Faktenlage (5) – Jungwähler und die Rentnerrepublik

Die Mahnrufe an eine Verjüngung der AfD werden lauter. Doch welche Zielgruppenpotentiale werden damit künftig angesprochen?

Daniel Fiß

Daniel Fiß ist freier Publizist.

Kürz­lich skiz­zier­te Mar­tin Sell­ner auf die­sem Blog hier die eth­ni­sche Wahl als schärfs­te demo­gra­phi­sche Kon­flikt­li­nie. Noch ist Sell­ners Pro­blem­be­schrei­bung für Mit­tel­eu­ro­pa abs­trakt und ledig­lich eine Zukunfts­vor­her­sa­ge. Was jedoch in der BRD bereits ech­tes poli­ti­sches Gewicht hat und sich für alle real offen­bart, ist die zuneh­men­de Span­nung zwi­schen Jung und Alt. Gewiss ist die­ses Pro­blem nicht von der glei­chen exis­ten­zi­el­len Bedeu­tung wie die »eth­ni­sche Wahl«, aber der Gene­ra­tio­nen­kon­flikt zwi­schen Ü60 und allen dar­un­ter lie­gen­den Alters­grup­pen ist seit Jah­ren erkenn­bar in der Bun­des­re­pu­blik und mani­fes­tiert ein Sys­tem, wel­ches seit Jahr­zehn­ten ledig­lich SPD und CDU im Zen­trum sowie eini­gen klei­ne­ren Par­tei­en in der Peri­phe­rie zulässt.

Bei der letz­ten Bun­des­tags­wahl waren mehr Frau­en Ü60 wahl­be­rech­tigt als alle Män­ner und Frau­en zwi­schen 18 und 30 Jah­ren. Mit einem Anteil von ins­ge­samt 38,2% der Wahl­be­rech­tig­ten stellt die Ü60-Gene­ra­ti­on einen grö­ße­ren Wäh­ler­block dar als die gesam­te Alters­grup­pe von 18–40 Jah­ren. Über 60-jäh­ri­ge stel­len dop­pelt so vie­le Wahl­be­rech­tig­te wie das gesam­te Alters­spek­trum von 18–30 Jahren.

Genau die­se Domi­nanz inner­halb des Milieus der Alten und Uralten hat der SPD zu ihrer Wie­der­be­le­bung ver­hol­fen und ließ die CDU nicht in der Total­ka­ta­stro­phe enden. Zwar sind die eins­ti­gen Volks­par­tei­en im Ver­gleich zu den alten Zei­ten der Bon­ner Repu­blik geschwächt, aber wie auch die­se Bun­des­tags­wahl gezeigt hat, wer­den die Kanz­ler­schaf­ten immer noch von der „Rent­ner­re­pu­blik“ ent­schie­den. Die Auf­bruchs- und Wan­del­stim­mung, die vor allem in die Wahl des SPD-Kanz­ler­kan­di­da­ten hin­ein­pro­ji­ziert wur­de, war am Ende nichts wei­ter als ein Täu­schungs­ma­nö­ver. Sie fisch­te in den glei­chen Alters­ziel­grup­pen wie die Uni­on und konn­te hier auch ihre größ­ten Zuwäch­se verzeichnen.

Selbst die Grü­nen, eigent­lich bekannt für ihre domi­nan­te Jung­wäh­ler­ba­sis, muss­ten bedingt durch ihr selbst­er­klär­tes Ziel der Kanz­ler­schaft, in ihrer Kam­pa­gne neue kom­mu­ni­ka­ti­ve Ver­suchs­an­ord­nun­gen auf­bau­en, um ins­be­son­de­re älte­re Wäh­ler­grup­pen anzu­spre­chen. Obwohl das offi­zi­el­le Wahl­kampf­vi­deo der Grü­nen bei den meis­ten Zuschau­ern wohl eher Fremd­scham aus­ge­löst haben dürf­te, deu­tet die Auf­ma­chung des Vide­os den­noch auf eine bewusst anvi­sier­te Anspra­che der Ü50-Jäh­ri­gen hin. Auch die kurz vor der Bun­des­tags­wahl ins Leben geru­fe­ne Kam­pa­gne »Enkel­kin­der­brie­fe« fügt sich in das Gesamt­bild ein, daß auch lin­ke Par­tei­en zuneh­mend älte­re Wäh­ler­grup­pen als instru­men­tel­len Macht­fak­tor sehen und die Jugend zwar bild­lich gespro­chen meta­po­li­tisch ein Tiger sein kann, aber in einer par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie, deren Legi­ti­ma­ti­on durch das Mehr­heits­prin­zip erfolgt, recht zahn­los bleibt.

Die AfD und die Jungwähler

Auf Bun­des- wie auch Lan­des­ebe­ne kann die AfD im Mit­tel­bau der Alters­grup­pen zwi­schen 30–45 Jah­ren am stärks­ten mobi­li­sie­ren, bei den Men­schen also, die sich bereits einen gewis­sen Lebens­stan­dard erar­bei­tet haben, aber deren Zukunfts­aus­sich­ten immer düs­te­rer und deren Auf­stiegs­mög­lich­kei­ten in der Gesell­schaft immer begrenz­ter wer­den. Am schwächs­ten schnei­det die Par­tei in den außer­or­dent­lich jun­gen und außer­or­dent­lich alten Wäh­ler­grup­pen ab. Sowohl in den Alters­klas­sen 18–29 Jah­ren und 60+ hol­te die AfD bei der Bun­des­tags­wahl 2021 jeweils nur 8% und damit einen unter­durch­schnitt­li­chen Wert im Ver­hält­nis zum Gesamt­ergeb­nis. Bei den Erst­wäh­lern kommt die Par­tei sogar nur auf 6%. Die ein­fachs­ten Erklä­rungs­an­sät­ze ver­mu­ten bei den älte­ren Wäh­ler­schich­ten Kon­ven­ti­on, Tra­di­ti­ons­wäh­ler­tum und lang­fris­ti­ge Par­tei­b­in­dung und bei den jün­ge­ren Alters­grup­pen wird schnell auf die links­ideo­lo­gi­sche Sozia­li­sa­ti­on in den Bil­dungs­in­sti­tu­tio­nen verwiesen.

Es lohnt jedoch, wie auch in vie­len ande­ren Fel­der der AfD-Wäh­ler­so­zio­lo­gie, einen prä­zi­se­ren Blick auf die unter­schied­li­chen Ergeb­nis­se in Ost und West zu werfen.

