Sammelstelle in der Sturzflut des Gedruckten (3)

Kaiserwoche in Deutschland! Denn das Deutsche Reich (und damit indirekt auch sein Rechtsnachfolger BRD) feierte – theoretisch – 150. Geburtstag.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Doch wenig über­ra­schend gibt es prak­tisch kei­nen Anlaß für kai­ser­li­che Arti­kel­ber­gung aus einer etwa­igen »Sturz­flut des Gedruck­ten« in den deutsch­spra­chi­gen Leit­me­di­en. Ob FAZ, Süd­deut­sche oder Welt, Spie­gel oder frei­tag – die in Fra­ge kom­men­den Bei­trä­ge bestan­den uni­so­no die Sich­ti­gung nicht.

Auch die NZZ (v. 18.1.) fällt hier an die Sei­te ihrer bun­des­deut­schen Kon­kur­renz ein wenig ab, obwohl sie die­se ansons­ten im direk­ten Ver­gleich regel­mä­ßig distan­ziert. Eck­hard Jes­se weiß immer­hin am Reichs­grün­dungs­tag über das »Selbst­ver­ständ­nis der Deut­schen« sei­ner inter­na­tio­na­len Leser­schaft mit­zu­tei­len, daß das Kai­ser­reich 1871–1914

zwar kei­ne Demo­kra­tie, wohl aber ein Rechtsstaat

war.

Bemer­kens­wert sind für die Zeit nach 1945 dann zwei Hin­wei­se: Zum einen ver­weist der Chem­nit­zer Poli­tik­wis­sen­schaft­ler auf die einst dezi­diert patrio­ti­sche Sozi­al­de­mo­kra­tie im Geis­te Kurt Schu­ma­chers. Die SPD for­der­te näm­lich anläß­lich des 17. Juni 1953 einen »Natio­nal­fei­er­tag des deut­schen Vol­kes«; die Regie­rung aus Uni­on, FDP und Deut­scher Par­tei beließ es dann bei einem »natio­na­len Gedenk­tag«. Gewiß his­to­ri­sche Nuan­cen, aber interessante.

Zum ande­ren gab es in der Bun­des­re­pu­blik von 1954 noch eine knap­pe Mehr­heit, die in Umfra­gen für Schwarz-Weiß-Rot, nicht aber Schwarz-Rot-Gold votier­te. Daß Jes­se sei­nen Bei­trag damit schließt, daß eine heu­ti­ge Affir­ma­ti­on schwarz-weiß-roter Sym­bo­lik »den demo­kra­ti­schen Com­ment« regel­recht »demon­tiert«, ver­weist indes dar­auf, daß die Gewich­tung wirk­lich demo­kra­tie­ge­fäh­ren­der Hand­lun­gen und Pro­zes­se durch den renom­mier­ten Tota­li­ta­ris­mus- und Extre­mis­mus­for­scher mitt­ler­wei­le schief ist.

Zur Lek­tü­re emp­foh­len sei Eck­hard Jes­se daher die jüngs­te Ver­öf­fent­li­chung eines Kol­le­gen sei­ner Poli­to­lo­gen­zunft an der TU Chem­nitz. In Kul­tur­kampf legt Lothar Frit­ze scho­nungs­los offen, in wel­cher Art und Wei­se unse­re Demo­kra­tie auf qua­si­to­ta­li­tä­re Abwe­ge gera­ten ist – und durch wel­che poli­tisch-ideo­lo­gi­schen Ein­fluß­grup­pen es bewirkt wird. Durch die­se wird nicht »nur« der demo­kra­ti­sche »Com­ment« abge­tra­gen, son­dern ele­men­ta­re Grund­rech­te oppo­si­tio­nel­ler Kräfte.

Eine posi­ti­ve Aus­nah­me zur Reichs­grün­dung im Blät­ter­wald stellt im übri­gen noch die Jun­ge Frei­heit dar, wenn­gleich der Autor vor­lie­gen­der Zei­len damit zu Beginn die­ser drit­ten Fol­ge der Kolum­ne erst­ma­lig aus­sche­ren muß. Denn bei die­sem her­vor­he­bens­wer­ten Bei­trag han­delt es sich um kei­nen Print­ar­ti­kel, son­dern um ein Video. Den­noch: 150 Jah­re deut­scher Natio­nal­staat wer­den hier von Karl­heinz Weiß­mann in knapp 15 Minu­ten fach­kun­dig gewürdigt.

– –

Doch auch Print gibt es in die­ser Fol­ge aus der ver­meint­li­chen »Wochen­zei­tung für Debat­te« (Debat­te – wo ist sie?) etwas her­vor­zu­he­ben. In der Aus­ga­be 4/2021 (Nach­trag: bereits online!) erscheint ein Bei­trag des baye­ri­schen, ehe­mals an der TU Dres­den leh­ren­den Poli­tik­wis­sen­schaft­lers Wer­ner Patzelt.

Die­ser zählt zu den Aus­nah­men unter den heu­te täti­gen For­schern sei­nes Faches. Er wirkt sowohl in sei­nen Publi­ka­tio­nen und Vor­trä­gen als auch in sei­nen Inter­views unauf­ge­regt, sach­lich und am Gegen­stand sei­ner Unter­su­chung auf­rich­tig inter­es­siert. Als er die­se wis­sen­schaft­li­che Authen­ti­zi­tät 2014 ff. auch in bezug auf die Pegi­da-Demons­tra­tio­nen bewies, brach­te ihm dies bei Freund und Feind den Titel »Pegi­da-Ver­ste­her« ein. Und in der Tat erfolg­ten nicht nur Pat­z­elts Pegi­da-Ana­ly­sen sina ira et stu­dio. Auch regel­mä­ßi­ge Wort­mel­dun­gen in Tages­pres­se wie Fach­me­di­en zur AfD fal­len ruhig und sach­lich aus.

Das heißt nicht, daß er kei­ne Inter­es­sen ver­tritt. Das macht er so galant wie nach­drück­lich. Der seit 1994 der CDU ange­hö­ren­de Pat­z­elt berät und bewirbt sei­ne Par­tei regel­mä­ßig. So schrieb er etwa 2019 am christ­de­mo­kra­ti­schen Pro­gramm für die säch­si­sche Land­tags­wahl mit, bei der CDU und AfD sich um den Spit­zen­platz duel­lier­ten; das par­ti­ell hei­mat­ver­bun­de­ne Voka­bu­lar des christ­de­mo­kra­ti­schen Wahl­kampfs dürf­te der Alter­na­ti­ve für Deutsch­land Tau­sen­de Stim­men wackeln­der Wech­sel­wäh­ler gekos­tet haben.

Als enga­gier­ter Ver­fech­ter eines wert­kon­ser­va­ti­ven Kur­ses der Uni­on mag er somit zwar poli­tisch sym­pa­thi­scher wir­ken als Grü­ne oder Sozi­al­de­mo­kra­ten. Er bleibt aber eben Christ­de­mo­krat und damit ein – ach­tens­wer­ter – poli­ti­scher Gegner.

Die­se nicht unwe­sent­li­che »Peti­tes­se« soll­te man mit­den­ken, wenn er in der JF (die die­sen par­tei­po­li­ti­schen Umstand ihren Lesern ver­schweigt) über das Ver­hält­nis von Uni­on und AfD nach­denkt oder wenn er der AfD nicht nur von außen, son­dern über­dies noch als Ange­hö­ri­ger der deut­schen Regie­rungs­par­tei (!), wie in sei­nem Mei­nungs­bei­trag »Nur noch die Mit­te«, rich­tungs­kampf­be­zo­ge­ne Rat­schlä­ge erteilt. Rat­schlä­ge, die wie­der­um von gewis­sen AfD-Krei­sen umge­hend eins zu eins als Hand­lungs­an­wei­sung ver­stan­den werden.

Pat­z­elts Vor­schlag an die AfD lau­tet dabei:

Sie ver­zich­tet auf ein Selbst­ver­ständ­nis als Anti-Par­tei­en-Par­tei oder als grund­le­gen­de Sys­te­mal­ter­na­ti­ve, son­dern bemüht sich um die Auf­nah­me ins eta­blier­te Par­tei­en­sys­tem. Dann frei­lich müß­te sie erst ein­mal ihre Bring­schuld an Mäßi­gung im Ton und an Unan­stö­ßig­keit im Ver­hal­ten begleichen.

Es emp­feh­len sich zwei Bemer­kun­gen zu die­ser Kern­aus­sa­ge Wer­ner Patzelts.

Ers­tens wäre die Preis­ga­be der AfD-Rol­le als »Anti-Par­tei­en-Par­tei«, sprich: ihrer imma­nen­ten Rol­le als Alter­na­ti­ve zum real­exis­tie­ren­den Kar­tell der »Alt­par­tei­en«, Selbst­mord auf Raten, da eben dies für einen erheb­li­chen Teil der AfD-Sym­pa­thi­san­ten die wahl­ent­schei­den­de Rol­le spielt. Es ist anzu­neh­men, daß ein gewis­sen­haf­ter und akri­bisch arbei­ten­der Pro­fes­sor wie Pat­z­elt die poli­to­lo­gi­schen und sozio­lo­gi­schen Wäh­ler­ana­ly­sen der letz­ten fünf bis sie­ben Jah­re ken­nen dürf­te, was der Emp­feh­lung zur Selbst­kas­trie­rung einen faden Bei­geschmack verleiht.

Zudem erfolgt die vor­geb­lich erstre­bens­wer­te »Auf­nah­me ins eta­blier­te Par­tei­en­sys­tem«, so viel bewei­sen diver­se Säu­be­rungs­wel­len seit Kal­bitz und Hart­wig, nicht über per­so­nel­le Häu­tungs­pro­zes­se. Die­se wer­den vom Estab­lish­ment nicht gewür­digt, son­dern als Zei­chen der Schwä­che ver­lacht. Man müß­te dem­zu­fol­ge nicht nur per­so­nell Zuge­ständ­nis­se an den viel­ge­stal­ti­gen Geg­ner machen, son­dern vor allem inhalt­lich wei­ter und wei­ter Kon­zes­sio­nen leis­ten und die eige­ne Pro­gram­ma­tik – wohl­ge­merkt: auf Wunsch eines Ange­hö­ri­gen der regie­ren­den Par­tei der Kanz­le­rin Mer­kel – über Bord werfen.

Das wäre, gelin­de gesagt, Ver­rat am Wäh­ler, Ver­rat an der eige­nen, auf­op­fe­rungs­voll arbei­ten­den Basis, Ver­rat an den Prin­zi­pi­en einer wahr­haft oppo­si­tio­nel­len Alter­na­ti­ve zum fal­schen Gan­zen. Eine sol­che Akku­mu­la­ti­on des Ver­rats aber wür­de ledig­lich ver­deut­li­chen, »wie man sei­ne eige­ne Par­tei anzün­det«, wie Götz Kubit­schek unlängst befürch­te­te:

Genau so und nicht anders will es das Estab­lish­ment haben.

Doch soll­te man der AfD, ange­tre­ten als Abriß­bir­ne wider das Estab­lish­ment, wirk­lich raten, sich so lan­ge selbst zu ent­ker­nen und selbst zu ver­leug­nen, bis man auf Gna­de von Mer­kel, Laschet, Spahn und Co. hof­fen darf? Und wäre man dann noch eine Alter­na­ti­ve? Ein Sta­chel im Fleisch des Main­streams? Eine Rest­hoff­nung für vie­le Mil­lio­nen Men­schen, die genug haben von schwarz-rot-grü­ner Einheitssauce?

Das führt zur zwei­ten Bemer­kung bezüg­lich des Pat­z­elt­schen Leit­sat­zes. Offen­bar ernst ist es ihm mit einer »Bring­schuld an Mäßi­gung im Ton und an Unan­stö­ßig­keit im Ver­hal­ten« der AfD. Das ist salopp daher gesagt, birgt aber gewal­ti­ges Irritationspotential.

Denn allen objek­ti­ven Fak­ten zufol­ge sind es Poli­ti­ker des Establishments,

  • die AfD-Poli­ti­kern mit Haß, Hohn und Häme begegnen,
  • die AfD-Poli­ti­kern kei­ne Soli­da­ri­tät gewäh­ren, wenn sie von Alt­par­tei­en-nahen Tätern aus anti­fa­schis­ti­schen Milieus ver­bal und tät­lich ange­grif­fen werden,
  • die AfD-Poli­ti­ker in Kol­la­bo­ra­ti­on mit der Pres­se­land­schaft denun­zie­ren und zum Teil selbst in ihrem pri­va­ten Umfeld ver­ächt­lich machen,
  • die AfD-Poli­ti­kern gel­ten­de Ansprü­che auf par­la­men­ta­ri­sche Pos­ten vorenthalten,
  • die AfD-Poli­ti­kern die Ver­fas­sungs­schutz­be­ob­ach­tung auf­hal­sen, indem sie die Ent­schei­dungs­trä­ger beein­flus­sen und unter Druck setzen.

Wenn dies aber so ist, und der bun­des­deut­sche All­tag legt dies mehr als nur nahe, dann liegt die »Bring­schuld an Mäßi­gung im Ton und an Unan­stö­ßig­keit im Ver­hal­ten« nicht bei der AfD, son­dern zunächst zwei­fel­los bei den Ste­g­ners, Kip­pings und Kün­asts. Dar­auf hät­te Wer­ner Pat­z­elt hin­wei­sen müs­sen, zumal er bei­spiels­wei­se mit Mar­co Wan­der­witz dem sel­ben CDU-Lan­des­ver­band angehört.

Der der­zei­ti­ge Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für die neu­en Bun­des­län­der schrieb etwa bei Twit­ter:

AfD und Gau­land sind gif­ti­ger Abschaum.

Nun, die dahin­ge­hen­de Kolum­ne von Pat­z­elt in der Frei­en Pres­se, in der Säch­si­schen Zei­tung oder aber eben in der JF samt Auf­ruf zur »Mäßi­gung im Ton und an Unan­stö­ßig­keit im Ver­hal­ten« muß ich wohl über­se­hen haben.

Bei aller erfor­der­li­chen Pole­mik sei dies fest­ge­hal­ten: Natür­lich soll­te authen­ti­scher rech­ter »Popu­lis­mus« nicht mit Vul­ga­ri­tät, boo­me­res­kem Gepol­ter und wüs­tem Auf­tre­ten ver­wech­selt wer­den (dies gilt expli­zit lager­über­grei­fend). Die Beto­nung der Not­wen­dig­keit von Pro­fes­sio­na­li­sie­rung der eige­nen Arbeits­wei­se im spe­zi­el­len sowie der eige­nen poli­ti­schen Theo­rie und Pra­xis im all­ge­mei­nen impli­ziert jedoch nicht, zu akzep­tie­ren, daß man als Oppo­si­tio­nel­ler in bezug auf gegen­wär­ti­ge Ver­hält­nis­sen mit Demut und Selbst­kas­tei­ung vor den erlauch­ten Kreis der Herr­schen­den zu tre­ten hat, um kraft- und mut­los um Akzep­tanz zu bit­ten. Auf eine sol­che Alter­na­ti­ve kann man ver­zich­ten, sie wäre ledig­lich ein elen­des Kor­rek­tiv-im-War­te­stand anstel­le einer Volkspartei-im-Werden.

