Kürzlich skizzierte Martin Sellner auf diesem Blog hier die ethnische Wahl als schärfste demographische Konfliktlinie. Noch ist Sellners Problembeschreibung für Mitteleuropa abstrakt und lediglich eine Zukunftsvorhersage. Was jedoch in der BRD bereits echtes politisches Gewicht hat und sich für alle real offenbart, ist die zunehmende Spannung zwischen Jung und Alt. Gewiss ist dieses Problem nicht von der gleichen existenziellen Bedeutung wie die »ethnische Wahl«, aber der Generationenkonflikt zwischen Ü60 und allen darunter liegenden Altersgruppen ist seit Jahren erkennbar in der Bundesrepublik und manifestiert ein System, welches seit Jahrzehnten lediglich SPD und CDU im Zentrum sowie einigen kleineren Parteien in der Peripherie zulässt.
Bei der letzten Bundestagswahl waren mehr Frauen Ü60 wahlberechtigt als alle Männer und Frauen zwischen 18 und 30 Jahren. Mit einem Anteil von insgesamt 38,2% der Wahlberechtigten stellt die Ü60-Generation einen größeren Wählerblock dar als die gesamte Altersgruppe von 18–40 Jahren. Über 60-jährige stellen doppelt so viele Wahlberechtigte wie das gesamte Altersspektrum von 18–30 Jahren.
Genau diese Dominanz innerhalb des Milieus der Alten und Uralten hat der SPD zu ihrer Wiederbelebung verholfen und ließ die CDU nicht in der Totalkatastrophe enden. Zwar sind die einstigen Volksparteien im Vergleich zu den alten Zeiten der Bonner Republik geschwächt, aber wie auch diese Bundestagswahl gezeigt hat, werden die Kanzlerschaften immer noch von der „Rentnerrepublik“ entschieden. Die Aufbruchs- und Wandelstimmung, die vor allem in die Wahl des SPD-Kanzlerkandidaten hineinprojiziert wurde, war am Ende nichts weiter als ein Täuschungsmanöver. Sie fischte in den gleichen Alterszielgruppen wie die Union und konnte hier auch ihre größten Zuwächse verzeichnen.
Selbst die Grünen, eigentlich bekannt für ihre dominante Jungwählerbasis, mussten bedingt durch ihr selbsterklärtes Ziel der Kanzlerschaft, in ihrer Kampagne neue kommunikative Versuchsanordnungen aufbauen, um insbesondere ältere Wählergruppen anzusprechen. Obwohl das offizielle Wahlkampfvideo der Grünen bei den meisten Zuschauern wohl eher Fremdscham ausgelöst haben dürfte, deutet die Aufmachung des Videos dennoch auf eine bewusst anvisierte Ansprache der Ü50-Jährigen hin. Auch die kurz vor der Bundestagswahl ins Leben gerufene Kampagne »Enkelkinderbriefe« fügt sich in das Gesamtbild ein, daß auch linke Parteien zunehmend ältere Wählergruppen als instrumentellen Machtfaktor sehen und die Jugend zwar bildlich gesprochen metapolitisch ein Tiger sein kann, aber in einer parlamentarischen Demokratie, deren Legitimation durch das Mehrheitsprinzip erfolgt, recht zahnlos bleibt.
Die AfD und die Jungwähler
Auf Bundes- wie auch Landesebene kann die AfD im Mittelbau der Altersgruppen zwischen 30–45 Jahren am stärksten mobilisieren, bei den Menschen also, die sich bereits einen gewissen Lebensstandard erarbeitet haben, aber deren Zukunftsaussichten immer düsterer und deren Aufstiegsmöglichkeiten in der Gesellschaft immer begrenzter werden. Am schwächsten schneidet die Partei in den außerordentlich jungen und außerordentlich alten Wählergruppen ab. Sowohl in den Altersklassen 18–29 Jahren und 60+ holte die AfD bei der Bundestagswahl 2021 jeweils nur 8% und damit einen unterdurchschnittlichen Wert im Verhältnis zum Gesamtergebnis. Bei den Erstwählern kommt die Partei sogar nur auf 6%. Die einfachsten Erklärungsansätze vermuten bei den älteren Wählerschichten Konvention, Traditionswählertum und langfristige Parteibindung und bei den jüngeren Altersgruppen wird schnell auf die linksideologische Sozialisation in den Bildungsinstitutionen verwiesen.
