Herfried Münkler, Politikwissenschaftler und emeritierter Professor am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin, gehört zu den Koryphäen seiner Zunft und ist ohne Frage einer der wichtigsten politischen Stichwortgeber im Berliner Machtzentrum der postnationalen Bundesrepublik
Seine Rolle als staatstragender Akademiker paßt zu dem von ihm gelehrten Studienfach, das nach 1945 von den US-Besatzern als akademische Institution zur demokratischen Erziehung an den bundesrepublikanischen Universitäten etabliert worden war.
Anders als beispielsweise die hier in den »Netzfundstücken (125)« erwähnte Ulrike Guérot, die das linksliberale Projekt der »offenen Gesellschaft« mit geballter progressistischer Verve und Sendungsbewußtsein transportiert(e), gehört Münkler eher zu den Vertretern nüchterner Machtpolitik.
Etwas, das Merkel perfektioniert hatte. Münklers Bewunderung für die ehemalige Kanzlerin kommt daher nicht von ungefähr. Man sagte ihm einen direkten Draht in das Kanzleramt nach. Zumindest soll die Lektüre eines Aufsatzes von Münkler zur Frage von »Optimum« oder »Maximum« als Ziele der Politik bei Merkel einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
Dabei lag Münklers Fokus neben der Politischen Theorie zuvorderst auf der Internationalen Politik. Kein Wunder also, daß er sich – als jemand der im Jahr 2017 »radikalen Pragmatismus« in der deutschen Außenpolitik und gute Beziehungen zu Wladimir Putin und Recep Erdoğan forderte – auch zum Ukraine-Krieg zu Wort meldet.
Sein jüngstes Interview zur aktuellen außenpolitischen Lage gab er der Neuen Züricher Zeitung, das durch eine nüchterne Analyse besticht. Unabhängig davon ist es qua Münklers gewichtiger Position im bundesrepublikanischen Politikbetrieb lesenswert. Denn sofern die BRD überhaupt ein außenpolitisches Machtkalkül an den Tag legt, dann wird sich ein Teil davon aus Münklers Blick auf das Geschehen ableiten:
»DIE UKRAINE WIRD UNTER DIE RÄDER KOMMEN, WIE IMMER DIE SACHE AUSGEHT«
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Einer anderen bundesdeutschen Koryphäe begegnet man im Establishment seit geraumer Zeit hingegen mit Ablehnung. Für Der Turm wurde der Dresdener Schriftsteller Uwe Tellkamp noch mit Preisen überhäuft: dem Uwe-Johnson-Preis, dem Deutschen Buchpreis, dem Deutschen Nationalpreis und dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Nun wird sein neuer Roman Der Schlaf in den Uhren, für dessen ersten Auszug er 2004 den Ingeborg-Bachmann-Preis erhalten hatte, vom Feuilleton unisono abgekanzelt: »Ein Absturz in düsteres Raunen«. Es hagelt die typischen Vorwürfe: »Enges Weltbild«, »Hass«, »Was hat ihn ruiniert?« usw.
Was dem (Kultur-)Establishment ganz besonders aufzustoßen scheint, ist, daß Tellkamp es in seinem neuen Roman direkt angeht, indem er ihm dekadente Leere vorwirft. Das verträgt man nicht; vor allem dann nicht, wenn diese Kritik einen rechten und keinen linken Beigeschmack hat.
Doch wie kam es zu dieser Entfremdung zwischen dem neuen Thomas Mann, als den man Tellkamp nach dem Turm handelte, und seinen einstigen Verehrern? Im Dokumentarfilm Der Fall Tellkamp – Streit um die Meinungsfreiheit erfährt man es, und so manch anderes mehr:
DER FALL TELLKAMP – STREIT UM DIE MEINUNGSFREIHEIT
Der Schlaf in den Uhren können Sie natürlich direkt hier, bei Antaios, dem größten konservativen Versandbuchhandel bestellen.
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Erfreuliche Nachrichten: Das Schnellroda-Sommerfest, das im letzten Jahr seinen gelungenen Einstand gab, wird auch in diesem Jahr wieder stattfinden. Sezession-Chefredakteur Götz Kubitschek hat hier schon darauf hingewiesen und das Rahmenprogramm enthüllt.
Da das Fest eines der Veranstaltungshöhepunkte 2021 darstellte, das vor allem durch die gelassene und ungezwungene Atmosphäre bestach, sei hier trotzdem noch einmal darauf hingewiesen und die Teilnahme jedem Sezession- und Antaios-Leser sowie Sympathisanten ans Herz gelegt.
Schauen Sie vorbei!
Im letzten Jahr haben wir unser Sommerfest vom Erlös aus dem Verkauf einer Festschrift bezahlt. Dieses Jahr verlangen wir eine Umlage von 30 € pro Person für die Teilnahme an einem oder beiden Tagen. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind frei. Um eine Übernachtungsmöglichkeit muß sich jeder selbst kümmern, mit der Anmeldebestätigung erhalten Sie aber eine Liste mit Pensionen und Hotels in der Nähe. (Bereits ausgebucht ist die Gaststätte vor Ort.)
Richten Sie Ihre Anmeldung bitte an [email protected] oder telefonisch an 034632–904396. Wir haben rund 300 Teilnehmerkarten zu vergeben.
Kubitschek hat in seiner Ankündigung das Impressionsvideo des letzten Sommerfestes bereits verlinkt, daher hier das Literaturgespräch zwischen IfS-Leiter Erik Lehnert und Kubitschek zum deutschrumänischen Schriftsteller Hans Bergel als Appetithäppchen:
Laurenz
Münkler
Der Mann schreibt doch recht nüchtern in der NZZ. Daran gibt es nur wenig auszusetzen. Natürlich fehlt dem alten weißen Mann Münkler doch ein bißchen der Überblick, vor allem der finanzielle, ähnlich seiner Favoritin IM Erika. Serbien spielt zwar dieselbe Melodie seit dem Berliner Abkommen von 1878, aber mittlerweile ist die Geige zwar nicht zur kleinsten Geige der Welt mutiert, aber sicherlich kleiner als 1907 oder 1914. Viel entscheidender sind die Griechen, Münkler ignoriert es. https://www.heise.de/tp/features/Griechenland-Reeder-fuer-Putin-7101544.html
Nicht nur für das bodenlose Faß Ukraine ist der Westen bereit auf Wohlstand zu verzichten, auch unser bester Freund Erdogan führt teuren Krieg an zu vielen Fronten. Faktisch ist die Türkei mit 60-70% Inflation pleite & lebt nur noch von westlichen Zuwendungen. Das erhöht den Druck auf die Politik in Europa erheblich. Münkler scheint auch zu vergessen, die EU basiert rein auf der Finanzierung durch Deutschland. Ohne dieses Geld war's das & zwar schneller, als viele sich das vorstellen können.