Bemer­kens­wert ist, daß die star­ken AfD-Wahl­er­geb­nis­se im Osten häu­fig mit einer »Dik­ta­tur­so­zia­li­sa­ti­on« (Ost­be­auf­trag­ter Wan­der­witz) und erwerbs­bio­gra­phi­schen Ein­schnit­ten in der Wen­de­zeit erklärt wer­den. Auch von Sei­ten der AfD selbst bleibt die DDR-Nost­al­gie respek­ti­ve die BRD-Skep­sis ein typi­sches Erklä­rungs­mus­ter für die hohen Zustim­mungs­wer­te. Doch jene, die die DDR noch poli­tisch bewusst erlebt haben, gehen lang­sam in die Ü50-Jahr­gän­ge. Die DDR-Erzäh­lung mag zwar noch durch über­ge­ne­ra­tio­na­le Tra­die­rung eini­ge Jung­wäh­ler errei­chen, aber es wäre dann doch zu kurz gegrif­fen, das Wahl­ver­hal­ten der Jung­wäh­ler ledig­lich als spie­gel­bild­li­chen Aus­druck der Eltern zu erklä­ren. Zusätz­lich spie­len sied­lungs­geo­gra­phi­sche und sozio­öko­no­mi­sche Fak­to­ren eine Rol­le. 85% aller jun­gen AfD-Wäh­ler geben an, daß es nach ihrem Ein­druck in Deutsch­land nicht gerecht zugeht. Vor allem in abwan­de­rungs­ge­präg­ten und infra­struk­tu­rell abge­häng­ten Regio­nen im Osten erzielt die AfD bei der Jugend star­ke Ergebnisse.

In Ost­deutsch­land zeigt sich bei den ver­gan­ge­nen Wah­len ein immer deut­li­cher wer­den­der Ant­ago­nis­mus zwi­schen den Grü­nen und der AfD. Unter den Jung­wäh­lern sind die­se bei­den Par­tei­en im Osten die neu­en Volks­par­tei­en. SPD und CDU kön­nen im Osten kaum noch Jung­wäh­ler errei­chen und kamen bei den ver­gan­ge­nen Wah­len ledig­lich auf Wer­te zwi­schen 10–15%. Bei der Bun­des­tags­wahl 2017 wur­de die AfD mit einem Stim­men­an­teil von 16% bei den Erst­wäh­lern sogar zweit­stärks­te Kraft.

Tra­di­tio­nel­le Par­tei­b­in­dun­gen und auch das gesell­schaft­li­che Enga­ge­ment sind unter Jung­wäh­lern deut­lich gerin­ger aus­ge­prägt. Das zeigt auch ein Blick auf die U18-Wah­len in den Bun­des­län­dern, bei denen im Osten die AfD beson­ders stark abschnei­det und in Thü­rin­gen und Sach­sen sogar stärks­te Kraft wur­de, wäh­rend im Wes­ten die Grü­nen die domi­nan­te Kraft sind und die AfD bei den unter 18-jäh­ri­gen auf weit unter­durch­schnitt­li­che Wer­te von 5–6% im Ver­gleich zu ihrem bun­des­deut­schen Gesamt­ergeb­nis kommt. Dane­ben kommt schließ­lich ein gro­ßer Bal­ken für sons­ti­ge Par­tei­en, was in der Jugend die par­tei­po­li­ti­sche und ideo­lo­gi­sche Fle­xi­bi­li­tät noch­mals unterstreicht.

Grund­sätz­lich zei­gen die jähr­li­chen Jugend­stu­di­en der Shell-Stif­tung und ande­rer Ver­bän­de ein ähn­li­ches Bild von den Vor­stel­lungs­wel­ten der jun­gen Men­schen. Einer­seits gibt es natür­lich die Kos­mo­po­li­ten mit einer kla­ren The­men­prä­fe­renz für Öko­lo­gie und Umwelt­schutz und auf der ande­ren Sei­te aber auch eine Jugend, die den Anschluss an die vom Glanz der BRD-Wirt­schafts­wun­der­jah­re gepräg­ten Bio­gra­phien ihrer Eltern und Groß­el­tern sucht. Für 84% ist es heu­te ein beson­ders wich­ti­ger Wert, ihre beruf­li­chen Wün­sche ver­wirk­li­chen zu kön­nen. 2006 spiel­te dies mit 66% noch eine eher unter­ge­ord­ne­te Rol­le. Und auch die Fami­lie stellt mit über 90% den abso­lut wich­tigs­ten Wert für jun­ge Men­schen dar. Ein sta­bi­les kon­ser­va­ti­ves Fun­da­ment, könn­te man mei­nen. Aber eine ech­te Rebel­li­on gegen die eige­nen Eltern bringt die heu­ti­ge Jugend nicht mehr zum Ausdruck.

Jung­wäh­ler der ande­ren euro­päi­schen Rechtsparteien

Schaut man auf die Mobi­li­sie­rungs­fä­hig­keit von Jung­wäh­lern bei ande­ren euro­päi­schen Rechts­par­tei­en, wird die Schwä­che der AfD in die­sem Seg­ment noch­mals deut­lich. Grund­sätz­lich weist ein Blick auf die ver­gan­ge­nen Wah­len in Län­dern wie Frank­reich, Ita­li­en und Öster­reich eher auf eine schwan­ken­de Jung­wäh­ler­mo­bi­li­sie­rung hin. Mari­ne Le Pen konn­te mit ihrem Ras­sem­blem­ent Natio­nal bei der Euro­pa­wahl 2019 nur 15% der Jung­wäh­ler mobi­li­sie­ren. Bei der Euro­pa­wahl 2014 waren es noch 30%. Bei den fran­zö­si­schen Prä­si­dent­schafts­wah­len 2017 per­form­te Le Pen in der Alters­ko­hor­te 18–24 nur leicht unter­durch­schnitt­lich, wur­de aller­dings im Feld der 25–34-jährigen stärks­te Kraft mit 25%. Bei den Regio­nal­wah­len 2015 konn­te Le Pen eben­falls 35% gewinnen.

