Er ist wieder da: Notizen zu Trumps Comeback

Donald Trump hat sein Comeback als Präsident der Vereinigten Staaten tatsächlich geschafft, weitaus fulminanter, als ich es für möglich gehalten hätte. Er hat seine Konkurrentin mitsamt ihrer Partei wie ein Wirbelwind von der Karte gefegt.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Der Sieg ist noch gründ­li­cher als 2016: Nicht nur hat Trump dies­mal die meis­ten Wahl­män­ner­stim­men (“elec­to­ral col­lege”), son­dern auch die meis­ten abso­lu­ten Stim­men (“popu­lar vote”) erhal­ten. Den Repu­bli­ka­nern ist dies zuletzt unter Bush II (2004) und zuvor unter Bush I (1988) gelun­gen. Sie haben nun die Mehr­heit eben­so im Senat wie im Reprä­sen­tan­ten­haus. Zusätz­lich hat Trump (ver­mut­lich) in sämt­li­chen sie­ben “Swing sta­tes” gewonnen.

Ich habe einen sol­chen Erfolg erhofft, dabei kaum gewagt, dar­an zu glau­ben, mich danach aber umso mehr über ihn gefreut. Da ich das Phä­no­men Trump nun seit 2016 kom­men­tie­rend ver­fol­ge, bin ich alles ande­re als ein blin­der “Fan”, und dies unab­hän­gig von der Tat­sa­che, daß die ame­ri­ka­ni­schen geo­po­li­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen nicht die uns­ri­gen sind.

Die ers­te Amts­pe­ri­ode Trumps war chao­tisch, ent­täu­schend und inef­fek­tiv. Sein Kabi­nett litt unter Fehl­be­set­zun­gen vor allem aus der neo­kon­ser­va­ti­ven Kis­te und unter dem Ein­fluß von Vipern wie Trumps Schwie­ger­sohn Jared Kush­ner, der aus dem inter­nen Macht­kampf gegen Ste­ve Ban­non als Sie­ger her­vor­ge­gan­gen war.

Zwar hat Trump im Inter­view mit Joe Rogan behaup­tet, aus sei­nen dama­li­gen Feh­lern gelernt zu haben, aber der ame­ri­ka­ni­sche Levia­than, des­sen “Sümp­fe” er schon 2016 tro­cken­zu­le­gen ver­sprach, ist so macht­voll, daß sein Hand­lungs­spiel­raum rea­lis­ti­scher­wei­se auch dies­mal beschränkt sein wird.

Trump hat ver­spro­chen, am Tag eins sei­ner Prä­si­dent­schaft “Mas­sen­ab­schie­bun­gen” von ille­ga­len Ein­wan­de­rern ein­zu­lei­ten, sämt­li­che staat­li­che Unter­stüt­zun­gen für Trans­gen­der­be­hand­lun­gen von Kin­dern und Jugend­li­chen zu stop­pen, und den Washing­to­ner Staats­ap­pa­rat und die Sicher­heits- und Geheim­diens­te “very aggres­si­ve­ly” und “once and for all” von Kor­rup­ti­on und lin­ken Beam­ten zu säu­bern. Hin­zu kom­men Hoff­nun­gen, daß er den ukrai­nisch-rus­si­schen Krieg been­den oder zumin­dest dees­ka­lie­ren kann.

Schön und gut, wenn das alles gelin­gen soll­te, aber ich wür­de mir ange­sichts sei­ner ers­ten Amts­pe­ri­ode und sei­ner Nei­gung zu groß­spu­ri­gen Ver­spre­chen nicht all­zu­viel erwarten.

Wird er zumin­dest zu einer Art “Kat­echon” wer­den, wird er dem demo­gra­phisch schrump­fen­den, wei­ßen, tra­di­tio­nel­len Ame­ri­ka noch ein paar Jah­re Gal­gen­frist ver­schaf­fen?  Wäre Kama­la aus “akze­le­ra­tio­nis­ti­scher” Sicht bes­ser gewe­sen? Das weiß ich alles nicht.

War­um freue ich mich trotzdem?

Da steht an aller­ers­ter Stel­le eine nack­te Genug­tu­ung nach Mona­ten media­ler Ner­ven­fol­ter. Das Auf­at­men, daß uns ein “Kama­la-Yuga” und das tri­um­pha­le Bru­ha­ha der Pres­se erspart wor­den ist, die Har­ris als Ret­te­rin der Welt und “der Demo­kra­tie” prä­sen­tiert und glo­ri­fi­ziert hat, und die nun baß erstaunt ist, daß ihr von der Wirk­lich­keit abge­ho­be­nes Wunsch­den­ken nicht auf­ge­gan­gen ist.

Das Aus­maß an unver­hoh­len par­tei­ischer Bericht­erstat­tung, Unfug und nack­ten Lügen, das dies­be­züg­lich in den letz­ten Mona­ten zu lesen war, spot­te­te mal wie­der jeder Beschrei­bung. Ich bin froh, daß die dafür Ver­ant­wort­li­chen nun gede­mü­tigt wur­den und eine Nie­der­la­ge erlit­ten haben, auch wenn der Schock nicht so tief sitzt, wie im glor­rei­chen Jahr 2016, das nun schon bei­na­he ein Jahr­zehnt zurück­liegt (auch die “libe­ral tears” und hys­te­ri­schen Anfäl­le hal­ten sich dies­mal in über­schau­ba­ren Gren­zen und schei­nen sich in thea­tra­li­schen Zur­schau­stel­lun­gen via Tik­Tok usw. zu erschöpfen.)

Wäh­rend über Trumps Äuße­run­gen und Taten nach dem schon aus sei­ner frü­he­ren Amts­zeit eta­blier­ten Mus­ter ver­zerrt, ver­fälscht und ideo­lo­gisch gefil­tert berich­tet wur­de, hör­te man kein kri­ti­sches Ster­bens­wört­chen über Kama­la Har­ris, obwohl es dazu reich­lich Anlaß gege­ben hät­te. Ging es nach der hie­si­gen Pres­se, dann schien ihre ein­zi­ge Qua­li­fi­ka­ti­on  ihr Dop­pel­sta­tus als Frau und “Per­son of color” gewe­sen zu sein.

Die indisch­stäm­mi­ge, zart beige getön­te Dame wur­de absur­der­wei­se als “schwar­ze Frau” ver­kauft, was nur inso­fern zuläs­sig sein mag, als ihr Vater ein Afro-Mulat­te aus Jamai­ka war, was sich aller­dings optisch kaum nie­der­ge­schla­gen hat.

Die Pein­lich­keit und arti­ku­la­ti­ve Unbe­hol­fen­heit ihrer Auf­trit­te näher­te sich baer­bock­haf­ten Zonen an. Berüch­tigt sind ihre gewun­de­nen Phra­sen (“What can be, unbur­den­ed by what has been”) und ihr hexen­ar­ti­ges, sadis­ti­sches Geläch­ter (Jim Goad nann­te sie eine “cack­ling Medu­sa”). Gegen die­se hoh­le Mario­net­te, an der nichts, aber auch gar nichts echt zu sein scheint, wirkt Hil­la­ry Clin­ton wie, was weiß ich, Ele­a­n­or Roosevelt?

