Martin Lichtmesz hat über die politischen Entwicklungen in der Causa berichtet. Ich will in diesem Text meinen damals geäußerten Appell weiter ausführen. Aus einer Kritik gegen den Impfzwang aus neurechter Perspektive wird ein Gedankenexperiment zu einer “Alternativgeschichte” des NS.
Zuerst ist hier ein strategisches Argument schlagend. Die globale Biopolitik verfügt über die „Legalität“ menschlicher Körper mittels Impfzwang. Dies führt zu einer derart umfassenden Kontrolle, daß sie oppositionelle Arbeit unterbinden kann.
Politischer Widerstand gegen Bevölkerungsaustausch und Ersetzungsmigration, der in der Ampelkoalition nötiger wird denn je, ließe sich auf diese Weise leicht unterbinden. Würden ab dem 1.2.2022 in Österreich und bald auch Deutschland bei jeder Demo Impfpässe kontrolliert und anschließend Strafen verhängt, wäre der Protest bald unleistbar. Mit dem Impfzwang gäbe man dem Gegner ein totalitäres Instrument, das er eiskalt und hemmungslos für seine politischen Ziele verwenden würde.
Wer glaubt, daß sich nach einer Einführung des Impfzwangs mit der Zeit auch die meisten Rechten impfen ließen, und das Thema an Bedeutung verlieren würde, irrt sich vermutlich. Ein großer Teil der Rechten ist legitimerweise nicht bereit, sich jemals impfen zu lassen. Sollten sich rechte Parteien, nur um weiter in Ruhe ihr Kernthema bearbeiten zu können, der Biopolitik unterwerfen, würde das ihre Anhängerschaft in zwei Lager zerreißen. Die FPÖ und die AfD sahen sich dieser Spannung bereits ausgesetzt und solidarisieren sich nun mehr und mehr mit den Coronaprotesten.
Nach wie vor halte ich den Bevölkerungsaustausch für das wichtigste Problem, da er die Bedingungen der Möglichkeit nationaler Selbstbestimmung zerstört. Auch ein zwangsweise “durchgeimpftes“ Volk könnte sich theoretisch langfristig von den Folgen erholen. Es gäbe immer noch eine denkbare Chance, die Bioherrschaft zu entmachten. Der Bevölkerungsaustausch löscht ein Volk dagegen irreversibel aus der Geschichte aus. Selbstverständlich wäre es mir lieber, wenn die derzeitigen Massenproteste bereits vor Jahren gegen den Bevölkerungsaustausch stattgefunden hätten. Aber Politik ist kein Wunschkonzert. Man kann eine revolutionäre Lage nicht wie in einer Dating-App „leftswipen“, bis man die passende gefunden hat.
Die postdemokratische Pandemieverordnungspolitik in Verbindung mit der globalen Biomacht der Pharmakonzerne nimmt uns im Extremfall jeglichen politischen Handlungsspielraum in jedem politischen Thema. Daß während zahlreicher „Lockdowns“ die Ersetzungsmigration munter weitergeht und Asylanten in Österreich explizit von Impf- und Testpflicht bei der Einwanderung ausgenommen sind, zeigt, daß die globalen Eliten ihre Bevölkerungspolitik auch während der „Corona-Krise“ nicht ändern.
Im Gegenteil: im Windschatten der Ereignisse bereitet die Ampelkoalition den finalen Schlag gegen die homogenen Restbestände Deutschlands vor. Dennoch ist die Abwendung des Impfzwangs und die Verhinderung des globalen Gesundheitspasses das Gebot der Stunde.
Die Rechte müßte hier mit ihren Strukturen sowie ihrer Repressions- und Organisationserfahrung als Katalysator und Avantgarde dienen. Weltanschaulich läge ihre Aufgabe in der Theoriebildung als Korrektiv und Ausgleich zu universalistischen Denkfehlern des „dionysischen Individuums“. Genau dieser Aufgabe will sich dieser Text als Impuls zu einer identitären Kritik der Biopolitik und Impfpflicht widmen.
In einer vielbeachteten Debatte in der “Jungen Freiheit” legitimierte Karlheinz Weißmann die Impfpflicht mit dem Argument der Volksgesundheit. Dabei malte er eine Notlage an die Wand, in der es um das schiere Überleben des Staatsvolkes geht. Tatsächlich war der Impfzwang schon in seinen kaiserzeitlichen Anfängen eher Werkzeug zur „Optimierung“ als zur „Rettung“. Systematisierung, Überwachung, und Mobilmachung der biopolitischen Ressourcen, kurz: eine nationale Bevölkerungskontrolle, war die Triebfeder.
