Sammelstelle für Gedrucktes (52): Grüne Katastrophenpolitik

In der Krise sortiert sich der Block an der Macht neu: Grüne betreiben gut gelaunt Katastrophenpolitik, Linke verzweifeln.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

In der 50. »Sam­mel­stel­le« ver­wies ich auf eine Spal­tung in der Autor­schaft des lin­ken kon­kret-Maga­zins. Die­se ist bis heu­te nicht über­wun­den worden.
Im Gegen­teil: Die Fron­ten haben sich ver­här­tet, die Redak­ti­on muß­te sich per­so­nell neu erfin­den, der inhalt­li­che Dis­sens ist, den Reak­tio­nen im Heft wie im Netz zufol­ge, auch ein per­sön­li­cher gewor­den, und so etwas läßt sich schwie­ri­ger kit­ten als ideo­lo­gi­sche Detailfragen.

Die ers­te Aus­ga­be nach dem Aus­zug der trans­at­lan­ti­schen Frak­ti­on aus der kon­kret  zeigt das Maga­zin – jeden­falls aus rech­ter Sicht – mar­kant ver­bes­sert. Gewiß: Es geht hier nicht dar­um, daß aus dem ein­fluß­rei­chen und auf­la­gen­star­ken links­ra­di­ka­len Tra­di­ti­ons­pe­ri­odi­kum ein sym­pa­thi­sches wür­de; man ätzt an so man­cher Stel­le wei­ter im bekann­ten Sound gegen Volk, Staat und Vaterland.

Aber: Jene durch­aus begab­ten und lesens­wer­ten Federn, die ihre bei­ßen­de Kri­tik auch an den Herr­schen­den und eben nicht nur an rech­ten Ablenk­geg­nern erpro­ben, kom­men nun bes­ser zur Geltung.

Frank Graf bei­spiels­wei­se wid­met sich in der Post-Spal­tungs-Aus­ga­be (8/2022) der »Ener­gie­re­vo­lu­ti­on« der Ampel. »Der grü­ne Sprung nach vorn« seziert die jüngs­ten Ent­wick­lun­gen der grü­nen Regierungsmotoren.

Das geschieht nicht – wie bei den alt­be­kann­ten, oft­mals lar­moy­an­ten Grü­nen-Ver­dam­mun­gen libe­ral­kon­ser­va­ti­ver Publi­kums­ma­ga­zi­ne – über Moral und Empö­rung. Der­ar­ti­ges beherr­schen die Grü­nen ohne­hin bes­ser als Tichy und Co. Son­dern über eine Detail­schau der grü­nen »Meta­mor­pho­se«.

Graf beginnt mit einer Betrach­tung der gewan­del­ten grü­nen Lebensrealität:

Die her­un­ter­ge­kom­me­ne Wohn­ge­mein­schaft und die ver­rauch­te Stu­den­ten­knei­pe, einst das natür­li­che Habi­tat der grün­al­ter­na­ti­ven Bewe­gung, wur­den getauscht gegen die geschmack­voll reno­vier­te Alt­bau­ei­gen­tums­woh­nung im ver­kehrs­be­ru­hig­ten Stadt­vier­tel, in wel­chem sich die auf Acht­sam­keit bedach­te Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te und der öko­lo­gisch geson­ne­ne Ober­stu­di­en­rat zum grü­nen Tour fixe im schi­cken Bio­re­stau­rant treffen,

was die Durch­schnitts­grü­nen wohl recht tref­fend karikiert.

Man hat sich bes­tens ein­ge­rich­tet, prägt Medi­en­land­schaft und Gesell­schaft, reüs­siert über Moral­po­li­tik und ideo­lo­gi­sche Über­bau-Spiel­chen – und doziert dem gemei­nen Volk, auf dem Gip­fel des ver­meint­li­chen gesell­schaft­li­chen Fort­schritts thro­nend, etwas vor.

In den Wor­ten Grafs:

Die Grü­nen und ihre Par­tei­gän­ger haben die Nie­de­run­gen des all­täg­li­chen Lebens hin­ter sich gelas­sen, die Maslow­sche Bedürf­nis­py­ra­mi­de erklom­men und sich zu einer post­ma­te­ria­lis­ti­schen Ali­men­ta­ti­ons­bour­geoi­sie ent­wi­ckelt, die meist vom Staat lebt und von der Pyra­mi­den­spit­ze aus das gro­ße Welt­gan­ze in den Blick nimmt.

Und der einst­mals so kon­sti­tu­ti­ve Pazi­fis­mus? Über Bord gewor­fen. Längst ist man nicht nur trans­at­lan­tisch ver­or­tet und läßt sich zu Young Glo­bal Lea­der-Pro­gram­men und ähn­li­chem ein­la­den; spä­tes­tens seit der Bom­bar­die­rung Bel­grads durch die Schrö­der-Fischer-Regie­rung affir­miert man bei den Grünen

die libe­ra­le, regel­ba­sier­te Welt­ord­nung und die aus ihr resul­tie­ren­de ‘Respon­si­bi­li­ty to pro­tect’ auch mit robus­ten Mitteln.

Außen­po­li­tisch der­ar­tig auf Linie des gän­gi­gen West­ex­tre­mis­mus gebracht, schert man ledig­lich bei kli­ma­po­li­ti­schen Fra­ge­stel­lun­gen aus, indem man die ohne­hin schon hys­te­ri­sche Debat­te anheizt und über alles stellt.

Graf erin­nert an das grü­ne Wahl­pro­gramm von 2021, das sich mit dem Kennt­nis­stand von 2022 und der Gewiss­heit kom­men­der Ver­sor­gungs­kri­sen wie ein Anlauf in den Wahn­sinn lesen läßt. Zwar ist die Defi­ni­ti­on der »Kli­ma­kri­se als wah­re Mensch­heits­kri­se« nichts Unüb­li­ches mehr.

Aber die fol­gen­de grü­ne Pro­gramm­pas­sa­ge hät­te man bereits letz­tes Jahr als gro­tes­ke Dro­hung lesen müssen:

Wir wis­sen, wie man eine Indus­trie­ge­sell­schaft sicher ins Zeit­al­ter der Kli­ma­neu­tra­li­tät führt. Wie man dafür den Koh­le­aus­stieg beschleu­nigt und Ver­sor­gungs­si­cher­heit gewähr­leis­tet, wie viel mehr Strom aus Wind und Son­ne gewon­nen wer­den kann und der Natur­schutz gestärkt wird.

Nun, und wir wis­sen, daß das Wort »Ver­sor­gungs­si­cher­heit« aus grü­nem Mun­de orwel­les­ke Züge trägt. Gemeint ist mit­hin das Gegen­teil: das Ende aller Sicherheit.

Schon 2020, damals noch aus der Oppo­si­ti­on her­aus und lan­ge vor Putins Inter­ven­ti­on in der Ost­ukrai­ne, ver­kün­de­te Anna­le­na Baer­bock, daß Nord Stream 2 zu beer­di­gen sei:

Die Pipe­line unter­gräbt die außen­po­li­ti­sche Sou­ve­rä­ni­tät, und sie kon­ter­ka­riert die euro­päi­schen Kli­ma- und Energieziele,

ließ Baer­bock, die im sel­ben Jahr das Pro­gramm Young Glo­bal Lea­ders durch das World Eco­no­mic Forum (WEF) durch­lief, verlautbaren.

Außen­po­li­ti­sche Sou­ve­rä­ni­tät und grü­ner Trans­at­lan­tis­mus – ein Kapi­tel mit gro­ßem Unter­hal­tungs­wert, hat doch zuletzt Robert Habeck im deut­schen Fern­se­hen ein­räu­men müs­sen, daß Nord Stream 2 nicht geneh­migt sei. Von wem? Wer unter­mi­niert deut­sche Sou­ve­rä­ni­tät und Gestal­tungs­ho­heit der eige­nen Außen­po­li­tik? Ist es Mos­kau, Peking oder doch eher Washington?

Ver­schärft wird das Pro­blem natur­ge­mäß durch die neue Rol­le, die man für Habeck aus­er­kor. Als Bun­des­mi­nis­ter für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz nimmt die­ser seit Ende 2021 zu allem Übel »die Schlüs­sel­po­si­ti­on für die ange­kün­dig­te Ener­gie­re­vo­lu­ti­on« (Graf) ein.

Habeck und Co. gelang es, in der Ampel-Regie­rung im Juli den beschleu­nig­ten Aus­bau erneu­er­ba­rer Ener­gien zu kon­kre­ti­sie­ren: 80 Pro­zent des Stroms in der BRD soll bis 2030 durch Erneu­er­ba­re erzeugt werden.

Frank Graf weiß, daß die­ses Ansin­nen an zwei recht bana­len Fak­to­ren schei­tern wird: an »der poli­ti­schen und phy­si­ka­li­schen Rea­li­tät«. Son­ne scheint nicht immer, Wind weht nicht kon­stant, und die Spei­cher­ka­pa­zi­tä­ten für gewon­ne­ne Ener­gie aus Son­nen- und Wind­kraft müß­ten hier­zu­lan­de erst erfun­den werden.

Weil die phy­si­ka­li­sche Rea­li­tät ist, wie sie ist und weil man Nord Stream 2 nicht öff­nen möch­te, ist die Lage so, wie sie Frank Graf skizziert:

Der grü­ne Sprung nach vorn bedeu­tet unter die­sen Bedin­gun­gen die nur all­zu rea­lis­ti­sche Gefahr eines dau­er­haf­ten Wohl­stands­ver­lus­tes bezie­hungs­wei­se einer wei­te­ren Ver­tie­fung bereits vor­han­de­ner Armut.

Die Furcht aber vor Wohl­stands­ver­lus­ten führt beim oft­mals wohl­stands­ver­wöhn­ten Bun­des­deut­schen zu Abstiegs­angst und – womög­lich – Auf­be­geh­ren. Immer­hin geht es jetzt tat­säch­lich 80, 90 Pro­zent der Bun­des­bür­ger an den Geld­beu­tel. Die­se Kri­se kann man weder igno­rie­ren noch aus­sit­zen; brei­te Mit­tel­schich­ten – mit ihrer größ­ten Grup­pe in der Mit­te: dem viel­ge­stal­ti­gen Klein­bür­ger­tum – wer­den von ihr hart getrof­fen werden.

Bei Lin­ken, die die­sen Schich­ten aus bewähr­ter Tra­di­ti­on mit Miß­trau­en und Arg­wohn begeg­nen (ten­dier­ten vie­le Klein­bür­ger in Pro­zes­sen der Neu­sor­tie­rung des Fel­des doch nach rechts), springt just die­ser Reflex wie­der an.

Tomasz Konicz, Kri­sen­apos­tel der kon­kret, warnt denn auch in sei­nem Bei­trag (»The wal­king Debt«) vor den Fol­gen in der BRD:

Die sozio­öko­no­mi­schen Fol­gen des jüngs­ten Kri­sen­schubs wer­den aller Vor­aus­sicht nach nicht mehr von den Zen­tren auf die Peri­phe­rien abge­wälzt wer­den kön­nen. Gera­de in der bis­lang von der Kri­se weit­ge­hend ver­schon­ten BRD, wo allein schon die Angst vor der Kri­se Nazi-Par­tei­en zwei­stel­li­ge Wahl­er­geb­nis­se ver­schafft, könn­ten die kom­men­den poli­ti­schen Ver­wer­fun­gen dra­ma­tisch ausfallen.

Konicz, der ver­mut­lich noch nie AfD-Lebend­kon­takt besaß und auch des­halb die obli­ga­to­ri­sche Nazi-Keu­le für gebo­ten hält, erhält argu­men­ta­tiv Schüt­zen­hil­fe von den Rosa-Luxem­burg-Stif­tungs-Akteu­ren Mar­kus Wis­sen und Ulrich Brand.

In der 207. Aus­ga­be der PROKLA, der mar­xis­ti­schen »Zeit­schrift für kri­ti­sche Sozi­al­wis­sen­schaft«, kom­men sie zu einer ähn­li­chen, von Furcht gezeich­ne­ten Prognose:

Dabei dürf­ten rech­te Kräf­te umso stär­ker reüs­sie­ren, je mehr die kli­ma­po­li­ti­schen Maß­nah­men von grün-kapi­ta­lis­ti­schen Kräf­ten als unaus­weich­lich dar­ge­stellt wer­den und je mehr die Umset­zung der Maß­nah­men zu sozia­len Här­ten, etwa dem Ver­lust von Arbeits­plät­zen, führt und die gesell­schaft­li­che Ungleich­heit ver­schär­fen. Das wäre dann eine grü­ne TINA-Poli­tik (The­re is no alter­na­ti­ve),

und es wäre nicht das ers­te Mal, daß aus den Fol­gen des Anspruchs, »alter­na­tiv­lo­se« Poli­tik zu trei­ben, eine poli­ti­sche Alter­na­ti­ve (er)wächst.