Trump ist gewiß ein Show­man und ein Selbst­dar­stel­ler, aber ein in sich kon­sis­ten­ter und mit­un­ter gera­de­zu genia­ler. Sein Auf­tritt als Frit­ten­aus­tei­ler bei Mac­Do­nalds ist einer der erstaun­lichs­ten Pro­pa­g­an­da­coups, die ich je gese­hen habe, und nie­mand ande­rer hät­te die Fähig­keit gehabt, die­se Num­mer der­art glaub­wür­dig und sym­pa­thisch durchzuziehen.

Er ist ein begna­de­ter Komi­ker und Enter­tai­ner, was in der ame­ri­ka­ni­schen “Gesell­schaft des Spek­ta­kels” immer gut ankommt. Er insze­niert und ver­kauft sich selbst als span­nen­de Figur in einem gro­ßen Dra­ma, als Kämp­fer für das Volk, für das er die Ver­fol­gun­gen und Schmä­hun­gen des “Sys­tems” tap­fer auf sich nimmt und übersteht.

Er weiß Bil­der, Sze­nen, Momen­te, grif­fi­ge Sprü­che zu schaf­fen. Aus die­sem Grund ist er auch so mem-taug­lich, was bei Kama­la über­haupt nicht und bei Biden nur im nega­ti­ven Sin­ne der Fall ist (der halb-demen­te Biden ist eine komi­sche Figur, über die man sich leicht lus­tig machen kann).

Dra­ma­tur­gisch gese­hen war es sogar von Vor­teil für sei­nen Span­nungs­bo­gen, daß er die Wahl 2020 ver­lo­ren hat (bzw. ver­mut­lich dar­um betro­gen wur­de), denn umso strah­len­der und auf­re­gen­der erscheint nun sein Comeback.

Es ist wie in “Star Wars”. 2016: “A New Hope”. 2020: “The Empire Strikes Back”. 2024: “The Return of the Jedi”.

Sei­ne Steh­auf­männ­chen-Natur, sei­ne Fähig­keit, sich durch abso­lut nichts brem­sen zu las­sen, Atta­cken aller Art, von Haus­durch­su­chun­gen über Ver­haf­tun­gen und Ver­ur­tei­lun­gen bis hin zu Mord­ver­su­chen zu trot­zen, und sämt­li­che Wider­stän­de und Miß­ge­schi­cke zu sei­nen Guns­ten zu nut­zen, ist ver­blüf­fend und einnehmend.

Das Atten­tat, dem er nur knapp ent­gan­gen ist, hat weder einen Hel­den noch einen bes­se­ren Men­schen aus ihm gemacht oder gar sei­ne gött­li­che Erwäh­lung bewie­sen – aber die Geis­tes­ge­gen­wart, mit der er dar­auf reagiert hat (“Fight! Fight! Fight!”), das Glück, dar­aus ein unwahr­schein­li­ches iko­ni­sches Foto zu gewin­nen, das macht ihm so schnell kei­ner nach, das kann wirk­lich nur er.

Inso­fern ist er, so weit es mich betrifft, eine fas­zi­nie­ren­de und außer­ge­wöhn­li­che Gestalt, allein schon als “Phä­no­men”. Zwi­schen­durch habe ich ihn regel­recht geh­aßt für sei­ne Abzo­cke­rei, sei­nen Per­so­nen­kult und die Schä­big­keit, mit der er jene sei­ner Anhän­ger im Stich ließ, die sich 6. Jän­ner 2021 in die “Kapitolsturm”-Falle locken lie­ßen. Ich hät­te nicht gedacht, daß er sich jemals wie­der signi­fi­kant auf­rap­peln wird, geschwei­ge denn, daß er noch­mal Prä­si­dent wird.

Aber hier ist er nun. Er hat gelie­fert, er ist wie­der da. Auch wenn der Enthu­si­as­mus und die Auf­bruch­stim­mung von 2016 ver­flo­gen sind, auch wenn wir alle nun um ein etli­che Illu­sio­nen ärmer sind, auch wenn Trump auf die acht­zig zugeht, trotz aller Vita­li­tät müder gewor­den ist und stel­len­wei­se wie sei­ne eige­ne Par­odie wirkt.

Geht uns das alles etwas an? Offen­sicht­lich. Die USA sind nach wie vor der Hege­mon der west­li­chen Welt. Was dort pas­siert, hat auch immer etwas mit uns zu tun.

Deutsch­land und alle ande­ren west­eu­ro­päi­schen Natio­nen sind trotz unter­schied­li­cher Gra­de von Sou­ve­rä­ni­tät immer noch Pro­vin­zen, Vasal­len oder min­des­tens Ein­fluß­ge­bie­te des Impe­ri­ums. Aus die­sem Grund fie­bert auch die euro­päi­sche Pres­se hit­zig mit, wenn in den USA mal wie­der Wahl­kampf ist, als gin­ge es dar­um, den Kai­ser der gesam­ten west­li­chen Welt zu wählen.

Das ist nicht bloß geo­po­li­tisch zu ver­ste­hen, son­dern vor allem auch kul­tu­rell und “gesell­schaft­lich”. Das Impe­ri­um ist nicht etwas, das “außen” ist, son­dern es ist auch “innen”, in den Köp­fen, in der Art, zu leben, in der Pop­kul­tur, im Grund­rau­schen der Mas­sen­me­di­en, in das wir alle ein­ge­hüllt sind, in den “Kul­tur­kämp­fen” und ideo­lo­gi­schen Agen­den, die sie trans­por­tie­ren. In die­sem Sin­ne ist “Ame­ri­ka” über­all, ob wir es wol­len oder nicht.

Inner­halb der west­li­chen Natio­nen gibt nun sehr ähn­li­che Pro­blem­kom­ple­xe, die man nicht auf ame­ri­ka­ni­sche Impor­te redu­zie­ren kann, son­dern die aus einer gemein­sa­men west­li­chen Patho­lo­gie erwach­sen sind.