Hier ist nicht der Ort, um die zahlreichen Debatten und Argumente der kritischen Impfforschung auszubreiten. Festzuhalten ist, daß es auch bei den verpflichtenden Impfungen im 20. Jahrhundert weniger um die Lebensrettung des Volks vor dem kollektiven Aussterben durch apokalyptische Seuchen als um nationale Kalkulationen, finanzielle Ausfälle durch Sterberaten und den Erhalt der Wehrfähigkeit ging.
Ob und wie Impfungen im einzelnen Leben retten, soll von berufenen Experten debattiert werden. Die modernen Impfkampagnen waren aber in der Regel biopolitische Kampagnen zur intendierten Steigerung der Volksgesundheit und zur Kostenoptimierung des Gesundheitssystems. Das ist auch der Grund, warum sie in der Regel von oben mit einem gewissen Zwang und zumindest mit Propagandaoffensiven gegen den persönlichen Willen einzelner umgesetzt wurden.
Im Zuge einer echten Seuche wie der schwarzen Pest wäre ein Impfzwang für ein wirksames Vakzin völlig absurd. Jeder (mich eingeschlossen) würde sich darum reißen, so dem sicheren Tod zu entgehen, selbst wenn es Risiken und Nebenwirkungen gäbe. Wie Karl Lauterbach noch im Mai 2020 zu recht sagte: „Eine Impflicht macht bei SARSCov2 so wenig Sinn wie bei Grippe. Wenn die Impfung gut wirkt, wird sie auch freiwillig gemacht. Dann keine Impfpflicht nötig. Wenn sie viele Nebenwirkungen hat oder nicht so gut wirkt, verbietet sich Impflicht. Daher nie sinnvoll.“
Kann die Teilnahme an einer biopolitischen experimentellen Impfkampagne, die im Moment fast ausschließlich mit wirtschaftlichen Argumenten gerechtfertigt wird, als „nationale Pflicht“ verkauft werden? Selbstverständlich nicht. Selbst im Fall des Gedankenexperiments der Impfung gegen die Pest bin ich nicht überzeugt davon, daß man die wenigen Todessehnsüchtigen, die auch in dem Fall eine Impfung verweigern würde, in die Nadel zwingen sollte.
Dürfen wir Sektenmitglieder dazu zwingen, Bluttransfusionen anzunehmen? Ich finde nicht. Ein staatlicher „Zwang zum Leben“ und die Verpflichtung zu medizinischen Eingriffen zur Lebenserhaltung ist in meinen Augen ebenso kritikwürdig wie das „juristische Verbot“ des Selbstmordes. Daß dieser aus religiösen und ethischen Gründen zu verdammen ist, ändert daran nichts. Der Staat hat meiner Meinung nach in dieser Frage zu schweigen. Bin ich deswegen libertär? Noch lange nicht!
Es ist an der Zeit, mit einem weiteren Irrtum aufzuräumen. Es ist richtig, daß viele Libertäre und Liberale, darunter sogar enttäuschte FDP-Wähler, gegen den Impfzwang sind. Das ist gut, jedoch sind sie es aus den falschen Gründen. Als Neurechter lehne ich den liberalen Freiheitsbegriff ab. Daß dessen Konsequenz auch ein Nein zur Zwangsimpfung ist, bedeutetet nicht, daß jeder, der gegen die Zwangsimpfung ist, von ebenjenem Freiheitsbegriff ausgeht.
Im derzeitigen Widerstand gegen die Impfpflicht sind mir zwar alle strategischen Verbündeten willkommen, egal aus welcher ideologischen oder religiösen Grundhaltung sie ihre Ablehnung begründen, doch eine kritische Haltung zur Biopolitik ist genausowenig libertär wie wirtschaftliche Solidarität automatisch kommunistisch ist.
Das Denken in Dichotomien und Extremen sollte Konservativen generell fremd sein. Was sie anstreben, ist weder die totale Freiheit des Individuums noch sein völliges Aufgehen im Kollektiv, sondern eine gerechte Ordnung. In der darf die Gemeinschaft viel fordern, aber nicht ohne Grund, Abwägung, Maß und Ziel.
Der Staat muß gerade so stark sein, daß er denjenigen Aufgaben nachkommen kann, die über die Dienstleistung für den je einzelnen hinausgehen.
