Wir nahmen nicht an der Parade teil, waren aber recht lustig im Stil unseres subkulturellen Stammes angezogen.
Die Veranstaltung war damals noch ein Novum in Wien, und ich war schlicht und einfach neugierig. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich dem Ganzen auch nur die geringste ideologische oder politische Bedeutung beigemessen hätte, weder eine positive noch eine negative.
Was da am Ring zu Technomucke vorbeizog und Party feierte, von Lederkerlen über Fetischisten aller Art bis zu Drag Queens, exhibitionistischen Athleten mit durchtrainierten Körpern und Kampflesben, war teils amüsant, teils abstoßend, teils ermüdend. Das war es aber auch schon.
Es lief für mich unter “special interest”, als Nische, die einen legitimen Platz in der Gesellschaft hatte, egal, was man nun persönlich darüber dachte. Viel mehr als ein hedonistischer Lebensstil im Zeichen von abweichender Sexualität schien aber nicht dahinter zu sein, gerade wenn man sich die Eigendarstellung der Klientel auf den Paraden ansah.
26 Jahre später wird immer noch Party gefeiert, inzwischen jedoch im Zeichen einer enormen politischen und moralischen Aufladung. Was früher Nische war, hat nun die gesamte Gesellschaft besetzt und will sich als unhinterfragbarer, für alle verbindlicher Wert geltend machen. An der Spitze der Regenbogenpyramide steht heute die Transgender-Agenda als der letzte Schrei (wobei zunehmend Kinder als zu indoktrinierende Zielscheiben ins Visier genommen werden).
Zum Hedonismus und Pathos des Emanzipatorischen und “Toleranten” kommen nun transhumanistische und in einem gewissen Sinne gnostische Züge hinzu (die Idee vom wahren Selbst im “falschen” Körper, das befreit werden muß, um Lebensglück zu erlangen).
Der Regenbogen fordert nicht bloß “Toleranz” für Abweichungen von der sexuellen Norm, sondern trachtet danach, das Konzept “Heterosexualität” überhaupt aufzulösen, bis hin zur kompletten Leugnung biologischer Tatsachen. Diese Ideologie hat nicht nur die Stadt Wien erorbert, sondern praktisch die gesamte westliche Welt.
Heute weht die “Pride”-Fahne am Weißen Haus, und wurde somit den “Stars and Stripes” mindestens als gleichwertig an die Seite gestellt. Sie ist eine Art imperiales Hoheitszeichen geworden, und überall, wo sie zu sehen ist, herrscht das Imperium.
Die Ausbreitung des Regenbogens erfolgt mittlerweile von “oben”. Die einschlägigen Subkulturen, aus denen sie entstammt und die immer noch den Nimbus des “Rebellischen” oder “Widerständigen” haben, sind heute Filialen des Imperiums, Diener und Nutznießer der globalistischen Macht.
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Auf dem Weg zum Ring betritt eine Gruppe von Schwulen, alle um die dreißig Jahre alt, die überfüllte Straßenbahn. Nicht besonders “schrill” gekleidet, haben sie sich durch auf Arme und Gesicht gemalte Regenbogen erkenntlich gemacht, sowie durch Details und Accessoires mit Signalwirkung: Lackstiefel bei dem einen, Lippenstift und etwas Wimperntusche bei dem anderen, eine mit Glitzersteinen bedeckte rosa Handtasche bei dem dritten. Ihre Gespräche drehen sich ausschließlich um Anzüglichkeiten, besonders gern benutzen sie das Wort “cute”.
Ins Auge sticht die vollkommene Durchschnittlichkeit und Profillosigkeit der Gesichter, verbunden mit einem Hauch von Eitelkeit. Ihre Seichtigkeit sieht man ihnen an, noch bevor sie den Mund aufmachen. Ohne die schwulen Signalsetzungen hätten sie keinerlei markante Eigenschaften. Sie sind in der Tat “Normalos” wie jeder andere auch, mit dem Unterschied, daß sie sich nun aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung zu einer Art sozialem Adel zählen dürfen.
Aber worauf genau ist man eigentlich “stolz”, wenn man schwul ist? Der amerikanische Komiker Norm MacDonald hat dazu einmal einen treffenden Witz gemacht, den ich hier nicht wiedergeben kann.
