Raphael Bonelli und “Die Kunst des Ankommens”

Der Wiener Psychiater Raphael Bonelli ist so etwas "unser" Jordan Peterson, nur besser. "Unser" insofern, als er deutlich für eine konservative Sicht der Dinge steht und ihr gewichtige Argumente liefert, "besser" insofern, als er frei ist von den Guru-Allüren, exzentrischen Aussetzern und der generellen Abgehobenheit des kanadischen Psychologen.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Ich war bereits Bonelli-“Fan”, bevor er 2020 zu einem der wich­tigs­ten pro­mi­nen­ten Coro­na­maß­nah­men-Kri­ti­ker in Öster­reich avan­cier­te, und dies schon wäh­rend des ers­ten Lock­downs im März/April 2020. Da ich ihm bereits vor­her ver­traut hat­te, ver­trau­te ich ihm auch dies­mal, wobei er frei­lich nur einen Ver­dacht bestä­tig­te, den ich auch schon gefaßt hatte.

Obwohl auch er wäh­rend des pan­de­mi­schen Spuks gehö­rig unter Beschuß geriet, ist es ihm gelun­gen, nicht “gecan­celt” zu wer­den und sich zumin­dest am Ran­de des “Main­streams” erfolg­reich zu behaupten.

Sei­ne Bücher sind Best­stel­ler, wer­den auf den von mir so gelieb­ten Stra­ßen­bahn­bild­schir­men bewor­ben, und er hat auch kei­ne Schwie­rig­kei­ten, öffent­lich auf­zu­tre­ten, wie etwa Anfang Novem­ber im Tha­lia in Wien Mit­te, wo er sein neu­es­tes Buch Die Kunst des Ankom­mens vor­stell­te.

Dar­in geht es um “Hei­mat­su­che” im vor allem see­li­schen, “inne­ren” Sinn. Er hält den Ver­lust von Hei­mat, die Unfä­hig­keit, “anzu­kom­men” und sich zu bin­den für eine Signa­tur unse­rer Zeit und unse­rer “kran­ken Welt”. Dabei betont er jedoch stets, ganz im Sin­ne sei­nes Buches Sel­ber schuld, die Eigen­ver­ant­wor­tung des Ein­zel­nen für sei­ne Mise­re und den Weg aus ihr.

Bonel­li nennt drei ent­schei­den­de Punk­te, die not­wen­dig sind, um unse­ren “Platz im Leben” zu fin­den: Beruf, Part­ner­schaft und unser Ver­hält­nis zu Gott.

Wie ein moder­ner Josef Pie­per (Bonel­li erwähnt ihn gele­gent­lich) ent­wirft er dabei eine prak­tisch anwend­ba­re Tugend- und Las­ter­leh­re, die hel­fen soll, die Hin­der­nis­se zu über­win­den, die die­sem drei­fa­chen “Ankom­men” im Wege ste­hen: die “Bauch­ge­füh­le” “Angst, Gier und Geil­heit”, die Ver­dre­hung des “Kop­fes” durch “Ideo­lo­gie und Mani­pu­la­ti­on”, und schließ­lich die Träg­heit des “Her­zens” oder des Wil­lens, das Rich­ti­ge zu tun, obwohl man es als sol­ches erkannt hat.

Die bei­den gro­ßen Vor­zü­ge Bonel­lis sind sei­ne Men­schen­kennt­nis und sei­ne auf­rich­ti­ge Empa­thie (bei­des zeigt sich auch in sei­nem freund­li­chen, fei­nen Humor). Sei­ne Bücher sind gespickt mit “Fall­bei­spie­len” aus sei­ner psych­ia­tri­schen Pra­xis, die erschau­dern machen: Teil­wei­se, weil man sich selbst pein­lich dar­in wie­der­erkennt, teil­wei­se, weil man einen Ein­blick bekommt, daß es immer noch einen Grad ver­wor­re­ner und haar­sträu­ben­der geht. Min­des­tens kann man dar­an able­sen, wie “nor­mal” das Lei­den an Beruf, Bezie­hun­gen und dem Sinn des eige­nen Lebens inzwi­schen gewor­den ist.

Abge­se­hen von sei­nem katho­lisch grun­dier­ten Wert­kon­ser­va­ti­vis­mus ist sei­ne Erfah­rung, was der See­le der Men­schen schäd­lich oder gedeih­lich ist, die wesent­li­che Grund­la­ge sei­ner Erkennt­nis­se und Ansich­ten über den Zustand unse­rer Gesell­schaft. Sein poli­ti­scher Kompaß hin­ge­gen ist eher schwach ent­wi­ckelt und bewegt sich in einem ziem­lich kon­ven­tio­nel­len, “libe­ra­len” Rah­men, wobei er sich, dem Ethos sei­nes Beru­fes fol­gend, leid­lich um Neu­tra­li­tät bemüht.

Ich bin zwar ein biß­chen jün­ger als Bonel­li (Jahr­gang 1968), aber ich erken­ne in sei­nem Den­ken deut­lich die han­dels­üb­li­chen welt­an­schau­li­chen Koor­di­na­ten wie­der, mit denen man in Öster­reich in den acht­zi­ger Jah­ren auf­ge­wach­sen ist.  In Die Kunst des Ankom­mens nennt er bei­spiel­wei­se ernst­haft so scha­le moder­ne Hei­li­gen­bild­chen wie Gan­dhi, Mar­tin Luther King und Nel­son Man­de­la als Vor­bil­der, kli­schier­te “Social Jus­ti­ce Warrior”-Ikonen, um die sich ver­zer­ren­de Mytho­lo­gien ran­ken, die er nicht in Fra­ge stellt. In die­sem Rah­men gehört wohl auch die häu­fi­ge Bezug­nah­me auf den Natio­nal­so­zia­lis­mus, dem er immer­hin stets den Kom­mu­nis­mus als art­ver­wandt an die Sei­te stellt.

Ich den­ke, Bonel­li ist im Kern ein unpo­li­ti­scher Mensch. Sei­nen Zugang zur Wirk­lich­keit erlangt vor allem über das, was er in sei­ner täg­li­chen Pra­xis vor sich hat. Er sieht, wie die Gen­der­ideo­lo­gie die Bezie­hun­gen zwi­schen Män­nern und Frau­en ver­gif­tet, wie “Coro­na” und ande­re Kri­sen und ideo­lo­gi­sche Offen­si­ven Fami­li­en spal­ten, Men­schen aus­gren­zen und die Gesell­schaft “toxisch” machen, er sieht eine Epi­de­mie des “Nar­ziss­mus”, wie schon Chris­to­pher Lasch in den sieb­zi­ger Jahren.

Auch in sei­nem neu­en Buch schreibt er viel über das, was er “Woke­ness-Bewe­gung” und “Can­cel Cul­tu­re” nennt. Bei­des sieht er als Anzei­chen von “Herz­lo­sig­keit”, in dem Sin­ne, daß es ist grau­sam ist, Men­schen wegen abwei­chen­der Mei­nun­gen sozi­al und beruf­lich zu ver­nich­ten. So gesche­hen mit Bonel­lis Freund Cle­mens Arvay, der sich letz­tes Jahr das Leben genom­men hat.

Er loka­li­siert die­se Pro­ble­ma­tik im Bereich der “Kopf”-Hindernisse: “Intel­lek­tu­el­le Faul­heit”, “Denk­ver­bo­te” und “Ideo­lo­gien”, die “den Ver­stand ver­dre­hen” und den “Rea­li­täts­sinn” trüben:

Sie schaf­fen eine men­ta­le Umge­bung, in der bestimm­te Gedan­ken und Fra­gen als unzu­läs­sig gel­ten, weil sie nicht in das vor­ge­ge­be­ne Welt­bild pas­sen. Die­se Denk­ver­bo­te ver­hin­dern eine offe­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit der Rea­li­tät und füh­ren dazu, daß Men­schen in ihrer Gedan­ken­bla­se leben, in der nur die eige­nen Über­zeu­gun­gen bestä­tigt werden.

Das Kapi­tel, das für “uns Rech­te” wohl am meis­ten rele­vant ist, trägt den Titel “Im Sog der Unge­wiss­heit: Die ver­lo­re­ne Hei­mat”. Hier hat er eine recht düs­te­re, extre­me Figur aus dem Fun­dus von Film und Lite­ra­tur als bei­spiel­haft gewählt: “Tra­vis Bick­le”, den “Taxi Dri­ver” aus dem Kult­film von Mar­tin Scor­se­se und Paul Schr­a­der, der “für sei­ne radi­ka­le Dar­stel­lung von Hei­mat­lo­sig­keit, Ent­wur­ze­lung, Iso­la­ti­on und Gewalt gefei­ert wird.”

Auch den Begriff “Hei­mat” kon­zi­piert Bonel­li vor allem psy­cho­lo­gisch, nicht etwa als Ort oder als Kul­tur (was aus die­ser Sicht nur zweit­ran­gig wäre):

Der Begriff Hei­mat steht für ein Gefühl von Zuge­hö­rig­keit, Ver­bun­den­heit und Sicher­heit, das sich durch wie­der­hol­te Prä­gung in bestimm­ten sozia­len Umfel­dern ent­wi­ckelt: die emo­tio­na­le, prä­re­fle­xi­ve Vor­stel­lung einer hei­len Welt, eines para­die­si­schen Zustan­des, eines gelob­ten Lan­des. Umge­kehrt ist der Ver­lust die­ser Hei­mat ver­bun­den mit tie­fer Ver­lo­ren­heit und Unsi­cher­heit: das Gefühl einer gefal­le­ne­ne, unsi­che­ren und ver­lo­re­nen Welt.

