Die Rede ist von »Journalisten«, die bei rechten Veranstaltungen Portraitfotos von Teilnehmern schießen und beim kleinsten Widerstand ihrer Opfer anfangen, wild mit dem Presseausweis zu wedeln und verängstigt zum nächsten Grüppchen der sonst so von ihnen verhaßten »Bullen« zu rennen, um weinerlich ihre vom Grundgesetz garantierten Rechte einzufordern.
Antifa-Schreiberlinge und Antifa-Photographen, Derek Turner hat in seinem, beim Jungeuropa Verlag erschienenen, Roman Sea Changes (hier bestellen) diesen abstoßenden und zugleich bemitleidenswerten Typus Mensch mit der Figur »Ben Klein« treffend personifiziert:
Er [Ben Klein] war Gründer und alleiniger Inhaber des »Antifaschistischen Freiheitsengagements«. Trotz allseines Ruhms bestand AFFE aus nicht viel mehr als 31 Aktenschränken voller Zeitungsausschnitte, Fotos, Broschüren, Flugblätter, Bücher, Gerichtsakten, Plakate, Aufkleber, Mitschnitte und Momentaufnahmen über die politische Rechte, alles katalogisiert nach einem versponnenen, aber zuverlässigen geistigen Ordnungssystem. […] Ben memorierte Namen, Gesichter, Schwachstellen, Fehltritte, peinliche Vorfälle, finanzielle Mogeleien, Querverbindungen und lange Auszüge aus Zeitungen, Büchern und Gerichtsakten. Dank der Spenden von nervösen Parteispendern und Gewerkschaften sowie der Zuschüsse aus Regierungs- und EU-Töpfen hatte er seinen Buchhalterjob aufgeben können, um seine Zeit ausschließlich dem Aufdecken von Rassismus zu widmen.
Doch der von Turner dargestellte Typus »Journalist«, arbeitet nicht nur selbständig – wie der fiktive Klein –, sondern steht in Deutschland auch gerne bei den Öffentlich-Rechtlichen (ÖR) in Lohn und Brot. Abgesehen von der finanziellen Absicherung profitiert die linke Journaille auf diese Weise vom offiziös-objektiven Anstrich, den der öffentlich-rechtliche Rundfunk, trotz des Vertrauensverlustes in den letzten Jahren, bei vielen immer noch genießt: linke Agitation wird zu ausgewogener Expertise.
Der Politikwissenschaftler Benedikt Kaiser hat die Wirkmechanismen dieses ungebrochenen Linkstrends in der deutschen Presselandschaft und die dahinter wuchernden Seilschaften mit seiner IfS-Studie Der Weg in den Mainstream. Wie linke Journalisten den Ton angeben (hier bestellen) kenntnisreich dargelegt
Der AfD-Fraktionsvorsitzende in Sachsen-Anhalt, Oliver Kirchner, drehte bei der erfolgreichen Kundgebung gegen die Preisexplosion in Magdeburg die Kanonen des »Enthüllungsjournalismus« um, und rückte dort in seiner Rede zwei, wie oben beschriebene Journalisten, die als Mitarbeiter des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) im Schoß des Beitragszahlers angekommen sind, in ebenjenes Rampenlicht, in das sie die politische Rechte tagtäglich stellen.
Sofort war die Landespressekonferenz zur Stelle, um Kirchner des Schürens von »Hass und Wut« zu bezichtigen. Auch der MDR ließ sich nicht lange bitten: »Dass Oliver Kirchner zwei unserer Reporter öffentlich an den Pranger stellt, die in der Vergangenheit auch über Kritik an der AfD berichtet haben, entlarvt dieses Vorgehen als unwürdigen Versuch, zwei integre Journalisten zu diskreditieren und sie einzuschüchtern.«
Dabei hatte Kirchner nichts anderes getan, als Personen des öffentlichen Lebens, namentlich Lars Frohmüller und Thomas Vorreyer, für ihre offensichtliche Voreingenommenheit (Frohmüller setzte sich mit FCK-AFD-T-Shirt in Szene, Vorreyer schrieb vor seiner MDR-Tätigkeit Artikel für die linksextreme Jungle World) zu kritisieren. Wer sich von Kirchners noch wahrlich zurückhaltender Kritik selbst ein Bild machen möchte, kann hier seine Rede auf dem Magdeburger Domplatz anschauen (ab Minute 1:23 zur Journaille):
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Sehr dünnhäutig die Journaille, wehe es kratzt jemand an ihrer Deutungshoheit!