Es lohnt jedoch, wie auch in vielen anderen Felder der AfD-Wählersoziologie, einen präziseren Blick auf die unterschiedlichen Ergebnisse in Ost und West zu werfen.
Bemerkenswert ist, daß die starken AfD-Wahlergebnisse im Osten häufig mit einer »Diktatursozialisation« (Ostbeauftragter Wanderwitz) und erwerbsbiographischen Einschnitten in der Wendezeit erklärt werden. Auch von Seiten der AfD selbst bleibt die DDR-Nostalgie respektive die BRD-Skepsis ein typisches Erklärungsmuster für die hohen Zustimmungswerte. Doch jene, die die DDR noch politisch bewusst erlebt haben, gehen langsam in die Ü50-Jahrgänge. Die DDR-Erzählung mag zwar noch durch übergenerationale Tradierung einige Jungwähler erreichen, aber es wäre dann doch zu kurz gegriffen, das Wahlverhalten der Jungwähler lediglich als spiegelbildlichen Ausdruck der Eltern zu erklären. Zusätzlich spielen siedlungsgeographische und sozioökonomische Faktoren eine Rolle. 85% aller jungen AfD-Wähler geben an, daß es nach ihrem Eindruck in Deutschland nicht gerecht zugeht. Vor allem in abwanderungsgeprägten und infrastrukturell abgehängten Regionen im Osten erzielt die AfD bei der Jugend starke Ergebnisse.
In Ostdeutschland zeigt sich bei den vergangenen Wahlen ein immer deutlicher werdender Antagonismus zwischen den Grünen und der AfD. Unter den Jungwählern sind diese beiden Parteien im Osten die neuen Volksparteien. SPD und CDU können im Osten kaum noch Jungwähler erreichen und kamen bei den vergangenen Wahlen lediglich auf Werte zwischen 10–15%. Bei der Bundestagswahl 2017 wurde die AfD mit einem Stimmenanteil von 16% bei den Erstwählern sogar zweitstärkste Kraft.
Traditionelle Parteibindungen und auch das gesellschaftliche Engagement sind unter Jungwählern deutlich geringer ausgeprägt. Das zeigt auch ein Blick auf die U18-Wahlen in den Bundesländern, bei denen im Osten die AfD besonders stark abschneidet und in Thüringen und Sachsen sogar stärkste Kraft wurde, während im Westen die Grünen die dominante Kraft sind und die AfD bei den unter 18-jährigen auf weit unterdurchschnittliche Werte von 5–6% im Vergleich zu ihrem bundesdeutschen Gesamtergebnis kommt. Daneben kommt schließlich ein großer Balken für sonstige Parteien, was in der Jugend die parteipolitische und ideologische Flexibilität nochmals unterstreicht.
Grundsätzlich zeigen die jährlichen Jugendstudien der Shell-Stiftung und anderer Verbände ein ähnliches Bild von den Vorstellungswelten der jungen Menschen. Einerseits gibt es natürlich die Kosmopoliten mit einer klaren Themenpräferenz für Ökologie und Umweltschutz und auf der anderen Seite aber auch eine Jugend, die den Anschluss an die vom Glanz der BRD-Wirtschaftswunderjahre geprägten Biographien ihrer Eltern und Großeltern sucht. Für 84% ist es heute ein besonders wichtiger Wert, ihre beruflichen Wünsche verwirklichen zu können. 2006 spielte dies mit 66% noch eine eher untergeordnete Rolle. Und auch die Familie stellt mit über 90% den absolut wichtigsten Wert für junge Menschen dar. Ein stabiles konservatives Fundament, könnte man meinen. Aber eine echte Rebellion gegen die eigenen Eltern bringt die heutige Jugend nicht mehr zum Ausdruck.
