Netzfundstücke (70) – Wiederbelastung, Ultra, Wallasch

Wie den Folgen des »Endes der Geschichte« ausweichen? Wie sieht der gesellschaftliche Entwurf aus, der nicht der liberalen Beliebigkeit folgt?

Die­se bei­den Fra­gen sind die wesent­li­chen Aus­gangs­punk­te rech­ter Theo­rie und Poli­tik des 20. Jahr­hun­derts und stel­len sich heu­te noch mehr denn je. Anno 2020 sehen wir uns end­gül­tig mit dem »Erschlaf­fen jener Span­nung, die aus Lebens­an­for­de­rung, All­tags­not und Anstren­gungs­pflicht ent­steht und einen sorg­fäl­tig und dank­bar macht«, konfrontiert.

Sezes­si­on-Chef­re­dak­teur Götz Kubit­schek stellt daher in sei­nem Leit­ar­ti­kel in der 99. Sezes­si­on den Ver­such der Wie­der­be­las­tung unter sol­chen sedie­ren­den Rah­men­be­din­gun­gen in den Mit­tel­punkt und kon­sta­tiert dies­be­züg­lich – ori­en­tiert am Roman Sie­ben Näch­te von Simon Strauß (Sohn von Botho Strauß) – für die BRD:

Ein biß­chen Kon­sens­stö­rung, ein biß­chen inne­rer Auf­stand, ein biß­chen Pro­vo­ka­ti­ons­pro­fil – mehr soll und darf nicht mehr gewollt wer­den, denn alles, was dar­über hin­aus reicht und zur Kol­lek­tiv­auf­la­dung führt, die das Ende der Geschich­te ver­ta­gen wol­len, wäre verantwortungslos.

Das gesam­te, the­ma­tisch freie Heft ist vom Seh­nen nach der Wie­der­be­las­tung geprägt. Mar­tin Sell­ner, der die »Flucht nach vorn« pro­pa­giert, und die Beschäf­ti­gung mit der fina­len Ges­te der tota­len Wie­der­be­las­tung des japa­ni­schen Autoren Yukio Mishi­ma sind dafür schla­gen­de Beispiele.

Götz Kubit­schek und Sezes­si­on-Redak­teur Bene­dikt Kai­ser haben die­ses star­ke, den Jahr­gang 2020 abschlie­ßen­de Heft nun in der belieb­ten Vor­stel­lungs­rei­he in sei­ne inhalt­li­chen Bestand­tei­le zerlegt:

Das Heft kön­nen Sie natür­lich wie immer direkt hier bei Antai­os, dem größ­ten kon­ser­va­ti­ven Ver­sand­buch­han­del, bestel­len oder schlie­ßen Sie doch am bes­ten gleich ein Abon­ne­ment ab.


 Sezes­si­on-Kol­le­ge Till-Lucas Wes­sels hat in sei­ner letz­ten Kolum­ne »Sonn­tags­held (167) – Mill­wall, die Zwei­te« wie­der ein­mal die poli­ti­sche Sei­te des Fuß­balls bzw. sei­ner Anhän­ger­schaft auf Sezes­si­on im Netz zum The­ma gemacht. Eine Vor­la­ge, die ich nur zu ger­ne aufgreife.

Zwar gehört der Mill­wall FC durch­aus zu den sym­pa­thischs­ten Ver­ei­nen Lon­dons und der Insel ins­ge­samt, der mit einer grund­so­li­den Fan­sze­ne – vor­nehm­lich aus der Arbei­ter­schicht – auf­war­tet (nicht ohne Grund hat sich die sport­lich ori­en­tier­te Abtei­lung der For­tu­na Düs­sel­dorf Fans nach den »Bush­wa­ckers« aus Mill­wall benannt), jedoch erreicht das Poli­ti­sche in den eng­li­schen Sta­di­en nur sel­ten ein ernst­zu­neh­men­des Niveau.

Voll­kom­men anders sieht das indes in Ost­eu­ro­pa aus. Je nach­dem wel­ches Land und wel­chen Ver­ein man sich anschaut, sind hier Poli­tik und Fuß­ball eng mit­ein­an­der ver­wo­ben. Das kann so weit gehen, daß die Gescheh­nis­se wäh­rend eines Fuß­ball­spiels einen aus­ge­wach­se­nen Krieg aus­lö­sen – so gesche­hen beim Domo­vin­ski rat, dem Kroatienkrieg.

