Dugins Deutung

Es geht um wesentlich mehr als um einen Krieg oder eine "spezielle Militäroperation" (SMO) in der Ukraine.

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

“Die west­li­che Zivi­li­sa­ti­on war selbst in der Neu­zeit noch nie so nah an einer direk­ten und offe­nen Ver­kör­pe­rung der Herr­schaft des Anti­christ.” Was ist mit die­ser The­se des rus­si­schen Phi­lo­so­phen Alex­an­der Dugin anzufangen?

Wenn ein Leser unter dem Inter­view mit Peter Feist anmerkt, die­ser Krieg sei nur ein Ablen­kungs­ma­nö­ver, wir soll­ten viel­mehr nach Davos schau­en, dann dort wären der Aus­gang des Krie­ges und das Danach schon beschlos­se­ne Sache, dann muß ich ihm deut­lich wider­spre­chen: Von die­sem Krieg hängt ab, ob es die “Davo­kra­tie” (Renaud Camus) über­haupt noch geben wird.

Da der Wunsch nach einem Ende des Glo­ba­lis­mus der größ­te Wunsch der poli­ti­schen Rech­ten ist, ist die­se sehr leicht damit zu ködern, daß eine Welt­macht exis­tiert, und zwar real­po­li­tisch exis­tiert, die die­sen Wunsch wahr­ma­chen könn­te. Mar­tin Licht­mesz hat hier bereits vor einem Jahr aus­führ­lich aus­ein­an­der­ge­nom­men, wie Dugin die­sen Wunsch “ein­fängt” und ihm sogar unter­stellt, daß er uns “Rechts­po­pu­lis­ten” geschickt zu einer “fünf­ten Kolon­ne Ruß­lands” machen will.

Das Pro­blem, das ich dabei sehe, ist indes, daß Dugin nicht nur “rus­si­sche Pro­pa­gan­da” auf höchs­tem Niveau betreibt oder die glo­ba­lis­mus­kri­ti­sche “Q”- und “Coronakritik”-Welle rei­tet, son­dern daß außer im Den­k­uni­ver­sum des rus­si­schen Thinktanks FKT (“Fonds kon­zep­tu­el­ler Tech­no­lo­gien”) mei­nes Wis­sens kei­ne Theo­rie for­mu­liert wird, die imstan­de ist, die­sen Krieg umfas­send zu deuten.

Ohne umfas­sen­de Deu­tung sind wir dem Tages­ge­sche­hen, das uns die Medi­en­macht bereit­wil­lig vor­deu­tet, hilf­los aus­ge­lie­fert und fal­len Tag für Tag auf neue Manö­ver gigan­ti­scher Psy-Ops her­ein. Dies sei vorangeschickt.

In sei­nem aktu­el­len Essay geht Alex­an­der Gel­je­witsch Dugin davon aus, daß der Krieg bis­her aus­schließ­lich in “den übli­chen Vor­kriegs­be­grif­fen und ‑kon­zep­ten” begrif­fen wor­den ist: als Wider­streit “natio­na­ler Inter­es­sen, wirt­schaft­li­cher Trends oder Ener­gie­po­li­tik, ter­ri­to­ria­ler Strei­tig­kei­ten oder eth­ni­scher Spannungen”.

Es geht ihm zufol­ge eben nicht um die Fra­ge nach dem “völ­ker­rechts­wid­ri­gen Angriffs­krieg” oder dem “hybri­den Krieg des Wes­tens”, die Bünd­nis­zu­ge­hö­rig­keit der Ukrai­ne, rus­si­sches Gas, “Ent­dol­la­ri­sie­rung” und “Deindus­tria­li­sie­rung”, die “Selbst­mord­sank­tio­nen” der EU, einen sla­wi­schen Bru­der­krieg, Faschis­mus, grü­nen Mili­ta­ris­mus oder die Gefahr des Atomkriegs.

Wor­um geht es dann? Dugin greift weit aus:

- Geo­po­li­tik, basie­rend auf der Betrach­tung des töd­li­chen Duells zwi­schen der Zivi­li­sa­ti­on des Mee­res und der Zivi­li­sa­ti­on des Lan­des, das die end­gül­ti­ge Ver­schär­fung des gro­ßen Kon­ti­nen­tal­krie­ges kennzeichnet;

- Zivi­li­sa­ti­ons­ana­ly­se – den Kampf der Zivi­li­sa­tio­nen (die moder­ne west­li­che Zivi­li­sa­ti­on bean­sprucht Hege­mo­nie gegen die auf­kom­men­den nicht-west­li­chen alter­na­ti­ven Zivilisationen)

- Defi­ni­ti­on der zukünf­ti­gen Archi­tek­tur der Welt­ord­nung – der Wider­spruch zwi­schen einer uni­po­la­ren und einer mul­ti­po­la­ren Welt;

- den Höhe­punkt der Welt­ge­schich­te – die End­pha­se des west­li­chen Modells glo­ba­ler Domi­nanz ange­sichts einer grund­le­gen­den Krise;

- eine Makro­ana­ly­se der poli­ti­schen Öko­no­mie, die auf der Mani­fes­ta­ti­on des Zusam­men­bruchs des glo­ba­len Kapi­ta­lis­mus aufbaut;

- schließ­lich die reli­giö­se Escha­to­lo­gie, die die „letz­ten Tagen“ und die ihnen inne­woh­nen­den Kon­flik­te, Zusam­men­stö­ße und Kata­stro­phen beschreibt, sowie die Phä­no­me­no­lo­gie des Kom­mens des Antichrist.

- Alle ande­ren Fak­to­ren – poli­ti­sche, natio­na­le, Energie‑, Ressourcen‑, eth­ni­sche, recht­li­che, diplo­ma­ti­sche usw. – sind zwar wich­tig, aber zweit­ran­gig und unter­ge­ord­net. Zumin­dest erklä­ren oder klä­ren sie nichts Wesentliches.

Das ist mal eine Ansa­ge! Hier­mit läßt sich mei­ner Ansicht nach gedank­lich wei­ter­ar­bei­ten. So kann man den Blick lösen vom täg­li­chen Front­ver­lauf und der Para­de immer neu­er Waf­fen­gat­tun­gen, vom “Info­krieg” und von “der Ener­gie­kri­se”, die in den Main­stream- und Alter­na­tiv­me­di­en inzwi­schen den Voll­sta­tus des Bann-Nar­ra­tivs inne­hat, den vor­her “die Coro­na­kri­se” bean­spru­chen konn­te.  Es lohnt sich, län­ge­re Pas­sa­gen zu übersetzen:

“1. Alle Geo­po­li­tik basiert auf der Betrach­tung des ewi­gen Gegen­sat­zes zwi­schen der Zivi­li­sa­ti­on des Mee­res (Thalas­so­kra­tie) und der Zivi­li­sa­ti­on des Lan­des (Tel­lu­ro­kra­tie). Ein anschau­li­cher Aus­druck die­ser Anfän­ge in der Anti­ke waren die Zusam­men­stö­ße zwi­schen dem land­ba­sier­ten Spar­ta und dem hafen­ba­sier­ten Athen, dem land­ba­sier­ten Rom und dem mari­ti­men Kar­tha­go. Die bei­den Zivi­li­sa­tio­nen unter­schei­den sich nicht nur stra­te­gisch und geo­gra­phisch, son­dern auch in ihrer Haupt­aus­rich­tung: Das Land­reich basiert auf hei­li­ger Tra­di­ti­on, Pflicht und hier­ar­chi­scher Ver­ti­ka­li­tät, ange­führt von einem hei­li­gen Kai­ser. Es ist eine Zivi­li­sa­ti­on des Geistes.

See­mäch­te sind Olig­ar­chien, ein Han­dels­sys­tem, das von mate­ri­el­ler und tech­ni­scher Ent­wick­lung domi­niert wird, sie sind im wesent­li­chen Pira­ten­staa­ten, ihre Wer­te und Tra­di­tio­nen sind kon­tin­gent und ver­än­dern sich stän­dig, wie das Meer selbst. Daher ihr inne­rer Fort­schritt, ins­be­son­de­re im mate­ri­el­len Bereich, und umge­kehrt die Bestän­dig­keit ihrer Lebens­wei­se und die Kon­ti­nui­tät der Zivi­li­sa­ti­on des Fest­lan­des, des ewi­gen Rom.

Als die Poli­tik glo­ba­li­siert wur­de und den gesam­ten Glo­bus erober­te, wur­den die bei­den Zivi­li­sa­tio­nen schließ­lich räum­lich ver­kör­pert. Ruß­land und Eura­si­en wur­den zum Kern der Land­zi­vi­li­sa­ti­on, wäh­rend der Pol der Mee­res­zi­vi­li­sa­ti­on in der angel­säch­si­schen Ein­fluß­zo­ne ver­an­kert ist: vom bri­ti­schen Empire über die Ver­ei­nig­ten Staa­ten bis zum NATO-Block. So sieht die Geo­po­li­tik die Geschich­te der letz­ten Jahr­hun­der­te. Das Rus­si­sche Reich, die UdSSR und das moder­ne Ruß­land haben den Staf­fel­stab der land­ge­stütz­ten Zivi­li­sa­ti­on geerbt.

Im geo­po­li­ti­schen Kon­text ist Russ­land das ewi­ge Rom, das Drit­te Rom. Und der moder­ne Wes­ten ist das klas­si­sche Kar­tha­go. (…) Neu in der Geo­po­li­tik ist, daß Ruß­land-Eura­si­en heu­te nicht als allei­ni­ger Ver­tre­ter der Zivi­li­sa­ti­on auf der Erde auf­tre­ten kann. Daher das Kon­zept eines ver­teil­ten Kern­lan­des. Unter den neu­en Bedin­gun­gen ent­wi­ckeln sich nicht nur Rußand, son­dern auch Chi­na, Indi­en, die isla­mi­sche Welt, Afri­ka und Latein­ame­ri­ka zu Polen der Zivi­li­sa­ti­on der Erde. Dar­über hin­aus könn­ten unter der Annah­me des Zusam­men­bruchs der Mee­res­zi­vi­li­sa­ti­on die west­li­chen „Groß­räu­me“ – Euro­pa und Ame­ri­ka selbst – zu ent­spre­chen­den „Kern­ge­bie­ten“ wer­den. In den USA wird dies von Trump und den Repu­bli­ka­nern, die es gezielt auf die roten und Bin­nen­staa­ten des Kon­ti­nents abge­se­hen haben, fast offen gewollt. In Euro­pa ten­die­ren Popu­lis­ten und Befür­wor­ter des Kon­zepts der „Fes­tung Euro­pa“ intui­tiv zu einem sol­chen Szenario.