Apro­pos: Einen Vor­wurf soll­te man nicht Wer­ner Pat­z­elt machen, son­dern jenen Krei­sen, die Pat­z­elts Bei­trä­ge im AfD-Umfeld frucht­bar machen wol­len. Pat­z­elt selbst, als gefrag­ter Autor, hat jedes Recht, die­se CDU-inhä­ren­ten Posi­tio­nen zu ver­tre­ten. Als AfD-Akti­ver soll­te man sich nur fra­gen, ob man wirk­lich von die­ser Sei­te aus pro­fes­sio­nel­le und vor­wärts­brin­gen­de Bera­tung erwar­ten darf.

Bei einer Vor­trags­ver­an­stal­tung im Herbst 2018, die ich mit den bei­den grund­sym­pa­thi­schen »Coun­ter­parts« Marc Jon­gen und Wer­ner Pat­z­elt in Bre­men bestritt, wur­de mir dies deut­lich: Pat­z­elt und ich wichen in unse­ren »Impuls­vor­trä­gen« ja nicht in der Ana­ly­se für das Ent­ste­hen von popu­lis­ti­schem, alter­na­ti­vem Poten­ti­al in der Bun­des­re­pu­blik ab. Son­dern in den Schlüs­sen, die wir dar­aus zogen.

Pat­z­elt wünscht sich – damals wie heu­te – eine sanft popu­lis­ti­sche, libe­ral­kon­ser­va­ti­ve AfD, die qua mode­ra­tem Ver­än­de­rungs­po­ten­ti­al der Par­tei­en­land­schaft aus der CDU/CSU wie­der jenes pro­ji­zier­te Phan­tom machen wür­de, an das er und vie­le wei­te­re Köp­fe von JF-Chef­re­dak­ti­on bis Wer­te­uni­on sich klam­mern: näm­lich jenes Phan­tom einer ver­meint­lich intak­ten Prä-Merkel-Union.

Die­se könn­te sich wie­der­ein­stel­len, wenn besag­te Uni­on – leich­ten, anstän­di­gen, eben bür­ger­li­chen – Druck von rechts bekä­me und die kor­ri­gie­ren­den Impul­se in einer Post-Mer­kel-Ära beher­zi­gen wür­de. Die Ver­hält­nis­se sähen sich womög­lich »nor­ma­li­siert« (wenn man die Ära Kohl frag­wür­di­ger­wei­se als deut­sche »Nor­ma­li­tät« defi­niert). Die schein­bar erstre­bens­wer­te Epo­che vom Schla­ge der 1990er Jah­re wäre wie­der vor­stell­bar, so die frap­pie­ren­de Nai­vi­tät von gestern.

Die Deu­tung der AfD als »Wecker« für eine im Mer­kel-Schlaf vor sich hin­däm­mern­de CDU/CSU kann man so ver­tre­ten. Nur wäre eine sol­che AfD eben kein Kor­rek­tiv für Deutsch­land, son­dern für die Christ­lich Demo­kra­ti­sche Uni­on Deutsch­lands. Und dafür wären die (gesell­schaft­li­chen, beruf­li­chen oder ander­wei­ti­gen) Opfer, die jedes ein­zel­ne AfD-Mit­glied zu tra­gen hat, dann doch zu schade.

– –

Ein Blick über den eige­nen Tel­ler­rand hin­aus und hin­ein ins libe­ral­kon­ser­va­ti­ve Wun­der­land ist nicht nur mit der Jun­gen Frei­heit mög­lich. Erheb­lich mehr Input und unter­schied­lichs­te lesens­wer­te »Stü­cke« sind im Monats­ma­ga­zin Tichys Ein­blick zu finden.

In der druck­fri­schen Aus­ga­be (2/2021) der »Stand­punk­te zu Poli­tik, Wirt­schaft und Kul­tur« kann man im Monats­rück­blick von Ste­phan Pae­tow einen Nach­trag zur obi­gen Pat­z­elt-Bring­schuld-Debat­te erspä­hen, wenn er ironisiert:

Jetzt hat er es aber mal allen sei­nen Par­tei­mit­glie­dern deut­lich gezeigt, der AfD-Chef Jörg Meu­then. »Wir wer­den nicht mehr Erfolg erzie­len, indem wir immer aggres­si­ver, immer der­ber, immer ent­hemm­ter auf­tre­ten.« Also sich bes­ser mal von Quer­den­ken distan­zie­ren und sich in punc­to Benimm ein Bei­spiel neh­men an Hel­ge Lindh, Karl Lau­ter­bach oder Clau­dia Roth.

Typisch libe­ral­kon­ser­va­tiv-wider­sprüch­lich wird es erst danach. Her­aus­ge­ber Roland Tichy übt sich im Leit­ar­ti­kel »2021 – Jahr der Ent­schei­dung« als ein Joseph McCar­thy alle Ehre machen­der Adept, wenn er aller­or­ten »Sozia­lis­mus« riecht. Ein sol­cher beginnt wohl bereits dann, wenn der Staat mehr tut, »als einen Rah­men zu set­zen«. Der Staat, so ver­nimmt man klas­sisch mini­mal­staat­lich, habe sich aus der Wirt­schaft her­aus­zu­hal­ten; not­wen­dig für eine freie pro­spe­rie­ren­de Gesell­schaft sei­en »offe­ne Märk­te«. So weit, so schlecht.

Aber beißt sich dies nicht ein wenig mit dem direkt fol­gen­den Arti­kel Alex­an­der Wendts über die Impf­pro­ble­ma­tik, der beklagt, daß sich der deut­sche Staat nicht auf dem frei­en Markt für mehr Impf­do­sen ein­ge­setzt habe, wohin­ge­gen die Trump-Admi­nis­tra­ti­on die Kon­kur­renz rigi­de vom Fel­de schlug? Einer­lei, wie man sich selbst zur Impf­de­bat­te posi­tio­niert: Hat hier nicht ein Staa­ten­len­ker gezeigt, daß das Pri­mat der Poli­tik bei lebens­wich­ti­gen Berei­chen – wie der Gesund­heit der Staats­an­ge­hö­ri­gen – unver­meid­lich ist? Zahlt man nicht just dafür sei­ne Steu­ern – Ver­sor­gungs­si­cher­heit, Daseinsvorsorge?

Ein Autor, der seit eini­gen Jah­ren vor mini­mal­staat­li­chen Argu­men­ten warnt und die eher »preußisch«-soziale Gene­ral­li­nie ver­tritt, ist der Öko­nom Max Otte. Der Autor und Ver­mö­gens­wal­ter ist in vor­lie­gen­dem Heft mit einem umfang­rei­chen Gespräch ver­tre­ten, das ein­mal mehr nahe­legt, daß Debat­te sich oft dort leben­dig erweist, wo man mit ihrem Vor­han­den­sein nicht im Unter­ti­tel wer­ben muß.

Es ist span­nend, den klu­gen Wirt­schafts­li­be­ra­len Tichy und den nicht min­der klu­gen Sozi­al­kon­ser­va­ti­ven Otte bei ihrem klei­nen Dis­put gewis­ser­ma­ßen über die Schul­ter zu schau­en. Es geht um den »Gre­at Reset«, also die welt­wei­te Umge­stal­tung der poli­ti­schen und öko­no­mi­schen Ver­hält­nis­se als Fol­ge­wir­kung der Coro­na­kri­se, dem »Neu­start des Sys­tems« (Otte).

Otte ver­weist auf die anhal­ten­de Ero­si­on der deut­schen Mit­tel­schicht und auf die Gewin­ne der Super­rei­chen. Vor allem die Big Tech-Kon­zer­ne wie Ama­zon (Jeff Bezos ist 2020 mit Ama­zon 55 Mil­li­ar­den Dol­lar rei­cher gewor­den) fin­den sei­ne Kritik:

Die Tech­wer­te sind ja wie Viren, die set­zen sich qua­si ins zen­tra­le Ner­ven­sys­tem, mit rela­tiv wenig Kapi­tal­be­darf. So sau­gen sie den Mehr­wert ab.

Ange­sichts des Publi­ka­ti­ons­or­tes fährt Otte erheb­lich vor­sich­ti­ger als noch in sei­nen Büchern (wie Welt­sys­tem­crash) fort:

Das könn­te man natür­lich auch erst ein­mal Markt­wirt­schaft nen­nen. Aber wenn es dann mäch­ti­ge Oli­go­po­le sind, dann muss man sich schon über­le­gen, ob man die nicht regu­lie­ren sollte.

Tichy, als Ver­fech­ter der all­ge­mei­nen Pri­va­ti­sie­rung und des Pri­mats der Pro­fit­wirt­schaft, fällt Ottes Stoß­rich­tung gleich­wohl auf und fragt sei­nen Gesprächs­part­ner neu­gie­rig wie augenzwinkernd:

Sind Sie plötz­lich ein Sozia­list geworden?

Otte beson­nen:

Ich zitie­re immer ger­ne War­ren Buf­fett, den größ­ten Bör­sen­in­ves­tor der jün­ge­ren Zeit. Der hat schon vor 15 oder 20 Jah­ren gesagt: »Es gibt Klas­sen­kampf. Aber es ist mei­ne Klas­se, die Rei­chen, die ihn führt.«

Gegen­über einer zuneh­mend »unso­li­da­ri­schen Gesell­schaft«, spinnt Otte den Faden wei­ter, set­ze er »die Ideen der Bin­dung, der Solidarität«:

Es ist für mich bit­ter, aber es gibt Zei­ten, in denen die Gesell­schaft soli­da­ri­scher ist, und es gibt Zei­ten, in denen die Gesell­schaft aus­ein­an­der­fällt. Und in so einer Zeit leben wir gera­de. Kei­ne schö­ne Zeit,

schließt er.

Man könn­te ergän­zen, dabei immer noch in die­ser über­aus lesens­wer­ten Aus­ga­be Tichys Ein­blick blät­ternd, daß dies kei­ne »schö­ne Zeit« für die Mehr­heits­be­völ­ke­rung im all­ge­mei­nen und für soli­da­risch ori­en­tier­te Patrio­ten im beson­de­ren sein mag – für die welt­wei­ten Bör­sen ist es sogar eine sehr schö­ne Zeit, wie man einer aus­sa­ge­kräf­ti­gen Info­gra­phik im Heft ent­neh­men kann.

– –

Ohne­hin: die Kon­zer­ne. Vor allem die digi­ta­len Gigan­ten haben im rech­ten Beritt – end­lich – einen ver­dien­ter­ma­ßen schlech­ten Stand. Den Unmut näh­ren dürf­te auch ein Bei­trag aus der Diens­tags-NZZ (19.1.2021), in dem Alain Zucker die Fra­ge stellt:

Wer ent­schei­det, was zumut­ba­re Inhal­te sind?

Nun, dar­über ent­schei­det, wer macht­po­li­tisch dazu in der Lage ist, in der ana­lo­gen wie in der vir­tu­el­len Welt. Und das heißt 2021 in bezug auf Lösch­wel­len bei der Platt­form Twitter:

Zu gross war der Druck von Kun­den, Aktio­nä­ren und den Demokraten.

Natür­lich, ange­sichts der Alli­anz aus ein­fluß­rei­chen Kapi­tal­frak­tio­nen, Poli­te­st­ab­lish­ment und Anti­fa­schis­mus kann man gewiß gar nicht anders ver­fah­ren. Ein denk­ba­rer ret­ten­der Akt kommt indes zu spät: Trump kann Pat­z­elts Rat an die AfD nicht mehr verinnerlichen.

Denn hät­te der Prä­si­dent des letz­ten Hege­mons sei­nen Wider­sa­chern eine gebüh­ren­de »Bring­schuld an Mäßi­gung im Ton und an Unan­stö­ßig­keit im Ver­hal­ten« (Pat­z­elt) dar­ge­bracht, hät­te er sicher­lich auf die Fair­neß und Unvor­ein­ge­nom­men­heit der links­li­be­ra­len Ein­heits­front bau­en kön­nen – eben so, wie die AfD in Ber­lin auf die Fair­neß und Unvor­ein­ge­nom­men­heit der ideo­lo­gi­schen Staats­ap­pa­ra­te hof­fen darf.

– –

In der Schweiz ist die Debat­te über Big Tech, Zen­sur­maß­nah­men und Lösch­wel­len auf einem guten Wege, kate­go­risch Posi­ti­on für zu bewah­ren­de bzw. wie­der­her­zu­stel­len­de Mei­nungs­äu­ße­rungs­frei­heit zu beziehen.

Die­se Ten­denz ver­kör­pert auch der Zür­cher Jurist Urs Saxer in der NZZ (v. 19.1.), wenn er in sei­nem Bei­trag »Medi­en oder Zen­so­ren?« die neue macht­po­li­ti­sche Rol­le der »sozia­len Netz­wer­ke« beleuch­tet. Sei­ne Kern­aus­sa­ge darf man wei­te Ver­brei­tung auch beim nörd­li­chen Nach­barn der Eid­ge­nos­sen wünschen:

Netz­wer­ke soll­ten nicht in die Lage kom­men, den Zen­sor zu spie­len. Es braucht zwar zwei­fel­los Regeln gegen den über­bor­den­den destruk­ti­ven Dis­kurs, wel­che die Netz­wer­ke durch­set­zen müs­sen. Aber letzt­lich soll­te öffent­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on mög­lichst frei sein, auch in den sozia­len Netzwerken.

In Ungarn wie in Polen beläßt man es der­weil nicht nur bei Absichts­er­klä­run­gen. In Polen müs­sen sich die sozia­len Netz­wer­ke fort­an an neue strik­te Geset­ze hal­ten; das Pri­mat des pol­ni­schen Gesetz­ge­bers wird durch­ge­setzt (was in der BRD frei­lich einen Dop­pel­cha­rak­ter tra­gen wür­de). Und in Ungarn plant man Sank­tio­nen gegen Face­book und Co. – Jus­tiz­mi­nis­te­rin Judit Var­ga bemän­gel­te unter ande­rem, daß Face­book christ­li­che und natio­nal­kon­ser­va­ti­ve Stand­punk­te einschränke.

Ein­mal mehr erweist sich Ungarn als Hort euro­päi­scher Rest­ver­nunft. Und so endet die drit­te Sam­mel­stel­le mit einer Emp­feh­lung an alle deutsch­spra­chi­gen Leser, die sich für das wider­stän­di­ge Land inter­es­sie­ren: Die Buda­pes­ter Zei­tung kann man auch hier­zu­lan­de beziehen.

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Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (103)

RMH

22. Januar 2021 09:23

Danke für die umfangreiche Presseschau. Zum Thema AfD = Wecker für die Union: Spätestens seit der Wahl von Laschet müsste dem letzten Konservativen in der Union klar sein, dass es hier eher um die Chancen auf möglichst reibungslose Wahrung der Pöstchen und Regierungsbeteiligung geht, als um konservative Inhalte. Was von Laschet inhaltlich zu erwarten ist, hat Curio jüngst in einem Video gezeigt. Unionler, die ihre "alte Union" wieder haben wollen, haben deutlich bessere Chancen dies durch einen Wechsel zur AfD mit der AfD zu erreichen, als umgekehrt durch die AfD die Union inhaltlich treiben zu lassen, was erkennbar nicht passiert. Aber es würde anderen Kräften in der AfD nicht Recht sein, wenn es zu einer Wechselwelle käme. Der Verlust bei allen Unionlern, ernsthaft strategisch zu denken, dürfte die AfD aber vor so einer Wechselwelle bewahren. Und so wird alles seinen Gang nehmen ...

Rheinlaender

22. Januar 2021 09:44

Patzelts Artikel verstehe ich als Bitten in Richtung AfD, Koalitionsfähigkeit herzustellen, um wieder konservative Machtoptionen in Deutschland zu schaffen. Ohne Macht lässt sich das stählerne Korsett, in das die andere Seite Deutschland zunehmend einschnürt, nicht aufbrechen, und an Macht kommt man unter den gegebenen Bedingungen nicht ohne politische Mehrheiten.