Oft­mals voll­zieht sich der Über­gang von apo­li­ti­schem Sport­fa­na­tis­mus zum poli­ti­schen Enga­ge­ment aus der Kur­ve her­aus aber dadurch, daß ein­zel­nen Sze­nen ein­fach von den his­to­ri­schen Groß­ereig­nis­sen mit­ge­ris­sen wer­den. Die­ses Phä­no­men war bei­spiels­wei­se wäh­rend des ara­bi­schen Früh­lings in Ägyp­ten, wo ägyp­ti­sche Ultras zu den »Sturm­trup­pen« der Revo­lu­ti­on avan­cier­ten, oder in der Ukrai­ne anläß­lich des Euro­maidans zu beobachten.

Man­cher ukrai­ni­sche Ultra nahm in die­ser Zeit die Waf­fe in die Hand, um für die natio­na­le Ein­heit zu kämp­fen. Einer davon war Vita­lii, ein Ultra von Schachtar Donezk. ARTE hat ihm ein sehens­wer­tes 8‑minütiges Por­trait gewidmet:

Wer nach den acht Minu­ten Lust auf Mehr hat, der soll­te sich die gesam­te Rei­he »Frei­heit Fan­kur­ve. Die Kul­tur der Ultras« anschau­en, die hier in der ARTE-Media­thek hin­ter­legt ist.

Und wer nun wis­sen will, war­um das für die poli­ti­sche Rech­te alles von Inter­es­se ist, dem habe ich es in den Arti­keln »Fuß­ball (1) – Volks­sport und gesell­schaft­li­cher Grad­mes­ser«, »Fuß­ball (2) – Ultras, eine lin­ke Ver­ein­nah­mung« nie­der­ge­schrie­ben.


Die Inter­views zwi­schen Sezes­si­on-Chef­re­dak­teur Götz Kubit­schek und dem Braun­schwei­ger Kolum­nis­ten und Tichys Ein­blick-Schrei­ber Alex­an­der Wal­l­asch sind schon fast gute Tra­di­ti­on. 2017 ging es hier um die Her­stel­lung von Nor­ma­li­tät auf der Frank­fur­ter Buch­mes­se und 2019 hier um Par­tei­po­li­tik (nur 2018 gab es kein Inter­view mit Wallasch).

Das Erfri­schen­de an die­sen Gesprä­chen ist, daß hier nicht das hun­derts­te Mal, die immer glei­chen Fra­gen gestellt wer­den, die auf einen mora­lin­sauren, von Anfang an fest­ste­hen­den End­punkt hinauslaufen.

Nun, Ende 2020 und pas­send zur anste­hen­den 100. Aus­ga­be der Sezes­si­on ist Kubit­schek auf Abson­de­rung gebürstet:

Bür­ger­lich in die­sem Sin­ne bedeu­tet Abstand vom Dreck, von der Ver­kom­men­heit, bedeu­tet Abstand von Per­so­nen, die ihr Leben auf Gefa­sel und Intri­ge auf­bau­en. Man wen­det sich lie­ber ab und macht schö­ne Bücher oder geht Beschäf­ti­gun­gen nach, die in den Augen der Beu­te­ma­cher völ­lig sinn­los sind.

Lesens­wert und den wich­tigs­ten Hand­lungs­schritt, der einem in einer ver­rückt gewor­de­nen Nati­on noch übrig­bleibt, her­aus­strei­chend: (geis­ti­ge) Sezes­si­on. Hier geht es zum Interview:

Zum Teu­fel mit…Götz Kubitschek

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Kommentare (23)

tearjerker

20. Dezember 2020 17:21

Das was im Fussballumfeld vor 30 Jahren noch als rechts galt, war nie politisch. Was die Linke auf den Plan rief war eher, dass hier Leute etwas Eigenes machten und man sofort verstand wie einfach es sein kann, sich an den Meistbietenden zu verkaufen (Grosssponsoren oder öffentliche Stichwortgeber). In Anbetracht der Unmöglichkeit, Massenereignisse vollständig kontrollieren zu können, konnte Vater Staat dieses Jahr endlich den Idealzustand herstellen: Fussball ohne Fans und jedwede Bekenntnisse privater Art. Um ganz sicher gehen zu können, hat man gleich noch jegliche Möglichkeit kassiert, sich mit Leuten ansonsten zu treffen, sei es im Verein, in der Kneipe, in der Kirche, im Theater. Die totale Implosion, eine Riesenchance.