Mit jun­gen Front­män­nern- und Frau­en wie Mari­on Mar­che­le Le Pen oder dem 23-jäh­ri­gen Spit­zen­kan­di­da­ten zur Euro­pa­wahl 2019, Jor­dan Bar­del­la, setzt die Par­tei auf jun­ge Gesich­ter und moder­ne Ästhe­tik. Die Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on des RN kann laut eige­nen Anga­ben ca. 25.000 Mit­glie­der ver­zeich­nen. Die Jun­ge Alter­na­ti­ve kommt mit Stand vom Janu­ar 2019 im Ver­gleich ledig­lich auf 1.655 Mitglieder.

In Ita­li­en konn­te Sal­vi­ni und sei­ne Lega bei den Euro­pa­wah­len 2019 38% der Jung­wäh­ler mobi­li­sie­ren und erreich­te ein Gesamt­ergeb­nis von 34%. Im Ver­gleich zur vor­jäh­ri­gen ita­lie­ni­schen Par­la­ments­wahl 2018 konn­te Sal­vi­ni bei den Jung­wäh­lern sogar um 21% zule­gen. Für Ita­li­en gilt jedoch grund­sätz­lich, daß Wahl­er­geb­nis­se einer sehr hohen Dyna­mik unterliegen.

Auch in Öster­reich konn­te die FPÖ bei den ver­gan­ge­nen Wah­len beson­ders stark in der Alters­grup­pe der unter 30-jäh­ri­gen mobi­li­sie­ren. Bei der Par­la­ments­wahl 2017 konn­te die FPÖ in die­ser Alters­grup­pe 30% ein­sam­meln. Selbst bei der Natio­nal­rats­wah­len 2019, wo die Par­tei noch immer durch den Ibi­za-Skan­dal ange­schla­gen war, konn­te sie bei den 18–29-jährigen mit einem 20%-Anteil über­durch­schnitt­lich zu ihrem Gesamt­ergeb­nis von 16% mobilisieren.

Auch wenn die Jung­wäh­ler­an­tei­le vor allem in poli­tisch span­nungs­vol­len Län­dern wie Ita­li­en häu­fig schwan­ken, kön­nen alle Rechts­par­tei­en bei den ver­gan­ge­nen natio­na­len und euro­päi­schen Wah­len auf ein soli­des Jung­wäh­ler­po­ten­ti­al zurück­grei­fen. Beson­ders stark tritt dabei die Alters­grup­pe zwi­schen 25 und 30 Jah­ren her­vor, bei der in Frank­reich und Öster­reich der RN bzw. die FPÖ meist ihre höchs­ten Stim­men­an­tei­le erzie­len konn­te und sich somit von den ganz jun­gen Alters­ko­hor­ten 18–24 bei allen euro­päi­schen Rechts­par­tei­en noch­mals deut­lich abhebt. Die­se euro­päi­schen Schwes­ter­par­tei­en sind wesent­lich älter als die AfD und kön­nen dem­entspre­chend auch auf struk­tu­rell und welt­an­schau­lich gefes­tig­te Jugend­or­ga­ni­sa­tio­nen zurück­grei­fen. Die AfD konn­te übri­gens bei der Euro­pa­wahl 2019 in allen Alters­klas­sen hin­zu­ge­win­nen, außer bei den 18–24-jährigen, wo sie mit einem minus von 3% deut­lich ver­lor. Das ist inso­weit bemer­kens­wert, da die Ska­lie­rung des Euro­pa­wahl-Ergeb­nis von 2014 vor der Flücht­lings­kri­se kei­ne gro­ße Kunst dar­stell­te und gemes­sen an ihrem Bun­des­tags­wahl­er­geb­nis von 2017 für die AfD auch ernüch­ternd aus­ge­fal­len sein dürfte.

Meist lie­gen die Jung­wäh­ler­er­geb­nis­se der bekann­ten euro­päi­schen Rechts­par­tei­en wie der FPÖ, Lega oder dem RN durch­schnitt­lich 3–4% höher im Ver­hält­nis zum Gesamt­ergeb­nis. Bei der AfD sind es 1–2% weniger. 

Man sieht in der AfD stets die Bemü­hun­gen und die kon­stan­te Pro­fes­sio­na­li­sie­rung der Jun­gen Alter­na­ti­ve. Ernst­haf­te struk­tu­rel­le Jugend­för­de­rungs­kon­zep­te und poli­tisch-pro­gram­ma­ti­sche Ein­bin­dun­gen sind in der AfD immer noch eine Sel­ten­heit und wer­den meist nur durch wenig Ein­zel­per­so­nen auf­ge­grif­fen. In der letz­ten Legis­la­tur als auch in der neu­en weist die AfD-Frak­ti­on den höchs­ten Alters­durch­schnitt ihrer Abge­ord­ne­ten auf. Man­cher mag dies als Qua­li­täts­kri­te­ri­um wider dem Berufs­po­li­ti­ker­tum betrach­ten. Zugleich offen­bart es aber auch eine gewis­se Starr­heit und die der­zeit feh­len­de Bereit­schaft zu pro­gram­ma­tisch-welt­an­schau­li­chen Inno­va­tio­nen und per­so­nel­len Erneuerungen.

Die Stär­ke der FDP bei den Jungwählern

Über­ra­schend waren am Wahl­abend die star­ken Wer­te unter den Jung­wäh­lern bei der FDP, die sich in die­ser Alters­grup­pe ein Kopf-an-Kopf-Ren­nen mit den Grü­nen lie­fer­te. Bei den U20-Wäh­lern lag sie sogar gleich­auf mit den Grü­nen. Das Bild der Fri­days-for-Future-Jugend kann also kei­nes­wegs auf die gesam­te Jugend pro­ji­ziert wer­den. Vie­le Jah­re wur­de die FDP auch eher im kon­ser­va­ti­ven Spek­trum des poli­ti­schen Koor­di­na­ten­sys­tems ein­ge­ord­net. Cha­rak­te­re wie Rai­ner Brü­der­le, Gui­do Wes­ter­wel­le oder Dirk Nie­bel präg­ten das Bild der Kli­en­tel­par­tei der Bes­ser­ver­die­ner und Porschefahrer.

Seit 2016 erleb­te die FDP jedoch einen mas­si­ven Mit­glie­der­zu­wachs und konn­te mit Chris­ti­an Lind­ner einen jun­gen Par­tei­vor­sit­zen­den in Sze­ne set­zen, der das Bild der jun­gen, moder­nen sowie digi­tal- und inno­va­ti­ons­of­fe­nen Zukunfts­par­tei insze­nie­ren konn­te. Dies ist zumin­dest das Selbst­bild, wel­ches ange­sichts der zuge­schrie­be­nen Kom­pe­tenz­wer­te für die FDP vor allem im Bereich Digi­ta­li­sie­rung auch bei den Wäh­lern ange­kom­men zu sein scheint.

