Unsichtbare Gegner: Aufstieg und Fall des Appellismus

In der aktuellen Ausgabe von élements (No. 200) findet sich eine detailierte "Untersuchung über die revolutionäre Neue Linke".

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Gemeint ist damit das erwei­ter­te Umfeld des “Unsicht­ba­ren Komi­tees”, aus des­sen Humus offen­bar auch das anony­me Kon­spi­ra­tio­nis­ti­sche Mani­fest, das ich letz­te Woche bespro­chen habe. erwach­sen ist.

Der Autor Lau­rent Ver­g­niaud faßt die­se links­ra­di­ka­le Geschmacks­rich­tung, deren “ver­lo­re­ne Illu­sio­nen” er ana­ly­siert, unter dem Schlag­wort “Appel­lis­mus” zusam­men, nach dem Text “Appel” (Auf­ruf) aus dem Jahr 2003, der als Vor­läu­fer des Kom­men­den Auf­stands gilt. Die Kern­aus­sa­gen des Schrift­guts die­ses Umfelds – haupt­säch­lich die Tex­te des Autoren­kol­lek­tivs Tiq­qun und des Unsicht­ba­ren Komi­tees – beschreibt er folgendermaßen:

Ange­sichts der Glo­ba­li­sie­rung des Kapi­ta­lis­mus und der Errich­tung einer Uni­ver­sal­re­gie­rung der stän­di­gen Kon­trol­le, wäh­rend Orga­ni­sa­tio­nen und Par­tei­en zu blo­ßen Fas­sa­den ver­kom­men sind, die den Zir­kus des poli­ti­schen Spek­ta­kels fort­set­zen, kön­nen nur noch Kampf und tota­le Zer­stö­rung des Sys­tems die Mas­sen ret­ten. Der Kapi­ta­lis­mus ist nicht nur eine sozia­le und wirt­schaft­li­che Bedro­hung, son­dern auch eine meta­phy­si­sche, die zu einer sinn­ent­leer­ten Exis­tenz führt. Die Flam­me, die die Men­schen vor der all­ge­mei­nen Apa­thie ret­ten wird, liegt im revo­lu­tio­nä­ren Elan.

Die ortho­do­xe mar­xis­ti­sche Dia­lek­tik des Klas­sen­kamp­fes weicht einer Spal­tung der Mensch­heit in die­je­ni­gen, die sich für den Kampf ent­schie­den haben, und die­je­ni­gen, die es vor­zie­hen, sich einer Welt der Unter­drü­ckung zu unter­wer­fen. Die Auf­ru­fe zu einer ret­ten­den Gewalt­an­wen­dung und zur Zer­stö­rung jeg­li­cher Ord­nung sind sys­te­ma­tisch. Tat­säch­lich kön­ne die Gesell­schaft des Spek­ta­kels nur besiegt wer­den, indem man sie dazu zwingt, ihre Mas­ke fal­len zu las­sen, indem man die rohe und grau­sa­me Gewalt ent­hüllt, die sich hin­ter ihren Kunst­stü­cken verbirgt.

Nur unter die­sen Bedin­gun­gen wird die apo­ka­lyp­ti­sche Kon­fron­ta­ti­on mög­lich sein, die dem Kapi­ta­lis­mus ein Ende set­zen wird. Schließ­lich wird die grund­le­gen­de Kri­tik an der Tech­nik durch den Auf­ruf zur direk­ten Akti­on kon­kre­ti­siert. Der über­aus lyri­sche Stil die­ser Tex­te ist sehr zugäng­lich, im Gegen­satz zu den lang­wei­li­gen Beweis­füh­run­gen des aka­de­mi­schen Mar­xis­mus, was zu ihrem Erfolg bei einem brei­ten Publi­kum bei­getra­gen hat.

Auch Ver­g­niaud macht einen gewis­sen rech­ten Ein­fluß gel­tend, der vor allem über den Tiq­qun-Men­tor Gior­gio Agam­ben ver­mit­telt zu sein scheint:

Die nebu­lö­se Prä­senz von Carl Schmitt und die viel deut­li­che­re Prä­senz von Heid­eg­ger sowie ein alter sor­elia­ni­scher Hin­ter­grund – der die Gewalt als aus sich selbst her­aus gerecht­fer­tig­tes Werk­zeug betrach­tet, mit dem sich eine revo­lu­tio­nä­re Avant­gar­de kon­sti­tu­ie­ren kann – erklä­ren zum Teil die Fas­zi­na­ti­on, die vie­le rech­te Kom­men­ta­to­ren für den “Appel­lis­mus” empfanden.

Ver­g­niaud bezeich­net den “Appel­lis­mus” als “ein­zig­ar­ti­gen Trend, der vom Situa­tio­nis­mus abstammt” und der etli­chen revo­lu­tio­när-tech­no­kri­ti­schen, “anarcho-kom­mu­nis­ti­schen” Rand- und Split­ter­grup­pen der Ultra­lin­ken (auch “Totos” genannt) sei­nen Stem­pel auf­ge­drückt hat, aller­dings als Frak­ti­ons­pro­gramm, das weit ent­fernt davon sei, inner­halb der radi­ka­len Lin­ken all­ge­mei­ne Zustim­mung zu finden.