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Die häufigste Gruppe, die man zur Regenbogenparade strömen sieht, sind übrigens junge Frauen, etliche davon betont “bunt” und “sexy” aufgetakelt. Ich gehe mal davon aus, daß das nicht alles Lesben sind. Generell scheint es so, daß der Regenbogenkult in hohem Maße von der Zustimmung von Frauen, insbesondere junger Frauen getragen wird, die hier einen zum Teil religiösen Eifer an den Tag legen.
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Aus einem aktuellen Substack-Artikel von Millennial Woes über die nicht-rechten “Genderkritiker”, also jene Linken und Liberalen, die von den jüngsten progressiven Trends überrollt wurden und sich nun selbst ins “reaktionäre” Eck gestellt sehen, weil sie noch an so altmodischen Dingen wie der “Geschlechterbinarität” oder der biologischen Existenz von Männern und Frauen festhalten:
Trans-Pronomen und die gesetzliche Verpflichtung, sie zu benutzen, ergeben sich notwendig aus der Logik des Progressivismus. Wenn man wirklich an den Progressivismus glaubt, bleibt einem nichts anderes übrig, als einen Mann in einem Kleid als Frau zu bezeichnen, ob es einem nun gefällt oder nicht.
Ich habe den Eindruck, daß viele (einst stolze und lautstarke) Progressive ehrlich verblüfft waren, als dieses Memo von oben kam. Sie dachten, es genüge, Unterschiede zu “feiern” und Transen nicht zu hassen; sie begriffen nicht, daß man von ihnen verlangte, tatsächlich zu glauben, daß der Mann im Kleid eine Frau ist! Genau das wird aber gefordert, und die Logik dahinter ist unausweichlich. Zu sagen: “Ich bin nicht transphob, ich will nur nicht diese dämlichen Pronomen verwenden” ist so, als würde jemand in den 1980er Jahren sagen: “Ich bin kein Rassist, ich will sie einfach nur Neger nennen”. (…)
Der vernünftige Mittelweg, an den die Genderkritiker appellieren, bezieht sich auf jenen unvermeidlich flüchtigen magischen Moment der Übergangszeit, in der ein Paradigma die Zügel an seinen Rivalen übergibt. Diese Übergangsphase (die 1990er Jahre) ist schon lange her, und der Zug, in dem wir sitzen, hat keine Bremsen, weshalb die Genderkritiker weniger überrascht sein sollten, als sie es tatsächlich sind.
Andererseits war selbst ich von der zweiten Entwicklung überrascht, die die Genderkritiker hervorbrachte. Befürwortung von Hormonbehandlungen, Pubertätsblockern und sogar chirurgischen Eingriffen – für Kinder? Das ist purer Wahnsinn, dem im Jahr 2010 praktisch niemand zugestimmt hätte.
Es ist offensichtlich, daß die Behauptungen der “genderaffirmativen Behandlung” nicht wahr sein können: Man kann nicht einfach sehr komplexe natürliche Prozesse “anhalten” und später wieder “weiterlaufen” lassen, ohne daß dies schwerwiegende Folgen hat.
Es ist auch offensichtlich, daß ein Kind alle möglichen Ideen über seine Identität hat, darüber, was es ist, was es mag, usw., und es ist eine der Hauptaufgaben der Erwachsenen in seiner Umgebung, seine Äußerungen nicht allzu ernst zu nehmen.
Es ist auch offensichtlich, daß die Spezies Mensch bislang ganz gut ohne diesen ganzen Unsinn, diese Gehirnwäsche und Perversität ausgekommen ist. Ich kann mich an das Jahr 2009 erinnern. Man muß kein Haßprediger oder Faschist sein, um sich daran zu erinnern, daß niemand von uns damals viel, wenn überhaupt etwas, über Transgenderismus wußte. Der Gedanke, dies Kindern aufzuzwingen, wäre unseren Großeltern, unseren Eltern und uns selbst noch vor zehn Jahren ungeheuerlich erschienen.
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Unterwegs in einer niederösterreichischen Stadt, beschloß ich, meinem alten Gymnasium, an dem in den neunziger Jahren maturiert habe, einen spontanen Besuch abzustatten. Seine Topographie hat sich tief in mein Unbewußtes eingesenkt, und ab und zu habe ich immer noch Träume, in denen ich in den Gängen, auf den Treppen und in den Klassenzimmern und Sälen des Gebäudes herumirre.
