Netzfundstücke (127) – Münkler, Tellkamp, Feste

Er nannte Angela Merkel einen Glücksfall.

Her­fried Mün­k­ler, Poli­tik­wis­sen­schaft­ler und eme­ri­tier­ter Pro­fes­sor am Insti­tut für Sozi­al­wis­sen­schaf­ten der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät zu Ber­lin, gehört zu den Kory­phä­en sei­ner Zunft und ist ohne Fra­ge einer der wich­tigs­ten poli­ti­schen Stich­wort­ge­ber im Ber­li­ner Macht­zen­trum der post­na­tio­na­len Bundesrepublik

Sei­ne Rol­le als staats­tra­gen­der Aka­de­mi­ker paßt zu dem von ihm gelehr­ten Stu­di­en­fach, das nach 1945 von den US-Besat­zern als aka­de­mi­sche Insti­tu­ti­on zur demo­kra­ti­schen Erzie­hung an den bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Uni­ver­si­tä­ten eta­bliert wor­den war.

Anders als bei­spiels­wei­se die hier in den »Netz­fund­stü­cken (125)« erwähn­te Ulri­ke Gué­rot, die das links­li­be­ra­le Pro­jekt der »offe­nen Gesell­schaft« mit geball­ter pro­gres­sis­ti­scher Ver­ve und Sen­dungs­be­wußt­sein transportiert(e), gehört Mün­k­ler eher zu den Ver­tre­tern nüch­ter­ner Machtpolitik.

Etwas, das Mer­kel per­fek­tio­niert hat­te. Mün­k­lers Bewun­de­rung für die ehe­ma­li­ge Kanz­le­rin kommt daher nicht von unge­fähr. Man sag­te ihm einen direk­ten Draht in das Kanz­ler­amt nach. Zumin­dest soll die Lek­tü­re eines Auf­sat­zes von Mün­k­ler zur Fra­ge von »Opti­mum« oder »Maxi­mum« als Zie­le der Poli­tik bei Mer­kel einen blei­ben­den Ein­druck hin­ter­las­sen haben.

Dabei lag Mün­k­lers Fokus neben der Poli­ti­schen Theo­rie zuvor­derst auf der Inter­na­tio­na­len Poli­tik. Kein Wun­der also, daß er sich – als jemand der im Jahr 2017 »radi­ka­len Prag­ma­tis­mus« in der deut­schen Außen­po­li­tik und gute Bezie­hun­gen zu Wla­di­mir Putin und Recep Erdoğan for­der­te – auch zum Ukrai­ne-Krieg zu Wort meldet.

Sein jüngs­tes Inter­view zur aktu­el­len außen­po­li­ti­schen Lage gab er der Neu­en Züri­cher Zei­tung, das durch eine nüch­ter­ne Ana­ly­se besticht. Unab­hän­gig davon ist es qua Mün­k­lers gewich­ti­ger Posi­ti­on im bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Poli­tik­be­trieb lesens­wert. Denn sofern die BRD über­haupt ein außen­po­li­ti­sches Macht­kal­kül an den Tag legt, dann wird sich ein Teil davon aus Mün­k­lers Blick auf das Gesche­hen ableiten:

»DIE UKRAINE WIRD UNTER DIE RÄDER KOMMEN, WIE IMMER DIE SACHE AUSGEHT«

– – –

Einer ande­ren bun­des­deut­schen Kory­phäe begeg­net man im Estab­lish­ment seit gerau­mer Zeit hin­ge­gen mit Ableh­nung. Für Der Turm wur­de der Dres­de­ner Schrift­stel­ler Uwe Tell­kamp noch mit Prei­sen über­häuft: dem Uwe-John­son-Preis, dem Deut­schen Buch­preis, dem Deut­schen Natio­nal­preis und dem Lite­ra­tur­preis der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Nun wird sein neu­er Roman Der Schlaf in den Uhren, für des­sen ers­ten Aus­zug er 2004 den Inge­borg-Bach­mann-Preis erhal­ten hat­te, vom Feuil­le­ton uni­so­no abge­kan­zelt: »Ein Absturz in düs­te­res Rau­nen«. Es hagelt die typi­schen Vor­wür­fe: »Enges Welt­bild«, »Hass«, »Was hat ihn rui­niert?« usw.