Die ande­re Jugendkultur

Wir haben bereits gese­hen, daß die Jugend nicht nur als mono­li­thi­scher Block aus wohl­stands­ver­wahr­los­ten Fri­days-for-Future- Kin­dern besteht. Dane­ben hat sich längst eine wei­te­re Jugend­sub­kul­tur eta­bliert, die nicht in ein kla­res poli­ti­sches Sche­ma ein­ge­ord­net wer­den kann, aber sehr wohl habi­tu­ell und kul­tu­rell eini­ge Mus­ter auf­wei­sen, die mit dem Leit­bild der FDP übereinstimmen.

Die größ­te in den letz­ten Jah­ren gewach­se­ne musi­ka­li­sche Jugend­kul­tur ist die des soge­nann­ten Deutschraps. Mit vul­gä­rer Spra­che erzäh­len die meist migran­tisch gepräg­ten Künst­ler in Text und Image immer wie­der die glei­che Geschich­te: Ein Jun­ge, der aus dem »Ghet­to« kommt und sich durch Fleiß, Dis­zi­plin, sei­ne Musik aber auch teil­wei­se durch kri­mi­nel­le Geschäf­te nach oben gear­bei­tet hat. Nicht die klas­sisch lin­ke Posi­ti­on, daß sich Unge­rech­tig­keit und Armut nur durch den Sys­tem­wan­del ver­än­dern lie­ßen, wird hier repro­du­ziert, son­dern es wird die indi­vi­du­el­le Leis­tungs­be­reit­schaft und der Wil­le des Ein­zel­nen her­vor­ge­ho­ben. In Inter­views erzäh­len die Künst­ler dann von ihren neu­en Karos­se­rie­an­schaf­fun­gen und nicht sel­ten auch von All­tags­pro­ble­men mit Finanz­äm­tern in Deutschland.

Auch auf You­Tube oder Strea­ming­diens­ten wie Twitch (inzwi­schen das zwei­wich­tigs­te Infor­ma­ti­ons­me­di­um für Jugend­li­che) gibt es nicht nur einen Rezo, son­dern auch Strea­mer wie bspw. Mon­ta­na Black mit bis zu 3 Mil­lio­nen Abon­nen­ten auf unter­schied­li­chen Video­platt­for­men. Auch hier sehen wir die Lebens­ge­schich­te eines vor­ma­lig klein­kri­mi­nel­len Dro­gen­jun­kies dar­ge­stellt, der heu­te durch ver­meint­lich har­te Arbeit drei Eigen­tums­woh­nun­gen besitzt und meh­re­re Sport­wa­gen fährt.

Wer sich auch nur ansatz­wei­se in der Infor­ma­ti­ons­bla­se der heu­ti­gen Mar­ke­ting- und Start­up-Sze­ne bewegt, trifft über Wer­be­an­zei­gen und Vide­os im Netz auf tau­sen­de Gurus und Glücks­rit­ter, die stets das Ver­spre­chen abge­ben, durch die Grün­dung einer eige­nen Social-Media-Agen­tur, Ein­stieg ins Day­tra­ding oder Coa­ching-Ange­bo­te den Sprung nach ganz oben zu schaf­fen. Auch hier geht es um Selbst­op­ti­mie­rung und das Ver­spre­chen, in kur­zer Zeit mög­lichst viel Geld zu ver­die­nen. 99% sol­cher Ange­bo­te sind Müll und Abzo­cke. Doch der Markt scheint immer noch groß genug zu sein, daß es dafür zah­lungs­freu­di­ge Kun­den als auch Anbie­ter gibt, die damit viel Geld ver­die­nen. Auch die Trends in der Gam­ing-Sze­ne oder im Cryp­to-Tra­ding blie­ben gegen lin­ke Ein­fluss­ver­su­che weit­ge­hend immun. Ein orga­ni­sier­ter poli­ti­scher Wil­le lässt sich aus den doch teils sehr unter­schied­li­chen Sub­kul­tu­ren jedoch nicht ablei­ten. Hier wirkt das lin­ke Jugend­la­ger deut­lich orga­ni­sier­ter und poli­tisch entschlossener.

Dahin­ter steckt das Phä­no­men einer ande­ren Jugend, die nicht links-öko­lo­gisch, mini­ma­lis­tisch und beschei­den leben möch­te, son­dern ihren Anteil vom Wohl­stands­ver­spre­chen und den Vor­zü­gen der soge­nann­ten »Baby­boo­mer-Gene­ra­ti­on« ein­for­dert. Geld und mate­ri­el­le Güter sind in die­sem Jugend­mi­lieu auch Aus­druck von Sicher­heit, Sta­bi­li­tät und Orientierung.

Es sind ähn­lich habi­tu­el­le Eigen­schaf­ten und Cha­rak­te­ris­ti­ka wie bei den jun­gen FDP-Wäh­lern, die in den höhe­ren Alters­klas­sen die AfD-Wäh­ler­schaft prä­gen. Die bis­he­ri­gen Stu­di­en­la­gen von Ber­tels­mann bis hin zum Insti­tut der deut­schen Wirt­schaft zei­gen das zen­tra­le Motiv der finan­zi­el­len Anschluss­fä­hig­keit an die höhe­ren sozio­öko­no­mi­schen Schich­ten und dem mate­ri­el­len Statuserhalt.

Coro­na-Pro­test

Direkt nach der AfD stand die FDP als Advo­kat jener Men­schen bereit, die kri­tisch gegen­über der Coro­na-Maß­nah­men­po­li­tik ein­ge­stellt waren. Den meis­ten ist die klas­si­sche Dis­kre­panz zwi­schen der FDP-Selbst­in­sze­nie­rung und dem anschlie­ßen­den Abstim­mungs­ver­hal­ten bei den Bun­des­tags­de­bat­ten bekannt und doch ist am Ende in einer Medio­kra­tie nur inter­es­sant, wie sou­ve­rän und über­zeu­gend sich FDP-Urge­stein Wolf­gang Kubicki im ZDF-Abend­pro­gramm bei Mar­kus Lanz schlägt und nicht, wie er am nächs­ten Tag völ­lig kon­trär zu sei­nen Aus­sa­gen im Fern­se­hen im Bun­des­tag abstim­men wird.