2. Bis zu einem gewis­sen Grad wur­den alle Gesell­schaf­ten von der moder­nen west­li­chen Zivi­li­sa­ti­on beein­flußt. Dazu gehört auch unser eige­nes Land, in dem seit den 1990er Jah­ren ein west­li­cher libe­ra­ler Ansatz vor­herrscht. Wir haben den Libe­ra­lis­mus und die Post­mo­der­ne als eine Art Betriebs­sys­tem über­nom­men und konn­ten sie in 23 Jah­ren unter Putins sou­ve­rä­nem Kurs trotz­dem nicht loswerden.

Aber heu­te hat der direk­te geo­po­li­ti­sche Kon­flikt mit der NATO und dem kol­lek­ti­ven Wes­ten sogar die­se zivi­le Kon­fron­ta­ti­on ver­schärft. Daher Putins Appell an tra­di­tio­nel­le Wer­te, die Ableh­nung von Libe­ra­lis­mus, Geschlech­ter­po­li­tik usw. Obwohl unse­re Gesell­schaft und die herr­schen­de Eli­te dies noch nicht voll­stän­dig ver­stan­den haben, han­delt es sich bei der Ope­ra­ti­on um eine direk­te Kon­fron­ta­ti­on zwi­schen zwei Zivi­li­sa­tio­nen: dem libe­ra­len, glo­ba­lis­ti­schen, post­mo­der­nen Wes­ten und der tra­di­tio­nel­len Gesell­schaft, ver­tre­ten durch Ruß­land und die­je­ni­gen, die zumin­dest eine gewis­se Distanz zum Wes­ten wahren.

3. Die letz­ten fünf Jahr­hun­der­te der west­li­chen Zivi­li­sa­ti­on sind die Geschich­te des Kamp­fes der Moder­ne gegen die Tra­di­ti­on, des Men­schen gegen Gott, des Ato­mis­mus gegen die Ganz­heit. In gewis­ser Wei­se ist es eine Geschich­te des Kamp­fes zwi­schen West und Ost, da der moder­ne Wes­ten zur Ver­kör­pe­rung des „Fort­schritts“ gewor­den ist, wäh­rend der Rest der Welt, ins­be­son­de­re der Osten, als Ter­ri­to­ri­um der Tra­di­ti­on, des Hei­li­gen, wahr­ge­nom­men wur­de Lebens­wei­se bewahrt. (…) Der moder­ne west­li­che libe­ra­le Glo­ba­lis­mus, die atlan­ti­sche Zivi­li­sa­ti­on selbst, ihre geo­po­li­ti­sche und geo­stra­te­gi­sche Platt­form in Form der NATO und letzt­end­lich die uni­po­la­re Welt­ord­nung selbst sind der Höhe­punkt des his­to­ri­schen „Fort­schritts“, wie er von der west­li­chen Zivi­li­sa­ti­on selbst ent­schlüs­selt wird.

Genau die­se Art von „Fort­schritt“ wird durch die SMO in Fra­ge gestellt. Wenn wir vor dem Höhe­punkt der his­to­ri­schen Bewe­gung des Wes­tens in Rich­tung die­ses vor 500 Jah­ren skiz­zier­ten und nun fast erreich­ten Ziels ste­hen, dann wird unser Sieg in der SMO – nicht mehr und nicht weni­ger – eine dra­ma­ti­sche Ver­än­de­rung im gesam­ten Ver­lauf der Welt­ge­schich­te bedeu­ten: Der Wes­ten war auf dem Weg zu sei­nem Ziel, und im letz­ten Sta­di­um behin­der­te Ruß­land die­se his­to­ri­sche Mis­si­on, ver­wan­del­te den vom Wes­ten ver­stan­de­nen Uni­ver­sa­lis­mus des „Fort­schritts“ in ein loka­les pri­va­tes regio­na­les Phä­no­men, beraub­te den Wes­ten sei­nes Rechts, die Mensch­heit zu ver­tre­ten. Das ist es, wor­um es geht und was heu­te in den Schüt­zen­grä­ben der SMO ent­schie­den wird.

4. Wenn wir jedoch von der libe­ra­len Fort­schritts­ideo­lo­gie abs­tra­hie­ren und uns der reli­giö­sen Welt­an­schau­ung zuwen­den, ergibt sich ein völ­lig ande­res Bild. Das Chris­ten­tum wie auch ande­re Reli­gio­nen betrach­ten die Welt­ge­schich­te als einen Rück­schritt, als eine Abkehr vom Para­dies. Auch nach dem Kom­men Chris­ti und dem Tri­umph der Welt­kir­che muß eine Zeit des Abfalls, eine Zeit gro­ßen Lei­dens und das Kom­men des Anti­christ, des Soh­nes des Ver­der­bens, kommen.

Dies wird zwangs­läu­fig gesche­hen, aber die Gläu­bi­gen sind auf­ge­ru­fen, für ihre Wahr­heit ein­zu­ste­hen, der Kir­che und Gott treu zu blei­ben und sich auch unter die­sen äußerst schwie­ri­gen Bedin­gun­gen dem Anti­christ zu widersetzen. (…)

Dadurch erhal­ten wir eine wei­te­re Dimen­si­on der Ope­ra­ti­on. Der Prä­si­dent Ruß­lands, der Außen­mi­nis­ter, der Sekre­tär des Sicher­heits­rats, der Chef des SVR und ande­re hoch­ran­gi­ge Beam­te Ruß­lands, die doch wohl weit ent­fernt von jeg­li­cher Mys­tik sind, spre­chen zuneh­mend direkt dar­über. (…) Dies­mal han­delt es sich nicht um eine Meta­pher. Die west­li­che Zivi­li­sa­ti­on war selbst in der Neu­zeit noch nie so nah an einer direk­ten und offe­nen Ver­kör­pe­rung der Herr­schaft des Antichrist. (…)

Die SMO ist der Beginn des escha­to­lo­gi­schen Kamp­fes zwi­schen der hei­li­gen Tra­di­ti­on und der moder­nen Welt, der gera­de in der Form der libe­ra­len Ideo­lo­gie und der glo­ba­lis­ti­schen Poli­tik sei­nen fins­ters­ten, gif­tigs­ten und radi­kals­ten Aus­druck erreicht hat. Aus die­sem Grund spre­chen wir zuneh­mend vom Amar­ged­don, der letz­ten ent­schei­den­den Schlacht zwi­schen den Armeen Got­tes und Satans.”

– – –

Soweit Dugin. Dabei, die­sen Krieg nicht län­ger nur als “Ruß­land gegen die Ukrai­ne” oder, schon gewag­ter weil main­stream­wid­ri­ger, “NATO gegen Ruß­land” zu ver­ste­hen, son­dern weit dar­über hin­aus­zu­ge­hen, hilft er uns.

Sei­ne Theo­rie ist ein­sei­tig, sogar extrem ein­sei­tig. Die “hin­rei­chend all­ge­mei­ne Theo­rie der “Steue­rung” des FKT ist eben­falls ein­sei­tig. Dugin kommt aus der rus­si­schen Ortho­do­xie (der evan­ge­li­ka­le Dugin-Bio­graph James Hei­ser weist auch auf den okkul­tis­ti­schen Jusch­in­skij-Kreis hin, dem Dugin ange­hör­te und auf sei­ne mar­xis­ti­schen Stu­di­en), der FKT kommt aus dem rus­si­schen Bol­sche­wis­mus und der Kyber­ne­tik. Bei­de Wur­zeln sind uns als Deut­schen wesens­fremd, und wenn dann auch noch geis­ti­ge Kräf­te auf­ge­ru­fen wer­den, die dem Rus­sen­tum hel­fen, sich zu erhe­ben, kann uns schwindeln.

Da wir aber kei­ne eige­ne poli­ti­sche Theo­rie haben, geschwei­ge denn einen poli­ti­schen Mythos (außer dem ster­ben­den Schein­my­thos der “west­li­chen Wer­te” und der “Demo­kra­tie”), kön­nen wir uns ganz nüch­tern an Dug­ins Bestands­auf­nah­me hal­ten. Von sei­nem Mythos vom rus­si­schen ” katé­chōn” wer­den wir als Deut­sche nicht gefes­selt, er berührt kei­ne see­li­sche Sai­te. Das kann von Vor­teil sein. Wir kön­nen dann näm­lich mit Dugin als Theo­re­ti­ker auf das Niveau klet­tern, die Din­ge geo­po­li­tisch, zivi­li­sa­ti­ons­ana­ly­tisch, welt­ge­schicht­lich, makro­öko­no­misch und, ja, auch escha­to­lo­gisch zu beobachten.

Führt letz­te­re Beob­ach­tungs­ebe­ne nicht in die Irre und “trig­gert” just die Emo­tio­nen, die Licht­mesz an Dugin so abstoßen?

In unse­rem Brief­wech­sel­buch hat Mar­tin Bark­hoff mir geschrieben:

In den Zei­ten, die das Chris­ten­tum ernst­nah­men, war die per­sön­li­che Vor­be­rei­tung auf den Auf­tritt des Ersatz­chris­tus immer von Wich­tig­keit. Es tritt eben der gro­ße Wider­sa­cher nicht nur in der eige­nen See­le auf, und man muß da mit ihm fer­tig­wer­den, nein, er wird auch als Geschichts­macht auftreten.