Was dem (Kultur-)Establishment ganz beson­ders auf­zu­sto­ßen scheint, ist, daß Tell­kamp es in sei­nem neu­en Roman direkt angeht, indem er ihm deka­den­te Lee­re vor­wirft. Das ver­trägt man nicht; vor allem dann nicht, wenn die­se Kri­tik einen rech­ten und kei­nen lin­ken Bei­geschmack hat.

Doch wie kam es zu die­ser Ent­frem­dung zwi­schen dem neu­en Tho­mas Mann, als den man Tell­kamp nach dem Turm han­del­te, und sei­nen eins­ti­gen Ver­eh­rern? Im Doku­men­tar­film Der Fall Tell­kamp – Streit um die Mei­nungs­frei­heit erfährt man es, und so manch ande­res mehr:

DER FALL TELLKAMP – STREIT UM DIE MEINUNGSFREIHEIT

Der Schlaf in den Uhren kön­nen Sie natür­lich direkt hier, bei Antai­os, dem größ­ten kon­ser­va­ti­ven Ver­sand­buch­han­del bestellen.

– – –

Erfreu­li­che Nach­rich­ten: Das Schnell­ro­da-Som­mer­fest, das im letz­ten Jahr sei­nen gelun­ge­nen Ein­stand gab, wird auch in die­sem Jahr wie­der statt­fin­den. Sezes­si­on-Chef­re­dak­teur Götz Kubit­schek hat hier schon dar­auf hin­ge­wie­sen und das Rah­men­pro­gramm enthüllt.

Da das Fest eines der Ver­an­stal­tungs­hö­he­punk­te 2021 dar­stell­te, das vor allem durch die gelas­se­ne und unge­zwun­ge­ne Atmo­sphä­re bestach, sei hier trotz­dem noch ein­mal dar­auf hin­ge­wie­sen und die Teil­nah­me jedem Sezes­si­on- und Antai­os-Leser sowie Sym­pa­thi­san­ten ans Herz gelegt.

Schau­en Sie vorbei!

Im letz­ten Jahr haben wir unser Som­mer­fest vom Erlös aus dem Ver­kauf einer Fest­schrift bezahlt. Die­ses Jahr ver­lan­gen wir eine Umla­ge von 30 € pro Per­son für die Teil­nah­me an einem oder bei­den Tagen. Kin­der und Jugend­li­che unter 18 Jah­ren sind frei. Um eine Über­nach­tungs­mög­lich­keit muß sich jeder selbst küm­mern, mit der Anmel­de­be­stä­ti­gung erhal­ten Sie aber eine Lis­te mit Pen­sio­nen und Hotels in der Nähe. (Bereits aus­ge­bucht ist die Gast­stät­te vor Ort.)

Rich­ten Sie Ihre Anmel­dung bit­te an [email protected] oder tele­fo­nisch an 034632–904396. Wir haben rund 300 Teil­neh­mer­kar­ten zu ver­ge­ben.

Kubit­schek hat in sei­ner Ankün­di­gung das Impres­si­ons­vi­deo des letz­ten Som­mer­fes­tes bereits ver­linkt, daher hier das Lite­ra­tur­ge­spräch zwi­schen IfS-Lei­ter Erik Leh­nert und Kubit­schek zum deutschru­mä­ni­schen Schrift­stel­ler Hans Ber­gel als Appetithäppchen:

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Kommentare (24)

Laurenz

21. Mai 2022 15:14

Münkler

Der Mann schreibt doch recht nüchtern in der NZZ. Daran gibt es nur wenig auszusetzen. Natürlich fehlt dem alten weißen Mann Münkler doch ein bißchen der Überblick, vor allem der finanzielle, ähnlich seiner Favoritin IM Erika. Serbien spielt zwar dieselbe Melodie seit dem Berliner Abkommen von 1878, aber mittlerweile ist die Geige zwar nicht zur kleinsten Geige der Welt mutiert, aber sicherlich kleiner als 1907 oder 1914. Viel entscheidender sind die Griechen, Münkler ignoriert es.  https://www.heise.de/tp/features/Griechenland-Reeder-fuer-Putin-7101544.html

