Rechenschaftsbericht 2018 (IV): September bis Dezember

September: Vorbereitung auf die Buchmesse, Oktober: Buchmesse, November: Nachbereitung der Buchmesse, Dezember: Weihnachtsgeschäft.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Im Nach­hin­ein hört sich das an wie gene­ral­stabs­mä­ßig getak­te­te Abläu­fe oder, weni­ger dra­ma­tisch aus­ge­drückt, wie der ganz nor­ma­le Jah­res­plan eines Ver­lags auf den Bran­chen- und den Umsatz­hö­he­punkt hin. Aber für einen Ver­lag wie Antai­os, der zwangs­läu­fig ein “erwei­ter­tes Ver­le­ger­tum” pflegt, sind weder eine Frank­fur­ter Buch­mes­se noch das Weih­nachts­ge­schäft nor­ma­le Bau­stei­ne, aus denen ein wie­der­keh­ren­des Jah­res­ge­rüst zusam­men­ge­setzt ist.

Die Sache mit dem Loci-Ver­lag war sicher die auf­wen­digs­te “kon­ser­va­tiv-sub­ver­si­ve akti­on”, die wir je aus­tüf­tel­ten und umsetz­ten. Unser Netz­werk (hier hat die­ser Begriff jen­seits sei­ner Blen­der­funk­ti­on für Leu­te, die “Kom­mu­ni­ka­ti­on” und “Chat­grup­pen” für Arbeit hal­ten, tat­säch­lich ein­mal eine Bedeu­tung) hielt für jeden unse­rer Pla­nungs- und Umset­zungs­schrit­te die rich­ti­gen Mit­strei­ter zur Ver­fü­gung. Dies ist das, wor­auf wir stolz sind: im ent­schei­den­den Moment von Freun­den und Pro­fis umge­ben zu sein, mit denen man ein sol­ches Ding durch­zie­hen kann.

Im Mai grün­de­te Tho­mas Veigel den Loci-Ver­lag, mel­de­te ihn beim Bör­sen­ver­ein des Buch­han­dels an, erwarb eine ISBN-Lis­te, buch­te eine Inter­net-Domain und schal­te­te eine Tele­fon­ver­bin­dung frei. Dann über­gab er uns alle Ver­bin­dungs­da­ten. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on fand aus­schließ­lich mit­tels der guten, alten Brief­post statt, mei­ne mecha­ni­sche Schreib­ma­schi­ne wur­de zum Instru­ment der Stunde.

Im Juni war die Inter­net­prä­senz fer­tig auf­ge­baut, Kositza hat­te ja nicht nur den Ver­lags­na­men ent­wor­fen, son­dern ein kom­plet­tes Ver­lags­pro­gramm samt Ver­lags­ge­schich­te und Selbst­aus­kunft eines Zahn­arz­tes, der für den Fei­er­abend sei­ne Lei­den­schaft am Ver­le­gen von Büchern ent­deckt hatte …

Im Juli mel­de­te der Ver­le­ger sei­nen Ver­lag auf der Frank­fur­ter Buch­mes­se an und sprang mit ihm in eine schö­ne 8qm-Lücke in einem Gang, der sonst nur von lin­ken, gen­dern­den, zivil­ge­sell­schaft­lich an vor­ders­ter Front agie­ren­den Ver­la­gen bevöl­kert war.

Im August bestä­tig­te sich unse­re Vor­aus­sa­ge: Die Mes­se­lei­tung plat­zier­te die offi­zi­ell ange­mel­de­ten Ver­la­ge des “rech­ten Spek­trums” in einer Sack­gas­se in der­sel­ben hal­le, die auch Loci gewählt hat­te: Die Jun­ge Frei­heit, das Maga­zin Cato und der Ver­lag Manu­scrip­tum sahen sich einer geis­ti­gen Apart­heit räum­lich aus­ge­setzt, und vor lau­ter Zorn über die­se Unver­schämt­heit zog Cato sei­ne Mes­se­an­mel­dung zurück.

Im Sep­tem­ber ent­war­fen wir einen dop­pel­ten Mes­se­stand: das Loci-Design der ers­ten ein, zwei Mes­se­ta­ge wür­de nach und nach durch ein Antai­os-Design ersetzt wer­den. Außer­dem erwei­ter­ten wir das Loci-Pro­gramm um zwei Titel, deren Selbst­iro­nie jedem halb­wegs wachen Beob­ach­ter der Akti­on rasch zei­gen wür­den, wie­viel Ernst und wie­viel Potem­kin­sches Dorf hin­ter der Sache steck­te. Die end­gül­ti­ge Aus­ar­bei­tung der Wer­be­tex­te und des tage­buch­ar­ti­gen Ver­laufs­pro­to­kolls des Ver­le­gers auf sei­ne ers­te Buch­mes­se hin war für Kositza als Tex­te­rin und für mich als Erst­le­ser ein Rie­sen­spaß. Die­se Voll­ver­si­on der Inter­net­prä­senz wur­de als Beta-Ver­si­on so vor­be­rei­tet, daß sie erst am ers­ten Mes­se­tag zum Eröff­nungs­gong ein­seh­bar war.