Natürlich würde die andere Seite, für die bereits Lucke ein "Nazi" war, diese strategische Anpassung nicht würdigen, aber sie hätte dadurch weniger Ansatzpunkte für ihre Maßnahmen. Es gäbe vielleicht ein Zeitfenster, in dem Mehrheiten gewonnen und anschließend Fakten geschaffen werden könnten. 

Dafür, als "Anti-Partei" erfolgreich sein zu können, gibt es in Deutschland nicht hinreichend Frustration unter den Wählern. Keines der zunächst als "Fanal" gedeuteten Ereignisse hatte zudem die erwartete Wirkung. Auch das Aufsatteln auf vorhandene Unzufriedenheit erweist sich als wirkungslos, weil dahinter eben keine Alternative steht, etwa in der Corona-Frage. 

Mit dem von Patzelt vorgeschlagenen Ansatz hingegen hätte man die anderen Parteien, die in der Krise einen gravierenden Fehler nach dem anderen machen, tatsächlich jagen können. Statt dessen hat die Partei nun die dankbare Rolle des Schreckgespenstes für das Bürgertum eingenommen, mit dem die andere Seite die Öffentlichkeit disziplinieren und sicherstellen konnte, dass die politischen Verhältnisse in der Krise noch stabiler sind als davor.

Solution

22. Januar 2021 10:45

Wenn ich mich recht entsinne, stand vor Tagen auf welt online, daß die AfD sich jetzt auf oberster Ebene endgültig und eindeutig vom ethnischen Volksbegriff verabschiedet habe: "Als Rechtsstaatspartei bekennt sich die AfD vorbehaltlos zum deutschen Staatsvolk als der Summe aller Personen, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen“, heißt es in dem Text, der unter anderem von Höcke unterschrieben ist. Dies gelte unabhängig davon, „welchen ethnisch-kulturellen Hintergrund jemand hat, wie kurz oder lange seine Einbürgerung oder die seiner Vorfahren zurückliegt“. Wenn das so stimmt, ist die AfD für mich eine Feindpartei geworden. Vielleicht kann hier jemand Näheres dazu mitteilen?

RMH

22. Januar 2021 11:53

@Solution,

Die Erklärung zum Staatsvolk finden Sie direkt auf der Homepage der AfD.

www.afd.de/staatsvolk/

 

Maiordomus

22. Januar 2021 11:57

@Solution. Das mit der "Feindpartei" sollten sie nicht dramatisieren. Bei diesen Fragen kommt es noch sehr auf das Kleingedruckte an. Es geht um die Interpretation von Verfassungsfragen, rein tagespolitisch, was man hier aus Platzgründen nicht ausführen kann. @links, wo der Daumen rechts ist. Sehe bei der Debatte weiter vorn, betr. Ihre Ausführungen über Kuehnelt-Leddihn (der mich vor 52 Jahren als Studenten porträtiert hat, das Bild hängt über mir in meinem Arbeitszimmer), Lernet-Holenia (den ich auch kannte). Ihr Urteil zeigt, dass die für "Criticon" kompatiblen Autoren nicht gerade die Ihrigen sind. In Königgrätz und später hätten wir wohl noch aufeinander geschossen, jetzt streiten wir friedlich bei SiN. Klar sind Sie ein Linksdeutschnationaler, und Habsburgfreunde sowie Kleinstaater Ihre politischen Gegner. Die Gesetzeslage in der Schweiz ist aber nicht mehr so, dass man einen wie Sie ähnlich wie andere nicht zu unserer Freiheitstradition Passende mit guten, aber nicht ethnisch bedingten Gründen von der für Sie wohl nicht erstrebenswerten Einbürgerung ausschliessen könnte.   

Imagine

22. Januar 2021 12:09

1/2

Die historische Aufgabe der AfD wäre gewesen, eine Oppositionspolitik gegen die Massenimmigration zu machen, und zwar auf Basis des Menschenrechts auf kulturelle Selbstbestimmung. Denn die deutsche Bevölkerung war geschätzt zu 70+ % gegen die Politik der Massenimmigration.

Hier hat die AfD historisch versagt. Und daraus resultiert der Niedergang der AfD.

Selbstverständlich war und ist diese Massenimmigration aus Perspektive der Ethnologie eine Umvolkung. Als wissenschaftlicher Begriff ist dieser von Karl Christian von Loesch geprägt worden.

Völlig klar ist, dass „Umvolkung“ sowohl kulturell wie auch völkisch-rassistisch konnotiert sein kann.

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Opposition gegen eine nicht durch den Willen des Volkes durch eine Abstimmung legitimierte Umvolkung die Wahrnehmung eines elementaren Menschenrechts ist.

Allerdings ist die AfD als ursprünglich wirtschaftsliberale Partei immer mehr unter den Einfluss „rechter“ i.S.v. völkisch-rassistischer Tendenzen geraten. So läuft im Augenblick auch die Hauptkonfliktlinie in der AfD, nämlich „rechts-wirtschaftsliberal“ versus „rechts-völkisch“.

Imagine

22. Januar 2021 12:12

2/2

Eine Politik auf Basis des Willens zu kultureller Selbstbestimmung ist nicht erfolgt. Vielleicht weil es keine gemeinsame deutsche Hochkultur mehr gibt und daher eine deutsche Identität nicht mehr existiert.

Kern der deutschen Kultur war die deutsche Hochsprache, eine elaborierte, intelligente Sprache.

Sprache ist immer konstitutiv für das Denken, also für die Intelligenz- und Kulturentwicklung. Die Gemeinsamkeit bei der deutschen Intelligenz bestand im Erwerb der deutschen Hochsprache auf dem Gymnasium.

Dies war die entscheidende Grundlage für die Studierfähigkeit und die politische Mündigkeit.

Echten Konservativen war das immer bewusst. Aber die AfD war nie eine wirklich konservative Partei, sondern von Anfang an eine „rechte“ Partei, anfangs wirtschaftsliberal und zunehmend völkisch.

Als konservative Partei mit dem Ziel des Erhalts deutscher Hochkultur hätte die AfD sich nicht politisch „rechts“ positionieren dürfen, sondern „weder rechts noch links“ und die gesamte Opposition gegen die „anti-deutsche Umvolkung“ erfassen und vereinigen müssen, selbstverständlich auch unter Einschluss der linksliberal und sozialstaatlich orientierten Bevölkerung.

Nemo Obligatur

22. Januar 2021 12:15

Kaiserwoche ohne Kaiserwetter. Mir gefällt der feinsinng doppeldeutige Einleitungssatz. Ich bleibe dennoch bei der bewährten Maxime: Keine Namenswitze!

Der wöchentliche Blick in die neue SiN-Kolumne spart, richtig eingesetzt, die eigene Lektüre. Mit der gesparten Zeit, die man sonst im Internet verplempert hätte, kann man, schönes Wetter oder passende Kleidung vorausgesetzt, an die frische Luft gehen und sich was Gutes tun. Also kein Abonnement auf FAZ, SZ, JF, TE, NZZ, BZ & Co. sondern einmal die Woche Kaiserlektüre.

RMH

22. Januar 2021 12:30

Zum Thema Volk und Staat hat Nietzsche schon lange vor jeder "Umvolkung" das Wesentliche in seinem Zarathustra unter der Überschrift "Vom neuen Götzen" gesagt

 

anatol broder

22. Januar 2021 12:31

@ solution 10:45

staatsvolk verhält sich zu volk wie adamsapfel zu apfel. du erklärst hier leute zu feinden, weil sie über den adamsapfel sprechen, ohne den apfel zu erwähnen. das ist unlogisch.

(ich bitte um mehr aufmerksamkeit. wir wollen doch nicht, dass kubitschek diese diskussion mit dem hinweis auf sauerstoffmangel vorzeitig beendet.)

limes

22. Januar 2021 12:48

Ottes Warren-Zitat sollte ein Weckruf sein: »Es gibt Klassenkampf. Aber es ist meine Klasse, die Reichen, die ihn führt.« Dieser Klassenkampf von oben ist es, der Krisen und Politik befeuert, und die Linke agiert dabei als Büttel des Kapitals.

H-G Maaßen macht zum »Great Reset« des wef im Interview mit Epoch Times bemerkenswerte Aussagen: »Was ich ... besonders furchtbar finde, ist diese Arroganz und Verachtung gegenüber den einfachen Menschen, … Das ist eine Denkweise, die totalitär ist, ... und die ich auch für verfassungsfeindlich halte. … es kommen im Grunde genommen nun die Kapitalisten aus Davos mit den Leninisten wieder zusammen, nämlich in der gemeinsamen Verachtung des einfachen, des gewöhnlichen Menschen.«

Der Zynismus des Establishments springt geradezu an in Aussagen eines Psychiaters (!) aktuell im Deutschlandfunk: »Es müsse viel stärker kommuniziert werden, dass die Menschen ihre Freiheit durch strenge Maßnahmen zurückgewinnen könnten. Das sei auch Aufgabe der Politik.  … Eine langfristige Anpassung an die Situation sei … hilfreich«.

limes

22. Januar 2021 12:58

@ Rheinlaender:

Die AfD hat keineswegs »die dankbare Rolle des Schreckgespenstes für das Bürgertum eingenommen«, vielmehr wurde ihr diese durch Desinformation mit geballter Medienmacht aufgepresst. Kirchen, Gewerkschaften und Astroturf-NGOs des Großkapitals sind auch in der Einheitsfront mitverantwortlich für Unterdrückung und Rufmord, die an der AfD begangen wurden.

limes

22. Januar 2021 13:05

@ Benedikt Kaiser

Was ist unter »boomeresk« zu verstehen?

Waldgaenger aus Schwaben

22. Januar 2021 15:04

Patzelt und die meisten Kommentatoren hier gehen bei der Analyse von einem falschen Bild der CDU aus. Sie ist keine Programmpartei, sie ist nicht links, rechts oder Mitte. Ihr Programm lässt sich auf einen Satz reduzieren: "Wir wollen den Kanzler stellen!" Solange die CDU hoffen kann, ohne die  AfD den Kanzler zu stellen, wird sie versuchen die AfD zu vernichten und einen Teil der Wähler dieser Partei zu erben. Egal wie sehr sich die AfD in Richtung der ominösen Mitte bewegt. 

Die programmatische Flexibilität der CDU hat einen gewaltiges Manko: Sie ist zum Erfolg verdammt. Vier Jahre in der Opposition im Bund könnte sie noch mit der Hoffnung auf eine Rückkehr an die Macht überleben, eine zweite Legislaturperiode in der Opposition wäre das Ende der Partei. Das weiß die CDU und würde dann eher eine Koalition mit der AfD eingehen, als untergehen. 

Aus dieser  Analyse folgere ich, dass die AfD sich jetzt darauf konzentrieren muss, möglichst viel Stimmen zu sammeln, egal woher. 

heinrichbrueck

22. Januar 2021 16:34

@ Solution / „Feindpartei“

Verankerung der Propaganda. AfD: Paßdeutsche (Ausländer und Deutsche) sind Deutsche, Staatsangehörigkeit, nicht gegen das GG verstoßend, selbstverständlich deutsch; aber die Deutschen sollen erhalten bleiben. Ausländische BRD-Staatsangehörige sind Deutsche, nach Möglichkeit alle Erdenbürger, aber wir wollen den Paß nicht so schnell verteilen. Özdemir ist deutsch, aber nicht Deutscher. Oder: Wir sind im Widerstand, wollen aber keine Macht.

Poliker und Parteien sind überbewerteter Schrott. Es bleibt Zeitverschwendung, ohne einen machtvoll organisierten Lebenswillen, sein Fundament auf Schrott zu bauen. Feindstaat verteilt Personaldokumentidentität, Ursprungsethnie verliert Land.

Imagine

22. Januar 2021 16:42

Systemerhaltende Parteien sind immer populistisch. Ihnen geht es nur darum, Wahlen zu gewinnen, Posten und Geld zu ergattern.

Dem Populismus geht es immer nur um Masse und um Stimmenquantität, aber nicht um Veränderung der gesellschaftlichen Machtverhältnisse (Powerstructure).

Wahlgewinnen und Regierung stellen ist das eine, gesellschaftliche Gestaltungsmacht erlangen, das andere.

Aber das begreift Otto Normalo nicht.

Merkel – die mächtigste Frau der Welt. Solch einen Blödsinn glaubt Otto Normalo. Weil er die wirkliche Powerstruktur nicht kennt.

Wie sieht die wirkliche Machtstruktur aus?

Wollen die Menschen dies überhaupt wissen?

Laurenz

22. Januar 2021 16:43

(1)

Die meisten SiN-Leser gehen hier von einem Patzelt aus, der tatsächlich eine eigene Haltung vertritt.

Desgleichen fanden wir bei einem Bosbach, der interessanterweise, trotz schwerer Krankheit immer noch lebt, und in ehemals deutschen TV-Gesprächsrunden endlos schwafeln durfte.

Selbst eine west-preußische Steinbach (*1943) blieb solange auch in der zur SED 2.0 umgewandelten CDU, wie es das Alter und das politische "Geschäft" es zuließ.

Es handelt sich hier um die 3 bekanntesten Gesichter, die quasi das politische Bild einer Werte-Union oder der historischen CDU eines Dregger oder Wallmann aufzeigen.

Da man schlecht in Hirne schauen kann, mag es durchaus sein, daß sich diese Protagonisten wünschen, die AfD möge eine Ersatz-CDU für die längst verlorene CDU sein.

Aber das bleibt alles im politischen Ergebnis zweifelhaft. Die Sicht der Dinge, welche hier die SiN-Forum-Teilnehmer auf Patzelt & Co. werfen, bleibt unwahrscheinlich und naiv.

Laurenz

22. Januar 2021 16:44

(2)

Wären diese Werte-Unionisten tatsächlich eine mächtige politische Gefahr für die Staatsratsvorsitzende, wären sie längst entsorgt worden, wie tatsächliche Mitbewerber um die Macht in der SED-CDU frühzeitig, auch medial, entsorgt wurden.

Werte-Unionisten bieten das Bild einer Diversifizierung der SED-CDU, die es tatsächlich gar nicht gibt. Patzelt und Bosbach sind Klauns, die man sich für diesen Propaganda-Trick einfach als Hofnarren hält oder hielt, und die bewußt diesen "Job" übernommen haben.

Und an einem Merz erkennt man deutlich, was eine selbst gewählte Meuthenisierung der eigenen politischen Persönlichkeit im vorauseilenden Gehorsam bringt. 

Die Niederlage.

sok

22. Januar 2021 17:11

Die Frage, warum Patrioten in Deutschland ausgestorben sind, ist für mich die entscheidende Frage. Es könnte sein, dass man aus der deutschen Vergangenheit gelernt hat, auf Patriotismus zu verzichten. Es ist aber auch möglich, dass  die Deutschen zu Unpatrioten erogen worden sind.

Schmidt-Denter hat das untersucht. Er ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Deutschen kein positives Nationalbewusstsein haben und die Erziehung dafür verantwortlich ist.

Für die AfD bedeutet das, dass man den Widerstand gegen den Tugendterror bei  der Erziehung  in Frage stellen nuss. Das ist gar nicht so schwer, da die Mehrheit der Eltern  und die Mehrheit der Schüler den Druck in der Schule ablehnen und lieber ein normales Nationalbewusstsein hätten.