Nicht nur für das bodenlose Faß Ukraine ist der Westen bereit auf Wohlstand zu verzichten, auch unser bester Freund Erdogan führt teuren Krieg an zu vielen Fronten. Faktisch ist die Türkei mit 60-70% Inflation pleite & lebt nur noch von westlichen Zuwendungen. Das erhöht den Druck auf die Politik in Europa erheblich. Münkler scheint auch zu vergessen, die EU basiert rein auf der Finanzierung durch Deutschland. Ohne dieses Geld war's das & zwar schneller, als viele sich das vorstellen können.

RMH

21. Mai 2022 17:05

Der Dokumentarfilm Der Fall Tellkamp – Streit um die Meinungsfreiheit ist aus meiner Sicht sehr sehenswert und er ist gut gemacht. Für Leser der Sezession und des SiN Forums würde ich fast schon sagen: Pflicht!

Schöne Bilder aus Dresden und Umgebung. Interessant, wenn auch mittlerweile leider nicht mehr ernsthaft überraschend, ist die klare Grenzziehung, die in dem Film gemacht wird. Tellkamp und Dagen als womöglich Verirrte oder Verrannte, evtl. noch intellektuell satisfaktionsfähig (vor allem Tellkamp! Dagen schon weniger ...), hingegen SiN, IfS, Kositza, Kubitschek und Sellner Parias, Unberührbare. Hier ist dann definitiv der Schnitt und Schluss mit dem Versuch, etwas zu erklären oder zu verstehen und mit dem zu Wort kommen lassen.

Auf Tichys Einblick wurde die Dokumentation dafür gelobt, wie ÖRR sein könnte und das hier eben kein Verriss gedreht wurde, sondern Tellkamp zu Wort kommt. Auf die oben genannte Grenzziehung wurde aber mit keinem Wort eingegangen. Vermutlich teilt man bei den Tichys- Autoren diese Abgrenzung.

Mitleser2

21. Mai 2022 20:20

Manches bröckelt schon:

https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2022/05/ukraine-war-russia-putin-end/629890/

https://www.welt.de/kultur/plus238863701/Christopher-Clark-zum-Ukraine-Konflikt-Eine-Warnung-fuer-Deutschland.html (Bezahlschranke)

Es gibt noch mehr. Ob Russland tatsächlich den langen Atem hat? keiner weiß es

Laurenz

21. Mai 2022 21:10

@Mitleser2

Ob Russland tatsächlich den langen Atem hat? Keiner weiß es.

In der Tat, keiner weiße es.

Keiner weiß auch, ob der Westen einen langen Atem hat. Wenn schon Frau Yellen die dämlichen Europäer, welche im Wahn des Vorausgehorsams marschieren, zurückpfeifen muß, dann können auch da Zweifel aufkommen.

Kurativ

21. Mai 2022 21:30

Den Mückler habe ich nicht gelesen. Weil man sich bei der transatlantischen NZZ dafür registrieren muss. Es scheint Herrn Herfried Mückler auch nicht so wichtig zu sein, wenn er seine Kritik am Westen brav einem solchen Blatt zu diktieren meint. Nicht umsonst wird das Ding in der Schweiz inzwischen als "Neue-NATO-Zeitung" bezeichnet. Den Dreh wie in Finland oder Schweden haben diese Medien in der Schweiz noch nicht ganz geschafft. Sie werden aber weiter machen.

Ein anderes Verfahren kann man beim Staatspropagandasender 3SAT beobachten: Man kann Tellkamp nicht ignorieren. Man kann ihn auch nicht als Unmensch darstellen. Dazu ist er eine zu unübersehbare literarische Größe. Also spielt man über Bande. Der schleimige Linksjournalist zeigt was er kann, und wartet auf Beifall in seiner Redaktion. So kann sich sich wohl und mächtig fühlen.