Wir reden hier kon­kret von fran­zö­si­schen Vari­an­ten des “Schwar­zen Blocks”, von Links­au­to­no­men, Anti­fas und Haus­be­set­zern, ins­ge­samt also eine Ecke, die hier­zu­lan­de eher für ziel­lo­sen und infan­ti­len Radau bekannt ist, wenn nicht gar als Schlä­ger­trupp des herr­schen­den poli­ti­schen Sys­tems. Mit wel­chen “Auf­stän­den” sich das Unsicht­ba­re Komi­tee iden­ti­fi­zier­te, kann man in dem Nach­fol­ge­text An unse­re Freun­de (2015) nach­le­sen. Das Neue Deutsch­land faß­te es in einer Rezen­si­on so zusammen:

2007 hat­ten sie mit ihrer ers­ten Schrift die welt­wei­ten Kri­sen­pro­tes­te qua­si vor­her­ge­sagt, nun geben sie einen Über­blick über die sozia­len Unru­hen der fol­gen­den Jah­re – von den Athe­ner Riots im Dezem­ber 2008 über die Occu­py-Aktio­nen im kali­for­ni­schen Oak­land 2011, die Stra­ßen­kämp­fe in Istan­bul und die schwar­zen Blö­cke in São Pau­lo bis zu den mili­tan­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen im ita­lie­ni­schen Susa­tal gegen den Bau der TAV-Hochgeschwindigkeitsstrecke.

Der Text selbst beginnt mit fol­gen­den Beispielen:

Wer vor zehn Jah­ren einen Auf­stand vor­her­sag­te, setz­te sich dem Hohn­ge­läch­ter der Run­de aus; heu­te machen sich die lächer­lich, die die Rück­kehr zur Ord­nung ver­kün­den. Nichts sei uner­schüt­ter­li­cher, gesi­cher­ter, hieß es, als Ben Alis Tune­si­en, die geschäf­ti­ge Tür­kei Erdoğans, das sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Schwe­den, das Syri­en der Baath-Par­tei, das ruhig­ge­stell­te Que­bec und das Bra­si­li­en der Strän­de, der bol­sa famí­lia und der frie­dens­stif­ten­den Poli­zei­trup­pen. Was dann folg­te, haben wir gese­hen. Die Sta­bi­li­tät ist dahin.

Das ist ein merk­wür­di­ger “catch-all”-Ansatz, der eine Viel­falt von hete­ro­ge­nen Phä­no­me­nen unter einen gemein­sa­mem revo­lu­ti­ons­ro­man­ti­schen Schirm packt, beglei­tet von der “eigen­ar­ti­gen Inter­na­tio­na­le” des Slo­gans “All Cops are Bas­tards (ACAB)”, egal ob in den “brö­ckeln­den Mau­ern” von “Kai­ro oder Istan­bul, Rom, Paris oder Rio”.

Haupt­sa­che, es kracht, scheint die Devi­se, egal wo und war­um. Auf den aktio­nis­ti­schen Kra­wall pflegt aber meis­tens der Kat­zen­jam­mer und nicht die Mor­gen­rö­te wel­cher “befrei­ten” Kom­mu­ne auch immer zu fol­gen. Die immer wie­der beschwo­re­ne “Revo­lu­ti­on” gleicht einem mes­sia­ni­schen Paru­sie­ver­spre­chen, des­sen Erfül­lung stän­dig in die Fer­ne rückt wie die Linie des Hori­zonts.  Die Autoren waren 2015 zwar der Ansicht, daß “die Sta­bi­li­tät” der Welt­ord­nung nach­hal­tig erschüt­tert sei, zei­gen sich aber den­noch enttäuscht:

Die Auf­stän­de sind gekom­men, nicht die Revo­lu­ti­on. (…) Wie groß auch immer die Unru­hen unter dem Him­mel sind, die Revo­lu­ti­on scheint über­all im Sta­di­um des Auf­ruhrs zu ersti­cken. Im bes­ten Fall besänf­tigt ein Regime­wech­sel einen Moment lang das Bedürf­nis, die Welt zu ver­än­dern, bevor er sofort wie­der in die­sel­be Unzu­frie­den­heit mün­det. Im schlimms­ten Fall dient die Revo­lu­ti­on nur jenen als Tritt­brett, die sie zwar im Mund füh­ren, aber eigent­lich nur abwür­gen wol­len. (…) Die Ohn­macht ver­bit­tert. An die­sem Punkt müs­sen wir Revo­lu­tio­nä­re unse­re Nie­der­la­ge eingestehen.

Das größ­te Pro­blem bleibt die Orga­ni­sa­ti­ons­fra­ge, die für über­zeug­te Anar­chis­ten so etwas wie die Qua­dra­tur des Krei­ses bedeu­tet. Denn sobald der Ver­such einer ernst­haf­ten, effek­ti­ven Orga­ni­sa­ti­on unter­nom­men wird, wer­den sich unwei­ger­lich Hier­ar­chien, Macht- und Ver­tei­lungs­kämp­fe, Füh­rungs­strei­tig­kei­ten, Inter­es­sens­kon­flik­te, Kom­pro­mis­se usw. her­aus­bil­den. Beschwö­run­gen von “ima­gi­nä­ren Par­tei­en”, die sich “unsicht­bar” ver­schwö­ren und ver­net­zen, um den Kapi­ta­lis­mus zu stür­zen, kom­men über den lite­ra­ri­schen Appeal nicht hin­aus, solan­ge nicht kon­kre­te Schrit­te unter­nom­men werden.

Die­se Abnei­gung, sich jen­seits von Kra­wal­len kon­kret zu orga­ni­sie­ren, miß­fiel auch Flo­ri­an Schmid, dem Rezen­sen­ten des Neu­en Deutsch­land. Belie­bi­ge “Auf­stän­de” aus einem “Bauch­ge­fühl” her­aus zu koop­tie­ren, sei eine Sache, eine ande­re, dar­aus eine “herr­schafts­kri­ti­sche Pra­xis für den All­tag jen­seits der Riots abzu­lei­ten, sich glo­bal zu ver­net­zen oder gar den Kapi­ta­lis­mus ernst­haft herauszufordern”.