Schon von ferne erblickte ich eine etwa vier Meter lange Regenbogenfahne im Hochformat, die neben dem Haupteingang gehißt worden war. Über diesem hing ein Transparent mit der Aufschrift “Love is Love”. Innen sah alles beinahe genau so aus, wie ich es in Erinnerung behalten hatte. Die Wände waren allerdings mit Propaganda gepflastert, größtenteils bezogen auf den “Pride Month”.
Spruchbänder mit Slogans wie “Love has no gender” oder “Love has no race”. Eine Vitrine vor der Bibliothek mit ausgesuchter Jugendliteratur zu Trans‑, Queer- und LGBT-Themen. Infoplakate, die darüber aufklärten, was hier überhaupt gefeiert wird und warum. Handgeschriebene Heiligenlegenden von amerikanischen Progressiven aus der zweiten und dritten Garnitur (ein einziger Name war mir bekannt), offenbar im Englisch-Unterricht angefertigt. Sämtliche Texte und Verlautbarungen mit Gendersternchen. Werbung für eine mit regenbogenfarbenen Herzchen geschmückte Initiative von “Lehrer*innen und Schüler*innen”, mit dem Zweck “Diskriminierung jeglicher Art” zu bekämpfen und “unsere Gesellschaft bunter, toleranter und friedlicher” zu machen.
Eine derart krasse Ideologisierung hatte es in den neunziger Jahren nicht einmal ansatzweise gegegeben, obwohl sich stellenweise schon die Würmer und Wühlmäuse gezeigt hatten. Heute machte die Schule den Eindruck, als wäre es ihre primäre Aufgabe, eine Erziehungsanstalt für “Diversität” zu sein. Die Vermittlung von “Werten” wird offenbar als wichtiger erachtet als die Vermittlung von Wissen und Bildung und der Fähigkeit, nüchtern zu denken und zu urteilen.
Auffällig war auch der Verfall des geistigen Niveaus, meßbar am Kitschigen, Klebrigen, Infantilen und Regressiven der Parolen und ihrer Aufmachung. Unübersehbar ist auch der Konformitätsdruck, der durch die allgegenwärtigen moralischen Imperative erzeugt wird. Ebensowenig das Übermaß an “femininer” Sprache und Atmosphäre.
Diese Schule war einmal eine ehrbare Einrichtung, in der man eine gute Bildung erhalten konnte. Nun ist sie vollgestopft mit vergifteter Zuckerwatte, ein weiteres Beispiel, daß man den öffentlichen Institutionen kaum mehr guten Gewissens seine Kinder anvertrauen kann.
Ich könnte Bände über meine damaligen Erfahrungen und ihre Bedeutung für heute schreiben. In den neunziger Jahre war die Schule weitgehend weltanschaulich neutral, sieht man von den üblichen obligatorischen Zeitgeistfärbungen ab. Es gab linke, linksliberale, rechte, konservative Lehrer, unterschiedliche Temperamente und unvergeßliche Charaktere, die alle gleichermaßen respektiert waren. Wie mag das heute aussehen? Gibt es Lehrer, die es wagen, diese Instrumentalisierung der Schule zu kritisieren? Nehmen sie überhaupt das Problematische dieser Entwicklung noch wahr?
Für uns Schüler waren Homo- oder gar Transsexualität in keiner Weise ein Thema. Wir lebten mit völliger Selbstverständlichkeit in einer rein “heterosexuellen” Welt. Ich denke, wir hätten es als sehr peinlich empfunden, wenn sich die Schulleitung allzu sehr für unsere “sexuelle Identität” oder überhaupt für unsere “Sexualität” interessiert hätte. Es war auch eine Zeit, in der “Schwuchtel” unter Jungen noch als Schimpf- und Spottwort galt und weibisches Benehmen sozial sanktioniert oder gar verachtet wurde.
Wenn man damals in dieser Gegend beispielsweise in Grufti-Montur aufkreuzte (inklusive Kajalstrich unter den Augen), konnte man durchaus riskieren, von Provinz-Hooligans verprügelt zu werden. Physische Angriffe habe ich selbst zwar nicht erlebt, aber nicht selten entsprechende Beschimpfungen eingesteckt. Als in irgendeiner Weise “queer” habe ich mich aber nicht betrachtet. Der Ausdruck selbst war damals nur wenigen geläufig.
Heute wirbt die Schule offen für Homosexualität und Genderfluidität, und vermutlich ist auch der Prozentsatz der Schüler, die sich entsprechend “identifizieren” um einiges höher als damals (der Ausländeranteil ist, so weit ich sehen konnte, immer noch sehr gering), wobei die Ursachen dafür wohl eher sozialer als biologischer Natur sind.