Die ganze Sendung ohne Herrn Kubitschek mit nur einem Satz zu Worte kommen zu lassen, spricht Bände und ist einfach lächerlich. Trotz blöden Geklimper geht es in diesem Machwerk um Feindmarkierung, Ausgrenzung, Gesprächsverweigerung, Denonziation, Vernichtung, kalt lächelnder Hass wie man in dem Gesicht auf Minute 01:28:54 sehen kann. Die Nationalsozialisten hütten ihre Freude an solchen Charakteren.

kikl

22. Mai 2022 06:31

Ich habe mir den Film über Tellkamp angeschaut. Ich kann seine Wut verstehen aber ich kann selber nicht mehr wütend werden. Ich habe keine Kraft mehr dazu, mich über linke Idiotie aufzuregen.

Eine argumentative Auseinandersetzung mit jemandem, der jeden Stuss glaubt, ist leider zwecklos. Sie glauben, den Islam gibt es nicht, Völker gibt es nicht, Rassen gibt es nicht, Geschlechter gibt es nicht und sleepy Joe Biden ist gar nicht senil. Sie würden auch glauben, dass oben unten und links rechts ist.

Dafür wissen Sie, dass jeder, der ihnen widerspricht, ein völkermordender Rassist ist.

Mir verschlägt es bei so viel Idiotie und Gehirnwäsche regelmäßig die Sprache.

Mitleser2

22. Mai 2022 09:44

Ich stimme mit Jonas Schick bzgl. seiner ökologischen Positionen nicht überein. Aber sein Zitat „Leben heißt kämpfen gegen das, was mich verneint.“ ist genau richtig.

Mit der Gegenseite kann es keinen Diskurs mehr geben. Genau was auch kikl weiter oben schreibt. Ich frage mich nur, wie es endet?

Waldgaenger aus Schwaben

22. Mai 2022 10:38

Er nannte Angela Merkel einen Glücksfall.

 

"Danke, das genügt! Setzen! Sechs!"

So pflegten Lehrer zu meiner Zeit Schüler abzufertigen, die bei Abfragen  anfingen, Unsinn zu erzählen.

Der Herr möge erst mal erklären. warum er, der Experte und große Welt-Erklärbär, die inzwischen offensichtlich gewordenen Fehler der Merkel-Zeit nicht hat kommen sehen, obgleich es viele andere kommen sahen und warnten. Als da sind: Euro-Rettung -> Inflation, Russland- Appeasement-> Ukraine-Krieg, Kernenergieaussteig plus Energiewende -> Abhänigkeit von Russland und explodierende Energiepreise.

Die negativen Folgen der "refugees-welcome" Politik sind noch nicht im Hauptstrom angekommen, werden es aber noch.

Der_Juergen

22. Mai 2022 11:29

@Mitleser 2

"Ob Russland tatsächlich den langen Atem hat? Keiner weiss es."

Der brillante Analytiker Sergej Kurginjan sagte zu Beginn des Ukraine-Kriegs voraus, dieser werde ca. bis August dauern. Dies brachte ihm wütende Schelten von Seiten diverser Hurrapatrioten ein, die von einem Blitzkrieg träumten. Ich bin heute zu 90% sicher, dass der Krieg irgendwann im Sommer mit einem Sieg Russlands enden wird, worunter nur das Verschwinden des antirussischen ukrainischen Regimes und die Installierung eines russlandfreundlichen Regimes in Kiew, zusammen mit russischen Gebietsannektionen im Osten und Süden der Ukraine und deren völlige Abschneidung vom Meer verstanden werden kann.

Um diese Ziele zu erreichen, wird Moskau alles geben müssen, aber es hat keine Alternative, wenn es nicht untergehen will. Für die Nato ist ein russischer Sieg eine schwere Niederlage, aber noch nicht das Ende. Für Russland bedeutet eine Niederlage fast sicher die Installierung eines westlich-liberalen Marionettenregime mit der totalen Ausplünderung und Zerstückelung des Landes als Ergebnis.