Über die Balance zwischen der Sphäre des einzelnen und der des Gemeinwohls muß eine ständige Debatte geführt werden, die neue technologische Möglichkeiten und politische Entwicklungen aufnimmt. Der Impfzwang gegen “Covid19”, der mit dem globalen Gesundheitspaß eine biopolitischen Kontrolle und Normierung eines Körperzustands bedeutet, gehört meiner Meinung nach nicht zu dem, was die Gemeinschaft vom einzelnen fordern darf.
Ob man aus nationaler Sicht für eine Zwangsimpfung zur Optimierung des Volkskörpers und zur Schonung des Volksvermögens eintreten soll (vorausgesetzt, die Impfungen würden dies leisten) berührt darüber hinaus aber eine Schicksalsfrage der Rechten im 20. Jahrhundert, auf die bis heute keine Antwort gefunden ist: Es geht um das Verhältnis der Rechten zu Macht und Technik. Konkreter geht es um die Spannung zwischen der technischen Moderne und den vor- und antimodernen Werten, für die Rechte eintreten.
Eine der besten Definitionen für die 3. politische Theorie, sprich die diversen „Faschismen“ des 20. Jahrhunderts, lieferte meiner Meinung nach Jeffrey Herf mit dem Begriff des „reactionary modernism“. Ich bin der Ansicht, daß der Begriff „reaktionärer Modernismus“ sogar besser als Überbegriff für das politische Phänomen und seine verschiedenen historischen Erscheinungsformen geeignet ist, als das überstrapazierte Wort „Faschismus“ selbst. (Dieses sollte meiner Meinung nach tunlichst auf die italienische Variante der 3. politischen Theorie reduziert werden.)
Aufgrund der pejorativen Konnotation von „reaktionär” ist „antimoderner Modernismus“ wohl der beste Begriff, der auch den inneren Widerspruch sofort sichtbar macht.
Ich verstehe darunter ein politisches System, das in einer Affirmation der technischen Moderne sowie des totalen Staats durch eine gezielte Mobilisierung und Perfektion ihrer Mittel danach trachtet, ein antimodernes, vor- und gegenaufklärerisches Ideal zu bewahren und zu stärken.
Diese Wesensmerkmale und die Synthese aus hartem Rationalismus, Technizismus, kalter Bürokratie sowie (polit)religiöser Verklärung, Neuverzauberung und Kritik der liberalen Aufklärung, treffen meines Wissens auf alle „Faschismen“ des 20. Jahrhunderts zu.
Selbst der avantgardistischste italienische Futurist beugte sich am Ende meist vor einem archaischen Mythos und diente in all seiner nietzscheanisch-nihilistischen Wildheit einem unhinterfragbaren Ideal, das sich jeder logischen Reflexion und rationalen Kritik entzog. Ob dieses Ideal der Tradition entnommen oder dezisionistisch gesetzt wurde, unterschied und unterscheidet noch heute reaktionäre Traditionalisten von nietzscheanischen Archäofuturisten.
Diese Fusion von antimodernem Ideal und moderner Technik war jedoch – das ist ein Gedanke, an welchem ich in stilleren Stunden arbeite – nur während einer bestimmten zeitlich begrenzten Entwicklungsphase der Technik möglich. Ich nenne sie den „Raketennationalismus“. Dieser zeichnet sich durch die Möglichkeit aus, die Technik als bloßes, neutrales Werkzeug eines Volkssubjekts zur Steigerung von dessen Lebenskraft und Sicherung von dessen Bestand zu verstehen. Das ist nur in einer vordigitalen, im Vergleich zu heute groben Form der Technik denkbar.
Heute kann man sich kaum noch der Illusion hingeben, daß die Technologie ein scharf umgrenztes, von einem statischen, unbeeinflußten Subjekt geführtes Werkzeug ist.
Die Technik schlägt auf ihren Anwender zurück und verschmilzt mit ihm. In ihrem Wesen ist sie kein Werkzeug, sondern das Potential zur ständigen Erhöhung aller Potentiale. Sie ist die Steigerung der Macht und ermöglicht von Kommunikation über Transport, Bewegung, Imagination, Lebenssteigerung und Lebensvernichtung ein nie dagewesenes, sich ständig selbst überbietendes Potential. Macht als Fähigkeit, den eigenen Willen umzusetzen, verweist auch auf den einzigen Punkt, der von der Technik nicht verflüssigt und willkürlich verformbar gemacht werden kann: den reinen Willen selbst, vertreten von einem kalkulierenden, abstrakten Subjekt.