“Hei­mat” sowohl im see­li­schen als auch ört­li­chen, kul­tu­rel­len und spi­ri­tu­el­len Sinn spielt natür­lich im rech­ten Spek­trum eine gro­ße Rol­le. Es ist das, was Iden­ti­tä­re mit “Iden­ti­tät” mei­nen, mit beson­de­rer Beto­nung der eth­no­kul­tu­rel­len Zuge­hö­rig­keit und Ver­bun­den­heit. Das geht über die Kri­tik an Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus und Ein­wan­de­rung­po­li­tik, die sowohl Ein­hei­mi­sche als auch Zuwan­de­rer ent­wur­zelt und ent­frem­det (auch der Atten­tä­ter von Mag­de­burg war eine Art ori­en­ta­li­scher Tra­vis Bick­le), weit hin­aus, bis hin zur Gene­ral­fra­ge, inwie­fern die Moder­ne und die tech­ni­sche Zivi­li­sa­ti­on an sich ent­wur­zelnd und “herz­los” sind.

“Hei­mat­lo­sig­keit” kann nach Bonel­li auch durch ein “Kli­ma der sozia­len Aus­gren­zung” entstehen.

Der Tra­vis Bick­le von heu­te tut sich schwer mit einem Gefühl der Zuge­hö­rig­keit zu einer gefühls­kal­ten Gesell­schaft, die stän­dig mora­li­siert, spal­tet und Anders­den­ken­de abwer­tet und dif­fa­miert. Begrif­fe, die er sein Leben lang ver­wen­det hat, wer­den geäch­tet und fal­len einer humor­lo­sen Sprach­po­li­zei zum Opfer. (…) Wenn Tra­vis es gar wagt, eine ande­re Mei­nung zu ver­tre­ten oder an tra­di­tio­nel­len Wer­ten fest­zu­hal­ten, läuft er Gefahr, unbarm­her­zig abge­wer­tet oder aus­ge­grenzt zu wer­den. (…) Das groß­ar­ti­ge Kon­zept der offe­nen Gesell­schaft ist für ihn nur noch eine herz­lo­se Wort­hül­se, die mit ideo­lo­gisch ein­sei­ti­gen Inhal­ten gefüllt ist. In sei­ner Wahr­neh­mung wer­den unter dem Deck­man­tel von Tole­ranz und Viel­falt kei­ne Abwei­chun­gen von den herr­schen­den Ideo­lo­gien gedul­det. (…) Er sieht sei­ne Mei­nungs­frei­heit zuneh­mend bedroht, indem er immer wei­te­re Tei­le sei­ner Wahr­neh­mun­gen (…) in immer grö­ße­ren Berei­chen nicht mehr for­mu­lie­ren darf.

Wäh­rend der “Flücht­lings­kri­se” und “Coro­na” haben unzäh­li­ge “nor­ma­le” Men­schen, die alles ande­re als “Tra­vis Bick­les” sind, die­se Erfah­rung gemacht. Sie haben zu einem Phä­no­men geführt, das Caro­li­ne Som­mer­feld und ich unse­rem Buch Mit Lin­ken leben (2017) als eine der wesent­lichs­ten “Bruch­li­ni­en” inner­halb unse­rer Gesell­schaft iden­ti­fi­zier­ten, weit­aus wich­ti­ger als for­ma­le, ideo­lo­gi­sche, poli­tik­wis­sen­schaft­li­che Bestim­mun­gen von “links” und “rechts”: Die Rede ist von einem mas­si­ven Ver­trau­ens­ver­lust in Medi­en und Poli­tik, der eine Fol­ge eines mas­si­ven Ver­trau­ens­miß­brau­ches ist.

Bonel­li:

Der Tra­vis von heu­te fühlt sich von Poli­ti­kern und Medi­en betro­gen, belo­gen und ver­arscht. Durch die­se Ent­täu­schung (er hat­te bei­den ver­traut!) kam es in ihm zu einem immensen Ver­trau­ens­ver­lust in das demo­kra­ti­sche Sys­tem als sol­ches. Der Berg an Pro­ble­men, der sich im letz­ten Jahr­zehnt durch poli­ti­sche Nach­läs­sig­keit und Miss­ma­nage­ment auf­ge­türmt hat, ist gewaltig.

Es ist natür­lich so, daß die­ser Berg nicht erst seit einem Jahr­zehnt, son­dern seit min­des­tens vier oder fünf (“Taxi Dri­ver” ist von 1976), je nach­dem, wel­che Para­me­ter man anset­zen möch­te, am Wach­sen ist, und daß er nicht bloß Nach­läs­sig­keit oder Unfä­hig­keit zu ver­dan­ken ist, son­dern gewoll­ten poli­ti­schen Ziel­set­zun­gen. Bonel­li gehört wohl eher zu jenen Men­schen, die erst um 2015 “auf­ge­wacht” sind, wäh­rend die­se Pro­ble­ma­ti­ken eine viel älte­re Genea­lo­gie haben.

Das deu­tet sich frei­lich im nächs­ten Unter­ka­pi­tel an. “Hei­mat­los” wird man nach Bonel­li auch durch “spi­ri­tu­el­le Impo­tenz”. Das wie­der­um ist The­ma mei­nes Buches Kann nur ein Gott uns ret­ten? von 2014. Das Vaku­um des Nie­der­gangs des Glau­bens füllt sich mit aller­lei Ideo­lo­gien und säku­la­ren Para­dies­ver­spre­chen. Er zitiert Ernst Jün­ger: “Die ver­las­se­nen Altä­re sind von Dämo­nen bewohnt.”

Heu­te steht der Mensch vor einem bun­ten Mix spi­ri­tu­el­ler For­men, in denen Men­schen ver­su­chen, einen Sinn zu fin­den. Die Band­brei­te reicht von Frei­kir­chen, Sci­en­to­lo­gy, Okkul­tis­mus oder Eso­te­rik bis zu den unter­schied­lichs­ten poli­ti­schen Ideo­lo­gien. Im lin­ken Spek­trum begeg­net er den “Ismen” – Anti-Ras­sis­mus, Anti­fa­schis­mus, Gen­de­ris­mus, Öko­lo­gis­mus -, im rech­ten Lager sind es die Gemein­schaft und die Homo­ge­ni­tät. Ihre Göt­zen hei­ßen links Trans­for­ma­ti­on und Diver­si­tät und rechts Iden­ti­tät und Revision.

Auch an die­ser Stel­le sieht man, daß Bonel­li nicht voll­stän­dig neu­tral zwi­schen links und rechts blei­ben kann, da der weit­aus grö­ße­re und domi­nan­te­re Teil der heu­ti­gen ideo­lo­gi­schen Last auf der Gesell­schaft nun ein­mal von links kommt. Das zeigt sich auch in der Rei­he der stig­ma­ti­sie­ren­den, jedes wei­te­re Sach­ar­gu­ment ver­nich­ten­den “Ad-Per­so­nam-Beschul­di­gun­gen”, die er an ande­rer Stel­le aufzählt:

“Schwurb­ler”, “Anti­se­mit”, “Nazi”, “Kriegs­trei­ber”, “Kli­ma­leug­ner”, “Gut­mensch”, “Putin-Ver­ste­her” und so weiter…

Hier hat er nur zwei Begrif­fe genannt, die eher nach “rechts” wei­sen: “Kriegs­trei­ber” und “Gutmensch”.“Corona” wur­de nur des­halb eine “lin­ke” Sache, weil sich der Groß­teil der Lin­ken aus Macht­er­hal­tungs­grün­den heu­te kon­form zur jeweils ange­sag­ten medi­al-poli­ti­schen Agen­da ver­hält; jeder, der von ihr abweicht, wird vom Sys­tem nach “rechts” ein­sor­tiert (und somit als Feind mar­kiert) – und dies obwohl sich gera­de unter den Coro­na­maß­nah­men­kri­ti­kern oder Geg­nern von Waf­fen­lie­fe­run­gen an die Ukrai­ne etli­che genu­in Lin­ke befinden.

Was den ande­ren zitier­ten Absatz angeht, so kann Bonel­li auch hier nur wenig in die rech­te Sei­te der Waag­scha­le wer­fen. Er ist zu klug, als daß er ana­log zu den lin­ken ideo­lo­gi­schen Ideen “Ras­sis­mus” oder “Faschis­mus” als rech­te Äqui­va­len­te nennt, denn er hat die­se Begrif­fe offen­bar rich­tig als “toxi­sche Framings” der Lin­ken erkannt, die inzwi­schen auf eine gene­ra­li­sie­ren­de Wei­se ver­wen­det wer­den, die ihnen jeg­li­chen klar defi­nier­ba­ren Sinn nimmt.

Er ist viel sub­ti­ler, indem er statt­des­sen Begrif­fe wie “Gemein­schaft”, “Homo­ge­ni­tät”, “Iden­ti­tät” und “Revi­si­on” nennt. Was er mit letz­te­rem meint, ver­ste­he ich nicht. Es ist kein in unse­rem Spek­trum gebräuch­li­cher Begriff. Der Rest ist eher lahm und lädt nicht gera­de, wie bei lin­ken Ideo­lo­gien, zur spon­ta­nen Abwei­sung ein, weil er so abstrus wäre. “Gemein­schaft” und “Iden­ti­tät” sind Begrif­fe, die auf Gegen­be­we­gun­gen zu genau den Din­gen zie­len, die Bonel­li an unse­rer Gesell­schaft beklagt: Sozia­ler Zer­fall, inne­re und äuße­re Hei­mat­lo­sig­keit, inne­re und äuße­re Entfremdung.

“Homo­ge­ni­tät” ist ledig­lich die Gegen­po­si­ti­on zum lin­ken oder auch “glo­ba­lis­ti­schen” Ansin­nen, die Bevöl­ke­run­gen der west­li­chen Natio­nen so gründ­lich wie mög­lich eth­no­kul­tu­rell zu diver­si­fi­zie­ren, bis hin zu ihrer “Abschaf­fung” – und hier gibt es etli­che sehr ratio­na­le Grün­de, war­um eine eth­no­kul­tu­rell rela­tiv homo­ge­ne Gesell­schaft einer mul­ti­kul­tu­ra­li­sier­ten vor­zu­zie­hen ist, ganz beson­ders im Hin­blick auf die von Bonel­li beklag­te “Spal­tung”. Über die­se Din­ge hat er offen­bar noch nicht aus­rei­chend nachgedacht.