Wenn z.B. die idenditäre Bewegung die Forschungsergebnisse der Idenditätsstudie von Schmidt-Denter zur Kenntnis nehmen würde, käme sie aus der politische Ecke heraus und würde in die Mitte der Gesellschaft vordringen. Das wäre zumindest aussichtstreicher als die Suche nach Kompromissen.

 

Maiordomus

22. Januar 2021 17:13

@In der Alltagspolitik haben @L1 und L2 wie nicht selten die Dinge realistisch auf den Punkt gebracht, sogar im Gegensatz zu anderen ohne Polemik. Es ist einfach so, siehe oben.

@Monika. Zur Zeit vor und nach 1968. Noch vor 40 Jahren hielt ich die 68er für gescheitert. Verfolgen Sie jetzt nun aber eine der interessantesten Diskussionen, bei youtube "Dutschke - Augstein - Dahrendorf"  1967 eingeben, so sehen Sie, dass der damals kluge FDP-Gelehrte und Politiker Dahrendorf zwar vordergründig gegen Dutschke recht zu haben schien, dass aber der gar nicht schlechte argumentierende Dutschke seine langfristigen Vorstellungen von Revolution so artikuliert hat, dass er heute, 2021, als der erfolgreichste Revolutionär der deutschen Geschichte gelten kann, aber "nur" gesellschaftspolitisch, nicht jedoch mit seinem Traum des Verschwindens des Kapitalismus via 68er Befreiungsphrasen. PS. Im Vergleich zur genannten Debatte gibt es heute fast nur noch Volldummköpfe am TV. 

quarz

22. Januar 2021 18:06

@Solution

Diese Entwicklung war abzusehen, seit langem. Eine brachiale Migrationspolitik, die nicht anders als verbrecherisch zu nennen ist, hat zu einer dramatischen ethnischen Heterogenisierung der "Bevölkerung" geführt. Die empirische Sozialwissenschaft hat einen riesigen Berg an Forschungsresultaten angehäuft, die (trotz multikultiaffiner Sozialforscher, die todunglücklich über die Früchte ihrer eigenen Forschung sind und sich bemühen, sie kleinzureden) die Schädlichkeit dieser Entwicklung belegen. Und die resultierenden Schäden bleiben auch dem forschungsfernen Michel nicht verborgen und lassen sich immer weniger unter den Teppich kehren.

Einem totalitär gesinnten Regime, das auf Teufel komm raus an seinem erwiesenermaßen schädlichen Kurs festhalten will, bleibt darum wenig anderes übrig, als das Festhalten am "ethnischen Volksbegriff", der ja die frühere Abwesenheit all dieser Schäden in Erinnerung ruft, zur verfassungsfeindlichen Sünde gegen die Humanität zu erklären und alles daran zu setzen, das Strafrecht als Waffe gegen Leute nutzbar zu machen, die das Unübersehbare aussprechen.

Dies fürchtend beginnt nun halt auch die AfD einen Eiertanz vor dem Gesslerhut.

Maiordomus

22. Januar 2021 18:37

PS. Als täglicher Bücherleser, zuletzt Bd. 14 der Werke von Joseph Görres (1987), gebe ich selten Tipps für einen Trip im Internet: die Sache mit der Debatte Dutschke - Augstein - Dahrendorf ist bei youtube auffindbar unter dem Stichwort "Rudi Dutschke" und, "Was würde Rudi Dutschke heute tun?", letzteres ist als interessante historische Sendung vom November 1967 unterdessen dem damals noch nicht geborenen Gunnar Kaiser  aufgefallen. Es war eine Sendung vom Norddeutschen Rundfunk. Selber war ich in jenem Spätherbst Philosophiestudent im 1. Semester. Ostern 1968 liess ich mich dann von Prof. Georg Stadtmüller mit anderen konservativen Studenten zu einem Seminar nach Berlin einladen, was zeitlich mit dem Dutschke-Attentat und anschliessenden Demonstrationen kollidierte. Meines Wissens war damals auch Horst Mahler zugegen, der morgen in vorläufiger Freiheit seinen 85. Geburtstag feiern darf:  falls es für ihn noch was zu feiern gibt. Mir ist aufgefallen, dass er damals wie heute stark von einem gnostischen Weltbild geprägt zu sein scheint, was vermutlich auch für Rudi Dutschke zutraf.   

Lumi

22. Januar 2021 19:13

@Imagine um 12:12

„weder rechts noch links“ und die gesamte Opposition gegen die „anti-deutsche Umvolkung“ erfassen und vereinigen

Genau. Aber leider muß man konstatieren, daß es auf der Linken praktisch keine Opposition gegen die Umvolkung gibt. Die Echtlinke (Altlinke), sprich die Arbeiterklasse, hat sich im sogenannten Strukturwandel (= Deindustrialisierung) aufgelöst und die paar altlinken Akademiker haben kaum Gewicht, während die Grünlinke (Neulinke) vor lauter Vielfalt und Klima so verträumt und vertrottelt ist, daß sie weder Volk noch Vaterland kennen will.

Wo soll man da ansetzen? Aus Diskussionen mit diesen Menschen, deren ich früher auch einer war, weiß ich, daß sie total vernagelt sind und ihrem bunten Schwachsinn pseudoreligiös anhängen. Dieser bunte Schwachsinn ist nämlich gut, während Volk und Vaterland böse sind. So einfach ist die infantile Welt der Grünlinken.

So lange diese Menschen keine materielle oder kriminelle Not haben, so lange es ihnen also gut geht, werden sie sich nicht ändern, da sie genau das Wunschprodukt der Systempropaganda sind und von ihr wie von einer wohlig warmen Welle getragen werden.

Lumi

22. Januar 2021 19:25

@Imagine um 16:42

Wie sieht die wirkliche Machtstruktur aus?

Wollen die Menschen dies überhaupt wissen?

Die meisten wollen es nicht wissen. Es ist ihnen unheimlich. Sie wollen im etablierten Narrativ leben. Sie wollen mit dem Strom schwimmen.

Wir hatten mal Meerschweinchen in einem Käfig unter der Treppe. Wenn man sie herausnahm und an eine andere Stelle des Wohnzimmers verbrachte, schnüffelten sie ein wenig herum und marschierten dann schnurstracks zurück in den Käfig.

Man nennt es Demokratie, aber was ist es wirklich? Neben Kleptokratie, Plutokratie und Pseudokratie eben auch eine Kryptokratie oder Kalyptokratie, deren wahre Struktur uns nun mal verborgen ist.

Soweit ich weiß, wurden im Dritten Reich dazu Bücher veröffentlicht, aber es ist natürlich alles VT und ganz doll böse.

Fonce

22. Januar 2021 20:47

@Quarz (22.1. 18:06)

Sie und @Solution (22. 1. 10:45) wettern hier (zurecht) über die verbrecherische Migrationspolitik. Trotzdem fehlt mir Etwas, denn diese Migrationspolitik ist ja nicht die Ursache sondern selber auch schon eine Folge, also müsste man viel vorher ansetzten. Und zwar ist sie die logische Folge einer negativen Bevölkerungspolitik, welche die Geburtenzahlen senkt (zurückgehend auf die Rockefeller Foundation, siehe unten*), durch vorsätzliches Auflösen der Geschlechterrollen (Genderismus = geschlechtslose Gesellschaft; Feminismus) und fehlende finanzielle Solidarität mit den Familien. Zudem verbunden mit einer Medizin, welche die Leute eher kraftlos macht, so dass sie keine Familien mehr gründen. Gemäss Torsten Mann ist das alles eine Situation, die an den Kaufman-Plan (Zwangssterilisierung der Deutschen) erinnert.

*Der Rockefeller-Plan (beschrieben bei Gerald O. Barney: The Unfinished Agenda: The citizen's policy guide to environmental issues, The Rockefeller Brothers Fund, 1977), welcher das Kernanliegen der grünen Parteien ist, die eigentlich kommunistisch-globalistische Tarnorganisationen sind.

Eo

22. Januar 2021 21:03

quarz  22. Januar 2021 18:06

Ich muß nur einmal hier
durch die FGZ, also die Fußgängerzone (Wilmersdorfer Straße) laufen, um zu sehen, daß die vom politisch-medialen Komplex als alternativlos gepriesene und geförderte Entwicklung der Marke 'Einwanderungsland' nicht gesund sein kann. Wer dafür noch Studien braucht, tut mir leid ...

 

Eo

22. Januar 2021 21:08

<Kaiserwoche in Deutschland! Denn das Deutsche Reich (und damit indirekt auch sein Rechtsnachfolger BRD) feierte – theoretisch – 150. Geburtstag.>

Um es kurz zu machen,
bei den 150 Jahren seitdem fällt mir auf -- für 75 Jahre existierte ein Deutsches Reich und danach 75 Jahre nicht mehr. Bin mal gespannt, was die nächsten 75 Jahre bringen ...

Laurenz

22. Januar 2021 23:19

@Lumi @Imagine 

Konservative Salon-Linke, wie Sarrazin, werden schon seit Jahrzehnten aus der SPD rausgeekelt. Ein Kuhlenkampff wäre heute, würde er noch leben, kein Mitglied der SPD mehr.

Als Wagenknecht, wohl durch Lafontaine eines besseren belehrt, sich für den nationalen "Sozialstaat" einsetzte, gab es bei der Linken einen exkrementalen Wind, der Wagenknecht ins hübsche Gesicht blies. Die Linke "hat" einfach fertig und fällt als oppositionelle Kraft vollkommen aus.

@Lumi

Nur zu Ihrer Information, "pseudo-religiös" gibt's nicht. Es gibt nur religiös oder nicht -religiös. Nicht-religiös kann noch den Terminus "weltanschaulich" beinhalten.

Laurenz

22. Januar 2021 23:30

Die Frage, die ich meinen SiN-Freunden stelle, vor allem, nachdem GK (siehe Beitrag von Anatol Broder) die vorigen Debatten, wegen (in Seinen Augen) zu geringer Sauerstoff-Versorgung der Foristen-Hirne, beendet hatte, warum hier weiter eine Beschwerde-Debatte geführt wird? 

Als ob Beschwerden helfen würden.

Können hier nicht auch mal Lösungsansätze erfolgen?

Vor allem in Anbetracht dessen, daß auch meine Aufforderung zur Destruktivität (mein linker Lösungsansatz) der Rechten unter Sauerstoffmangel fällt.

 

@Eo

Mit Verlaub, das hat auch mit Ihrer Person rein gar nichts zu tun, das Reichs-Geschwafel geht mir auf den Senkel. Wie man die aktuelle System-Nummer auch nennt, bleibt sich doch vollkommen gleich. Ich wäre schon froh, wenn wir unser Land wieder Deutschland nennen könnten. Für letzteres trete ich, bis zu meinem Ableben, ein.

Imagine

23. Januar 2021 00:43

@Lumi  22. Januar 2021 19:13
„Genau. Aber leider muß man konstatieren, daß es auf der Linken praktisch keine Opposition gegen die Umvolkung gibt.“

Es ist richtig, die etablierten Linken sind opportunistisch und systemkonform. Ihre Organisationen Parteien, Gewerkschaften, Medien (wie zB. die taz) sind gekapert und mit V-Leuten und Agents Provocateurs durchsetzt. Dies ist bei den Rechten nicht anders.

Oppositionelle oder gar revolutionäre Gegenstrukturen sind in Form von Massenorganisationen in modernen Gesellschaften nicht mehr aufzubauen.

Diese Zeit ist vorbei.

Denn die psychologischen, informationellen, medialen, technischen Mittel der gesellschaftlichen Überwachung und Kontrolle sind so optimiert, dass eine „Revolution von unten“ nicht mehr möglich ist.

Es gibt auch keine einzige entwickelte Gesellschaft, wo jemals eine „Revolution von unten“ erfolgreich war.

Die Arbeits- und Nutzmenschen besitzen heute nicht einmal mehr Streikmacht. Immer mehr werden zu Überflüssigen, deren Arbeitskraft nicht mehr profitabel verwertet werden kann.

Gewerkschaftsfunktionäre können  zu „Arbeitsdirektoren“ aufsteigen. Sie gehören dann zum Management, werden auch so bezahlt und betreiben Gewinnoptimierung.

Wilde Streiks sind für die Unternehmen willkommene Anlässe, um Personal entlassen zu können.

tearjerker

23. Januar 2021 01:10

@Eo: „bei den 150 Jahren seitdem fällt mir auf -- für 75 Jahre existierte ein Deutsches Reich und danach 75 Jahre nicht mehr. Bin mal gespannt, was die nächsten 75 Jahre bringen ...“

Der Reichsgedanke ist in den aktuellen Gebilden wie der globalisierten westlichen Welt oder dem „gemeinsamen“ Europa sehr lebendig, sofern man ihn erstmal als übernationales Konstrukt versteht. Das zweite Reich rasierte auch schon die ihr untergeordneten Nationen und strickte dazu an der dazu passenden Geschichte. Die historischen „Brüche“ der letzten 200 Jahre konnten diese Unterströmung manchmal verlangsamen, die Idee blieb und suchte sich neue Formen.

anatol broder

23. Januar 2021 01:57

@ limes 13:05

boomer·esk – einem boomer ähnlich. boomereskes gepolter ist die haupttätigkeit des erfolglosen belagerers. der volksmund stimmt zu: bellende hunde beissen nicht. siehe auch zahnloser tiger oder poltergreis.

Maiordomus

23. Januar 2021 08:34

@Lumi. Was Sie "pseudoreligiös" nennen, ist durchaus, wenn auch auf niedrigem Niveau, religiös; beruhen doch die Naturreligionen wie noch der rechtshistorisch bis heute nachwirkende Hexenglaube auf der Wechselbeziehung Mensch - Wetter -Klima einschliesslich dessen Beschwörung und Beeinflussung, was zwar letzteres heute mehr als nur ein Mythos ist, bloss nur ohne Zusammenhang mit dem Überleben der Menschheit, Weil nämlich von allen Art von sog. höheren Lebewesen der Mensch der mit Abstand am besten auf Klimawandel und verschiedene Klimabiotope Anpassungsfähige bleibt, vergleiche sein Verbreitungsgebiet. Vernünftige naturschützerische Massnahmen, auch gegen die Luftverschmutzung, sind und bleiben selbstverständlich sinnvoll, nur haben sie nichts mit Weltrettung zu tun. Teilhard de Chardin ging von einer ruhigen Perspektive, auf eine Million Jahre bezogen, aus. In diesem Zusammenhang war für ihn auch die päpstliche Verurteilung seiner selber von ihm als ev. als falsch einzuschätzenden Theorie bedeutungslos. Etwas mehr Nerven wären vielleicht auch heute wieder gefragt. 

KlausD.

23. Januar 2021 10:16

Off topic, aber aus aktuellem Anlaß und interessant allemal - wen oder was erreicht man, wenn als Zieladresse "antifa.com" eingegeben wird?

http://www.antifa.com

Imagine

23. Januar 2021 11:07

1/2

Dass eine „Revolution von unten“ – also eine „Revolution der Massen“ bzw. des „jakobinischen Typs“, wie diese sich Marx, Engels, Lenin, Trotzki, Luxemburg et al. vorstellten, in wissenschaftlich und technisch hochentwickelten Gesellschaften nicht mehr möglich ist, ist keine neue Erkenntnis.

Adorno und Horkheimer hielten eine Transformation der kapitalistischen Gesellschaft für unmöglich. Eine Kritik des kapitalistischen Systems sei noch im Denken möglich, aber in der Praxis hielten es für unüberwindbar.