Daß die­se Alter­na­ti­ve, die im Kri­sen­win­ter von zuneh­mend mehr Deut­schen gesucht wer­den dürf­te, nicht »links« behei­ma­tet sein wird, ver­mu­tet Tomasz Konicz in der kon­kret und ahnen Mar­kus Wis­sen und Ulrich Brand in der PROKLA. 

Da kann Sahra Wagen­knecht noch vie­le Dut­zend Auf­trit­te in Talk­shows hin­le­gen und viel­be­ach­te­te Vide­os dre­hen – ihr feh­len sowohl Bünd­nis­part­ner als auch eine Basis.

Wenn sie im Cice­ro-Gespräch (7/2022) mit Mathi­as Brod­korb (Kubit­schek schrieb unlängst zu ihm an die­ser Stel­le) auf eine deut­sche Mehr­heit abzielt, die »weni­ger Ungleich­heit und mehr Zusam­men­halt« for­dert, hat sie zwei­fel­los recht.

Nur: Wie soll gemein­schaft­li­cher Zusam­men­halt von links funk­tio­nie­ren, wo die abso­lu­te Mehr­heits­lin­ke min­des­tens d’ac­cord damit geht, daß alle orga­ni­schen und iden­ti­täts­stif­ten­den Gemein­schaf­ten (von Fami­lie bis zum Volk) als reak­tio­nä­re Kon­struk­te über­wun­den werden?

Eben­falls recht hat Wagen­knecht mit der Aus­sa­ge, daß erfolg­rei­che lin­ke Par­tei­en immer »links­kon­ser­va­tiv« gewe­sen seien:

Sie waren links in ihrer Wirt­schafts- und Sozi­al­po­li­tik und kon­ser­va­tiv in ihrer kul­tu­rel­len Ausrichtung,

was man in Frank­reichs Nou­vel­le Droi­te seit Jahr­zehn­ten als »Gau­che du tra­vail et droi­te des valeurs« zu fas­sen ver­sucht und was in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ange­sichts der volks­ver­nei­nen­den Mehr­heits­lin­ken nie­mals (!) trag­fä­hig sein wird.

Ein drit­tes Mal recht behält Wagen­knecht im Brod­korb-Gespräch, wenn sie dar­auf ver­weist, daß die­se ihre Hal­tung »jen­seits der aka­de­mi­schen Krei­se« die meis­ten Men­schen anspreche:

Ein Kon­ser­va­tis­mus, der Wer­te und Tra­di­tio­nen ver­tei­digt, ist aus­ge­spro­chen wert­voll und wich­tig. Das ist der Kitt, der Gesell­schaf­ten zusam­men­hält. Und ohne Zusam­men­halt gibt es auch kei­ne Bereit­schaft zum sozia­len Ausgleich.

Dar­über müß­te end­lich auch jen­seits einer volks­ori­en­tier­ten sozia­len Rech­ten und jen­seits der Wagen­knecht-Bubble – noch bes­ser, gleich­wohl irre­al, wäre: zwi­schen ihnen – eine Debat­te geführt werden.

Mein Vor­schlag, arti­ku­liert u.a. in der 97. Sezes­si­on und in einem Buch, lau­tet,

die­se Aus­ein­an­der­set­zun­gen unter dem Leit­be­griff »Soli­da­ri­scher Patrio­tis­mus« zu füh­ren. Er ent­hält die wich­tigs­ten Pole […]: Soli­da­ri­tät als »Ein­be­zo­gen­heit in ein sozia­les Gesche­hen«, für das man als Teil der Gemein­schaft Ver­ant­wor­tung trägt, im Sin­ne einer »Ver­pflich­tung fürs Gan­ze« (Heinz Bude); Patrio­tis­mus »als gemein­wohl­ori­en­tier­te Hal­tung und Hand­lung«, als Bekennt­nis zum Eige­nen, das man ver­tei­di­gen möchte.

Wie ernst ist es also Sahra Wagen­knecht mit ihrem »Links­kon­ser­va­tis­mus«? Die kom­men­de Kon­ver­genz der Kri­sen wird es – in die eine oder die ande­re Rich­tung – zeigen.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (83)

RMH

11. August 2022 20:34

"was die Durchschnittsgrünen wohl recht treffend karikiert."

Karikatur evtl. aber nicht treffend. Ich weiß nicht, wie alt dieser Frank Graf ist, aber nur mit den Müsli-WG-Strickpulli-Grünen der 80er Jahre, die ich noch aus lebhafter eigener Anschauung heraus in Erinnerung habe, würden die Grünen niemals über 5% der Stimmen schaffen, wenn denn die Müslis von damals (unabhängig davon, ob und welche Metamorphose sie durchgemacht haben mögen) überhaupt noch konsequent Grüne wählen (da sind viele abgewandert - auch nach Rechts). Der Erfolg der Grünen war schon damals, dass sie deutlich über dieses Milieu hinaus rekrutieren konnten und es von Anfang an auch Konfirmanden und Schlipsträger unter den Grünen gab. Heute ist "Grün" - und da sind die Beschreibungen dann wieder treffender - das juste milieu, meist vom Staat bezahlt und in Staatsämtern und vom Charakter eben die, die überall und in jeder Staatsordnung mitmachen, mal mit mehr oder weniger Begeisterung, aber immer vorne. Eben die Enkel und Urenkel der Nazis und Teile der Kinder der SED.

Heinrich Loewe

11. August 2022 21:30

Nordstream 2 HAT die außenpolitische Souveränität des Landes untergraben, da hat Baerbock ausnahmsweise mal recht.

Das Video von Trump bei der UN, diesbezüglich; der feixende Maas und Konsorten (what is this guy talking about?), ist episch.

Man hätte das Angebot diversifizieren müssen - nur wäre das teurer gekommen und die damals Verantwortlichen waren zu faul, zu kurzsichtig, zu korrupt, zu dumm. Das zu sehen, braucht man unternehmerische Lebenserfahrung.

RMH

11. August 2022 21:47

"Immerhin geht es jetzt tatsächlich 80, 90 Prozent der Bundesbürger an den Geldbeutel."

Die Frage ist, wie leer der Geldbeutel dadurch wird. Man sollte einmal eine Art anonyme Umfrage starten- Beispiel, nicht ausgereift:

Die Inflation und die steigenden Preise sorgen bei mir:

a) zu keiner Veränderung

b) zu einer Verringerung meiner monatlichen Sparquote

c) zwingt mich zu Einsparungen

d) Trotz Einsparungen muss ich an Erspartes, um nicht ernsthaft Verzicht zu üben

e) Ich muss starke Einsparungen vornehmen, habe keine Ersparnisse

f) ich muss Einsparen & verzichten und habe nichts zum Zusetzen.

g) es greift massiv in meine bisherigen Lebensführung ein, stehe kurz vor der Verschuldung

h) ich weiß nicht, wie ich es bezahlen kann, vermutlich kommt mein Konto rasch ins Minus und ich muss auf den Staat hoffen.

Ich persönlich kenne eigentlich nur Leute, bei denen a) bis maximal f) zutreffen wird, beruflich habe ich ausschließlich mit Menschen der Gruppen a und b zu tun und das sind bei der Größe meines Arbeitgebers nicht wenige Menschen, meist Angehörige der Generation 55+, welche bekanntermaßen die Wahlen entscheiden.

Auf welchem Niveau wird gejammert? Im Westen gibt es dicke Speckschichten. In den neuen Ländern auch öfter als gedacht wird.

Gotlandfahrer

11. August 2022 22:04

Vielen Dank für den Hinweis auf die Spaltung in linker Publizistik. Dies korrespondiert mit Erfahrungen auch aus meinem Wokistan-Umfeld.  Es ist eine heilsame Zeit, weil sie Paradoxien wie „Linkskonservatismus“ hervorbringt, also Desorientierung der sattsam-borniert Selbstgewissen.  Dem Schweigen folgen erste Feststellungen, „dass sich das eigene Koordinatensysteme neu anordnet“ (man bemerke die Passivkonstruktion, ein Phänomen unserer Zeit, in der jeder mitreden, aber niemand geradestehen muss, weil alles in Systemen geschieht, so ist auch die Veränderung des eigenen „Koordinatensystems“ etwas, was nicht durch einen Willensakt des  Redners geschieht, hierzu verweise ich auch auf die köstliche Erzählung von Clara Mandl im Phonophor Nr. 1).  Dieses Gespräch kulminierte in der Feststellung eines der beiden Diskutanten, beides fernreisende Einzelfall-Zusammenhangswegdefinierer: Dass er dann eben doch Rassist sei. Dem ging die Frage voraus, warum die Ukrainesituation für uns bedeutsamer als beispielsweise die in Mali wäre. Hochinteressant:  Das jetzige Regierungshandeln wird also mit vorherigen No-Go-Positionen gerechtfertigt, so wie Grüne jetzt Panzermodelle und Geschoßkaliber aufzusagen versuchen.  Während die dritte Person vom Stuhl fiel, genoss ich passiv in mich hinein:  Da nennt sich freiwillig jemand Rassist, der gestern noch behauptete, die Nichtexistenz von Rassen sei wissenschaftlich erwiesen.  Es geschieht etwas.

Laurenz

11. August 2022 23:58

@BK

Die Linke fürchtet wohl, was uns Rechten bereits gewiß ist, daß beim Grünen Sprung nach vorn aus dem Langen Marsch ein kurzer wird.

Wenn es denn bei der Linken keine Mehrheit für Wertekonservatismus & sozialorientierte Politik gibt, warum sucht sich dann Wagenknecht nicht Mehrheiten, wo sie sind, nämlich rechts? Einen Tod muß man sterben.

Daß es, angesichts der völlig unfähigen grünen Ampelpolitik, in der der Einheitsfront 2.0 Verwerfungen gibt, stellt auch Achgut fest.  https://www.achgut.com/artikel/pfauen_der_energiewende_vom_zdf_gerupft

Aber bei all den Prognosen, stimmen entweder die Politbarometer nicht, oder die wirtschaftlichen Tiefschläge & inflationären Energiepreise, schwer dosiert verabreicht durch die Ampel, sind noch nicht beim Konsumenten angekommen. Weder Laokoon noch Kassandra sind hier zu bestätigen. Zusätzlich hat Scholz, schwer belastet durch den Genossen Kahrs, das Klabauterbach-Problem noch nicht gelöst.  https://www.forschungsgruppe.de/Aktuelles/Politbarometer/  aktuellere Zahlen sind schwer zu finden.

Nordlicht

12. August 2022 00:00

Wenn "die rechte Partei" in der kommenden Versorgungskrise auch nur halb soviel Stimmen zulegen können, wie die Linken befürchten, sollte mich das sehr wundern.

Die Angstgeklingel wg. rechten Gewinnen in der Krise zeugt mE von erheblicher Unkennntnis der deutschen Seele. Man wird sich ducken und weiterhin der Tagesschau glauben, lieber hungern und dazu den Gessler-Schweigelappen tragen als aufzumucken.

Da sind die Amis direkter: It´s the economy stupid" hiess es bei Clinton, der die massenhafte Vergabe von windigen willigen Hauskrediten forcierte, um seine Wiederwahl zu sichern. bei der Krise siegt die Opposition. Bei uns nicht, da macht man Große und Größte Koalitionen.

kikl

12. August 2022 07:31

Das war informativ und sehr gut geschrieben.

Jetzt, da in der Krise Solidarität eingefordert wird, entdeckt ein Teil der Linken den Patriotismus wieder, denn er könnte nützlich sein?

Ich traue dem Braten nicht. Der Hass auf das Eigene ist zentraler Bestandteil der linken Ideologie in Deutschland.

Falls sich eine "patriotische Linke" tatsächlich bilden sollte, dann prophezeie ich, dass sie von Frau Faeser ins Visier genommen wird und in Zukunft allein im Antaios Verlag Schriften publizieren wird. Denn der Rest der Verlagswelt wird sich mit Ekel von "partiotischen Linken" abwenden, zumindest in Deutschland.

Laurenz

12. August 2022 08:26

@Heinrich Löwe (1)

Nordstream II hat die außenpolitische Souveränität des Landes untergraben, da hat Bärbock ausnahmsweise mal Recht.

Ich kann diese obskure Behauptung nirgendwo verifiziert sehen. Mit der Entscheidung von Rot/Grün unter Fischer/Schröder gegen die eigene Kohle aus dem Ruhrgebiet wurde die einzige energiepolitische Souveränität untergraben, die für Deutschland, aus diesem Blickwinkel betrachtet, möglich ist. 