Gewiß kön­nen die­se Begrif­fe auch zu “Göt­zen” wer­den, inso­fern sie zur ein­zi­gen Quel­le des Lebens­sin­nes wer­den, all­zu eng­ma­schig gefaßt oder all­zu ver­bis­sen ver­folgt oder extrem über­stei­gert wer­den oder den Blick auf die Rea­li­tät ver­stel­len. Die­ser Blick ist jedoch zwei­fel­los am schärfs­ten von “rechts”, weil das ideo­lo­gi­sche Spin­nen­ge­we­be, das die Rea­li­tät ver­deckt und erstickt, heu­te vor­ran­gig mit lin­ken ideo­lo­gi­schen Vor­stel­lun­gen gewebt ist. Das zeigt nicht zuletzt Bonel­lis Argu­men­ta­ti­on selbst, die klar im kon­ser­va­ti­ven, also “rech­ten” Spek­trum wurzelt.

Vor ein paar Wochen traf ich zufäl­lig einen alten Freund aus einem ver­gan­ge­nen Abschnitt mei­nes Lebens, den ich zuletzt vor drei­zehn Jah­ren gese­hen hat­te. Ich freu­te mich sehr, ihn zu sehen, er zöger­te aller­dings zunächst ein wenig, mich all­zu freund­lich zu begrü­ßen, da er inzwi­schen her­aus­ge­fun­den hat­te, daß ich zu “Licht­mesz” gewor­den war. “Wie konn­te das pas­sie­ren? Ich moch­te den Typen!” sei­en sei­ne ers­ten Gedan­ken gewesen.

Ich frag­te ihn, was ihn denn an den Ansich­ten stö­re, die ich ver­tre­te. Sei­ne Ant­wort war inter­es­sant, weil nicht der übli­che Stan­dard: “Du bist eine Leit­fi­gur in einem Milieu, das nicht dif­fe­ren­ziert und pola­ri­siert!” Ich wider­sprach, und mein­te, in mei­nem “Milieu”, das von den Medi­en ver­zerrt dar­ge­stellt wird, gäbe es ein Spek­trum an durch­aus dif­fe­ren­zier­ten Mei­nun­gen; wie die­se “Pola­ri­sie­rung” zustan­de kommt, dazu habe ich wohl eine etwas ande­re Mei­nung als er.

Wir beschlos­sen, daß Ort und Zeit ungüns­tig sei­en, dies alles Län­ge mal Brei­te aus­zu­dis­ku­tie­ren, und wech­sel­ten zu unver­fäng­li­chen The­men. Am Ende war sei­ne Herz­lich­keit wie­der zurück­ge­kehrt, und er mein­te: “Auf eine Sache kön­nen wir uns wohl eini­gen, daß wir bei­de gegen die Pola­ri­sie­rung sind.” Dies war auf sei­ner Sei­te wohl nicht mehr als eine Intu­ti­ti­on, denn wir hat­ten das The­ma nicht mehr beackert. Eben­so intui­tiv sag­te ich Ja.

Wir hat­ten kein Wort über “Coro­na” ver­lo­ren, oder die “FPÖ-Wäh­ler”. Ich weiß nicht, was er dar­über denkt. Aber jemand, der sich über­haupt bewußt ist, daß es eine Pola­ri­sie­rung gibt, und der sie als nega­tiv emp­fin­det, ist ver­mut­lich schon aus dem bösen Spiel aus­ge­stie­gen; jemand, der ver­mu­tet, daß ich als Rech­ter auch kein Freund die­ser Ent­wick­lun­gen bin, hat ver­stan­den, daß die Din­ge nicht so schwarz-weiß lie­gen, wie es öffent­lich dar­ge­stellt wird.

Zumin­dest auf einer Ebe­ne kann ich ihm zustim­men: Daß es schlecht ist, Men­schen, die man schätzt, allein auf­grund abwei­chen­der Mei­nun­gen zu ver­wer­fen und zu “can­celn”. Ich glau­be auch nicht, daß alle, die bei “Coro­na” mit­ge­macht haben, pau­schal schlecht oder dumm sei­en. Auch das ist ein The­ma, zu dem Bonel­li viel zu sagen hat, und zu dem ich mich nach den Weih­nachts­fe­ri­en äußern werde.

Ich emp­feh­le, Die Kunst des Ankom­mens zu lesen, und wün­sche allen Lesern ein gutes Jahr 2025!

Rapha­el Bonel­li: Die Kunst des Ankom­mens. Wie wir unse­ren Platz im Leben fin­den, edi­ti­on a, Wien 2024, 330 Sei­ten, 26 Euro – hier bestel­len.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (53)

Franz Bettinger

1. Januar 2025 21:58

Ein Guru, abgehoben, exzentrische Aussetzer? - Warum solch ein Hieb? Ich habe ihn immer als humorvollen, und brillanten Kämpfer empfunden. Selbst wenn Jordan Peterson diese Allüren hätte, sollte unsereiner lieber darüber schweigen. Denn allzu viele Helden haben wir nicht. 

ML: Mein "Held" ist diese Jammergestalt sicher nicht.

Gracchus

1. Januar 2025 22:34

Die "Heimat"-Frage geht ans Eingemachte. Eine abschließende schlüssige Antwort habe ich nicht parat; so zweifele ich (ebenfalls), ob so etwas wie Beheimatung im modernen Sinne noch vorgesehen ist. Anno 2024 habe ich mich sehr mit dem originellen, leider vergessenen Sprach-Denker Rosenstock-Huessy befasst (Sloterdijk widmet ihm in seinem neuen Europa-Buch ein Kapital). Schon in einem kurzen Aufsatz von 1929thematisiert er: "Vom Staat zum Stamm" (https://www.rosenstock-huessy.com/text-erh-vom-staat-zum-stamm-1929/):
"Der moderne Industrialismus bedingt eine unausgesetzte Völkerwanderung."
Interessant auch, was er zu den heute ubiquitäteren Tätowierungen sagt, dass sie nämlich ein nomadenhaftes Dasein kennzeichnen. 

Laurenz

1. Januar 2025 23:55

@ML ... Jordan Peterson verliert in dem Augenblick Seine Debatten, wenn Er anfängt, über den (Seinen) Glauben zu sprechen. Denn, in den Räumen, in denen Peterson auftritt, ist meist die freie Rede & die Freiheit der Meinungsäußerung gegeben, also zivilisatorische Freiheit per se. Auf einer Vortragsveranstaltung in Schnellroda würde Er Sich daher ganz gewiß wohler fühlen, als sonst in irgendeiner gewohnten Öffentlichkeit, was wir allerdings als radikal links verorten müßten. Auch bei Ihrem Habsburger Beute-Italiener, Herrn Bonelli, habe ich natürlich nachgeschlagen. Die spirituelle Schwäche Petersons gibt sich nichts mit der von Bonelli, was aber ein zeitgeistiges Problem darstellt, auch in Ihrem Artikel hier zum Tragen kommt. Sie, ML, haben das doch Selbst durchaus für Sich erkannt.

Joerg

1. Januar 2025 23:55

Ich mag Bonelli auch, aber in einem seiner Bücher benutzte er für die Verdeutlichung eines Gedankens eine Szene aus dem Film "Schindlers Liste", die er undistanziert mit der realen Historie gleichsetzte. Das war mir dann doch zu billig. Da hatJordan Peterson eindeutig mehr Tiefgang.

ML: Eine Filmszene ist eine Filmszene, ich kenne nicht den Kontext, in dem Bonelli sie zitiert hat. Petersos Ansichten über diese Historie sind vermutlich noch flacher und konventioneller. Er ist auch zionistisch eingekauft von Kopf bis Fuß.

Heinrich Loewe

2. Januar 2025 10:41

Sind Sie ernsthaft "gegen die Polarisierung"? Also ich nicht! Marx hat der bürgerlichen Gesellschaft vor 150 Jahren den Krierg erklärt, und der dauert bis heute an. Und bis wir die Dinge nicht wieder zurecht gerückt haben, gibt es nur die-oder-wir. Wenn wir gewonnen haben, könenn wir sehr gerne aussöhnen, aber erst dann.

ML: Meiner Erinnerung nach waren es nicht Marx oder Marxisten, die damals Terror gegen die Ungeimpften gemacht haben.

Majestyk

2. Januar 2025 11:58

Jordan Peterson kritisiert nicht bloß die Genderideologie, sondern setzt beim Feminismus an auf den Gender aufbaut. Peterson veranschaulicht sehr gut was die Ideologie anrichtet und zu Fehlprägungen führt. Peterson trifft den wunden Punkt und er hat Erfolg, nicht umsonst ist er Feindbild der Linken. Als abgehoben habe ich Peterson nie empfunden, sondern als nahbar und gesprächsbereit. Könnte sich so mancher Prominente und Intellektuelle eine Scheibe von abschneiden.
Taxi Driver ist natürlich gut gemacht, vor allem dank der genialen Musik von Bernard Herrman, ist aber im Kern bereits Prototyp des linken zersetzenden Kinos. Propaganda gegen weiße Männer, hier der einfachen Schichten, die Veteranen als lebensunfähige Wracks darstellt. Man könnte Taxi Driver ja auch ganz anders inszenieren mit einer positiven Darstellung von Travis Bickle, hätte dann im New Hollywood aber als reaktionär gegolten. 