 

Der_Juergen

22. Mai 2022 11:32

@Mitleser 2 (zweiter Teil)

Dass Moskau schwere Fehler begangen, dass es den Widerstandswillen des Gegners sträflich unterschätzt hat, steht ausser Frage, aber eine "Katastrophe" ist der bisherige Kriegsverlauf für die Russen keinesfalls. Sie haben nur 150.000 Mann eingesetzt, denen eine dreifach höhere Zahl ukrainischer Soldaten gegenüberstand, und der Angreifer braucht im Prinzip mehr Truppen als der Verteidiger. Sie haben von Anfang an versucht, die Verluste der Zivilbevölkerung möglichst niedrig zu halten. Nach der Kapitulation von Asowstal und der bevorstehenden Vernichtung der ukrainischen Truppen im Donbass ist Kiew seiner besten und motiviertesten Einheiten beraubt, und militärisch wird es für das ukrainische Regime nun immer rascher abwärts gehen. Die westlichen Waffenlieferungen werden sicherlich zu relativ hohen russischen Verlusten führen, den Kollaps von Selenskys Gangsterbande jedoch nicht verhindern können. 

Wenn sich die Polen oder andere Verrückte in den Krieg einmischen, werden sie sich eine blutige Nase holen. Ich begreife übrigens nicht, weshalb Putin jenen westlichen Staaten, die Kiew mit Waffen unterstützen, nicht den Gashahn abdreht. Ein entschlossenerer Präsident hätte das bereits getan.

Silent Reader

22. Mai 2022 20:22

@Der Jürgen
Kennen Sie den FSB-Oberst außer Dienst Igor Strelkow (auffindbar auf Telegram)? Er war einst einer der Kommandeure im Donbass-Krieg von 2014-15. Herr Strelkov ist davon überzeugt, dass es fast keinen wirklichen Sieg für Russland in diesem Krieg geben kann, wenn die russische Regierung wenigstens eine Teilmobilmachung der Bevölkerung nicht anordnet und den Kriegszustand im Lande nicht erklärt mit der jeweiligen Umstellung der Wirtschaft. Wieso denn? Weil die Ukraine noch ein paar hunderttausend dienstfähige Männer ganz einfach mobilmachen kann und wird. Darüber hinaus bekommen sie teilweise die modernsten Waffen und Munition aus dem ganzen Westen. Es wird ziemlich eng für Russland und die Regierung im Kreml will offensichtlich davon nichts wissen, weil sie mutmaßlich korrupt und unfähig ist.

Ein englischsprachiger Artikel dazu, jedoch von einem polnischen Russenhasser geschrieben, der wahrscheinlich tatsächlich will, dass Russland von der Nato zerschlagen würde
https://rmx.news/poland/russian-nationalists-critical-of-military-operation-in-ukraine/

Mauerbluemchen

22. Mai 2022 20:41

Ich begreife übrigens nicht, weshalb Putin jenen westlichen Staaten, die Kiew mit Waffen unterstützen, nicht den Gashahn abdreht. Ein entschlossenerer Präsident hätte das bereits getan.

Viellciht weil Putin (wie so viele andere Russen) eben kein postmodernes verrottetes Stück Aas ist wie der aufgekleerte wertloswestler, sondern ein Alteuropäer im klassischen Sinne.

Simplicius Teutsch

22. Mai 2022 20:58

Herfried Münkler (1/2)

So wie der begabte, bundesdeutsche Wortschwätzer Peter Schlotterdick ist auch der Professor Herfried Münkler ein schlauer, wortmächtiger System-Opportunist.

Vergesst bitte nicht, wie schäbig sich Münkler vor einigen Jahren an der Säuberungsjagd beteiligt hat gegen die (überraschende) Nominierung des Buches von Rolf-Peter Sieferle („Du stirbst, Deutschland“***), das es auf eine Empfehlungs-/Leseliste der Systempresse geschafft hatte.

***Titel auf lateinisch: „Finis Germania“. Ein rechtes, systemkritisches Buch.

Die bis dahin im Mainstream renommierte Leseliste wurde, wenn ich mich nicht täusche, dann sofort abgeschafft wegen dieser gravierenden Fehlentscheidung der Jury. Es war ein kleines, aber feines Lehrstück für die Dressur der intellektuellen Elite Deutschlands. Und Münkler hat beim Interview im Deutschlandfunk schön opportunistisch Männchen gemacht.

