Damals war die Lage schlecht. AfD und FPÖ stagnierten, stritten und distanzierten sich am laufenden Band. 3 Jahre später faßte ich diese Gedanken systematisch in „Regime Change von Rechts” zusammen. Mittlerweile hat sich die Lage überall zum Besseren gewendet. Meuthen ist in der AfD nur noch eine ferne Erinnerung, und Herbert Kickl sitzt in der FPÖ fest im Sattel. Die rechten Parteien sind bereiter denn je, sich vom Vorfeld inspirieren zu lassen.
Auch die patriotische Gegenöffentlichkeit war nie besser aufgestellt. Die Sorge über die pseudorechten Reichelt und Co erwies sich bislang als überzogen. Zwar wurde er nicht zum „deutschen Tucker Carlson“, sondern eher zum „deutschen Ben Shapiro“, doch effektiv hat seine Medienarbeit den Aufstieg der AfD und die Ausbreitung des rechten Lagers nicht eingebremst.
Auch die rechte Theoriebildung gedeiht – und sie wächst nicht nur in die Tiefe der thematischen Spezialisierung. Deutlich zeigt sich bei der Verbreitung rechter und nationalkonservativer Erkenntnisse in ehemals liberal-islamkritische Milieus ein weltanschaulicher Bodengewinn.
Woche für Woche setzt eine kreative Schwarmintelligenz auf „X“ (vormals Twitter) die linken „Wahrheitssysteme“ schachmatt. Sie ist ein Emergenzphänomen der neuen, “tiktokpatriotischen” Jugend, welche die Steifheit von „Reconquista Germanica“ und das Nischendenken von „Rechtstwitter“ hinter sich gelassen hat.
Angriffslustig, ironisch bis zur Selbstauflösung und mit wohlwollender Duldung durch den obersten „Memelord“ Elon Musk treibt sie Linke Aktion für Aktion zur Verzweiflung. Götz Kubitschek hat recht, wenn er schreibt, daß unser „metapolitischer Weizen blühe“.
Man könnte meinen, es herrschten auch Idealbedingungen für den rechten Aktivismus. Doch bis vor einiger Zeit hinkte die Identitäre Bewegung als aktionistische Avantgarde dieser Entwicklung hinterher. Teilte man das Schicksal so mancher Vorhut, wonach die Wirkung der eigenen Begriffe (“Remigration”, “Bevölkerungsaustausch”), erst nach dem eigenen Ableben einsetzt? Wurde der metapolitische Erfolg gar mit dem Opfer der eigenen Existenz erkauft? Ein Twitterfaden zieht ein Fazit und legt nahe, daß die „Junge Alternative“ teilweise die Stafette des offenen Aktivismus übernommen hat.
Tatsächlich erinnert die Demo vom 28.10. stark an vergleichbare identitäre Kundgebungen, was nicht nur am „Remigrationsbanner“ liegt.
Im Artikel “Zurück zur Maske” erklärte ich, warum Identitäre in Deutschland ab 2020 weitgehend dezentral und hinterm Schlauchschal agieren. Diese (notwendige) Phase könnte nun abgeschlossen sein.
Begleitend zur JA-Demo erregte eine bislang einzigartige Besetzungsaktion Aufsehen.
Am Nachmittag desselben Tages hält ein Pritschenwagen mit quietschenden Reifen vor einer geplanten Asylunterkunft in Dresden. Rund 20 Aktivisten überwinden mit Leichtigkeit eine Mauer, einen Zaun und besetzen das Dach des Gebäudes. Auf ihrem Banner steht dieselbe Parole: „Remigration“.
Zwei junge Patrioten bleiben auf dem Dach. Max und Adrian zeigen mutig Gesicht und vertreiben sich die Zeit am Dach mit theoretischer Lektüre aus dem Antaios Verlag. Das SEK begrüßen sie mit Goethegedichten.