Das Video von Trump bei der UN, diesbezüglich; der feixende Maas und Konsorten (what is this guy talking about?), ist episch.

Nein, der Außenzwerg hatte nicht verstanden, was die USA uns im Konfliktfall antun werden. die opfern uns.

Laurenz

12. August 2022 08:32

@Heinrich Löwe (2)

Man hätte das Angebot diversifizieren müssen - nur wäre das teurer gekommen & die damals Verantwortlichen waren zu faul, zu kurzsichtig, zu korrupt, zu dumm.

Wie sollte denn eine effiziente energiepolitische Diversifizierung aussehen? Dazu fehlt uns einerseits die strategische Luftwaffe & andererseits die noch wichtigere, global agierende Marine mit den entsprechenden Überseestützpunkten. (Nicht umsonst haben die Chinesen vor 5 Jahren ihren I. Überseestützpunkt im Dschibuti aufgemacht. Der chinesische Ölnachschub wird auf seinem Weg vom Nahen/Mittleren Osten massiv bedroht.) Es geht doch bei Nordstream I & II nicht um unsere Souveränität. Haben Sie das nicht verstanden? Unsere Souveränität ist doch so oder so nicht existent. Es geht hier einzig & alleine um die tatsächlich existierende Russische Souveränität, welche die USA untergraben möchten. Von daher ist keine Debatte über Dummheit angebracht. Deren Pegel blieb bis heute gleich verteilt & sie tropft auch aus dem SiN-Bildschirm.

Ein Fremder aus Elea

12. August 2022 08:40

Die einzige Möglichkeit für linke Parteien weltweit, von der gegenwärtigen Entwicklung zu profitieren, besteht darin, sich tätig auf die Seite Rußlands und Chinas zu schlagen, was aber nur in bestimmten Weltregionen eine reale Option ist.

In die sorosgemachte moralische Krise ist die rechte Lösung bereits eingebacken, und je größeren Abstand linke Parteien irgendwo auf der Welt zu Soros halten, desto besser geht es ihnen, und die nun losgebrochene wirtschaftliche Krise kann nur auf zwei Weisen gelöst werden, nämlich

  1. durch engere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Rußland und China oder
  2. durch Aufgabe wirtschaftshindernder Abgaben, Steuern, Regulationen...

und letzteres ist wiederum eine rechte Position.

Das ist die Realität. Und sie war seit spätestens 2013 absehbar, denn auf etwas anderes konnte Obamas Politik nicht hinauslaufen.

RMH

12. August 2022 08:59

 " ... sind noch nicht beim Konsumenten angekommen."

@L., richtig, dass ist noch nicht angekommen - man fährt quer über alle Schichten hinweg noch mal groß in den Urlaub etc. Was aber deutlich angekommen ist, sind die "Lenkungseffekte" der Krise, welche die Grünen sicher als ihren Erfolg herausstreichen werden. Wer noch Kontakt zu Handwerkern hat, weiß, was ich meine. Man versuche nur einmal eine PV-Anlage sich aufs Dach machen zu lassen. In diesem Jahr noch? Gaaaanz schwer ... Wechselrichter? Mangelware. Oder der Heizungs- und Klimatechniker sagt einem: Die ganzen Wärmepumpen gehen gerade nach Italien, da dort höher subventioniert wird als bei uns, aber stellen sie bitte bis zum 15.08 noch den Förderantrag, danach geht die Förderung von 35 auf 25% runter, aber in diesem Jahr wirds vermutlich nichts mehr, mit der Umrüstung ...

Fazit: Privatleute investieren massiv (Geld ist da!) und in noch nie gekanntem Ausmaß ohne große Rücksicht auf Amortisationsrechnungen etc. in die Parole "Weg von fossilen Brennstoffen". Die Grünen dürfte es freuen. Aber warum man dann den Strombedarf, den diese Politik erzeugt und den man auch im Winter nicht unbedingt mit vielen tausend privaten PV Anlagen decken kann, nicht via Atomkraft zumindest vorübergehend bedienen will, dass kann keiner von diesen Leuten erklären. Ideologie eben. Schmeißt man lieber ein paar Kohlekraftwerke an.

Laurenz

12. August 2022 09:08

@Ein Fremder aus Elea

Will Ihrem Beitrag nicht widersprechen. Aber das ist schon alles in etwa seit 1913 so. Bei der Russischen Revolution von 1905, nach der verlorenen Seeschlacht von Tsushima, gab es für die Bolschewisten noch keine nachhaltige Unterstützung aus Übersee. Gut geschrieben, aber Sie kommen etwa 100 Jahre zu spät.

Ein Fremder aus Elea

12. August 2022 09:18

Laurenz,

Hitler auch nur das Theoderichstück wiederholt, wenn etwas mehr als 100 Jahre zurück liegt, ist es wiederholungsfähig und gerade deshalb aktuell.

Gotlandfahrer,

so ist auch die Veränderung des eigenen „Koordinatensystems“ etwas, was nicht durch einen Willensakt des  Redners geschieht, hierzu verweise ich

auf Arthur Schopenhauer, nach welchem die Einsicht nicht einem eigenen Willensakt entspringt, sondern ein Gnadenakt ist, welcher gleichsam von außen angeflogen kommt.

RMH

12. August 2022 09:24

"wurde die einzige energiepolitische Souveränität untergraben, die für Deutschland, aus diesem Blickwinkel betrachtet, möglich ist."

und dem sog. "Fracking" - angeblich soll damit Deutschland einige Jahrzehnte sich selber mit Gas versorgen können - hat man unter der Administration Merkel ganz ohne Grüne rechtzeitig einen Riegel vorgeschoben.

Am Ende kann der grüne Dezentralismus in der Energieversorgung schon ein richtiger Impuls aus nationaler Sicht sein, aber ohne echte Brückentechnologie (die das Gas ja sein sollte), wirds eben für Deutschland als Industriestandort mehr als eng. Last exit Atomkraft?

Machen wir die Urangruben in Thüringen und Sachsen wieder auf? 

Nordlicht

12. August 2022 09:27

Zu: Grüne-Wähler

Obwohl die Grünen mit der Fixierung auf "Klimaschutz" real den Naturschutz verlassen haben, binden sie immer noch die Menschen, die sich an Wald und dem Vogelgesang erfreuen. Das sind in meinem Verwandten- und Bekanntenkreis nicht nur das karikierte Lehrer- und Frauenbeauftragten-Paar, sondern auch die fleissigen und erfolgreichen Handwerker.

Letztere meinen es Ernst mit der Umwelt- imd Naturliebe, bei ihnen kommt kein Gift und kein künstlicher Dünger in den Garten, und so soll es auch bei der deutschen Landwirtschaft sein. Den Umstand, dass die Grünen längst andere Prioritäten haben, wird wohl verdrängt.

 

MARCEL

12. August 2022 09:27

Zu diesem Komplex ein Lesetipp, zwar schon älter, aber bestechend aktuell:

Robert Kurz (1943-2012): Der Kollaps der Modernisierung (1994).

Kapitalismus und Sozialismus geraten aus unterschiedlichen Richtungen in die gleichen Aporien und zerbrechen an ihnen.

Ein Zitat: "Das System der modernen Ware ist am Ende und mit ihm die bürgerliche Geldsubjektivität, weil dieses System in seiner Produktiviät über sich selbst hinausgeschossen ist und die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht mehr in seine Logik zu integrieren vermag"

Für Robert Kurz wird das "Ende der Geschichte" kein "Happy End" sein. Lösungen hat er auch keine anzubieten.

Es gibt in Wahrheit keine Lösungen, allenfalls eine Haltung zu all dem.

Ist unser neurechter Widerstand (im Augenblick zumindest) nicht eher das, also eine Haltung einnehmen und diese durchhalten?

Laurenz

12. August 2022 09:31

@RMH @L.

Neuer Häuslebesitzer mit 2 kleinen Kindern, jetzt Nachbar meine Mutter, (wohlsituierte Siedlung am Rande des Hochtaunuskreis aus den 70ern) hat sich zum Einzug eine nagelneue Photovoltaikanlage aufs Dach gesetzt. Funktioniert hinten & vorne nicht, einfach nur Schrott, ähnlich der bisher von der KfW geförderten Häuserdämmung, die keiner Feuerwehr eine Chance läßt. Ich, hingegen, hatte versucht, meiner Mutter ein Notstromgenerator aufzuschwatzen. Am besten einer, der mit allem befeuerbar ist, es tut aber aber auch ein kleiner Boots- oder Autodiesel, der bei niedrigen Drehzahlen nicht das Klopfen anfängt. Würde mir wünschen, daß das hier jeder versteht. Es gibt aktuell keine Zivilisation ohne fossile Brennstoffe. Um auch nur den Bruchteil der jetzigen Mobilität mit E-Mobilität zu ersetzen, müßte komplett das deutsche Stromnetz erneuert werden, was auch durch Ihren noch vorhandenen Speck der Mittelschicht nicht zu bezahlen ist, wie auch unsere Grundlast von 63 TWh zu verfünf- oder zu verzehnfachen wäre.  https://www.dw.com/de/wie-viel-strom-braucht-deutschland/a-58095248

Auch der aktuelle lange Marsch der Grünen Khmer wird ein kurzer bleiben.

Ein Fremder aus Elea

12. August 2022 09:41

Nordlicht,

dann richten Sie Ihren handwerkenden Hobbygärtnern doch bitte von mir aus: Schuster bleib bei deinen Leisten.

Laurenz

12. August 2022 09:48

@Ein Fremder aus Elea L.

Theoderich haben Sie aber gerade von Alpha Centauri herbeizitiert. Ihre durchaus korrekte Schlußfolgerung wendet sich aber gegen die US-Hegemonie. Und diese globale US-Hegemonie artikulierte & erschuf sich etwa in 1913. Daß die Europäer das seinerzeit nicht ernst nahmen, zahlen sie noch heute.

@Marcel

Es gibt in Wahrheit keine Lösungen, allenfalls eine Haltung zu all dem.

Natürlich gibt es Lösungen zu alldem. Aber um die Eminenz unserer Lösungen deutlich zu machen, müssen wir uns etwas gedulden. Dank Wladimir I, aus dem Hause Putin, erster seines Namens, wurde die aktuelle globalpolitische Dynamik zu unseren Gunsten enorm beschleunigt. Die geile linksradikale Faeser schwätzt & droht doch nur dämlich. Wie will man den runtergesparten Pozileiapparat denn in einem bis 2 Jahren angemessen erweitern? Unmöglich. Die deutschen Pozilisten sind doch von demselben politischen Beben bedroht. Was nutzt eine wertlose Beamtenpension? Für die Grünen Khmer in den Tod gehen? Die letzten beiden Wochen konnte man doch gut wahrnehmen, daß die Pozilei jetzt schon die Risiken im Einsatz minimierte.

Ein Fremder aus Elea

12. August 2022 09:58

MARCEL,

was Sie da zitieren ist in der Tat der entscheidende Punkt. Für die rein sozio-ökonomischen Fragen, welche damit zusammenhängen, habe ich eine Lösung anzubieten, nicht aber für die militärischen, siehe

Zur politischen Ordnung im Zeitalter der Wunder

Das Verständnis des Zykels der Zeitalter, Wunder, Wacht, Werke, Wunder, ..., ist für das Verständnis der beschriebenen politischen Ordnung nicht erforderlich, aber zur Illustration denke man etwa an Sammler und Jäger, Vorderasien 4000 vor Christus bis Christus, und Europa seitdem.

Ein Fremder aus Elea

12. August 2022 10:18

Laurenz,

diese globale US-Hegemonie artikulierte & erschuf sich etwa in 1913. Daß die Europäer das seinerzeit nicht ernst nahmen, zahlen sie noch heute

Im Klartext:

Die Verfügung im Federal Reserve Act 6% der Seignorage alle sechs Monate privaten Bankiers zu überlassen, kann nur als Gegenleistung dafür verstanden werden, daß dieselben privaten Bankiers dem Dollar zu einer globalen Bedeutung verhelfen würden, bei welcher mehr als 6% des Dollarvolumens vom Ausland gehalten würden, was auf die Verdrängung des Pfundes als globale Leitwährung hinauslief. Mithin erklärten die Vereinigten Staaten am 23.12.1913 Großbritannien den Wirtschaftskrieg, was sie nicht gewagt hätten, wenn sie die privaten Bankiers nicht über die zu erwartende Verschuldung Großbritanniens im Rahmen des Ersten Weltkriegs ins Bild gesetzt hätten, weshalb der Federal Reserve Act auch nur mit einer Stimme durchgewunken wurde, um eventuellen diplomatischen Komplikationen beim Ausscheren Großbritanniens aus der erwarteten Entwicklung vorzubeugen.