Jungwähler der anderen europäischen Rechtsparteien
Schaut man auf die Mobilisierungsfähigkeit von Jungwählern bei anderen europäischen Rechtsparteien, wird die Schwäche der AfD in diesem Segment nochmals deutlich. Grundsätzlich weist ein Blick auf die vergangenen Wahlen in Ländern wie Frankreich, Italien und Österreich eher auf eine schwankende Jungwählermobilisierung hin. Marine Le Pen konnte mit ihrem Rassemblement National bei der Europawahl 2019 nur 15% der Jungwähler mobilisieren. Bei der Europawahl 2014 waren es noch 30%. Bei den französischen Präsidentschaftswahlen 2017 performte Le Pen in der Alterskohorte 18–24 nur leicht unterdurchschnittlich, wurde allerdings im Feld der 25–34-jährigen stärkste Kraft mit 25%. Bei den Regionalwahlen 2015 konnte Le Pen ebenfalls 35% gewinnen.
Mit jungen Frontmännern- und Frauen wie Marion Marchele Le Pen oder dem 23-jährigen Spitzenkandidaten zur Europawahl 2019, Jordan Bardella, setzt die Partei auf junge Gesichter und moderne Ästhetik. Die Jugendorganisation des RN kann laut eigenen Angaben ca. 25.000 Mitglieder verzeichnen. Die Junge Alternative kommt mit Stand vom Januar 2019 im Vergleich lediglich auf 1.655 Mitglieder.
In Italien konnte Salvini und seine Lega bei den Europawahlen 2019 38% der Jungwähler mobilisieren und erreichte ein Gesamtergebnis von 34%. Im Vergleich zur vorjährigen italienischen Parlamentswahl 2018 konnte Salvini bei den Jungwählern sogar um 21% zulegen. Für Italien gilt jedoch grundsätzlich, daß Wahlergebnisse einer sehr hohen Dynamik unterliegen.
Auch in Österreich konnte die FPÖ bei den vergangenen Wahlen besonders stark in der Altersgruppe der unter 30-jährigen mobilisieren. Bei der Parlamentswahl 2017 konnte die FPÖ in dieser Altersgruppe 30% einsammeln. Selbst bei der Nationalratswahlen 2019, wo die Partei noch immer durch den Ibiza-Skandal angeschlagen war, konnte sie bei den 18–29-jährigen mit einem 20%-Anteil überdurchschnittlich zu ihrem Gesamtergebnis von 16% mobilisieren.
Auch wenn die Jungwähleranteile vor allem in politisch spannungsvollen Ländern wie Italien häufig schwanken, können alle Rechtsparteien bei den vergangenen nationalen und europäischen Wahlen auf ein solides Jungwählerpotential zurückgreifen. Besonders stark tritt dabei die Altersgruppe zwischen 25 und 30 Jahren hervor, bei der in Frankreich und Österreich der RN bzw. die FPÖ meist ihre höchsten Stimmenanteile erzielen konnte und sich somit von den ganz jungen Alterskohorten 18–24 bei allen europäischen Rechtsparteien nochmals deutlich abhebt. Diese europäischen Schwesterparteien sind wesentlich älter als die AfD und können dementsprechend auch auf strukturell und weltanschaulich gefestigte Jugendorganisationen zurückgreifen. Die AfD konnte übrigens bei der Europawahl 2019 in allen Altersklassen hinzugewinnen, außer bei den 18–24-jährigen, wo sie mit einem minus von 3% deutlich verlor. Das ist insoweit bemerkenswert, da die Skalierung des Europawahl-Ergebnis von 2014 vor der Flüchtlingskrise keine große Kunst darstellte und gemessen an ihrem Bundestagswahlergebnis von 2017 für die AfD auch ernüchternd ausgefallen sein dürfte.
Meist liegen die Jungwählerergebnisse der bekannten europäischen Rechtsparteien wie der FPÖ, Lega oder dem RN durchschnittlich 3–4% höher im Verhältnis zum Gesamtergebnis. Bei der AfD sind es 1–2% weniger.
Man sieht in der AfD stets die Bemühungen und die konstante Professionalisierung der Jungen Alternative. Ernsthafte strukturelle Jugendförderungskonzepte und politisch-programmatische Einbindungen sind in der AfD immer noch eine Seltenheit und werden meist nur durch wenig Einzelpersonen aufgegriffen. In der letzten Legislatur als auch in der neuen weist die AfD-Fraktion den höchsten Altersdurchschnitt ihrer Abgeordneten auf. Mancher mag dies als Qualitätskriterium wider dem Berufspolitikertum betrachten. Zugleich offenbart es aber auch eine gewisse Starrheit und die derzeit fehlende Bereitschaft zu programmatisch-weltanschaulichen Innovationen und personellen Erneuerungen.