Die Aktion ist perfekt geplant. Zeitgleich findet eine Massendemo der Bürgerbewegung im Stadtzentrum statt. Die Nachricht von der Besetzung lockt Demonstranten an, die den beiden Besetzern lautstark den Rücken stärken. Unter ihnen der Dachdeckermeister Max Schreiber, der sich im „Asylheimwiderstand“ verdient gemacht hat. Seine Massenkundgebung in Berggießhübl (Sächsische Schweiz) hatte Ende September effektiv ein Asylheim verhindert. Auch eine Dachbesetzung wenige Tage zuvor im schwäbischen Albstadt Ebingen kann diesen Erfolg verbuchen. Die Turnhalle, die hier mit „Remigration“ markiert wurde, wird doch kein Asylheim.
Ob Aktionen oder Demos den bestehenden Unmut zuspitzen und das Faß zum Überlauf bringen, oder ob sie, wie Kubitschek schreibt, ein Schneeball sind, der einer Lawine hinterhergeworfen wurde, ist sekundär. Es ändert wenig an ihrer symbolischen und motivierenden Kraft.
Im Kopf des Betrachters beginnen „was ‑wenn“- Gedankengänge: „Was, wenn nicht zwei sondern 50 Bürger ein Dach besetzen!“ Eine solche Aktion könnte nicht so rasch geräumt werden! „Was, wenn gegen jedes Asylheim ein „friedlicher Sturm“ wie in Zittau stattfindet?” Ein Schneeball kann die Lawine immer auch auslösen!
Aus eigener Erfahrung und tätiger Organisationsarbeit kann ich berichten, daß eine neue, motivierte und geschulte Generation bereit ist, an die Hochzeit der IB anzuknüpfen – und das europaweit.
Mitte Oktober war ich in Brüssel, um zusammen mit anderen identitären Gruppen ein neues Projekt zu lancieren. Der „Action Radar Europe“ wurde in einer Ansprache vor den Toren des EU-Parlaments aus der Taufe gehoben. Das Video wurde zu einem viralen Hit, der “antiglobalistischen Internationale”. Am Banner stand selbstverständlich wieder: „Remigration.“
Auf Dächern, Bannern, in den Trends, Schlagzeilen in Büchern und Podcasts. Das Schlagwort ist in aller Munde und gehört bald mit „Migrationswende“, „Bevölkerungsaustausch“ (und hoffentlich bald „ethnischer Wahl” und “De-Islamisierung”) zum Standardvokabular des Widerstands. Die Themenkarriere ist vorgezeichnet. Der Begriff wird im patriotischen Lager hegemonial werden und dann auf die Gesellschaft übergreifen. Auch seine Kritiker werden ihn durch ihre Angriffe stärken. „Remigration“ wird als Thema nicht mehr weggehen, bis sie weggehen – und zwar millionenfach.
Um wen, um wie viele Auszuweisende und um welche Zeiträume es geht, sprich: was Remigration konkret bedeutet, ist noch Gegenstand einer binnenrechten Debatte. (Ich werde Anfang 2024 mit einem „Remigrationskaplaken“ einen Beitrag dazu leisten.) Doch wofür der Begriff ungefähr steht, ist jetzt schon klar: Die Weichen müssen so umgestellt werden, daß Deutschland jeden Tag wieder etwas deutscher wird, statt umgekehrt!
Remigration now: Action in Brussels
❗️Last weekend, activists and spokespersons of patriotic movements from all over Europe met and carried their demand to the gates of the EU-Parliament. This is their message to the politicians and youth of Europe. pic.twitter.com/b15cFWLc0G
— Action Radar Europe (@actionradareu) October 22, 2023
Artabanus
Ganz mutige Aktionen! So etwas Ähnliches bräuchte man auch noch gegen die Klimaagenda und die WHO-Diktatur, wobei natürlich die Massenimmigration am schwierigsten umkehrbar ist. Von daher verstehe ich die Prioritätensetzung. Die anderen beiden Punkte dürfen aber nicht aus den Augen verloren werden.