Dieses Willenssubjekt ist aber grundverschieden vom Volk und vom Menschen als Geschöpf Gottes und allen anderen Daseinsauffassungen, die im Zentrum von rechten Bewegungen stehen.
Der „Raketennationalismus“ sah diesen Widerspruch noch nicht. Im NS kann man die Verbindung und latenten Bruchlinien zwischen einem technokratisch-modernistischen und einem romantisch-völkischen Flügel klar nachzeichnen. Martin Lichtmesz hat diesen Konflikt in seinem Buch zum „Ethnopluralismus“ auf der Ebene der „Rassenforschung“ nachgezeichnet.
Der Phänomenologe Clauß stand dem reduktionistischeren „Rasse-Günther” gegenüber, der teils die fast platonische Idee eines kulturschaffenden Idealtyps vertrat. Clauß’ phänomenologische Sicht des Volkes, dessen Wesen in seiner einzigartigen Zusammensetzung liegt, eignete sich ebenso wenig zur technischen und juristischen Kategorisierung wie zur Mobilisierung des kollektiven Volkssubjekts.
Die mythischen und antimodernen Werte des NS rangierten von Ariosophie, Erlösungsantisemitismus und einer dem Judentum entlehnten „Religion des Blutes“ über völkische Mythen, christliche Reichsgedanken bis hin zum „einfachen Nationalismus“. Sie alle standen aber im unbewußten Widerspruch zu den Potentialen der Technik, des „Tigers“, den sie reiten wollten.
Spätestens mit dem Aufkommen der modernen Biotechnologie wäre das Bündnis zwischen mythischen antimodernen Werten und der begeisterten Affirmation und Perfektion der modernen Technologie zerbrochen.
Mein Gedankenexperiment, zu dem ich alle Leser einlade, führt uns in einen NS-Staat, der mit den Möglichkeiten der modernen Gentechnik konfrontiert ist. Ziehen wir alle heute bestehenden Vorschriften und Rückhalte ab und nehmen an, daß vieles, was jetzt noch in den Kinderschuhen steckt, machbar wäre.
Was täte man in einem Zucht- und Rassestaat, sobald Methoden wie z.B. CRISPR ein immer genaueres Design von Embryonen ermöglichen? Perfektioniert man diese Techniken, um das eigene Rasseideal im Reagenzgals zu züchten? Nutzt man das bestehende „durchmischte“ Volk nur mehr als biologisches Ersatzteillager?
Würde es damit nicht zu einer bloßen Larve für die Erzeugung eines neuen genetischen Zuchtprodukts? Wenn das Ideal nicht der Erhalt eines spezifischen volkhaften Daseins in seiner Unverfügbarkeit, sondern die Umsetzung eines „reinen“ singulären Rasseideals ist, kämen diese Technologien wie gerufen. Gerechtfertigt würde dieser Schritt, wie auch die Perfektion der Raketentechnik, mit dem darwinistischen Überlebenskampf und dem Wettrüsten gegen den Feind.
Allein, das, was man damit erzeugen würde, hätte mit einem historisch gewachsenen deutschen Volk wenig bis gar nichts mehr zu tun. Mit der Entwicklung von Quantencomputern und KI müßte die postvölkische Gen-Nation auch zu Androiden und Cyborgs werden, um diese neue Machtwelle zu reiten. Am Ende wäre das deutsche Volk in diesem extremen Gedankenexperiment gemäß der „bootstrap theory“ einfach nur der Entstehungsort der technologischen Singularität. Deren Wirkmacht würde ihre „Trägernation“ eine zeitlang an die Spitze der Welt setzen. Der Preis wäre jedoch ihre Identität und ihr Wesen.
Die Biotechnik, die mit dem Vorwand, das Volk zu stärken und zu optimieren, implementiert wurde, wäre in diesem Gedankenspiel zur Zerstörerin des Volkes geworden. Als Biomasse würde das Volk zuerst denaturiert und dann, unter Ausscheidung alles Unerwünschten, in eine neue Form gegossen werden. Auch das Einmischen fremder, „nichtdeutscher“ Genstränge zur „Optimierung“ dieses Kunstvolkes wäre nötig, wenn es Produktiosnvorteile brächte.
