Kritik der Woche (33): Was ich nie gesagt habe

Müßig zu sagen, daß unter den jährlich rund 80.000 Neuerscheinungen auf dem deutschen Buchmarkt viel Schrott ist.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Es ver­steht sich von selbst. Heu­te kann qua­si jeder qua­si alles dru­cken, auch mit einer ISB-Num­mer. Daher ver­kau­fen sich die aller­meis­ten die­ser zig­zehn­tau­sen­den Bücher allen­falls mäßig. Eine ver­kauf­te 1000er-Auf­la­ge ran­giert da schon im obe­ren Mittelfeld!

Wir wol­len uns hier aber nicht mit Tau­sen­der­auf­la­gen abge­ben. Uns geht es um das Zeug, das die Leu­te mas­sen­haft entflammt!

Als heiß­be­gehr­te, viel­ge­kauf­te und hun­dert­fach posi­tiv bewer­te­te Som­mer­lek­tü­re hät­ten wir anno 2022 unter ande­rem: Das Geheim­nis des Kame­li­en­gar­tens; Als die Tage lei­ser wur­den ; Der Papier­pa­last; Die Lie­be tanzt bar­fuß am Strand und Rügen­träu­me und Bernsteinfunkeln.

Was fällt auf? Es sind durch­weg Autorin­nen. Ich gebe zu beden­ken: Im 19. und teils noch im 20. Jahr­hun­dert gaben sich Frau­en Män­ner­pseud­ony­me. Man den­ke an Geor­ge Eli­ot, Geor­ge Sand oder die Geschwis­ter Bron­të. Sie tra­ten als männ­li­che Autoren auf, um Leser­schaft zu gewinnen.

Mag durch­aus sein, daß es heu­te umge­kehrt ist. Daß Män­ner unter Frau­en­na­men schrei­ben, weil heu­te vor allem Frau­en zur bel­le­tris­ti­schen Kund­schaft zäh­len. Es wäre eine Unter­su­chung wert!

Susan­ne Abel hin­ge­gen dürf­te defi­ni­tiv eine weib­li­che Autorin sein. Die­se (zuvor unbe­kann­te) Schrei­be­rin hat­te mit dem hier besprochenen/bespöttelten Roman Stay away from Gret­chen einen soge­nann­ten Megas­el­ler in die Welt gesetzt.

Die deut­sche Leser­schaft  und selbst die berufs­mä­ßi­gen Kri­ti­ker beju­bel­ten die­ses Buch. Gret­chen mit ihrem PoC-Kind, das von der nach­kriegs­deut­schen Gesell­schaft aus ras­sis­ti­schen Grün­den tabui­siert und der Mut­ter weg­ge­nom­men wurde!

Die gefei­er­te Autorin hat nun rasch nach­ge­legt. In die­sem Som­mer hat Frau Abel den zwei­ten Teil der „Gret­chen-Rei­he“ ver­öf­fent­licht. Er trägt einen trau­ma­schwan­ge­ren Titel: Was ich nie gesagt habe. Gret­chens Schick­sals­fa­mi­lie. Die­ser Roman wur­de erneut ganz hoch in die „Spiegel-Bestseller“-Liste katapultiert.

Das ist des­halb inter­es­sant, weil es hier eben nicht um Kame­li­en­gär­ten und Bern­stein­fun­keln geht, son­dern aber­mals um deut­sche Men­ta­li­täts­ge­schich­te, und weil die deut­sche Leser­schar die­se Art von Kol­por­ta­ge offen­kun­dig begie­rig aufsaugt.

Also: In Teil I hat­te der berühm­te und sexu­ell umtrie­bi­ge Nach­rich­ten­spre­cher Tom Mon­de­rath her­aus­ge­fun­den, daß sei­ne (nun demen­te) Mut­ter im Nach­krieg ein Kind mit einem far­bi­gen GI hat­te. Es wur­de ihr weggenommen.

Ihm, Tom, gelingt es, die Kon­tak­te wie­der­her­zu­stel­len. Und, Ende von Teil I: Tom ver­liebt sich ernst­haft in sei­ne eman­zi­pier­te Kol­le­gin Jen­ny. Die ent­spricht nicht sei­nem „Beu­te­sche­ma“ (blond, lang­bei­nig, ‑haa­rig etc.), son­dern ist kurz­haa­rig und brü­nett und hat sich gera­de ein Kind­chen aus der Samen­bank bestellt.

Why not, so der Unter­ton. Naht­los geht es im neu­en Band weiter.

Tom deckt näm­lich erneut etwas auf: Sein ver­stor­be­ner Vater Kon­rad hat als Gynä­ko­lo­ge mut­maß­lich mit sei­nem Samen hun­der­te Halb­ge­schwis­ter von Tom gezeugt. Zunächst hat­te sich nur ein bis­lang unbe­kann­ter Halb­bru­der bei Tom gemel­det: der homo­se­xu­el­le Henk aus Hol­land. Ein Stab­reim! Wie aber­wit­zig ange­sichts der Schwulität!

Im fol­gen­den wer­den wie im vori­gen Band stets Sze­nen ent­ge­gen­ge­schnit­ten. Eine Ebe­ne spielt im Jahr 2016, die ande­re in der Zeit von Tom Mon­de­raths Vater Kon­rad, gebo­ren 1928.

Wäh­rend wir lesend den Spu­ren Kon­rads fol­gen – wie gewohnt mit allem „drum und dran“, von sei­nen zahl­rei­chen ver­se­hent­li­chen Samen­er­güs­sen über die ame­ri­ka­ni­sche Kriegs­ge­fan­gen­schaft („Schu­le der Demo­kra­tie“) bis zur Assis­ten­ten­stel­le bei einem „Nazi-Arzt“ -, bege­ben wir uns abwech­selnd in die Gegen­wart des berühm­ten Fern­seh­stars Tom – auch hier mit „allen Schikanen“.

Zum Bei­spiel, daß der klei­ne Carl ali­as „der Chef“( soo wit­zig, die­ser kon­ven­tio­nel­le Jun­gel­tern­sprech!) logi­scher­wei­se immer dazwi­schen­funkt, wenn Tom und Jen­ny gera­de intim wer­den wol­len. Mensch! Wer kennt es nicht!