Imagine

12. August 2022 11:00

1/2

Warum sollten sich die Wähler nach „rechts“ orientieren? Rechte Regierungen brachten immer Nachteile für lohnarbeitende Bevölkerung. Zudem stehen Rechte immer unter Faschismus-Verdacht und es werden anti-liberale Repressionen erwartet.

Verbesserungen für die arbeitende Bevölkerung sind in Europa in der Regel mit „linken“ Regierungen verbunden gewesen. Eine Ausnahme war der große Verrat durch die Schröder-SPD.

B.K. lebt in einer Wunschwelt.

Deutschland ist zu einem wirtschaftlich extrem gespaltenen Land geworden.

Beim Median-Vermögen liegt es auf Platz 29 [ https://tinyurl.com/5fannacf]. In Dänemark ist dieses über doppelt so hoch, in Italien fast doppelt so hoch und Österreich immerhin anderthalbfach höher.

Deutschland hat eine extrem ungleiche Vermögensverteilung und einen sehr großen Niedriglohn- und prekären Bereich.

Noch extremer ist die Vermögensverteilung im Europa-Raum. Da liegt Europa in der Dimension von China, allerdings hat China eine fast doppelt so große Bevölkerungszahl. Das sieht ganz finster aus für Europa.

Die größte Gefahr für Deutschland und Europa geht jedoch vom Ukraine-Krieg aus, der in Wirklichkeit ein amerikanisch-russischer Krieg ist.

Imagine

12. August 2022 11:01

2/2

Ganz anders als bei der Podiumsdiskussion zwischen Tillschneider und Zerbin (beide AfD) wird bei einer weiteren Eskalation des Krieges die Gefahr eines Atomkriegs durch Deutschlands renommiertesten Soziologen W. Streeck ganz realistisch als wahrscheinlich eingeschätzt.

Denn es ist logisch, dass eine Atommacht sich nicht eine Niederlage in einem konventionellen Krieg zufügen lässt. Und durch die Waffenlieferungen und extreme Militärausgaben, durch Hightech-Aufklärung, Militärführung, Ausbildung von Soldaten, Logistik etc. wird Russland bei konventioneller Kriegsführung in eine militärisch unterlegene Position kommen.

Russland wird daher vor der Alternative stehen, eine Niederlage hinzunehmen oder die überlegenen Atomwaffen einzusetzen. So wie die Polizei nicht auf Schusswaffengebrauch verzichtet, wenn sie mit einem Messer bedroht wird.

Allnichts

12. August 2022 11:05

1/3

Die Frage, wie gemein­schaft­li­cher Zusam­men­halt von links ohne die im Text angesprochenen "organischen und identitätsstiftenden Gemeinschaften (von Familie bis Volk)" funktionieren soll, ist recht schnell zu beantworten:

Gemeinschaft ist nach üblicher linker Denkweise nicht unbedingt an solche biologischen Zusammenhänge gebunden, wichtiger ist die willentliche Entscheidung eines Individuums für eine Gemeinschaft. Es geht "den Linken" also wenig überraschend ums Soziale, nicht um das betont Nationale. Auch Wagenknecht als - deutsche-iranische - Kommunistin arbeitet weiterhin an der Weltrevolution und nicht für den Erhalt der Völker.

Im Gegensatz zu den meisten Rechten denke ich auch nicht, dass multi-ethnische, multi-rassische, "familienfeindliche" usw. Gemeinschaften, Gesellschaften nicht funktionieren können, sie haben allerdings ihre eigenen Bedingungen und Schwierigkeiten und sind aus allerlei grundsätzlichen Erwägungen heraus abzulehnen.

Allnichts

12. August 2022 11:09

2/3

Überhaupt kann ich die hier seit einiger Zeit aufkommende Diskussion über die Kategorien "Links" und "Rechts" nur bedingt nachvollziehen, denn wenigstens als Arbeitsbegriffe, aber auch als politische "Identitäten" funktionieren sie weiterhin sehr gut. Natürlich kann jemand in einer Frage eine eher rechte Position nehmen, in einer anderen eine eher linke, aber politische Gesamteinstellungen sind für gewöhnlich recht eindeutig und sinnvoll zuteilbar. Für mich zählen Volk, Nation und Rasse, was mich zu einem Rechten macht, auch wenn ich an dem Begriff nicht hänge.

Bei der Beschäftigung mit Linken und ihren Vorstellungen wird schnell klar, dass optimistisch veranschlagt mit 95% von ihnen keine Zusammenarbeit möglich sein wird, mit den restlichen 5% in absoluten Ausnahmefällen situations- und projektbezogen. Es gibt teilweise Überschneidungen und Übereinstimmungen in bestimmten Punkten, die sind oftmals auch gar nicht so klein oder schwach, aber die eigentliche weltanschauliche Grundlage, die Ziele unterscheiden sich schwerwiegend. Die natürlichen Verbündeten befinden sich weiterhin im eigenen und in verwandten Lagern, nicht auf der Gegenseite, für die man erklärter Feind ist. Anders sieht es mit den Verbinden von allerlei, auch gegensätzlicher Ideen aus, solches ist geradezu notwendig, weil die Rechte zu sehr im eigenen Denken gefangen ist und nicht so recht von der Stelle kommt.

Allnichts

12. August 2022 11:21

3/3

Wenn der Solidarische Patriotismus als Lösungsmöglichkeit eine Rolle spielen will, muss er genauer ausgearbeitet werden. In dem Buch wird er ja eher umschrieben. Es fehlen eine systematische Programmatik, ein konkretes Programm für die Krise, etwas Massentaugliches, das man den Menschen auf der Strasse in die Hand drücken kann, und auch die ergebnisoffene Auseinandersetzung mit historischen Vorbildern ohne Schere im Kopf.

Potential ist auf jeden Fall vorhanden, und es wäre wünschenswert, würde der Ansatz in der Rechten umfassender und breiter diskutiert.

Umlautkombinat

12. August 2022 11:40

"Anders sieht es mit den Verbinden von allerlei, auch gegensätzlicher Ideen aus, solches ist geradezu notwendig, weil die Rechte zu sehr im eigenen Denken gefangen ist und nicht so recht von der Stelle kommt."

Es ist eher die Spezifik dieser Eigenheit. Hier in diesem Forum kommt sie durch das ununterbrochene Drehen und Wenden der Vergangenheit zum Ausdruck. Ich staune immer wieder ueber das Hochholen von Autorennamen, Werken, Interpretationen, von denen ich nie gehoert habe. Aber ich weiss dann auch warum dem so ist. Die inhaltlichen Unterschiede zum mir bekannten - nennen wir es einmal krude mainstream - sind aus meiner Position gesehen meist marginal, oft trivial, trotz vieler bombastischer Locken in den Formulierungen.  Das ist eben nicht konservativ, welches viel Wert auf die Unterscheidung der konkreten Gebiete legt in denen es lieber rueckbindet von denjenigen, in denen es Gegenwart und Zukunft beurteilt und sich auf deren Realitaet und Offenheit des Ausgangs einlaesst. Das Herangehen ist reaktionaer, ganz ohne moralische Aufladung des Begriffs. Es ist ausschliessliche - zumindest ueberwiegende - Rueckschau. Und klar, damit tritt man auf der Stelle.

 

 

 

Ein Fremder aus Elea

12. August 2022 12:08

imagine,

Warum sollten sich die Wähler nach „rechts“ orientieren? Rechte Regierungen brachten immer Nachteile für lohnarbeitende Bevölkerung.

Weil der größte Absahner bei der gegenwärtigen Energiepreissteigerung der steuereintreibende Staat ist. Gordon Brown hat mit seiner Verstaatlichungsidee das einzig Mögliche aus linker Sicht gesagt. Aber wo ist es möglich? Doch nur da, wo Engergieressourcen vorhanden, aber noch nicht verstaatlicht sind.

Es stimmt, daß da gerade ein so genannter short squeeze läuft, und Verstaatlichung ist das Einzige, was da reinschlagen kann, aber das ist das einzige linke Werkzeug, und es richtet sich einzig auf den Augenblick. Offensichtlich bringt es mehr, die Atomkraft beizubehalten, nur so als Beispiel. Mit anderen Worten liegen die guten Argumente hier klar auf der Seite der Rechten.

Laurenz

12. August 2022 12:32

@Ein Fremder aus Elea @L.

Ach nee....

Da der Handel sich über nationale Grenzen hinwegsetzt & der Unternehmer die Welt als seinen Markt beansprucht, muss die Flagge seiner Nation ihm folgen, und die verschlossenen Tore der Nationen müssen aufgesprengt werden.

Präsident Woodrow Wilson, 1907

 

Niekisch

12. August 2022 12:32

"Auseinandersetzungen unter dem Leitbegriff »Solidarischer Patriotismus« zu führen. Er enthält die wichtigsten Pole […]: Solidarität als »Einbezogenheit in ein soziales Geschehen«, für das man als Teil der Gemeinschaft Verantwortung trägt, im Sinne einer »Verpflichtung fürs Ganze« (Heinz Bude); Patriotismus »als gemeinwohlorientierte Haltung und Handlung«, als Bekenntnis zum Eigenen, das man verteidigen möchte."

Bitte nicht!

Zwei Fremdwörter sind zwei zuviel. "Solidarisch" wird sofort als " Solid  a r i s c h" verunglimpft werden. "Solidarisch" ist ursprünglich Rechtsbegriff, nicht politischer Begriff, entstammt auch uns fremdem Wortstamm. Besser, wenn man schon "rechts" sein will, den indogerm. Stamm "reg" verwenden. "Patriotismus" ist zu weit und schwammig, um ihn mit Gemeinwohlerwägunegn zu verbinden. Wenn es schon sein muß, dann "Patriotischer Solidarismus".

Aber auch das erinnert an Aufpropfen.

weiter II.

 

Laurenz

12. August 2022 12:34

@Imagine

Pro Kopf sehen die Vermögenszahlen in Europa noch viel düsterer aus. Der Italiener ist in etwa 4x so vermögend wie der Deutsche, was einerseits an der geringen Steuerschuld in Italien liegt, wie am geringen Wohneigentum in Deutschland.

BK lebt in einer Wunschwelt

Woran machen Sie das fest?

Was Sie hier als privilegierter Altakademiker schlicht übersehen haben, ist der Ernst der Lage & die vorbehaltslose Übernahme westlicher Kriegspropaganda. Rußland gewinnt den Krieg & jede weitere Verneinung von Verhandlungen wird für die nächsten 5-10 Jahre dafür sorgen, daß es keine Ukraine als Staat mehr geben wird, aber dafür 20 Mio. ukrainische Migranten in der EU mehr.

Was uns hier angeht, so sollten Sie das als Marxist am besten wissen. Erst kommt das Fressen, dann die Moral. Wir sind hier bald nicht mehr einer Gender-, Klima- oder sonstigen Schwachsinns-Debatte oder ähnlichem ausgesetzt, weil uns ganz andere Probleme beschäftigen werden. Sie können dann Ihren Terminplan, wie in der Ukraine seit den 90ern üblich, dem anpassen, wann die Kraftwerke ein paar Stunden am Tag Strom zur Verfügung stellen, auch nur dann funzt das Netz oder mediale Propaganda, wie auch die Wasserwerke dann Wasser durch die Leitungen pumpen können. Wenn hier noch einer mit politischen Bedenken vor sich hinträumt, dann sind Sie das.

Maiordomus

12. August 2022 13:58

@Imagine. Die Mitte-Rechts-Regierung Adenauer - Erhard hatte nun mal für die lohnarbeitende Bevölkerung weit mehr Vorteile als Nachteile, weswegen es 1957 sogar zum einzigen Mal in der Geschichte der Bundesrepublik zu einer absoluten Mehrheit reichte. Das hatte klar damit zu tun, dass sich damals  so gut wie jeder fleissige Schaffe-schaffe-Häusle-Bauer einen Volkswagen, einen DKW oder gar einen Opel leisten konnte, die Frau einen "Bubikopf" beim Friseur und im Urlaub kam Rimini auf, was indes für die SBZ eine krasse Diskriminierung bedeutete. Auch die Bildungschancen wurden vor 1968 besser. Und in den USA produzierte der Kapitalismus sagen wir bis 1929, siehe Modell Ford T, beneideten breiten Wohlstand, später kam, gegen die Krise, die keineswegs mit Linksradikalismus zu verwechselnde "New Deal"-Politik Roosevelts dazu. Sie wurde nicht als Sozialismus verkauft. 