Was dabei herauskäme, wäre ein geboostertes, mobilgemachtes Volkssubjekt, das sich, bar jeder echten Identität, nur noch in der nackten Ausübung der Macht seiner Existenz vergewissern könnte. Der neue biotechnische Adel würde genetisch wenig Gemeinsamkeit mit dem obsoleten „Altvolk“ verspüren. Sogar eine Art geistiger Bürgerkrieg zwischen einer völkischen, wissenschafts- und technikkritischen und einer biotechnisch-futuristischen Genetikelite kann die Phantasie sich ausmalen.
Dieser Prozeß ist keine Auslese und Elitenbildung mehr, sondern die Selbstunterwerfung und Selbstentwerfung eines Trägersubjekts der technischen Moderne unter ihren Optimierungszwang. Diese Entwicklung ist undenkbar ohne den qualitativen technischen Sprung, der alles Seiende „verflüssigt“ und manipulierbar macht.
Die technische Beeinflußbarkeit des Volkskörpers und des eigenen Körpers löst die Raketentechnik ab. Spätestens damit ist sie aber kein Werkzeug mehr, das man klar vom Subjekt trennen kann. Die Technosphäre ist so komplex und wirkt sich so performativ auf unseren Charakter und unsere Welterfahrung aus, daß man kaum noch ein distanziertes Verhältnis zu ihr gewinnen kann. Nicht umsonst beschreiben wir unsere Körperfunktionen (“Akkus aufladen“, „Impfschutz updaten“, etc.) immer häufiger in der Sprache der kontemporären Technik.
Das Ideal, das im antimodernen Modernismus heilig und unantastbar sein soll, und um welches die modernen Möglichkeiten wie eine schützende Rüstung gelegt werden, erstickt schließlich in diesem Panzer. Der konkrete geschichtliche Mythos wird – vom japanischen Tenno über das neue Rom Mussolinis bis zum 3. Reich Hitlers – nachdem man ihn für agitatorische Zwecke banalisierte, durch den abstrakten, reinen Willen zur Macht ersetzt.
Das Volk entpuppt sich damit als bloßer Platzhalter und Kollektivsubjekt des Willens zur Macht. Welches Volk zum Willenssubjekt wird, und den „Wettlauf“ der Biotechnologie und Digitalisierung gewinnt, und sich damit einer universalistischen Metaphysik des Machtwillens unterwirft, ist aus identitärer Sicht aber kaum mehr relevant. Zu Ende gedacht bedeutet der Sieg in diesem Wettlauf nämlich den Verlust des eigenen Wesens.
Selbstverständlich führe ich hier eine Idee ad absurdum und male ein grelles, überzeichnetes Bild. Wie alles gekommen wäre, weiß keiner. Doch konfrontiert mit der neuen Biotechnologie, hätte man wohl bald irgendwann vor ähnlichen theoretischen Debatten gestanden. Wie hätte man beispielsweise auf den erwartbaren Wunsch vieler Eltern reagiert, ihre Kinder durch Genom-Editing „arischer“ aussehen zu lassen?
Die Fusion zwischen völkisch-mythischen und technokratischen Elementen, die sich vor allem dank immanenter Bedrohung von außen vollzog, findet sich in jedem antimodernen Modernismus. Ich vermute, daß sie mit dem unweigerlichen Eintritt in eine neue Entwicklungsstufe der Technik zerbrochen wäre. Die politische Niederlage der antimodernen Modernismen hinderte sie daran, diese Phase zu erreichen und ersparte ihnen diese Belastungsprobe. Unsere Aufgabe bei der Bildung einer neurechten Theorie lautet aber, die 3. politische Theorie und ihre „nietzscheanische“ Grundlage bis ins Extrem zuende zu denken. Vielleicht zeigt sich dieser hypothetische Bruch schon heute in der rechten Debatte um den Impfzwang?
Ich selbst halte es für einen folgenschweren Irrtum zu glauben, man könne die Technokratie, den Fortschritt, das Kapital und die Moderne schlicht „national bändigen“ und instrumentell beherrschen, indem man sie zum Instrument des Volkssubjekts macht. Diese Haltung löst die Probleme des neuzeitlichen Subjektivismus und seine nihilistische Schlagseite nicht, sondern hebt sie lediglich von der individuellen auf die nationale Ebene, wo sich das strukturelle Dilemma reproduziert.
Die Nationen und Völker stehen sich dann als Gladiatoren und unvermittelte, ja solipsistische Entitäten in einem brutalen Vernichtungskrieg gegenüber, den konsequenterweise nur einer überleben kann. Ihr Verhältnis zueinander gleicht dem der Individuen im Liberalismus. Aus dieser exterminatorischen Spannung entsteht die lebensnotwendige, ständige Steigerung der technischen Möglichkeiten bis hin zur Auslöschung des menschlichen Daseins durch die „unsichtbare“ Explosion der Biotechnologie.