Simplicius Teutsch

22. Mai 2022 21:00

Herfried Münkler (2/2)

Was aber nicht Wenigen hier im SiN-Kommentar-Forum den spitzbärtigen Merkel-Berater wahrscheinlich nicht völlig unsympathisch erscheinen lässt, ist Münklers schon öffentlich geäußerte Betrachtung, dass „große Teile des Volkes dumm" sind. Das heiße aber nicht, dass man sie nicht klüger machen könne. Und das sei die Aufgabe der Eliten.

Um ehrlich zu sein: Von den paar Interviews mit Herfried Münkler, die ich bis zur Causa „Finis Germania“ eher zufällig gesehen und gehört hatte, war ich sowohl fasziniert von ihm als auch abgestoßen. Er hat sowas, …, naja, ich will das Wort hier nicht schreiben.

Laurenz

23. Mai 2022 04:20

@Silent Reader @Der Jürgen

Vorab, wissen tu ich auch nichts.

Habe eine doch andere Meinung als Sie oder @Der_Jürgen.

Der Krieg wird in meinen Augen mehrere Jahre dauern. Man wird sich dran gewöhnen. Das Ziel des Westens, darin werden wir wohl einer Meinung sein, ist die Schwächung Rußlands. Aber ist das durchsetzbar?

Momentan haben wir eine Art Wettrennen. Die aktuelle Inflation in Rußland beträgt ca. 17%, welche aus den Sanktionen rührt, ein Mangel an Westprodukten führt zur Teuerung. Wie schnell kann Rußland diese Waren zB aus China etc. ersetzen. Dazu braucht man Lieferwege. Auch die Distribution der Rohstoffe, die nicht mehr in den Westen gehen, sondern woanders hin müssen, brauchen neue Infrastruktur. Das dauert. Die Ukraine hingegen ist jetzt schon als Staat dysfunktional. Wir lange kann der Westen die notwendige Versorgung aufrecht erhalten? Das ist schwierig ohne Frachtschiffe. Das wissen wir historisch interessierten Deutschen nur zu genau.

Die Indikatoren sind eher günstig für Rußland. Der Westen steht alleine, der Rest der Welt macht aus verständlichen oder nachvollziehbaren Gründen nicht mit. Die Konsequenz aus dem Krieg ist bisher, daß der Rubel die am besten performende Währung ist, gefolgt vom brasilianischen Real, ein Novum. Frau Yellen hat die Schwäche der Europäer erkannt & die Grünen beim Öl-Import-Embargo zurück geblasen. Auch China kann Rußland nicht hängen lassen & zulassen, daß der Westen die Kontrolle über russische Rohstoffe bekommt.

RMH

23. Mai 2022 06:58

"Viellciht weil Putin (wie so viele andere Russen) eben kein postmodernes verrottetes Stück Aas ist wie der aufgekleerte wertloswestler, sondern ein Alteuropäer im klassischen Sinne."

@Mauerbluemchen,

it´s the economy stupid! (das ist ein Zitat). Für das Zeug wird nach wie vor ordentlich bezahlt. Da gibt es nichts zu verbrämen - wenn Putin einen echten Wirtschaftskrieg gewollt hätte, hätte er das schon vor seinem Einmarsch in die Ukraine machen können. Echter Krieg erschien ihm billiger und zweckmäßiger. Wenn er uns das Gas im Winter abgedreht hätte, wäre den Menschen in der Ukraine evtl. einiges erspart geblieben. So hat man eben den Weg des Krieges und des Todes gewählt. Die Vermutung liegt beim Oligarchensystems Russlands nahe, dass der Präsident direkt über militärische Mittel befehlen darf, es sich aber nicht erlauben kann, seinen Oligarchen mit einem Wirtschaftskrieg in die Suppe zu spucken. Das geschah dann eben jetzt ein kleines bisschen über Bande durch die Sanktionen.