Maiordomus

12. August 2022 14:16

@Kaiser. Die wahre Sammelstelle für Gedrucktes ist einmal mehr das gedruckte Heft mit dem übrigens toll formulierten Begleitbrief von GK gegen die Infantilisierung durch den Befund eines warmen Sommers usw., man lese es selber nach. Von hohem, sehr hohem Interesse der Literaturteil mit Günter Scholdts ausgezeichnetem Überblick über die Literatur nicht zwischen 1933 - 1945, sondern eigentlich weitergeführt bis 1968, weil die wichtigen Autoren ungefähr bis dann, zum noch später, gewichtig weiterschrieben, gewiss nicht nur Salomon, Gerd Gaiser und zumal den Essayisten Holthusen, den ich in den Fünziger- und Sechzigerjahren zu den bestreflektierten Kritikern der Neo.-Moderne zählte, Erfinder des Terminus "Saurer Kitsch", für mich alles andere als vergessen. An @Lehnert habe ich die unkritische Schlagwortübernahme "Innere Emigration" zu beanstanden, wozu kein in Deutschland ernst zu nehmender Autor zu zählen ist, der damals das aufbrachte, was heute nötiger wäre denn je: Innere Distanz zum Zeitgeist. Abgesehen von den dazu Gezwungenen konnte man Emigration damals so wenig gebrauchen wie heute. Wer auf Wertungen von Th. Mann u. M.R.R. eingeht, betr. "einzustampfende" Literatur von damals, kann weder als "rechts" noch als "konservativ" noch als genauer Literaturkenner gelten. 

Niekisch

12. August 2022 15:07

II.

"Patriotisch" ist auch von der Ursprungsbedeutung im Altgriechischen her bedenklich: stammväterlich, patriarchalisch schließt das Mütterliche aus. "Patriotis" (a.gr.) ist "der aus dem nämlichen Lande", der Landsmann, auch der, der in demselben Lande wohnt, also entspr. der jetzigen Rechtslage jeder Paßmitschlepper. Ursprünglich wurde das Wort nur von Sklaven und hinsichtlich Tieren gebraucht ( Dr. W. Pape, Griechisch-Deutsches Wörterbuch, Braunschweig 1849, Band II, S. 525 ). 

Dann doch lieber die Wortwurzel "reg" ( indogerm. ): aufrichten, recken, geraderichten, richten, lenken, führen herrschen, rechnen ( ordentlich machen ), stützen, helfen, für etwas Sorge tragen, gerecht, recht, richtig, gerecht, gut, ordentlich, tüchtig, recht beschaffen, den Gesetzen und Geboten entsprechend, sittlich gut, sich von Verdacht und Schuld befreiend, rechtschaffen, sein Recht verlangen, redlich, ehrlich.

"Links" und "Rechts" von altersher vereint unter dem neuen Begriff in Anlehnung an die belgischen "Rexisten":  R e g i s t e n. Die Weltanschaung mag  R e g i s m u s   genannt werden. 

Imagine

12. August 2022 16:36

1/2

@Maiordomus  12. August 2022 13:58
Die Mitte-Rechts-Regierung Adenauer - Erhard hatte nun mal für die lohnarbeitende Bevölkerung weit mehr Vorteile als Nachteile, weswegen es 1957 sogar zum einzigen Mal in der Geschichte der Bundesrepublik zu einer absoluten Mehrheit reichte.“

In meiner Erinnerung entwickelte sich die Polarisierung in „rechts“ und „links“ erst ab 1967/68. 1957 konnten sich Autos nur Geschäftsleute oder Angestellte und Beamte in Leitungspositionen, bei der „unteren Mitte“ reichte es erst in den 60er Jahren zum Auto.

CDU/CSU wurden nicht als rechte Parteien wahrgenommen, sondern als christlich-konservativ bzw. christlich-sozial und kirchennah. Gewählt wurden sie vor allen von Frauen und Kirchgängern. Die CDU war konservativ („keine Experimente“). Antikommunistisch waren alle Parteien. Die SPD hatte sich mit dem Godesberger Programm von 1959 vom Endziel Sozialismus verabschiedet.

Die NPD, 1964 von A. v. Thadden gegründet, wurde als rechte Partei angesehen. Bei der CDU/CSU war dies erst später, als sie gegen die Reformen der sozialliberalen Koalition opponierten. Später kam die Genscher-FDP zu den rechten Parteien dazu.

 

Imagine

12. August 2022 16:41

2/2

Heute werden CDU, CSU und FDP nicht (mehr) als rechte Parteien angesehen, sondern als „Mitte-Parteien“. Das ist anders als es bei der Haider- und Strache-FPÖ war, auch anders als bei der SVP in der Schweiz. Denn diese Parteien wurden in ihren Ländern als Rechts- und nicht als Mitte-Parteien angesehen. Die Kickl-FPÖ versucht, einen neuen Kurs zu fahren.

Die AfD besitzt eine Sonderstellung, da sie als rechtsextremistische und verfassungsfeindliche Partei angesehen und behandelt wird. Man kann daher die Rolle der AfD nicht mit jener FPÖ oder der SVP gleichsetzen.

Für völlig realitätsfern halte ich die Vorstellung, dass eine sozial-populistische AfD aus der Anhängerschaft von Lafontaine/Wagenknecht und den NDS für die AfD Wähler und Mitglieder gewinnen könnte. Denn dazwischen ist ein ganz tiefer kultureller Graben.

 

Kurativ

12. August 2022 17:08

Schöner Text wieder. An der Realität vor der eigenen Tür zerschellen mal wieder die schönsten Dogmensysteme, stolzesten Formierungen und die schnellsten Reflexe. Lechts und Rings kann man vielleicht verwechseln. Aber das sind nicht die Kategorien, mit denen man die Wirklichkeit Realitätsgenau beschreiben kann. Benedikt Kaiser eröffnet hier neue Perspektiven abseits der langweiligen Stirn-gegen-Stirn-Dialoge.

Die politischen Frontlinien sind wohl nicht nur Rechts/Links oder Sozial/Kapitalistisch, sondern besonders Deutschland oder Transatlantisch. Denn man kann noch so Transatlantisch sein (siehe Dänemark), die Hilfe aus der Ferne ist nur temporär und lindert nur die aktuellsten Schmerzen.

RMH

12. August 2022 20:08

Nur kurz zur Erinnerung:

Patriotismus kann man historisch durchaus so einordnen, dass Menschen aus freien Stücken bereit waren, im Ernstfall für ihr Land zu sterben, also den Kopf für ihr Land und seine Leute hinzuhalten. Etwas "solidarischeres" als in höchster Not unter Einsatz des Lebens auch für andere zu kämpfen, gibt es nicht. Insofern ist ein solidarischer Patriotismus fast eine Art Pleonasmus, da Patriotismus immer solidarisch ist. 

Wenn man mit solidarisch im Bereich des Politischen aber meint, dass zusätzlich zum von allen erwarteten Kopf hinhalten ein Staat den einen ins Portmonee greift, um es anderen zu geben, dann fällt der Freiwilligkeitsaspekt, das Voluntative, was beim Patriotismus mitschwingt, irgendwie unter den Tisch. 

Den Begriff Nationalsozial, der das Problem nicht hat, dass ein Staat vorgibt, was sozial ist und nicht der individuelle Wille seiner Bürger, kann man eben nicht so leicht ersetzen. Das merkt man bei den Sprachverrenkungen von @niekisch. Dann doch eher beim Ansatz von B. Kaiser bleiben.

Gracchus

12. August 2022 20:18

Über die Grünen muss man ja nicht viel sagen. Mich nervt schon extremst, wie sie reden - in so einem schlecht aus dem Amerikanischen übersetzten Jugendslang. Insoweit Repräsentanten ihrer Generation, die in amerikanischer Popkultur groß-, aber eben nicht erwachsen geworden ist. Weniger Marx, dafür mehr Coca-Cola. Und mehr Hollywood. Der Deutsche ist eine tumbe Nazi-Karikatur - glücklich, wenn er egal wem gehorchen darf; solche Filme muss man als normativ interpretieren. 

Dass ein gutes Deutschland blühe, wäre der erste Schritt, die Transatlantik-Fraktion in die Schranken zu weisen oder gleich zum Teufel zu jagen. Dies ist so offensichtlich, wie der Wille dazu fehlt. 

Ein Fremder aus Elea

12. August 2022 22:28

Was meinen Sie, Gracchus, füllt die Köpfe dieser Leute, wenn sie vom globalen Skript ablesen? Stolz darauf, die Aufsicht über das große Werk in Deutschland inne zu haben? Die Erwartung bedeutender Umwälzungen? Neugier, wie das Experiment ausgeht? Zuversicht, ein bestimmtes Problem zu lösen? Wer selber gestalten möchte, kann nicht anderen nachplappern, es sei denn, sie wollten dasselbe gestalten wie er, was aber eher unwahrscheinlich ist, wenn man den globalen Gleichschritt bedenkt. Allenfalls könnten sie alle von der Existenz eines bestimmten Problems überzeugt sein, was aber auch leicht gespenstische Züge trägt.

dojon86

13. August 2022 08:55

@Gracchus Die Deutschen lieben die Angelsachsen halt. Leider ist die Liebe unglücklich weil unerwiedert. So war es zumindest in den letzten 150 Jahren. Einer der größten Realpolitiker Deutschlands, Otto von Bismarck sah nicht umsonst die Freundschaft mit Russland als Kernstück seiner Sicherheitspolitik an. Nicht aber das Deutsche Volk, dass es immer vorzog, nach Westen zu buckeln und nach Osten zu treten. Ja, gegen kulturelle Vorlieben ist, vor allem seit Einführung des allgemeinen Wahlrechts halt kein Kraut gewachsen.

RMH

13. August 2022 10:10

"Was meinen Sie, Gracchus, füllt die Köpfe dieser Leute, wenn sie vom globalen Skript ablesen?" Bitte die Grünen nicht ganz so doof darstellen, denn damit ist der größte Schritt zur Unterschätzung des polit. Gegners getan. Ich konnte zu Zeiten, als Fritz Kuhn (ein "Realo") noch in Berlin war, mit ihm in kleiner Runde ein längeres Gespräch führen und da wurde klar, dass es - zumindest den Realos - doch auch um Deutschland geht. Die ganze Thematik des energetischen, umwelttechnischen Umbaus fällt nicht umsonst gerade bei Mittelständlern, Handwerkern entsprechender Gewerke etc. auf fruchtbarem Boden, denn die große Mohrrübe, welche die Grünen Wirtschaft und Unternehmen vor die Nase binden ist die Idee, dass Deutschland auf den Gebieten Energie- und Umwelttechnik absoluter Weltmarktführer wird und damit den Verlust der Stellung des Weltmarktführers auf anderen Gebieten kompensiert. Und wer vor Jahrzehnten mit vormaligen Nazis, die nach dem Krieg dann Wirtschaftsbosse wurden, in feucht-fröhlicher Runde den einen oder anderen Schoppen getrunken hat, der fühlt sich an deren Gerede erinnert - "wir haben den Krieg verloren, aber in der Wirtschaft, da zeigen wir es denn Amis und den Japsen und werden Weltmarktführer" (damals noch Japan - China war noch mit sich selber beschäftigt). In den Grünen steckt mehr von "am deutschen Wesen ..." als in allen anderen Parteien. Das erklärt teilweise ihren Erfolg bei sog. "Leistungsträgern" der Gesellschaft.

Mitleser2

13. August 2022 12:26

RMH: "dass Deutschland auf den Gebieten Energie- und Umwelttechnik absoluter Weltmarktführer wird ..."

Sie glauben ehrlich, dass Mittelständler auf dieses grüne Geschwätz hereinfallen? Dann gehört's ihnen nicht besser. Ist ja schon bei der Solartechnik schiefgegangen. Innovation ist doch in D bei unserer überregulierten Bürokratie gar nicht mehr möglich. Und dann noch die grüne Leistungsfeindlichkeit. Warum haben wir denn keine Musks & Co?

Kurativ

13. August 2022 12:52

Die "postmaterialistischen Alimentationsbourgeoisie" hat gerade eine vorläufige Grenze erreicht. Der "böse Putin" hat das voraussehbare Ende der Energiewende in die Jetztzeit verlegt. Das ist blöd für die Grünen. Normalerweise müssen Folgeregierungen den Mist der Vorgängerregierung ausbaden.

Aber die Union schreitet schon zur Hilfe. Man will die KKWs länger laufen lassen. Wenn es knallt, ist die Union schuld. Wenn es geht, sind die Grünen aus den Schneider. Super Strategie. Eon jedenfalls steht für dieses Experiment bereit, wie man hört. Vielleicht um der Union den Rest zu geben. Die haben nämlich längst auf "Öko" umgesattelt.