Das liebt das nach zehn­tau­sen­den zäh­len­de Lese­pu­bli­kum, das wir uns sehr genau vor­stel­len kön­nen. Mut­maß­lich sind es die Leu­te, die sich wöchent­lich die übli­chen Schla­ger­sen­dun­gen geben (bei­spiel­haf­ter Auf­tritt, ver­gan­ge­nes Wochen­en­de, unbe­dingt sehens­wert: Michel­le-Scheiß­kerl) , die aber auch mal zu einem „guten Buch“ (pro Jahr) nicht strikt Nein sagen.

Das (Michel­les und Sabi­nes Pro­duk­tio­nen) ist kei­ne Nische und alles ande­re als ein Extrem­bei­spiel: Das ist die heu­ti­ge Volks­mu­sik und Volks­li­te­ra­tur, lei­der, und sie ist mehrheitsfähig.

Unter den mitt­ler­wei­le knapp 8000 jubeln­den „Kun­den­re­zen­sio­nen“ zu Frau Abels Kunst­schaf­fen bei amazon.de fin­det sich auch die Ein­schät­zung, Frau Abel stün­de mit ihrem Schaf­fen in der Tra­di­ti­on volks­tüm­li­cher Autoren wie Lud­wig Gang­ho­fer und Rosa­mun­de Pilcher.

Das aller­dings trifft aus­schließ­lich auf die simp­le Kom­po­si­ti­ons­art „durch vie­le Tur­bu­len­zen zum süß­li­chen Hap­py End“ zu. Was auch Abels neu­es Buch so unend­lich schmie­rig macht, sind zum einen die per­ma­nen­ten sub­ku­ta­nen poli­ti­schen Bot­schaf­ten, zum ande­ren die grau­en­haf­te Spra­che. Bei­des fin­den wir bei den gleich­falls har­mo­nie­be­ton­ten Pilcher und Gang­ho­fer nicht.

Sam­mel­te sich sämt­li­cher Nach­kriegs­schmonz im vori­gen Band Abels in der Figur des schwar­zen Mus­ter-GI und Befrei­ers Robert, so gibt es auch hier das abso­lut Gute (die super­lus­ti­ge Schwu­len-Com­mu­ni­ty; die eman­zi­pier­te Samen­bank­kon­su­men­tin Jen­ny; ein Mäd­chen mit Down-Syn­drom, das dann dem Ras­sen­wahn zum Opfer fällt) und ande­rer­seits das abso­lut Böse: die NAZIS.

Kon­rad /Conny Mon­de­raths Kind­heit und Jugend in kur­zer Skiz­ze: Im Pup­pen­thea­ter gibt’s nun eine neue Figur, den fie­sen jüdi­schen Pfer­de­händ­ler Abra­ham Schmul mit „rie­si­ger Haken­na­se und wuls­ti­gen Lip­pen“; es wer­den auf dem Schul­hof nur noch anti­se­mi­ti­sche Rei­me gesun­gen; in Mathe müs­sen Text­auf­ga­ben zur mensch­li­chen Zucht­wahl gelöst wer­den; ein Freund wird ein­fach so von Klas­sen­ka­me­ra­den tot­ge­schla­gen, nur, weil er Jude ist; wäh­rend der Olym­pi­schen Spie­le wird gegen „die Neger“ Stim­mung gemacht; die jun­gen Sol­da­ten pum­pen sich spä­ter mit Per­vi­tin voll. Und natür­lich das:

Adolf Hit­ler schaut Con­ny direkt ins Gesicht. IHM! Die­ser Blick traf ihn wie ein hei­li­ger Blitz, und mehr noch als zuvor wuß­te Con­ny, dass er dem Füh­rer bis in alle Ewig­keit fol­gen wollte.

Klar, “holy shit”, so war das „damals“ in der schwarz­ma­gi­schen Zeit…

Conny/Konrad wur­de her­nach natür­lich geläu­tert. Unter ande­rem durch den Umer­zie­hungs­film „Die Todes­müh­len von Ausch­witz“, der sich „tief in sei­ne See­le brann­te”. Bereits hier, wir haben erst ein Drit­tel des Schin­kens durch, liegt nahe, daß der gute Kon­rad gar nicht der frag­li­che Super­sper­mi­na­tor gewe­sen sein kann, der wohl über tau­send Kin­der zeugte.

Zum Sprach­stil des Buches: Es besteht weit­ge­hend aus Super­la­ti­ven. Jen­ny hat nicht Hun­ger – sie „fällt fast in Ohn­macht vor Hun­ger“. Wer hier auf­ge­bracht ist, „zit­tert“ gleich sicht­bar. Wer staunt, dem „ent­glei­sen“, wahl­wei­se „ent­glei­ten“ (ja, pas­siert hier sehr oft) pla­ka­tiv gleich „sämt­li­che Gesichts­zü­ge“ oder „fal­len die Augen aus dem Kopf“. Carl­chen hat vor lau­ter Stau­nen dau­ernd einen „offe­nen Mund“. Er ist nicht süß, son­dern „sooo süß“. „Gro­ße Augen“ wer­den über­haupt stän­dig gemacht.

Und natür­lich wird geflucht, was das Zeug hält. Ver­mut­lich gilt das heu­te als Aus­weis von Boden­stän­dig­keit. “Du elen­de Kacke”, “mei­ne ver­fick­te Fami­lie”, über­haupt fällt krank­haft häu­fig „F***“, natür­lich ohne Auslassungszeichen.

Kaum ver­wun­der­lich durch­zieht ein gigan­ti­sches Sym­bol­tier die­sen Buch­knal­ler: Ein Mega-Ein­horn, vom schwu­len Henk dem klei­nen Carl geschenkt. Henk schickt ein Pho­to: Er mit „dem Chef“ auf dem Arm. Drum­her­um „ein Rah­men aus pink­far­be­nen Sper­mi­en.“ So cool!

Hier bleibt kein Auge tro­cken. „Volk“ reimt sich nun­mehr phan­tas­tisch auf „Erfolg“, und so ist es halt. Auf den ulti­ma­ti­ven  Ver­kaufs­link mag ich hier ver­zich­ten. Aus lau­ter Tole­ranz kön­nen neu­gie­ri­ge Leser das Mach­werk natür­lich den­noch unter antaios.de bezie­hen. Nur zu! Kei­ner soll hin­ter­her sagen, er sei völ­lig ahnungs­los gewesen!