Lotta Vorbeck

20. Dezember 2020 17:55

@tearjerker - 20. Dezember 2020 - 05:21 PM

"... Die totale Implosion, eine Riesenchance."

---

Fürwahr, lieber @tearjerker, das könnte eine Riesenchance sein und zwar dergestalt, daß Etliche von denen, die im BRD-Biedermeier unerreichbar blieben, nun doch die, bisher vehement abgelehnte rote Pille nehmen und allmählich erkennen, in welcher Mickey-Maus-Welt sie leb(t)en.

Franz Bettinger

21. Dezember 2020 04:45

Das Interview ist wirklich köstlich! https://www.alexander-wallasch.de/gesellschaft/zum-teufel-mit-goetz-kubitschek

Imagine

21. Dezember 2020 13:10

1/2

@Jonas Schick
„Wie den Folgen des »Endes der Geschichte« ausweichen?
Wie sieht der gesellschaftliche Entwurf aus, der nicht der liberalen Beliebigkeit folgt?
Diese beiden Fragen sind die wesentlichen Ausgangspunkte rechter Theorie und Politik des 20. Jahrhunderts und stellen sich heute noch mehr denn je.“

Die Kunst ist, richtige Fragen zu stellen. Denn falsche Fragen provozieren falsche Antworten.

Das Narrativ, der Kapitalismus sei das Höchst- und damit das Endstadium menschlicher Geschichte und damit alternativlos,  ist zwar eine weitverbreitete und von über 90% der heutigen Arbeitsbevölkerung geglaubte Erzählung,  aber aus wissenschaftlicher Sicht handelt es sich schlicht und einfach um Blödsinn und Lüge.
.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis dieses Narrativ durch die Entwicklung Chinas empirisch widerlegt wird.

Die Politik der Liberalen ist keineswegs „beliebig“. Denn sie weist eine klare Zielsetzung auf, nämlich Aufrechterhaltung der Kapitalakkumulation, damit die Reichen aus ihrem Geld mehr Geld machen können.

Es geht dem Establishment um den Werterhalt und die Vermehrung von Kapitalvermögen. Und das bedeutet konkret: Optimierung der Gewinne der Privatunternehmen.

Damit geraten die Ziele der Betriebswirtschaft in Konflikt mit den klassischen Zielen der Volkswirtschaft, nämlich Vermehrung des allgemeinen Wohlstandes.

Imagine

21. Dezember 2020 13:11

2/2

Damit die Gewinne der Privatunternehmen optimiert werden können, werden die Ziele der Nationalökonomie zweitrangig oder sogar störend.

Wenn es der Gewinnoptimierung globaler wirtschaftliche Akteure dient, richtet man gegebenenfalls Nationalstaaten wirtschaftlich zugrunde, indem man die Produktion in Niedriglohnländer verlagert, aus Exportinteressen die Währung ruiniert oder die Gesellschaft mit Millionen von kulturfremden Analphabeten und Niedrigqualifizierten flutet etc..

Das ist eine historische Situation, welche die ehemals herrschaftskonformen und systemtreuen nationalen Rechten zu einem bekämpften Störfaktor werden lässt. Aber die Rechten scheinen die wirklichen Motive des „Kampfes gegen Rechts“ nicht zu verstehen, weil sie sich selbst als „Patrioten“ und „Stützen der Gesellschaft“ sehen.

KlausD.

21. Dezember 2020 15:22

@Imagine 21. Dezember 2020 13:11

"Aber die Rechten scheinen die wirklichen Motive des „Kampfes gegen Rechts“ nicht zu verstehen, weil sie sich selbst als „Patrioten“ und „Stützen der Gesellschaft“ sehen."

Sie meinen also - weil man sich als Patriot sieht, versteht man die wirklichen Motive des „Kampfes gegen Rechts“ nicht, d.h. die Patrioten kämpfen nur deshalb für ihre Sache, weil sie die Motive des Kampfes gegen Rechts nicht verstehen. Aber wenn Sie nun,  nur mal angenommen, vielleicht doch unerwarteterweise, die Motive Ihrer Gegner tatsächlich verstehen würden (u.a. weil sie der "große und weise"  @Imagine gnädigerweise darauf hingewiesen hat), was sollten sie dann Ihrer Meinung nach tun? Den Kampf  für Ihre Sache ganz still und leise von selbst wieder aufgeben? ... Mann-o-Mann @Imagine, das hätten Sie wohl gern, sieht so Ihre Argumentation mit Referenz zur wissenschaftlichen Theoriebildung aus?