Bark­hoff deu­tet den “Auf­hal­ter”, den ” katé­chōn” als den Geist, die Wesen­heit des Deutsch­tums – jetzt, da klar wird, wer abtre­ten muß von der Welt­büh­ne, erscheint ihm das immer deut­li­cher im gram­ma­ti­schen Per­fekt, daß die Deut­schen es gewe­sen sind. Es muß der Anti­christ kom­men, nichts hält ihn mehr auf, auch nicht Ruß­land, er wird in die Geschich­te eintreten.

Aber – und hier wird Dug­ins Escha­to­lo­gie theo­lo­gisch pro­ble­ma­tisch und wen­det sich ins Macht­po­li­ti­sche, dient sich also womög­lich eben­je­nen Wider­sa­cher­kräf­ten an, denen er eigent­lich ent­ge­gen­tre­ten will –  “Ihr wis­set weder Tag noch Stun­de, in wel­cher des Men­schen Sohn kom­men wird” (Mt 25, 13).

Escha­to­lo­gi­sches Den­ken muß aus­hal­ten, weder Tag noch Stun­de zu wis­sen, also auch die jewei­li­ge Jetzt­zeit trotz aller sich dem Begeh­rungs­ver­mö­gen noch so stark auf­drän­gen­den Anzei­chen nie­mals mit der Ver­hei­ßung der End­zeit kurz­zu­schlie­ßen. “So las­set uns nun nicht schla­fen wie die andern, son­dern las­set uns wachen und nüch­tern sein.” (1. Thess 5, 6)

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

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Kommentare (48)

RMH

4. Juni 2023 12:09

Es stellt sich die Frage, warum beschäftigt man sich aktuell damit?
1. Es dürfte zumindest in einem Punkt halbwegs Einigkeit herrschen, dass im Februar letzten Jahres kein großer Glaubenskrieg, kein Krieg um Sein oder Nichtsein einer Kultur angefangen wurde, sondern in der Tat eine massiv militärisch durchgeführte Polizeiaktion, bei der man hoffte, eine gesehene Gefahr für die eigene Sicherheit zu beseitigen und wieder klare Verhältnisse zu schaffen. Polizei auch deshalb, weil man die Ukraine als eigenes Land gar nicht ernst nahm, sondern als eigenes Gebiet sah. Man hoffte, in wenigen Tagen ist alles vorbei, vergleichbar mit Georgien, und man installiert seine eigenen Statthalter. 

Kommentar Sommerfeld: Ja, so sieht's auf der alleruntersten Deutungsebene aus, eben einer von denen, die Dugin für überholt erklärt. "Man" beschäftigt sich damit hier und jetzt, weil es um die Hintergründe, das Große, Langangelegte, Zukunftsweisende geht. Mir jedenfalls.

RMH

4. Juni 2023 12:11

2. Da war keine große ideologische Aufladung dahinter, auch wenn es damals schon entsprechende Trommler gab (Dugin ist ja kein neues Thema). Erst jetzt, wo es sich zu einem veritablen Krieg ausgeweitet hat, kommen die Deuter, die "Philosophen" allen Ortens breiter angelegt zu Wort, da man sie auch zur Mobilisierung braucht, um in die Verlängerung gehen zu können, um der Heimatfront, welche Verluste zu spüren bekommt, mehr Futter bei der Sinnsuche geben zu können (Selenskyi macht das ja auch). Der gesamte ideologische Ton wurde auch im WK II auf beiden Seiten immer schriller, je größer er wurde und je härter es zur Sache ging.  Wenn der Krieg aus ist, wer braucht dann in Russland noch Leute wie Dugin? Der Mann zieht doch seine Relevanz vor allem daraus, dass er sagen kann, seht her, ich bin so wichtig, auf mich wurde sogar schon ein Attentat ausgeübt und ich habe meine Tochter verloren.  Und gerade Russland war nie eine reine "Tellurokratie" (mitgegründet von den seefahrenden Wikingern, Peter der Große kämpfte gerade dagegen an, dass Russland nur eine Landmacht sein soll, Russland hat heute noch nominell mehr Kriegsschiffe als die USA. Beim Ukraine-Krieg geht aus auch um Kontrolle über das Schwarze Meer etc.). Das gesamte Thema des Beitrages wäre besser diskutierbar, wenn gerade kein Krieg geführt würde. Aktuell läuft er Gefahr, einen Krieg ideologisch zu begründen, der nicht aus reiner Ideologie begonnen wurde.

Kommentar Sommerfeld: "Der Mann zieht doch seine Relevanz vor allem daraus, dass er sagen kann, seht her, ich bin so wichtig, auf mich wurde sogar schon ein Attentat ausgeübt und ich habe meine Tochter verloren." -- Astreine Täter-Opfer-Umkehr! Aus christlicher Sicht zumindest ist so ein Gedanke abzulehnen ...

Franz Bettinger

4. Juni 2023 12:53

"Vom Krieg in der Ukraine hängt ab, ob es die Davo-kratie überhaupt noch geben wird.“ Ich wollt, Sie hätten recht. Dann gäbe es noch Hoffnung, dass die unipolare NWO superreicher Oligarchen scheitern könnte. Indessen sehe ich: Im Gleichschritt mit den abgehalfterten Regierungen, setzt die Bagage wie angekündigt ihre Machtergreifung weiter um. Nach dem (1) Fluten der Nationalstaaten mit Fremden und dem (2) (erfolgreichen?) Probieren der Züchtigungs-Anstalt Corona + Impfzwang, geht es als nächstes (3) den Bauern (nicht nur in Holland) an den Kragen. Gleichzeitig soll (4) die WHO einen Brückenkopf für die Diktatur errichten. Was haben dagegen wir, die Opposition, vorzuweisen? Bestenfalls ein langsames Erwachen der Hypnotisierten. Ich fürchte, der Krieg ist lediglich ein Mosaik-Stein im Lockstep Szenario. Ich vermute, dieser Krieg wird seinen Abschluss mit Atombomben haben, Pseudo-Atom- (konventionelle thermoplastische) Bomben zwar nur, aber den neuen Betrug wird man noch besser als den C-Schwindel unter der Decke halten können. Das Bühnenstück ist steigernd aufgebaut. Die Bande amüsiert sich. Noch zwei Atompilze, und die Weltbevölkerung ist reif, sich umfassend knebeln zu lassen. So das Kalkül. 

zeitschnur

4. Juni 2023 12:56

Mir stieg der Gedanke auf, dass das „Tier aus dem Meer“, von dem Apk 13,1 spricht, das meinen könnte, was Dugin mit „Thalassokratie“ beschreibt, die „Seemächte“. Die Zahlensymbolik bei Johannes würde dann kaum eine Anzahl von Königen oder Reichen beschreiben, sondern die 10 beschriebe die irdisch-physische Vollkommenheit der Werkzeuge (2x5 Finger/Zehen) und die 7 den Anspruch einer Reichs-Vollkommenheit (zB G7?). Diesem Tier wird eine Wunde zugefügt. Und das steht wohl demnächst auch an. Darauf zielt Dugins Intuition. Diesem „Tier“ wird dennoch Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk (V7). Wir haben das schon gesehen ...Zugleich sieht Johannes ein „Tier aus der Erde“ (V11) heraufsteigen. „Erde“ kann griechisch durchaus auch als „Land“ übersetzt werden: die „Tellurokratie“. Es hat nur zwei Hörner (also Reiche), es könnten Russland und China sein. Diese Hörner wirken gegen die des Tieres aus dem Meer wie die eines „Lammes“ (christliche Assoziation!), aber auch dieses Tier redet „wie ein Drache“.Das Tier aus dem Land veranlasst alle Stämme und Nationen, letztendlich demselben zu huldigen wie es das erste Tier tat, das übrigens wieder auferstehen wird. Während das erste Tier nicht spirituell auftritt, tut es dann das zweite (vgl. V13ff) und verstärkt damit die Macht des ersten.
Erst dieses zweite Tier aus dem Land wird die Menschen dazu bringen, sich ein Malzeichen an Hand oder Stirn anbringen zu lassen, das die „Zahl eines Menschen“ sein wird.

Kommentar Sommerfeld: Gar nicht so abwegig! Siehe zu den "Tieren" und der Land- und Seemacht als geistige Größe auch M. Barkhoff: Der Michaelkampf in Europa.

RMH

4. Juni 2023 14:46

Astreine Täter-Opfer-Umkehr! Aus christlicher Sicht ...
@C.S,
oder Opfer-Täter- Umkehr, da D. ja Opfer ist? Mein Frage geht aber in eine andere Richtung: Wo sehen Sie Dugin als Christ? Für mich wirkt es eher so, dass man die orthodoxe Kirche in Russland aus politischer Sicht als positive Folklore braucht, als gesellschaftlichen Kitt, als innerweltlichen Funktionsträger - auf Transzendenz kommt es aber nicht mehr ernsthaft an. Die bei allen europäischen Gesellschaften erfolgte Dekapitierung, also Abtrennung von Gott als Haupt, von der Voegelin in seinem Essay von den politischen Religionen spricht, ist auch bei Leuten wie Dugin erkennbar, in dem die klare religöse Durchdringung von oben nach unten nicht mehr da ist, sondern die Gemeinschaft, zu der dann auch noch eine Landeskirche gehören darf, legitmiert sich selbst. Ich zitiere kurz Voegelin:
"In der vollendet innerweltlichen Symbolik wird nun die Verbindung zu Gott durchschnitten, und an seine Stelle tritt als Legitimierungsquelle der Gemeinschaftsperson die Gemeinschaft selbst." (E.Voegelin, Die politischen Religionen, 3. Aufl., S. 55/56)

Kommentar Sommerfeld:
Schwieriges Pflaster. Sehr schwieriges ... der evangelikale Bischof James Heiser, der 2014 diese Duginbiographie verfaßt hat, sieht ihn auch nicht als Christen, sondern heillos in der satanistischen Verstrickung. Das wiederum ist "typisch evangelikal", da landet sehr schnell jemand dort, den man nicht abkann. Dugin selber ist dem Bekenntnis nach russisch-orthodox. Daß die Kirche dortzulande eine politische Mission hat, kann man gut und schlecht finden, viele Tradis hierzulande hätten auch gern eine katholische Politik. Daß wiederum die Politik sich religiöser Argumente und Phrasen bedient, hat D. ja selber festgestellt und findet das gut ("seht her, auch unsere hochrangigen Politiker haben schon das Satanische des Westens erkannt und bennenen es"). Es ist eine Mischung aus uns recht fremder Christentumsauffassung in der Orthodoxie, siehe z.B. auch Iljin (!), und - da haben Sie recht - Voegelins "politischen Religionen".