Dass sich das ganze industrielle Ökosystem um dieser Technologie längst aufgelöst hat, scheint keinen zu interessieren. Politiker haben eben andere Vorstellungen zum Thema "Planung"

Imagine

13. August 2022 13:12

Der große Unterschied zwischen AfD einerseits und z.B. FPÖ und SVP andererseits ist, dass die AfD im Rechtswesen und in der Öffentlichkeit den Status einer rechtsextremistischen und verfassungsfeindlichen Partei erhalten hat.

Jeder Bürger und jede Organisation, die mit der AfD sympathisiert und kooperiert, bringt sich damit ins gesellschaftliche Abseits, macht sich zu politisch Verfolgten, erleidet Exklusion und Repressionen.

Entscheidenden Einfluss auf den heutigen Status der AfD haben das „Höcke-Milieu“ und damit verbundene Personen und Organisationen. Dieses Milieu ist ein rechtes polit-religiöses Randgruppenmilieu, dessen Hauptziel es ist, das „eigene Lager“ zu stärken. Sie sehen die Gesellschaft durch Linke und Grüne beherrscht und diese als ihre Hauptfeinde an. Es macht keinen Sinn, mit diesen Rechten zu reden, denn sie haben die Charakteristik einer polit-religiösen Sekte. Sie sind nicht lernbereit und nicht entwicklungsoffen.

Politisch sind und werden sie – anders als FPÖ und SVP - ewige Außenseiter und politisch Verfolgte sein wie alle explizit rechten Parteien in der Geschichte der BRD.

Volksdeutscher

13. August 2022 13:51

- "Nur: Wie soll gemeinschaftlicher Zusammenhalt von links funktionieren, wo die absolute Mehrheitslinke mindestens d’accord damit geht, daß alle organischen und identitätsstiftenden Gemeinschaften (von Familie bis zum Volk) als reaktionäre Konstrukte überwunden werden?"

Die Linke der grün-dogmatischer Sorte sprach die Menschen seit eh und jeh nur in ihrer Basisidentität als Mensch an und war schon immer bestrebt, ihn darauf zu reduzieren, ihn dadurch in unmittelbare Konkurrenz zum Tier zu stellen: Das einzige, was zähle, sei Mensch und nichts als Mensch zu sein, er müsse aber erst von jeglicher Bindung und Identität gereinigt werden. Das zu erreichende Ziel: Der reine Mensch. Daß Menschen ohne weitere Identitäten noch niemals in der Geschichte existierten, kümmert die Linke dieses Couleurs nicht. Geschichte sei eh etwas zum Überwinden. Vielleicht fühlt sie instinktiv, daß sie durch die Unterwerfung unter die Ideologie des Great Reset ihrem Ziele greifbar nahe kommt. Diese minimalistische Reduktion besteht jedoch bei einem beachtlichen Teil der Linken: Familie, Volk, Nation, Geschlecht - alles ein künstliches Konstrukt, alles gesellschaftlich determinierte und dem Einzelnen von der Außenwelt aufgezwungene Herrschaftsinstrumente. Da kann sich die Linke als lichtbringender prometheischer Befreier preisen und anbieten. Und es ist irgendwie immernoch dieser anarchische Sumpf Erich Mühsams und der seinen von der "Befreiung der Gesellschaft vom Staat", das Ideal dummer Muttersöhne.

Ein Fremder aus Elea

13. August 2022 13:52

RMH,

Ist Deutschland Weltmarktführer auf dem Gebiet erneuerbarer Energien?

Grundsätzlich kann Deutschland doch nur darauf hoffen, Weltmarktführer auf Gebieten zu werden, welche Qualitätsstandards voraussetzen, welche nur in Deutschland erfüllt sind.

Ich weiß, daß viele Bauern mit dem Aufstellen von Windrädern reich geworden sind, und daß die heimische Wirtschaft durch den heimischen Markt ein Labor erhält, in welchem sie ihre Produkte entwickeln kann, sehe ich auch ein.

Immerhin liefert es uns auch bis zu einem bestimmten Grad Energieunabhängigkeit.

Bittesehr. Aber da hört es auf. Durch die Gegend zu laufen und zu rufen: Wir werden alle sterben, wenn wir keine Windräder aufstellen!, als eine Art Marketinggag, ist geradezu grotesk. Was sind das bloß für Anmaßungen! Deutschland als Auslage, die Bürger als Statisten eines Werbespots? Als ob sich solche debilen Ideen nicht gegen jene wenden ließen, welche auf sie verfallen! Wäre nur zu fragen, ob Gesichtsverlust mittlerweile in Deutschland dramatischer als in China ist.

 

Kurativ

13. August 2022 13:54

Der Transatlantismus frisst seine Kinder. Da es um die Interessen einer bestimmten Nation geht, kann es schon einmal sein, dass sich bei geänderter Lage (Ost-Erweiterung) auch die Anforderungen an seine Anhänger ändern. Dann wird es holperig und sieht irgendwie inkonstent aus.

Beim Anti-Spiegel ist zu lesen, dass die schöne Turbine für North Stream 1 von Siemens-Kanada gar nicht nach Russland weiter verschickt werden kann. Sie hätte direkt geliefert werden müssen. Nun kann sich Scholz die Turbine in sein Bankfach stecken oder in den Garten stellen.

Bei North Stream 2 gibt es lt Anti-Spiegel nur russische Turbinen als Verdichter. So viel "Souveränität" wollte man in den USA wohl nicht genehmigen.

Laurenz

13. August 2022 14:50

@RMH

Die ganze Thematik des energetischen, umwelttechnischen Umbaus fällt nicht umsonst gerade bei Mittelständlern, Handwerkern entsprechender Gewerke etc. auf fruchtbarem Boden

Dieser Bereich der Grünen ist seit 30 Jahren tot. Die Fundis, im Grunde alles kleine Müsli-Nazis, wurden durch die KBWler komplett entmachtet. Gerne poste ich den 2ten Teil der entlarvenden ZDF-Doku-Rezension.  https://www.achgut.com/artikel/lebensluegen_der_energiewender_vom_zdf_zerrupft

Diese völlig ahnungslosen, komplett debilen grünen Ideologen werden nicht nur da zerrissen. Auch das altlinke Telepolis-Forum schlägt diesen Verblödeten nur noch in die Fresse https://www.heise.de/tp/features/Putin-die-Stirn-bieten-aber-nicht-mit-neuen-fossilen-Projekten-7218314.html

Gracchus

13. August 2022 16:08

rechts - links

Ob man rechts ist oder links - darüber mögen doch (hoffentlich) das Schöne, Wahre, Gute stehen. Die Gleichung rechts = gut, wahr und schön, stimmt ja wohl nicht zwangsläufig. 

Wie wäre es denn mit Mass und Mitte? Klar:

"In Gefahr und größter Not, / ist der Mittelweg der Tod."

Alle Parteien vertreten ja im Kern ein legitimes Anliegen, nur die Priorisierung unterscheidet sich. In einem Gemeinwesen - das ist eine Binse - müssen verschiedene Interessen und Güter zum Ausgleich kommen. Dieser Ausgleich kann aber nicht ideologisch vorgegeben werden, sondern muss stets errungen wurden; man muss ja zudem situativ entscheiden, was abweichende Prioritäten erforderlich macht. 

Das eigene Weltbild hängt ausserdem stark von Temperament und Charakter und der Lebensgeschichte ab, weniger von objektiven Erkenntnissen. Dass Wagenknecht partiell für konservative Positionen plädiert, erklärt sich partiell daraus, dass sie ohne Vater aufgewachsen ist, den Vater aber vermisst hat, sie zugleich sensibel genug ist, dies zu erkennen, und ehrlich genug, sich dies einzugestehen. 

 

Gracchus

13. August 2022 16:35

Patriotismus

Gegen den Begriff gibt es wenig einzuwenden; auch wenn @Niekisch natürlich recht hat, dass das Mütterliche einbezogen gehört. Es ist Liebe zu Land und Leuten (Volk). Nur wenn man ehrlich ist und sich kein Idealvolk herbeiphantasiert - dann wird diese Liebe doch auf harte Proben gestellt, ja, man muss sich fragen, ob einem die eigenen Landsleute ganz geheuer sind. 

Solidarisch

Finde ich auch nichts dagegen einzuwenden. Letztlich bin ich der Auffassung, dass nur solidarisches Wirtschaften funktioniert, und ich behaupte, dass der sogenannte Kapitalismus nur funktioniert, weil nicht alle Kapitalisten sind, er ist auf solidarische Ressourcen angewiesen.

Wahlverwandschaften

Entgegen @Allnichts denke ich, dass die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft auf einer Wahl beruht. Dies nicht anzuerkennen, bringt der konservativen Position Nachteile. Selbst wenn man biologisches Geschlecht und Volkszugehörigkeit als schicksalhaft deklariert, so ist man frei darin, wie man sich dazu verhält. Man kann sein Geschlecht und seine Volkszugehörigkeit an-, aber auch ablehnen; verneinen oder bejahen. 

 

 

Niekisch

13. August 2022 16:43

"Dann doch eher beim Ansatz von B. Kaiser bleiben."

@ RMH12.8. 20:08: Das ist Ihnen unbenommen. Nur, wen begeistert außer beim Fußball noch der Begriff "Patriotismus" ? Was macht die PC mit ihm? 

Anderes und Neues muß her! 

Denn, wie @ Kurativ 12.8 17:08  richtigerweise sagt: "Die politischen Frontlinien sind wohl nicht nur Rechts/Links oder Sozial/Kapitalistisch, sondern besonders Deutschland oder Transatlantisch.

Noch präziser lautet der Gegensatz mit Jakob Taubes: Geistig-religiöses Jerusalem mit seiner Hauptstadt New York gegen germanisch-deutsche Heilsvorstellung mit allen Folgen bis zum heutigen Tag.

Wer will mir da verübeln, dass ich nach neuen Begriffen suche.

 

 

bb

13. August 2022 18:54

Was ich am „Solidarischen Patriotismus“ nicht verstehe: Warum sollte ich mich diesem Volk gegenüber noch solidarisch verhalten? Klingt für mich nach Stockholmsyndrom. Plädiere stattdessen für einen Neuadel.

Maiordomus

14. August 2022 06:33

@imagine. Wundere mich über Ihre Kenntnis der Fünfzigerjahre, technisch, kulturell, politisch. Berichtete als Jung-Publizist und "Hobby"-Leser  über Verkehrsausstellung München 1965 im Vergleich zu 1953. Was Sie über den  ausbleibenden Triumph des Automobils beim Kleinbürgertum schreiben, galt bis knapp 1954, aber schauen Sie nur mal über VW hinaus, wie es mit Borgward, NSU, Ford 12m, dann 17m vorwärts ging, zu schweigen von Opel, und die leuchtenden Gesichter der kleinen Leute an den Automobilausstellungen. Kulturell der wichtigste Film von damals , "Wir Wunderkinder" (1958), antinazi, aber noch nicht wie heute "antifaschistisch", weil mit Erfahrungswissen verbunden. Und Adenauer, wiewohl nicht gerade alles richtig gemacht, gewiss kein Restaurator, sondern gemäss Dahrendorf, den ich persönlich kannte, prowestlicher Wirtschaftsmodernisierer mit Erhard. Slogan "Die SPD ist der Untergang Deutschlands", galt noch für die Vor-Godesberg-Partei, in Verbindung mit Antikommunismus gab es in Deutschland nie eine stärkere kleinbürgerlich-föderalistische Rechte, wobei jedoch Fusion Baden - Württemberg ein schlechtes Zeichen war, kamen dann die Gemeindereformen usw. Mit Frömmlern und Kirchgängern konnte man schon im 19. Jahrhundert Wahlen nicht nachhaltig gewinnen, es gab für diese Richtung 1957 nur etwas Morgenluft in Verbindung mit Antikommunismus. Das Wort "Sex" kam allmählich auf, meine Mutter kannte es noch nicht.