Über den gesam­ten Zeit­raum der Coro­na-Pan­de­mie war die Zustim­mung zu den Maß­nah­men in den jün­ge­ren Alters­grup­pen am gerings­ten. Nicht jedoch, weil man Coro­na als harm­lo­ses Virus ansah, son­dern wegen der unmit­tel­ba­ren Fol­gen für jun­ge Leu­te. Damit ist nicht nur die Beschrän­kung der hedo­nis­ti­schen Par­ty­kul­tur gemeint; der Lock­down hat­te auch kon­kre­te finan­zi­el­le Fol­gen bspw. für Stu­den­ten in Neben­jobs, die meist als 450€-Kräfte in der Gas­tro­no­mie beschäf­tigt waren. Für die­se Grup­pen waren kei­ne Kurz­ar­bei­ter­gel­der vor­ge­se­hen und sie hat­ten auch kei­ne beson­de­ren Kün­di­gungs­schutz­be­stim­mun­gen. Die FDP konn­te die unzu­frie­de­ne Coro­na-Jugend dem­entspre­chend bes­ser mobi­li­sie­ren als die AfD, die sich lei­der auch nur all­zu oft auf Neben­kriegs­schau­plät­zen beweg­te, wie etwa der Kla­ge gegen die Mas­ken­pflicht für Bundestagsabgeordnete.

Fazit:

Die Jung­wäh­ler wer­den auch in Zukunft nur ein gerin­ger Ein­fluss­fak­tor auf die par­tei­po­li­ti­sche Macht­ver­tei­lung sein. Den­noch zeigt sich hier eine grö­ße­re poli­ti­sche und ideo­lo­gi­sche Fle­xi­bi­li­tät. Bestimm­te Wert­ori­en­tie­run­gen und sozio­geo­gra­phi­sche Beson­der­hei­ten zei­gen außer­dem kei­ne kla­re Prä­fe­renz für lin­ke Ideen­wel­ten. Es gibt eine Offen­heit für rechts­kon­ser­va­ti­ve und patrio­ti­sche Posi­tio­nen, die trotz aller quan­ti­ta­ti­ven Limi­tie­run­gen in der Grup­pe auch Ein­zug in die Ana­ly­sen von Mobi­li­sie­rungs­po­ten­tia­len für die AfD fin­den müssen.

 

Daniel Fiß

Daniel Fiß ist freier Publizist.

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Kommentare (30)

Nordlicht

22. Oktober 2021 18:27

Wahlentscheidungen von Jugendlichen (- und diese Kategorie reicht in unseren infantilisierten Gesellschaft bis 35) sind mE sehr flexibel.

Begeisterungsfähigkeit und Idealismus, moralische Empörung und Weltrettungsideen werden mit zunehmendem Alter verfliegen, wenn man einerseits sieht, dass die Dinge doch etwas anders liegen als von der FDJ-Führungsfiguren in den Parteien und NGOs behauptet, und andererseits die Verantwortung für die eigene Familie, für das Eigene, in den Mittelpunkt tritt.

Will sagen: Wer mit 20 Grüne wählt, kann mit 40 FDP´ler sein. Oder AfD´ler. Und von 40 bis 70 entwickelt man sich meist noch weiter.

Das bedeutet auch, dass eine Partei jede Alterskategorie ansprechen muss: Die Jungen mit Emotionen, die mittelalten mit Familie und Steuern und die Älteren mit Vernunft und Weisheit. 

Laurenz

22. Oktober 2021 18:52

(1)

"Martin Sellner versus Sebastian Kurz"

Seit Jahren schreibe ich über diesen Vergleich. Der erste mimt den ungezogenen Enkel, der zweite den idealen Schwiegersohn. Letzteres ist schlicht das erfolgreichere Modell in der Gunst der älteren & alten Frauen ab 45 aufwärts. Einen alten Sack haben die meisten von denen selbst zuhause. "There is no business like show-business". Auch für die konservativen Deutschen in Österreich ist Kickl schon fast zu leger. 

Was die von DF zitierten Jungwähler angeht, so wählen diese doch nur solange sozialistische & grün angemalte Märchenerzähler, solange sie selbst nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen müssen. Hier würde es schon ausreichen, wenn man als AfD den indigenen Jungwählern Bevorzugung für Lehrstellen & Studienplätze versprechen würde.

Die Einführung des amerikanischen Traums durch Startups hat doch bloß damit zu tun, daß das akademische Versprechen nicht mehr gilt. Die Einstiegsgehälter für Jungakademiker wurden unter der Amtszeit der Staatsratsvorsitzenden (16 Jahre), um ein drittel bis zur hälfte gekürzt.

Laurenz

22. Oktober 2021 18:57

(2)

Der früher AfD-mächtige Gauland hatte bei der Rentenfrage im Programm komplett versagt.

Nur ein Rentenprogramm, welches für die Rentner entscheidende Verbesserungen vorschlägt, bringt Wahl-Erfolge bei den verblödeten Nachkriegs-Rentnern.

Auf wessen Kosten man das ganze finanziert, braucht man ja nicht zu erwähnen.

Heinrich Loewe

22. Oktober 2021 20:43

Interessant, das hatte ich bisher übersehen: "Die andere Jugendkultur" aus dem migrantischen Milieu vertritt das Lebensbild "Aufstieg durch individuelle Leistungsbereitschaft", was zentral ist für eine freiheitliche Gesellschaft (lassen wir das kleinkriminelle Element mal beiseite). Überhaupt werden in der Breite im migrantischen Milieu ja konservative Werte im Zusammenleben vertreten.  ---

Die Rechte muß sich vom Ethnopluralismus lösen, das ist eine verlorene Stellung. Danach öffnet sich der Blick auf eine große, populistische, mehrheitsfähige Koalition. Es geht nur noch um Populismus vs. Globalismus. Freiheit vs. Kommunismus/1984.

Gelddrucker

22. Oktober 2021 21:58

Generell ist die Tatsache, dass die Jugend grün wählt zwar zu bedauern, aber nicht zu dramatisch zu sehen.

Wie Nordlicht richtig bemerkt, sind viele davon potentielle Patrioten ein paar Jahre später.

Ich war mit 18 auch Grünwähler und fand die CDU schon viel zu rechts.

Die AfD sollte endlich mal begreifen, dass Metapolitik fast wichtiger ist als das Palaver in Parlamenten, das sich sowieso nur ein Bruchteil der Bevölkerung anhört, also quasi nur die sowieso schon an Politik interessierten.