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (39)

Maiordomus

16. Juli 2022 11:13

Ergiebige Zusammenfassung einer Buchproduktion, die ich, so Gott will und sich irgendetwas davon setzt, frühestens im Alter nach 80, was doch noch ein paar Jahre aussteht, lesen würde. Begnüge mich mit dem glaubwürdigen, trefflichen und gewiss nicht überflüssigen Lesebericht von EK, wohingegen ich mich wieder in einen der Bände des grossartigen Aphoristikers Ludwig Hohl vertiefe, der in einer Kellerwohnung oder jedenfalls einer unbürgerlichen Kabause in Genf eine Art Lichtenberg redivivus wurde, wiewohl letzterer unerreicht bleibt, gemäss seinen Sudelbüchern nach Nietzsche einer der fünf besten deutschen Autoren wenigstens bis 1888, darunter Stifters von Arnold Stadler in einem wunderbaren Buch wieder gewürdigten "Nachsommer". Der Hinweis, heute als Frau, vielleicht noch vorteilhafter als "Queer"-Geschlechtlicher zu publizieren, bleibt zu bedenken. Für Auflage sind heute indes Frauenbiographien  im Durchschnitt rentabler als solche über Männer, besonders "alte weisse Männer", welcher Begriff nunmehr den weiland "Neger" ersetzt.

Der Gehenkte

16. Juli 2022 12:05

Eine Lanze für Ludwig Ganghofer brechen. Der war ein erstklassiger Schriftsteller, was Kompositionskunst und Sprachvermögen betrifft. Seine Figuren sind von archetypischer Standfestigkeit. Allein das Sujet ist angreifbar. Ein ähnlich gelagerter Autor - mehr im städtischen Milieu verortet - bekam immerhin den Nobelpreis für Literatur: Paul Heyse.

Wer einen Ganghofer hat, braucht eine Abel wohl nicht. Dennoch ist es hin und wieder lehrreich, sich solche Produkte anzueignen - man muß sie ja nicht gleich kaufen -: in ihnen wabert der Zeitgeist.

RMH

16. Juli 2022 12:35

Tja, das Schwelgen in Klischees und klaren Zuschreibungen ist halt einfacher, um industriemäßiger, genormter zum Produkt namens Buch zu kommen. Gebrochene oder mehrdeutige, interpretierbare oder scheiternde Figuren sollen doch die Künstler als Futter fürs Feuilleton machen - Hauptsache Auflage. Dabei ist die erkannte "Politisierung" vermutlich nicht direkte Absicht sondern einfach nur "Folge dem Pfad, mach keine Experimente."

"Und natürlich wird geflucht, was das Zeug hält. Vermutlich gilt das heute als Ausweis von Bodenständigkeit."

Das ist bei Büchern wie dem besprochenen auch m.M.n. in der Tat klares Anbiedern und der Versuch cool zu sein (der Vorgänger von cool könnte das deutsche lässig sein). Das Fluchen ist ein interessantes Gebiet, während in Deutschland Flüche eher mit Schmutz, Dreck, Fäkalien und religiös, christlichen Aspekten (Kruzifix!) arbeiten, ist in vielen anderen Ländern meist eine klar sexuelle Ursprungslage erkennbar, bspw. fuck, cunt, putain, puta, kurwa (oder kurva), malakas etc. - der Deutsche bringt offenbar mit Sexualität weniger Schmutz und Verwerflichkeit in Verbindung, als andere Nationen in ihrer Fluchkultur - oder hat das dermaßen tabuisiert, dass er das nicht bei Alltagsflüchen verwendet (natürlich gibt es auch sexualisierte Flüche und Schimpfwörter im Deutschen, die sind aber nicht so alltäglich, wie bspw. das simple sch..., welches noch nicht gänzlich durch fck abgelöst wurde).

Kammerherr

16. Juli 2022 12:42

Aber Frau Kositza, Sie sind sich ja anscheinend für nichts zu schade! Danke für diesen vergnüglichen Artikel, ist ja ehrenwert, womit Sie sich so alles abgeben, aber das da fällt doch nun eindeutig unter "Schund- und Schmutzliteratur". Es sei denn, Sie hielten es für nötig, ausgerechnet diese Erkenntnis vermitteln. Nun ja, um mal an die Superlative anzuschließen: Ich liege hier gleich unterm Tisch vor Lachen...

Allnichts

16. Juli 2022 12:44

Klingt eigentlich ganz unterhaltsam. Zumindest wirkt es so, als hätte Ellen Kositza einige Freude daran gehabt, all die Kuriositäten herauszukristallisieren und in Beziehung zueinander zu setzen. Das Buch scheint wie ein Jahrmarkt zu sein, überall immer aufdringlichere und immer tollere Sensationen, eine Aneinanderreihung von Besonderheiten ohne Atempause.

Gelegentlich frage ich mich, ob das alles nicht ein natürliches Ende haben muss, denn irgendwann wurde alles mal vertranslicht, irgendwann hat jeder mal Hitler in seine Werke eingebaut, irgendwann wurde alles mal mit allem kombiniert und es wurden alle Grenzen aufgelöst, jedes Experiment eingegangen, alles ausgereizt. Vielleicht kehrt dann wieder so etwas wie Normalität ein.

Der zeitgenössische Schlager bietet theoretisch Chancen, weil sich zum einen weiterhin sehr viele Deutsche aller Alterklassen davon angesprochen fühlen und sich dort zum anderen so etwas wie Resträume unverkrampften Deutschseins erhalten haben. Natürlich nicht nach elitären Maßstäben, aber nach normalen. An dem Auftritt stören mich in erster Linie die Tänzer, vor allem einer.

Als Interessent würde ich einfach den ultimativen Verkaufslink weiter oben nehmen.

Carsten Lucke

16. Juli 2022 14:36

Hübscher, schön bissiger Text !

Doch was ist mit meiner Mutter ?!: Sie wartet auf die Fortsetzung von "Das war's" !

Weiß ja, daß man kennen sollte, was man ablehnt - aber bis ins Detail ?!

Aber schreiben Sie bitte weiter - so oder so !