Ein Fremder aus Elea

4. Juni 2023 15:10

Oh là là. Wir wissen fast nichts vom Antichrist, außer daß ihn der Katechon aufhält und daß er bereits zu Pauli Zeiten zugegen war. Von dort aus kann man in Richtung Gnosis spekulieren. Ich halte herzlich wenig davon, die Offenbarung ist weit ergiebiger. Über die kulturellen Zustände sagt die Offenbarung indes offen nicht sehr viel, außer daß sich bewegende Abbilder zur Beherrschung eingesetzt werden und der Handel kontrolliert wird. Nun ja, und daß vorher die Führer der Welt in einer großen Handelsstadt getagt haben, in welcher es eine jüdische Gemeinde gab. Mehr steht da, glaube ich, offen nicht drin. Ich denke freilich, daß die in Kapitel 2 und 3 erwähnte Synagoge des Satans sich auch auf die Endzeit bezieht, in Übereinstimmung mit Paulus, wenn man so will, und dann können wir noch die Irreführung der Tapferen zu ungerechten Kriegen mithinzunehmen, sowie die Verspottung der Naiven und die Huldigung der Barmherzigen.

Aber ich würd's jetzt nicht unbedingt an diesen rein kulturellen Umständen festmachen wollen.

Gustav

4. Juni 2023 15:18

Wählen Sie eine globalistische politische Agenda aus und es ist klar, dass die russische Regierung und ihre TNC-Partner mit an Bord sind. Von der nachhaltigen Entwicklung bis zum digitalen Ausweis , von der digitalen Währung der Zentralbank bis hin zu Impfpässen und der Errichtung eines drakonischen  Biosicherheitsstaates, verfolgen die russische Regierung und ihre Partner diese globalen politischen Agenden und sind sogar führend.
Die russische Regierung hat die Verfassung der Russischen Föderation wiederholt geändert  , um die Macht des derzeit herrschenden „Clans“ zu erhalten. Das soll nicht heißen, dass die Situation im Westen besser wäre. Es soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass zwischen den beiden kein praktischer Unterschied besteht.
Wie aus der Bali-Erklärung der G20-Staats- und Regierungschefs hervorgeht, stimmen westliche Regierungen, obwohl sie angeblich im Streit liegen, in einer breiten Palette globaler Politiken völlig mit Russland und anderen BRICS- Regierungen überein. ff

Gustav

4. Juni 2023 15:21

ff. Zum Beispiel alle:
gemeinsam vereinbart, die Agenda 2030 und das Streben nach „nachhaltiger Entwicklung“ zu unterstützen;
Wert-Stakeholder-Kapitalismus (Marktakteure), öffentlich-private Partnerschaften und „innovative Finanzierung“;
einigte sich auf die Umsetzung der  Vierten Industriellen Revolution ;
denken, dass Zensur und Informationsverwaltung von entscheidender Bedeutung sind;
unterstützen Sie einen globalen Pandemievertrag und die Integration von Impfzertifikaten in eine einzige globale digitale ID;
beabsichtigen, CBDCs einzuführen;
wollen das internationale Währungs- und Finanzsystem umstrukturieren;
stimmen darin überein, dass die globale Steuerung jedes Aspekts unseres Lebens von wesentlicher Bedeutung ist.
Und jetzt scheint es, als könnten wir zu ihren Vereinbarungen auch die Art des Konflikts in der Ukraine hinzufügen.

Laurenz

4. Juni 2023 15:21

Boah, CS, ich weiß nicht. Das ist doch alles hanebüchenes Zeugs. Wir alle wissen, der Krieg ist ein Krieg der NATO gegen Rußland, im Prinzip immer derselbe Krieg, den die Amis gegen unbotmäßige Staaten führen. Die Deutschen wehren sich gegen den NATO-Krieg auf der Straße & nicht nur die Deutschen. Geopolitisch korrekt beschrieben, kämpft die unipolare Weltordnung gegen die multipolare, beide aus der bipolaren stammend. Seemacht gegen Landmacht ist falsch in der theoretischen Schlußfolgerung. Das Zarenreich schloß sich häufig den Briten an. Auch Bonaparte nannte das perfide Albion häufig Neu-Karthago, was natürlich hinkt. Als Rom Karthago vernichtete, war Rom noch eine Oligarchen-Republik, nach deren Model die USA geformt wurden. Karthago hatte als merkantile Macht kein Interesse an territorialem Besitz, wenn man von den Silberminen Spaniens & dem strategisch wichtigen Sizilien absieht. Eher den Holländern & Venezianern ähnlich, wollte Karthago Handel treiben & keine Handelspartner eliminieren. Noch Bonapartes Armeen marschierten in Uniformen aus Britischem Tuch, trotz Kontinentalsperre. Es waren die Briten, die gleich Rom, spätestens mit der II. Reichsgründung & damit dem Verlust der ökonomischen Hegemonie, gleich Rom, einen absoluten Vernichtungswillen etablierten, den die US Amerikaner von den Briten erbten, aber nur die 10 Jahre nach dem Zusammenbruch der Warschauer Paktes ausleben konnten. (...)

Gustav

4. Juni 2023 15:31

Politiker wie Patruschew und Putin sowie viele westliche Kommentatoren stellen den Ukraine-Krieg eindeutig als „Kampf der Kulturen“ dar.
Doch dieser Konflikt findet angeblich gleichzeitig statt, da in fast allen anderen Aspekten der Weltpolitik eine große Einigkeit herrscht. Wo ist dieser „Zusammenstoß“ – außer in den Äußerungen politischer Führer und Propagandisten, die den Krieg rechtfertigen wollen?
Zugegeben, es gibt kulturelle Unterschiede zwischen West und Ost, aber diese sind nicht im „Hass“ verwurzelt und führen auch nicht zu ihm. Die Wahrheit ist, dass die machthungrigen „Clans“ sowohl im Osten als auch im Westen, unabhängig von ihrer Kultur, versuchen, ihren Einfluss auf eine einzige Reihe globaler politischer Agenden zu maximieren.
Von nachhaltiger Entwicklung und Pandemievorsorge bis hin zum neuen internationalen Währungs- und Finanzsystem haben die „Clans“ die gleichen Ziele.
Der Streit zwischen ihnen dreht sich um die Machtverteilung innerhalb des einzigen Systems, das beide „Clans“ gemeinsam der Menschheit aufzwingen wollen. 

Ein Fremder aus Elea

4. Juni 2023 15:31

Kann ja nicht alles in einem Kommentar sagen.

Angenommen wir leben in der Endzeit, dann handelt es sich beim Ukrainekrieg um ein Vehikel, die Menschen auf die Herrschaft des achten Königs einzustellen, welcher ja zu drastischen Maßnahmen greifen wird, das heißt, er wird eine Atombombe auf NYC werfen, und das kann er ja nicht aus heiterem Himmel, sondern erst nachdem eine hinreichend angespannte Situation eingetreten ist.

Das ist soweit ganz einfach. die Menschen müssen aus ihren zivilen Denkkategorien geholt werden. Ich meine, sie müssen es, daran führt überhaupt kein Weg vorbei, wenn die Offenbarung stimmt und wir in der Endzeit leben. Wichtig dabei ist natürlich, daß der Krieg eine ungewöhnliche Entwicklung nimmt, aber das hat er bisher ja schon in Ansätzen und da ist bestimmt noch mehr drin.

Gustav

4. Juni 2023 15:32

In der Zwischenzeit werden wir, das Volk, durch Propaganda und Täuschung zu der Annahme verleitet, dass wir irgendwie in die Spiele des Clans verwickelt sind. Da wir zum  „Hass“ erzogen wurden, werden wir aufgefordert, unsere jeweiligen Anführer zu unterstützen und uns selbst zu opfern, um unsere nominierten „Clans“ zu verteidigen.
Aus diesem Kampf wird ein Gewinner hervorgehen. Es ist ein globaler Kampf, der sich derzeit auf die Ukraine konzentriert. Solange die breite Öffentlichkeit den Globalisten glaubt, die uns spalten wollen, wird die Menschheit weiterhin der Verlierer sein. Das war schon immer so.

zeitschnur

4. Juni 2023 15:48

@ RMHEine Enthauptung der Gemeinschaft, der man nur von einem Haupt her überhaupt Leben zuspricht, trifft letztendlich auch dann zu, wenn man behauptet, man wahre dem Haupt die Bedeutung. Der traditionalistische Selbstbetrug ist die fast noch schlimmere Täuschung. Und ein neues "Haupt" wird sich sicher durch dessen Propaganda auch bald wieder aufsetzen lassen ...
In jedem Fall geistert durch welches Gemeinschaftskonstrukt auch immer die Ideologie von der "Repräsentanz". Es ist letztendlich herzlich gleich, ob eine hierarchische oder nicht-hierarchische Gemeinschaftsstruktur als "Repräsentanz" des Göttlichen angesehen wird. Abscheulich ist ja bereits der Wahn, ein Menschen repräsentiere den anderen.
Beides ist zutiefst antichristlich. Gott kann nämlich überhaupt nicht "in Abwesenheit" repräsentiert werden, so oder so nicht. Er ist nämlich da, alles, was ist, ist nur möglich durch seine lebendige Weisheit (JohProl), durch seinen "logos". Ich bin nur deswegen, weil er verlässlich IST.
Und er KANN nicht "repräsentiert" werden, weil er da ist und realer ist als jedes gedankliche Wahngebilde. Wir haben es durchweg schon lange ausschließlich mit solchen Wahngebilden zu tun. Und heute treten sie über alle Ufer.
Wo steht Dugin angesichts dessen?