Die Jugend ist unter anderem auch deshalb so links, weil es reihenweise Musikgruppen, Künstler usw. gibt, die das so vorgeben.

Laurenz

22. Oktober 2021 22:09

@Heinrich Loewe

"Die Rechte muß sich vom Ethnopluralismus lösen, das ist eine verlorene Stellung."

Geo-politisch ist diese Aussage der reinste Schwachsinn.

Wer ist aktuell die erfolgreichste Nation auf dem Planeten? 

Das indigene Modell ist schlicht produktiver & erfolgreicher.

Hier liegt auch der Denkfehler der Globalisten. In 15 Jahren werden die alle auf ihren Knien rutschen.

Laurenz

22. Oktober 2021 22:15

@Gelddrucker

"Die Jugend ist unter anderem auch deshalb so links, weil es reihenweise Musikgruppen, Künstler usw. gibt, die das so vorgeben."

Naja, nein, es ist umgekehrt. Die Künstler geben nichts vor. Die Künstler reproduzieren nur das, was ihnen vorgegeben wird. Denn sonst ist es aus mit lukrativen Engagements.

Heinrich Loewe

22. Oktober 2021 22:40

@ Laurenz

Die aktuell erfolgreichste Nation auf dem Planeten, gemessen an der Marktkapitalisierung und am BIP, ist immer noch Amerika. Nach dem endgültigen Sieg über die kulturmarxistischen Liberalen, beginnend mit einem Erdrutschsieg oder GOP in den Midterms 2022, werden die auch wieder auf den aufsteigenden Pfad finden.

Wenn Sie auf China anspielen, dies ist ein Riese auf tönernen Füßen. 1 Prozent Arbeitslosigkeit, und eine Revolution bricht aus. Die Ökonomie ist massiv fremdkapitalfinanziert und entsprechend fragil.

Amerikas Erfolg hat aber wenig mit ethnischen Kategorien zu tun, sondern mit dem vielzitierten Amerikanischen Traum, sein eigenes Glück zu machen. Die Chinesen Kommunisten können nichts  außer das geistige Eigentum aus den freiheitlichen Ländern zu stehlen.

Ist das ein Pawlowscher Reflex bei Ihnen, Laurenz, sofort die ethnische Brille aufzusetzen?

Niekisch

22. Oktober 2021 23:20

"Die Rechte muß sich vom Ethnopluralismus lösen, das ist eine verlorene Stellung. Danach öffnet sich der Blick auf eine große, populistische, mehrheitsfähige Koalition. Es geht nur noch um Populismus vs. Globalismus. Freiheit vs. Kommunismus/1984."

@ Heinrich Loewe 22. 20:43: Das ist der große Wurf! Ja, der ganz große Wurf! Was mache ich jetzt mit meinem klitzekleinen Anruf, dass wir Deutschlein möglichst bald beginnen sollten, darüber nachzudenken, ob es sinnvoll und nicht allzu risikoreich ist, endlich wieder wenigstens ein wenig deutschbewußt sein zu wollen.

Gotlandfahrer

22. Oktober 2021 23:25

Ändert sich das Bewusstsein, braucht es keine Partei. Ändert sich das Bewusstsein nicht, braucht es auch keine Partei. Interessant wäre, ob eine Partei das Bewusstsein ändern kann, und wenn ja, wieviel Prozent sie dafür braucht, bevor man sie nicht mehr braucht.

Grobschlosser

23. Oktober 2021 00:22

re Laurenz : brd geschulte Jungakademiker kann ich in vielen Bereichen gar nicht einsetzen ; verkopfte Schönwettertheoretiker verkaufen keinen Bagger und bauen keine Chemiewerke am anderen Ende der Welt - den SIEMENS - Sesselfurzer der eine Schaltung entwirft und dafür fürstlich entlohnt wird gibt es nicht mehr - wir haben inzwischen wesentliche Teile unserer Technik nach Asien und Amerika verschenkt. Frankreich betreibt eine institutionalisierte Industriespionage in Deutschland ( nennt sich Zusammenarbeit / Luft + Raumfahrt ) , der yankee durchleuchtet den deutschen Maschinenbau regelmäßig und spart sich die Entwicklungskosten , der Chinese setzt auf "Werkstudenten" . Was will der brd Jungakademiker da noch übers Gehalt verhandeln . Siehe Südkorea : die haben sich den Schiffbau unter den Nagel gerissen - kann man nix machen . Oder etwa doch ? Können wir unseren Wohlstand sichern ? so wie es andere Völker ganz selbstverständlich tun . "Machen Bohrer scharf -machen Bohrer scharf-du müssen zeigen " (1987 ) . Damals gabs rustikale Antworten auf unverschämte "Bitten" .Klare Kante - keine Geschenke .

tearjerker

23. Oktober 2021 08:36

Die Alternative hat keine Strategie. Ihre Programmatik wendet sich an die Interessen von Wählergruppen, die komplett in die Altparteien investiert sind und nirgendwo mehr hingehen wollen oder werden. Trotzdem wären die 10%, die einem noch zur Union fehlen locker durch bessere Kampagnenarbeit und PR zu erreichen gewesen, aber man kann und will das wohl nicht. So läuft es darauf hinaus, dass man dort relativ erfolgreich bleibt, wo die BRD-Strukturen nicht so tief eingewachsen sind. Spiegelbild der Linken gewissermassen. Perspektive null.

Laurenz

23. Oktober 2021 09:34

@Heinrich Loewe @L.

"Pawlow'scher Reflex"

Das ist ebenso ein Schwachsinns-Argument. Genauso könnte man Ihnen die ewige liberale Weichspüler Nummer der Anpassung an das aktuelle Narrativ vorzutragen, was nicht nur bei den letzten Bundestagswahlen wohl in keiner Weise gezogen hat.

"China"

Die Frage des Erfolgs bemißt sich nicht alleine am BIP, schon gar nicht bei einer Keyneseanischen Währungspolitik der US-Amerikaner. Die Frage ist doch schlicht, wo man herkommt. 

Die Chinesen haben seit der Machtergreifung Deng Xiaopings mehr Chinesen in den Mittelstand gehoben, als die USA Einwohner haben. Das ist eine noch nie dagewesene Leistung in der Menschheitsgeschichte, mal abgesehen vom schwer erkämpften Sieg über den Hunger. Währenddessen bricht der Mittelstand der USA, wie bei uns auch, weg. Das hat nur etwas mit ethnisch bezogener Politik zu tun.