 

Gracchus

16. Juli 2022 15:27

Vielleicht könnte SiN ja den neuen Ralf Rothmann-Roman (Stabreim!) vergleichsweise rezensieren; da geht es auch um Krieg und Nachkriegszeit, aber ohne Verklammerung mit woken Themen; der erste Band der Trilogie, an dessen Titel ich mich gerade nicht erinnere und dem teilweise Landser-Romantik vorgeworfen wurde, war auch ein Bestseller-Erfolg.

"Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen ..." Sie verfügt als Masse über keinen Willen zur - Qualität. Mir scheint auch, dass diese ideologischen Machwerke dieselbe Funktion erfüllen wie meinetwegen Heimatfilme aus den 50ern. So gesehen, nichts Neues unter der Sonne. Nur dass das Buch in den letzten Jahrzehnten einen weiteren Bedeutungsverlust erlitten hat; viele fehlt die Übung, so dass sir bereits an der Sprache scheitern. Sogar die Bibel gibt es in leichter Sprache, obwohl die Bibel ja ohnehin in einfacher Sprache gehalten ist. Gegen eine einfache Sprache ist gar nichts einzuwenden, wenn sie kraftvoll und schlicht ist - und poetisch; ich glaube, dass viele nicht nur von komplexeren Satzstrukturen überfordert sind, sondern bei einfacher Sprache von sprachlicher Eleganz, die - wie ja schon der Etymologie nach - von Auslassungen lebt; diese Lücken mit der eigenen Phantasie zu füllen, bedeutet schon eine Hindernis, und einfache Sprache läuft dann darauf hinaus, alle Poesie aus den Sätzen zu tilgen, weil Poesie auf Ambiguität, ja flirrende Mehrdeutigkeit zielt, was dem woken Kunden aber nicht mehr zugemutet werden kann; in Wokistan muss eben alles eineindeutig sein. 

Kositza: Kleiner Ausschnitt aus einer älteren R.-Rothmann-Roman-Rezension (Hyperstabreim!) aus meiner Feder:

"Trotz aller ansonsten vielfach colorierten Bilderhaftigkeit unterwirft Rothmann sein (zumindest das sich jenseits einer schmalen der Grauzone befindliche) Personal grundlegend einem Schwarzweißschema; so sehr, daß der Leser manch kalkuliert wirkender Evokation nur widerstrebend folgt.
Die Bösen haben „fette Hände“, polierte Stiefel“, sind dicklich, haben „ schlaffe breite Lippen“ und gabern Kaffeetropfen auf andachtsvoll vor ihnen ausgebreiteten Madonnenbildern."

https://sezession.de/51411/soldatenvaeter-belletristik-von-koneffke-und-rothmann

Lausitzer

16. Juli 2022 16:19

Danke, Frau Kositza, für diesen Einblick in eine Welt von der ich umgeben bin. Das ist ja grauenvoll. 

brueckenbauer

16. Juli 2022 16:30

Ich lese Unterhaltungsliteratur eigentlich gerne: Sie sagt uns viel (mehr als die meiste Hochliteratur) darüber, wie die normalen Menschen ihre Zeit erlebt haben.Wozu natürlich auch gehört, dass die Unterhaltungsautoren wie die normalen Menschen von der Propaganda ihrer Zeit beeinflusst wurden - Agatha Christie ist ein Spiegel für Freud und Leid der englischen Mittelschichten 1920-1960, aber natürlich auch ein Gradmesser dafür, wieweit antideutsche Propaganda in Großbritannien "durchdrang" bzw. wieweit gerade nicht.

Wo genau liegt hier nun die Grenze zu Autoren wie Abel?`Bei ihr hat man nun allerdings den Eindruck, dass die erzählerische Phantasie überhaupt erst durch propagandistische Narrative in Bewegung gesetzt wird.

 

Kurativ

16. Juli 2022 17:05

Ich musste spontan lachen. Gute Zusammenfassung. So sieht es auch in den anderen Medien (GEZ, etc) aus. Schon Stichworte reichen nach den ersten Sekunden für den schnellen Ausknopf oder dem Wechsel zu IfS Videos (als Audio), Apolut, etc aus. Noch nie war der Massengeschmack so heilsam wie heute (wenn man bereit ist kosequent abzuschalten). Vielleicht liegt es auch daran, dass ich leider sehr langsam lese. Da sollte es etwas gutes sein

Laurenz

16. Juli 2022 18:13

@EK

Warum wundern Sie Sich über dieses Buch? Das Politische bleibt im Rahmen des Sagbaren, was einen für die Relotius-Bestseller-Liste prädestiniert & die schlichte Frivolität ist das einzige, was, wie früher in den urbanen Räumen der DDR, noch Freiheit ermöglicht. Gegen die Erzählungen meiner DDR-Bekannten & - Freunde waren selbst die Alt68er profunde Spießer. Natürlich kriegen unsere totalitären Buntland-Verwalter beim Vorschriften machen den Hals nicht voll. Noch viel mehr als gegen Michelles sichtbare Love-Handles ist Layla, ein harmloses Sauf- & Partyliedchen die Nummer 1 in Deutschland geworden. Und Kommunen, wie Würzburg, dämlich, wie diese Pharisäer sind, haben nichts besseres zu tun, als den Erfolg des Liedchens zu befeuern.

Gegen die selbst ernannten kommunalen Moralapostel regt sich echter Widerstand um das letzte bißchen frivole Freiheit zu verteidigen.

https://www.tichyseinblick.de/meinungen/layla-sexismus-debatte/

Hier das Original-Video in mittelalterlicher Atmosphäre https://youtu.be/laru0QoJUmI

Der Michelle-Auftritt ist dagegen ein leerer Sonntagsgottesdienst 

https://youtu.be/bA8DGS_6avE

Kositza: Wo lesen Sie heraus, daß ich mich wundere?

Waldgaenger aus Schwaben

16. Juli 2022 19:06

Ich weiß nicht, inwieweit solche Romane schon von KI geschrieben werden. Wir hatten vor 40 Jahren im Studium eine Vorlesung über den morphologischen Kasten (oder so ähnlich). Ein Krimi braucht einen Täter, ein Tatmotiv, eine Tatwaffe und ein Opfer.

Man schreibt Listen zu den Entitäten und würfelt dann. Bei uns kam dann raus:

Ein Professor ermordert aus Habgier einen Studenten mit einem Papagei als Tatwaffe.