Nach dem Scheitern der revolutionären Ansätze in der 68-er-Bewegung, die keine Resonanz, sondern sogar Widerstand in der Arbeitsbevölkerung hatte, kam der Abschied von der marxistischen Revolutionstheorie mit der Arbeiterklasse als potentiell revolutionärem Subjekt.

Wissenschaftler wie Ossip K. Flechtheim formulierten klar die Erkenntnis, dass eine „Revolution von unten“ nicht mehr möglich sei.

Imagine

23. Januar 2021 11:08

2/2

Wer auf die revolutionäre Bewegung der Massen hofft und setzt - wie es in der 68-er-Zeit noch die revolutionären Linken taten und es heute die revolutionären Rechten noch machen - ist also auf dem Holzweg.

Das bedeutet dies nicht, dass gesellschaftliche Transformationsprozesse unmöglich geworden sind. In letzter Zeit haben in der Welt drei große Revolutionen stattgefunden: Die Auflösung des Sowjetimperiums, die neoliberale Revolution im Westen und der revolutionäre Kurswechsel in China durch Deng Xiaoping und die konsequente Weiterführung durch Xi Jinping.

Franz Bettinger

23. Januar 2021 11:20

@limes, @quarz: Der Michel wird sich entscheiden müssen zwischen identitär oder totalitär. Es gibt dazwischen: nichts. 

@heinrichbruek (Pass / Ethnie): "Özdemir ist deutsch, aber nicht Deutscher.“ Knapper kann man’s nicht sagen. 

@Was nötig ist: William S. Schlamm sprach vom (nötigen) vertikalen Bürgerkrieg + vom unnötigen horizontalen (Links gegen Rechts).

@Lau: schöne Anmerkung zum Terminus pseudo-religiös. Quasi-religiös müsste man (auch) gelten lassen. 

Laurenz

23. Januar 2021 13:35

@Imagine

"Als konservative Partei mit dem Ziel des Erhalts deutscher Hochkultur hätte die AfD sich nicht politisch „rechts“ positionieren dürfen, sondern „weder rechts noch links“".

Falsch!

Alles was nicht in den Meinungs-Korridor paßt, verfällt dem "Kampf gegen Rechts". Ich fordere Sie wiederholt auf, den Sommerfeld-Artikel zu lesen und zur Kenntnis zu nehmen. Auch eine liberale Anti-Euro-Politik der frühen AfD wird nach extrem "rechts" "degradiert".

Es gab noch nie Revolutionen von unten. Allerdings brauchen Revolutionäre, auch die des CIA und des MI5, materielle Unzufriedenheit einer Mehrheit der Bevölkerung, welche die Basis für erfolgreiche Revolutionen liefert. Also tut der Revolutionär alles dafür, mehrheitliche, materielle Unzufriedenheit herzustellen, vor allem Streiks & Kriege sind ein probates Mittel oder die Forderung nach exzessiven Staatsausgaben. Diese Destruktivität debattiere ich schon seit Monaten auf der SiN, aber ich dringe nicht durch. Auch ich muß mich wohl auf die Sauerstoffversorgung meine Beitrags-Partner auf der SiN beziehen.

Unsere Polizei mutierte bereits zur Volkspolizei, der VS zur Staatssicherheit. Durch die Wahl Bidens, ist ein Putsch durch die Bundeswehr erstmal ausgeschlossen.

Imagine

23. Januar 2021 13:53

Alle deutschen Staatsbürger besitzen die gleichen staatsbürgerlichen Rechte.

Die Deutschen – auch die indigenen – waren schon immer kulturell unterschieden je nach Stand, Klasse, Bildung, Einkommen, regionaler und lokaler Herkunft etc.

Mit anderen Worten: Kulturell gab und gibt nicht den Deutschen und auch nicht die Deutschen.

In meiner Jugend gab es im nahen Umkreis unserer Stadt, in der reines Hochdeutsch  gesprochen wurde, Dörfer, in denen eine völlig unterschiedliche Sprache gesprochen wurde, die ich nicht verstehen konnte. Dörfer, die keine 10 km auseinanderlagen, hatten jeweils eine völlig unterschiedliche Sprache.

Für diese Dörfler war das elaborierte Hochdeutsch eine Art Fremdsprache, die sie erst auf dem Gymnasium erlernen mussten.

Das ist ähnlich wie beim „Schwizerdütsch“ mit seinen unterschiedlichen Regional- und Lokaldialekten. Das ist eine Dörflersprache mit Infantilismen, wie am Diminutiv erkennbar.

Die wenigsten Schweizer erwerben hohe Sprachkompetenz in der deutschen Hochsprache, weil dies nicht in Schulen und Hochschulen gesprochen wird, auch wenn dies als obligat vorgeschrieben ist. Deshalb gibt es auch Probleme im Verständnis mit anspruchsvollen Texten.

Imagine

23. Januar 2021 14:46

Die Massen spielten bei den drei große Revolutionen: Die Auflösung des Sowjetimperiums, die neoliberale Revolution im Westen und der revolutionäre Kurswechsel in China keine Rolle. Auch in der DDR nicht. Die Auflösung des Ostblocks war längst zuvor ausgehandelt und beschlossen worden.

Bei diesen Revolutionen fand jeweils ein „System Change“ statt.

Die Massen haben die neoliberale Revolution als „Revolution von oben“ bis heute nicht verstanden, obwohl dies in den Sozialwissenschaften schon seit Jahrzehnten diskutiert wird.

Die Systemfrage ist entscheidend.

Bei den wissenschaftlich-technischen Revolutionen stellt sich immer die Frage, inwieweit diese auf das gesellschaftliche System einwirken und zu einem Systemwechsel führen.

Laurenz

23. Januar 2021 14:49

@Franz Bettinger

Es gibt auch kein quasi-religiös.

Maiordomus

23. Januar 2021 14:53

@Imagine. Das mit den "Infantilismen" des Schweizerdeutschen haben Sie so wenig verstanden wie es etwa dem Südtiroler Dialekt nachzuweisen wäre, mit einer Dichtung teilweise auf Hölderlin-Niveau, etwa der Übertragung des usura-Cantos von Pound in jene Sprache. Sie kennen auch nicht die 56 Varianten des Gleichnisses vom Verlorenen Sohn auf Schweizerdeutsch oder wirklich gute Mundart-Lyrik von Albert Streich bis Kurt Marti. Von Goethe gibt es freilich die Übernahme eines eher mässigen Liedes "Uf em Bärgli bin gsässe", was aber bei weitem nicht das Niveau darstellt. Die wohl bis heute beste Übersetzung des Vaterunsers in eine germanische Sprache erfolgte 1970 durch Prof. Stefan Sonderegger, udn zwar ins Appenzellische. Drei Meter von mir lagern ein Dutzend Bände des Schweizerdeutschen Idiotikon, das ist nun mal die Grundausstattung. 

Laurenz

23. Januar 2021 15:14

@Imagine

Sie verstehen weder den Begriff "Kultur" noch den Begriff "Sprache" noch den Begriff "Herkunft". Deutsche Dialekte sind nun mal Deutsche Dialekte und eben keine franzmännischen oder griechischen.

anatol broder

23. Januar 2021 15:51

einen guten namenswitz brachte jürgen einhorn zu papier: spiritalis unicornis – das einhorn als bedeutungsträger in literatur und kunst des mittelalters (1998). das buch stellt die bayerische staatsbibliothek digital frei zur verfügung. der von mir geschätzte daniel scholten (deutsch für dichter und denker) empfiehlt es so: «wer die gegenwart verstehen will, kommt um dieses buch nicht herum.»

(ich bitte um die löschung meines kurz vorher versehentlich abgeschickten unvollständigen kommentars.)

Solution

23. Januar 2021 16:26

@ Imagine

Was Sie hier unterschlagen, ist die biologische Dimension von Völkern. Hierzu hat zum Beispiel Andreas Vonderach in seinen Büchern ausreichend Fakten geliefert. Die Lektüre seiner Bücher, vor allem seiner "Anthropologie Europas" (Ares) kann Ihnen nur dringend empfohlen werden. Die Konservativen lesen überwiegend leider keine Bücher der modernen Humanwissenschaften. Da wundert es mich auch nicht, wenn die AfD sich zu einer cuckservativen Partei entwickelt hat. Längst erklärte sie sich grundsätzlich und explizit für Einwanderung und schließlich unterwirft sie sich nun der Sichtweise der Kartellparteien, die den Paßdeutschen zu einem Deutschen machen. So, wie das Bundesverfassungsgericht dieses unfaßbare Konstrukt quasi per "Putsch von oben" propagiert, hat die AfD jetzt in der entscheidenden Frage des Deutschen Volkes von oben ebenso deren Mitglieder vor vollendete Tatsachen gestellt. Die angeblich so basisdemokratische AfD verblüfft nicht zum ersten Mal mit derartigen Vorgaben. Als nunmehr cuckservativ wird die AfD weiter an Rückhalt im rechten Bereich verlieren. Für mich ist hier die allerletzte rote Linie überschritten.

Maiordomus

23. Januar 2021 16:30

@Um nicht als Angeber zu gelten: Die Varianten des Gleichnisses vom Verlorenen Sohn in über 50 Versionen der verschiedensten Tal- und Stadtmundarten wurden 1819 von Franz Joseph Stalder gesammelt, dem mit den Brüdern Grimm verbundenen Begründer der Schweizer Mundartforschung, publiziert damals in der "Schweizerdeutschen Dialektologie". Gleichzeitig lebte J. Görres im Aarauer Exil nahe bei Zschokke und Stalder, nicht zu vergessen der damalige des Freiherren von Lassberg (Meersburg), der, als Wagner noch ein kleiner Junge war, bei der Magd von Stalder eine Mundartversion des alten Tannhäuserliedes sprachlich und musikalisch transkribierte, es war die Zeit des Schweizer Aufenthaltes von Clemens Brentano. Diese Forschungen sind nicht zu verwechseln mit dem allzu schlichten Lied, das Goethe um 1777 überlieferte. Grundlegend für neuere Mundartlyrik ist der Band "Rosa Loui" von Kurt Marti (1979), und bei Sondereggers Vaterunser-Übertragung ist der Vers "Loo üüs nüd versuecht see, nää, lös üüs vom Bööse" epochal, weil Gott hier nicht als Versucher misssverstanden wird. 

Lumi

23. Januar 2021 16:57

@Maiordomus um 08:34

Weil nämlich von allen Art von sog. höheren Lebewesen der Mensch der mit Abstand am besten auf Klimawandel und verschiedene Klimabiotope Anpassungsfähige bleibt, vergleiche sein Verbreitungsgebiet.

Danke! DIes Argument ist genial und ganz nach meinem Geschmack. Wir haben gut gelacht in Vorstellung des dummen Gesichtes eines Klimaspinners, dem man dies entgegenhält.

(...)

Lumi

23. Januar 2021 17:41

Alle Dialekte sind gut. Ihr im Süden, hegt und pflegt sie. Im Norden sind sie verschwunden. Mit dem Rohrstock ausgetrieben und ersetzt durch ein pedantisches und stocksteifes Ideal von "Hochdeutsch". Statt Vielfalt nun Monokultur, allenfalls regional gefärbt.

Vielleicht mußte es sein für die nationale Einheit (weil ja eine Kluft zwischen niederdeutschen und hochdeutschen (mittel+oberdeutschen) Mundarten besteht). Aber es ist doch auch schade.

Sugus

23. Januar 2021 22:03

@ Imagine 13:53

-Dialektale Unterschiede gibt es auch in anderen Ländern, ohne dass jemand sagen würde, es gäbe die Italiener nicht oder die italienische Kultur

-Die Dörfer mit den "verschiedenen Sprachen" gibt es auch im Schwäbischen, da wird dann halt ein Ding im Dorf A etwas anders benannt als im Dorf B oder die Aussprache ist etwas anders. Verstehen tun sich die Leute trotzdem ohne Probleme. 

-Dass so außergewöhnlich viele Süddeutsche/Deutschschweizer berühmte Literaten geworden sind, hängt sicher damit zusammen, dass der Unterschied zwischen Dialekt und Hochsprache das Sprachgefühl trainiert. Wer wie Sie nur Hochdeutsch aufgewachsen ist, wird das natürlich nie verstehen können. Übrigens lobte mein aus Hannover stammender Französischlehrer die Nasalität der Schwaben: Sie wäre die Grundlage für gutes Französisch. 

 

 

Franz Bettinger

23. Januar 2021 22:15

@Lau: unter quasireligiös verstehe ich eine religionsähnliche Überzeugung, z.B. den Glauben an Corona oder den Glauben an die Existenz von Viren (der sich neulich im SiN-Podcast gezeigt hat, wo Covidioten mit Virus-Leugnern gleichgesetzt wurden). Andere Beispiele sind der Klimawandel oder das Schlechte im Rechten und das Gute in der Merkel. Quasi-religiös nenne ich eine Überzeugung, die man nicht mehr diskutiert und nicht mehr hinterfragt. Die Geschichte der Menschheit ist geplastert mit Irrtümern und Holzwegen. Ich habe oft darauf hingewiesen, erspare mir die Wiederholung.

Franz Bettinger

23. Januar 2021 22:30

@Imagine schreibt "Wer sich expliziert Rechts positioniert, verunmöglicht die Kooperation mit Kritikern, die eine klare Grenze zwischen sich und den Rechten ziehen." Das ist so lange Stuss, wie Sie sich (trotz wiederholten Aufforderungen) weigern, Rechts zu definieren. Wir Rechte haben unser Rechts Sein längst definiert. Sie nicht - und das aus guten schlechten Gründen. Sie haben eine quasi-religiöse Blockade gegen das Wort Rechts, weil Sie (persönlich) diesen Begriff mit Dingen besudeln, die diesem Begirff nicht gerecht werden. Obwohl ich hin und wieder beim Überfliegen Ihrer Texte zu erkennen glaube, dass sie auch Brauchbares enthalten, ekelt mich Ihre Borniertheit (in der Frage Rechts-Links) derart, dass ich Sie nicht mehr ernst nehme, was (ich gebe es zu) ebenfalls einer Quasi-Religiosität meinerseits entsprechen mag. Egal. Ich kann nicht anders.

Gelddrucker

23. Januar 2021 23:09

@Solution

Diese Staatsvolk-Erklärung könnte auch nötig gewesen sein, um eine VS-Einstufung als Prüffall zu verhindern.

Ich würde die Erklärung nicht überbewerten, vor allem nicht der AfD die Unterstützt entziehen.

Bei Bedarf kann diese Erklärung auch einfach wieder rückgängig gemacht werden. 

limes

23. Januar 2021 23:25

@ anatol broder (23. Januar 2021 01:57)

Danke, so etwas habe ich befürchtet, und deshalb war meine Frage nach der Verwendung des Begriffes »boomeresk« eine Herausforderung an BK, den ich sehr schätze und der sogar mein Lieblingsautor bei SiN ist.

Es geht um meine Generation, und weder bin ich zahnlos noch vergreist. Dass die jüngere Generation erfolgreicher im Widerstand ist, sehe ich auch nicht.

Welchen Sinn macht es, Generationen gegeneinander auszuspielen? Noch genau erinnere ich mich an das Gefühl in jüngeren Jahren, den Höhepunkt der Entwicklung erreicht zu haben, weshalb ein Zuwachs an Erkenntnis und Erfahrung nicht möglich wäre und geänderte Perspektive allenfalls als Zeichen von Vergreisung (»Zahnlosigkeit«) zu deuten wären.

limes

23. Januar 2021 23:35

@ Lumi (23. Januar 2021 17:41)

Der Niedergang der deutschen Mundart ist keineswegs ein Gebot der deutschen Einheit, die sprachliche und andere Stammeseigenheiten vorwiegend schmunzelnd und liebevoll integrierte, sondern im Gegenteil Triumph der alles einebnenden Globalisierung.