Wie die Schüler selbst das alles aufnehmen, weiß ich nicht. Gibt es Widerspruch, Rebellion, Unbehagen, Beschämung? Oder auch Ekel, nicht nur vor dem Thema an sich, sondern auch vor der gouvernantenhaften Pädagogik und der zudringlichen und wenig subtilen Art der Herdenindoktrination? Haben manche das Gefühl, daß ihnen da ein Kult, eine Art Religion aufgestülpt wird, daß sie gehirngewaschen werden? Oder sind sie im Gegenteil voller Begeisterung dafür, daß ihre Schulleitung so tolle Dinge unterstützt? Sind sie wirklich mit dem Herzen dabei, oder traben sie einfach mit?
Und was sagen die Eltern? Ich vermute, daß selbst diejenigen, die einen “Pride Month” an der Schule nicht so toll finden, aus Angst vor sozialer Stigmatisierung schweigen. Die Regenbogenagenda tritt mit einem moralischen Absolutheitsanspruch auf, der sehr einschüchternd wirken kann. Denn wenn die Agenda das absolut Gute vertritt, wer möchte dann der Böse sein?
Zur Zeit meiner Matura hatte meine Entfremdung vom österreichischen Staat und seinen Institutionen zwar schon ansatzweise begonnen, ich war aber weit entfernt davon, sie für illegitim zu halten oder grundsätzlich zu verwerfen. Ich war zwar auf der Suche nach meiner “Nische”, wollte aber im Großen und Ganzen noch “dazugehören”.
Drei Jahrzehnte später ist die Entfremdung beinahe vollkommen, sie ist sogar in ein profundes Mißtrauen gegenüber den Institutionen umgeschlagen, in denen sich offen feindliche Kräfte eingenistet haben – in diesem Falle feindlich gegenüber der Intelligenz, der Bildung, der Kultur, der Bodenverhaftung, der Nüchternheit, des freien und sachlichen Denkens, der Sprache und einer vernünftigen Beziehung zwischen den Geschlechtern.
Manche, die mich damals gekannt haben, werden vielleicht sagen: Klar, schau dich an, wie weit hinaus du an den rechten Rand gerückt bist. Mir scheint allerdings (und meine alte Schule ist dafür ein schlagendes Beispiel), als hätten sich die Ansichten und Wertsetzungen der Gesellschaft, ihrer Manager und ihrer Institutionen viel weiter und viel extremer nach links bewegt, als ich mich seither nach rechts bewegt habe.
Ich verließ das Gebäude mit einem Gefühl der tiefen Beklemmung.
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Kronen-Zeitung, 23. 6., Kolumne “Harte Schule” der Lehrerin Susanne Wiesinger, Autorin des Buches Kulturkampf im Klassenzimmer, erschienen 2018. Darin hatte sie sich unter anderem darüber beschwert, daß an den Wiener Schulen “Sexualkunde und Unterricht über den Holocaust aufgrund muslimischer Schüler nicht möglich sei.” Sie ist also vorwiegend für “Islamkritik” auf “liberaler” Basis zuständig.
Anlaß für den Text mit dem Titel “Homophob” ist der angeblich vom Verfassungsschutz “vereitelte” islamistische Terroranschlag auf die Wiener Regenbogenparade. der in der österreichischen Presse reichlich Raum bekam. Besonders überzeugt bin ich für meinen Teil nicht, daß hier bereits etwas Substantielles geplant worden war:
Bei den Verdächtigen handelt es sich um einen 14-Jährigen, einen 17-Jährigen sowie einen 20-Jährigen mit österreichischen Staatsbürgerschaften. Sie sympathisierten online mit dem “Islamischen Staat” und teilten extremistische Inhalte. In diesem Zusammenhang gelangte die Regenbogenparade als potenzielles Ziel für einen Anschlag in den Fokus der Verdächtigen.
Im Zuge der Hausdursuchungen wurden in Zusammenarbeit mit den Landesämtern für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Niederösterreich und Wien sowie dem Einsatzkommando Cobra diverse Datenträger sowie Gegenstände, die nach österreichischem Waffengesetz verboten sind, sichergestellt. Hierbei handelt es sich um verbotene Waffen wie Schlagringe oder Hieb- und Stichwaffen und um Gasdruckwaffen. Die Auswertung der elektronischen Datenträger läuft derzeit.