Und er emp­fand Unbe­ha­gen, daß das Unsicht­ba­re Komi­tee “aus­ge­rech­net” den Euro­mai­dan und “die Kunst” sei­ner Demons­tran­ten abfei­er­te, “Bar­ri­ka­den zu hal­ten und in indus­tri­el­lem Maß­stab Molo­tow-Cock­tails herzustellen”:

Nun soll­te man den fran­zö­si­schen Links­ra­di­ka­len nicht gleich Sym­pa­thie für jene neo­fa­schis­ti­schen Grup­pie­run­gen aus Kiew unter­stel­len, die es vor allem waren, die auf dem Mai­dan in besag­tem »indus­tri­el­lem Maß­stab Molo­tow-Cock­tails« her­stell­ten. Aber hier wird deut­lich, wie das Unsicht­ba­re Komi­tee jede mili­tan­te Regung der letz­ten Jah­re ihrem Dis­kurs unter­ord­net. »Man muss es sich anschau­en gehen. Man muss die Begeg­nung suchen. Und in der Kom­ple­xi­tät der Bewe­gun­gen die gemein­sa­men Freun­de, die mög­li­chen Bünd­nis­se, die nöti­gen Kon­flik­te erken­nen.« Ob man das als Koket­tie­ren mit einer Quer­front-Idee ver­ste­hen soll, bleibt dahingestellt.

(Das Neue Deutsch­land ist übri­gens sei­ner ukrai­ne-kri­ti­schen Hal­tung treu geblie­ben und unter­stützt etwa den Wagen­knecht-Schwar­zer-Auf­ruf, trotz der Quer­front-Gefahr durch “gru­se­li­ge Trittbrettfahrer”.)

Mir scheint die­se Opti­on des Komi­tees eher sei­ne poli­ti­sche Nai­vi­tät zu bezeu­gen, sowie sei­nen zumin­dest dama­li­gen Man­gel an “Ver­schwö­rungs­theo­rie”. Die Geschich­te der “Far­ben­re­vo­lu­tio­nen” soll­te eine Leh­re sein, wie “Auf­stän­de” von allen mög­li­chen poli­ti­schen Akteu­ren ange­heizt, pro­vo­ziert, gelenkt, unter­wan­dert oder gar insze­niert wer­den kön­nen, um eige­ne blu­ti­ge Süpp­chen zu kochen, meis­tens geo­po­li­ti­scher Natur.

Lau­rent Ver­g­niaud nennt eini­ge Bei­spie­le von Bewe­gun­gen und Agen­den, an denen sich “Appel­lis­ten” betei­ligt haben, gelei­tet von der Idee einer “Kon­ver­genz der Kämp­fe” (con­ver­gen­ces des lut­tes). Sie gehen kaum über das übli­che lin­ke Pro­gramm hin­aus: Demons­tra­tio­nen für migran­ti­sche Opfer von Abschie­bung und Poli­zei­ge­walt (Leo­nar­da Dibra­ni 2013, “Wahr­heit und Gerech­tig­keit für Ada­ma Tra­o­ré”, 2016) oder gegen Boden­ver­sie­ge­lung durch Flug­ha­fen­bau in einem klei­nen Ort names Not­re-Dames-des-Lan­des in der Nähe von Nan­tes (seit 2007).

Letz­te­re Pro­tes­te sind mit der Beset­zung der Hain­bur­ger Au (1984) oder des Ham­ba­cher Fors­tes ver­gleich­bar, und gel­ten unter fran­zö­si­schen Lin­ken als Para­dig­ma der Errich­tung einer “zone à défend­re” (ZAD), einer “zu ver­tei­di­gen­den Zone”, die von mili­tan­ten Kom­mu­nen dau­er­haft okku­piert wird. Ver­g­niaud kommentiert:

Als Pro­to­typ der neu­en Gesell­schaft, in der der Kampf das täg­li­che Leben struk­tu­riert, wur­de die ZAD in den Schrif­ten des Komi­tees, ins­be­son­de­re in An unse­re Freun­de, aus­drück­lich als Modell der zukünf­ti­gen “unre­gier­ba­ren” Gemein­schaft bezeich­net. Die ZAD ist der Ort, an dem das “Empire” nicht herrscht, an dem die Mas­ke des Kapi­ta­lis­mus gefal­len ist und der Staat kei­ne ande­re Mög­lich­keit mehr hat, als eine mili­tä­ri­sche Bela­ge­rung mit­tels roher Gewalt durch­zu­füh­ren. Die ZAD ist das Ver­spre­chen, daß sich die neue Gesell­schaft auf die gan­ze Welt aus­deh­nen wird. Sie ist eben­so eine per­ma­nent zu kon­stru­ie­ren­de Uto­pie, wie der eiser­ne Arm, der sich der Repres­si­on widersetzt.

Appel­lis­ten unter­stütz­ten 2016 auch die Demons­tra­tio­nen von “Nuit debout” (etwa: “Nacht­wa­che”), einer Bewe­gung, die gegen von der Regie­rung Hol­lan­de beschlos­se­ne Arbeits­rechts­re­for­men zum Nach­teil von Arbeit­neh­mern (Loi El Khom­ri) mobil mach­te, mit Paris als Zen­trum der Pro­tes­te, die – wie so oft in Frank­reich – zu Aus­schrei­tun­gen und gewalt­sa­men Zusam­men­stö­ßen mit der Poli­zei führten.

Als mili­tan­ten Arm des Appel­lis­mus nennt Ver­g­niaud die Grup­pe Mou­ve­ment inter­ly­cées indé­pen­dants (MILI), die Schü­ler von links domi­nier­ten Lycées (Lycée auto­gé­ré de Paris, Berg­son, Mon­tai­gne, Vol­taire), Auto­no­me und Anti­fan­ten ver­ein­te, um Stu­den­ten- und Schü­ler­de­mons­tra­tio­nen zu orga­ni­sie­ren. Kurz­fris­tig gelang es MILI, sich an die Spit­ze der Pro­tes­te gegen die Arbeits­recht­re­form zu stel­len, die Teil­neh­mer unter­schied­li­cher ideo­lo­gi­scher und sozia­ler Her­kunft ver­ein­ten (Ver­g­niaud nennt “die Arbei­ter-Lin­ke und die Ban­lieue-Lin­ke”), mit der Poli­zei als gemein­sa­mem Feindbild.