Maiordomus

14. August 2022 06:53

@imagine. Was Sie über die Sechzigerjahre schreiben, als angeblich bei den kleinen Leuten das Auto endlich in Frage kam, ist insofern falsch, als der Mauerbau 1961 ökonomisch in der Tat aufgrund des Wohlstandsgefälles BRD - DDR eine aus kommunistischer Sicht unvermeidliche Rettungsaktion des (zwar nicht in letzter Konsequenz) sowjetisierten Systems in Mitteldeutschland war. Klar, musste ein Kleinwagen einschliesslich Dachgepäckständer in Ba-Wü usw. vielfach noch für eine fünfköpfige Familie reichen, z.B. ein DKW, während die Schicht, die Sie @imagine als die angeblich einzigen Autofahrer der 50er Jahre ansprechen, spätestens ab den 60ern nebst dem guten Opel oder Mercedes oder BMW usw. noch über einen Zweitwagen verfügte. Dieser Boom setzte damals ein, auch kleine Italiener und Franzosen wurden nun dank EWG gekauft als "fahrende Einkaufskörbe" für die Hausfrau des guten Mittelstandes, ich las damals fleissig Automobilzeitschriften, war als Student selber auf einen solchen Wagen angewiesen, ein Kollege, Arbeitersohn, jetzt deutscher Krebsforschungspreisträger, kaufte sich von seinem Stipendium eine franz. "Ente" 2CV. Das Auto war für Studenten, der noch Schulpensum auf dem Lande unterrichtete, oft kein Luxus. 

RMH

14. August 2022 21:34

"Sie glauben ehrlich, dass Mittelständler auf dieses grüne Geschwätz hereinfallen?"

@Mitleser2, also ich kenn genug - und die machen auch ihren Schnitt dabei.

Die großen Automobilbauer und deren Zulieferer stellen auch schon auf E-Auto um (gut, die bisherige Technologie wird dann eben woanders als in Deutschland ausproduziert - Standorte in Billiglohnländern hat ohnehin schon jeder).

Worauf ich hinaus wollte, bei allem, was man gegen die Grünen haben kann, muss man ihnen zugestehen, dass sie zumindest das eine oder andere mehr oder weniger Wolkenkuckucksheim erfolgreich an den Wähler bringen (auf rechter Seite: Welche Mythen können wir "verkaufen"?) und wenn man ehrlich ist, sind so etwas wie das eigene Stromkraftwerk am Haus (sei es Wassermühle, PV oder sonst was) und Autarkie doch urkonservative und rechte Träume. Schnellroda pflegt ja auch den Selbstversorgercharme. Das wir meinen, sowas besser zu können, kommt beim Wähler nicht an.

anatol broder

14. August 2022 22:27

@ niekisch 

danke für den hinweis auf jean audry. hat er den tatendrang des menschen weiter erklärt?

@ gracchus 16:08

hypothesen:

(1) rechts ist, wer das schöne und das wahre und das gute selbst erkennt. (2) wer dafür andere braucht, ist links.

Volksdeutscher

15. August 2022 05:14

"Es geht hier nicht darum, daß aus dem einflußreichen und auflagenstarken linksradikalen Traditionsperiodikum ein sympathisches würde; man ätzt an so mancher Stelle weiter im bekannten Sound gegen Volk, Staat und Vaterland."

Unübersehbar, daß der linke Verdruß an linker Politik sich aus der Furcht vor rechter Dominanz (also Machtverlust) nährt und nicht aus der Furcht vor dem wirtschaftlichen, politischen, ethnischen und kulturellen Untergang der deutschen Nation. Die linke Schizophrenie auf den Punkt gebracht: sie verachten das Volk in ethnischem Sinne; die herbeizuführenden wirtschaftlichen Veränderungen jedoch sollen dem Volk in soziologischem Sinne zu Gute kommen. Die Menschen sollten nach linker Lesart also weder zu einem Geschlecht noch zu einer Ethnie gehören, zumindest sollen diese Identitäten für sie bedeutungslos sein. Sie halten hohe Stücke von ihrem "Internationalismus". Aber Internationalismus gibt es weder ohne Nation noch ohne Nationalismus. Irgendwer sollte es ihnen endlich verraten. Die Linke konnte diesen Widerspruch noch nie überwinden, nur verhüllen. Erst, wenn sie ihn im ersten Schritt auflöst, hat sie im zweiten Schritt Chancen, die eigentlichen Probleme in den Griff zu bekommen. Mit solch tief sitzenden Widersprüchen läßt sich keine erfolgreiche Politik für eine Nation machen.

Volksdeutscher

15. August 2022 06:24

@Niekisch - "Zwei Fremdwörter sind zwei zuviel. "Solidarisch" wird sofort als " Solid  arisch" verunglimpft werden."

Wobei es bemerkt werden muß, daß die Begriffe arisch/Arier eigentlich soziologische Termini waren und keine antropologischen wie die Nationalsozialisten sie verwendet hatten. Das Gegensatzpaar Aria - Paria verdeutlich dies vielleicht am eindrucksvollsten. Auch in dem Wort ἀριστοκρατία/aristokratia ist es erhalten. Arier nannte sich demzufolge die oberste Adelsschicht indoiranischer Gesellschaften, die nach eigener Vorstellung die Herrschaft der Besten verkörperten. Kein Geringerer als Nietzsche hatte sich daran abgearbeitet: Das Christentum als Umwertung der arischen Werte, wobei gewiß auch er eine soziologische Umwertung im Sinne hatte. Wenn man Nietzsche weiterdenkt, kann man zu dem Schluß kommen, daß die Grünen wohl die letzten Glieder in der Kette der Umwertung arischer Werte sind (und mit ihrem Vorhaben hoffentlich erfolglos bleiben). Meines Wissens ist das Wort Arya auch mit dem altgermanischen Wort Ase (ihrer zwölf thronen in Asgard) verwandt. Das würde nahelegen, daß das Wort auch bei den Germanen eine soziologische Konnotation hatte.

Laurenz

15. August 2022 08:18

@Imagine

Die Stigmatisierung der AfD beweist doch nur ein deutsches Syndrom oder Phänomen. So wie der letzte deutsche Kaiserdarsteller nur noch Deutsche & keine Parteien mehr kannte, die Nationalsozialisten alle anderen Parteien aus dem Land fegten, weil man ja nur eine braucht, die SED-Apparatschiks mit der NPD & Co. die Nationale Einheitsfront gleichschaltete, so hat sich das Berliner Polit-Ensemble informell auf die DDR-Lösung verständigt. Allerdings ist das Dabeisein wollen gefährlich, wie sie an der Situation der EX-SED & der FDP erkennen können. Als Schmuddelkind hält sich die AfD stabil bei 10%.

@Dojon86 @Gracchus

Die Deutschen lieben die Angelsachsen halt.

Wenn man den ganzen Tag anglophil berieselt wird, soll das wen wundern? Wenn ich könnte, würde ich diese Kack-Insel anbohren. Alleine wegen London lohnt schon das tägliche Gebet für den steigenden Meeresspiegel.

@Bb

Warum sollte ich mich diesem Volk gegenüber noch solidarisch verhalten?

Sie denken eben nicht machtpolitisch, was aber anders zu begrüßen wäre. Der Wähler ist vollkommen korrupt. Wir wollen den Wähler mit dem Solidarischen Patriotismus bestechen. Warum? Weil wir an die Macht wollen. Ihr Vorschlag führt zu ferner liefen. Man kann sich ganz leicht über unser Volk desillusionieren. Es gibt ein bekanntes Buch eines ehemaligen Reichskanzlers, einfach dieses Buch lesen.

Umlautkombinat

15. August 2022 08:34

"Sie glauben ehrlich, dass Mittelständler auf dieses grüne Geschwätz hereinfallen?"

Glaubt man erst nicht, es ist aber etwas dran. Ich bin ja im Projektgeschaeft und komme in viele Laeden. Und was dort an tatsaechlicher technischer Intelligenz auf fundamentale Fehler in den Absonderungen dieser Ideologie hereinfaellt, das war mir zu Beginn nicht erklaerbar. Das sind wie gesagt Leute, die durchaus denken koennen. Juengere Beispiele:

  • Schreiber eigener brauchbarer CAD-Software (Besitzer), der meint, das "Speicherproblem [der Wind und Sonnenenergie] ist doch nun schon lange geloest"
  • guter Hardware-Ingenieur in der Industriemesstechnik (auch Umwelt: Fluessigkeiten, Gase, pH-Werte, Temperaturen, Verstaendnis chemischer Reaktionen) bei der Frage "Warum wollen wir die Welt aendern bei 2% Anteil an CO^2-Ausstoss von eh nur 3% menschlicher Verursachung insgesamt?". "Weil wir es koennen, weil wir recih genug sind. Der Rest folgt dann."
  • etwas anders gelagert, Thema C: Entwickler einer Firma, die PCR-Tests herstellt (!) reden ueber ihre naechste Impfung als gebe es kein Morgen. Obwohl sie parallel dazu jede einzelne Schwaeche ihres eigenen Zaubers kennen.

Ideologie schaltet Hirn aus, auch in eigentlichen Kernkompetenzen der betroffenen Leute.

 

Ein Fremder aus Elea

15. August 2022 09:33

kurativ,

oder, das kam mir gerade noch als Idee, wir schicken die Turbine zur Erholung, die gute Salzluft und so, auf eine Rundfahrt durch die Ostsee, und wenn die Russen völkerrechtswidrig das Schiff im finnischen Meerbusen kapern, legen wir eine scharfe Protestnote wegen der dortigen Piraterie ein.

Mitleser2

15. August 2022 10:05

@Imagine: "„Höcke-Milieu“ ... Sie sehen die Gesellschaft durch Linke und Grüne beherrscht und diese als ihre Hauptfeinde an."

Was ist daran falsch?

 

Gracchus

15. August 2022 10:40

@Niekisch

Wo hat Jakob Taubes das gesagt? Und was soll das heißen? Und was ist die germanische Heilserwartung?

@Imagine 

"Höcke-Milieu", "polit-religiöse Sekte", "nicht reden können" - Ihnen ist aber nicht entgangen, wo Sie hier kommentieren?

Maiordomus

15. August 2022 11:04

@Mitleser. Dass Höcke vieles richtig sieht, wie noch andere auch, dass er in Thüringen noch im Jahr vor Corona den wohl bedeutendsten Coup einer Rechtspartei überhaupt landete, ist das eine. Bedeutet aber nicht, dass er im gesamten Deutschand der geeignete Mann für Wahlsiege wäre. Dass es  Meuthen erst recht nicht sein konnte, ist klar. Und die in Einsiedeln lebende Parteiführerin hat das Charisma einer Chefsekretärin oder der Direktorin eines Mädcheninternats. Natürlich war auch Gauland immer nur eine Verlegenheitslösung. Insofern scheint für diese Partei guter Rat weniger teuer als schwierig. 

 

Noch interessant für Mitleser aus der Schweiz, aber gewiss nicht nur für diese: Wenn ein Regierungsmitglied, der in jenem Gremium gewiss am wenigsten dumme Ueli Maurer (SVP) zu sagen wagt. der Ukraine-Krieg sei ein Stellvertreterkrieg, vgl. schon Vietnamkrieg, dann wird schon fast Zeter und Mordio geschrien. Wenn nicht mehr gesagt werden darf, dass nun mal gilt 1+1=2, wird die Lage langsam kritisch. Die Befürworter dieses Satzes sollten ohne Rücksicht auf sonstige Einschätzungen und z.B. auch menschlich bedingten Widerwillen sich fragen, ob sie nicht doch zusammenhalten sollten. 

Volksdeutscher

15. August 2022 11:13

@Laurenz - "Auch das altlinke Telepolis-Forum schlägt diesen Verblödeten nur noch in die Fresse."

Der Artikel ist in der Tat ein widerlicher menschentümelnder Brei, voller Heuchelei, Demagogie und Dogmatik. Ich konnte ihn nur mit Müh und Not zu Ende lesen, habe jedoch den Eindruck, daß diese Leute an ihre Lügen wirklich glauben. Dafür sind die Kommentare von Leuten, die zu wissen scheinen, wovon sie reden.

Mitleser2

15. August 2022 11:16

Umlautkombinat zitierte "Sie glauben ehrlich, dass Mittelständler auf dieses grüne Geschwätz hereinfallen?" und schrieb: Glaubt man erst nicht, es ist aber etwas dran ....

Wenn dem tatsächlich in größerem Umfang so ist, gibt es tatsächlich keine Hoffnung. Dann soll dieses verblendete Volk aber die Suppe auslöffeln, die es sich selber angerührt hat. Und ich hoffe, sie schmeckt möglichst ekelhaft. Kein Mitleid.

