Daß Philipp Ruch Bock auf Bürgerkrieg hat, hat Martin Lichtmesz in seinem umfassenden Portrait anschaulich nachgewiesen. Im Zeichen der Gewalt stand auch die Öffentlichkeitsarbeit des von ihm geführten “Zentrum für politische Schönheit” anläßlich der Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg.
Bereits am Sonntagvormittag war auf dem Twitter-Account der Gruppe ein Foto der zerbombten Dresdner Innenstadt, versehen mit dem Kommentar “Hier, ein Blick auf die Zukunft von Dresden.” hochgeladen worden; zudem hatte man eigentlich geplant, mit einem ausrangierten sowjetischen Schützenpanzer vor dem sächsischen Landtag aufzufahren, um “die Demokratie zu verteidigen”.
Die Aktion scheiterte – vorerst, wie zu vermuten ist – an der zuständigen Versammlungsbehörde, die die Verwendung des Panzers untersagte; und an einem Achsbruch des Sattelschleppers, der das ungewöhnliche Gefährt nach Dresden transportieren sollte. Trotzdem: Das Symbol ist in der Welt. Ruch wünscht sich die Weimarisierung, er ist sogar richtig scharf drauf und dazu gehören – das lehrt das historische Bildmaterial – eben auch Panzerwagen.
Wie auch immer: Star des Abends ist eigentlich ein ganz anderer Panzer, der mit dem von Ruch erwählten Militärfahrzeug nur wenig zu tun hat. Der Panzer, den ich meine, ist keiner in den man einsteigt, um damit vor irgendwelchen Parlamenten zu posieren, sondern vielmehr ein bewegliches Kettenhemd, in den eine gewisse Partei jeden Tag aufs neue schlüpfen muss, ein Panzer also, der nicht als bloße Requisite einer Aktion dient, sondern tatsächlich immer wieder aufs neue geprüft und gehärtet wird und der meiner Meinung nach maßgeblich für die Erfolge des heutigen Wahlsonntags sind.
Dieser Panzer, das ist die – zu einem guten Teil ostdeutsche – Gelassenheit gegenüber den hektischen Schnellschüssen der Skandalokratie, die sich die relevanten Teile der AfD in den vergangenen Jahren mühsam angeeignet haben. Mit jeder ausgesessenen Nazi-Schlagzeile, mit jeder nüchtern gekonterten Schreckensoffenbarung über Mitarbeiter oder Parteimitglieder wächst dem Panzer eine weitere zähe Schicht an Widerstandsfähigkeit und positiver Tiefenentspannung zu.
Mehr noch: Das so gewonnene Selbstbewusstsein ermöglicht es auch, das Profil der eigenen Partei zu schärfen und wesentlicher zu werden, wie es erst kürzlich Alexander Gauland tat:
Die östlichen Bundesländer sind mit ihrer ethnisch noch relativ homogenen Bevölkerung und der Diktaturerfahrung ihrer Bewohner ein Pfahl im Fleische der multikulturellen, multiethnischen, gesinnungskontrollierten Bundesrepublik.
Jede Bemühung, diesen Satz zu skandalisieren, muß inzwischen scheitern – der reflexartig geworfene Begriffsballon des „Völkischen“ prallt vollkommen wirkungslos ab – ja, ich wage sogar zu behaupten, daß sich die Konnotation des Begriffs durch die ständige Einordnung der AfD als „völkische Partei“ auf eine Art und Weise positiv verändert hat, die seine Befürworter verwundert die Stirn runzeln läßt, die Linken indessen zu tiefergehenden Überlegungen über ihre Strategie anregen sollte.
Die grundschürfenden Analysen zur Sachsenwahl überlasse ich an dieser Stelle natürliche dem dem geschätzten Kollegen Kaiser, der hier bereits vorgelegt und im Bezug auf das Ergebnis den richtigen Riecher bewiesen hat.
Im Hinblick auf den Gelassenheitspanzer der AfD ist das Ergebnis der Brandenburgwahl vermutlich sogar etwas interessanter – hatte man dort doch noch kurz vor der Wahl versucht, den Spitzenkandidaten Andreas Kalbitz mit einer hervorgekramten Story aus seiner Vergangenheit aus dem Rennen zu werfen. Dort ist die AfD nun bei 23,5% gelandet – im Vergleich zu den Umfragen ist das ein Plus von bis zu 2,5%, also ein beachtlicher Mißerfolg der kurzfristigen Schmierenkampagne.
Zumindest für die Ostbundesländer scheint sich die lange wirksame Strategie des systematischen Anbräunens also allmählich erledigt zu haben; der kontinuierlich wachsende Erfolg der AfD und ihrer Positionen dauert einstweilen an. Die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, auf welche Taktik sich die Phililp Ruchs der Republik verlegen werden, zu welchem Ausmaß an Niedertracht, symbolischer und tatsächlicher Gewalt sie bereit sind und sie werden zeigen, welcher der zwei Panzer sich am Ende als widerstandsfähiger erweisen wird.
Ich habe meinen Tipp schon abgegeben. Sie auch?
Franz Bettinger
Wie das Possum auf den menschlichen Jäger starren die Merkelianer auf den Osten Deutschlands. Es ist die Angst der Pseudo-Demokraten vor der Demokratie.