Dies habe nun, so Wiesinger, “Wortgefechte” von “Experten” angestoßen, die sich wieder einmal darum streiten, “ob nun von Rechten oder Islamisten die größere Bedrohung ausgeht”:
Als langgediente Lehrerin habe ich so einige Erfahrungen mit beiden “homophoben Lagern” gemacht. Es ist bereits 20 Jahre her, dass der elfjährige “Urwiener” Markus: “Schaut, eine Schwuchtel!” durch einen U‑Bahn-Waggon brüllte. Die Lacher seiner Mitschüler, gleich welcher Religion und Herkunft, waren auf seiner Seite. Das hatte wiederum ein längeres Nachspiel – diesmal von meiner Seite.
Zwanzig Jahre, das ist nun schon eine geraume Zeit her, und wirklich krass wirkt der Vorfall nicht gerade, jedenfalls nicht auch nur annähernd auf der Stufe eines Terroranschlags. “Diskussionen mit Schülern, ob und weshalb Homosexualität erlaubt sei, gab es schon immer”, merkt Wiesinger an. “Was hat sich verändert?” fragt sie, und antwortet:
Der Einfluss zahlreicher “Prediger” auf sozialen Netzwerken wie in der realen Welt spielt eine immer größere Rolle, dies bereits bei Volksschülern. Als Lehrerin bin ich mit zahlreichen Skurrilitäten konfrontiert. Dass der Anblick einer Regenbogenfahne ein mehrmaliges Ausspucken erfordert, um den eigenen Geist und Körper “rein” zu halten, war selbst mir neu.
Der Hass auf schwule Männer geht bei vielen muslimischen Jugendlichen erschreckend tief. Wir täten gut daran, hier aufmerksamer zu sein und dies auf keinen Fall zu verharmlosen.
Es ist merkwürdig, daß Wiesinger mit keiner Silbe erwähnt, was sich am allermeisten und am deutlichsten in den letzten zwanzig Jahren verändert hat.
Eben das, was ich meiner alten Schule gesehen habe: Eine maßlose gesellschaftliche Aufwertung und Ausbreitung der Regenbogenagenda und ihre Verschiebung vom linken Rand in die Mitte des Overton-Fensters. Dabei geht es schon längst nicht mehr bloß um “Homosexualität”: Wir sind Zeugen einer fortschreitenden Normalisierung äußerst radikaler sexualpolitischer Ideen, was Folgen hat, die ohne Bremse zu eskalieren scheinen. Die “homophoben Lager” sind für Wiesinger ein Problem, der herrschende allgegenwärtige Homoextremismus offenbar nicht.
Die “Pride”-Fahne auf Schulen, Rathäusern, Kirchen, Altenheimen, Ämtern, Ampeln, öffentlichen Verkehrsmitteln und sogar Kindergärten ist das “neue Normal”, das auch Wiesinger als solches vorbehaltslos zu akzeptieren scheint. Widerspruch dagegen wird inzwischen als wahlweise rechter oder islamistischer “Extremismus” gewertet, und auch Wiesinger beteiligt sich an diesem Spiel, indem sie den zwanzig Jahre alten Vorfall mit Terrorabsichten und ähnlichem zumindest narrativisch verknüpft.
Die zweite große Veränderung seit den letzten zwanzig Jahren ist die Zunahme des muslimischen Bevölkerungsanteils durch beschleunigte Zuwanderung. Das ist der eigentliche, wesentliche Grund, warum sich die Botschaften der “Prediger” aus den sozialen Netzwerken nun auch im österreichischen Klassenzimmer bemerkbar machen. Hier sind sich zwei verschiedene linke Agenden in die Quere geraten.
Im Gegensatz zu Wiesinger finde ich es allerdings weitaus beunruhigender, daß die emotionalen Abwehrreaktionen auf der Seite der einheimischen Jugendlichen inzwischen so schwach geworden sind. Es ist bezeichnend, daß sie zwanzig Jahre zurückgehen muß, um eine entsprechende Anekdote zu finden. Ich rede hier nicht einem rüden Benehmen das Wort (der Schüler wurde von ihr zu Recht gescholten), aber die diesem Verhalten zugrundeliegenden Affekte der “Mitschüler gleich welcher Herkunft und Religion” sind für pubertierende Jungen völlig normal, wenn nicht sogar notwendig.