Damit mei­ne ich vor allem:

  • Das Pro­blem der mas­sen­haf­ten lega­len und ille­ga­len Ein­wan­de­rung mit­samt ihren demo­gra­phi­schen, poli­ti­schen, kul­tu­rel­len, gene­ti­schen Folgen
  • Das Pro­blem der zuneh­mend ein­ge­schnür­ten Mei­nungs­frei­heit mit­samt “Denk­ver­bo­ten”, “can­cel cul­tu­re” usw.
  • Das Pro­blem der Medi­en­macht bei gleich­zei­ti­ger Selbst-“Gleichschaltung” derselbigen
  • Das Pro­blem der öffent­li­chen Vor­herr­schaft lin­ker bis “woker” Wer­te, Moral­vor­stel­lun­gen und Sprach­re­ge­lun­gen (dazu gehö­ren Anti­ras­sis­mus, “Diver­si­ty”, Femi­nis­mus, “Kli­ma­wan­del” usw.)
  • Das Pro­blem der Repres­si­on rech­ter oder rechts ein­sor­tier­ter Dis­si­den­ten, vom De-Plat­forming über öffent­li­che Brand­mar­kung bis hin zur juris­ti­schen Verfolgung

Har­ris, im Gegen­satz zu Hil­la­ry Clin­ton selbst nicht mehr als ein “diver­si­ty hire” ohne nen­nens­wer­te Vor­leis­tun­gen, setz­te in die­sem Wahl­kampf auf die “woke” Kar­te; Trump auf das Gegen­pro­gramm, nen­nen wir es einen fami­li­en­ori­en­tier­ten, “gen­der­nor­ma­ti­ven”, “far­ben­blin­den” (aber gleich­zei­tig “impli­zit wei­ßen”), libe­ra­len, kapi­ta­lis­ti­schen Patrio­tis­mus, inklu­si­ve der For­de­rung nach “Mas­sen­ab­schie­bun­gen” von ille­ga­len Ein­wan­de­rern. Ein über­ra­gen­der Wahl­sieg für ein Pro­gramm, das offen “Remi­gra­ti­on” ver­spricht, soll­te für uns von erheb­li­chem Inter­es­se sein.

Eben­so ein erneu­ter Sieg über die eta­blier­ten Mas­sen­me­di­en, die Kam­pa­gnen­in­ves­to­ren, die Nar­ra­tiv­fa­bri­kan­ten und die Hol­ly­wood­stars. Der zwei­te wich­ti­ge Punkt an Trumps Pro­gramm ist der­je­ni­ge der Mei­nungs­frei­heit, bzw. der Mög­lich­keit die eige­ne Mei­nung unein­ge­schränkt zu ver­brei­ten und zu bewer­ben. Trump ist ganz klar der Kan­di­dat der grö­ße­ren Mei­nungs­frei­heit, auch wenn die Pro­pa­gan­da der Har­ris-Sei­te dreist das genaue Gegen­teil behaup­tet hat.

Hier kommt nun der gro­ße “Plot Twist” seit 2020 ins Spiel. Denn es ist natür­lich nicht bloß “das Volk” (oder genau­er gesagt, etwas mehr als die Hälf­te davon), das die­se Wahl ent­schie­den hat, son­dern auch viel Geld, viel Medi­en­macht und ver­mut­lich auch etli­che ande­re Fak­to­ren, die hin­ter den Kulis­sen ver­bor­gen sind.

Anfang 2021 wird Trump nach dem “Kapi­tol­sturm” von Twit­ter ver­bannt, 2024 erhält er offe­ne, per­sön­li­che Unter­stüt­zung durch Elon Musk (259 Mil­li­ar­den Dol­lar Ver­mö­gen, 7000 Satel­li­ten im All), der die Platt­form kur­zer­hand gekauft, umbe­nannt und dahin­ge­hend “libe­ra­li­siert” hat, daß das zuvor stark beschnit­te­ne und zen­sier­te rech­te Spek­trum nun (wie­der) eine außer­or­dent­li­che Frei­heit genießt – und dies ohne, daß das lin­ke Mei­nungs­spek­trum in irgend­ei­ner Wei­se ein­ge­schränkt wür­de. Musk gibt sich in die­ser Hin­sicht als ultra­li­be­ra­ler Idea­list und beteu­ert, das “Over­ton-Fens­ter” nicht nur erwei­tern, son­dern über­haupt abschaf­fen zu wollen.

Haa­re in der Sup­pe wird jeder fin­den, der danach sucht, aber ich habe noch kein Argu­ment gehört, war­um dies poli­tisch und meta­po­li­tisch nicht um ein Viel­fa­ches bes­ser sein soll­te, als die Lage unter Jack Dor­seys Herrschaft.

Das ist einer­seits ein lukra­ti­ves Geschäfts­mo­dell (rech­te Inhal­te, wenn unzen­siert von der Lei­ne gelas­sen, gene­rie­ren nun mal eine Men­ge Klicks), ande­rer­seits scheint Musk, der einen Sohn an die Gen­der­ideo­lo­gie ver­lo­ren hat, ein ech­ter Über­zeu­gungs­tä­ter zu sein. Er hat geschwo­ren, den “woken Geis­tes­vi­rus zu zer­stö­ren”, und dazu zählt er auch den medi­al erzeug­ten Hype um Kampf­be­grif­fe wie “Ras­sis­mus”, “Homo­pho­bie”, “Sexis­mus”, “Isla­mo­pho­bie” und “Anti­se­mi­tis­mus”.

Musk ist zur füh­ren­den Figur einer auf­stei­gen­den, nicht-lin­ken “Gegen­eli­te” gewor­den, deren media­le Pro­duk­te zum Teil von einer hohen Qua­li­tät sind und ein Rie­sen­pu­bli­kum fin­den, vor allem unter jun­gen Män­nern. Der sati­ri­sche Film “Am I Racist?” von Matt Walsh, der sich über die pro­fes­sio­nel­len anti­wei­ßen “Anti­ras­sis­ten” lus­tig macht, wur­de zum Kas­sen­schla­ger. Joe Rogans drei­stün­di­ges Inter­view mit Trump hat bis dato 47 Mil­lio­nen Auf­ru­fe auf Youtube.

Der kon­ser­va­ti­ve Star Tucker Carlson, erfolg­rei­cher als je zuvor, seit er sich aus der Knecht­schaft von Fox News befreit hat, rüt­telt uner­müd­lich am “Over­ton-Fens­ter” – auf eben­so unter­halt­sa­me wie anspruchs­vol­le Wei­se. Unter ande­rem hat Carlson den “gro­ßen Aus­tausch” the­ma­ti­siert,  sich mit der jüdi­schen Wach­hund­or­ga­ni­sa­ti­on ADL ange­legt und deren Dop­pel­mo­ral in Bezug auf Ein­wan­de­rung kri­ti­siert, oder gar einen His­to­ri­ker aus­führ­lich zu Wort kom­men las­sen, der wesent­li­che Tei­le des eta­blier­ten Nar­ra­tivs über den 2. Welt­krieg in Fra­ge stellt.

Auch Musk hat wie­der­holt (frei­lich ohne es so zu nen­nen) das Pro­blem der “eth­ni­schen Wahl” ange­spro­chen, das sich aus unkon­trol­lier­ter Mas­sen­ein­wan­de­rung ergibt - ersicht­lich aus der Tat­sa­che, daß sich die Demo­kra­ten ein­fach “neue Wäh­ler” impor­tie­ren, so lan­ge, bis die geg­ne­ri­sche Par­tei allei­ne aus demo­gra­phi­schen Grün­den kei­ne Mehr­hei­ten mehr her­vor­brin­gen kann, eine Pra­xis, die auch in ande­ren Län­dern gang und gäbe ist.