Laurenz

4. Juni 2023 16:10

@Ein Fremder aus Elea
Alle einschlägigen Theologen & Historiker sind der Überzeugung, daß der Johannes genannte Autor der Apokalypse ein im Inselexil lebender Jude & einflußreiches Mitglied der Nazarener-Gemeinde war, der sich gegen die Paulus'sche Mission von Heiden, vordergründig der großen Heiden-Nazarener-Gemeinde in Antiochia aussprach. Wie auch Jakobus, der Herrenbruder, scheiterte Johannes, Paulus gewann. Mit der Synagoge des Satans sind eindeutig die heidnischen Nazarener und späteren Christen gemeint, also wir. Auch in Schnellroda & in Wien steht die Synagoge des Satans mit vielen Anhängern. Aber ganz nach Davoser Art, wird dieses Kultur-Wissen hier gecancelt. Bis zum Ende des 3. Jahrhunderts verschwanden die originalen jüdischen Nazarener- oder späteren Christengemeinden vollständig. Nur die Synagoge des Satans blieb übrig.

Kommentar Sommerfeld:
Geht es bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Christen und Heiden vielleicht ein, zwei Zacken am Erregungszahnrad unter "auch in Wien steht die Synagoge des Satans", sprich: Frau Sommerfeld ist Satanist? Der nächste Kommentar dieser Qualität wird wieder gelöscht, wollt nur mal zeigen, was Sie draufhaben.

Artabanus

4. Juni 2023 16:31

Eine der vielen Merkwürdigkeiten dieses Krieges ist, dass er sich nahtlos in die "Great Reset"-Agenda des WEF einfügt. Er erinnert mehr und mehr an den ständigen Krieg in Orwells 1984, der den zur Stabilisierung des Systems notwendigen ständigen Ausnahmezustand rechtfertigt.
Es ist auffällig, dass sich die Kritik Dugins (wie auch Putins) am Westen im Wesentlichen auf die LGBT Propaganda konzentriert, die ja tatsächlich etwas satanistisches hat, jedoch die viel wichtigeren Aspekte des neuen Totalitarismus ausklammert, da die Russische Regierung diese selbst ebenfalls implementiert.
 

Rheinlaender

4. Juni 2023 16:31

Was Dugin als "Geopolitik" bezeichnet, hat mit dem nüchtern-analytischen Ansatz, den man üblicherweise mit dieser Denkschule verbindet, nichts zu tun. Wie RMH bereit schrieb, geht es hier offenbar um die nachträgliche Legitimation eines fehlgeplanten Krieges gegenüber der russischen Öffentlichkeit mittels dessen metaphysischer Aufladung. Ein seriöser geopolitischer Denker hätte aus russischer Sicht darauf hingewiesen, dass die NATO in Folge der Entscheidungen Putins näher an die russischen Grenzen herangerückt ist, die zuvor unentschlossenen Staaten an der Westflanke Russlands nun stark überwiegend antirussisch positioniert sind, die russischen Streitkräfte auf Jahrzehnte hinaus geschwächt wurden, die Verluste an Menschenleben die ohnehin prekäre Lage der slawischen Bevölkerung des Landes weiter verschärfen und das Land durch Abwanderung von Fachkräften erheblich an Humankapital verloren hat, ohne dass man dem Ziel der Eindämmung westlichen Einflusses in der Ukraine näher gekommen ist. Wo Russland derzeit geopolitisch erfolgreicher agiert (z.B. in Subsahra-Afrika), hat dies nichts mit Metaphysik zu tun, sondern mit überlegenem machiavellistischem Pragmatismus. Echte geopolitische Denker wie Karl Haushofer haben sich nie dazu herabgelassen, eine unkluge Politik propagandistisch derart zu rechtfertigen wie Dugin es hier tut. 

Kommentar Sommerfeld:
Geopolitik ist doch weit mehr als das Definieren und ggf. Verteidigen von Territorialinteressen? Es geht doch immer auch um geschichtliche Missionen, jahrhundertealte politische Langzeitströmungen, Denkmodelle im Übergangsbereich zwischen Landkarte und Geistesgeschichte?

quer

4. Juni 2023 16:39

Alles sehr intressant. Kurze Zwischenfrage: Wie sollte man die Zeit bezeichnen, falls es zur vorhersehbaren Auseinandersetzung um Taiwan (China:USA) kommt? Könnte es sein, daß dann die Karten zum finalen Spiel neu gemischt werden?

Tarik

4. Juni 2023 16:55

"Without eschatology there's only scatology" (A.H. Murad)
I. Weil es passt, aus meinem Kommentar zum Artikel "Feindbild Islam - eine Sackgasse:
"in jenem Teil der Welt (Russland) nimmt eine christlich-orthodoxe-muslimische Allianz Gestalt an, sowohl Tataren als auch Tschetschenen sind genauso wie die russische Führung überzeugt davon, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Wenn sowohl Kadyrow als auch Putin vom "globalen Westen" als "Anhänger des Satanismus" sprechen kann man das natürlich belächeln - wer als konservativer Abendländer vertritt schon gern die Ansicht, dass die Aufklärung nichts anderes wäre als ein Projekt des Antichristen selbst, was in der islamischen Eschatologie als eines der 10 großen Vorzeichen des Jüngsten Tages gilt: wenn die Sonne im Westen aufgeht (allerdings eine falsche Sonne: Enlightment). Mehr zur orthodox-muslimischen Allianz: Siehe der Vortrag von Imran Hosein in Moskau vor 10 Jahren auf Einladung seines Duzfreundes Alexander Dugin. Man beachte die Entwicklungen, die Hosein antizipierte  - dass der dritte Weltkrieg in der Ukraine Gestalt nehmen wird, davon spricht er unentwegt seit dem Putsch 2014.https://www.youtube.com/watch?v=qPHh3_oJeP8

Tarik

4. Juni 2023 17:28

II. Sofern jemand die Zeit hatte, den verlinkten Austausch islamischer und christlich-orthodoxer Eschatologie zwischen Dugin und Imran Hossein zu schauen:
Die christlich-orthodoxen Denker und, die vor dem Antichristen warnen, haben ihre Abneigung gegenüber dem Islam überwunden, so dass sich die qur'anische Prophezeiung offenbar erfüllt, dass "diejenigen Euch (den Muslimen) am Nächsten sein werden, die von sich selbst sagen: "wir sind Christen." 
Der Ukrainekrieg wurde vom islamischen Eschatologen Hossein schon länger angekündigt, weil er sie mit der "Dhulqarneyn" Episode der Sure "Die Höhle" verknüpft.  Und natürlich auch mit dem Ende einer Sure, in der eindeutig davon die Rede ist, dass die "Anhänger Jesu" über ihre Feinde triumphieren werden. Und mit Anhänger Jesu sind nicht die Muslime gemeint!
Traditionelle Muslime wissen, dass die regelmäßige Rezitation der Sure "die Höhle" sie in der Endzeit - und auch alle großen Sufi-Tariqate sprechen davon, dass wir uns in dieser Zeit befinden - vor dem falschen Messias schützen werden bzw. in der Lage sein wird, "das wahre vom falschen zu unterscheiden". Für die Gläubigen steht auf der Stirn über dem Einen Auge das Wort "Lügner" geschrieben. Dies natürlich im metaphorischen Sinne...aber, um nochmal A.H.Murad zu zitieren: The Dajjal is only king, when blind are left in the valley...

eike

4. Juni 2023 18:15

Es ist schon erstaunlich, daß es immer wieder andächtige Zuhörer gibt, wenn lokale Konflikte banalen Ursprungs, zu metaphysischen Großschlachten hochgeschwurbelt werden, perfekt mit Bibelzitaten, Antichristen, und pseudogriechischen Kunstworten.
Exakt wie Polen 1939 war es Putin 2022 satt, seine Landleute im nachbarlichen Kunststaat malträtiert zu sehen, während seine Lösungsvorschläge von den usual suspects - die gleichen wie 1939 - höhnisch ignoriert wurden.
Natürlich ist diese "allerunterste Deutungsebene" in machtpolitischem Kontext zu sehen, dazu bedarf es aber keines russischen Esoterikers und eschatologischen Überbaus.

Ein Fremder aus Elea

4. Juni 2023 19:38

Laurenz,

dies sagt die Offenbarung über die Synagoge des Satans:

"Und dem Engel der Gemeinde zu Smyrna schreibe: [...] Ich weiß deine Werke und deine Trübsal und deine Armut (du bist aber reich) und die Lästerung von denen, die da sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern sind des Satans Schule." Verspottung der Naiven

"Und dem Engel der Gemeinde zu Pergamus schreibe: [...] Ich weiß, was du tust und wo du wohnst, da des Satans Stuhl ist; und hältst an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet [...]. Aber ich habe ein Kleines wider dich, daß du daselbst hast, die an der Lehre Bileams halten, welcher lehrte den Balak ein Ärgernis aufrichten vor den Kindern Israel, zu essen Götzenopfer und Hurerei zu treiben." Irreführung der Tapferen

"Und dem Engel der Gemeinde zu Philadelphia schreibe: [...] Ich weiß deine Werke. Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft, und hast mein Wort behalten und hast meinen Namen nicht verleugnet. Siehe, ich werde geben aus des Satanas Schule, die da sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, daß sie kommen sollen und niederfallen zu deinen Füßen und erkennen, daß ich dich geliebt habe." Huldigung der Barmherzigen

RMH

4. Juni 2023 19:55

Natürlich lässt man Dugin oder auch die von @Tarik genannten islamischen Stimmern gerne zur Wort kommen, wenn es den eigenen Zielen dient. Ich melde aber Zweifel an, ob der Kreis um Putin oder wer auch immer in Russland entscheidet (ich gehe von Putin aus, aber sicher kann man ja nie sein), über ein allgemeines Goutieren hinaus sich zu solchen Ideen bekennen würde, ja ob diese postsowjetischen Menschen die marxistische Materialismusfalle, in der sie einst groß geworden sind, je verlassen haben. Letztlich waren/sind Russlands Eliten doch sehr nah dran an der "One World" und gerade am Westen (vermutlich schimpft man jetzt so sehr über die Engländer, weil man vorher so gerne dort sein Geld in Immobilien und anderes angelegt hat). Bei einer Wette auf die Duginschen Motive oder auf die von bspw. @Gustav, würde ich eher auf die von Gustav setzen, auch wenn ich sonst nicht immer bei ihm bin.
Daher habe ich schon geschrieben, dass die grundätzlichen Linien, für die man auch das oft negativ konnotierte "okkult" verwenden könnte, eigentlich sauberer diskutierbar sind, wenn man es nicht gerade vor dem Hintergrund oder aus Anlass eines mittlerweile großen Krieges machen muss, der schlicht ein Drama für das ganze Europa ist.