Maiordomus

24. Januar 2021 10:32

PS. Der Besuch des Freiherrn von Lassberg aus Meersburg, verschwägert mit Annette von Droste-Hülshoff, in der Schweiz und zumal in Beromünster erfolgte noch zu Lebzeiten des 1833 verstorbenen und in Beromünster begrabenen Gründers des Schweizerdeutschen Idiotikon, Franz Joseph Stalder. Es ging diesem wie zum Teil auch Joseph Görres um Ursprünge deutscher Sprache und Dichtung incl. Mythologie, nicht zu vergessen natürlich die von Prof. Stefan Sonderegger erforschten sämtlichen Quellen des St. Galler Althochdeutschen, welche auch sittengeschichtlich von  Bedeutung bleiben. Als das Gegenteil von "infantil" schliesslich wirken Altversionen von Sagen etwa in Urner, Walliser und Walser Mundart, letztere etwa im einzigen Walserdorf im Tessin, Bosco-Gurin, wo es heute noch zehnmal mehr altüberlieferte Sagen gibt als walserdeutsch sprechende Einwohner. Bei Recherchen vor 30 Jahren viel mir ein kleiner Junge auf, welcher noch uralte Pflanzennamen nicht wie ein Philologe kannte, sondern sie als muttersprachlich verwendete, etwa "Guggarsch-Harparu" (Kuckucks-Erdbeere oder Kuckucks-Kartoffel) für die feuerabwehrende Dachpflanze Berg-Hauswurz. Er kannte für das Gewächs, eine Selbstverständlichkeit seiner Umgebung, keinen anderen Namen! Da kann in Sachen "autochthon" wohl kein Deutschnationaler mithalten!

RMH

24. Januar 2021 11:57

"Für diese Dörfler war das elaborierte Hochdeutsch eine Art Fremdsprache, die sie erst auf dem Gymnasium erlernen mussten. ... Deshalb gibt es auch Probleme im Verständnis mit anspruchsvollen Texten."

@imagine,

1.

Das ist das übliche Vorurteil von Leuten der neueren Zeit, die meinen, nur weil sie das "Hochdeutsche" quasi mit der Muttermilch aufgesogen haben, ein besseres Verständnis für diese Sprache zu haben. Faktisch es aber genau umgekehrt. Wer von einer Dialektbasis aus kommend, sich das Hochdeutsche erwirbt, hat ein viel breiteres Verständnis, insbesondere auch bei anspruchsvolleren Texten, die zudem oftmals noch ordentliche Mengen an Fremdwörtern haben, für die dann zum tieferen Verständnis wiederum entsprechende Fremdsprachenkenntnisse vorauszusetzen sind - und gerade in den Dialekten gibt es eben sehr oft auch Fremdwörter.

 

RMH

24. Januar 2021 11:58

@Imagine,

2.

Die größten Dichter Deutschlands (Schiller, Hölderlin, Goethe etc.) kommen aus Dialektregionen und haben auch entsprechend gesprochen und jetzt nenne mir mal einer einen, bei dem das nicht der Fall war (wird ja auch Ausnahmen geben - Heine als Jude könnte einer sein, aber mit welcher Sprache, welchem Dialekt er aufgezogen wurde, ist unbekannt) - zumal selbst in den Gegenden, die sich heute für "hochdeutsch" halten, noch vor 50 bis 75 Jahren eben überwiegend Dialekt gesprochen wurden. Das Land mit Dörfern und Kleinstädten ist in Bezug auf das Volk der Maßstab, nicht irgendeine halbdegenerierte Stadtbevölkerung. Von einem dezidiert Linken so etwas, wie oben, zu lesen ist befremdlich, da gerade das Hochdeutsche keine natürliche Herkunft aus einer bestimmten Region hat, sondern Mittel der Distinktion und des Klassenkampfes von oben war. Siehe auch H. Heine, der das Düsseldorfer Platt seiner Heimatstadt als mehr oder weniger Froschgequake bezeichnete, um so das Näschen oben zu halten.

anatol broder

24. Januar 2021 12:33

@ laurenz 23:30

Können hier nicht auch mal Lösungsansätze erfolgen?

anonyme versammlungen sind nicht konsensfähig. das liegt am fehlenden gleichgewicht zwischen recht und pflicht.

quarz

24. Januar 2021 13:39

@RMH

"größten Dichter Deutschlands (Schiller, Hölderlin, Goethe etc.) kommen aus Dialektregionen und haben auch entsprechend gesprochen"

Manche Stellen im "Faust" reimen sich ja nur, wenn man sie im hessischen Dialekt liest. Die Hörer von Schillers Vorlesungen in Jena hatten einige Mühe, seinen schwäbisch gefärbten Duktus zu dechiffrieren. Und selbst Hölderlin verfiel gegenüber seinen gelehrten Besuchern im Turm ins Schwäbische, als er Diotimas Schicksal rekapitulierte: "Ond wisset Se, wies no ganga isch? Närret isch se worde, närret, närret, närret".

Lotta Vorbeck

24. Januar 2021 13:51

@limes - 23. Januar 2021 - 11:35 PM

Der Niedergang der deutschen Mundart ist keineswegs ein Gebot der deutschen Einheit, die sprachliche und andere Stammeseigenheiten vorwiegend schmunzelnd und liebevoll integrierte, sondern im Gegenteil Triumph der alles einebnenden Globalisierung.

---

Bis Mitte der 1980er Jahre konnte man, im Spreewald noch, zugegeben nur bei damals alten Frauen, Alltagstracht beobachten.

Die Mundarten verdunsteten parallel zum Verschwinden der Trachten. Anhand alter Postkarten und Photos läßt sich jener Zeitpunkt genau bestimmen, an dem die gezielte Vernichtung dieses Kulturgutes begann.

anatol broder

24. Januar 2021 15:04

@ limes 23:25

Welchen Sinn macht es, Generationen gegeneinander auszuspielen?

die antwort darauf gibt arthur schopenhauer in seiner metaphysik der geschlechtsliebe.

Imagine

24. Januar 2021 15:51

@Franz Bettinger   23. Januar 2021 22:30
Rechts zu definieren“

„Rechts“ war und ist eine Kultur- und Milieugrenze und diese hat sich entscheidend geändert.

Das wird deutlich, wenn wir beispielsweise betrachten, wer alles aus dem Establishment in der Vergangenheit in der „Jungen Freiheit“ publiziert hat und wer heute eine Grenze zur Rechtspartei AfD zieht.

Es hat Gründe, wenn z.B. Max Otte und Birgit Kelle in der CDU bleiben.

Lotta Vorbeck

24. Januar 2021 16:25

@Imagine - 24. Januar 2021 - 03:51 PM

"Es hat Gründe, wenn z.B. Max Otte und Birgit Kelle in der CDU bleiben."

---

Ei, gewiß doch!

Wer würde das ernsthaft bestreiten wollen?

Alles, @Imagine, hat seine Gründe.

Imagine

24. Januar 2021 17:32

Zur Grenze zwischen konservativ und rechts.

„Rechts“ wird heute als rechtsextremistisch kontaminiert angesehen, konservativ nicht.

Wer sich heute mit Rechten einlässt, wird als tolerant gegenüber dem Rechtsextremismus und als rechtsextremistisch kontaminiert angesehen.

Laurenz

24. Januar 2021 17:55

@Franz Bettinger

Du hast selbst die Begründung geliefert, warum es "quasi-religiös" nicht gibt. Klima -, Mondflug - & Corona-Gläubige hängen tatsächlich einer Religion mit entsprechenden Regeln und Glaubensgrundsätzen an. Sie unterscheinden sich in keiner Weise von anderen Religionen. Denn glauben heißt einfach nicht wissen, nicht mehr und nicht weniger.

Laurenz

24. Januar 2021 18:00

@Imagine

Wie man am Beispiel Sarrazins sieht, haben Sie Unrecht.

Solution

24. Januar 2021 19:04

@ Gelddrucker

Glauben Sie wirklich, die AfD würde eine derartig umfassende und glasklare Erklärung aus rein taktischen Gründen veröffentlichen? Wann sollte denn dann eine gegenteilige Erklärung erfolgen, zumal der VS und das Verfassungsgericht solange existieren, wie die BRD? Glauben Sie sowas würde ein Meuthen verkünden? Eher kommt Godot und wird AfD-Kanzlerkandidat.

Wie jeder im Bundesprogramm nachlesen kann, ist die AfD sowieso für Einwanderung. Da war es nur noch ein kleiner Schritt in Richtung "cuckservativ". Man sollte aufhören, die zahllosen Fehleistungen der AfD schönreden zu wollen. Was erwarten Sie denn noch von einer Partei, die sogar "für Israel zu kämpfen und zu sterben bereit" ist (so Gauland unter Applaus der Bundestagsfraktion). Die AfD ist auf dem Weg zu einer Alternative ins Nichts.

Imagine

24. Januar 2021 21:44

@Laurenz

Sarrazin war nie Teil des „rechten Lagers“, er hat sich selbst auch nie als ein „Rechter“ definiert. Man hat ihm auch nie Verfassungsfeindlichkeit oder Rechtsextremismus vorgeworfen.

Hier geht die Diskussion ums rechte Lager, um die Differenz zwischen konservativ und rechts sowie um die „Kontaminierung“ durch Rechtsextremismus.

Imagine

24. Januar 2021 21:58

Der Kern meiner Argumentation findet sich oben in meinem ersten Kommentar
(22. Januar 2021 12:09):

„Die historische Aufgabe der AfD wäre gewesen, eine Oppositionspolitik gegen die Massenimmigration zu machen, und zwar auf Basis des Menschenrechts auf kulturelle Selbstbestimmung. Denn die deutsche Bevölkerung war geschätzt zu 70+ % gegen die Politik der Massenimmigration.
Hier hat die AfD historisch versagt. Und daraus resultiert der Niedergang der AfD.“

Es hätte eine Sammlungsbewegung aller(!) Patrioten – einschließlich der linken - gegen die Massenimmigration organisiert werden müssen. Stattdessen ging es den Rechten nur um die Stärkung ihres Lagers.
 

limes

24. Januar 2021 22:20

@ Imagine: »Rechts“ wird heute als rechtsextremistisch kontaminiert angesehen, konservativ nicht. Wer sich heute mit Rechten einlässt, wird als tolerant gegenüber dem Rechtsextremismus und als rechtsextremistisch kontaminiert angesehen.«

Mit dieser simplen Kolportage enttäuschen Sie mich. Versuchen Sie sich doch bitte an Definitionen!

Den Anfang versuche ich mit Gegenüberstellungen und Fragen: skeptisches gegenüber idealistischem Menschenbild; aus der Geschichte lernen oder Utopien anhängen; offenes Aushandeln von Interessen versus totalitäre Alternativlosigkeit; Bindung an die Natur und das Gewordene gegenüber Technik-Absolutismus und Manipulierbarkeit, Einfriedung oder Entgrenzung …

Und dann wäre da noch die Frage, wie Extremismus zu definieren ist, auch im Unterschied zu Radikalität.

Franz Bettinger

24. Januar 2021 22:35

@Imagine: Wie arm! Dafür hätte Ihnen mein Deutschlehrer eine Fünf gegeben. Mangelhaft. Können Sie’s nicht besser? Könnte Ihre Definition von Rechts so in einem Wörterbuch stehen? Wohl kaum. - Was ist? Ihnen fallen doch sonst stets ellenlange Erklärungen ein. Nicht mehr auf der Latte? Dann flüchten Sie sich auch noch ins grammatikalische Passiv. Sagen Sie doch, was Sie (!) für Rechts halten und nicht was mutmaßlich irgendeiner (wer soll das sein? Alle Nicht-AfD-Wähler?) für Rechts hält.

Sie wissen genau, dass Rechts Sein nicht nur völlig legitim, sondern geradezu erste Bürgerpflicht ist, quasi ein Naturrecht. Und dass sich Links Sein erst einstellen kann, wenn vorher für das Rechte sehr gut gesorgt wurde. Sie aber wollen dieses (sehr wertvolle) Wort nicht retten, Sie wollen es in der Müll-tonne sehen. Sie wollen es zum Unaussprechlichen machen. Damit bedienen Sie den Orwellismus, das Gute schlecht zu reden und umgekehrt, und das ekelt mich an. Das ist eines klugen Kopfes unwürdig.

Gelddrucker

24. Januar 2021 23:23

@Solution

 

Wann die gegenteilige Erklärung erfolgen soll? Wenn man was zu sagen hat natürlich. Ja, ich denke es wäre möglich, dass das taktische Gründe hat, denn aktuell ist ja das Thema auf dem Tisch mit Prüffall etc.. Und falls nicht, wie gesagt, einfach später absägen. Wichtig ist erstmal, den Stimmanteil zu vergrößern. Dazu muss man eben für jetzt von Positionen abrücken, die vielen Wähler zu "radikal" oder "krass" oder was auch immer sind. Später dann kann man die notwendigen Maßnahmen einleiten.

 

Es gibt sowieso keine Alternative zur AfD. Sie muss gewählt werden, egal mit welchem Personal. Personal kann man austauschen.

anatol broder

25. Januar 2021 01:49

@ franz bettinger 22:30

Das ist so lange Stuss, wie Sie sich (trotz wiederholten Aufforderungen) weigern, Rechts zu definieren.

der textbaustein von imagine (15:33) ist sogar ewiger stuss, denn darin kann man rechts durch eine beliebige eigenschaft ersetzen:

Wer sich explizit als imaginär positioniert, verunmöglicht Kommunikation und Kooperation mit Kritikern und Oppositionellen, die eine klare Grenze zwischen sich und der Nähe zu Imaginären und dem Imaginismus ziehen.

Sugus

25. Januar 2021 09:26

@ Imagine 21.58

Es gibt kaum linke Patrioten in Deutschland, und die würden sich nie - als Gruppe - in einer Sammlungsbewegung mit Konservativen geschweige denn mit Rechten zusammentun. Dabei sind Linke oft erstaunlich ausländer- und einwanderungskritisch, wenn man sich hinter vorgehaltener Hand mit ihnen unterhält. Aber sie sind konsequent darin, dass "die Rechten nicht davon profitieren sollen". 

Solution

25. Januar 2021 10:19

@ Gelddrucker

Sie schlagen mir allen Ernstes vor, eine Partei zu wählen, die in allen mich interessierenden Punkten grundsätzlich ähnliche Thesen wie die Kartellparteien vertritt (pro Einwanderung, pro Kriegseinsatz zugunsten Israels, gegen einen ethnischen Volksbegriff, usw.) nur in der Hoffnung, daß die Partei irgendwann in einer nebulösen Zukunft einmal erklärt: "April April! Wir drehen unsere früheren Aussagen ab jetzt komplett um und wollen das Gegenteil"? Einfach nur grotesk.

Imagine

25. Januar 2021 10:36

1/2

In „Sammelstelle2“ habe ich bereits geschrieben:
„Rechts“ ist heute eine Sammelbezeichnung für ein sehr heterogenes und widersprüchliches Milieu. Kleinster Nenner ist die Feindschaft gegenüber den „Linken“. Insgesamt ist es ein Mischmilieu, ideologisch konfus und ohne klare gemeinsame Programmatik und Zielsetzungen.

So etwas lässt sich nicht sachlich-inhaltlich definieren.