Die Figuren Beschreibungen kann man aus einer Datenbank holen, Ortsbeschreibungen und Standardszenen auch. Dann geht noch ein menschlicher Autor drüber und fertig ist der Krimi. Heute würde ich noch einen diversen Tatverdächtigen dazu nehmen, der sich dann als unschuldig erweist und einen zweiten Strang: Private Beziehungen mit Problemen zwischen zwei Figuren aus: (Ermittlern; falschem Verdächtigen; Angehörigen des Opfers) und fertig ist das Tatort-Drehbuch.

 

 

RMH

16. Juli 2022 22:55

"Ich weiß nicht, inwieweit solche Romane schon von KI geschrieben werden."

@W.a.S.

Ich auch nicht, aber zumindest wären die Wege, die Sie von früher aus ihrem Studium beschreiben, vermutlich heute recht einfach möglich technisch umzusetzen. Mediziner, Juristen etc. arbeiten bereits mit vorgefertigten Textblöcken, die sie am Ende bearbeiten oder sinnvoll zusammenfügen (also noch nicht richtig mit KI, denn das I kommt noch vom Menschen beim Bearbeiten und Kompilieren, aber auch das ändert sich gerade für einfachere Standards). Warum sollte das im Bereich der Literatur, insbesondere, wenn sie massentauglich sein soll, nicht anders sein? In der Produktion von Musik soll bereits jetzt schon viel möglich sein.

Habe einen Bekannten, der macht neben Umzügen auch sog. Haushaltsauflösungen. Aktuell wandert von den Haushalten der wegsterbenden Generationen viel von Simmel, Konsalik, Utta Danella & Co. ins Altpapier - immerhin, die hatten sogar noch Bücher zum entsorgen ... heute schmeißt man vermutlich schon zu Lebzeiten seine Urlaubsschmöker gleich danach weg (oder man hat ein E-Book, dann ist es wenigsten keine Papierverschwendung).

@Fredy, da sollten Sie schon mal konkreter werden, wenn sie sowas vom Stapel lassen ...

Laurenz

16. Juli 2022 23:04

@EK

Wo lesen Sie heraus, daß ich mich wundere?

Sie haben Recht, das war reine Mutmaßung. Ich habe Ihre Verriß-Empfehlung gelesen, so wie ich die meisten Ihrer Artikel lese, um mich quasi zu bilden. Zugegeben, ich wunderte mich über den Quatsch der Handlung & eintretenden Unwägbarkeiten. Daraus mag sich die Schlußfolgerung abgeleitet haben, allen anderen, auch Ihnen, ginge es genauso.

Nordlicht

16. Juli 2022 23:13

Das sind Bücher der Sorte, wie sie mir meine ältere Schwester zum Geburtstag geschenkt hat bis sie bemerkte, dass ich diese ungelesen ins Regal gestellt habe, in einem Fall noch in Folie.

Sie ist eine Gute, als 75-Jährige sehr aktiv in der evangelischen Kirche und mittlerweile zum 2. Mal geboostert. Aus Rücksicht auf ihre Kinder verkehrt sie nur mit Geimpften. Ob wir uns angesichts dessen je wiedersehen werden, ist offen.

Das wäre doch auch Stoff für einen Familienroman.

AndreasausE

17. Juli 2022 11:58

@Der Gehenkte 16. Juli 2022 12:05

"Eine Lanze für Ludwig Ganghofer brechen. Der war ein erstklassiger Schriftsteller, was Kompositionskunst und Sprachvermögen betrifft."

Dem kann ich nur zustimmen. Solide Unterhaltungsliteratur, ungeschnörkelt, ohne (V)Erziehungsanspruch, und die Verfilmungen waren auch ordentliches Handwerk.

Allemal besser als rezenter Kulturförderungspreisgekröntkram.

AndreasausE

17. Juli 2022 12:22

Ach so, ganz vergessen: Habe köstlichst gelacht bei Lektüre des Artikels, danke dafür.

Bestellen werde ich mir das Buch aber nicht, wahrscheinlich finde ich das demnächst in der Bücherkiste an der evangelischen Kirche hier und tausche das dann gegen eine Doublette aus der Was-ist-Was-Reihe um. Dann wackelt mein Tisch nicht mehr und ich hab was für Bildung getan.

 

@Laurenz 16. Juli 2022 18:13

Aus subversiven Erwägungen hab ich mir das Stück eben nochmals reingezogen (und um Frau das vorzustellen). Ballermann eben. Voll primitiv, das soll es sein, darum fast schon wieder gut. Bierzeltbrüller.

Michelle dagegen ist tatsächlich "leerer Sonntagsgottesdienst", sterile Volksbelehrung.

Pferdefuss

17. Juli 2022 13:34

@ Ellen Kositza: Bewundernswert - die Menge an Lesefutter, die Sie verdauen.

@Waldgänger aus Schwaben

Da liegen Sie m.M.n. genau richtig.

Seit Jahrzehnten wurden in Wochenendseminaren 'Kreatives Schreiben', die, wen wundert's, aus den USA nach 'Westdeutschland' rüberschappten, archetypische 'Cluster' propagiert, geübt und vor allem von speziell feministischen Kursteilnehmerinnen (bitte, in diesem Fall kein Binnen-I lesen), aufgesogen, angewendet. Virtuelle Fortsetzung könnte folgerichtig KI sein.

Was das heutige Genre Trivialliteratur und -kultur ziemlich unangenehm, ja lästig macht, ist der Verlust an Naivität, Natürlichkeit, Beobachtungsgabe, Diskretion, Herzensbildung. Ersatz: Geschönte sexuelle, gesellschaftliche Abnormitäten als Selbstverständlichkeiten. Man muss für Außenseiter im Laufe der Lektüre erst gar nicht mehr ein Verständnis entwickeln; Außenseiter gelten von vornherein als legitimiert. 

Laurenz

17. Juli 2022 16:15

@AndreasausE @L.

Ballermann eben.

Es ist gar nicht so einfach, Texte, wie Musik zu fabrizieren, die man auch noch mit 1,5 promille über die Lippen kriegt. 

Michelle dagegen ist tatsächlich "leerer Sonntagsgottesdienst", sterile Volksbelehrung.