FraAimerich

4. Juni 2023 20:16

@RMH
Was Dugin ausstrahlt, mag als Relevanz oder satanische Verstricktheit erscheinen. Vielleicht ist das eine ohne das andere in unserer Zeit auch gar nicht zu haben. Aber Dugin hat sich seine Position jahrzehntelang erarbeitet - und Bedeutung wird ihm nun wirklich nicht erst seit dem Attentat zugeschrieben.
Da ja auch Reiche und Staaten schon als "(Räuber-)Banden" definiert wurden, möchte ich empfehlen, den hintergründigen Blick, den Sie zuletzt in Sachen "Auxilartruppen" zur Anwendung brachten, auch dem "Streitfall" Ukraine zu widmen. Welche ideologischen Töne und Propagandablasen aufgerufen wurden und werden, ist häufig ganz irrelevant. Es ist bei Staaten nicht anders als bei Menschen - die eigentlichen Motive/Antriebe werden gern vernebelt; das, was als primär genannt wird, ist in aller Regel gerade nicht das, worum es geht. Und häufig ist den Akteuren selbst unklar, welchen Zielen sie letztlich dienen, selbst wenn sie manchmal Fäden an sich ziehen spüren.
Schon den Griechen war klar, daß wir alle "Faktoren" sind, mit denen die Götter rechnen, obwohl ihren mehr oder weniger "unbewußten" und "einseitig" informierten "Hilfstruppen" im allgemein jedes höhere Verständnis für die Bedeutung der geschlagenen Schlachten und gebrachten Opfer fehlt.
Wie ich schon in einer Anmerkung zum wertvollen Pfingstzweiteiler Kubitscheks anmahnte - Bhagavad Gita lesen: Wer Handeln im Nichthandeln erkennt und Nichthandeln im Handeln, der ist weise unter den Menschen.

Rheinlaender

4. Juni 2023 20:35

@Sommerfeld
Geopolitisches Denken sollte Vorstellungen bzgl. des Vorhandenseins nationaler Missionen etc. natürlich berücksichtigen, aber wo es solche selbst formuliert, hört es auf, Analysemethode zu sein, und wird zur Ideologie, die dem Willen zur Macht das Mäntelchen der Moral umhängt. Die von Dugin gezeigte Verbindung von religiösem Manichäismus bzw. moralischer Aufladung außenpolitischer Ziele mit der Forderung nach militärischen Angriffen auf andere Staaten kannte man bislang vor allem bestimmten Strömungen in den USA ("Evil Empire" etc.) Sie hat weder den USA noch dem Rest der Welt gut getan, und die russische Version wird es auch nicht. Sie ist vor allem aber unehrlich, denn nichts von dem, was Dugin hier schreibt, hat bei der Entscheidung zum Angriff auf die Ukraine irgendeine Rolle gespielt. Ich vermute, dass er jetzt einfach die Chance dafür sieht, seine Vorstellungen dem russischen Staat, der sich in eine Sackgasse manövriert hat, als neues Narrativ anzubieten. 

FraAimerich

4. Juni 2023 20:52

@Sommerfeld
Schön, daß Sie wieder mal so ein "Faß" hier aufmachen.
Daß Laurenz Ihnen persönlich oder Schnellroda "Satanismus" zum Vorwurf machen wollte, glaube ich nicht, zumal er heute doch - für seine Verhältnisse - auffallend sanft ins Thema eingestiegen ist. Er wollte "uns" sicher nur mal wieder die Quelle versalzen - und einigen an der "Identität" rühren. 
Dabei geht er zeitgeistiger Propaganda rund um den historischen Konflikt zwischen Juden- und Heidenchristen auf den Leim , die die letzten vorhandenen Erinnerungen an die ursprüngliche "Synagoge Satans" umzudeuten bemüht ist.
 

Kommentar Sommerfeld: Na gut, dann schalt ich noch einen Laurenzkommentar frei (der ist dann etwas weiter oben im Faden zu finden mit dem Zeitstempel des Absetzmoments), damit sichtbar wird, worum es ihm anscheinend geht. Ich verstehe diesen tiefsitzenden Christenhaß immer weniger ... Ich persönlich habe keinen Heidenhaß, sondern sehe alle Beteiligten als Sünder an (dies auch ad Laurenz zum "Verantwortungübernehmen").

MARCEL

4. Juni 2023 21:53

Mit Verlaub: Was dem einen sein Dugin, ist dem anderen sein Barkhoff.
Wir enthalten uns also jeder tagesaktuellen Meinung bzw. Positionierung aus Sorge, dem biblischen Widersacher auf den Leim zu gehen? 
Mir widerstrebt dieser abstinent-mystische Aufdeckungsdrang des Duginschen Aufdeckungsdrangs (ohne deshalb slawophil zu sein)...
Mit allem Respekt: Nicht allle innerhalb der NR haben eine "Kartäuser-Berufung" 
Wie schrieb doch Frank Lisson in seinem Tal der scheuen Wölfe sinngemäß, irgendwann verliert heutzutage jeder den Verstand.

RMH

4. Juni 2023 21:54

"Dabei geht er zeitgeistiger Propaganda rund um den historischen Konflikt zwischen Juden- und Heidenchristen auf den Leim ,"
Nicht nur das. Die Hauptkampflinie lief nicht zwischen Judenchristen und Heidenchristen sondern zwischen Christen und Gnosis sowie anderen antiken Mysterienkulten, wobei ein Teil der Gnosis dann rasch auch auf den Christus Welle geritten ist. Dugin scheint seinen Katechon aus der spezifischen Tradition der Orthodoxen Kirche zu haben (evtl. hat er auch ein bisschen Schmitt gelesen). Die gesamten biblischen Bezüge in der Staats- und Weltpolitischen Betrachtung sind für uns Europäer nichts neues. Hobbes entnahm sein auf den Staat bezogenes Bild des Leviathans aus dem Buch Hiob. Dort ist es das "Landmonster" Behemoth und das "Seemonster" Leviathan (siehe Land und See bei Dugin, der Angelsachse Hobbes entschied sich für das Tier aus der See), wobei bei Hobbes Behemoth wohl den Bürgerkrieg darstellen soll, den der starke Leviathan (der König über alle stolzen Tiere), dessen Herz so hart wie Stein ist, dann dauerhaft beenden kann. Kein Wunder, dass der Pfarrerssohn Nietzsche dann im Zarathustra vom Staat als dem kältesten aller kalten Ungeheuer sprach.

FraAimerich

4. Juni 2023 21:57

@Sommerfeld
Vielleicht bin ich an dieser Stelle zu unsensibel, aber dieser weitere Laurenz-Kommentar stützt meinen Eindruck, daß es im Kern nicht um den (im Grunde lächerlichen) Vorwurf des "Satanismus" ging, sondern um eine "erzieherische Konfrontation" mit dem vermeintlichen Faktum, daß der "spinnerte" Verfasser der Johannes-Apokalypse die "Heidenchristen" mit der "Synagoge Satans" gleichgesetzt habe, was "wir" gefälligst einzusehen hätten und woraus "wir" Konsequenzen ziehen sollten. Die im Stile der Antifa-Pädagogik aufgerufene Erinnerung an historische und sonstige Verbechen darf da nicht fehlen.
Das alles vorgebracht wie stets in unnötig schroffem Ton - von einem, der offenbar meint, das Heil unseres Volkes hinge davon ab, daß es sich endlich vom Christentum (und seinen Quellen) lossagen möge. Als wäre dies nicht großteils längst und unter den traurigsten Begleitumständen geschehen.

Le Chasseur

4. Juni 2023 22:38

@Artabanus
"Es ist auffällig, dass sich die Kritik Dugins (wie auch Putins) am Westen im Wesentlichen auf die LGBT Propaganda konzentriert, die ja tatsächlich etwas satanistisches hat, jedoch die viel wichtigeren Aspekte des neuen Totalitarismus ausklammert, da die Russische Regierung diese selbst ebenfalls implementiert."
Mal angenommen, wir hätten in Deutschland eine Regierung, die mit totalitären Mitteln eine Politik verfolgt, die sich an konservativen Grundsätzen orientiert und den Interessen des deutschen Volkes dient - würden Sie diese Regierung dann für ihren Totalitarismus kritisieren?

zeitschnur

4. Juni 2023 23:20

Dugin arbeitet an dieser apokalyptischen Vision für das russische Volk seit Jahrzehnten. Wer nur ein kleines bisschen von ferne verfolgt hat, was das russische Volk seit spätestens 1917 erlebt hat, der müsste nachempfinden können, dass aus der Sicht eines nicht rein oberflächlichen, plumpen und gefräßigen Russen, den sich der dumpfe Westler wie sich selbst vorstellt, diese Erlebnisse verarbeitet und gedeutet und mit einem Sinn und einer Hoffnung versehen werden wollen - eine Arbeit, zu der die Deutschen in ihrem Gärtchen offenbar unfähig sind.
Für Putin, aber auch für Dugin und manche andere ist dieser Konflikt apokalyptisch. Sie sagen es doch immer wieder, und gerade Puin sieht hier den Verlauf eines geistigen Kampfes offenbar zwischen Licht und Finsternis. Ob er deswegen mit Dugin in den Rahmensetzungen der apokalyptischen Deutungen übereinstimmt, muss dabei gar nicht sein.
Übrigens bereitet aber auch der "kollektive" Westen seine Kriegshetze durchaus geradezu hysterisch-endzeitlich auf, als wäre "Putin" als Synonym für eine Art Riesendämon der Leibhaftige persönlich, allerdings ohne Spiritualität und erheblich dumpfer, um es nicht peinlich zu nennen. Religiös überbläht aber allemal. Wir hatten das in Ansätzen bei Saddam und Gadaffi und dann Assad, aber diesmal wird die Trommel wirklich so gewaltig gerührt, dass alleine das schon nahelegt, dass es um mehr geht, als es scheint.