Die Stärke der FDP bei den Jungwählern
Überraschend waren am Wahlabend die starken Werte unter den Jungwählern bei der FDP, die sich in dieser Altersgruppe ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Grünen lieferte. Bei den U20-Wählern lag sie sogar gleichauf mit den Grünen. Das Bild der Fridays-for-Future-Jugend kann also keineswegs auf die gesamte Jugend projiziert werden. Viele Jahre wurde die FDP auch eher im konservativen Spektrum des politischen Koordinatensystems eingeordnet. Charaktere wie Rainer Brüderle, Guido Westerwelle oder Dirk Niebel prägten das Bild der Klientelpartei der Besserverdiener und Porschefahrer.
Seit 2016 erlebte die FDP jedoch einen massiven Mitgliederzuwachs und konnte mit Christian Lindner einen jungen Parteivorsitzenden in Szene setzen, der das Bild der jungen, modernen sowie digital- und innovationsoffenen Zukunftspartei inszenieren konnte. Dies ist zumindest das Selbstbild, welches angesichts der zugeschriebenen Kompetenzwerte für die FDP vor allem im Bereich Digitalisierung auch bei den Wählern angekommen zu sein scheint.
Die andere Jugendkultur
Wir haben bereits gesehen, daß die Jugend nicht nur als monolithischer Block aus wohlstandsverwahrlosten Fridays-for-Future- Kindern besteht. Daneben hat sich längst eine weitere Jugendsubkultur etabliert, die nicht in ein klares politisches Schema eingeordnet werden kann, aber sehr wohl habituell und kulturell einige Muster aufweisen, die mit dem Leitbild der FDP übereinstimmen.
Die größte in den letzten Jahren gewachsene musikalische Jugendkultur ist die des sogenannten Deutschraps. Mit vulgärer Sprache erzählen die meist migrantisch geprägten Künstler in Text und Image immer wieder die gleiche Geschichte: Ein Junge, der aus dem »Ghetto« kommt und sich durch Fleiß, Disziplin, seine Musik aber auch teilweise durch kriminelle Geschäfte nach oben gearbeitet hat. Nicht die klassisch linke Position, daß sich Ungerechtigkeit und Armut nur durch den Systemwandel verändern ließen, wird hier reproduziert, sondern es wird die individuelle Leistungsbereitschaft und der Wille des Einzelnen hervorgehoben. In Interviews erzählen die Künstler dann von ihren neuen Karosserieanschaffungen und nicht selten auch von Alltagsproblemen mit Finanzämtern in Deutschland.
Auch auf YouTube oder Streamingdiensten wie Twitch (inzwischen das zweiwichtigste Informationsmedium für Jugendliche) gibt es nicht nur einen Rezo, sondern auch Streamer wie bspw. Montana Black mit bis zu 3 Millionen Abonnenten auf unterschiedlichen Videoplattformen. Auch hier sehen wir die Lebensgeschichte eines vormalig kleinkriminellen Drogenjunkies dargestellt, der heute durch vermeintlich harte Arbeit drei Eigentumswohnungen besitzt und mehrere Sportwagen fährt.
Wer sich auch nur ansatzweise in der Informationsblase der heutigen Marketing- und Startup-Szene bewegt, trifft über Werbeanzeigen und Videos im Netz auf tausende Gurus und Glücksritter, die stets das Versprechen abgeben, durch die Gründung einer eigenen Social-Media-Agentur, Einstieg ins Daytrading oder Coaching-Angebote den Sprung nach ganz oben zu schaffen. Auch hier geht es um Selbstoptimierung und das Versprechen, in kurzer Zeit möglichst viel Geld zu verdienen. 99% solcher Angebote sind Müll und Abzocke. Doch der Markt scheint immer noch groß genug zu sein, daß es dafür zahlungsfreudige Kunden als auch Anbieter gibt, die damit viel Geld verdienen. Auch die Trends in der Gaming-Szene oder im Crypto-Trading blieben gegen linke Einflussversuche weitgehend immun. Ein organisierter politischer Wille lässt sich aus den doch teils sehr unterschiedlichen Subkulturen jedoch nicht ableiten. Hier wirkt das linke Jugendlager deutlich organisierter und politisch entschlossener.