ML: Da stimme ich überhaupt nicht zu, was "Taxi Driver" angeht. Der Film gilt auch so seit eh und je als "reaktionär". Er basiert vor allem auf persönlichen Erfahrungen von Paul Schrader, der in seinen Filmen oft die Isolation von Außenseitern thematisiert hat. Eine "positive Darstellung" von Travis Bickle hätte einen viel flacheren Film ergeben, und den gibt es ja mehr oder weniger schon: "Death Wish" mit Charles Bronson.

RMH

2. Januar 2025 12:12

@Gracchus, danke für den link zu dem Artikel von Rosenstock-H. Da findet man einiges, was sich sehr aktuell liest (auch seine Ausführungen zur Veränderung der jüdische Frage). Ich sehe es genauso wie Du, die Frage nach der Heimat geht ans wirklich Eingemachte, zumal wir Deutsche zu einem großen Teil die Traumata vertriebener Vorfahren geerbt haben (wurde hier im Debattenraum bereits häufiger besprochen: Die unter Psychologen als Fakt geltenden Umstände, das Kriegstraumata weiter gegeben werden & oft sich sogar erst in der übernächsten Generation noch einmal verstärkt melden). Ob Heimat gleich "Seßhaftigkeit" bedeutet, möchte ich in Frage stellen, denn über weit mehr als 90%, ja vermutlich über 95% der Menschheitsgeschichte, wissen wir nichts (erste Spuren des mod. Menschen >300tsd vor Christus? Erste Spuren von Siedlungen? 8-10tsd vor Christus?). "Heimat" dürfte für diese Nomaden- & Jägerkulturen dann vermutlich die Sippe & geografisch ein größeres Revier gewesen sein, was auch erklärt, warum viele Menschen reisefreudig sind, gerne "streunen" (deutsch: wandern) & bei Beschränkung auf einen Ort nicht glücklich wurden (hier gibt es eine Teilung der Menschen: Gibt genügend, für die die Reduktion auf einen Ort genau das Richtige für ihr Wohlbefinden ist).

Majestyk

2. Januar 2025 13:43

@ Martin Lichtmesz:
Alles eine Frage der Lesart. Taxi Driver kann man auch als Rache des "Incels" lesen, lange bevor der Begriff definiert wurde. Im Grunde ist Travis Bickle eine Figur wie aus einem Western der eine Frau rettet, die gar nicht gerettet werden will. Der Heroismus der Bickle innewohnt und dessen Maskulinität, Patriotismus und christliche Überzeugungen werden ja nicht gerade postiv dargestellt, sondern indirekt als eben nicht mehr zeitgemäß bzw. als Erkennungsmerkmale eines Freaks. Darum ist Travis Bickle ja auch ein "Anti-Hero".
Death Wish ist kein flacher Film. Zum eiskalten Rächer wird Paul Kersey ja erst in Teil 2. Im Original ist Kersey nicht abgebrüht, sondern erkennbar gebrochen. 
Filme sind aber interpretierbar, darum sieht die ein jeder anders und aus einer anderen Perspektive. Ist vermutlich auch gut so. 
Wie Taxi Driver auch hätte aussehen können sieht man am inhaltlich ähnlichen Rolling Thunder. Für den Streifen hatte Schrader ursprünglich auch das Drehbuch geschrieben, wurde dann aber von Heywood Gould umgearbeitet. Ob Rolling Thunder der "bessere" Film ist kann man streiten, jedenfalls zeigt er mehr Sympathie für seine Hauptfigur Charles Rane. Wo Schrader (ein enger Freund von Pauline Kael) politisch stand konnte man spätestens sehen als er  zum bewaffneten Widerstand gegen Trump aufgerufen hat und dessen Unterstützer als Nazis beschimpfte.

ML: Jo mei, der alte Schrader hatte halt "Trump derangement syndrome", aber seine Filme haben oft einen "reaktionären" Subtext. Er hat ja auch "Mishima" gemacht.

Monika

2. Januar 2025 13:53

Ich sehe mir hin und wieder Vorträge von Raphael Bonelli auf YouTube an. Besonders hat es mir ein Vortrag von Bonelli "Die Kirche in der Krise" angetan, den er in einer Kirche gehalten hat. Wohlgemerkt als Psychiater, nicht als Priester. Dort spricht Bonelli in beeindruckender Weise über die heilende Kraft des Gebetes und der Anbetung, von zu viel Sicherheit im Falschen, von der Sehnsucht des Menschen nach Anbetung. Diesen Beitrag kann ich jedem nur wärmstens ans Herz legen! 

Majestyk

2. Januar 2025 14:22

ML: Meiner Erinnerung nach waren es nicht Marx oder Marxisten, die damals Terror gegen die Ungeimpften gemacht haben.
Sind Sie sich dessen sicher, daß jene "Funktionselite" nicht marxistisch/ trotzkistisch geprägt ist?

ML: Also das ist wirklich das Letzte, womit ich die in Verbindung bringen würde...

Adler und Drache

2. Januar 2025 16:24

Mir geht es so, dass ich die Polarisierung zwar prinzipiell nicht mag - Streit geht mir einfach auf den Sack, vor allem dann, wenn die Argumente auf dem Tisch liegen und man genötigt ist, sie dennoch unablässig zu wiederholen, das zieht einfach zu viel Energie -, dennoch aber für nötig halte. Haltungen und Meinungen kristallisieren in einer fast schmerzhaften Schärfe aus. Ein gemächliches kuhäugiges Dahintrotten ist nicht mehr möglich, jeder muss Entscheidungen fällen. Das ist gut, daran wachsen Menschen - selbst wenn sie die falschen Entscheidungen treffen. Wo wären wir ohne die Polarisierung der letzten 10-20 Jahre gelandet? Im Posthistoire, auf einem existentiellen Altenteil?
Dass man im Privatbereich für Verständigung zu sorgen, sich zurückzuhalten und Beziehungen den Vorrang vor Meinungen zu geben hat: klar.  
Ansonsten: sehr interessant, vielen Dank! Über die "Revision" bin ich auch sogleich gestolpert, habe gerätselt, oder er evtl. "Geschichtsrevisionismus" meint, aber das scheint mir auch nicht so recht zu passen. 

MarkusMagnus

2. Januar 2025 18:10

@ Adler und Drache
Daran habe ich auch gedacht. Aber letztlich ist ja irgendwann alles Geschichte. Und Geschichte ändert sich ständig. Zum Beispiel durch Ausgrabungen, neue Funde und wissenschaftliche Untersuchungen.
Nur in Deutschland gilt Geschichtsrevisionismus als ehrrührig. Dabei ist das in der Geschichtswissenschaft ein standartmässiges Vorgehen. In Deutschland ist dies jedoch verboten, ein Beiweis dafür das wir nicht wirklich souverän sind. Dennoch brauchen wir die Richtigstellung der deutschen Geschichte für die Gesundung des deutschen Volkes. Man sieht ja jetzt wieder was in Halbe abgeht.
Wie hat es mal ein ehemaliger CDU Mann nonchalant gesagt:
Wir müssen endlich von diesem Schuldkult runterkommen damit Deutschland nie mehr von Multi-Kulti-Schwuchteln regiert wird.
 

Heinrich Loewe

2. Januar 2025 18:49

Marxismus...
Dann ziehen Sie es meinethalben aus bis zur Französischen Revolution, zur Reformation oder noch weiter. Für dieselbe Sache gibt es zahlreiche gut passende Zugriffe wie Belloc bis Benjamin Kaiser u.a.
Wer aber nicht begreift, daß wir im (Informations- u.a.)Krieg sind und "versöhnen" will wo es nichts zu versöhnen gibt, ist nicht auf der Höhe der Zeit.
Der Sellner ist ein entschlossener Kämpfer der nie zurück steckt. Der hats verstanden.

Diogenes

2. Januar 2025 20:12

@MarkusMagnus
Was Sie meinen ist dieser Antigermanismus - das Verleugnen der Abkunft deutscher Wurzeln seitens Behörden/Öffentlichen Hand -, also das Zerrbild vom primitiven-unterlegenen "Germanen", was so mancher römischer und christlicher Chronist zeichneten und was auch heute noch z.B. im Schulunterricht von unseren Ahnen gezeichnet wird. Ein gutes Beispiel für die Verschleierung wozu unsere Ahnen im Stande waren sind die Externsteine. Nach dem Krieg, nach den Dunkeljahren (ab Mai 1945 bis Anfang der 50er, jedenfalls aber bis 48-49 wo Willkür, Hungersnot u. Terror herrschten) ohne Führung und mit Einsetzen der uns in der Staatspolitik irre und dem eigenen Reich und Volk masochistisch machenden Fremdinjektion"Ihr Deutschen seid die Bösen" der Feindmächte im besetzten und verkrüppelten Großdeutschen Reich aus dem sie nach dem Prinzip "Teile und herrsche" drei gegeneinander rivalisierende Satelliten-Staaten machten (BRD/DDR/RÖ)) hat man diese archäologische Germanen-Stätte wieder mit Erdreich verschüttet. Was wir heute von den Externsteinen sehen ist nur oberflächlich. Und so gibt es noch zig andere Hinterlassenschaften von denen die Behörden heute die Revision scheuend wie der Teufel das Weihwasser meinen es wären antike Steinbrüche oder Abfallhalden und dergleichen gewesen. 

Rautenklause

2. Januar 2025 20:49

Da gibt es noch andere Österreicher, die dieses und verwandtes Terrain erfolgeich und unkonventionell beackern und erstaunlicherweise - wenn man Bonellis Diktum hernimmt -
Bonelli nennt drei entscheidende Punkte, die notwendig sind, um unseren “Platz im Leben” zu finden: Beruf, Partnerschaft und unser Verhältnis zu Gott.
zum gleichen Ergebnis kommen: Martina Leibovici-Mühlberger kommt in ihrem Buch "Die Burnout Lüge: was uns wirklich schwächt und wie wir stark bleiben" auch zu dem Schluß, daß es gilt, das Dynamische, Unvorhergesehene, Herausfordernde wieder zuzulassen. Für sie ist interessanterweise auch arbeiten, beten, lieben der Schlüssel.
Ich werde mir den Bonelli auf alle Fälle ansehen, besten Dank für den Hinweis!    