KlausD.

21. Dezember 2020 19:11

@Imagine 21. Dezember 2020 13:10

"Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis dieses Narrativ durch die Entwicklung Chinas empirisch widerlegt wird."

Chinesischer Sozialismus (zweitgrößte Wirtschaft der Welt), wie funktioniert das System tatsächlich?

In Wikipedia heißt es: „Die Ökonomie der Volksrepublik China hat sich durch die Wirtschaftsreformen von einem planwirtschaftlich organisiertem zu einem primär nach marktwirtschaftlichen Mechanismen funktionierenden Wirtschaftssystem gewandelt. Diese nach kapitalistischen Grundsätzen gelenkte Volkswirtschaft wird von der chinesischen Staatsführung als "Sozialismus chinesischer Prägung" bezeichnet. Die dominante Rolle des Staatskapitals ist seit Ende der 1990er Jahre stark rückläufig.“

Die Bezeichnung „Sozialismus chinesischer Prägung“ erinnert mich stark an den „real existierenden Sozialismus“ in der DDR. Und für mich stellt sich die Frage ist, ob man in China überhaupt noch von Sozialismus sprechen kann, d.h. haben alle Menschen ihrer Leistung nach entsprechenden Anteil am gesellschaftlichen Reichtum?

In fluter.de vom 15.10.2017 heißt es: „Heute hat China 1,6 Millionen Millionäre – und mehr Milliardäre als die USA. Ein Viertel der Bevölkerung muss sich aber ein Prozent von Chinas Vermögen teilen – während ein Prozent der Bevölkerung über ein Drittel von Chinas Vermögen verfügt.“

@Imagine, mal ehrlich, das soll Sozialismus sein?

Imagine

21. Dezember 2020 22:28

1/4

Wir befinden uns in einem globalisierten Prozess. Dieser Prozess ist durch Kooperation und Konflikt gekennzeichnet. Kooperation manifestiert sich in „Chimerika“, in WEF-Treffen usw., Konflikt zeigt sich im politischen Systemkonflikt, imWirtschaftskrieg mit Importzöllen, Sanktionen etc.

Keiner der Staatsführer der Großmächte hat ein Interesse an einem Zusammenbrechen der Weltwirtschaft. Der deindustrialisierte Westen hätte da schlechte Karten, da die Versorgung der Bevölkerung mit Alltagsgütern sehr stark auf den Import chinesischer Waren angewiesen ist. Politisch kann sich die NATO keinen Weltkrieg leisten, ohne Selbstvernichtung durch insbesondere russische Waffen befürchten zu müssen.

Was Kubitschek im Interview mit Wallasch als „eine Gesamtbewegung der Moderne, ein weltinnenpolitisches Projekt, eine kapitalistische Folgerichtigkeit“ etc. bezeichnet ist kein alternativloser Naturprozess, wie der Wechsel der Jahreszeiten, sondern ein Resultat von Klassenpolitik der Kapitalistenklasse, die ihr System von  Marktwirtschaft und Kapitalismus aufrechterhalten will, das ihnen einen ständigen arbeitsfreien Vermögenszuwachs ermöglicht.

Deshalb wollen die Neobliberalen und Atlantiker eine wirtschaftlichen Neutralisierung des Nationalstaats zugunsten selbstregulierender, global unbegrenzter Märkte.

 

Imagine

21. Dezember 2020 22:29

2/4

Traditionell waren die sozialdemokratischen Linken für einen gezähmten und regulierten Kapitalismus aka „Soziale Marktwirtschaft“. Aber diese sozialdemokratischen Parteien sind überall umgefallen. Typen wie Blair und  Schröder wurden zu Abrissbirnen der Sozialen Marktwirtschaft. Die Grünen bildeten in der Regierung Schröder-Fischer die neoliberalen Antreiber.

Diese Zusammenhänge werden von Traditionssozialdemokraten wie Albrecht Müller und seinen NichtDenkSeiten nicht verstanden. Die träumen noch immer von linken Mehrheiten und begreifen nicht, dass - wenn eine linksgrüne Regierungskoalition tatsächlich zustandekommen würde -  diese nichts anderes als neoliberale Politik machen würde.