Man kann nur sagen, dass es sich um ein polit-religiöses Milieu handelt, welches keine gemeinsame rationale Basis besitzt. Aber dies gilt für andere politisch-religiösen Mischmilieus auch: Linke, Ökologisten, Katastrophengläubige, Feministen, Veganer, Corona-Gläubige und -Leugner usw. usf.

Dies  sind alles Milieus ohne klare rationale Identität.

Die ideologischen Vorstellungen von Hayekianern in der AfD stehen in völligem Widerspruch zu dem, was ein Benedikt Kaiser will.

Die Anhänger der Marktreligion wollen einen schlanken und schwachen Staat und deregulierte Märkte, die anderen das Gegenteil. Weil sie sich auf einem intellektuell höherem Niveau befinden und begriffen haben, dass der Staat als Organisator eine Produktivkraft darstellt, vorausgesetzt man verfügt wirtschaftlich über ein entsprechend hohes technologisches Niveau, was im Ostblock nicht der Fall war.

Imagine

25. Januar 2021 10:37

2/2

Das rechte Lager definiert sich nicht klar.

Definieren bedeutet, wie das Wort sagt, Grenzen zu ziehen. Für Rechte ist die AfD ihre Partei, ein Strache, ein Sellner, ein Höcke usw. ist einer der ihren, genauso wie ein Horst Mahler, eine Ursula Haverbeck usw.

Politische Milieus, ob rechte oder linke, sind durch Irrationalität gekennzeichnet, so durch irrationale Selbst-Attribuierungen („Wir sind die Guten, die Realistischen, die Skeptiker, die geistig Gesunden, die Moralischen …“), die anderen sind die „Linken“.

Für die Linken ist es genau umgekehrt, die halten sich für die Guten, die Moralischen … und  die Rechten die „Nazis“.

Genau diese Art von selbstreferentiellen politischen Milieus gab es auf Seiten der Linken in der 70-er Jahren bei den K-Gruppen, in diese wurden Revolutionshoffnungen hineinprojiziert: Und parallel dazu gab es die Anhänger diverser Sekten, die Bhagwan-Bewegung, Scientology usw., die haben andere Führer und Gurus, gemeinsam finden sich irrationale Hoffnungen.

Für mich gilt daher: Weder links, noch rechts religiös– sondern Orientierung an wissenschaftlicher Realität. Für mich sind daher Leute wie Meuthen, Strache, Sellner, Höcke als Führungspersonen genauso inakzeptabel wie Merkel, Habeck, Baerbock, Kipping etc.

Religiöse – auch Polit-Religiöse – kann man nicht mit rationaler Argumentation überzeugen, weil es sich um Glauben, Hoffnungen, Projektionen etc. handelt.

Imagine

25. Januar 2021 11:04

@Sugus   25. Januar 2021 09:26
„Es gibt kaum linke Patrioten in Deutschland, und die würden sich nie - als Gruppe - in einer Sammlungsbewegung mit Konservativen geschweige denn mit Rechten zusammentun.“

Das ist eindeutig falsch.

Was bedeutet Patriotismus?

Dafür zu sorgen, dass es dem eigenen Land, der eigenen Stadt und Kommune gutgeht.

Also Gemeinsinn besitzen, Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen, sich sozial und ökologisch engagieren.

Genau dies machen viele Menschen, die sich als „links“ ansehen. Sie verhalten sich prosozial, arbeiten in sozialen und ökologischen Projekten mit, verhindern, dass wirtschaftlich Raubbau und Umweltzerstörung betrieben wird, engagieren sich für Arme und Schwache, damit keine Slums entstehen etc.

Da kann man fragen, was jene Rechten, die sich für die großen und einzigen Patrioten halten, in der Praxis konkret geleistet haben?

Franz Bettinger

25. Januar 2021 12:25

@Imagine: Eine kurze und völlig ausreichende Definition von Rechts geht, glaube ich, auf Ellen Kositza zurück (in Tristesse Droste?): 'Rechts ist die Wertschätzung und Verteidigung des Eigenen.' Rechts = Eigenes, das ist schon alles, was Sie sich merken müssen. Wer dieser Kurzformel zustimmen kann, ist Rechts. Rechts ist auch das Erkennen und Anerkennen von Unterschieden, die selbstverständlich überall bestehen: bei Individuen, Völkern und Rassen. Diese Erkenntnis war mal banal, heut ist sie mehr als erwähnenswert: sie ist notwendig. Um das Bild abzurunden: Links ist das Gegenteil von dem Gesagten. Links = Gleichmacherei. Unterschiede? Die will Links nicht sehen. Wenn Sie die Genialität dieser einfachen Definition nicht begreifen, tun Sie mir leid. 

Imagine

25. Januar 2021 13:24

1/2

@Franz Bettinger   25. Januar 2021 12:25
Rechts = Eigenes, das ist schon alles, was Sie sich merken müssen“

Viel zu kurz gedacht.

Denn was ist „das Eigene“?

Sieht man sich als Mensch und Teil der Menschheit, dann gehört die Menschheit zum „Eigenen“, und zwar in Differenz zum Tier.

Unterliegt man einem vormodernen tribalistischem Denken, dann denkt man in den Kategorien von Rasse und Volk, und hält dies für „das Eigene“

Was Sie ansonsten noch schreiben, hat nichts mit der Realität zu tun.

Denn es sind doch gerade die Linken, welche die Unterschiede zwischen den Menschen betonen, abhängig von der Sozialisation.

Im Prozess der Zivilisation wandeln sich die Menschen, und zwar abhängig von der materiellen und sozialen Umwelt. Diese Erkenntnis ist das große Verdienst der „marxistisch“ orientierten Forscher und Wissenschaftler, beginnend mit Marx und Engels. Z.B. die Zivilisationstheorie von Norbert Elias. Oder die Ethnopsychoanalyse von Paul Parin.
Es sind doch gerade die Linken, welche die sozialisationsbedingten psychologischen Unterschiede zwischen den Menschen betonen (z.B. Johannes Cremerius).

Imagine

25. Januar 2021 13:25

2/2

Es gibt zivilisatorische Entwicklungsstufen und individuelle Entwicklungsstufen (vgl. z.B. Georg W. Oesterdiekhoff).

Die Linken betonen die Entwicklungsoffenheit der Menschen (z.B. Alexander Mitscherlich).

Es sind die Rechten, welche eindimensionale Primitivtheorien propagieren, in Form einer Determination durch Rasse oder Genetik. Sie glauben daran, weil sie für ihre Rasse und für sich genetische Höherwertigkeit beanspruchen. Das geht zum Teil ins Wahnhafte, so wie im Nazi-Deutschland und bei den heutigen Nachfolgern.

links ist wo der daumen rechts ist

25. Januar 2021 13:50

Wenn man folgenden Satz "Wer vom Neoliberalismus nicht sprechen will, sollte vom Neofaschismus schweigen" in einem linken Umfeld in die Debatte wirft, gilt man als "rechtes Arschloch", das den "Kampf gegen Rechts" nur verwässern wolle, in einem rechten Umfeld darf man sich als "linke Sau" bezeichnen lassen, die die wirtschaftsliberale=rechte Devise "mehr privat, weniger Staat" denunzieren wolle.

Der gemeinsame Feind seit den 90ern heißt Neoliberalismus, aber der linke Mainstream hat sich einkaufen lassen (von Schrenck-Notzing prophezeit) und das rechte (nationale?) Lager fungierte als Steigbügelhalter der wirtschaftsliberalen Rechten, s. ÖVP-FPÖ im Jahre 2000ff.
Die rechten Besitzstandswahrer zittern, bangen um ihre "Vorsorgewohnungen" (die natürlich leerstehen) und schwafeln von Enteignungsphantasien der Linken, denn: links = Gulag.
Die linken Gutmenschen, die ihre Schäfchen ins Trockene (= Kinder in Privatschulen) gebracht haben, angstträumen vor einem "rechten Mob", der den "Umsturz" plane, denn: rechts = KZ.
Wer lacht und lehnt sich selbstzufrieden zurück?
Der gemeinsame Feind. Angst müßte er nur vor einer lagerübergreifenden Gemeinwohlorientierung haben.
Unsere Vorväter mit ihren "Ideen von 1914" waren da schon wesentlich weiter.

Aber wir zerreden - frei nach Thomas Bernhard - unsere "Herkunftskomplexe", indem wir über den Stellenwert von Dialekten nachdenken.
Do isch öppis foul.

Lotta Vorbeck

25. Januar 2021 14:23

@links ist wo der daumen rechts ist - 25. Januar 2021 - 01:50 PM

"Wenn man folgenden Satz "Wer vom Neoliberalismus nicht sprechen will, sollte vom Neofaschismus schweigen" in einem linken Umfeld in die Debatte wirft, gilt man als "rechtes Arschloch", das den "Kampf gegen Rechts" nur verwässern wolle, in einem rechten Umfeld darf man sich als "linke Sau" bezeichnen lassen, die die wirtschaftsliberale=rechte Devise "mehr privat, weniger Staat" denunzieren wolle. ..."

---

D' accord - jeder, der's nicht glaubt, mag es selber ausprobieren.

Gelddrucker

25. Januar 2021 17:31

@Solution

 

Jeder, der nicht AfD wählt, torpediert die Rettung Deutschlands. So ist es. Das einzige Pferd. Und wenn das Wahlergebnis schlecht wird im Herbst, wandern wieder welche aus. Seien Sie also vernünftig und wählen Sie AfD. Es gibt sehr viele Mitglieder und Funktionäre, die das deutsche Volk als Ethnie sehen. Diese Erklärung ist nicht repräsentativ. Überdies ist sie schwammig formuliert, denn sie spricht von Staatsvolk, nicht vom Deutschen Volk als Ethnie. Das kann man leicht uminterpretieren.

Lotta Vorbeck

25. Januar 2021 20:49

@Gelddrucker - 25. Januar 2021 - 07:31 PM

Habe wie @Solution den Kanal voll vom "vernünftig sein".

Reite aka wähle deshalb das mausetote Pferd AfD nicht und auch keines der anderen mehr oder minder toten Pferde.

Wer mit dem Gedanken ans Auswandern schwanger geht, wird sich die Frage "Gehen oder Bleiben?" ganz gewiß nicht anhand von irgendeinem Wahlergebnis in diesem oder einem anderen Herbst beantworten.

 

Franz Bettinger

25. Januar 2021 23:23

@Imagine schreibt (wie gewöhnlich verwässernd und nicht verstehen wollend): "Sieht man sich als Mensch und Teil der Menschheit, dann gehört die Menschheit zum Eigenen, und zwar in Differenz zum Tier.“ - Der Mensch ist auch Teil der Tierwelt und auch Teil des Kosmos. Also: Schießen Sie sich auf den Mond! 

Mal ganz einfach für Sie: Eigen meint, dass einem das Hemd näher als die Jacke sein muss. Dass Sie sich als erstes um sich selbst kümmern müssen (wollen Sie überleben), dann um ihre Familie, dann um ihre Freunde und Nachbarn, dann vielleicht um das Wohl ihres Volkes. Es geht darum, dass Nächstenliebe viel wichtiger als Fernstenliebe ist. Solange Sie ihr Sparbuch nicht nach Afrika hin entleert haben, sind ihre Worte ohnehin nur Heuchelei. 

Imagine

26. Januar 2021 10:20

1/2

@links ist wo der daumen rechts ist   25. Januar 2021 13:50
„Der gemeinsame Feind seit den 90ern heißt Neoliberalismus, aber der linke Mainstream hat sich einkaufen lassen …“

„Neoliberalismus als Feind“ – das ist doch Nonsens.

Richtig ist, dass die Vermögenden ihre leistungsfreien Einkommen erhalten und vermehren wollen. Dass ihnen gelingt, verschweigen die Medien nicht. Man kann aus jeder Einkommens- und Vermögensstatistik lesen, dass die Reichen reicher werden und die Arbeitenden ärmer.

Eine typische Klassenspaltung: Vermögende versus Arbeitsvolk.

Jene, die unten sind, möchten aufsteigen und die Mitte will keineswegs absteigen. Zu solidarischen Handeln im Interesse der arbeitenden Klasse ist kaum jemand bereit oder fähig, auch die Linken nicht.

Nur wird sich diese Tendenz, dass die Arbeitenden immer ärmer werden und immer mehr ins Prekariat absteigen, nicht aufhalten lassen, weil das System so funktioniert und die Vermögenden zu keiner Umverteilung nach unten bereit sind.

Die Linken haben sich entsolidarisiert und die Rechten waren schon immer auf Seiten des Establishments und gegen Umverteilung nach unten.

Auch wenn Benedikt Kaiser es mit dem „solidarischen Patriotismus“ ernst meint, so steht er damit im rechten Milieu ziemlich allein da.

„Neoliberalismus“ ist nichts anderes als das normale Funktionieren des kapitalistischen Systems. Es hat nie anders funktioniert.
 

Imagine

26. Januar 2021 10:34

2/2

Es ist richtig, den Verrat, den Opportunismus und Konformismus der Linken zu kritisieren. Sie haben ihr Ziel, die Überwindung der kapitalistischen Gesellschaft aufgegeben und versuchen, sich selbst darin komfortabel einzurichten.

Logischerweise bleiben die Systemwidersprüche, die für die Linken der Grund waren, eine Alternative zum kapitalistischen System zu entwickeln.

Diese Widersprüche bleiben und vertiefen sich.

Das Kapital muss immer expandieren, immer neue Märkte eröffnen, daher die Globalisierung und der „Neoliberalismus“. Das System kann nicht anders funktionieren, ansonsten kollabiert es.

Die Menschheit als globaler Reproduktionszusammenhang wird immer konkreter. Die meisten Alltagsgegenstände kommen heute aus China, viele Alltagsnahrungsmittel aus Südamerika und Afrika. Nationale Autarkie ist nicht mehr möglich. Das Volk bzw. der Nationalstaat als autarker Reproduktionszusammenhang existiert nicht mehr.

Das Leben hat sich globalisiert. Und das Kapital geht dorthin, wo es die größten Profite machen kann.

„Neoliberalismus“ ist daher nichts anderes als das normale Funktionieren des kapitalistischen Systems.

Deshalb ist „Neoliberalismus als Feind“ Nonsens, weil es um die Systemfrage geht.

KlausD.

26. Januar 2021 11:18

@Imagine

Sie brauchen gar nicht so lange hin und her zu reden, mir genügt schon allein folgender Satz aus linkem Munde: "Links ist da, wo keine Heimat ist".

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1080543.debatte-um-heimatbegriff-links-ist-da-wo-keine-heimat-ist.html

Und die Krönung des Ganzen: Grüne und Linke hinter der Losung "Deutschland du mieses Stück Scheiße" und "Deutschland verrecke".

https://www.bayernkurier.de/inland/8411-claudia-roth-auf-abwegen/

Imagine

26. Januar 2021 13:10

@KlausD.

Aus der Perspektive von „Linken“ sind „Rechte“ menschenfeindliches und rassistisches Gesindel.

Aus der Perspektive von „Rechten“ sind „Linke“ sind anti-deutsches und heuchlerisches Gesindel.

Das sind typische Prozesse projektiver Gegenidentifikation, altbekannt für einen psychologisch Gebildeten.
So wie bei den Religiösen, wo Christen andersgläubige Christen bekämpften, bekriegten und umbrachten (z.B. Bartholomäusnacht). Das war religiöse Psychopathologie.

Die gegenseitige negative Zuschreibung zwischen Rechten und Linken, ihre Feindwahrnehmung und ihr projektiver Hass aufeinander ist politische Psychopathologie.