FraAimerich

2. Januar 2025 20:53

"Revision" würde ich psychologisch schlicht als die "typisch rechte" Neigung zur "Kontrolle" - im Gegensatz zum "anything goes" der Vielfältler - auffassen.
Revisor = Prüfer, Kontrolleur

Kurativ

2. Januar 2025 21:16

Bonelli definiert als Aktionsfelder des Lebens den Beruf, die Partnerschaft und das Verhältnis zu Gott. Mir würde das politische Engagement fehlen. Also die Mitbestimmung über Entscheidungen, welche einen selber und andere neben mir innerhalb der Strukturen betreffen. Man könnt es auch "gesellschaftliches Engagement" nennen. Selbst wenn ich als Einzelner nicht viel verändern kann, würde ich gerne mit allen zusammen dazu befragt werden. Oder mit anderen darüber diskutieren. Ich schätze, er würde dazu erwidern, dass er mit seinen psychologischen Einwürfen in Form von Büchern und Videos diese gesellschaftliche Aufgabe auf eine andere Weise außerhalb der Strukturen tatsächlich erfüllt. Hier offenbart sich meiner Ansicht nach der Unterschied zw der römischen (oder römisch-katholischen) Lebenspraxis und der griechischen Lebensweise, bei der man sich auf der Agora trifft und diskutiert ("wie denkst du darüber"). Also ob in hierarchischen Strukturen einer im ganz Oben entscheidet oder man zusammen als Gruppe einen gemeinsamen Weg sucht. Beide Wege haben ihre Berechtigung. Aber es sind unterschiedliche Lebensentwürfe mit unterschiedlicher Lebenspraxis. Und der Hierarchische würde bei einem direkten Nebeneinander über die Zeit die Oberhand gewinnen, wenn man die strukturellen Nachteile nicht erkennt und sich darufhin sich nicht wehrt (also: "ja, und amen").

Kurativ

2. Januar 2025 21:50

Inhaltlich würde ich Borelli zustimmen, auch wenn ich dieses und jenes anders formulieren würde oder weitere Forderungen daraus ableiten würde.
Zur "Männlichkeit/Fraulichkeit" oder dem Habitus: Menschen sind sehr unterschiedlich. Ich fände es wichtig, dass man sich erst einmal so annimmt, wie man ist und dieses nicht wertet. Es gibt für alles eine Erklärung. Das bedeutet auf der anderen Seite allerdings auch nicht, dass man mit XY-Genom eine biologische Frau ist.
Zur "Pornographie": Die Chinesen filtern das ganze Internet mehr oder weniger erfolgreich auf pornographische Inhalte, was ich gut fände. Was die Chinesen für sich selber geschaffen haben, würde bei uns zum absoluten Grauen führen. Man stellen sich Merkel, Merz oder Bearbock mit solch einen Instrumentarium vor!
Zu "Ehebruch": Habe ich keine Erfahrungen mit.
Alle seine Vorschläge wirken ein wenig formuliert ach dem Motto: Das ist der Rhythmus wo jeder mit muss. Ich kenne das aus römisch-katholischen Gegenden. Das wird jetzt so gemacht und fertig ist. Alle gehen am So in die Kirche. Das gehört sich so. Der gehört nicht zu uns. Diese Abschottung bewirkt in bestimmten römisch-katholischen Gegenden über die Generationen zu einer starken genetischen Verarmung und zu einer sichtbaren Degeneration.

Kurativ

2. Januar 2025 21:57

Ich habe gerade gelesen, dass er zum Beispiel bei der "Demo für Alle" teilgenommen hat, was letztendlich ein politisches Engagement ist. Es fehlt halt nur in seiner Auflistung der Aktionsfelder des Menschen.

Kurativ

2. Januar 2025 22:16

Unverständnis, Ablehnung oder Trennung im Streit sind in meinem sozialen Umfeld auch vorgekommen. Das kommt in den heutigen Tagen immer weniger vor. Spätestens durch Corona haben sich viele innerlich vom politisch-medialen Komplex abgewendet. Und bekommt auch bei anderen Themen besseres Gehör (Migration, Klimapolitik, unmittelbare Kriegsgefahr, EU, Euro, Nato, usw).
Die Welt hat sich in den letzten Jahren fundeamental geändert.

Gracchus

2. Januar 2025 22:39

@RMH, ja, stimmt, Heimat mit Sesshaftigkeit gleichzusetzen, ist sicherlich verkürzt; wo man von Heimat spricht, spricht man aber auch schnell von Heimatland. Es wäre angesichts der erwähnten Traumata auch zu fragen, wie sich das insgesamt auf das deutsche Heimat-Gefühl ausgewirkt hat. 
Interessant auch, dass Rosenstock-Huessy gleich auf Architektur zu sprechen kommt. Ich musste an Dieter Wieland denken, aber auch an den F. Merz mit seinen Fertighäusern (es ist mir unbegreiflich, wie so jemand ernsthaft als Kanzler in Betracht kommen kann). 
Mal in die Runde gefragt: Wer fühlt sich derzeit in Deutschland noch heimisch? Was gehört dazu, damit man sich heimisch fühlt? Wie ist Heimat ohne Ortsgebundenheit denkbar?

Gracchus

2. Januar 2025 22:42

@Majestyk, ML: Ich fand schon, das "Taxi Driver" dazu einlädt, Empathie mit Travis Bickle zu entwickeln. 
Lohnt sich "Rolling Thunder" anzusehen?

Gracchus

2. Januar 2025 22:45

@ML: Ihr "Gott"-Buch war ein großer Wurf. Interessant wäre eine Art Bestandsaufnahme, wie Sie heute zu den verhandelten Themen stehen (nach meiner Erinnerung klang das Buch fragend, nachdenklich aus).  

Diogenes

3. Januar 2025 03:16

@FraAimerich
 
Wenn man "Rechts" durch "Deutsch" als Oberbegriff ersetzt, würde ich meinen. Die Revision - das Hinterfragen nach der Sinnhaftigkeit der Standards/Anwendung beispielsweise -, sie ist eigentlich im besten Sinne der schöpferische Dualismus der völkisch-verwurzelten Liberalen und Konservativen, dem "Sucher/Neuerer" und dem "Bewahrer/Erhalter", die unsere Familien durchziehend-prägen, die Tradition und Fortschritt mit Deutschsein verbinden (Deutschsein ist mehr als jeweils nur der Volkskörper oder der Volksgeist; es ist der gemeinsame Sinngeber der in Heimat, Volk und Nation wurzelt, trägt, der pragmatisch-national Schutzwacht ist, als auch fürsorgend-sozial das weibliche Prinzip beinhaltet.
 
Das Sprech "Rechts/Mitte/Links" gehört der Revision der Weltanschauung unterzogen. In den Demokratieschauspielhäusern sitzen "Richtig" oder "Falsch", unabhängig von deren Sitzplatzverortung und politischen Selbstverständnis.
 
"Richtig" ist Staatspolitik für Volks- und Staatsangehörige und "falsch" ist Staatspolitik die „Deutsche“ nicht sieht/erkennt und einen entwurzelten Universalismus betreibt der auf jeden Fliegenschiss eines fremden "Menschen" Rücksicht nehmen müsse. Denn das sei ja "unser" neues "Ersatzvolk", diese "Menschheitsfamilie", der neualt-ideologische "Weltbürger" des Kapitalismus und Kommunismus, der Homunkulus der geistig so ver-rückt gemacht ist, daß er selbst sein Dasein als frei verschiebbarer und verfügbarer Sklave für "richtig" hält.

Diogenes

3. Januar 2025 07:14

@Gracchus
"(…) Wer fühlt sich derzeit in Deutschland noch heimisch? Was gehört dazu, damit man sich heimisch fühlt? Wie ist Heimat ohne Ortsgebundenheit denkbar?"
 
Heimat ist an Volk, Land und Nation gebunden; dessen, woraus man wurde, was man ist - wie schon Nietzsche wusste.
 
Es gibt ein Scheiden im Sinnen der Weltanschauung zwischen Entwurzelten und Verwurzelten. Dabei zu beachten worin Weltanschauung wurzelt und der Betrachter ist. Wer schaut? Von wo wird geschaut? Was wird von dort gesehen/erkannt? Deutschland ist aber mehr als verortende Geographie und Begriffserniedrigung zum bloßen Wirtschaftsstandort (Das wurzellose Kapital – Kapitalisten-Sprech; die ganze Welt "Internationalisieren/Entwurzeln" und ihrem "Freihandel" unterwerfen), es ist Obdach und Wärme gebende Heimstatt und Ideenschmiede eines germanisch-stämmigen Menschengeschlechts dessen Volksbegriff sich nicht alleine durch Geburtsort und Sprachkenntnis begründet, sondern sich, wie das Volk das es begreift, durch die Jahrhunderte und Jahrtausende zieht, durch das was war, ist, sein wird und Vertrauensgemeinschaft schafft. Fremd fühle man sich dort, wo dies über lange Zeiträume gewachsene Vertrauen durch Massenansiedlung von Fremdvölkischen schwindet.
 
Die Entwurzelten verhalten sich wie "Misteln" die dem Heim in schlechten Zeiten den Rücken zeigen aber in guten Zeiten wieder mit stolzer Brust Einlass begehren. Deutsche Treue wächst aus Vertrauensgemeinschaft, denjenigen gleichen Blutes und Sinnes. 

kikl

3. Januar 2025 07:48

Ich verstehe zwar nicht, woher der Groll gegen Jordan Peterson kommt und was das mit der Buchbesprechung zu tun hat, aber ich denke, dass Herr Bonnelli die Eloge verdient hat. Er hat während des Corona-Regimes die Menschlichkeit bewahrt.