Es waren sowohl jun­ge Akti­vis­ten aus der tra­di­tio­nel­len Toto-Anti­fa-Sze­ne als auch Erst­ak­ti­vis­ten, die aus den Schü­ler­mo­bi­li­sie­run­gen her­vor­ge­gan­gen waren, jun­ge Pari­ser, die in den Innen­städ­ten Par­tys fei­er­ten, als auch Vor­städ­ter mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, Diplom­stu­den­ten und pre­ka­ri­sier­te Fahrradlieferanten.

Die MILI, schreibt Ver­g­niaud, “stand an der Spit­ze aller Blo­cka­den und kämpf­te bei Demons­tra­tio­nen an vor­ders­ter Front gegen die Poli­zei. Sie hat­te den Ruf, die gewalt­tä­tigs­te Grup­pe zu sein, die den sen­sa­ti­ons­hung­ri­gen Jugend­li­chen der Com­mu­ni­ty ein Ven­til bie­ten konn­te.” Der Pres­se und dem Staat galt sie bald als extre­mis­ti­scher Feind Num­mer eins.

Sie wur­de zum Motor einer vita­len aktio­nis­ti­schen Sze­ne (mit der Face­book-Grup­pe Blo­cus Paris-Ban­lieue als digi­ta­lem Zen­trum), der aller­dings rasch die Luft aus­ging, und die zuneh­mend dem unver­meid­li­chen Spal­tungs­syn­drom verfiel:

Als poli­ti­sche Wun­der­tü­te ver­puff­te die MILI eben­so schnell, wie sie ins Ram­pen­licht getre­ten war: Ihre Haupt­strö­mung, die sich zur “Unre­gier­ba­ren Gene­ra­ti­on” erklär­te, ver­such­te 2017, die Mas­sen mit dem The­ma der “revo­lu­tio­nä­ren Wahl­ent­hal­tung” zu mobi­li­sie­ren. Die Anti-LePen-Agen­da, die sich bereits weit weni­ger gut ver­kauf­te als im letz­ten Jahr­hun­dert, ließ sich aller­dings nur schlecht mit einer radi­ka­len und voll­stän­di­gen Infra­ge­stel­lung des kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tems und der reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie ver­bin­den. (…) Die­ses letz­te Aben­teu­er hat­te vor allem den Effekt, daß es die Akti­vis­ten des MILI end­gül­tig in die Arme der Anti­fa trieb, die bes­ser orga­ni­siert war als die Appel­lis­ten, und somit die­sem aty­pi­schen Unter­neh­men ein end­gül­ti­ges Ende zu setzen.

Ins­ge­samt hat­te sich der Élan der “ZADis­ten” 2017 tot­ge­lau­fen, zu einem gro­ßen Teil durch inne­re Zer­rüt­tung: Es häuf­ten sich Fäl­le von Dro­gen­han­del, Van­da­lis­mus und inter­nen Strei­tig­kei­ten. Nach alt­be­kann­ten revo­lu­ti­ons­dy­na­mi­schen Mus­tern wur­den nun auch die Appel­lis­ten links über­holt. Sie wur­den zuneh­mend als zwie­späl­ti­ge Mischung aus inef­fek­ti­ven Ästhe­ten und ultra­ge­walt­tä­ti­gen Jugend­li­chen mit eli­tä­rer Atti­tü­de betrach­tet, die sich zuneh­mend mit den Auto­ri­tä­ten arran­giert hatten:

Schließ­lich nahm die anti­ap­pel­lis­ti­sche Rhe­to­rik die ver­trau­ten Far­ben der Ver­wün­schun­gen an, die man his­to­risch gegen Sozi­al­de­mo­kra­ten, Refor­mis­ten und ande­re Men­sche­wi­ki erho­ben hat, die es vor­zie­hen, sich mit der Macht zu arran­gie­ren, um ihre Pri­vi­le­gi­en zu wah­ren und den revo­lu­tio­nä­ren Schwung zu ersticken.

Das Ende der ZADis­ten-Bewe­gung kam bezeich­nen­der­wei­se mit der Ent­schei­dung der Macron-Regie­rung im Jah­re 2018, das Flug­ha­fen­pro­jekt in Not­re-Dame-des-Lan­des auf­zu­ge­ben. Damit war der Kampf als kon­sti­tu­tie­ren­des Ele­ment sinn­los gewor­den, und ein­mal mehr hat­te sich Ernst Jün­gers Dia­gno­se aus Eumes­wil (1977) bestä­tigt, daß der Anar­chist “abhän­gig” sei – “ein­mal von sei­nem unkla­ren Wol­len, zwei­tens von der Macht”.

Ver­g­niaud kommentiert:

Die­ser poli­ti­sche Rück­schlag ging mit einer beein­dru­cken­den Räu­mungs­ak­ti­on der Poli­zei ein­her, die den lin­ken Wider­stand pro­blem­los weg­feg­te, wobei ein Teil der ange­sie­del­ten Grup­pie­run­gen ihren Ver­bleib auf dem Gelän­de durch weit­rei­chen­de Zuge­ständ­nis­se an die Macht aus­han­del­te. Die ZAD war aus der poli­ti­schen Geschich­te verschwunden.