Will auch den Scheißkerl von Michelle in der Leistung gar nicht schmälern. Einerseits ist sie hübsch anzusehen, andererseits gibt sie sich im Lied selbst die Antworten. Scheißkerle werden zumindest bei jungen Frauen bevorzugt. Das unterbewußte weibliche Ego traut Scheißkerlen eher zu, gemeinsame Kinder durchzukriegen. Den Layla-Interpreten, wie Michelle muß man auch noch zugute halten, daß sie deutsch singen. Wenn Sie noch einen Mollakkord dazu haben wollen, hier ein wohl ungewolltes Sauflied des Sängers Josh aus Wien von vor 2 Jahren oder so.  https://youtu.be/uSbxCX2LVps

Hier das Sauf-Cover von Der Draufgänger https://youtu.be/wHahRWtPhwE

Laurenz

17. Juli 2022 16:29

@Nordlicht

Ältere Schwester

Im Grunde tut mir das unbekannterweise weh, wenn ich das lese.

Es ist die germanische Naivität oder besser Arglosigkeit (Blauäugigkeit), die zu diesen obrigkeitshörigen Auswüchsen, wie Maske tragen oder Krankmachimpfung führt. Wenn ich in meinen Markt zum Einkaufen gehe & all die Holzköpf/innen sehe, kommen in mir gemischte Emotionen hoch. Einerseits will ich die alle windelweich prügeln, andererseits könnte ich vor Mitgefühl heulen bei diesem geistigen Elend meiner Landsleute. Die Migranten sind noch dümmer im Schnitt. Hach, das war jetzt wohl wieder rassistisch.

Dazu kommt der Gedanke, daß ich auch bei alten Menschen mit Maske auf ahnungslose Kinder schaue, also fällt die Prügelwut schnell weg, das Elend bleibt.

Kaufen Sie Sich ein Kopfbesteck (Headset, Kopfhörer mit Mikro), laden Skype herunter. Wenn Ihre Schwester Kinder hat, schicken Sie Denen auch eins, mit der Bitte Skype zu laden. Dann noch eine billige Webkamera & Sie können Sich beim Netztelefonat Beide sehen.

nom de guerre

17. Juli 2022 18:38

@ Nordlicht

„Sie ist eine Gute, als 75-Jährige sehr aktiv in der evangelischen Kirche und mittlerweile zum 2. Mal geboostert. Aus Rücksicht auf ihre Kinder verkehrt sie nur mit Geimpften. Ob wir uns angesichts dessen je wiedersehen werden, ist offen.

Das wäre doch auch Stoff für einen Familienroman.“

Die 75-jährige ältere Schwester tut dies aus Rücksicht auf ihre doch wohl eher um die 50-jährigen Kinder, das ist so absurd, dass es fast schon wieder lustig ist. Pardon, ich will das nicht bespötteln und gehe eigentlich nur deshalb darauf ein, weil meine werten Onkel und ihre Familien aus dem gleichen Grund – allerdings aus vollster eigener Überzeugung – nicht mehr mit meiner Mutter verkehren. Selten ist das leider nicht.

Dafür handelt es sich bei meinen Tanten und Cousinen aber mit ziemlicher Sicherheit um das geeignete Publikum für die Romane der Frau Abel. Dass solches Zeug von einer KI verfasst werden könnte (@ Waldgänger), finde ich wiederum eine reizvolle Idee...

links ist wo der daumen rechts ist

17. Juli 2022 19:32

Wohlfühlliteratur, die Zwote

 

Die Hauptfrage lautet doch:

Wer liest diesen Schrott?

Meine Vermutung: zu 90% Frauen.

Wir könnten also eine ähnliche, von Swiftscher Ironie getragene Debatte führen wie vor einigen Jahren zum Thema Frauenwahlrecht (Rechte kennen ja keine Tabus).

Wurde aber im Nachbarstrang zensuriert.

https://sezession.de/66057/netzfundstuecke-132-aufgeblaettert-troll-nahrung

Gracchus

17. Juli 2022 20:55

Also, ich habe mir jetzt mal eine ca. 15-seitige Leseprobe gegönnt. Da ich extrem Schlimmes erwartet hatte, war's gar nicht so schlimm. Auch deshalb nicht, weil das Bewusstsein, das einem aus den Zeilen entgegen kommt, einem sowieso tagein, tagaus begegnet. Dass im Präsens erzählt wird, daran hat man sich bei zeitgenössischer Produktion gewöhnt. Der raunende Beschwörer des Imperfekts weilt wohl noch in einem Luftkurort. Die Botschaft verstehe ich so, dass der heterosexuelle Mann behutsam an die Hand genommen werden soll, damit er sich von seinen atavistischen Reflexen befreien kann. Empörend: Keine Empörung darüber, dass unser Held bei einer Schwulen-Party angegrapscht wird. Für etwas Spannung sorgt, ob auch mal etwas Überraschendes kommt.  

Gracchus

17. Juli 2022 20:57

@EK: Danke. Den Rothmann habe ich gelesen damals, ich erinnere mich aber kaum. 

Andreas Walter

18. Juli 2022 02:21

Wird Konrad im Buch als Nazi skizziert?

Die “ficktive“ Figur Konrad hat mich nämlich gleich an jemand anderes erinnert - und den hat es wirklich gegeben:

https://en.wikipedia.org/wiki/Bertold_Wiesner

 
 
Kositza: Na, das ist ja eine interessante Personalie! Kannte ich nicht - Wiesners Tochter Eva Ibbotson ist allerdings eine Lieblingsautorin meiner Töchter. Konrad geht sehr im NS auf,wird hernach ("Die Todesmühlen von Auschwitz") geläutert. Und es stellt sich heraus, daß gar nicht er der Samenspender war. DAS war ein Supernazi.

Waldgaenger aus Schwaben

18. Juli 2022 09:43

In Foren für Hobby-Schriftstellern mit Ambitionen (dsfo.de, wattpad.com, leselupe.de wortkrieger.de) wird immer mal wieder der KI-Einsatz zur Textgenerierung diskutiert. Natürlich schweigen die Verlage darüber. Was schon etabliert ist, sind anscheinend Autoren-Teams (oder besser -Kollektive). Der eine erstellt den Plot, der andere schreibt die Dialoge, ein weiterer die Sexszenen, usw.

Von der Fließbandproduktion mit Arbeitern an den Fertigungsstraßen zum Einsatz von Robotern zur Produktion ist es nicht mehr weit. Es braucht am Ende nur noch ein paar menschliche Kontrolleure. Der Taylorismus setzt sich durch, wenn der Erfolg am Markt das entscheidende Kriterium ist.