 

Imagine

21. Dezember 2020 22:30

3/4

Es ist langweilig, immer wieder das Gleiche wiederholen zu müssen.

Streeck wurde bereits wiederholt zitiert:

„Die Ära der neoliberalen Reformen begann mit Deregulierung, Marktöffnung, weniger Staat, mehr Markt. Kapitalismus und Demokratie wurden entkoppelt. Verursacht wurde das auch durch die Entmachtung des Nationalstaats als ehemaliger Ort marktkorrigierender Politik.

Die Ablösung der Einbettung von Märkten in Staaten durch eine Einbettung der Staaten in Märkte ist zentral für die Entkopplung von Demokratie und Kapitalismus. Die Entmachtung des demokratischen Nationalstaats als sozialer Ort marktkorrigierender Politik im Prozess der sogenannten „Globalisierung“ wurde kulturell begleitet von einem neuen Einheitsdenken, das Demokratie von einer Institution zur Herstellung sozialer Gerechtigkeit zu einem Instrument effizienter „Problemlösung“ umdefinierte.

Seit der Krise 2008 widersetzen sich als „populistisch“ bezeichnete Kräfte von rechts und von links der wirtschaftlichen Neutralisierung des Nationalstaats zugunsten selbstregierender unbegrenzter Märkte. In vielen Ländern des früheren „Westens“ ist das Resultat ein politisch-kultureller Grabenkrieg, der von politischer Stagnation begleitet ist…“

 

Imagine

21. Dezember 2020 22:31

4/4

Nur verläuft dieser „politisch-kulturelle Grabenkrieg“ weitgehend irrational.

Deregulierung, schlanker Staat, anarchokapitalistischer Libertanismus etc. stehen in totalem Widerspruch zu einer regulierten Ökonomie und Gesellschaft.

Patriotismus ist in diesem historischen Entwicklungsstadium völlig inkompatibel mit Marktwirtschaft und Kapitalismus. Aber die Rechten wollen beides.

Weil die Positionen der Rechten wirtschaftlich und gesellschaftlich in logischem Widerspruch stehen, ist die rechte Szene auch so gespalten und konfus. In der AfD bekämpfen sich zwei „Flügel“, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass beide gleichermaßen blind sind für die tatsächlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge.

Deshalb kommen keine anti-globalistischen Bündnisse über die Partei- und Lagergrenzen hinaus zustande.

 

Imagine

21. Dezember 2020 22:44

@KlausD.  21. Dezember 2020 19:11

Interessant, dass sie China vorwerfen, kein „Gleichmacher-Sozialismus“ zu sein.

Sind Sie Anhänger der sozialen Gleichmacherei?

@KlausD: „…mal ehrlich, das soll Sozialismus sein?“

Man kann nur das verteilen, was bereits erwirtschaftet wurde.

China ist - aufs Ganze betrachtet - binnenwirtschaftlich noch eine Mangelökonomie.

Sozialismus mit Wohlstand für alle setzt eine Überflussökonomie voraus. Das gehört zum 1x1 eines wissenschaftlich fundierten Verständnisses von Ökonomie.

China ist auf gutem Wege zu einer Überflussökonomie.
 

Mboko Lumumbe

22. Dezember 2020 08:44

Die Besetzung des gemachten Nests und Übernahme der Fanszene durch linke Zckn der Ultras wie St. Pauli bringen diese wunderbar bierseelig gröhlend selbst zum Ausdruck: "Wir sind Zecken, asoziale Zecken". Hier etliche Stadion-Videos.

Die selbsternannten linken Zckn hätten auch „Kuckuck Kuckuck“ gröhlen können bei ihren Antifa-fahnenschwingenden Aufmärschen.

Deren Fanclubs nennen sich treffend: "Südzecken St. Pauli", "TriZecken", "Treppenzecken St. Pauli"

@Lotta „Bei welcher Wetterlage sind Zecken besonders aktiv?“
Nach dem Regen, im übertragenen Sinne nach dem Geldregen (Milliarden gg Rächtz). Auch in der Fussballszene regnet es Unmengen Geld. In der Natur sind Zecken Schmarotzer und Parasiten und bohren sich ins Fleisch eines Wirts, den sie aussaugen, manchmal bis zum Tod.