Somit ist auch vom Appel­lis­ten nicht viel übrig geblieben:

Der Begriff ist mitt­ler­wei­le zu einer Kari­ka­tur, fast schon einer Belei­di­gung gewor­den, wäh­rend die ideo­lo­gi­sche Hege­mo­nie des Unsicht­ba­ren Komi­tees dem Spott gewi­chen ist. Frü­her mach­te man sich über den Situa­tio­nis­ten und sei­ne latei­ni­schen Graf­fi­ti lus­tig, heu­te über den Appel­lis­ten und sei­nen Fetisch der Revolte.

Ein letz­ter Akti­vi­täts­schub kam laut Ver­ginaud Ende 2018 im Fahr­was­ser der “Gel­ben Wes­ten”, einer Pro­test­be­we­gung, deren Bedeu­tung weit über das Tamm­tamm um fran­zö­si­sche Geor­ge Floyds hin­aus­geht. Das Beson­de­re der Gelb­wes­ten war, daß sie ihren Ursprung in völ­lig ande­ren Milieus hat­ten, als in jenen, mit denen die Appel­lis­ten tra­di­tio­nell ver­bun­den waren.

Das­sel­be gilt für die mas­si­ven Pro­tes­te, die es auch in Frank­reich gegen die Coro­na­maß­nah­men gab, auch die­se zum Teil gekenn­zeich­net von mas­si­ver Poli­zei­ge­walt (etwa im Juli und August 2021 und im Janu­ar und Febru­ar 2022). Hier ist in der Zwi­schen­zeit offen­bar eini­ges pas­siert, was zur “kon­spi­ra­tio­nis­ti­schen” Abspal­tung inner­halb der appel­lis­ti­schen Krei­se geführt hat.

Schließ­lich wer­tet Ver­g­niaud (bos­haft?) das eben­so schick insze­nier­te wie inhalt­lich zahn­lo­se Polit­thea­ter “Aki­ra 2022” (Sep­tem­ber 2021), in dem die Akti­vis­ten mit Coro­na­mas­ken auf­tra­ten (mit­samt opti­schen Anklän­gen an die rech­te Kapel­le Les Bri­gan­des?), als bis­lang letz­te Mani­fes­ta­ti­on des “Appel­lis­mus”. Dar­aus folgt das ver­nich­ten­de Urteil:

Ver­las­sen von den­je­ni­gen, die ihre fana­ti­schen jun­gen Sol­da­ten waren, abge­lehnt von einem Pro­le­ta­ri­at mit gerin­ger Bil­dung, kon­fron­tiert mit der Rea­li­tät eines Zer­mür­bungs­krie­ges gegen die staat­li­che Repres­si­on, fällt der Post-Situa­tio­nis­mus auf sei­ne ursprüng­li­che Form zurück: eine aus­ge­klü­gel­te Pos­se für gelang­weil­te Normalos.

Wie ist nun in die­sem Zusam­men­hang das Kon­spi­ra­tio­nis­ti­sche Mani­fest zu wer­ten, das der Grund ist, war­um ich mich hier über­haupt mit die­sem Milieu beschäf­ti­ge? Auch Ver­g­niaud geht davon aus, daß es einen “appel­lis­ti­schen” Hin­ter­grund hat, erwähnt es aber nur bei­läu­fig: Die­se Schrift, die angeb­lich vom zen­tra­len appel­lis­ti­schen Netz­or­gan lundi­mat­in (“Mon­tag­mor­gen”) des­avou­iert wur­de (dafür konn­te ich kei­nen Beleg fin­den), rufe “zu einer nebu­lö­sen Kon­ver­genz der Anti-Impf­pass-Kämp­fe” auf (also zu einer Art Quer­den­ker-Quer­front), und bestä­ti­ge voll­ends, “daß die­ser Mikro­kos­mos die mili­tan­te Are­na zumin­dest vor­erst ver­las­sen hat.”

Ähn­lich bewer­tet er ein von lundi­mat­in im Okto­ber 2022 her­aus­ge­ge­be­nes Buch von Oli­vi­er Che­val mit dem Titel Let­t­res sur la peste (“Brie­fe über die Pest”) als “in einem sehr förm­li­chen Stil ver­faß­tes Pam­phlet”, das Marx und Heid­eg­ger in einem Ver­such ver­mengt, “die Onto­lo­gie zu ent­schlüs­seln, die sich hin­ter der Kri­se des Gesund­heits­we­sens verbirgt.”

Damit ist natür­lich der gan­ze Kom­plex des Coro­na­maß­nah­men­re­gimes gemeint, das Che­val bereits ab Sep­tem­ber 2020 in der vier­tei­li­gen Arti­kel­se­rie “Die Immu­ni­tät, der Aus­nah­me­zu­stand, der Tod.”  (Unter­ti­tel: “Nach­den­ken über das, was uns pas­siert, mit Rober­to Espo­si­to, Gior­gio Agam­ben, Michel Fou­cault und Vilém Flus­ser”) ana­ly­siert hatte.

Ver­g­niaud betrach­tet die Publi­ka­ti­on von Che­vals Text, die­sen “Ein­stieg einer emble­ma­ti­schen Platt­form des moder­nen Links­ra­di­ka­lis­mus in das Ver­lags­we­sen” als Rück­zug der Appel­lis­ten ins Lite­ra­ri­sche und Essay­is­ti­sche. Man kratzt sich am Kopf und fragt sich, ob er das the­ma­tisch eng ver­wand­te Kon­spi­ra­tio­nis­ti­sche Mani­fest, des­sen Ton­fall unge­bro­chen mili­tant und aggres­siv ist, über­haupt gele­sen hat, oder ob ihm bewußt ist, wel­cher poli­ti­sche Spreng­stoff in der Wen­dung gegen den Coro­na-Kom­plex steckt.