Das dies das Ende der Literatur wäre, wie wir sie kennen, ist klar. Das Fließband produziert weitaus günstiger als der Handwerker. Dessen Qualität ist auf einem gesicherten, wenn auch nicht höchstem Niveau.

Was mir Hoffnung macht ist die von der Autorin bestirnrunzelte Szene der Self-Publisher und Kleinstverlage. Es scheint ein menschliches Urbedürfnis zu sein, Geschichten zu erfinden und anderen zu erzählen. Die Qualität dieser Texte mag gering sein, aber diese Szene kann Humus werden für neue Gewächse der Literatur. Die älteste Kunst der Menschheit sind wohl Erzählungen, die Höhlenbilder der Steinzeit gehören vermutlich zu Geschichten oder Traumerzählumgen (auch unter dem Einfluss von Drogen).

Waldgaenger aus Schwaben

18. Juli 2022 10:38

Ich schrieb;

Dessen Qualität ist auf einem gesicherten, wenn auch nicht höchstem Niveau.

Dessen bezieht sich auf das Fließband. Dass es hier auch keine Edit-Funktion gibt!

Laurenz

18. Juli 2022 10:50

@Waldgänger aus Schwaben

Das dies das Ende der Literatur wäre, wie wir sie kennen, ist klar. Das Fließband produziert weitaus günstiger als der Handwerker.

Das ist natürlich eine obskure, ja absurde Behauptung & zeigt, daß Sie den Artikel nicht aufmerksam gelesen haben. 

Zitat EK: Daher verkaufen sich die allermeisten dieser zigzehntausenden Bücher allenfalls mäßig. Eine verkaufte 1000er-Auflage rangiert da schon im oberen Mittelfeld!

Gehen Sie doch mal auf ein asoziales Medium in eine Hobbyautorengruppe mit Hobby-Verlegern. Sobald man in den Druck geht, fressen die Kosten die Erlöse auf. EBücher runterladen, zB Phantasy, kostet zwischen 1 & 12 Euro. Das erspart einiges bezüglich der Kosten. Auch bei einem KI Schreiberling muß irgendwer gegenlesen. Sonst funktioniert die rechnererzeugte Literatur genauso gut, wie autonomes Fahren.

heinrichbrueck

18. Juli 2022 12:10

"Im Lektorat sitzen meistens Frauen" (Edwin Klein im Interview). https://www.youtube.com/watch?v=rXiiEj294Qc#t=7m50

Waldgaenger aus Schwaben

18. Juli 2022 15:50

@Laurenz,

Zunächst mal der nicht unfreundlich gemeinte Hinweis an Sie und andere Vielposter.

Ich lese Ihre Kommentare nicht, oder allenfalls die ersten Zeilen.

Warum das so ist?

Sie ziehen einen Satz aus einem Beitrag oder einem Kommentar und hängen daran ihren Sermon auf. Schreiben Sie weniger und Sie werden mehr gelesen!

Nun zum Inhalt Ihres Kommentars;

Ein Satz vor dem zitierten schrieb ich.

Der Taylorismus setzt sich durch, wenn der Erfolg am Markt das entscheidende Kriterium ist.

Die Fließbandproduktion bezieht sich gerade auf die über 1000er Auflagen. Kleinserien darunter lohnen sich nicht, noch nicht.

 

Waldgaenger aus Schwaben

18. Juli 2022 15:51

@Laurenz

Gehen Sie doch mal auf ein asoziales Medium in eine Hobbyautorengruppe mit Hobby-Verlegern. Sobald man in den Druck geht, fressen die Kosten die Erlöse auf. EBücher runterladen, zB Phantasy, kostet zwischen 1 & 12 Euro.

Dort sehr zuhause zu sein scheinen Sie nicht. Die Gattung heisst Fantasy (überwigend Hobby-Autoren) und ist dort neben Liebesromanen( -Autorinnen)  die beliebeste. 

Inzwischen gibt es self publishing Verlage, bei denen der Autor nichts bezahlen muss. Der Verlag lebt nun von den Margen pro verkauftem Exemplar. Ich zitiere aus einer Seite, die ich nicht verlinke, weil die Betreiber hier das vielleicht nicht mögen.

Mach deine Idee zum Buch. XXX kannst du 100% kostenfrei nutzen. Du bezahlst nur für deine eigene Buchbestellung.

 Das bedeutet, Sie könnten dort ihre gesammelten Kommentare als Buch mit eigener ISBN und damit weltweit lieferbar, veröffentlichen. Wenn Sie dann ein Exemplar, das wohl das einzige je verkaufte bliebe, bestellen, zahlen Sie 10 - 30 Euro je nach Umfang (bei Ihnen vielleicht auch 50 €) und Ausstattung und Sie können es sich ins Regal stellen, von wo es der Wohnungsauflöser in einer hoffentlich noch weit entfernten Zukunft in den Altpapier-Container entsorgte. Mehr Kosten haben Sie nicht. Sie könnten es auch daheim ausdrucken und irgendwo binden lassen, das wäre aber teurer, im Endeffekt aber das Gleiche.

links ist wo der daumen rechts ist

18. Juli 2022 23:27

Wohlfühlliteratur, zum Dritten

 

Und nun stellen wir einen Konnex von der Wohlfühlliteratur zur grünen Wohlfühldiktatur a´la Baerbock (die gedanklich ihr Jugendzimmer mit Pferdepostern nie verlassen hat) her und voilà…

Politische Alphatiere wie Schmidt, Strauß oder Kreisky hatten ihre Ehefrauen und Affären.

Heute?

„Effeminierte“ (einer von Rudolf Burgers Lieblingsbegriffen) Politiker, alle Ecken und Kanten abgeschliffen, es herrscht eine allgemeine Wehleidigkeit, zugleich ein grüner Panzer-Bellizismus, eine Verzichtspropaganda, die weder „Blut, Schweiß und Tränen“ oder „Blut und Eisen“ verspricht, sondern einem Wahlvolk-Pöbel aufgebürdet wird, das eigene Volk findet man zum Kotzen, während man einer Bauern-„Nation“ Wehrhaftigkeit zuspricht, den Nächsten sieht man nicht, den Fernsten will man retten usw. usf.