In der Arbeitswelt, beim Sport, im Supermarkt, im Dorfalltag etc. spielt – mit Ausnahme bei den Polit-Psychopathen - die politische Orientierung und Religion meist eine untergeordnete Rolle. Da entscheidet der konkrete Mensch, seine Persönlichkeit  und sein Handeln.

Man behandelt die politischen Präferenzen als Privatsache, so wie andere Glaubensdinge, wie Kirchenzugehörigkeit, Ernährungsüberzeugungen usf.

Es ist zweitrangig, welche politische Orientierung z.B. ein Arzt, Rechtsanwalt, Busfahrer, Gärtner etc. präferiert. Hauptsache, die Person ist in ihrem Beruf gut, prosozial orientiert, ehrlich, kooperativ etc.

Imagine

26. Januar 2021 13:41

1/2

Das Freund-Feind-Denken ist in politischen Kontroversen häufig Ausdruck von geistiger Zurückgebliebenheit oder Psychopathie.

Das gilt selbstverständlich auch für das Denken in „Klassenfeind“-Kategorien.

Der Unternehmer ist kein Feind des Arbeiters, sondern er initiiert und gestaltet kooperative Prozesse.

Völlig falsch ist die Gleichsetzung von Unternehmer und Kapitalist.

In der modernen Gesellschaft gibt es in den Kapitalgesellschaften eine Aufspaltung von Kapitaleigner und Unternehmer. Unternehmer sind die Manager, sie sind Lohnarbeiter. Aber sie denken in Privatunternehmen wie die Kapitaleigner, weil sie gewinnabhängig entlohnt werden. Deshalb steht für sie der Betriebsgewinn im Vordergrund, das Gemeinwohl und der Erhalt der Natur sind sekundär.

Das ist der typische Konflikt zwischen betriebs- und volkswirtschaftlicher Orientierung.

links ist wo der daumen rechts ist

26. Januar 2021 16:18

@ Imagine

Denn stellen Sie halt mit Robert Kurz oder wem auch immer die Systemfrage; es wird nichts nützen.
Die Kapitalismuskritik ist so alt (und aktuell) wie der Kapitalismus.
Mir ging es nicht um den linearen Verlauf innerhalb der Kritik (daß der Kapitalismus auf sein natürliches Ende zusteuert, Stichwort Kapitalakkumulation), sondern um zwei Spielarten (innerhalb der Kritik natürlich um den "Reformismus").
Der Kapitalismus mit schlechtem Gewissen während des Kalten Krieges fand 1989ff sein abruptes Ende, "Neoliberalismus" ist nun die unverhüllte Form einer propagierten Alternativlosigkeit - und zugleich auch Chiffre.
Was während des Kalten Krieges das westliche Sozialstaatsmodell war, könnte eben heute eine umfassende Gemeinwohlorientierung sein. Das hebt die Systemwidersprüche nicht auf, sondern schafft als Einspruch gegen eine totalitäre Alternativlosigkeit eine Verschnaufpause bis zum "Endkampf" zwischen Globalismus und chinesischem Modell.

Als Blaupause die von mir mehr als einmal erwähnten "Ideen von 1914" oder als Seitenstrang meinetwegen Rudolf Steiners Weltkriegsschriften.
Und weil wir doch eh alle mehr oder weniger mit Dystopien liebäugeln: einem neuerlichen 1914 (genauer 1917) werden wir nicht entkommen.
 

Imagine

26. Januar 2021 19:23

1/2

@links ist wo der daumen rechts ist   26. Januar 2021 16:18

„Denn stellen Sie halt mit Robert Kurz oder wem auch immer die Systemfrage; es wird nichts nützen.“

Deutschland ist nicht nur „importabhängig“ von den chinesischen Waren, sondern auch „exportabhängig“. So z.B. z.B. in der Autoindustrie. Vier von zehn Neuwagen werden nach China exportiert.

„VW und Audi seien ohne das China-Geschäft nicht mehr vorstellbar, sagte Dudenhöffer. Auch für BMW wachse die Bedeutung. ‚Der Erfolg und das Wachstum der deutschen Autoindustrie wird ebenso wie das Wirtschaftswachstum in Deutschland von China mit geprägt.‘“ (Handelsblatt v. 23.1.21)

Das zeigt die in China vorhandene Kaufkraft. Die deutschen Autoproduzenten bauen neue Werke in China. Aber China wird selbst Auto bauen und exportieren. Gerade im Bereich E-Mobilität.

In Deutschland schwindet die Massenkaufkraft durch die Millionen von arbeitslosen und prekarisierten Deutschen. Immer weniger Deutsche verdienen gut. Zugleich muss die Arbeitsbevölkerung mit ihrem geringen Einkommen Millionen von nicht arbeitenden Flüchtlingen und Asylanten durchfüttern.

Der Staat verschuldet sich immer mehr. Die Deutschen werden zu Zwangsgläubigern.
Die Infrastruktur wird immer schlechter. Die Massenuniversitäten sind Warteschleifen für zukünftige Arbeitslose.

Imagine

26. Januar 2021 19:25

2/2

Die Abwärtsspirale dreht sich in Deutschland und der EU immer weiter und durch Corona noch schneller.

Jetzt brauchte es Patrioten, insbesondere Großdenker mit klaren Zukunftsplänen und –zielen. Aber die gibt es nicht, vor allem nicht in den politischen Parteien. Da gibt es nur primitiven Populismus, Opportunismus, Korruption, Zukunftsillusionen und Lügen.

Natürlich könnte man den Verfall von Forschung und Entwicklung sowie die Deindustrialisierung stoppen. Aber nicht von heute auf morgen. Zudem müsste man dazu bei den Schulen anfangen.

Und man müsste bereit sein, von China und ihrem Wissenschafts- und Wirtschaftsmodell zu lernen.

Aber heute nimmt man die Realität in China nicht einmal zur Kenntnis: Da gibt es nur falsche Vorurteile und Projektionen.

Zur Systemfrage gab es vor anderthalb Jahres ein interessantes Interview mit Thor v. Waldstein (mit Podcast).

 

KlausD.

26. Januar 2021 20:19

@Imagine

"Man behandelt die politischen Präferenzen als Privatsache ... Es ist zweitrangig, welche politische Orientierung z.B. ein Arzt, Rechtsanwalt, Busfahrer ... "

Sie schwafeln. Ich spreche nicht von Privatleuten, sondern von linken Parteikadern, deren ihre hier zum Ausdruck kommende politische Orientierung in Bezug auf ihre Zielstellungen der gesellschaftlichen Entwicklung wohl nicht als zweitrangig angesehen werden kann.

Eo

26. Januar 2021 22:53

Sach mal, Imagine,
ist das Kommentieren hier eigentlich dein Hauptjob ?!  Oder ist das doch mehr die Folge von Cocorona und daß so ziemlich alles dicht ist ?  Mal so 'ne Frage ...

Imagine

26. Januar 2021 23:23

@KlausD. 26. Januar 2021 11:18

Ihr Kommentar gibt ein Beispiel dafür, was ich kritisiere, nämlich Projektion statt Realitätsbezug.

Denn es handelt sich nicht um Äußerungen „von linken Parteikadern, deren ihre hier zum Ausdruck kommende politische Orientierung in Bezug auf ihre Zielstellungen der gesellschaftlichen Entwicklung wohl nicht als zweitrangig angesehen werden kann.

Sondern bei "Links ist da, wo keine Heimat ist", handelt es sich um die Meinung eines freien Journalisten, der u.a. in der „taz“, „jungle.world“ publiziert(e).

"Deutschland du mieses Stück Scheiße" und "Deutschland verrecke" waren keine Äußerungen von linken Parteikadern oder von Claudia Roth.
Sondern im Text des Bayernkuriers steht:
„In dem Demonstrationszug waren nach Medienberichten darüber hinaus Rufe wie „Deutschland verrecke“ und „Nie wieder Deutschland“ zu hören. Nach einem Bericht der „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ konnten Roth und alle anderen die Parolen hören „und liefen doch weiter mit“.“

links ist wo der daumen rechts ist

27. Januar 2021 08:59

Formenzwang 1

 

@ Imagine

Erlaubent, perdon, aber Ihre absatzweise präsentierten "Einsichten" wirken auf mich so unpersönlich wie lieblose Versatzstücke als erste Vorboten aus einer transhumanen Zukunft bzw. erinnert mich das Ganze an die Stehsätze des österr. Kinderkanzlers, von dem der politische Gegner nicht ganz unwitzig behauptet, sein Gebaren sei der mißglückte Versuch, künstliche "Intelligenz" humanoid erscheinen zu lassen.

Da sind mir z.B. linke Renegaten mit allem Fehl und Tadel schon lieber wie Maschke, Rabehl, Böckelmann oder meinetwegen auch Horst Mahler, der halt leider glaubt, den Märtyrer spielen zu müssen, weil er gegen eine "Schuldkult-Religion" ankämpft - und sie dadurch legitimiert.
Aber die hatten alle - ums in meinem brachialen Heimatdialekt auszudrücken - zumindest "Bluat im Beidl".

Dazu paßt dann ja auch, daß sie früher einmal verlauten ließen, sie residierten angejahrt und etwas betucht weit weg von Deutschland an fernen Gestaden...

Imagine

27. Januar 2021 09:49

Warum ich hier kommentiere?

Weil ich Beiträge, wie jene von Benedikt Kaiser als Versuche ansehe, so etwas wie rationale Impulse in eine irre gewordenen Gesellschaft hineinzubringen. Um so etwas wie „Restvernunft“ zu unterstützen, ertrage ich dumme bis idiotische Kommentare sowie Anpöbeleien.

Kann man mit rationaler Argumentation den Zug der Lemminge aufhalten?

Was bleibt als Alternative?

Sich mit einem Glas Sekt mit Erdbeere das irre Treiben anschauen? Einen Joint rauchen?

Das derzeitige soziale Phänomen ist nicht neu. Im letzten Jahrhundert gab es schon mehrmals das Umkippen einer zuvor rationalen Gesellschaft in kollektives Irresein und Selbstzerstörung.

Freud interpretierte dies als „Todestrieb“. Aber in der Natur gibt es keinen Todestrieb. Und auch beim Menschen nicht. Aber es gibt - individuell und kollektiv - dieses Umkippen bzw. Perversion des Lebenstriebs in Irresein und Selbstzerstörung.

WK I, Faschismus und WK II waren Manifestationen dieses Phänomens..

Eine Hoffnung für die Menschheit gibt, dass dieses Phänomen bislang auf die westlich-kapitalistische Zivilisation beschränkt ist.

links ist wo der daumen rechts ist

27. Januar 2021 10:08

Formenzwang 2 / Feindschaft 1

@ Imagine

Feindschaft ist existentiell, wenn sie mein Existenzrecht in Frage stellt, aber nicht politisch konstitutiv. Das Fremde stellt mich nicht in Frage, sondern schafft Abstand.
Feinde auf Augenhöhe kann man rhetorisch bekämpfen, sie dulden oder ihnen vergeben.
Einzig der Kampf gegen übermächtige Feinde ist - im Kleistschen Sinne - so aussichtslos wie ehrenhaft.
Ethnische oder religiöse Bruchlinien allein konnten nie erklären, warum aus jüdischen oder später deutschen oder noch später bosnischen, serbischen oder kroatischen Nachbarn Feinde wurden. Dazu bedurfte es übergeordneter Interessen, die Bruchlinien instrumentalisierten.
"Sie lebten Jahrhunderte friedlich nebeneinander." Wie oft habe ich das nicht in letzter Zeit gelesen, als ich mich wieder vermehrt mit den ehemaligen deutschen Bevölkerungen in Ost- und Südosteuropa beschäftigt habe.

Woraus entstand dann absolute Feindschaft?

 

KlausD.

27. Januar 2021 10:16

@Imagine 26. Januar 2021 23:23

Nun haben Sie mir bereits zum zweiten Male geantwortet. Danke für die Aufmerksamkeit, die Sie mir und dem Thema widmen. Wenn Sie den verlinkten Artikel im ND aufmerksam lesen, werden Sie feststellen, daß die Linken sehr wohl ein Problem mit dem Begriff „Heimat“ haben und sich damit abquälen, geht ja auch gar nicht anders, nachdem sie sich der globalistischen Politik untergeordnet und damit ihre Klasseninteressen verraten haben.

Wenn Sie (als Realitätsbezug) das Transparent mit der Aufschrift „DEUTSCHLAND DU MIESES STÜCK SCHEISSE“ sehen wollen, dann hier (siehe unten):

https://taz.de/Umstrittene-Demo-Parole-in-Berlin/!5209851/

Und wenn Sie sich scheuen, die Mitglieder der linken Gruppe Theorie Organisation Praxis Berlin (TOP) als Parteikader zu bezeichnen – ich nicht.

Imagine

27. Januar 2021 10:21

@links ist wo der daumen rechts ist

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Mit den „dummen bis idiotischen Kommentaren“ sind nicht Sie gemeint – im Gegenteil.

Es stimmt schon, dass ich aus professioneller Distanz das gesellschaftliche Geschehen mit kühler Rationalität ansehe. In der Psychiatrie und insbesondere im Suchtbereich, wo ich als Arzt gearbeitet habe und ständig mit Selbstzerstörungsprozessen zu tun hatte, benötigt man so etwas.

Wie soll man sonst psychisch bewältigen, dass junge Menschen aus „guten Verhältnissen“ mit Drogenkonsum einschließlich des „goldenen Schusses“ sich selbst zerstören und umbringen?

Die distanzierte, „coole“ Betrachtung und Reflexion mag eine Assoziation an „Transhumanismus“ hervorbringen, aber intendiert das Gegenteil.

Transhumanismus ist ein Wesensmerkmal des Kapitalismus. Er geht in berechnender Weise mit Menschen um wie mit Dingen (s. „Entfremdung“, „Verdinglichung“).

links ist wo der daumen rechts ist

27. Januar 2021 10:25

Formenzwang 3/ Feindschaft 2

Helfen uns hier die Ausführungen eines Carl Schmitt zu absoluter Feindschaft in seiner Partisanenschrift, die in manchem an die Gedanken eines Daniel Paul Schreber (in der Lesart Canettis) erinnern, weiter? 
Abgesehen davon, daß er wie die meisten Vertreter der KR in seinen theoretischen Ansichten maßlos überschätzt wird, hatte er, wie auch Ernst Jünger, ein Leben lang mit seinem Formenzwang und der Angst vor Auflösung desselben zu kämpfen.
Hier der Katholik, der in seinen Tagebucheinträgen ein Bewegungsdiagramm seines Trieblebens nachzeichnete, dort der WK1-Frontoffizier, der ein langes Leben darüber nachsann, warum er als Leutnant dann und wann "seinen Mantel auszog".
Beide kämpften gegen ihre Kleistsche Natur und wußten um den Kampf in ihrem Inneren, den sie auf ein Außen projizierten, Schmitts Partisanenschrift als Antwort auf Jüngers "Waldgang" legt beredt davon Zeugnis ab.
Einzig ihr Kollege, der Stabsarzt Gottfried Benn hat die Durchlässigkeiten des Formenzwanges erkannt und akzeptiert (am schönsten nachzulesen im Briefwechsel mit Oelze); wie z.B. auch die WK2-Teilnehmer Arno Schmidt oder der späte Erhart Kästner oder...
Von der anderen Feldpostnummer mag das auch für den Antipoden Brecht gelten, von dem sein intelligentester Schüler, Heiner Müller, gemeint hat, daß er - in seinem Dogmatismus - gegen seine Shakespeare-Natur angekämpft habe.
 

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