Also sparen Sie sich und uns bitte diese Romantisierung banaler Dinge und beim nächsten Besuch in Moskau können Sie ja mal den Vergleich machen, ob "Onkel Wanja" oder "CoolCola" einen klassisch alteuropäischen Mehrwert im Vergleich zu McDonalds oder Coca-Cola bringt.

Rheinlaender

23. Mai 2022 08:37

@Der_Juergen

Sie klingen wie das Spiegelbild eines amerikanischen Neokonservativen nach der Invasion im Irak 2003. Die Probleme, die sich der russische Staat eingehandelt hat, werden aber auch nach einem möglichen militärischen Sieg nicht vorbei sein, denn um eine russlandfreundliche Regierung in der Ukraine im Amt zu halten, wird es eine dauerhafte militärische Präsenz Russlands geben müssen. Diese wird auf eine Widerstandsbewegung treffen, die deutlich besser ausgerüstet und nicht weniger motiviert sein wird als die irakische es war. Zudem werden die internationalen Sanktionen andauern, solange die Besatzung anhält. Der russische Staat wird in jeder Hinsicht geschwächt aus diesem Abenteuer hervorgehen.

RMH

23. Mai 2022 09:49

"Diese wird auf eine Widerstandsbewegung treffen,"

Deshalb erscheint es deutlich realistischer, dass Russland sich nur und vor allem die Teile der Ukraine einverleiben will/wird, wo es noch am ehesten eine ihm genehme Zivilverwaltung etablieren kann, mit denen die dort lebende, russischsprachige Bevölkerung ihren "Frieden" machen kann. Das Schlucken der ganzen Ukraine, wie von @Der-Juergen in manichäisch extinktorischer Art gefordert, kann ich nicht erkennen. Aber man weiß nie, was bei einem wirklich langen Krieg kommen wird.

Wenn man auf die Karte der Ukraine schaut, sieht man recht genau, wie eine geteilte Ukraine aussehen kann und nach der Schlacht im Donbass wird es vor allem darum gehen, ob Russland den verbleibenden Meerzugang der Ukraine auch noch wegnehmen will (Odessa). Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt, denn zum einen rüstet die USA/Nato nicht ohne Grund die Ukraine jetzt mit Antischiffsraketen aus und zum anderen muss man schon sehen, dass die Restukraine lebensfähig ist. Insgesamt werden, wenn es nicht zu einem diplomatischen Überraschungsmoment kommt, noch zehntausende an Menschen sterben. Wirklich gut gemacht, angeblich "gereifte" Menschheit! Nix von wegen Wassermannzeitalter - wohl eher Kali Yuga.

Kurativ

23. Mai 2022 10:15

Wie man im Literaturgespräch zu Hans Bergel bei Artur Phlebs den Vorwurf "Kriegsverbrecher" einfach mit "bei uns aber nicht" wegwischt, erscheint mir fremd und nicht nachvollziehbar. Das ist eine andere Welt, die ich nicht verstehe. Ich meine, bei Klepper gab es das auch schon. Dort ging es um das "Ausräuchern" von Zivilisten in Polen.

Laurenz

23. Mai 2022 13:28

@RMH @Mauerblümchen,

wenn Putin einen echten Wirtschaftskrieg gewollt hätte, hätte er das schon vor seinem Einmarsch in die Ukraine machen können. Echter Krieg erschien ihm billiger und zweckmäßiger. Wenn er uns das Gas im Winter abgedreht hätte, wäre den Menschen in der Ukraine evtl. einiges erspart geblieben.

In meinen Augen liegt Ihrem Beitrag eine Fehleinschätzung der Situation zugrunde. Ob Putin uns das Gas abdreht oder nicht, spielt für die US-Amerikaner keine Rolle. Ich erinnere Sie an Frau Nulands (ehemals Nudelman) Fuck the EU. Auch für Putin gilt der Satz von von Clausewitz. Für Putin war der politische Zweck so groß, daß er einen begrenzten Krieg führt. Der Wirtschaftskrieg wurde vom Westen bereits seit 2008 geführt.