"Die Machtfrage"

China beliefert erst die eigene Industrie mit Chips, hat Engpässe & schon stellen ganze Autowerke im Westen die Produktion bis zum Jahresende ein. Auch das hat etwas mit souveräner Politik zu tun, die nicht ökonomisch, sondern politisch bestimmt, welche Produktionszweige im Inland erhalten werden.

Laurenz

23. Oktober 2021 09:41

@Grobschlosser

Ich widerspreche Ihnen nicht. Siehe Antwort an den Foristen @Heinrich Hauskatze....

@Tearjerker

Keine

"AfD-Strategie"

ist wohl etwas übertrieben. Aber richtig ist, es fehlt noch an Professionalität & an den entscheidenden Triggern/Auslösern, um die von Ihnen benannten "Wählergruppen, die komplett in die Altparteien investiert sind" zur Änderung ihrer Entscheidungen zu bewegen. Das betrifft natürlich nur Mehrheiten. Um Minderheiten, wie die hier im Artikel beschriebenen Jungwähler, braucht man sich wenig Gedanken zu machen, außer in der Bekämpfung von deren Lobby-Arbeit.

URN

23. Oktober 2021 11:31

Während "Grüne" und ihr Phantastenanhang am perpetuum mobile basteln, was schon am hochgradig hirnrissigen Begriff "erneuerbare Energien" mehr als deutlich wird, hofft Gotlandfahrer auf das sich ändernde Bewußtsein. Na dann....

Jan

23. Oktober 2021 13:44

Das thematische Alleinstellungsmerkmal der AfD ist die ethnische Interessenvertretung der Deutschen bzw. der deutschen Demographie. Dazu gehört eine starke Drosselung der Migration und eine Anhebung der deutschen Geburtenrate bis zur Bestandserhaltung. Im Prinzip das, was Frauke Petry schon 2016 betont hatte. Alle sozialen und ökonomischen Themen sind daran angeschlossen oder nachgeordnet. Das Wichtigste ist es, diese Thematik zu enttabuisieren und in einen globalen Kontext zu setzen. Die verdruckste und verkorkste anti-ethnische Politik der Bundesrepublik ist eine globale Anormalität und ein politischer Anachronismus der Nachkriegszeit, um sich vom NS zu distanzieren. Sie passt nicht mehr ins 21. Jahrhundert und verstößt gegen unsere Interessen. Schon Adenauer drückte sich vor dem Demographie-Problem ("Kinder kriegen die Leute sowieso"), was zeigt, dass es schon vor 60 Jahren ein Thema war - hinter den Kulissen.

AndreasausE

23. Oktober 2021 16:59

Aus dem Bauch heraus gemutmaßt: Die AfD sollte dringend das Feld Natur- und Heimatschutz stärker beackern.

In dieses Themenfeld fallen etliche wichtige Aufgaben: Neben Erhalt der Vielfalt von Flora und Fauna auch Landwirtschaft, Energie (ja zur Atomkraft! nein zum Vogelschredder!) und natürlich Wohnungsnot, welche ganz klar mit Zuwanderungsbegrenzung und Rückführung einhergeht.

Urkonservative, patriotische Gebiete, welche den "Grünen" zu entreißen sind.

Für echten Naturschutz wird sich Jung wie Alt begeistern lassen.

Sugus

23. Oktober 2021 17:43

@ Jan

100% Zustimmung, auch wenn das mit Adenauer im Detail nicht stimmt, denn er war zum Zeitpunkt des massiven Einbruchs der Geburtenrate schon aus dem Amt und der Spruch war auf die beitragsbasierte, demographisch orientierte Rentenformel bezogen. Was man ihm zum Vorwurf machen kann, sind die "Gastarbeiterabkommen" insbesondere mit der Türkei.

Laurenz

23. Oktober 2021 18:04

@Sugus @Jan

Der Italienvertrag war meines Wissens nach bereits '56 beendet. Und ein paar italienische Zentren, wie Wolfsburg, können wir uns erlauben. Der eklatant miese Türkei-Vertrag, den uns die Kuhhirten aufgedrückt hatten & der uns bis heute belastet (vor allem die Sozialkassen, in die nur die Arbeitnehmer & Arbeitgeber einzahlen), ging erst Ende der 60er durch. Da war unser rheinischer Separatist längst weg (+ '67).

AmazonBesteller

23. Oktober 2021 19:43

@ Jan 23. Oktober 2021 13:44

Ihr Vorschlag ist nach derzeitigem Recht nicht umsetzbar. Für die Regierung, Justiz und Legislative ist jeder deutsch, der die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Wenn Sie also nach einer höheren Geburtenrate verlangen, dann wird man Ihnen Einbürgerung entgegenhalten. Einfach mal so eine Million Afghanen einbürgern, und schwups ist die Demographie in Ordnung. Staatsbürgerschaft nur nach Abstammung gibt es nicht mehr und der Versuch würde wohl vom BVerfG kassiert werden. Sozialleistungen, gesteuert nach Abstammung verstoßen gegen den Diskriminierungsgrundsatz der in Teilen kodifiziert ist, aber auch als ungeschriebene Norm über dem Grundgesetz steht.

Mag alles dämlich klingen, ist aber so. 

Neben den Möglichkeiten der Politik (die man maximal ausschöpfen muss), gibt es immer noch die Möglichkeit der NGO, auch unter Rechten. Martin Sellner und das Kommentariat haben dazu in einem kürzlich erschienenen Beitrag alles erwähnt.

Laurenz

24. Oktober 2021 01:50

@Heinrich Löwe

"Die Rechte muß sich vom Ethnopluralismus lösen" - Nachtrag

Möchte mich hier etwas korrigieren.

Was Parteien in ihr Programm schreiben & was sie nachher umsetzen, sind 2 völlig unterschiedliche Welten.

Aber das gilt nur für Parteien, die auch tatsächlich an der Macht teilhaben.

Als Regierungspartei könnte die AfD sehr wohl formal auf den Ethnopluralismus verzichten, ihn aber trotzdem umsetzen.

Für die AfD trifft das im momentanen Status nicht zu.

In der aktuellen Funktion der AfD als reine Oppositionspartei würde der Verzicht auf den Ethnopluralismus, der von der Neuen Rechten sowieso schon recht leger definiert ist, die AfD weiter der Nationalen Einheitsfront des Altparteien-Kartells angleichen & eines weiteren Alleinstellungmerkmals berauben.