Tak­tisch her­vor­ra­gend war auch der Coup, als Vize­prä­si­den­ten J. D. Van­ce zu rekru­tie­ren, einen rhe­to­risch bril­lan­ten, hoch­in­tel­li­gen­ten und noch ziem­lich jun­gen Best­sel­ler-Autor (sie­he auch Kubit­schek am 21. Juli), der Trump noch vor weni­gen Jah­ren mit “Hit­ler” ver­gli­chen hat.

“Hit­ler”- und “Nazi-“Vergleiche gab es auch die­ses Jahr wie­der zuhauf, aber sie haben sich als lächer­lich wir­kung­los erwie­sen, und ledig­lich die Bla­se der ohne­hin schon Hys­te­ri­schen gefüt­tert, die allen Erns­tes glau­ben, daß Trump ihnen ihre “Rech­te” neh­men will und wird. Auch die­se Abnut­zung der Nazi­keu­le durch absur­de Über­deh­nung ist posi­tiv zu werten.

Es gibt aller­dings ein Pro­blem, das noch einen zusätz­li­chen Arti­kel ver­die­nen wür­de: Die “Trump-Train”, qua­li­ta­tiv bes­ser auf­ge­stellt als je zuvor, steckt fest in der rechts­zio­nis­ti­schen Tasche.

Soll­te Isra­el unter Netan­ja­hu im Nahen Osten noch wei­ter eska­lie­ren, sei­nen Geno­zid fort­set­zen und von Trump die ver­spro­che­ne, mehr oder weni­ger bedin­gungs­lo­se Unter­stüt­zung erhal­ten, bis hin zum Krieg gegen den Iran, könn­te das der­art fata­le Fol­gen haben, daß alles Posi­ti­ve, das eine Trump-Regie­rung brin­gen mag, zunich­te gemacht wird.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (34)

Wahrheitssucher

8. November 2024 15:56

Herr Lichtmesz,  
Zutreffenderes und besseres zum Thema kann man eigentlich nicht sagen...

Laurenz

8. November 2024 16:24

@ML ... Bibi ... Kosubek beging denselben Logikfehler mit Mearsheimer, wie Sie ohne. Es gibt keine 2-Staaten-Lösung mit Muslimen. Um es mit Scholl-Latour zu sagen, um zu gewinnen, braucht man Schurken. Bibi ist so ein mieser Schurke & ich bewundere ihn für seinen Schneid. Mord & Totschlag ist die einzige Sprache, die Muslime verstehen. Es gibt auch Erfolge zu vermelden, Leonard Jäger, der (christlich bekennende) Ketzer der Neuzeit, schaffte es, im Gegensatz zu ARD & ZDF in Mar-a-Lago vorgelassen & auf die Wahlparty Trumps eingeladen zu werden. https://www.youtube.com/shorts/evIySsSpqbY?feature=share https://youtu.be/ixvIRqDbBW4 Und man darf festhalten, Trump hat die Ampel geschrottet.

Teufel

8. November 2024 16:53

Ich will nicht (wieder) boese sein - aber so muss sich doch 1945 angefuehlt haben - haetten wir gewonnen!
:D :D :D

Karl Otto

8. November 2024 17:04

Ja die Interessen der Amerikaner sind nicht die gleichen wie unsere, aber wir haben genug gemeinsame Interessen, um zu kooperieren. Und vor allem haben wir die gleichen Feinde.

Le Chasseur

8. November 2024 17:17

"Es gibt allerdings ein Problem, das noch einen zusätzlichen Artikel verdienen wurde: Die “Trump-Train”, qualitativ besser aufgestellt als je zuvor, steckt fest in der rechtszionistischen Tasche.
Sollte Israel unter Netanjahu im Nahen Osten noch weiter eskalieren, seinen Genozid fortsetzen und von Trump die versprochene, mehr oder weniger bedingungslose Unterstützung erhalten, bis hin zum Krieg gegen den Iran, könnte das derart fatale Folgen haben, daß alles Positive, das eine Trump-Regierung bringen mag, zunichte gemacht wird."
Sehe ich genauso. Ergänzend dazu: https://www.businessinsider.com/miriam-adelson-sheldon-adelson-net-worth-donald-trump-2024-10

Franz Bettinger

8. November 2024 17:36

Wir hatten Glück. Ein bei Haisenko gezeigtes Diagram zeigt, wie D.T. 2020 mit ungültigen (gefälschten) Stimmen betrogen wurde und auch 2024 wieder betrogen wurde, nur dass der Betrug diesmal nicht ausreichte, D.T. zu verhindern. Wo es keine korrekte Wähler-Identifizierung (mit ID & Lichtbild) gab - in Kalifornien, Oregon, Washington State und D.C., Colorado, Neu-Mexico, Minnesota, New York, Illinois & in allen New England Staaten - da gewann Harris. Trump will diese Art von Wahlfälschung in Zukunft erschweren. 

Le Chasseur

8. November 2024 17:59

@Laurenz"Es gibt keine 2-Staaten-Lösung mit Muslimen. (...) Mord & Totschlag ist die einzige Sprache, die Muslime verstehen."
Erinnert mich an "Mit dem Juden gibt es kein Paktieren, sondern nur das harte Entweder-Oder.".

Licht des Vaterlandes

8. November 2024 17:59

" Sollte Israel unter Netanjahu im Nahen Osten noch weiter eskalieren, seinen Genozid fortsetzen..."
Der 7. Okrober 2023 erinnert mich eher an so etwas wie "Genozid", aber ich mag diesen Begriff generell nicht, es sei denn, man spricht über Auschwitz, denn das war in der Tat ein versuchter Genozid, der fast gelungen wäre.
Ich plädiere für eine gewisse Ausgewogenheit im Umgang mit der Politik Israels.
Bitte !!

ML: 40,000+ Tote in Gaza, davon die große Mehrheit Zivilisten inklusive Frauen und Kinder (nach UN-Angaben 70%), die Städte und Dorfer in Trümmer geschossen, die Infrastruktur zerstört, praktisch jeden Tag ein Massaker... da haben Sie Ihre "Ausgewogenheit".

Diogenes

8. November 2024 18:07

"(...) ..., daß alles Positive, das eine Trump-Regierung bringen mag, zunichte gemacht wird." - Lichtmesz
 
Inwieweit er (Trump) mit dieser jüdischen Weltuntergangssekte "Chabad" im Bettchen liegt, deren williges Laufhündchen der israelische Machthaber ist, weiß ich nicht (Kontakt ist von Schulte nachgewiesen), aber die familiäre Verzahnung mit der jüdischen Großorganisation "AIPAC" ist offenkundig. Auch offenkundig ist, daß jetzt mit den "Republikanern" wieder der Propagandatakt der Kriegstrommeln auf den Iran projiziert wird, von Russland weg. 
 