Gracchus

23. Mai 2022 22:34

Tellkamp kommt in der Doku schön altmodisch rüber, wie er da mit Hand schreibt oder an einer mechanischen Schreibmaschine tippt, dann die Mütze, fehlt nur noch die Pfeife (gut, das Tommy Hilfiger-Logo am Pulli fällt etwas aus dem Rahmen). Zugegeben: Ich habe noch nix von Tellkamp gelesen, nur gerade eine Leseprobe. Von "Schulze, Ingo" (Tellkamp), der als Antipode fungiert, auch nix, nicht mal eine Leseprobe. Von Schulze werde ich auch nix lesen, von Tellkamp wahrscheinlich schon.

wolfdieter

24. Mai 2022 09:29

Münklers Sicht ist brillant, keine Frage, aber ich gleiche es konflikthaft ab mit meiner (so empfundenen) Sicht.

Zudem hatte er Angst vor einer demokratischen Ukraine vor der Haustür und denkt wohl auch, nur ein Russland mit einverleibter Ukraine habe imperialen Charakter.

Seh ich anders als Münkler. Was Putin scheut ist nicht eine Demokratie, sondern die NATO vor seiner Haustür.

Und um die Erneuerung des Imperiums geht es ihm ja offensichtlich.

Um die Sicherung geht es ihm, nachdem er Jelzins Schlamperei nach Kräften aufgeräumt hat.

Natürlich wird man mit Putin wieder verhandeln müssen. Aber auf sein Wort wird man wenig geben können, stattdessen wird man ihm permanent gepanzert gegenüberstehen.

Sehe ich radikal anders. Ich halte Putin für strikt vertragstreu. Pacta sunt servanda. Anders als eine Seemacht (USA) ist eine Landmacht (Russland) nicht auf Ausweitung, sondern auf Sicherung der Hegemonie aus. Betrachten wir die Geschichte seit 1945, so war USA stets in der Offensive und Russland stets in der Defensive. Dass USA auf Verträge pfeift offenbart sich an deren Weigerung, sich dem internationalen Strafgerichtshof zu unterwerfen.

Was einigen Kommentatoren hier sauer aufstößt: Münkler argumentiert aus Sicht einer Konfliktpartei („uns“). Mir auch. Mit Hegemon Russland ist das Leben deutlich leichter als mit Hegemon USA.

RMH

24. Mai 2022 10:12

"habe noch nix von Tellkamp gelesen,"

Ich bislang auch nur "Der Turm" und bei dem hätte ich - wenn ich der Lektor gewesen wäre - durchaus zur Kürzung an der einen oder anderen Stelle geraten, auch wenn deswegen der Roman für mich nach wie vor eindeutig unter die Rubrik "lesenswert" fällt. Insbesondere die NVA- Erlebnisse sind deutlich zu lang ausgefallen. Sie waren aber insoweit für mich interessant, als dass ich da als ex-BW-Wehrdienstleistender gar nicht so riesige Unterschiede zur BW feststellen konnte (Gut, wir durften schon in der Grundausbildung an manchem Wochenende nach Hause fahren, aber sehr vieles kam mir bekannt vor. Genauso, wie die Szenen in der Stube bei dem Film "Die Brücke" sehr nah an der BW-Grundausbildung waren. Das deutsche Militär hat eben, egal ob zeitweise aufgeteilt, eine starke Wurzel, die heutzutage verleugnet wird).

Ob ich das neue Buch kaufen werde, weiß ich nicht. Irgendwie denke ich, dass ich nicht so bald dazu kommen werde, es zu lesen.

Mitleser2

24. Mai 2022 10:23

Man kann ja von Henry Kissinger halten was man will, aber wenn man die aktuellen Politiker anschaut, ist er immer noch besser.

"Veteran US statesman Kissinger tells global elite at #wef22 Ukraine should give Russia territory. Urged West to stop trying to inflict crushing defeat on #Russia forces in #Ukraine, it would have disastrous consequences for stability"

Er hat das auch schon 2014 vertreten:

https://www.ipg-journal.de/kommentar/artikel/henry-a-kissinger-eine-daemonisierung-putins-ist-keine-politik-298

 

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