Franz Bettinger

3. Januar 2025 09:15

"Rolling Thunder", film completo und frei. Auch ohne Spanisch-Kenntnisse ist die Handlung verständlich. 

Karl

3. Januar 2025 10:45

@ ML: Einen der einflussreichsten Intellektuellen unserer Zeit, der sich im Rahmen seiner Lehrtätigkeit als Professor in Harvard und in Toronto aktiv und aufrecht gegen den Wokismus/Genderismus stellte und annähernd 100 wissenschaftliche, peer-reviewte Publikationen veröffentlichte mit einem h-Index von 45 als „Jammergestalt“ zu bezeichnen, sagt mehr über den Sender dieser despektierlichen Botschaft aus, als über den so Bezeichneten. Vielleicht nicht ganz zufällig befassen sich beide in deren zentralen Publikationen auch mit dem Thema „Gott“.

ML: Diese Heiligenlegende zu Peterson unterschreibe ich nicht, und ich habe diesen Mann sehr lange beobachtet, wie er sich öffentlich darstellt (inklusive peinliche Heulanfälle), wie offensichtlich psychisch er krank ist, wie gründlich er sich politisch hat einkaufen lassen. Ich habe einfach keinen Respekt mehr übríg, noch weniger als vor sieben Jahren, als ich dies schrieb:

https://sezession.de/62367/jordan-peterson-portraet-eines-torwaechters

RMH

3. Januar 2025 11:53

"Es wäre angesichts der erwähnten Traumata auch zu fragen, wie sich das insgesamt auf das deutsche Heimat-Gefühl ausgewirkt hat." @Gracchus, ich für meinen Teil stelle seit Jahren deutlich fest, dass ich ein WKII & Vertriebenen Trauma geerbt habe. Zu meiner Heimatstadt konnte ich nur eine Haß-Liebe entwickeln, Lokalpatriotismus ist mir in seiner heutigen Ausprägung zuwider & so gerne ich in Bayern lebe (im fränkischen Teil), so sehr geht mir das mia san mir ohne Substanz, dass Laptop & Lederhose Gequatsche auf den Geist. Hier bin ich modern, wenn auch noch nicht ganz im "Weltbürgertum" angekommen, sondern auf der Stufe davor, beim Nationalpatriotismus. D kann ich als alles verbindende Klammer akzeptieren, hier bin ich Patriot & zwar in einem Umfang, der nicht mehr polit. korrekt ist, da ich bspw. für ein D mit AT bin. Lokalpatriotismus hingegen geht mir ab. Aber gerade der Lokalp. war ja das Kompensationsmodell für viele. Lokalp ja, D nein, Europa ja, so die Dtl verneinende Kompromisslösung, um dennoch es irgendwie "heimelich" hierzulande zu finden, daher auch die Faszination für "Hygge" bei den Dänen (die Dänen sind aber nicht nur "hyggelig", sie sind knallharte Patrioten, das blendet man in D dann wohlwissend aus).

Ekstroem

3. Januar 2025 13:41

@Magnus und @Diogenes Interessanter Austausch, der in eine wichtige Richtung weist: Wir müssen Licht in unsere bewußt geschwärzte Vergangenheit bringen. @Diogenes Sie erwähnen die Verschüttung der Externsteine mit Erdreich kurz nach 1945 (würde zur Re-education und zur Aktion Bletchley Park passen). Beim kurzen Suchen mit der Suchmaschine habe ich nichts darüber gefunden. Können Sie eine Quelle angeben? Das wäre hilfreich.

MarkusMagnus

3. Januar 2025 15:23

@ Ekstroem
Frei nach Orwell: Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft.
Das Wirksamste was man den Politiker der Altparteien entgegen kann: Wir glauben euch nichts mehr. Egal was ihr über die Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft erzählt!!
Man hat zu meinen Lebzeiten zwei Mal den Irak unter gelogenen Vorwänden (Brutkästen, Massenvernichtungswaffen) angegriffen, Saddam hin oder her. Wieso sollte ich denen noch irgendwas glauben was die zwei Weltkriege betrifft? Das deutsche Volk ist manchmal leider etwas zu naiv. Das ist eben das Thema mit dem man sie knacken muss. Bei der Sache reagieren sie überempfindlich. Das ist ihre Achillesverse. Deswegen springen sie auf jeden mit allen Mitteln drauf der am Schuldkuld rüttelt. Das ist mir damals klargeworden als sie den General rausgeschmissen haben, der sich positiv über die Hohmann-Rede geäußert hatte. 
Oder die Sache mit Möllemann... Bricht der Schuldkult, geht Israel unter. Da hängt halt ein ganzer Staat dran.
 

Olmo

3. Januar 2025 16:07

Ich traf mich in Deutschland nach langer Zeit mit einem Freund aus dem Studium, der mich nach meinem politischen Comingout aus seinem Leben verstoßen hatte. Auch er stellte am Ende des Tages verwundert fest, daß ich mich gar nicht so sehr verändert habe. Der Anstoß zu dem Treffen ging von mir aus, woran meine Frau Anstoß nahm, sie tadelte mein Verhalten als hündisch. Wäre er auf den Knien über die Alpen gekrochen— im Februar— ein kostbares Geschenk in den händen tragend, mit einer dornigen Rose im Maul, sie hätte sich vielleicht darauf eingelassen, gemeinsam einen Kaffee zu trinken—aber— vielleicht auch nicht. Mein Verhalten war ihr wieder ein Beweis dafür, daß Deutsche komisch seien. Ich war noch nie nachtragend. Eine Charakterschwäche. Es war auch tatsächlich seltsam, verkrampft, wie wenn man sich mit einer Ex-Freundin trifft, man war intim, man hat alle möglichen Schweinereien angestellt, und jetzt ist man sich trotz der eigentlichen Vertrautheit fremd. 
 
 

Majestyk

3. Januar 2025 17:28

@ Gracchus:
Tut mir leid, daß Sie so lange warten mußten, ich hatte einen recht vollen Tag. 
Ich bin sicher nicht der Maßstab, ich stand in meiner Jugend ziemlich auf Action-/Horror-/Exploitationfilme, Western sowieso. Aber ja, ich würde sagen als Genrebeitrag lohnt sich der Film auf jeden Fall und im Kern ist der Film mehr Drama als reiner Rachefilm. Auch schön William Devane mal in einer Hauptrolle zu sehen. Hier können Sie den Film auf deutsch sehen, wenn auch gekürzt und hier in voller Länge im Original. Hier ein schöner Text von Oliver Nöding um vielleicht auf den Geschmack zu kommen, allerdings nicht ganz frei von Spoilern.
Ich sage übrigens nicht, daß ich Taxi Driver schlecht finde oder nicht mag. Ist bei jeder Sichtung ein wenig anders, ich nehme nur eine Dekonstruktion von Männlichkeit und Patriotismus war. Kann also sein, daß ich Flöhe husten höre oder ein feines Gespür dafür habe, je nachdem wie man das dann wertet.

RMH

3. Januar 2025 18:43

@Ekstroem,
eine wirklich zusammenhängede - neutrale! - Abhandlung zu den Grabungen /Zuschüttungen bei den Externsteinen habe ich bislang auch nicht gefunden (wenn es das gibt, dann gerne nennen), aber man findet in der esoterischen Literatur (Usch Henze, Manfred Ehmer etc., gibt erstaunlich viel dazu, - alles nicht das Geld wert, es zu verlinken) zu den Externsteinen immer wieder ähnliche Behauptungen. Fakt ist, dass die (spärlichen) Ausgrabungsfunde aus der NS Zeit allesamt im Landesmuseum in Detmold sind. Was man auf den Bildern aus der Grabung in den 30ern an Mauern vor den Steinen sieht, sind die Reste des ehem. Jagd/Lustschlosses, welches ein Fürst hier bauen lies. Ob hier tatsächlich die Reste eines Dolemengrabes gefunden sind oder ob das eine normale Steinlage war, ungeklärt (die Germanen kamen nach der Megalithkultur). Überhaupt wurde an den Externsteinen so viel über Jahrhunderte herumgepfuscht - es fuhr sogar einmal eine Straßenbahn durch - dass man heute eigentlich alles und nichts dazu behaupten kann. Ein besonderer Ort sind die Steine dennoch. Besuch lohnt in jedem Fall.

Ausguck

3. Januar 2025 23:10

@ Diogenes: "Heimat ist an Volk, Land und Nation gebunden; dessen, woraus man wurde, was man ist."
Nein, das sehe ich nicht derartig eng, sondern eher so: 
Heimat ist das Land, der Landesteil oder Ort, an dem man aufgewachsen ist ODER sich durch staendigen Aufenthalt zu Hause und wohl fuehlt, (oft als gefuehlsbetonter Ausdruck enger Verbundenheit gegenueber einer bestimmten Gegend). Ich bin vor nunmehr 37 Jahren ausgewandert und betrachte Neuseeland als meine Heimat, nicht nur, weil ich mich hier wesentlich wohler fuehle als in der alten "Heimat" (schon als ich im Jahre 2003 das letzte Mal in Deutschland war, konnte ich gar nicht schnell genug wieder abreisen angesichts der bereits damals sich abzeichnenden Katastrophe), sondern auch, weil sich alles, was mir das Leben lebenswert macht, inzwischen hier befindet.