Nur ein ganzheitliches, und ich muß sagen: an Heidegger geschultes phänomenologisches Denken, kann nationale Identität anders fassen und auch der übernationalen, individuellen Ebene gerecht werden. Keine Internationale als Kollektiv von Nationalsubjekten, sondern vielmehr ein „ethnopluralistisches Geviert“, womöglich ein von universalistischen Irrtümern gereinigtes Konzept der Ökumene und des Tianxia, wäre anzustreben.
Bleibt dieses Denken aus, so wird die rechte Leerstelle, die der widersprüchliche, veraltete nietzscheanische Raktennationalismus, nämlich von universalistischen, technokratischen Ideologen gefüllt. Ihr Narrativ von der „apokalyptischen Gefahr,“ die moderne, technologische Machtmittel im agonalen, nationalen und kapitalistischen Wettstreit um Ressourcen und Absatzmärkte entfaltet, steht so konkurrenzlos da und gewinnt täglich an Fahrt. Die Verfemung und Verfolgung aller antimodernen Ideen und Werte tilgte alles „Reaktionäre“ und ließ den puren Modernismus zurück. Die Biomacht, die uns unterwerfen will, ist jeder nationalen Folklore und jeder mythisch-religiösen Rechtfertigung entledigt. Sie nötigt uns zum Widerstand und zum Nachdenken.
Der Grundgedanke des Great Reset, der vorgibt, die „Menschheit“ durch eine globale Technokratie von der Selbstzerstörung durch die Technik zu retten, wird heute nur auf drei Ebenen zahnlos kritisiert:
1. Einerseits gibt es eine legitime, konkrete Kritik der Krisenhaftigkeit, die den Hauptstrom der Klima- und Coronakritik ausmacht. Damit verbunden ist aber meist eine apodiktische Leugnung der potentiellen Zerstörungsgewalt moderner Bio‑, Informations- und Waffentechnik, weswegen hier keine visionäre Kraft entsteht.
2. Die Kritik der Technokratie, wie sie von einigen Rechtslibertären kommt, folgt dem urliberalen Aberglauben, wonach die Menschen frei von staatlicher Herrschaft, dank des inhärenten Systems der Marktwirtschaft zu einem friedfertigen, mutual förderlichem Zusammenleben neigen. Diese Ansicht ist derart jenseitig, daß ich mir hier ihre Widerlegung schenke.
3. Dem dritten kritische Ansatz, der eigentlich aus dem rechten Lager kommen sollte, mangelt es an Konzept und Begriffen. Er oszilliert zwischen undurchdachten archäofuturistischen Visionen, reaktionären Sehnsüchten, bourgeoisen Selbsthilfeideologien und zynischer Resignation. Die Gefahr, in rechtslibertärem Antietatismus oder populistischer Krisenleugnung aufzugehen, ist gegeben.
Die Frage, wie sich das menschliche Dasein zur Technik verhalten kann, ist vermutlich die entscheidende politische Frage des 21. Jahrhunderts und ihr neues politisches Zentralgebiet. Klima, Virus und Bevölkerungskontrolle sind die universalistischen Vorschläge der linksliberalen Aufklärung. Nur ein tiefes rechtes Denken, das im eigenen Sprachraum wurzelt, hat die Chance, diese Frage überhaupt richtig zu stellen. Der Impfzwang ist hier ein brutaler und notwendiger Druck, um sich die Frage nach der Technik zu stellen.
Franz Bettinger
Uns Rechten ist nicht viel gelungen, aber eins: den Faschismus-Bergriff erfolgreich auch gegen Links verwenden zu dürfen; und neuerdings gegen die Regierungs-Clique, die Unrechts-Regime, und dahinter: den globalistischen tiefen Staat. So theorieschwach und philosophisch unbrauchbar der Faschismus-Begriff auch ist (da hat Martin Sellner recht), als Keule gegen die da Oben und die da Unten (den linken Büttel) dient er vorzüglich; gerade weil er in der Vergangenheit missbraucht und dumpf und undifferenziert in die Köpfe gehämmert wurde. Deshalb! Es ist ganz einfach: Die da Oben und die da links wollen den totalen Staat. Wir, die Rechten, nicht.