Ich den­ke, daß hier eine grö­ße­re ideo­lo­gi­sche Hem­mung vor­liegt, die Bedeu­tung des Mani­fests inner­halb und außer­halb der lin­ken Sze­ne Frank­reichs zu ver­ste­hen: Denn aus irgend­ei­nem Grund hat élé­ments das Pan­de­mie-Regime und sei­ne welt­po­li­ti­schen Fol­gen in den letz­ten drei Jah­ren fast voll­stän­dig igno­riert. Bis zum heu­ti­gen Tag ope­riert die Zeit­schrift der ehe­ma­li­gen Nou­vel­le Droi­te in einer Welt, die im Jahr 2019 ste­hen­ge­blie­ben zu sein scheint. Das min­dert natür­lich erheb­lich ihre eige­ne Relevanz.

Mehr dar­über im drit­ten und letz­ten Teil mei­ner Ein­ord­nung des Manifests.

– – –

Das Kon­spi­ra­tio­nis­ti­sche Mani­fest kann man hier bestel­len.

Und hier ist der Mit­schnitt der Dis­kus­si­on, die ich mit Anselm Lenz und Götz Kubit­schek über das Mani­fest führte.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (19)

MARCEL

16. Februar 2023 10:31

Allenthalben ist die Aporie der Postmoderne mit Händen zu greifen. 
Oft stelle ich mir die Frage: Mag das einer der Gründe gewesen sein, weshalb die erste Garde der Neuen Rechten früh den Suizid wählte (Böhm-Ermolli, Leiner, Wilms, Sieferle, aber auch der Situationist Debord)?
Bleibt als wirksames Mittel nurmher sowas wie eine "Masada-Einstellung"?
Keine Ahnung, mit gefällt jedenfalls die Zuschreibung, die der Debord-Biograf Bourseiller seinem Held gibt: Résignation combative
 

anatol broder

16. Februar 2023 13:37

«nach altbekannten revolutionsdynamischen mustern wurden nun auch die appellisten links überholt.»
für jede geschwindigkeit gibt es eine überschwallgeschwindigkeit ü mit
ü + z,
wobei z die positive zukunftskonstante ist.

Ein Fremder aus Elea

16. Februar 2023 15:12

"an dem die Maske des Kapitalismus gefallen ist"

Das ist schon die richtige Strategie. Es gibt drei Gruppen von Menschen: Planer, Kontrolleure und Improvisierer, und die Zugehörigkeit zu einer dieser Gruppen bestimmt die gesamte Lebens- und Denkweise.

Weite Teile der Linken sind Kontrolleure und die Wirtschaft wird zunehmend verplanter und weniger improvisierend. Doch jegliche politische Kursentscheidung ist Improvisation und kann nur von Improvisierern zweckgemäß vollzogen werden.

Mit anderen Worten sind die Menschen biographisch zu sehr an das System gebunden, um es noch lenken zu können, ihre beruflichen Interessen gehen vor, wie ein Radfahrer, der vor lauter Treten nicht mehr die Kraft hat, den Lenker zu halten.

Erst wenn die Dinge schieflaufen, werden die Menschen zur Improvisation zurückfinden, und erst dann wird es wieder hinreichend viele Menschen geben, deren Lebens- und Denkweise sie dazu befähigt, politische Kursentscheidungen zu treffen.

Und wenn vorher etwas entschieden werden muß, dann kann es nur ein Tyrann entscheiden.

Laurenz

16. Februar 2023 21:06

@ML
Habe mir die knapp 100 Min. GK, ML & dem Gast, Anselm Lenz, reingezogen. Dankbar war ich dafür, daß sich alle 3 Protagonisten, mit der Beleuchtung des eigenen Standpunkts auf dieses ursprünglich französische Werk, einer bildhaften Sprache bedienten, die auch Nicht-Intellktuelle nachvollziehen können. Selbst, wenn ich ein Linker wäre, könnte ich erfolgreich angewandte Gewalt nie als tatsächlichen Erfolg bewerten, denn jegliche erfolgreich angewandte linke Gewalt ist systemkonform, die augenscheinliche Destabilisierung systemstabilisierend. Die bewaffnete Exekutive wird permanent einer Lächerlichkeit preisgegeben & zum symbolischen Feindbild stilisiert. Während der Corona-Diktatur waren die staatlichen Ordnungskräfte in der Lage, Grenzen zu sichern oder Rentner, wie Kinder zu prügeln. Kann die Volksquerfront zwar begrüßen, aber aktuell befindet sich diese immer noch in einer eklatanten Minderheit. Ein widerständiger Geist kann erst dann mehrheitlich werden, wenn wir weiter gegen Weimar driften.

Lumi

16. Februar 2023 22:26

Das ist ein merkwürdiger “catch-all”-Ansatz, der eine Vielfalt von heterogenen Phänomenen unter einen gemeinsamem revolutionsromantischen Schirm packt …
Das machen die Linken immer so. Und die Intellektuellen. Gerade die französischen. Naja, jedenfalls wohl die französischen Linksintellektuellen. Die Intelligenz bemißt sich an der Abstraktion, an der Reduktion auf ein Prinzip, an der Demonstration von Gesetzmäßigkeiten, die gar nicht wirklich sind. Aber sie lassen sich denken, und dann hat das ganze schöne Chaos seine intellektuelle Ordnung.
La société du spectacle von Guy Debord ist wirklich sehr gut. Ich hab es zwar immer noch nicht ausgelesen, aber bereits die ersten 30, 40 apodiktischen Ableitungen über die verwaltete Welt lohnen sich. Wenn man weiß, wie 9/11 oder die Atombombe gemacht wurde, ist es ein doppelter Spaß.
Danke für diesen Einblick in die Welt der linksextremen Splittergruppen im Nachbarland.