RMH

3. Januar 2025 23:59

"Man hat zu meinen Lebzeiten zwei Mal den Irak unter gelogenen Vorwänden (Brutkästen, Massenvernichtungswaffen) angegriffen, Saddam hin oder her."
@M.Magnus, das erste Mal war wegen der Besetzung von Kuwait und das war damals völkerrechtsmäßig mit UN-Mandat abgedeckt. Beim 2 Mal gabs dann erst die falschen "rauchenden Colts". Aber egal, lesen Sie doch bitte auch einmal den Beitrag, den @Gracchus von Rosenstock-Huessy in seinem Beitrag #1. Januar 2025 22:34 verlinkt hat. Die Verknüpfung des deutschen Schuldkultes mit der Existenz Israels ist absurd. Ob Deutschland existiert oder nicht ist für die Existenz Israels ziemlich irrelevant, trotz der regelmäßigen finanziellen, mittlerweile nicht mehr allzu großen militärischen Hilfen Deutschlands. Am größten sind die Lippenbekenntnisse der deutschen Regierungen, die schon fast den Glaubwürdigkeitsgrad von Sprüchen wie "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten" erreicht haben. Man betet es halt runter ... und unterstützt dann trotzdem die Palästinenser. Aber das soll die Debatte hier jetzt nicht derailen. Sind schönere Debattenstränge eröffnet. 
@Majestyk, den Film Rolling Thunder werde ich mir noch ansehen, danke für den Tipp. Taxi Driver ist und bleibt "Kult".

Karl Otto

4. Januar 2025 07:02

Als ich dort war waren die Steine bedeckt mit Grafittis und Schmierereien, schrecklich.

Diogenes

4. Januar 2025 11:29

@Ekstroem
"Beim kurzen Suchen mit der Suchmaschine habe ich nichts darüber gefunden."
 
Die Zensur bzw. Überhäufung Ihrer Suchmaschinenanzeige mit Netzseiten, welche antigermanische und antideutsche Inhalte zum Inhalt haben, und die die Feindmächte und ihre Verbrechen verherrlichen, dürfte Sie nicht überraschen, genauso wenig wie das Nichtmehrauffinden des deutschen Literaturschaffens das in den Dunkeljahren systematisch vernichtet wurde. Dagegen ist die symbolische Bücherverbrennung des NS-Studendenbundes nicht der Rede wert. 
"Können Sie eine Quelle angeben?"
 
Nehmen Sie einfach den Charakter jener Leute die gegen uns Krieg führten. Ich gebe keinen Pfifferling auf das Falschwort des Feindgerichts. Eine Revision mit ergebnisoffener Zielsetzung dürfte über viele Dinge die heute in bösartiger Absicht in Dunkelheit gehalten werden Licht bringen. Hier verhält es sich aber wie bei den "Rheinwiesenlagern". - Die Behörden blocken gegen Ausgrabungen.
 
 

RMH

4. Januar 2025 12:43

Als ich dort war waren die Steine bedeckt mit Grafittis und Schmierereien, schrecklich. @Karl-Otto, war erst letztes Jahr dort. Außer den üblichen, nicht vermeidbaren & vermutlich täglich auftauchenden Edding-Schmierereien war das gesamte Geländer sehr sauber & aufgeräumt (wie zuvor auch schon das nahe gelegene Hermannsdenkmal). Die Weweslburg ist bekanntermaßen nicht weit entfernt davon & was man da "Museumspädagogisch" mittlerweile angerichtet hat, ist deutlich unangenehmer, als die paar Edding-Kritzeleien auf den Steinen, die das wie die berühmte deutsche Eiche, an der sich die Sau wetzt, wegstecken. Zur Wewelsburg: Man will offenbar die "Brutalität" des Raumes des Obergruppenführersaals durch gemütliche, farbige Sitzsäcke aufbrechen & in den Raum kommt man nur noch, nachdem man durch die besondere Ausstellung geht - fast so wie bei IKEA, wo man auch erst durch die gesamten Warenabteilungen rennen muss, bis man bei der Krusch-& Mitnahme-Ecke ist. Dieses ewige "Einordnen", den Leuten kein eigenes Urteil zutrauen ist einer der Gründe, warum es eng wird, mit diesem Land. Kein Vertrauen in die Bürger, führt zu keinem Vertrauen in den Staat. PS: Wenn man schon bei der Wewelsburg ist, dann sollte man auch den dort ganz in der Nähe gelegenen Soldatenfriedhoft besuchen. Da liegen fast 500 Gefallene, zumeist blutjung, für was oder wen eigentlich? Ja, kann man alles schön reden. 

RMH

4. Januar 2025 12:46

@Diogenes, mein verst. Onkel (als Kindersoldat ab 17 bei der SS für etwas über 3 Jahre) war auf den Rheinwiesen - er hat mir davon gänzlich anderes berichtet, als es in rechten Kreisen regelmäßig kolportiert wird. Führt aber zuweit vom Thema weg. Ggf. ein andermal. Aber durch das weitestgehende Schweigen unserer Vorfahren, wurde vieles an den vermeintlichen Fakten auch nicht besser oder wahrer. Ich bin dankbar, dass er mit ungefähr 90 einmal Tacheless über vieles geredet hat (zuvor kam kein einziges Wort zu dem Thema über seine Lippen). So wie viele andere auch erst im ganz hohen Alter etwas über ihre Kriegserlebnisse, einschließlich Gefangenschaft, erzählt haben. Ein einheitliches Bild ergibt sich meistens nicht, jeder hat es anders erlebt.

Diogenes

4. Januar 2025 12:50

@Ausguck"Nein, das sehe ich nicht derartig eng, sondern eher so: (...)
 
Es steht Ihnen zu das so zu sehen, deswegen schrieb ich ja auch: "Es gibt ein Scheiden im Sinnen der Weltanschauung zwischen Entwurzelten und Verwurzelten. (...)". Wenn man sich voneinander in Volk, Land und Nation entfremdet, haben Sie mit Ihrem Heimatbegriff recht. Wenn man das nicht macht oder sich dazu verleiten lässt, haben Sie unrecht. Auswandern kann aber auch aus staatspolitischer (bevölkerungspolitischer) Sicht kein Ideal sein, wobei, wie bei so gut wie allen Dingen, das Maß das Pendel in "Richtig" oder "Falsch" ausschlagen lässt. 
 
Oft ist es ja auch so, das über die Tiefendimension der Begrifflichkeiten keine Einigkeit herrscht. Der "Amerikaner" hat von "Volk", "Land", und "Nation" einen anderen Begriff als der (geistig gesunde) Deutsche. 

Gracchus

4. Januar 2025 12:59

@Majestyk: Vielen Dank. "Rolling Thunder" werde ich mir ansehen.
In einem gewissen Sinn ist "Taxi Driver" durchaus dekonstruktiv. Was besagt das aber? Nicht einfach "zersetzend" - das wäre ja jede Analyse. Dekonstruktion kommt von Heideggers Destruktion und ist ein Lektüreverfahren, demzufolge ein Text gerade nicht nur eine oder eine stabile Sinnbedeutung hat, oder um das Böckenförde-Diktum abzuwandeln: Das Sinnverstehen eines Textes hängt von Bedingungen ab, die er selber nicht garantieren kann - an sich eine Binse. 
"Taxi Driver" ist als Film ambivalent und bietet Raum für unterschiedliche Deutungen. Der Film verfährt, könnte man sagen, selbst dekonstruktiv, indem er die Rückseite des strahlenden Helden zeigt, für die sich die Öffentlichkeit indes nicht interessiert - es ist gewissermaßen eine Forsetzung oder Radikalisierung von "Der Mann, der Liberty Vance erschoss"; es wird zudem der Patriotismus einer dekadenten Gesellschaft "dekonstruiert", die Soldaten in Kriege schickt, ohne sich für deren Erfahrungen und Traumata zu interessieren. 

ML: Ihr versteht alle nicht, woher "Taxi Driver" kommt und warum sein Appeal so dauerhaft ist.

Jan

4. Januar 2025 13:12

@ Majestyk
"...ich nehme nur eine Dekonstruktion von Männlichkeit und Patriotismus war."
I
Sehe ich nicht so. Travis handelt durch und durch männlich, angefangen vom Anbaggerversuch, unbeholfen aber mutig, bis zum Amoklauf, der eine Befreiung zum Ziel hat. Der Film ist vielschichtig und vielseitig interpretierbar, auch über die Intention des Drehbuchautors hinaus. Das Hauptthema ist Entfremdung und die Suche nach Sinnhaftigkeit. Die Entfremdung ist der soziale Dreck im Moloch New York, der ihm gegen den Strich geht, an der er als Pornokonsument aber selbst teilnimmt. Der Job als Taxifahrer bietet keine Sinnstiftung, es geht nur um  "Piepen" und darum, über die Runden zu kommen. Die innere Leere und Vereinsamung wird mit Porno gefüllt, also dem Dreck, unter dem er leidet. Travis' karge und ärmliche Bude gibt Rückschlüsse auf seinen Gemütszustand. Beziehungen im Großstadtmoloch sind schwierig und brüchig. Hier auch die kurzen Szene mit Scorsese und seiner untreuen Ehefrau.
 
 

Rheinlaender

4. Januar 2025 13:14

@Diogenes
Falls Sie Recht haben, muss die "Verschleierung wozu unsere Ahnen im Stande" waren im Fall der Externsteine bereits vor 1945 stattgefunden haben, denn die zu dieser Zeit von germanenfreundlichen Akteuren durchgeführten archäologischen Untersuchungen haben nichts gefunden, was Ihre Hypothese stärken würde. Die Verschleierer müssten zugleich Spuren angebracht haben, die die Radiokarbonmethode und die Luminiszendatierung täuschen können, und zudem bereits vor rund einem Jahrtausend die einigermaßen datierbaren christlichen Bezüge dort angebracht haben. Alternativ kann man natürlich auch Ockhams Rasiermesser anwenden und die Hypothese vertreten, dass die Externsteine das sind, worauf alle dokumentierten Spuren hindeuten, nämlich eine im Mittelalter genutzte christliche Kultstätte. Diese mag in noch früherer Zeit ebenfalls eine religiöse Bedeutung gehabt haben, von der aber keinerlei Spuren zu finden sind, nicht einmal in überlieferten Legenden oder Ortsbezeichnungen etc.