Von hieran geht es nur noch abwärts. Wie Sezession-Chefredakteur Götz Kubitschek im ersten Teil seiner Artikelreihe »Herbst, Empörung, Grundsätze« mit der Überschrift »Wellen« hier auf Sezession im Netz treffend konstatierte, ist die mißliche Lage, in der wir uns befinden, das Ergebnis mehrerer zersetzender Schübe: Banken- und Eurorettung als Teil der Finanzkrise des Jahres 2008, die Migration als globale Dynamisierung des Arbeitsmarktes (»Flüchtlingskrise«), die Corona-Maßnahmen (»Great Reset«) und nun die Energiekrise, die nachdem die vorigen Wellen »lediglich« die Luft haben dünner werden lassen, nun ans Existentielle gehen könnte.
Der US-amerikanische Blogger Lamprey Milt – offenkundig ein Pseudonym – tritt noch einen Schritt weiter zurück und ordnet in seinem Netzartikel »Downhill from Apex« für das Blog The American Sun die Zuspitzungen der letzten Jahrzehnte als in immer kürzeren Abständen aufeinanderfolgende Kontraktionen einer substantiellen Energiekrise ein:
The economy is a self-organizing system that behaves strangely when there is not enough inexpensive energy available to the system; in a nutshell, wars start.
Milt greift damit ein Theorem der ökologischen Ökonomie auf, das besagt, daß wirtschaftliches Wachstum auf der Verfügbarkeit billiger Energie und einem hohen energetischen Erntefaktor (gewonnenen Energie im Vergleich zur eingesetzten Energie) beruht.
Stimmen aus dieser Denkrichtung zufolge sind die ab den 1980er Jahren eingeleiteten Marktderegulierungen der politische Versuch, über Flexibilisierungen und finanzökonomische Instrumente den die Ökonomie bremsenden Faktoren »steigende Energiepreise« und »sinkende Erntefaktoren« entgegenzuwirken. Nimmt man die daraus entstandenen Verwerfungen zum Maßstab: mit zweifelhaftem Erfolg.
Milt nimmt den Krieg in der Ukraine und die sich daraus abzeichnende Ernährungskrise zum Anlaß, um die dünne Decke zu exemplifizieren, auf der insbesondere unsere unmittelbaren nordafrikanischen Nachbarn tanzen:
The war in Ukraine and now the farmer protests in Holland have pushed a few ideas to the front of my mind considering the fact how much energy flows out of Russia and Ukraine being a quintessential component of the world’s grain supply accounting for 10% of it. […] Then there is Egypt. A hostile backward overpopulated cesspool of Muslims with the majority of its population living along the Nile river with a population density of 5,000 persons per square mile along it. In 1800 the country had a population of only 4 million; today, it’s over 100 million. In May, Egypt’s prime minister said the country has 4 months of wheat reserves with an annual wheat consumption of more than 20 million tons. Egyptians consume 12 million tons of bread loaves annually, while consumption of baked goods and sweets made of wheat makes up 8–10 million tons yearly.
Hier geht es zum gesamten Artikel: DOWNHILL FROM APEX
Es gibt unzählige Gründe, warum die am 6. September zu Ende gegangene Regentschaft Queen Elizabeths III. kritisch zu betrachten und so manche Wehmut deutscher Konservativer in den letzten Tagen von einer selbstvergessenen Verklärung herrührt.