Die lesbische Kulturkritikerin Camille Paglia bemerkte hierzu:
Die Idee, es könnte eine Welt ohne Schwulenfeindlichkeit geben, kann ich nicht nachvollziehen, wenn ich die entflammbare Beschaffenheit der Männlichkeit betrachte. Männlichkeit und die Übergangsphase vom Jungen zum Mann sind etwas Gefährliches. Alle Proteste der Welt werden die Schwulenfeindlichkeit nicht verhindern, solange die schwulen Männer nicht verstehen, was deren Wurzel ist. Und zwar nicht einfach Homophobie, sondern die Natur der Männlichkeit selbst, und ihre Gefährdung in einer Welt, die von Frauen beherrscht wird. Es gibt reale und legitime Ursachen für die Angst, die viele Männer vor dem Ausdruck des Homosexuellen haben.
Das “mehrmalige Ausspucken” wirkt auf Wiesinger wie eine abergläubische Skurrilität. Offensichtlich dient diese Gepflogenheit vor allem der psychologischen Erleichterung, und dies aus Gründen, die man durchaus nachvollziehen kann.
Die Regenbogenpropaganda korrumpiert und deformiert nämlich tatsächlich den Körper und Geist von Kindern und Jugendlichen, insbesondere von männlichen, und dies mitunter auf sehr ernsthafte und folgenschwere Weise, was in manchen Fällen sogar zur körperlichen Verstümmelung führt. [Nachtrag 17. 7.: Den letzten Satz muß ich etwas revidieren, da statistisch gesehen vor allem Mädchen in den Sog der “rapid onset gender dysphoria” gezogen werden.]
Auch aus diesem Grund erscheint es mir ziemlich suspekt, wenn nun die österreichischen Medien versuchen, “Homophobie” mit islamistischem Terror und diesen wiederum mit der rechten Kritik an der Regenbogenagenda auf eine Stufe zu stellen. Es würde mich nicht wundern, wenn die Terrorgefahr vom Verfassungsschutz absichtlich übertrieben wurde, um einen entsprechenden medialen Propagandaeffekt zu erzielen.
Die Verdächtigen sind jedenfalls seit 24. 6. wieder auf freiem Fuß.
das kapital
"Zu meiner Zeit gab es sowas nicht!" ist rhetorisch wie inhaltlich ein Fehler. Es macht dich alt und es macht dich zum ewig gestrigen ///
ML: Ich bin ja auch schon alt. "Inhaltlich" ist es kein "Fehler", es ist schlichtweg eine Tatsache, die nicht dadurch verändert wird, dass es zuvor bereits vergleichbare Zeiten der Ideologisierung gab. "Ewig gestrig" ist ein müdes linkes Klischee, das ich nicht akzeptiere, und das auch "du" vermeiden solltest.
Selbstverständlich sahen Schulen im Dritten Reich und bei der SED genauso aus, wie die heutigen. Da wurde Ideologie verbreitet ohne Ende. Heraus zum revolutionären ersten Mai. Hakenkreuzflaggen, Führerbilder , Reichsparteitagsplakate, alles vorhanden. /// Wenn ein Mann einen Mann liebt, dann soll er ihn lieben, wenn er ihn liebt. Andre Heller. Nur : wer nur noch auf Schwule stolz ist, und nicht auf die ahem "Normalen" , der lässt 92 Prozent der Bevölkerung ungeliebt und missachtet zurück. Analverkehr trägt wenig zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft bei. Da kommen keine Kinder bei raus, so oft ihr es auch probiert. Die queere Bewegung will zwar alle Freiheiten einfordern und teils die zukunftsfähige Gesellschaft in eine nicht mehr zukunftsfähige transformieren. Aber sie trägt die Lasten nicht. /// Die Jugend macht den Schmarrn mit. Das ist ein Rückschritt. Den Abiturjahrgängen 1990 Ost wie Westdeutschland hätte sowas niemand andienen können. Da war die weitgehend binäre Welt der Mehrheitsgesellschaft noch in Ordnung. /// Neutralitätsgebot in der Schule ? Es war einmal. Heute wird Stolz auf den Analverkehr gepredigt. Ist doch das Edelmütigste, was du so tun kannst. Was wäre moralisch hochwertiger ? Gott ist ja schließlich auch schwul (queer) und liebt die Sonderbehandlung. Wer keinen Analverkehr hatte, ist gar kein anständiger Christ (EKD 2023).