ML: Kommt mal zum Thema zurück, bitte!

Jan

4. Januar 2025 13:16

II
Ein Ausweg aus der Sinnlosigkeit und dem Dreck bietet sich in der Rettung der Kinderprostituierten Iris (als Ausreißerin selbst entfremdet). Der Amoklauf stellt auch eine Art Katharsis dar, an deren Ende Travis' Selbsttötung stehen sollte, die aber fehlschlägt. Er wird ungeplant zum Helden. Dass er den Kandidaten Palantine töten wollte, halte ich nicht für Anti-Patriotismus. Er hält ihn wohl nur für einen weiteren politischen Schwätzer, der gegen den Dreck nichts tun wird. Interessant ist der Irokesen-Schnitt. Eventuell eine weitere Metapher für Entfremdung, vor dem Hintergrund der Indianer, denen ihre Heimat, ihr gewohntes Habitat genommen wurde?
 
Auf jeden Fall finden sich im Film die drei von Bonelli angesprochen Aspekte sichtbar wieder. Taxi Driver gehört zu meinen persönlichen Lieblingsfilmen und ist sicherlich einer der besten Hollywood-Filme überhaupt. Gedreht im bullenheißen Sommer 1975 ist der Film auch nach 50 Jahren noch relevant, obwohl der Dreck von 42nd Street nach den 1970/80ern in den folgenden Jahrzehnten weggespült wurde (Filmtipps: "Fear City - Manhattan 2 Uhr nachts" (1984) von Abel Ferrara und die Serie "The Deuce" (2017-2019)). Die Aspekte der Entfremdung und die Suche nach Sinnstiftung aber sind geblieben. Daher ein zeitloses Werk.

ML: Ich stimme dieser Deutung zu!

Gracchus

4. Januar 2025 13:47

@Diogenes: Bitte nicht krumm nehmen, aber wenn ich Ihre Ausführungen zum deutschen Volksbegriff lese, befällt mich die Lust, Materialist zu werden. Solch ein deutsches Volk, wie sie es vorstellen, existiert - nicht, oder allenfalls im Reich der Ideen. Den dt. Idealismus - stark griechisch, also von Platon inspiriert - empfinde ich als "Krankheit", jedenfalls - man soll das Kind nicht mit Bade ausschütten - wenn er nicht existentiell durch konkrete Erfahrung unterfüttert wird.

MarkusMagnus

4. Januar 2025 13:49

@ RMH
"Die Verknüpfung des deutschen Schuldkultes mit der Existenz Israels ist absurd."
Deswegen wird auch jeder Politiker erstmal durch Yad Vashem geführt ;)
Kennen Sie das Buch die "Israel Lobby" ? Oder "Die Holocaust"-Industrie? Und schauen sie sich mal an was für Leute diesen Schuldkult in England aufgebaut haben. Einer war ein Pädokrimineller, der von der Justiz in England (Rothenham und Jimmy Saville lassen grüssen) bis zum Tod  gedeckt wurde. Ein Anderer war der Vater von Epstein seiner Frau, Maxwell. Ein Medienzar (auch Schulbücher!!) und Mossadagent der später unter mysteriösen Umständen selbst ums Leben kam. 
Natürlich ist der Schuldkult für Israel existenziell. Und für uns Deutsche ist es existenziell ihn los zu werden. Dabei haben wir es hier mit einem Gegner zu tun der im Gegensatz zu uns keine moralische Grenzen hat.
 

ChristianB

4. Januar 2025 13:58

da der Fokus so langsam auch hier im Forum mehr oder weniger unterschwellig in die Richtung wandert, wo er eigentlich nicht hin darf - nämlich auf die Gruppe, aus der sich Zionisten, Neokonservative, Oligarchen, Medienbesitzer, Hollywood, so mancher Philantroph etc. pp. rekrutieren, nochmal meine Empfehlung auch an ML sich mit Dr. E Michael Jones zu beschäftigen, z.B. sein gestriger Livestream:
https://cozy.tv/emichaeljones/replays/2025-01-03
 
Er führt die Fäden, die hier im Forum und bei ML aufgenommen werden kohärent zusammen, vor allem auch inn seinen in Deutschland nur scchwer zu erhaltenden Büchern. 

Gracchus

4. Januar 2025 14:02

@ML: Na, dann klären Sie uns dumme Jungs doch auf. Ich würde schon jetzt dabei bleiben, dass der Film kein eindeutige Botschaft transportiert und mehrere Deutungen zulässt. Wie ich in meinem  vorherigen Post andeutete, konnte ich mich mit Travis Bickle durchaus identifizieren - durch die Perspektive, aus der das Geschehen geschildert wird, und die hierdurch evozierte Stimmung. Das macht - für mich - auch den Appeal aus.

ML: "Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen." ;)

Ekstroem

4. Januar 2025 14:18

"Kommt mal zum Thema zurück." Werter @ML, dieser Aufforderung ist zuzustimmen. Nur, was ist das Thema? Der Film "Taxi Driver"? Der hat sicherlich nicht nur für mich keinerlei "appeal". Im Gegenteil, persönlich empfinde ich ihn als abstoßend. Ein gutes Thema ist "Die Kunst des Ankommens", allerdings in einem weiteren Sinne. Wo wollen wir Deutschen ankommen? Wer wollen wir sein? Wer sind wir? Drei Fragen, drei Themen.

Majestyk

4. Januar 2025 15:15

Martin Scorsese zu Bickles Männlichkeit im Gespräch mit Roger Ebert:
 
Ebert: (...) Viele Leute haben „Alice lebt hier nicht mehr“ als feministisch bezeichnet.
Scorsese: (...) Eigentlich nicht „Alice“, sondern „Taxi Driver“ - das ist mein feministischer Film. Wer sagt denn, dass ein feministischer Film von Frauen handeln muß? (...)
Ebert: Und „Taxi Driver“, wo der Held überhaupt keine Beziehung zu Frauen aufbauen kann, ist...
Scorsese: Feministisch. Weil er das Macho-Denken auf die Spitze treibt. Der bessere Mann ist der Mann der dich töten kann. Dieser Film zeigt diese Art des Denkens, zeigt die Probleme die manche Männer haben, die zwischen Göttinnen und Huren hin und her springen. Der ganze Film basiert visuell auf einer Einstellung in der der Mann von dem Mädchen am Telefon abgewiesen wird und die Kamera schwenkt tatsächlich von ihm weg. Es ist zu schmerzhaft diese Ablehnung zu sehen.

ML: Da hat er sich sehr an den Zeitgeist angepaßt, indem er es "feministisch" nennt, aber der Punkt, den er macht, der ist schon zutreffend.

Majestyk

4. Januar 2025 15:18

@ Gracchus:
Liberty Valance ist ein Film über Legenden und Bekenntnis zu ihrer Notwendigkeit. "This is the West, sir. When the legend becomes fact, print the legend." Stoddard ist ja eine sich selbst erfüllende Legende und Menschen brauchen Legenden. Taxi Driver sagt, daß Legendenbildung und Glorifizierung falsch sind. Eigentlich ist Taxi Driver eher Gegenentwurf als Fortsetzung. Die Kehrseite des strahlenden Helden zeigt Ford auch, allerdings im Haß von Ethan Edwards in The Searchers. Ford hätte wie Hawks aber nie Männlichkeit dekonstruiert und dennoch portraitierten beide sehr starke Frauen.
 
@ Jan: 
Steht aber nicht im Widerspruch zu dem was ich geschrieben habe. Der dekonstruierte Mann ist doch ein Suchender nach sich selbst. Die Frisur von Bickle ist eine Reminiszenz an Fallschirmjäger der 101. Luftlandedivision. Auch in Vietnam war der Haarschnitt à la Mohawk populär. 

Majestyk

4. Januar 2025 15:46

Was sagt denn die Persönlichkeit von Jordan Peterson oder dessen Schwächen über den Wahrheitsgehalt dessen aus, was er beschreibt? Oder soll es so sein, daß etwas nur richtig ist, wenn der "Richtige" es sagt? 

ML: In dem Fall eine ganze Menge, weil er sich ja selbst als Rollenmodell und Vaterfigur vermarktet. Von so jemanden erwartet man, dass er auch in seiner Lebensführung und seinem Charakter stringent ist. Umgekehrt bedarf es nicht Petersons, um die Nützlichkeit vieler seiner Ratschläge oder Beobachtungen anzunehmen. "Clean your room" ist auch so einleuchtend.

 
Und wieso hat sich jemand einkaufen lassen, nur weil er eine andere Ansicht vertritt? Sollte man für vermeintliche Korruption nicht zumindest so etwas wie einen Beweis erbringen müssen oder reicht die bloße Behauptung, nur weil jemand nicht so redet oder denkt wie man das erwartet oder erwünscht?
 
Im Übrigen frage ich mich was ein System anderes ist als die Ordnung in der Menschen leben und zu der sie mittels ihrer Lebensführung beitragen, also eher sowas wie die Summe aller Lebensentscheidungen von Menschen in einem bestimmten Gebiet zu einer bestimmten Zeit. 
 
Sollte man überhaupt von anderen die gleichen Empfindungen erwarten, die man selber hegt? Heimat zum Beispiel ist für mich mehr als nur ein Ort. Ich kann den Verlust von RMH gedanklich nachempfinden, aber selbst wenn RMH morgen nach Schlesien umzieht findet er dort seine Heimat nicht wieder. Heimat ist ha mehr als Flüße, Seen, Berge, Wälder, es sind die Menschen und deren Kultur. Nicht der Boden definiert die Heimat, sondern die gemeinsam erzeugte Seele des Bodens. Am Ende sind für mich die Menschen wichtiger als der Boden. Meine rein persönliche Sicht, auch wenn der Boden natürlich bleibt und die Menschen nur insofern bleiben in dem sie etwas weiterreichen.