Und wer als Deutscher das Wohl und Heil von Fremdvölkern über das eigene Volk stellt, auch in der AfD, sollte mal überlegen ob sie uns stolzen Deutschen die sich ihres Volkes bewusst sind nicht einen Gefallen tun und einfach in ihr "Gelobtes Land", den jüdischen Nahoststaat, auswandern möchten. Und es geht nicht um die Frage was dem Deutschen lieber wäre: Der arabisch-semitische Islam als aggressive Expansion oder das semitische Judentum in Form von hündischer Israelhörigkeit (?). Ich will hier weder die eine noch die andere Parteinahmen für Semiten in einem selbstbewussten Deutschland haben. Die Parteigänger sollen von mir aus jeder einen Knüppel in die Hand bekommen und sich dort treffen wo keine Sonne mehr scheint. Es bleibt nur zu wiederholen: Deutsche Staatspolitik und deutsches Leben findet seinen Sinngeber in sich selbst und nicht als Schau- und Austragungsort fremder Konflikte die nicht die unsrigen sind. 

Blue Angel

8. November 2024 18:25

Die Befürchtungen bezüglich einer Eskalation im Nahen Osten, insbesondere gegen den Iran, teilt u. a. auch Pepe Escobar:
https://www.unz.com/pescobar/trumpquake/
Eventuell läuft es mit Trump auch bezüglich Ukraine nicht besser sondern wird vielmehr weiter eskaliert:
www.moonofalabama.org/2024/11/trump-and-ukraine.html
Durchweg positiv ist m. E. nur die Absage an den transhumanistischen Gender-Kult zu sehen, der offenbar auch in den USA von der Mehrheit aller Normalos abgelehnt wird. 
 

Daniel

8. November 2024 18:38

@ Franz Bettinger: Die genannten Staaten sind schon seit Jahrzehnten so fest blau, dass man die quasi automatisch den Demokraten zuschlagen kann (selbst der Trump-Haussender Fox News macht das so). Außerdem bedeutet das mit der "voter identification" nur, dass Sie sich im Wahllokal nicht nochmal ausweisen müssen, aber Sie müssen natürlich auf der Liste stehen, bzw. registriert sein (bei den letzten Wahlen wollte hier übrigens auch niemand meinen Ausweis sehen). 

FraAimerich

8. November 2024 18:43

Trump ist exakt aus jenem edomitischen Holz geschnitzt, das der jüdischen Überlieferung zufolge einen falschen Messias ausmacht. Er wird seine Anhänger erneut enttäuschen und verraten; auch die Juden. Dagegen dürften auch gelenkte Bittgebete an Rabbi Schneerson wenig ausrichten, falls die islamische Überlieferung recht behält und nicht noch der Mahdi selbst als israelischer Agent entlarvt wird.

Majestyk

8. November 2024 19:09

Amerika traue ich jederzeit eher eine Erneuerung zu als Westeuropa bzw. Deutschland. Dort schämt man sich weder konservativ zu sein, noch erfolgreich und man ist dort noch christlich genug um glaubhaft gegen Abtreibung zu sein, woran sich hier sogar die Rechten längst gewöhnt haben. Das konservative Amerika kommt auch nicht so akademisch daher, kein Mensch würde drüben versuchen jemanden abzuqualifizieren weil er Malermeister ist. 
Es mag ja irgendwie am historischen Ballast liegen, aber wieso selbst Rechte meinen Israel eines Genozids anklagen zu müssen ist schon sehr befremdlich.

ML: 40,000+ Tote in Gaza, davon die große Mehrheit Zivilisten inklusive Frauen und Kinder (nach UN-Angaben 70%), die Städte und Dorfer in Trümmer geschossen, die Infrastruktur zerstört, praktisch jeden Tag ein Massaker... "Befremdlich", wie man da auf die Idee kommt, gell?

Mal ganz abgesehen davon, daß ein Genozid schon rein faktisch nicht möglich wäre, da nur eine Minderheit dieses Volkes in Gaza lebt.

ML: Für die UN-Definition eines Genozids genügt es bereits, wenn nur Teile eines Volkes systematisch ausgerottet werden oder zu Lebensbedingungen gezwungen werden,
die seine Fortdauer gefährden.

Aber es ist immer wieder interessant zu sehen, daß die Presse immer dann nicht lügt, wenn diese genau das berichtet was einem so in den Kram paßt.
Israel ist in der Region der einzige verläßliche Partner, seitdem Carter, Callaghan, d’Estaing und Schmidt den Schah verraten haben. 
@ Karl Otto:
Sehe ich bezüglich eines konservativen Amerikas ähnlich, aber der deutsche Rechte pflegt halt seine tradierten Feindbilder und wundert sich, wenn angestrebte Richtungswechsel und Sonderwege jenseits der Grenze keine Gegenliebe finden. 
 

Le Chasseur

8. November 2024 19:10

@Laurenz
"Es gibt keine 2-Staaten-Lösung mit Muslimen."
Netanjahu will keine Zwei-Staaten-Lösung, deswegen hat er ja auch die Hamas unterstützt (wie u.a. der ehemalige israelische MP Ehud Barak in einem Interview sagte). Drei Wochen vor dem 7. Oktober gab es Warnungen, dass die Hamas einen Überfall und Geiselnahmen plant, unternommen hat die israelische Regierung nichts. Im Gegenteil, es wurde sogar noch in unmittelbarer Nähe des Gaza-Streifens ein Rave genehmigt, trotz Sicherheitsbedenken von Militärs (naja, bei den Teilnehmern dürfte es sich auch nicht um Anhänger der Regierungsparteien gehandelt haben). Der geschasste Verteidigungsminister Gallant sagte nach seiner Entlassung sinngemäß, dass sich Netanjahu einen Dreck um das Schicksal der Geiseln schert, ihm geht es einzig und allein um die Vernichtung der Palästinenser. Die Geiseln dienen nur als Vorwand, um hemmungslos zu bomben.
@Diogenes
"Inwieweit Trump mit dieser jüdischen Weltuntergangssekte "Chabad" im Bettchen liegt, deren williges Laufhündchen der israelische Machthaber ist, weiß ich nicht"
Siehe hier: https://www.timesofisrael.com/report-trump-kushner-foundations-donated-thousands-to-chabad/

Simplicius Teutsch

8. November 2024 19:12

Herzhaftes Lachen von Frauen, selbst wenn es ein bisschen gekünstelt ist, hebt jede Stimmung im Raum und ist an und für sich etwas Schönes und Wohltuendes. 
 
Aber seit Kamala Harris besteht leider die Gefahr, dass so ein Frauenlachen nur noch mit blöder, allerblödester Albernheit identifiziert wird. Auf Fotos ist sie mit ihren gebleckten Zähnen ja noch anschaulich attraktiv, aber auf den vielen Videos für mich der blanke Horror. Gott sei Dank ist sie nicht Präsidentin der USA geworden.

Franz Bettinger

8. November 2024 19:17

@Daniel schreibt "Die genannten Staaten sind schon seit Jahrzehnten so fest blau, dass man die automatisch den Demokraten zuschlagen kann". Merken Sie Ihren Denkfehler, wenn Sie "die genannten US-Staaten" durch "DDR" od. "Stalin-Russland" ersetzen? "Das Volk wählt genuin rot" wird also dadurch bewiesen, weil die (immer gefälschten) Wahlergebnisse dies nahelegen? Zirkuläres Denken! Eine Pseudo- Beweisführung! 