Niemand wählt gerne Kopien.

Der zurückhaltende Wahlkampf hatte eben dementsprechend Verluste eingefahren, bis auf Thüringen, wo die AfD geschlossen & eindeutig hinter ihren politischen Forderungen & Reformvorschlägen steht.

Franz Bettinger

24. Oktober 2021 10:19

@Laurenz: Was die Anpassung an den Zeitgeist, Halb-Laues und der Verzicht auf die alten Kernbotschaften (Anti-Migration) à la longue hervorbringen, das sieht man grad in Frankreich, wo Marine Le Pen hinter dem Hardliner Éric Zemmour abschmiert. So könnte es auch der AfD ergehen. Fazit: Taktieren ist schlecht. Tacheles reden: gut.

tearjerker

24. Oktober 2021 11:51

Projekte und PR: Die Alternative muss endlich populistisch werden, wenn sie landesweit ihre Position verbessern will. Es gilt die niedrig hängenden Früchte als Erstes zu pflücken und es gibt haufenweise Themen, mit denen man vollkommen risikolos die Leute für sich einnehmen kann. Zusätzlich sollte man sich auch mal mit den Figuren der Gegenseite beschäftigen. Die Pro- und Anti-Trump-Kampagnen haben gezeigt wie das funktioniert. In einigen Monaten wird die Regierung der Bundesrepublik aus Figuren bestehen, die noch gruseliger als die letzte Administration rüberkommen werden. Angriffspunkte gibt es ohne Ende. Es gibt reichlich Beispiele wie man Bilder des politischen Gegners zeichnen kann.

RMH

24. Oktober 2021 11:53

"das sieht man grad in Frankreich, wo Marine Le Pen hinter dem Hardliner Éric Zemmour abschmiert."

Und am Ende freut sich dann der Kandidat des Establishments über den Gewinn der Präsidentschaftswahlen.

Genau SO sollte es nicht laufen. Die AfD wird von Anfang an in all ihren Strömungen unterminiert. Und die U-Boote sitzen sicher nicht nur im Lager des Appeasements. Die Erfahrungen der Vergangenheit bei rechten Parteien zeigen, dass oft gerade die "Tacheles Redner" vom VS bezahlt wurden oder mit diesem ein Doppelspiel betrieben haben. Die kleineren Fliegenfallen im großen Honigtopf.

Laurenz

24. Oktober 2021 16:20

@RMH & Franz Bettinger

"das sieht man grad in Frankreich, wo Marine Le Pen hinter dem Hardliner Éric Zemmour abschmiert. Und am Ende freut sich dann der Kandidat des Establishments über den Gewinn der Präsidentschaftswahlen."

Was ist, wenn der Sepharde Zemmour das Kuckucksei ist?

Dazu hätte ich mal gerne die Meinung von

@Anatol Broder

gehört.

URN

24. Oktober 2021 19:40

Da bin ich völlig bei Ihnen, Anatol Broder.

anatol broder

25. Oktober 2021 15:19

@ tearjerker 11:51

«es gilt die niedrig hängenden früchte als erstes zu pflücken und es gibt haufenweise themen, mit denen man vollkommen risikolos die leute für sich einnehmen kann.»

das denke ich auch. wir können uns sicherlich darauf einigen, dass zunächst ein fehlerfrei geschriebenes dokument, welches eben die themen erörtert, zu den niedrig hängenden früchten gehört. doch das programm der jungen alternative genügt nicht mal dieser anforderung. das strahlt eine nachlässigkeit aus, die bei 1655 mitgliedern durch nichts zu rechtfertigen ist.

AmazonBesteller

25. Oktober 2021 22:14

@ anatol broder

"...die bei 1655 mitgliedern durch nichts zu rechtfertigen ist."

Natürlich. Wegen Rechtschreibfehlern ist alles Scheiße.

Ich denke, dass man hier MS Word benutzt hat, mit automatischer Zeichenkorrektur. Da kann man Tippen was man will, fügt man einen Absatz ein, ist der Buchstabe plötzlich wieder groß. Erklärt nur einen Teil, aber trotzdem. Das Sie durch Großbuchstaben besonders getriggert werden ist klar. Unverzeihlich.

Eine Frage Herr Broder: der von Ihnen zitierte Absatz, enthält doch eine Groß- und Kleinschreibung im JA Programm. Haben Sie das jetzt ernsthaft auf eine durchgehende Kleinschreibung geändert? Per Hand oder haben Sie da eine spezielle Software? Ich weiß nicht ob ich Sie wegen Ihrer Konsequenz bewundern soll oder ob das schon neurotische Züge hat.

Laurenz

26. Oktober 2021 10:13

@AmazonBesteller @Anatol Broder

Natürlich ist überzeugte

"Kleinschreibung"

der Ausdruck von Narzißmus eines männlichen Intellektuellen, dessen Mutter ihm den didaktischen Befehl gab, intelligent sein zu müssen.

Wenn man aber einfach ins Kommentarfeld schreibt, werden "Fehler", wie mein ß in Narzißmus, zwar angezeigt, aber passieren tut nichts. Es gibt hier keine Korrekturfunktion.

anatol broder

26. Oktober 2021 17:34

@ amazonbesteller 22:14

ich sagte nicht, dass «alles scheisse» ist, sondern dass der senf von gestern immer noch im mundwinkel klebt. das lässt sich mit etwas spucke bereinigen.

es ist vollkommen egal, welches werkzeug die junge alternative zur erstellung ihres programms benutzt. das endergebnis muss stimmen.

meine kommentare verfasse ich meistens ausserhalb des eingabefeldes in anwendungen, die mich dabei nicht bevormunden. jetzt gerade benutze ich geany. die umwandlung in kleinbuchstaben ist darin nur eine tastenkombination entfernt.

wo ich schon aus dem nähkästchen plaudere, bitte ich das du an, mein anonymer bewunderer. anstatt nun auf die sechs grammatikfehler in deinem kommentar einzugehen, erinnere ich lieber an die dauerklage von benedikt kaiser:

«man verzichtete bei der afd in den letzten jahren bedauerlicherweise auf die forcierung einer landesweiten alternativen nachbarschaftspolitik, auf personalisierung, auf professionalisierung. […] das alles sind […] zunächst ausschliesslich fragen der qualität.»