Laurenz

18. Juli 2022 23:44

@Waldgänger aus Schwaben @L.

Ich war 2017 für ein Jahr auf Kandishügels Hatebook (das reicht für ein Leben) & auch in einer solchen Autorengruppe. Ich habe auch 2 Bücher einer mir sehr lieben Autorin auf Rechtschreibung, inhaltliche Fehler & Plausibilität gegengelesen. Da hat man dann doch einiges zu tun, weil man ganz anders liest als sonst, dazu jeden Absatz 5x. Man muß dann alles Fehlerhafte, Zweifelhafte auch noch markieren mit Korrekturvorschlag als Randbemerkung. Das ist schon recht anstrengend.

F

Soweit es irgendwie geht, ersetze ich das F gerne durch das Ph, egal in welcher Sprache. Das ist im Vergleich zur schwachsinnigen durchgängigen Kleinschreibung oder undeutschen Umlautvermeidung nur eine kleine Marotte. Es sieht aber als Wort einfach besser aus.

Mach deine Idee zum Buch. XXX kannst du 100% kostenfrei nutzen. Du bezahlst nur für deine eigene Buchbestellung.

Sie haben nichts zur Gewinn- oder Erlösverteilung zitiert, wenn zB Antaios durch die Publikation meiner Kommentare reich wird.

Andreas Walter

19. Juli 2022 02:18

Ein Supernazi?

Sicher, dass es kein Mega-, Ultra- oder Hypernazi war? Oder sogar ein Zetta-Nazi?

The Boys from Brazil habe ich schon als Zwölfjähriger im Kino gesehen, in Mexiko. Selbstverständlich ohne meine Eltern und auch ohne deren Wissen:

https://youtu.be/jPvE8oRei70

In Fachkreisen heißt dieses Genre Naziploitation. Auffällig viele Blockbuster aus Hollywood bedienen sich ebenfalls solcher Anspielungen oder spinnen sogar die gesamte Handlung um derartige Motive. Irgendwann weiß man aber wer und warum und wie dahinter steckt und dann liegt einem plötzlich die Welt so offen wie ein Buch vor, in dem man jedoch nicht einmal mehr nachlesen muss, weil es eh immer das Gleiche ist. Man also auch grob die Uhr danach stellen könnte.

Gut möglich daher, dass die männlichen Vorfahren von Frau Abel auch “Ritchie Boys“ waren, und die hatten nun mal, auch nach dem Krieg, einen Auftrag. Die Umerziehung (“Demokratisierung“) der Deutschen. Dass aus Umerziehung der Deutschen sogar der Versuch der Umerziehung der Welt wurde dürfte bei dem offensichtlichen Erfolg bei Ersteren daher niemand verwundern (als Teil der Pax Americana). In Italienisch (Italien war auch mal eine Hochburg der Naziploitation) ist zumindest ein Buch der Serie auch schon zu haben. Titel dort: Die Jahre des Staubs.

https://www.kobo.com/at/de/ebook/gli-anni-della-polvere

RMH

19. Juli 2022 10:16

"(Italien war auch mal eine Hochburg der Naziploitation)"

@Andreas Walter,

die dortige Naziploitation brachte immerhin den Film "Der Nachtportier" (von Liliana Cavani) zustande. Absoluter Meilenstein und wer den Film noch nicht kennt, für den darf dieser Hinweis als Tipp gelten.

Waldgaenger aus Schwaben

19. Juli 2022 10:50

@Laurenz

Sie haben nichts zur Gewinn- oder Erlösverteilung zitiert, wenn zB Antaios durch die Publikation meiner Kommentare reich wird.

Müsste da nicht ein Konjunktiv stehen? (Grinse-Icon sind hier verpönt, denken Sie sich einen dazu)

Ein Kennzeichen der Self-Publisher-Dienstleister ist, dass die Autoren den Preis festsetzen können, bei den vom Dienstleister vorgeschlagenen Preisen bleiben dem Autor 10%. Der Preis ist dann ungefähr so wie im Buchhandel für ein Buch vergleichbaren Umfangs und Ausstattung. Man kann auch mehr oder weniger verlangen. 

Dazu muss er sein Werk selber vermarkten, zum Beispiel bei Buchhändlern vor Ort anfragen, ob sie einen Leseabend mit ihm  veranstalten wollen, 20-30 Zuhörer versprechen, im Bekannten- und Verwandtenkreis die Leute zusammentrommeln. Wem's Spaß macht.

 

 

 

 

Laurenz

19. Juli 2022 11:38

@Waldgänger aus Schwaben @L.

War schon auf Lesungen mit 1k Auflage. Es sind halt billige, aber unterhaltende Programmpunkte, wenn der Veranstalter Programm braucht & Geld sparen will. Aber Anfahrt, Hotel etc. gehen für den Autoren schnell ins Geld.

Die billigste Werbung schaltet man wohl auf Hatebook, geht mit 3 Euro am Tag los.

KlausD.

19. Juli 2022 12:35

@Der Gehenkte  16. Juli 2022 12:05

"Eine Lanze für Ludwig Ganghofer brechen. Der war ein erstklassiger Schriftsteller"

Danke für den Tip, Ludwig Ganghofer sagte mir bisher nichts. Ja, stimmt, liest sich wirklich gut, was für die Seele, vor allem der süddeutschen Landeskinder. Wer vom norddeutsch-mecklenburgischen Kolorit etwas schmecken möchte, dem sei Fritz Reuter empfohlen. Zusätzlich mit einer Prise Humor wird "Das Leben auf dem Lande" (das ins hochdeutsche übersetzte "Ut mine Stomtid") um 1850 herum detailliert und menschlich nah thematisiert - eine Wonne zu lesen - meine diesjährige Entdeckung! 

Laurenz

19. Juli 2022 18:47

@KlausD. @Der Gehenkte

Unter dem Link finden Sie 13 Ganghofer-Filme

https://www.youtube.com/watch?v=kDpWCVbTGe0&list=PLqlLSKleFKXcYzxr703_sh4cpzgdSskOa

Hier die Doku vom BR Ganghofer und seine Erben - Und immer wieder Heimat

aus 2020. Vor allem der Kameramann, Thomas Morgott ist 1A.

https://youtu.be/52hqOQ3ATW0

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