Le Chasseur

8. November 2024 19:19

Wer in den USA in den Kongress gewählt werden will, braucht die Unterstützung der Israel-Lobby:  https://www.instagram.com/aipac/reel/DCCl9PvshuS/

Majestyk

8. November 2024 19:20

ML: 40,000+ Tote in Gaza, davon die große Mehrheit Zivilisten inklusive Frauen und Kinder (nach UN-Angaben 70%), die Städte und Dorfer in Trümmer geschossen, die Infrastruktur zerstört, praktisch jeden Tag ein Massaker... da haben Sie Ihre "Ausgewogenheit".
Herr Lichtmesz, mit Opferzahlen ist das so eine Sache, da rechnet jeder nach seinem Belieben, ob nun Tote beim Stadionbau in Katar oder Gorbatschows 27 Millionen. Einer UN glaube ich mal gar nichts und mir ist ein Rätsel wie dies überhaupt noch jemand kann nach St. Corona. 
Auch wenn die Jüdische Allgemeine sicher parteiisch einzustufen ist, so halte ich diesen Artikel für deutlich glaubhafter. 

ML: Diese UN-Schätzungen sind noch ziemlich konservativ. Man muß sich nur die Bilder vom zerbombten Gaza ansehen, einem der dichtest besiedelten Orte der Welt, dann kann man sich ausrechnen, wieviele Tausende da schon plattgemacht wurden. Klar, so leicht kann man es sich auch machen, und alle Evidenz wegwischen, die der Welt vor der Nase liegt. Vielleicht sollten Sie auch einmal etwas anderes als zionistische Presse lesen. Die Wahrheit ist leider sehr, sehr bitter für Leute, die sich Illusionen machen, wie Sie es tun.

Laurenz

8. November 2024 19:33

@Le Chasseur @L. ... ML spricht im Artikel, wie auch im Kommentariat nicht eine ideelle, sondern die meßbare, reine Wahrheit aus. 40k vor allem zivile Opfer dürfte eine eher konservative Zahl sein. Das ist grauenhaft, keine Frage. Mearsheimer sagt nichts anderes zu Kosubek. https://youtu.be/wPA1orNv6SQ (Mauszeiger auf der Zeitlinie zeigt den Debatten-Inhalt, leider viel Werbung). Er geht aber von 2 Prämissen aus, die ich nicht teile. 1. Das Land gehört den Palästinensern 2. Die Palästinenser kapitulieren nicht, deswegen müßte man den Krieg, den Genozid stoppen. Ich behaupte, einen Scheiß muß man. Wenn man die ganze Debatte verfolgt, stellt man fest, Mearsheimer akzeptiert (ohne propagandistische Moralisierung), daß die USA im II. Weltkrieg Japan & Deutschland vernichteten, weil sie jeweils keinen lokalen Hegemon zulassen wollten. Das scheint gerechtfertigt zu sein. Mein politischer Wille sagt, keine Musels in Europa, keine Musels am Mittelmeer & in der Levante. Wieso muß man da auf moralische Befindlichkeiten Rücksicht nehmen? Diejenigen, die das tun, verlieren den Kulturkampf & sterben aus. Für mich geht also die durchaus wahre Genozid-Debatte an der entscheidenden Debatte vorbei.

Diogenes

8. November 2024 19:38

"Mal ganz abgesehen davon, daß ein Genozid schon rein faktisch nicht möglich wäre, da nur eine Minderheit dieses Volkes in Gaza lebt." - Majestyk
 
Wenn Sie zwei Millionen Palästinenser als Minderheit im Gazastreifen bezeichnen muss Ihnen eine bösartige Absicht denen gegenüber bzw. eine einseitige Parteinahme unterstellen. Übrigens haben wir Deutsche ein traditionell gutes Verhältnis zur Arabischen Welt (Nachfrage nach deutschen Facharbeitern und Erzeugnissen). Das kleine Israel mit seiner vorlauten Großsprecherei hat für stolze Deutsche die sich ihres Volkes bewusst sind nochmal was getan um eine freundliche Haltung zu rechtfertigen? Genau: Nichts. Im Gegenteil: Ihre Auslandsorganisationen und ihr Geheimdienst arbeiten gegen uns. 
 
@Le Chasseur
Danke für den Verweis. 

Le Chasseur

8. November 2024 19:49

@Majestyk
Die Opferzahl liegt noch deutlich höher, weil noch Tausende vermisst werden, von denen die allermeisten unter den Trümmern der zerbombten Schulen und Wohnhäusern liegen dürften.

RMH

8. November 2024 19:59

Das Wort Genozid würde ich genauso wenig inflationär verwenden, wie Nazi oder Antisemit etc. Kriegführung in bewohnten Gebieten führt zu heftigen Verlusten bei der Zivilbevölkerung. Wissen gerade wir Deutsche recht gut. Die palästinensische Führung hat sich für eine Kriegführung & Verteidigung direkt aus einem der am dichtstesten besiedelten Gebiete der Welt entschieden. Und in jedem Krieg gibt es Übermaß ebenso wie Treffgenauigkeit. Ist das dann gleich vorsätzlicher Völkermord oder nur "Kollateralschaden"? Weiß ehrlich gesagt nicht, was das mit Trump zu tun hat. Einem Präsidenten, der den wohl sparsamsten Gebrauch der US-Army seit Jahrzehnten gemacht hat & die letzte Entscheidung, wie amerikanische Waffen eingesetzt werden, liegt bei denen, die sie erhalten, im Falle von Israel bei deren Führung & gerade dieses Land zeichnet sich dadurch aus, dass eine der größten Binnendebatten, große Pluralität zwischen links, rechts & allem dazwischen hat & wechselnde Regierungen. Die Art des Umgangs mit den "Nachbarn" kann sich also auch in Israel schnell drehen. In USA kann sich, wie man sieht, auch etwas ändern. Wenn ähnliche Wechsel auch in Russland, China oder dem Iran möglich sind/werden, dann wird die multipolare Welt keine schlechte.

Majestyk

8. November 2024 20:40

@ ML:
Und nur weil Jüdische Allgemeine oder John Spencer dies schreiben ist es nicht verdächtig, daß Hamaskämpfer nicht gesondert von Zivilisten aufgelistet werden? Wer verschanzt sich eigentlich hinter Zivilisten, IDF oder Hamas/ Hisbollah? 

ML: Das ist doch alles eine erbärmliche Nebelkanonenrhetorik.