Gracchus

4. Juni 2023 23:49

Ich bin solchen Deutungen, wie Sie Dugin vornimmt, offen gegenüber, anderenfalls erschließt sich mir die Wirklichkeit überhaupt nicht. Es bleibt zu viel oder Entscheidendes aussen vor. Die rationale, rein immanente Analyse, die allein auf wirtschaftliche und politische Interessen - ein Begriff, der wohl stark von der angelsächsischen Philosophie geprägt ist - abstellt, ist in meinen Augen ungenügend. Tatsächlich sehe ich Menschen (und Gesellschaft) gewissermaßen als Kampfplatz natürlicher, engelhafter oder dämonischer Kräfte, ohne dass ihm dies bewusst wäre oder er souverän wäre, welchen Kräften er folgt. Dass sich der Westen antichristlichem Einfluss geöffnet hat,hat starke Evidenz. Der Anti-Christ ist sozusagen der Teufel im Gewand der Ethik. Den Rest von Dugins Zuordnung sehe ich kritisch. Was die Rolle Russlands angeht, scheint bei Dugin zu viel Wunsch im Spiel. Wie CS schreibt, kommt da keine Saite zum Klingen.

Franz Bettinger

5. Juni 2023 01:58

@Gustav: Zustimmung, leider zu allen ihren Punkten. Leider? Weil es uns hoffnungslos zurücklässt. - Die westlichen und östlichen Clans - US, UDSSR, China - waren sich nicht erst seit Corona im Narrativ einig, sondern schon früher: Shoa, A-Bomben, Raumfahrt, Viren; sogar die Bush-Version von 9/11 wurde weder von Russland noch China infrage gestellt. Einzige im Westen beschwiegene Differenz: Die fossile Genese von Erdöl und Erdgas wird von den Russen belächelt und durch eine (viel wahrscheinlichere) abiotische Entstehung ersetzt. Damit stehen quasi unendliche Energie-Reserven zur Verfügung. Passt halt nicht ins Angst-Theater und Geschäftsmodel der Rest-Welt. 

brueckenbauer

5. Juni 2023 05:49

Ich finde es ein bisschen schade, dass Dugin und Frau Sommerfeld sich darauf versteifen, das Leben als einen großen Ausscheidungswettkampf zu betrachten - zwischen Landmacht und Seemacht oder Tradition und "Fortschritt" oder metaphysischen Wesenheiten oder was auch immer  - während doch das alles eigentlich ganz gemütlich nebeneinander existieren könnte, wenn die Menschen es nur wollten. Spielt man damit nicht eigentlich der antilberalen Linken in die Hände? Und wäre die Idee eines friedlichen Nebeneinanders nicht viel subversiver?

A. Kovacs

5. Juni 2023 06:45

Zum "Dajjal" möchte ich auf die klare reformierte Analyse John MacArthurs hinweisen: https://youtu.be/2sci_WFp8ec. Machen wir uns nichts vor.Unvergessen: 1990 war das erste Symbol des "Freien Westens" in Ungarn die billige Pappfigur von Ronald MacDonald auf dem Oktogon in Budapest. Was Dugins These angeht, schien mir deshalb die Sache seit Februar 2022 (und schon seit dem Euromaidan) einfach beantwortbar: Was passiert denn mit der Ukraine, wenn der Westen gewinnt? Sie wird konsumistisch bestochen und zum Selbsthass und Atheismus umerzogen, sie wird von LGBTQ+, Homo-"Ehe", CSDs, frühkindlicher Sexualisierung, Cancel Culture, PC, Wokeness usw. durchsetzt, ja, geradezu überwältigt werden. Davon abgesehen, wird sie als NATO-Mitglied amerikanischer Vasallenstaat wie Deutschland. Wer nicht will, dass das mit der Ukraine passiert, kann sich nur einen Ausgang des Krieges wünschen. Was Dugin als "Beginn des eschatologischen Kampfes zwischen der heiligen Tradition und der modernen Welt, der gerade in der Form der liberalen Ideologie und der globalistischen Politik seinen finstersten, giftigsten und radikalsten Ausdruck erreicht hat" bezeichnet, ist durch die obige schlichte Überlegung getroffen. 

Franz Bettinger

5. Juni 2023 08:08

@Lau: Alles klug vorgetragen, aber wozu in dieser Zeit, der Zeit des Teufels? Haben wir keine größeren Gegner als die Christen? Mein Kritikansatz an denen wäre ohnehin ein anderer, nämlich: die unsägliche, selbstzerstörerische Feindesliebe. Aber sei’s drum. Der Bär ist los, die Kuh steht auf dem Eis, und wir quatschen über Nebensächlichkeiten. 

Waldgaenger aus Schwaben

5. Juni 2023 09:56

Die Geschichte als immerwährender Kampf zwischen den Mächten des Bösen und des Guten. Enden wird sie mit einer letzten Schlacht, die unmittelbar bevorsteht oder schon begonnen hat. Die uralte Melodie immer wieder mit anderem Text gesungen.
Das Verhängnisvolle dieser Erzählung ist, dass der Kampf immer total sein muss. Es kann keine Verständigung mit dem Feind geben, nur Sieg oder Tod. Und es ist alles erlaubt im letzten Krieg, im letzten Gefecht gilt kein Kriegsrecht mehr. Mit dem erwähnten Mt 25, 13 wird der Erzählung der Giftzahn gezogen. Gut dass die Autorin am Ende den Schwenk dahin nimmt. Der These *), dass die Erzählung vom letzten Gefecht als Analysewerkzeug taugt, kann ich nicht zustimmen. Dugin ist nichts anderes als ein weiterer Endzeitprediger, von denen die Welt schon genung gesehen hat.
Ich hoffe, dass die russische Eliten einfache Verbrecher sind, die irgendwann einsehen, dass ihr Coup gescheitert ist und schauen wie sie möglichst billig aus der Sache rauskommen, und keine Fanatiker, die sich im Endkampf wähnen. Letztere würden nicht  zögern die Atombombe einzusetzen.
 
*) Ich beziehe mich auf:
Wir können dann nämlich mit Dugin als Theoretiker auf das Niveau klettern, die Dinge geopolitisch, zivilisationsanalytisch, weltgeschichtlich, makroökonomisch und, ja, auch eschatologisch zu beobachten.

Adler und Drache

5. Juni 2023 10:10

Ein paar "Eindrücke", die ich aus Lektüre, Gesprächen etc. gewonnen und ansatzweise auf Belastbarkeit überprüft habe: 
-Russland ist nicht geistiger, seelischer oder sonstwas: Es ist genauso platt materialistisch und konsumistisch wie der Westen, wenn nicht noch schlimmer.
-Die orthodoxe Kirche Russlands ist Staatskirche.  
-Der Krieg wird nicht aus höheren Gründen geführt, sondern um des schnöden Gewinns willen, alles darüber hinaus ist heiße Luft. Das für die USA/NATO zu Gewinnende liegt dabei nicht in der Ukraine, sondern in der Arktis, wo Russland (bislang) die Nase unaufholbar vorn hat. 
-Sollten historische Relikte motivierend wirksam sein, dann wohl kaum der Unterschied zwischen Land- und Seemacht, sondern der zwischen Orient und Okzident. Instruktiv dazu: Jüngers "Gordischer Knoten".
-Der Wunsch nach Überwindung der entfesselten westlichen Moderne sollte nicht dazu verführen, das Spiel um metaphysische Aufladung des Kriegs mitzuspielen.   
-Frage: Was erwartet man von Russland, und wieso ausgerechnet von Russland?
 

Le Chasseur

5. Juni 2023 10:23

@Franz Bettinger"Die westlichen und östlichen Clans - US, UDSSR, China - waren sich nicht erst seit Corona im Narrativ einig, sondern schon früher: Shoa, A-Bomben, Raumfahrt, Viren; sogar die Bush-Version von 9/11 wurde weder von Russland noch China infrage gestellt."
Im vergangenen Jahr veröffentlichte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lijian Zhao, einen Tweet, in dem er nach Meinung einiger Beobachter andeutete, die Anschläge vom 11.09.2001 seien ein "inside job" der Amis gewesen:
https://twitter.com/zlj517/status/1559530185686675457
https://www.voltairenet.org/article217807.html
https://www.washingtonexaminer.com/policy/foreign/prominent-chinese-diplomat-suggest-united-states-9-11-attacks
 

Heinrich Loewe

5. Juni 2023 11:26

Ich bin hier 100% bei Frau Sommerfeld; und ich schätze Dugins Beschreibungen und spirituelle Grundlegungen sehr. Die sezession zur Geopolitik, McKinder usw. war für mich auch die Beste des letzten Jahres. Hier ergibt sich das vielgerühmte "Große Bild".

Valjean72

5. Juni 2023 11:36

@Laurenz:
"Es waren die Briten, die gleich Rom, spätestens mit der II. Reichsgründung & damit dem Verlust der ökonomischen Hegemonie, gleich Rom, einen absoluten Vernichtungswillen etablierten"
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Wichtiger Hinweis.
 