Lumi

17. Februar 2023 21:04

Ein sehr interessantes Podium von GK, ML und Anselm Lenz.
Es ist schön zu hören, daß man die Institutionen, auf die man ja an sich Wert lege, nun als Festung des eigentlichen Feindes ausgemacht hat. Leider ist das nämlich realistisch.
Klar bräuchte man an sich gute und starke Institutionen. Ich bin unbedingt dafür. Aber auch wenn ich keinen Einblick in diese Institutionen habe, so kann ich sie doch in den künstlichen und echten Krisen, die wir durchlaufen, anhand ihres Verhaltens beurteilen. Jeder kann das.
Und da sieht man doch eines: Diese Institutionen sind voll bis Oberkante Unterkiefer mit gehorsamen Feiglingen. Nichts weiter als die Sicherheit der eigenen materiellen Versorgung hält sie auf Spur wie das Schwein am Trog. So ist es den Systemadministratoren (wie Debord sagen würde) ein leichtes, diese organisierte Feigheit nach Belieben zu lenken.
Die Feigheit ist noch vor der Dummheit und der Faulheit die demokratische Tugend Nummer eins.

Lumi

17. Februar 2023 21:14

Leider wurden diejenigen meiner Kommentare, die sich auf Themen bezogen, die als VT kategorisiert werden können, häufig gelöscht. Ich versuche es dennoch erneut. Es ist auch keineswegs lächerlich, sondern interessant. Und es gibt hier einen doppelten Bezug über das Spektakel (Debord) und die Konspiration (VT).
Zwei Amerikaner haben 2010/11 anhand der NIST/FOIA Videos und eigener Recherche im Grunde das ganze 9/11 enttarnt. Komplett. Es ist nichts als ein großes Spektakel und ein gigantischer Versicherungsbetrug gewesen.
Was über alle Maßen dabei deutlich wurde ist folgendes: Alle Institutionen in den USA sind korrupt. Es bleibt einfach nichts über. Alle haben mitgemacht, indem sie ihre Expertise abgaben, Ermittlungen unterließen, die Klappe hielten und so weiter.
Es bleibt einfach nichts über. Alles Institutionen sind korrupt. Von der Spitze her.
Und das gleiche haben wir bei Corona in der BRD gesehen.
Der Begriff VT ist unglücklich. Es geht fast nie um Verschwörung, sondern fast immer um Organisation. Geld ist dafür der Kitt bzw. der Zement. Daher müssen die Menschen materialistisch erzogen werden und dürfen nicht zu wohlhabend werden. Dann fügen sie sich automatisch.

Lumi

17. Februar 2023 21:25

Ein paar Hinweise zum 9/11 Spektakel und der entsprechenden Korruption kann man sich bei Interesse im Telegram Kanal @WTC_911 ansehen. Das ist keineswegs lächerlich, sondern ein interessantes Objekt zum Studium. Man lernt etwas über die maßgebliche Weltmacht und ihr Vorgehen. Man sieht Guy Debord viel weitgehender realisiert, als man es für möglich gehalten hätte.
Ergänzend dazu natürlich die @Atombombe.

ML: 9/11 bin ich schon lange überzeugt, dasselbe für "Atombombe" halte ich schlichtweg für lächerlich.

Franz Bettinger

18. Februar 2023 00:16

@Lumi schreibt: "Diese Institutionen sind voll bis Oberkante Unterkiefer mit gehorsamen Feiglingen. Nichts als die Sicherheit der eigenen materiellen Versorgung hält sie auf Spur - wie Schweine am Trog.“ - Einer, der das so direkt (und tödlich) wie keiner je vor ihm ebenfalls zum Ausdruck brachte, war Udo Uffkotte: „Ich war 25 Jahre Journalist. Mir wurde beigebracht zu lügen, zu betrügen und der Öffentlichkeit nimalse die Wahrheit zu sagen. Ich wurde von der CIA, Geheimgesellschaften und US -Milliardären bezahlt. Journalisten werden benutzt, um Menschen zu manipulieren."

Laurenz

18. Februar 2023 08:42

@Lumi (1)
Vor der Ermordung JFKs nannte man VTs Legenden, wie die berühmte Dolchstoß-Legende. Wie ML auf dem Podium bereits erwähnte, neigen Rechte/Konservative immer gerne Mutmaßungen, Offensichtlichkeiten, Annahmen zu personalisieren, während Linke oder Kultur-Marxisten generell meinen, systemische Ursachen finden zu müssen. Gerade bei der Dolchstoß-Legende wird dies sehr deutlich. Auch neulich, beim Reichsbürger-Putsch, fehlen der Öffentlichkeit, bis auf an Rollatoren geschraubte MG42, jegliche Beweise für konkrete Vorbreitungen zur Machtübernahme in Buntland, also nichts anderes als eine VT. Das ganze Leben besteht aus Annahmen, wann ist man schon mal persönlicher Zeuge? Also unterliegt jede Information einer persönlichen Plausibilitätsprüfung, deren individuelle Qualität entscheidet. Will der Staat diese Prüfung vermeiden, installiert er unter Strafandrohung eine Offensichtlichkeitsklausel.

Laurenz

18. Februar 2023 08:52

@Lumi (2)
Das spannende an der Frage nach den Institutionen ist der kultur-marxistische Exzeß in diesen. 10k neue Beamten-Stellen, um weitere Günstlinge der Ampel-Junta zu versorgen, Gender-Wahn auch in Schulen, unkontrollierte Zuwanderung statt subventionierter Abwanderung, militärische Expansion ohne Militär, programmierte Risiken bei der Energieversorgung, desatröse Geldwirtschaft, Zersetzung des Justizwesens, Totschlag-Giftspritzen für alle, Verrohung & Angriffe der Staatsorgane gegen den Souverän, also der eigentliche Putsch, die Liste ist quasi endlos, sorgen für eine Weimarisierung, was nichts anderes als die Destabilisierung des eigenen Herrschaftsgefüges bedeuten. Um die Auswirkungen des Exzesses abzufangen, muß der Staat immer neue Repressalien erfinden, die weiter eskalieren. Das hat schon was von einem linken Masochismus. Denn die programmierte Radikalisierung wird offensichtlich. Impfgegner wollen keine Entschuldigungen, sie wollen Köpfe rollen sehen.

anatol broder

18. Februar 2023 14:03

die diskussion zwischen kubitschek, lenz und lichtmesz (100 minuten) war ausgezeichnet. es war eine ehrliche runde, alle waren in ihrem element. die bargeldabschaffung, die kubitschek grosse sorgen macht, sollte man hier häufiger ansprechen.