Gedeihliche linke Zckn-paradise: "Wir sind Zecken, asoziale Zecken" – so ist es!

Franz Bettinger

22. Dezember 2020 09:39

@KlausD:  Sie argumentieren gut - und sehr ähnlich wie William Schlamm.

Imagine

22. Dezember 2020 13:18

Im Gespräch (18.12.20) mit Alexander Wallasch sagt Kubitschek:
„Eigentlich interessiert mich das alles gar nicht mehr. "Das alles" ist nämlich so sehr auf den Hund gekommen und zugleich so sehr systemisch abgesichert, dass an Reparatur, Reform oder Abschaffung gar nicht zu denken ist. Daher: Abwendung. Sollen die doch Staat spielen. Ich guck noch nicht mal mehr zu dabei.“

Abwendung und Rückzug aus politischer Aktivität. Es geht darum, in einer feindlichen Umwelt zu überleben. Bei Tieren hilft der Totstellreflex.

So etwas Ähnliches finden wir auch in der Politik. Seit Mitte der 70-er hat es ein Großteil der ehemaligen revolutionären Linken aus der 68-er-Bewegung praktiziert.

Andere Ex-Linke sind konvertiert und haben ein Loblied auf Marktwirtschaft und Kapitalismus gesungen. Als „Realos“ haben sie dann Karriere gemacht. Die grüne Partei war für ehemalige politische Gewalttäter und Maoisten sehr geeignet dafür.

Das kapitalistische System ist durch die neoliberale Deregulierung „out of control“ und nicht mehr zähmbar und steuerbar durch die Nationalstaaten. Denn deren "politische Klasse" ist in der Hand der globalen Konzerne.

Daher die Resignation und der Rückzug. Das ist links wie rechts zu beobachten.

Laurenz

22. Dezember 2020 13:42

@KlausD.

In China handelt es sich eindeutig um Nationalsozialismus. Desweiteren können Sie Sich Debatten darüber mit Imagine sparen, weil Imagine zu denen gehört, bei den nicht sein kann, was nicht sein darf. 

@Franz Bettinger

Du hast vollkommen Recht, Alexander Wallasch ist wohl der talentierteste Deutsche Journalist überhaupt. Mit ein Grund dafür ist Sein Humor, Sein Wortwitz, den Er fast zynisch über die jeweilige Thematik stülpt, auch hier exemplarisch mit GK.

Wallasch ist damit auch quasi ein Großdeutscher Therapeut. Die leise Melancholie im Universum, und das, was hier auf dem Planeten abgeht, läßt sich am besten mit dem süffisanten Lachen beim Lesen von Wallaschs Artikeln ertragen.

Laurenz

22. Dezember 2020 13:46

@Imagine

"Daher die Resignation und der Rückzug. Das ist links wie rechts zu beobachten."

Das habe ich anders als Sie verstanden. Denn, wenn dem so wäre, würde GK Alexander Wallasch kein Interview geben.

Man reduziert die Korrespondenz einfach auf diejenigen Mitmenschen, die sich einer sachlichen und rationalen Debatte stellen. 

Man klammert nur diejenigen aus der Debatte und der Wahrnehmung aus, bei denen der nackte Kaiser Klamotten anhat.

Imagine

22. Dezember 2020 13:55

Bei den Konservativen gab es einen historischen Bruch. Er wurde in Deutschland am 15.8.2011 mit dem FAZ-Artikel „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“ von Frank Schirrmacher manifest.“

Das war ein Kooperationsangebot an die Linken. Und im Anschluss daran durften Linke wie Oskar Lafontaine, Sarah Wagenknecht et al. erstmalig in der FAZ publizieren.

Lorenz Jäger hat sich eine kurze Zeit später, am 13.10.2011, in der FAZ mit „Adieu, Kameraden, ich bin Gutmensch“ vom traditionellen rechten Milieu verabschiedet.

Es entstand ein neuer Diskurs zwischen Konservativen und Linken. Ein Beispiel dafür sind die FAZ-Blogs von „Don Alphonso“ (Rainer Meyer), wo es zu fruchtbaren Diskussionen zwischen gebildeten Linken und Rechten kam.

Gerade im Wahljahr 2017 war ein heißes Diskussionsthema, ob die AfD gewählt werden soll oder nicht. Einig war man sich in der Ablehnung der Merkel-Politik, aber auch des Personals in der AfD. Da gab es eine kulturelle Schranke.