"264 v. Chr. brach Rom das Abkommen und marschierte unter einem fadenscheinigen Vorwand in Sizilien ein, der Erste Punische Krieg, so die römische Bezeichnung, war zielgerichtet vom Zaun gebrochen ...
Rom vernichtete Stadt und Kultur so perfekt, dass es heute nur minimale schriftlichen Nachrichten aus Karthago selbst gibt. Und auch die Archäologie kann nur wenig aus den spärlichen Überresten der eingeebneten Stadt herausfiltern. Die Geschichte Karthagos in Wissenschaft und Schulbüchern ist die von den Siegern geschriebene Geschichte."
(Quelle: tagesspiegel.de; „Karthago: Eine Großmacht wird vernichtet“; 20.05.2010)
 
In den 1890er Jahren titelte eine englische Zeitung mehrfach und nicht von ungefähr: GERMANIA EST DELENDA / GERMANIAM ESSEM DELENDAM
 
 
 
     

Le Chasseur

5. Juni 2023 12:08

@Tarik"Man beachte die Entwicklungen, die Hosein antizipierte  - dass der dritte Weltkrieg in der Ukraine Gestalt nehmen wird, davon spricht er unentwegt seit dem Putsch 2014."
Naja, so schwer war das nicht zu antizipieren. Zbigniew Brzezinski, der ehemalige Sicherheitsberater von Jimmy Carter, hat die Pläne der USA 1997 in seinem Buch "The Grand Chessboard" ("Die einzige Weltmacht") quasi offen dargelegt:
https://www.tagesspiegel.de/politik/ohne-die-ukraine-ist-russland-keine-grossmacht-5419849.html

das kapital

5. Juni 2023 12:22

Dugin ist ja nun sehr speziell. Sollen und dürfen Kriege "religiös unterfüttert" werden. Sind Kriege christlich, gerecht und gerechtfertigt ? Eher nicht. In der Ukraine werden 2 europäische Völker, die jahrhundertelang christlich geprägt worden sind, gegeneinander gehetzt. Das ist kein gerechter Krieg. Dieser Krieg muss jetzt nicht verlängert, sondern beendet werden.Es ist nicht "Germania esse delendam" alleine, sondern "Europa esse delendam".Die Amis verfrühstücken ganz Europa, um selbst weiter zu herrschen und den wirtschaftlichen Abstieg zu verlangsamen. Dieser Abstieg ist aber unausweichlich, egal wieviele Waffen und wieviel Logistik an die Ukraine geliefert wird.Es ist nicht mein Krieg, und es ist nicht "unser" Krieg, verdammt noch mal. Weder auf russischer noch auf ukrainischer Seite. Dieser Dreck gehört einfach beendet und nicht religiös umgedeutet.>Als Europäer und als Christen sind wir den Russen genauso verpflichtet, wie den Ukrainer. Russen und Ukrainer sollen leben und überleben. Jeder Tag, an dem weiter rumgeballert wird, um "westliche Werte" oder "östliche Werte" zu verteidigen, ist ein verlorener Tag.Seid Euch sicher, weder Ukrainer noch Russen möchten rumballern und zerbombt oder zerschossen werden. Nein, sie möchte gut und unbedrängt leben.Christus ist nicht der Weg in den Schützengraben sondern der Weg raus aus den Schützengräben. Könnte irgendjemand das mal kapieren ?!

zeitschnur

5. Juni 2023 13:22

@ Adler und Drache
Sie machen es sich mE zu einfach. Was Sie auflisten, um zu beweisen, dass die Ursachen dieses Konfliktes "schnöd" sind und alles Spirituelle nur vorgeschoben, und die JohApk ist sowieso kein prohetisches Buch, ist mehr als dünn. Ich möchte wissen, woher Sie diese These nehmen und wie Sie sie nach Lektüre des besagten Buches begründen wollen. Immerhin ist der mehrfache Charakter des Buches, darunter der prophetische, aber nicht unter Auschluss, sondern als einer mehrerer, theologisch sattsam bekannt und umrissen. Dass "Weissagung" nicht immer Zukunft meint, sondern auch große Strukturen oder tiefe Gründe, die hervorgehoben werden, muss man dann sorgfältig untersuchen.
Gerade als Christ kann man kaum umhin, in allem Geschehen einen heilsgeschichtlich relevanten Vorgang zu erkennen. Er ist allerdings stets konkret, aber das verstehen Sie entweder nicht, oder Sie spalten es ab.
Die innerrussische, extrem staatskritische Auseinandersetzung mit dem Weg der orth. Kirche ist ja mehr als interessant, v.a. wenn man die Zuspitzungen unter den Altgläubigen seit Jahrhunderten betrachtet, denen sich Dugin mW zurechnet. Da insbesondere den priesterlosen Altgläubigen.
Auch die Zurufe der Gottesmutter von Fatima bzgl Russlands fangen etwas davon ein, wenn auch politisiert und spiegelverkehrt. Klar wird aber: Das IST definitiv ein geistiger Kampf, auch wenn manche es nicht sehen können oder wollen.

Oderint

5. Juni 2023 13:56

Wenn sie am Verlieren sind, werden sie spinnert. Das sollte uns doch bekannt vorkommen: Eine vermeintliche Großmacht, die sich in Erwartung eines schnellen Sieges und großer Beute in ein militärisches Abenteuer stürzt und dann, wenn sich das Ganze als Fiasko entpuppt plötzlich mystische Erklärungen für den eigenen (End)Kampf hervorkramt, um vom diplomatischen, geheimdienstlichen, militärischen Versagen abzulenken.
Russland und Zivilisation in einem Atemzug zu nennen, ist gewagt. Russland ist nicht Vertreter einer kontinentalen Zivilisation, sondern gar keiner, wie sie derzeit eindrücklich beweisen.
Warum jeder, der frei entscheiden kann, in den ach so bösen, dekadenten Westen geht und keiner nach Russland müsste auch erst erklärt werden.

Kommentar Sommerfeld: Da frag ich mal zurück, was "frei entscheiden" heißt. Und ob zu Ihrer freien Entscheidung gehört, die MSM-Narrative (und womöglich noch älteres Gammelzeug vom unzivilisierten Slawen?) zu schlucken?

RMH

5. Juni 2023 14:12

"Das IST definitiv ein geistiger Kampf, auch wenn manche es nicht sehen können oder wollen."
Der aber sehr materiell ausgefochten wird. Ich bleibe bei meiner These vom Eingang. Erst, seit es in die Verlängerung geht, erfolgt eine zunehmende ideologische Aufladung (die Ideologien waren von Anfang an da, keine Frage, aber man dachte, man kann das erst einmal hinten an stellen und konkrete Erfolge durch militärische Mittel erzielen).
Die Linien, die man daraus entnehmen kann, würden auch ohne Krieg bestehen und es würde viel mehr intellektuelle Lust bereiten, sie ohne Hintergrund eines Krieges zu diskutieren.
Insofern kann ich mich endlich einmal @kapital anschließen mit seinem Beitrag vom 5. Juni 2023 12:22. In der gesamten Apokalyptik ist immer auch ein kleines bisschen Hoffart dabei, durch Spökenkiekerei, Deuten der Zeichen, besondere Schlauheit etc. dem Göttlichen in die Pläne schauen zu können (dabei kündigte Jesus selber an, dass er überraschend (= nicht vorhersehbar) wiederkehrt, wie ein Dieb in der Nacht), statt konkret christlich zu wirken (im Sinne der Ausführungen von @kapital, siehe oben). Der Beitrag von @kapital wäre ein gutes Schlusswort gewesen.
 

Le Chasseur

5. Juni 2023 15:10

@Oderint"Wenn sie am Verlieren sind, werden sie spinnert. Das sollte uns doch bekannt vorkommen: Eine vermeintliche Großmacht, die sich in Erwartung eines schnellen Sieges und großer Beute in ein militärisches Abenteuer stürzt und dann, wenn sich das Ganze als Fiasko entpuppt plötzlich mystische Erklärungen für den eigenen (End)Kampf hervorkramt, um vom diplomatischen, geheimdienstlichen, militärischen Versagen abzulenken."
kek
Sie sollten weniger Bild-Zeitung anschauen. Die Amis und ihre erbärmlichen NATO-Vasallen bekommen auf die Fresse, und zwar hart.

FraAimerich

5. Juni 2023 15:19

Daß die Johannes-Apokalypse auch - vielleicht sogar vor allem - spirituell-mystisch zu lesen ist, ist natürlich richtig. Scott Hahn fiele mir da als Referenz allerdings nicht zuerst ein. Ich erinnere mich, wie enttäuscht ich (als nach apokalyptischen Offenbarungen hungriger Knabe) nach der Lektüre von James Morgan Pryse war. Die Öffnung der Siegel wird darin ja quasi "theosophisch" als Aktivierung der Chakren auf dem persönlichen Einweihungsweg interpretiert. 
Von den "Stufen der Seele" kündete schon Meister Eckhart. "Die Verwandlung des mikrokosmischen Menschen bis zu seiner Wiedergeburt nach Seele, Geist und Körper" lehrte Johann Georg Gichtel, von dem wohl die früheste Beschreibung der "Lotosräder" des menschlichen Körpers in deutscher Sprache stammt, die nicht ohne Wirkung blieb. 
Es ist aber vielleicht angebracht, einmal darauf hinzuweisen, daß die Johannes-Apokalypse nur durch den Verlauf der Diskussion hier bei einigen in den Mittelpunkt des Themas gerückt wurde. Weder für den Patriarchen Kirill noch für Dugin scheint der Seher von Patmos eine besondere Rolle zu spielen. Abgesehen davon betreiben beide natürlich auch "psychologische Kriegsführung", setzen also entsprechende Impulse gegen den "Großen Satan" USA. - Bei Imran Hosein und seinen Schülern stoßen sie damit sicher leichter auf Verständnis und Zustimmung als im Wirkungskreis westlicher Meisterdenker.

Götz Kubitschek

5. Juni 2023 15:25

badeschluß! und dank!

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