Laurenz

18. Februar 2023 16:39

@Anatol Broder
Es wurde zwar mal kurz was andiskutiert, aber es war keine Podiumsdiskussion. Es war eine von GK gut moderierte Inforunde für das Auditorium aus verschiedenen Blickwinkeln. Auch wenn GK & Anselm Lenz die politische Position des Anselm Lenz wage in Räumen hin & herschoben, so ist die von GK betonte (Lese-) Freiheit das beeindruckendste, was die Rechte im Verhältnis zur Linken zu bieten hat, mutmaßlich mit ein Grund, warum Lenz die Einladung wahrnimmt. Bei der SiN-Bearbeitung der Französischen Rechten über die letzten Jahre, gewann ich den Eindruck, daß es sich bei der intellektuellen Rechten in Frankreich um sozusagen Nationalautisten handelt. Ist das bei der denkenden französischen Linken auch so? Würde mich interessieren. Was die von GK befürchtete Bargeldabschaffung angeht, so kommt fast jede Woche auf irgendeinem alternativen Medium das Thema auf. Das stumpft eher ab. Für Banken ist der Bargeldbetrieb teuer. Wenn die Banken Negativzinsen zahlen müssen, ist Bargeld natürlich angenehm. Der Konflikt findet auf der höchsten Ebene selbst statt.

Lumi

18. Februar 2023 21:13

@M.L. gestern um 21:25, "schlichtweg lächerlich"
Dr. med. Michael Palmer hat in seinem Buch "Hiroshima revidiert" die physikalischen und medizinischen Beweise dafür zusammen gestellt, was in Hiroshima und Nagasaki passiert ist und was nicht.
Anders als ich schließt er die Existenz sogenannter Atombomben nicht prinzipiell aus. Sein Buch ist in jeder Hinscht von tadelloser Qualität und als PDF ím Internet Archiv frei verfügbar.

Lumi

18. Februar 2023 21:24

@Laurenz heute früh
(1) Die Rechten haben eben einfach recht. In Organisationen sind es immer Menschen in Machtpositionen, die Entscheidungen treffen. Strukturen schön und gut, aber das führt weg von einer kriminalistischen Betrachtung hin zu einer reinen Beobachtung, als wäre die Geschichte ein Naturvorgang ohne Akteure.
(2) Stimme zu, man ist meist auf eine Plausibilitätsprüfung angewiesen. Das macht ja nichts. Man muß sich halt ein wenig für das jeweilige Fachgebiet interessieren. Oft geht das nicht, aber manchmal schon.
(3) Impfgegner wollen Köpfe rollen sehen? Von mir aus. Eine Bestrafung muß sein. Aber es haben sehr viele mitgemacht. Da sind wir dann schnell bei der Kollektivschuld. Fast alle Richter haben feige mitgemacht. :)

anatol broder

18. Februar 2023 22:08

@ laurenz 16:39
die banken sind nicht die einzigen, die liquidität ermöglichen. die höchste ebene ist mathematisch für alle da wie kryptowährungen wie bitcoin beweisen.

Laurenz

19. Februar 2023 01:04

@Lumi @L.
Behaupte nicht, daß die intellektuelle Leistung der Französischen Rechten schlecht sei. Die Gallo-Römer neigen, aufgrund der geographischen Gegebenheiten, zum Isolationismus. Es gab daraus immer nur wenige Ausbrecher, der bekannteste ist Bougainville. Andere Länder & Völker werden bis zum heutigen Tage nur zur kolonialistischen Ausbeute wahrgenommen, was dazu führt, daß in der aufstrebenden multipolaren Welt die Franzosen aus allen angestammten Kolonien, vor allem in Afrika, rausfliegen, neulich erst in Burkina Faso wurde der Französische Botschafter des Landes verwiesen. Dem Profi Meloni ist es ein leichtes medial Macrons Flotte zu versenken. Da ich aber bei den politischen Strömungen Frankreichs nicht wirklich drinne stecke, frage ich eben nach.
@Anatol Broder
Die Banken waren nur ein Beispiel. Da Krypotwährungen keine territoriale Macht hinter sich wissen, kacken sie in Krisen immer ab. Der Bitcoin hat keine Panzer, die für ihn schießen. Übrigens, Staaten mit instabiler Energieversorgung können gar kein Bargeld abschaffen. Auch in Kriegszeiten ist Bargeld unersetzlich. Wenn's kracht, sind Kraftwerke & Umspannwerke das erste Ziel des Gegners.

anatol broder

19. Februar 2023 13:50

@ laurenz 1:04
«krypotwährungen […] kacken in krisen immer ab.»
danke für die finanzexpertise.

anatol broder

19. Februar 2023 14:49

während der diskussion über das manifest dachte ich mehrmals an henry miller. anbei ein ausschnitt aus seinem land der erinnerung.
«was zog mich so unwiderstehlich zu den französischen provinzen hin? was fand ich dort, das meinen träumen entsprach? archaische erinnerungen? vielleicht. erinnerungen aus kinderbüchern? ich entsinne mich nicht, als kind je etwas über frankreich gelesen zu haben. meine erste erinnerung an etwas französisches ist die tödlichen wünsche, das mir mein polnischer freund stanley borowski lieh, und das mir mein vater aus den händen riss, da alles, was ein franzose, besonders aber balzac, schrieb, unmoralisch war.»

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