht" wurde.

Null Problemo für eine konservative Zeitung. Alle irren Gewaltfantasien sind erlaubt für transatlantische Schulterschlüsse und philosemitische Extremismen.

Zum Trittin alias Onkel Jürgen. Der begann seine Karriere als grüner Punchbag der niedersächsischen CDU. Tritt-In. Die waren nur wirklich solche ländlichen Saufköppe mit Betonschädel, dass Onkel Jürgen ganz immun wurde und manche sagen ein wenig oberlehrerhaft.

Dabei ist der Böhmermann auch nichts anderes als ein Fanboy von rechts, so wie einst Springer gegen Dutschke schrieb, aber symbiotisch. Ohne Springer gäbe es keinen Bombenrudi. Ach, übrigens die Straße, in der sie Redaktionskonferenz halten, heisst, na, na... Alle wie bei der Verfolgung von Homosexuellen in der katholischen Kirche während die meisten Priester schwul veranlagt sind. Je schwuler, desto mehr Hatz gegen die "Homogestörten".

RMH

19. März 2019 13:30

"Kinder, Jugendliche kopieren entweder die Handlungen ihrer Eltern oder sie gehen in eine 180 Grad-Opposition."

Na, da kann sich die Familie Kositza Kubitschek aber freuen, bei der Zahl von Kindern dürfte es mindestens 1x Opposition geben ... ;)

Lotta Vorbeck

19. März 2019 20:52

@RMH - 19. März 2019 - 01:30 PM

"... Na, da kann sich die Familie Kositza Kubitschek aber freuen, bei der Zahl von Kindern dürfte es mindestens 1x Opposition geben ... ;)".

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Könnte, muß aber nicht!

... und selbst dann stände es noch immer 5 : 1.

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