Laurenz

15. August 2022 11:41

@Maiordomus

Imagine'scher Schwachmatismus

Mir ist die Chefin eines Mädcheninternats alle mal lieber, als ein Hamburger Ex-OB, der unter Verdacht der Steuerhinterziehung steht, oder eine Parteichefin, die Halbalphabet ist & keinen Satz sauber sprechen kann. Auch vor deren Kollegen, der zwar ein ukrainisches Volk kennt, aber kein deutsches Volk, braucht sich die Internatschefin nicht verstecken. Finden Sie den Blackrock-Büttel besser, der sich zu einem würdigen Nachfolger von IM Erika gemausert hat? Finden Sie einen deutschen Spitzenpolitiker attraktiv, der teuer auf Sylt heiratet, was ich ihm nicht neide, aber der dann wie ein Asozialer die Deutschen zum Sparen auffordert? Über die von Wagenknecht abgelederten Linken-Cheffes brauchen wir kein Wort verlieren. Gegen die ganze abgefuckte Politeska zu Berlin glänzen die AfD-Kandidaten doch fast golden.

Imagine

15. August 2022 11:45

@Mitleser2  15. August 2022 10:05
"„Höcke-Milieu“ ... Sie sehen die Gesellschaft durch Linke und Grüne beherrscht und diese als ihre Hauptfeinde an." Was ist daran falsch?

Alles.

Laurenz

15. August 2022 12:36

@Gracchus

auch wenn @Niekisch natürlich recht hat, dass das Mütterliche einbezogen gehört.

Was ist denn daran so schwierig?

Es kämpft bei einem gesunden Volk der Vater für das Land. Und wer darum kämpft, dessen Land ist es.

Auch die Muttersprache kommt nicht von ungefähr. Ab ca. der 24. Woche hört ein Embryo als erstes seine Mutter sprechen.

Niekisch

15. August 2022 13:24

"@ niekisch 

danke für den hinweis auf jean haudry. hat er den tatendrang des menschen weiter erklärt?"

@ anatol broder 14.8. 22:27: Der Glaube an ein Weiterleben im unverwelklichen Ruhm und die alltägliche Sorge um Familie, Sippe und materiellen Bestand, der bei Unwürdigkeit verloren gehen kann, erklären den Tatendrang schon aus sich heraus. Explizit belegt ihn auch der Hinweis Haudrys ( S. 37 ), die Unsterblichkeit werde nicht gegeben, sondern erworben. Den guten Ruhm ( we´su  kle´wos ) erwirbt man sich vor allem durch glänzende Taten ( S.26, 27 ), die ohne Tatendrang nicht denkbar sind. Der Tatendrang ist zugleich mit Charakterstärke ( isHro´m  me´nos ) eines Herrn ( nr-menes ) verbunden und nicht ohne sie zu definieren, wobei zugleich "kühn sein" ( dhrs ) eine heroische Konnotation bildet ( S. 26 )

 

RMH

15. August 2022 13:37

"Es macht keinen Sinn, mit diesen Rechten zu reden, denn sie haben die Charakteristik einer polit-religiösen Sekte. Sie sind nicht lernbereit und nicht entwicklungsoffen."

Starker Tobak von @Imagine, aber leider muss ich sagen, dass ich das zwar in dieser Absolutheit so nicht unterschreiben kann, aber dass ich zumindest auch solche Tendenzen sehe.

"Wir wollen den Wähler mit dem Solidarischen Patriotismus bestechen. Warum? Weil wir an die Macht wollen."

@Laurenz, Ihre Ehrlichkeit in Ehren, aber Sie bestätigen damit das, was die größte Gefahr für alle ist, die ernsthaft an soziale Fragen als vorhandene Gerechtigkeitsfragen denken, die man politisch lösen kann, denn das, was wirklich auch der letzte Mainstream-"Aufklärer" schon immer behauptete, das Soziale an der AfD sei reines Mimikry, reine Wählertäuschung, bestätigen Sie aufs Schönste. Glaubwürdigkeit geht anders und mit Küchentisch-Machiavellismus hilft man einer AfD sicher nicht weiter.

Umlautkombinat

15. August 2022 14:24

"Wenn dem tatsächlich in größerem Umfang so ist, gibt es tatsächlich keine Hoffnung."

Ach, nicht immer gleich verabsolutieren.

Das gibt es wie gesagt, was aber nur zeigen soll, dass diese Ideologie tiefer eindrungen ist als gewohnt oder/und oft angenommen. Es ist halt eine richtige Ideologie. Aber natuerlich ist das trotzdem graduell, insofern sehe ich schon weiterhin Hoffnung. Die Gegenbeispiele gibts halt auch, man ist damit nicht allein.

Sandstein

15. August 2022 14:47

„Wenn man den ganzen Tag anglophil berieselt wird, soll das wen wundern? Wenn ich könnte, würde ich diese Kack-Insel anbohren. Alleine wegen London lohnt schon das tägliche Gebet für den steigenden Meeresspiegel.“ 

@Laurenz und weitere 

Erfrischend ehrlich. Möchte mich in diesem Strang nicht inhaltlich äußern, aber schön zu lesen, dass hier einige Leute langsam richtig aufdrehen. Vielleicht wird’s ja echt noch was mit dem deutschen Winter.

Gruß 

Gracchus

15. August 2022 14:58

@Laurenz 

"anglophil berieselt", wenn nicht bedröhnt. Wir sind eben allesamt durch amerikanische Popkultur geprägt; das hat auch Einfluss auf das Politische. 

"Vaterland" - es kämpfen doch vor allem oder auch die Söhne. 

Mitleser2

15. August 2022 15:03

Imagine: @Mitleser2  15. August 2022 10:05
"„Höcke-Milieu“ ... Sie sehen die Gesellschaft durch Linke und Grüne beherrscht und diese als ihre Hauptfeinde an." Was ist daran falsch?

Alles.

--------------

Nun ja, es gibt sicher aus der rechten SolPat-Fraktion einige, die LibKons als größeren Feind ansehen, als die Esken-Antifa-SPD oder die Grünen. Aber diese Sicht muss man ja nicht teilen. Und falls Sie was anderes gemeint haben, wer beherrscht denn Ihrer Meinung nach die Gesellschaft? Wer sitzt denn im Habeck und Baerbock Ministerium? Die Lobbyisten der Agora Energiewende und von Greenpeace etc.

Maiordomus

15. August 2022 16:17

Ja, das mit dem von einigen  angesprochenen Sektenwesen ist ein Problem.

@Laurenz. Immer noch besser die Chefin eines Mädcheninternats würde ich auch unterschreiben, alle Ihre Kritiken an Blackrock  und Co, auch den Grünen und am Kanzler ad personam scheinen leider zu stimmen. Aber klar, dass der Typ einer nach rechts gewendeten Wagenknecht (damit ist freilich nicht zu rechnen) mehr Wählerstimmen generieren würde als die nun mal kühl bis neoliberal wirkende Mädchenpensionatschefin, der ich indes bis zum Beweis des Gegenteils im Vergleich zu den von Ihnen genannten Integrität und insofern Wählbarkeit bescheinigen würde. 

Laurenz

15. August 2022 16:41

@RMH @L.

das Soziale an der AfD sei reines Mimikry

Das haben Sie falsch verstanden. Natürlich muß man das durchziehen. Aber, wenn ich mich recht erinnere, waren Sie es doch, der vom Speck des Mittelstands schrieb. Die Kohle für Leistungen zB zugunsten deutscher Familien liegt doch auf der Straße. Sie gemeinden einfach alle Rentenversicherungen von Rechtsanwälten, Ärzte, Architekten, etc. pp. ein, lassen die Beamten einzahlen, schaffen die Beitragsbemessungsgrenze ab, schmeißt alle Fremdleistungen raus & schon ist die Rentenkasse fett saniert. Desweiteren schafft man alle linken Projekte ab, stellt die Entwicklungshilfe ein & finanziert dann damit rechte Projekte, entlastet die Unterschiecht & den Mittelstand. Das ist Solidarischer Patriotismus. Mein Gott, RMH, so schwer ist das doch alles nicht. Man braucht noch nicht mal den Wähler anlügen, wie das bei der Einheitsfront 2.0 so üblich ist.

RMH

15. August 2022 17:55

@Laurenz,

dann schreiben Sie halt nichts von Wählerbestechung um der Macht willen.

PS: Bei der Rentenreform, wie Sie sie beschreiben, bin ich - habe ich schon mal geschrieben - dabei. Ist nur die praktische Frage, wie man es gescheit umsetzt, ohne dass das große Enteignungsargument geschwungen wird. Und Wahlkamptechnisch ist das noch größere Problem, es beim Wähler bekannt zu machen.

Laurenz

16. August 2022 06:57

@RMH @L.

Weder die Ösis noch die Schweizer haben ihr Rentenmodel beworben. Sie haben es aus politisch finanziellem Druck einfach gemacht. (Renten sind ja auch nur ein politisches Segment unter mehreren, aber wir haben zukünftig eben viele Rentner.)

Wahlkampftechnisch braucht man einfach nur die Erhöhung der kleinen & mittleren Renten propagieren, um aus dem sogenannten Aufstocken herauszukommen.

Halten wir fest, RMH. Die AfD war nie in der Lage sich auf das solidarisch-patriotische Rentenmodell Höckes zu einigen. Meuthen setzte sein debiles, privat finanziertes Schwachmaten-Model entgegen, entweder wohl wissend oder ignorierend, daß man damit keine 5% der Wähler erreicht.

Gauland entschied dann des lieben Friedens willen, daß man sich der Einheitsfront & deren kranken Rentensystem anschließt.

Wenn wir hier desöfteren Debatten führen & bejammern, warum die AfD nicht nachhaltig über 10% hinauskommt, dann haben wir den wesentlichen Grund hiermit gefunden. In allen DF- oder BK-Wahlanalysen kommt die AfD bei Rentnern (die Mehrheit) ganz schlecht weg. Es gibt eben für die korrupten Rentner zurecht keinen Grund AfD zu wählen, weil das für Rentner nichts verändert.

Ich heble Ihnen jedes Argument gegen Höckes Model aus, RMH, falls die Rente nochmal zum Thema würde. 

Laurenz

16. August 2022 07:13

@RMH @L.

PS: 

dann schreiben Sie halt nichts von Wählerbestechung um der Macht willen.

Natürlich ist das Bestechung. Warum soll ich es hier, auf der SiN, nicht konkret benennen? Bei Wahlen geht es immer NUR um verbale Bestechung des Wählers, um was sonst? Deswegen war die Chance auf eine Machtübernahme durch die Rechten noch nie so groß, wie jetzt. Die Einheitsfront betreibt nur noch Minderheitenpolitik.

Niemand hat das je besser formuliert als Lars Klingbeil beim Rauswurf von Thilo Sarrazin ab 00:02:00 etwa. https://youtu.be/e6lcW2rotyA

Die AfD muß sich selbst nur einig werden, eine Politik für Mehrheiten zu verkaufen. Höcke mag als Person nicht überall gut zu verkaufen sein. Von daher ist Er in Thüringen optimal. Das veränderte sich erst, wenn Er in Thüringen Ministerpräsident würde. Aber die inhaltlichen Positionen Höckes sind deutschlandweit dafür geeignet, Mehrheiten zu gewinnen.

Dieter Rose

16. August 2022 08:22

@Laurenz

zu den Versorgungswerken der Architektenkammern, z. B.  Baden-Württemberg habe ich mir sagen lassen:

Keine Steigerung des Rentenbetrages seit 10 Jahren.

RMH

16. August 2022 09:11

"Keine Steigerung des Rentenbetrages seit 10 Jahren."

Das ist normal bei kapitalbasierten Altersversorgungen, insbesondere, wenn es zeitgleich eine quasi 0 Zinspolitik gibt. Versorgungswerke liefern aber oft noch bessere Grundrenten, als gesetzliche (was auch nötig ist, da die meisten Bezugsempfänger hohe Ausgaben für die priv. Krankenkasse haben). Wenn man rein auf Erhöhungen sieht, ist eine BfA Rente seit Jahren besser. Die normalen Renten werden regelmäßig erhöht, da sich die nominellen Zahlbeiträge ja auch erhöhen und man in die Staatskasse zusätzlich greifen kann. Bei den Beamtenpensionen versteckt man sich hinter der Regel, die Bezüge der aktiven gehen rauf (seltsamerweise streiken die Angestellten des ÖD bei uns ja für die Beamten mit - oder wie kommt man auf den Automatismus, tariflich erkämpfte Erhöhungen an die Beamten meistens durchzureichen?).

Aktuell werden die Rentner durchaus "bestochen" - die Frage ist nur, ob sie ihr Kreuz solidarisch für die nachkommenden Generationen bei einer Partei machen würden, die das von @Laurenz präferierte Rentensystem durchsetzen will. Denn davon haben die aktuellen Rentner ad hoc erst einmal wenig, aber zukünftige viel. Aus meiner Sicht sollte man, wenn man eine Einheitsrentenkasse will, dann auch Einheitskrankenkassen schaffen, beide Systeme hängen zusammen.

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