Es war im Blog ein großer Konsens über die Notwendigkeit einer Opposition gegen die Merkelsche Wirtschafts- und insbesondere gegen deren Immigrationspolitik vorhanden, aber zugleich wurde von vielen die AfD als „nicht wählbar“ angesehen.

Zu Ansätzen für ein „patriotisches Zusammengehen“ zwischen Linken und Rechten kam es nach Schirrmacher Tod nicht mehr.

Cugel

22. Dezember 2020 14:57

Imagine 21. Dezember 2020 13:10

"... aber aus wissenschaftlicher Sicht handelt es sich schlicht und einfach um Blödsinn und Lüge."

Die Wissenschaft kennt nicht Wertungen wie Blödsinn und Lüge, sondern unterscheidet nach zutreffend und unzutreffend.
Der Ideologe wertet.

Cugel

22. Dezember 2020 14:58

Imagine

21. Dezember 2020 22:44

"Sozialismus mit Wohlstand für alle setzt eine Überflussökonomie voraus."

Imagine befürwortet den Raubbau am Planeten.

Laurenz

22. Dezember 2020 16:46

@Imagine

Welche Debatten mit Rechten oder der AfD meinen Sie? Ich kenne keine.

Imagine

22. Dezember 2020 18:35

Ich bin es wirklich satt, mich ständig mit gepostetem Schwachsinn auseinandersetzen zu müssen.

Selbstverständlich kennt die Wissenschaft Blödsinn und Lüge.

Überflussökonomie ist der Gegensatz von Mangelökonomie. Es ist für alle genug vorhanden, um nicht in Armut, Hunger, Ausschluss von Bildungsangeboten, medizinischer Versorgung, sozialer Teilnehme etc. leben zu müssen.

Die Behauptung, dass eine Überwindung von Mangelökonomie zwangsläufig zu einem „Raubbau am Planeten“ führe, ist Ausdruck intellektueller Limitierung.

Anders verhält es sich mit der Vergeudungsökonomie, die kennzeichnend für das heutige Stadium des Kapitalismus ist (vgl. z.B. Adolf Kozlik).

Der verlinkte Handelsblatt-Artikel stammt von 2007.

Die Einkommensverhältnisse in China haben sich eindeutig zugunsten der arbeitenden Bevölkerung gewandelt. Wie von der Regierung geplant und angekündigt, wurden die Reallöhne im letzten Jahrzehnt verdoppelt. Die Situation der Wanderarbeiter hat sich ganz erheblich verbessert.

Wer sich für die Entwicklung von China ernsthaft interessiert, konnte diese Informationen aus westlichen Medien entnehmen.

tearjerker

22. Dezember 2020 20:11

@Nemo Obligatur:

In Hamburg wurde vor einigen Jahren am alten Domplatz eine archäologische Grabung durchgeführt um ein für alle mal die untersuchte Stelle als Keimzelle der Stadt zu bestimmen. Ergebnis: Einige Holzbohlen, eine Grablege und kleinere Gegenstände wie Schmuck, die zusammen in eine Espresso-Tasse passten. Hat die „Wissenschaftler“ nicht davon abgehalten, den Grabungserfolg in einem knapp 800 Seiten umfassendem Werk abzufeiern. So geht Geschichtsschreibung.

@Mmboko Lumumbe:

Die St. Pauli Ultra-Fraktion ist eher für Parolenmalerei und Politpropaganda zuständig, denn fürs Saufen. Im Hintergrund ziehen einige Altlinke die Fäden, die die Stichworte vorgeben. Der Fussball muss als Zuschauersport erhalten bleiben, denn er dürfte weit mehr Staatsdienern und Staatsschützern ein Alibi für ihr sinnloses Präsenz zeigen und Beobachten liefern als z.B. der Islamismus oder die Zersetzungsmassnahmen ausländischer Dienste. Kaum etwas dürfte deshalb so unterwandert seine wie die Ultra-Szenen im Umfeld der deutschen Vereine. Würde mich nicht wundern, wenn diese Strukturen von vornherein auf Initiative der Sicherheitsorgane ins Leben gerufen wurden um die Massenversammlungen framen zu können und ein Gegengewicht gegen die Hool- und Milieu-Fanszene zu etablieren.

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