Was Genozide angeht, es wurde schon so mancher unterstellt. Ob Armenier, Hereros oder Holomodor. Hinterher waren sie aber alle immer noch da. Mein Kommentar war aber auch noch länger. Angesichts einer angestrebten Islamisierung Europas verbittet sich für mich persönlich jede Parteinahme pro Hamas/Hisbollah/Katar/Iran oder auch Türkei. 
Reichen die Ereignisse von Amsterdam nicht um zu erkennen wer wen aufgrund seiner Art verfolgt? Selbst wenn meine Wahrnehmung und meine Schlußfolgerungen auf einer Illusion beruhen (was noch zu beweisen wäre) so ergibt sich meine Positionierung schon aufgrund meiner Bedürfnisse. Ich finde es ganz schön schräg, für Europa vor der Gefahr der Islamisierung zu warnen, aber Israel, in dem auch viele Muslime friedlich und gut leben, soll Terror aus Gaza einfach unwidersprochen hinnehmen, weil die sich weigern sich zum Staat zu erklären. Auf die Idee, daß Hamas auch kapitulieren könnte, wenn denen was an den eigenen Leuten liegen würde ist wohl noch keiner gekommen? Ägypten könnte übrigens auch seine Grenze öffnen, warum tun die es nicht?

Liselotte

8. November 2024 20:46

Was die elende Nahostklopperei angeht, so wünsche ich auch da baldige Abkühlung, bin aber eher bei Laurenz - man muß auch berücksichtigen, daß die Palästinenser mit die höchste Geburtenrate der Welt haben und sich alle 15-20 Jahre verdoppeln, darum so viele tote Kinder. Und das macht eine Verlustrate von etwa 2% in der Ukraine und Gaza eben zu etwas ganz anderem.
Was Trump angeht - ja, er hat viel vor; was er umsetzen kann, wird nicht so sehr viel sein, am ehsten stirbt die Wokeria-Transerei ab. Aber da besteht dann Zugzwang, Normaleria darzustellen und zu leben - gibt es genügend Leute, die diesbezüglich die Medien bespielen können? Und wie bremst man die entsprechenden Lehrpläne/Strukturen aus, die fallen ja nicht von einem Tag auf den anderen weg.
Was den Iran angeht, so hoffe ich, daß es weiter in der Schwebe bleibt wie bisher, und Bibis Zündversuche weiterhin versagen.

Blue Angel

8. November 2024 20:50

Zustimmung zu ML , Le Chasseur und Dionysos (..."in ihr gelobtes Land auswandern möchten"). - Sehr lange habe ich es geschafft, mich an diesen klugen Artikel und Rat zu halten:
https://sezession.de/68248/nachdenken-ueber-eine-deutsche-position-im-nahost-konflikt
Aber zumindest mir ist es inzwischen unmöglich, den im Nahen Osten stattfindenden Massenmord (wenn der Begriff "Genozid" dafür verpönt ist) noch irgendwie zu relativieren. - Was nichts damit zu tun hat, daß m. E. keine der beteiligten Parteien das Recht hat, ihren Krieg in unserem/meinem Land auszufechten und auch nicht bedeutet, daß der Islam kompatibel mit Europa wäre.
Der widerlichen, bis zur völligen Selbstaufgabe devoten Unterwerfung unter eine zerstörerische, elitäre Ideologie und deren Begründung durch eine irreale "Erbschuld"-Theorie fehlt jede Vernunft - und m. E. auch jeder Anstand. Sie stellt unser/mein Land wieder auf die falsche Seite der Geschichte. Was stattdessen nötig wäre, ist zumindest Neutralität

Laurenz

8. November 2024 20:54

@RMH ... Richtig ist (siehe hier Tulsie Gabbard (hoch dekorierter Major der US Streitkräfte) im Buurmann-Artikel  https://www.achgut.com/artikel/was_die_freunde_verraten_trump_und_seine_buddies), daß Trump militärisch eher isolationistisch orientiert ist. Aber wie das Kosubek/Mearsheimer-Interview zeigt, wird das für Trump schwierig. Frieden mit Rußland heißt, Akzeptanz okkupierter Gebiete & die Ukraine nie in der NATO. Aber, wieso sollte Putin Trump glauben? Auch unter Trumps I. Regentschaft wurde die Aufrüstung der Ukraine betrieben. Da die Diaspora-Juden bei den Demokraten organisiert sind, hat Trump sich den Zionisten verschrieben & wird Israel intensiver unterstützen als die Demokraten. In Ostasien wird Trump weniger militärischen Ärger (als die Demokraten) machen, dafür massiv ökonomisch zuschlagen & zwar in einem Ausmaß, das sich hier noch keiner vorstellen kann. Diese Politik wird nicht nur China betreffen, sondern auch nicht vor Süd-Korea, Japan & Taiwan Halt machen. Warum ist Elon Musk noch nicht tot? Weil Er für die USA technologisch unersetzlich ist.

Blue Angel

8. November 2024 21:00

Zitat. "Kriegführung in bewohnten Gebieten führt zu heftigen Verlusten bei der Zivilbevölkerung" - Diese These wurde und wird grade in der Ukraine und in Israel widerlegt, wo die Russischen Streitkräfte, bzw. Hisbollah und Co sehr, sehr wenige zivile Opfer produziert haben/produzieren weil die Ziele *militärische* sind.
Das mit der großen Pluralität bezüglich der aktuellen israelischen Regierung und Politik war wohl ironisch gemeint? Ein großer Teil derer, die sich dort für Ausgleich mit den Palästinensern eingesetzt und auf friedliche Entwicklungen gehofft hatten, dürfte das Land wohl inzwischen verlassen haben. Für Netanyahu und seine "Großisrael oder Untergang"-Mitstreiter gibt es keinen Weg zurück mehr und dadurch auch kaum noch für das gesamte Land. - Wenn Sie Ihre Ilusionen behalten möchten, suchen Sie besser nicht nach "red heifer".

Majestyk

8. November 2024 21:24

@ Diogenes:
Sie können mir unterstellen was Sie wollen. Ich bin nicht auf die Welt gekommen um so zu denken wie andere dies haben wollen. Für mich ist schon die Verwendung des von Arafat erfundenen Begriffs Palästinenser eine Übernahme und indirekte Verbreitung von Propaganda .Ich bin es aber auch leid immer wieder darauf hinzuwesien, daß den Arabern da unten mal so rein gar nichts gehörte und Palästina so heißt, weil die Römer den Namen Judäa tilgen wollten.
"Wir" schließt in dem Fall mich genauso wenig ein wie Merkels "wir". Ich bin auch Deutscher, sogar mit Stammbuch und ich pflege keine guten Beziehungen zu Arabern, mich haben die guten Geschäfte mit Gaddafi und den Mullahs schon gestört, genau wie deutsche Unterstützung für UNRWA oder deutsches Abstimmungsverhalten bei der UNO. Dass aber der Jerusalemer Mufti mal in Berlin war lernte ich schon im Geschichtsunterricht. Mir schmeckt auf dem berühmten Foto aber weder der eine, noch der andere.