Dahinter steckt das Phänomen einer anderen Jugend, die nicht links-ökologisch, minimalistisch und bescheiden leben möchte, sondern ihren Anteil vom Wohlstandsversprechen und den Vorzügen der sogenannten »Babyboomer-Generation« einfordert. Geld und materielle Güter sind in diesem Jugendmilieu auch Ausdruck von Sicherheit, Stabilität und Orientierung.
Es sind ähnlich habituelle Eigenschaften und Charakteristika wie bei den jungen FDP-Wählern, die in den höheren Altersklassen die AfD-Wählerschaft prägen. Die bisherigen Studienlagen von Bertelsmann bis hin zum Institut der deutschen Wirtschaft zeigen das zentrale Motiv der finanziellen Anschlussfähigkeit an die höheren sozioökonomischen Schichten und dem materiellen Statuserhalt.
Corona-Protest
Direkt nach der AfD stand die FDP als Advokat jener Menschen bereit, die kritisch gegenüber der Corona-Maßnahmenpolitik eingestellt waren. Den meisten ist die klassische Diskrepanz zwischen der FDP-Selbstinszenierung und dem anschließenden Abstimmungsverhalten bei den Bundestagsdebatten bekannt und doch ist am Ende in einer Mediokratie nur interessant, wie souverän und überzeugend sich FDP-Urgestein Wolfgang Kubicki im ZDF-Abendprogramm bei Markus Lanz schlägt und nicht, wie er am nächsten Tag völlig konträr zu seinen Aussagen im Fernsehen im Bundestag abstimmen wird.
Über den gesamten Zeitraum der Corona-Pandemie war die Zustimmung zu den Maßnahmen in den jüngeren Altersgruppen am geringsten. Nicht jedoch, weil man Corona als harmloses Virus ansah, sondern wegen der unmittelbaren Folgen für junge Leute. Damit ist nicht nur die Beschränkung der hedonistischen Partykultur gemeint; der Lockdown hatte auch konkrete finanzielle Folgen bspw. für Studenten in Nebenjobs, die meist als 450€-Kräfte in der Gastronomie beschäftigt waren. Für diese Gruppen waren keine Kurzarbeitergelder vorgesehen und sie hatten auch keine besonderen Kündigungsschutzbestimmungen. Die FDP konnte die unzufriedene Corona-Jugend dementsprechend besser mobilisieren als die AfD, die sich leider auch nur allzu oft auf Nebenkriegsschauplätzen bewegte, wie etwa der Klage gegen die Maskenpflicht für Bundestagsabgeordnete.
Fazit:
Die Jungwähler werden auch in Zukunft nur ein geringer Einflussfaktor auf die parteipolitische Machtverteilung sein. Dennoch zeigt sich hier eine größere politische und ideologische Flexibilität. Bestimmte Wertorientierungen und soziogeographische Besonderheiten zeigen außerdem keine klare Präferenz für linke Ideenwelten. Es gibt eine Offenheit für rechtskonservative und patriotische Positionen, die trotz aller quantitativen Limitierungen in der Gruppe auch Einzug in die Analysen von Mobilisierungspotentialen für die AfD finden müssen.
Nordlicht
Wahlentscheidungen von Jugendlichen (- und diese Kategorie reicht in unseren infantilisierten Gesellschaft bis 35) sind mE sehr flexibel.
Begeisterungsfähigkeit und Idealismus, moralische Empörung und Weltrettungsideen werden mit zunehmendem Alter verfliegen, wenn man einerseits sieht, dass die Dinge doch etwas anders liegen als von der FDJ-Führungsfiguren in den Parteien und NGOs behauptet, und andererseits die Verantwortung für die eigene Familie, für das Eigene, in den Mittelpunkt tritt.
Will sagen: Wer mit 20 Grüne wählt, kann mit 40 FDP´ler sein. Oder AfD´ler. Und von 40 bis 70 entwickelt man sich meist noch weiter.
Das bedeutet auch, dass eine Partei jede Alterskategorie ansprechen muss: Die Jungen mit Emotionen, die mittelalten mit Familie und Steuern und die Älteren mit Vernunft und Weisheit.