Sezession-Autor Martin Lichtmesz erwähnte hier auf Sezession im Netz einen der gewichtigen Grüne:
Die Königin hat fast ein Dreivierteljahrhundert lang nichts getan, um sich diesem Verwesungs- und Korrumpierungsprozess in irgendeiner Weise entgegenzustellen.
Und meine Wenigkeit erinnerte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter an den Antagonismus England vs. Deutschland; zwei Nationen, die, faßt man sie als geistige Konzepte auf, sich voneinander abstoßen:
Ganz davon abgesehen, daß England ungeachtet der engen monarchischen Familienbande die letzten Jahrhunderte unser geistig und politisch erbittertster Gegner gewesen ist. Uns »Huns« konnte und kann man dort nur geschlagen akzeptieren (siehe u.a. Thatcher zur Wiedervereinigung). https://t.co/XhxzbeK7uN
— Jonas Schick (@_JonasSchick) September 9, 2022
Auf das Monarchische konzentriert sind die Windsors, folglich auch Elizabeth, darüber hinaus Welfen: nicht der beste aristokratische Leumund.
Wie dem auch sei: Schiebt man diese grundsätzliche Diskussion beiseite, lohnt sich die eingehendere Beschäftigung mit dem ewigen englischen Thronfolger Prince Charles, nun mit 73 Jahren doch noch King Charles III., dennoch. Denn der neue britische König pflegt zeitlebens ein ausgeprägtes Interesse für die Architektur und ökologische Fragen – das aber keineswegs aus einem progressiven Antrieb heraus. Moderne Architektur und Stadtplanung stoßen ihn geradezu ab.
Die im Mai 1984 vor dem Royal Institute of British Architects (RIBA) von seiner Majestät gehaltene Rede sorgte diesbezüglich für Aufsehen. Eigentlich ein Routineauftritt nutzte Prince Charles das Podium für eine Abrechnung:
»To be concerned about the way people live; about the environment they inhabit and the kind of community that is created by that environment should surely be one of the prime requirements of a really good architect«,
hielt er den versammelten, der Moderne verpflichteten Architekten vor (hier seine Rede im Original). Seine vorgebrachte Kritik bündelte er fünf Jahre später in seinem Buch A Vision of Britain und in der Realisierung der Projektstadt Poundbury, die er mit der Hilfe des neoklassizistischen Architekten Leon Krier entwarf.
Die Immobilienzeitung hat über das kleine Städtchen am Rande von Dorchester im englischen Süden eine lesenswerte Reportage geschrieben:
DER TRAUM DES PRINZEN
Doch bei allem Erfolg das König Charles III. Projekt »Poundbury« auf sich verbuchen kann, teilt es das generelle Problem restaurativer Ansätze: Wie organische Lebendigkeit erreichen, wenn die Lebensweisen, die diese Lebendigkeit einst begründeten, der Vergangenheit angehören und nicht einfach per Dekret wiederherzustellen sind?
Es wird zu sehen sein, wie der »Prince« nun als »King« diese konservativen Ansätze weiterverfolgen wird.
Mitleser2
"The economy is a self-organizing system that behaves strangely when there is not enough inexpensive energy available to the system; in a nutshell, wars start.
Milt greift damit ein Theorem der ökologischen Ökonomie auf, das besagt, daß wirtschaftliches Wachstum auf der Verfügbarkeit billiger Energie und einem hohen energetischen Erntefaktor beruht."
Man kann daraus natürlich Wachstumskritik ableiten. Sollte dann aber auch zugeben, dass "Wohlstand" (wie auch immer man ihn definiert) ohne billige Energie nicht möglich ist. Und dass in einer Energiemangelgesellschaft besonders die Ärmeren leiden. Wenn die rechte Ökologie gleichzeitig SolPat propagiert, sollte sie das bedenken.