Blue Angel

8. November 2024 21:31

Nochmal @RMH: Was sogar die ansonsten extrem parteiische WELT (zumindest in einem ihrer ersten Artikel zum Thema) berichtet hat, ist, daß es vor diesem "Pogrom" in Amsterdam erhebliche Provokationen seitens der Anhänger des Fußballclubs aus Tel Aviv gab. Internationale Berichte (Videos gibt es dazu auch) sind noch detaillierter: So wurden schon vor dem Spiel palästinensische Flaggen von Wohnhäusern ge- und zerrissen, teilweise auch verbrannt. Während des Spiels wurde z. B. aus diesem Block "Tod den Arabern" und "Es gibt in Palästina keine Schulen weil es keine Kinder mehr gibt" skandiert. Dazu wurde in die Schweigeminute für spanische Flutopfer hineingepfiffen, nach einigen Berichten dabei sogar Pyrotechnik gezündet. -  Das heißt nicht, daß Jagden/Überfälle auf politische Gegner zu rechtfertigen sind. Nur, daß die Rollen von Opfern und Schuldigen (nicht nur) hierzulande immer unverrückbar vorgegeben sind statt einfach mal *beiden* Seiten zuzuhören.

Majestyk

8. November 2024 21:36

@ Le Chasseur:
Ich fand Ihre Bemerkung gegenüber Laurenz 17:59 und Ihre subtil verpackte Unterstellung schon daneben. Die Juden damals, die haben niemandem was getan, aus Gaza wurde sehr wohl geschossen und das seit Jahrzehnten und dennoch betrachtet die IDF nicht ganz Gaza als Feind. 
Ich bin hier ganz klar bei Laurenz. Wer wirklich einen Existenzkampf führt sind einige europäische Völker u.a. die Deutschen und die sind sind dabei diesen zu verlieren. Wie man angesichtes immer weiterer arabischer Expansion und auch dem Eindringen des Islam in andere Kulturräume von arabischem Existenzkampf reden kann ist mir schleierhaft. Muß schwer sein, den Juden diesen kleinen Zipfel vom einstigen osmanischen Reich zu gönnen. Israel kämpft um zu existieren, die anderen kämpfen um dessen Existenz zu vernichten. Das ist meine Sichtweise und die ist zu Ihrer nicht kompatibel, wird sich auch beim nächsten Versuch nicht ändern.
Ich teile aber auch nicht Ihre Ansichten über Trump, der gewiß kein Messias ist, aber vielleicht eine Art Türöffner. Allerdings habe ich auch keine generellen Probleme mit Amerikanern oder deren Präsidenten, einen Hoover, Nixon oder Reagan bewerte ich eher positiv, andere wie FDR, Truman oder Carter definitiv nicht. 

RMH

8. November 2024 22:08

@Blue Angel, erinnern wir uns, dass der "Bibi" innenpolitisch kurz vorm Rauswurf war, bis ihm die Palästinenser das Geschenk des Terrorangriffs einschließlich Massaker & unsäglicher Geiselnahme machten. Das passte so Deckel auf Topf, dass nicht wenige hier auch eine Art let it happen seitens bestimmter israelischer Kreise gesehen haben. Das Versagen der "Dienste" ist jedenfalls in Israel klares Debattenthema, ein größeres als bei uns. Die jetzige Führung Israels ist vor allem noch dran, weil man im Fluss ungern die Pferde wechselt. Das der Verteidigungsminister gechasst wurde, zeigt auch, dass Israel pluraler ist, als andere. Und das Hisbollah & der Iran über Zufallstreffer hinaus militärische Ziele trifft, das glauben auch nur Sie. Mit den ganzen Uralt-Waffen streut man übers Land und freut sich über jeden, den es trifft ... Russland trifft auch regelmäßig mal daneben, genauso wie die Ukraine im Donbas - zivile Tote auf allen Seiten. Ihre Argumente kann ich nicht nachvollziehen, sie deuten aber auf einseitigen Quellenkonsum hin. Und ich frage mich immer noch, warum bei einem Beitrag, bei dem das Juden-Israel-Ding eigentlich nur ein Seitenstrang war, sofort bei eigentlich immer den gleichen fast schon Pawlowschen Geiferfluss auslöst und die Debatte kapert.

Gracchus

8. November 2024 22:23

Mich hat der Sieg Trumps auch (kurzzeitig) euphorisiert. Aus genau den von ML genannten Gründen. Ich höre dem Wokismus die Totenglöckchen bimmeln. Die deutschen Woken wird diese Nachricht natürlich verzögert erreichen. Mir imponiert Trump - aus den von ML genannten Gründen -, mir imponiert sogar Amerika, aus der Ferne betrachtet, umso mehr man weiß: "Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk". Wir werden niemals Amerikaner sein und sollten aufhören,  es werden zu wollen. Überflüssig zu erwähnen, dass ich auch nicht allzu viel von Trump erwarte. 

Rheinlaender

8. November 2024 23:25

Der Gedanke, daß der Grad des außen- und sicherheitspolitischen Erfolgs oder Mißerfolgs Trumps primär vom Grad des "rechtszionistischen" Einflußes abhänge, greift aus meiner Sicht zu kurz.

ML: Das habe ich so nicht gesagt, und das ist auch nicht mein Gedanke.

Wenn man das Geschehen mit Haushofer als getrieben durch den  "Kampf um die Erhaltung, Umschichtung und Gewinnung der Macht auf der Oberfläche der Erde“ versteht, dann kämpfen aktuell die sich im Abstieg ihrer Macht befindlichen USA gegen aufsteigende Herausforderer, z.B. an den Schauplätzen Ukraine, Naher Osten, Ostpazifik. Hier wird es in den Jahren bis 2030 eher mehr als weniger Krieg geben, egal wer Präsident in den USA ist oder ob "Rechtszionisten" Trump dazu bringen können, in ihrem Interesse im Iran zu handeln. Der Iran fordert unabhängig davon die US-amerikanische Hegemonie in der Region heraus, und nur einem echten Staatsmann würde es gelingen, hier weder durch Schwäche Angriffe zu provozieren, noch die eigenen Kräfte durch Interventionen ohne Aussicht auf Erfolg zu überdehnen. Ein kluger Staatsmann ist Trump aber nun wohl eher nicht. 

Rheinlaender

8. November 2024 23:36

Zur Einordnung des israelischen Vorgehens als "Genozid": Hier mußte ich an die Warnung von Botho Strauß denken, daß westlich geprägte Gesellschaften kaum dazu in der Lage sein würden, sich in direkten Konflikten mit Drittweltakteuren durchzusetzen. Ob die Israelis dies sein werden, ist noch offen, aber dies scheint vorauszusetzen, dem Feind den asymmetrischen Vorteil zu verweigern, sich unter Nichtkombattanten verstecken zu können. Dafür muß man nicht einmal das Völkerrecht zurückweisen, das ein solches Vorgehen prinzipiell zuläßt. Der Feind soll demnach "proportional" bekämpft werden. Dies wird häufig mißverstanden als Forderung zu Proportionalität zum von ihm angerichteten Schaden. Gemeint ist aber die Proportionalität zum militärischen Zweck seiner Vernichtung. Ist der Feind noch nicht vernichtet, und ist die Vernichtung des Feindes das Ziel des Vorgehens unter Akzeptanz der durch sein Vorgehen bedingten Begleiterscheinungen, so ist dieses nicht im Sinne eines Exzesses unproportional.

ML: Ab wievielen Toten in Gaza wäre es denn eindeutig "unproportional" für Sie?