Zeit­gleich lief eine letz­te juris­ti­sche Prü­fung, denn längst war uns klar: Wir muß­ten den Ver­kauf in der umge­kehr­ten Rich­tung abwi­ckeln. Nicht Antai­os wür­de Loci, son­dern Loci wür­de Antai­os kau­fen. Zu ein­fach wür­de es sonst für die Mes­se sein, den Stand auf­grund von geän­der­ten Aus­gangs­be­din­gun­gen zu kündigen.

Wir waren also tat­säch­lich für fünf Tage nicht mehr die Eigen­tü­mer unse­res Ver­lags. Der Kauf­ver­trag war was­ser­dicht, er hät­te jeder juris­ti­schen Über­prü­fung stand­ge­hal­ten, auch vor Gericht, falls die Mes­se­lei­tung uns qua einst­wei­li­ger Ver­fü­gung hät­te von der Mes­se kom­pli­men­tie­ren wol­len. Unse­re Mit­ar­bei­ter sahen bei die­sem Schach­zug das Maß an Ver­trau­ens­vor­schuß über­schrit­ten, aber sie ken­nen Tho­mas Veigel nicht so gut wie wir.

Über­haupt ist das eine aus der Loci-Akti­on gewon­ne­ne Erkennt­nis (und nicht nur aus ihr): Es gibt Leu­te, denen man ohne jeden Ver­trag, ein­fach per Hand­schlag oder auf Zuruf, das eige­ne Ver­mö­gen, sen­si­ble Daten, die Kin­der, eine Ret­tungs­ak­ti­on anver­trau­en wür­de, wis­send, daß sie kei­ne Sekun­de lang auf irgend­ei­nen eige­nen Vor­teil bedacht wären oder fahr­läs­sig mit dem ihnen anver­trau­ten Gut umgin­gen. Von ande­ren weiß man, daß sie eine Men­ge Aus­re­den und Grün­de dafür vor­bräch­ten, war­um es wie­der ein­mal nicht geklappt habe. Dies sind – ich muß es lei­der sagen! – meist die Gesin­nungs­be­trun­ke­nen und die jüngeren.

Was mir zuletzt am meis­ten Spaß mach­te, obwohl es gemein und hin­ter­lis­tig war, betrifft den FAZ-Redak­teur und (so nen­nen wir ihn intern) gro­ßen Kon­fir­man­den Jus­tus Ben­der: Ihm band ich inner­halb von vier Tagen einen Bären auf, den er nicht so schnell los­ge­kno­tet bekom­men wird. Noch immer den­ken vie­le sei­ner Kol­le­gen “Loci” mit, wenn sie Ben­der lesen.

Ich bot ihm eine exklu­si­ve Geschich­te über den Ver­kauf des Ver­lags an, der not­wen­dig gewor­den sei, weil ich nach eini­gem Zögern nun doch zum poli­ti­schen Bera­ter eini­ger AfD-Struk­tu­ren und – die­se Mün­ze warf ich zuletzt ein – eines ost­deut­schen CDU-Ver­bands wür­de, der den zukünf­ti­gen Koali­ti­ons­part­ner und des­sen meta­po­li­ti­sches Umfeld ken­nen­ler­nen woll­te. Ben­der – mit dem Kositza und ich noch ein Hühn­chen zu rup­fen hat­ten – schluck­te den Köder, biß sich am Haken fest und brach­te am Vor­abend der Mes­se zunächst online und am Mes­se­mor­gen in der Druck­aus­ga­be exklu­siv eine vol­le Packung “fake news”, die unse­re Akti­on zu einem Pau­ken­schlag machte.

Den Rest kann man hier nach­le­sen. Daß Kositza und ich dann am Abend vor dem letz­ten Mes­se­tag in Frank­furt nicht auf der Hut waren und von Links­extre­mis­ten hin­ter­rücks ange­grif­fen wer­den konn­ten (Kositza labo­riert bis heu­te an einem ange­ris­se­nen Kreuz­band), hät­te nicht sein müs­sen. Irgend­wann aber muß­te so etwas pas­sie­ren, und es paß­te zur hybri­den Stim­mung, in der wir uns befan­den: Wäh­rend drei­er auf­ein­an­der­fol­gen­den Buch­mes­sen die Schlag­zei­len min­des­tens mit­zu­prä­gen, wenn nicht zu domi­nie­ren – das war eine Her­aus­for­de­rung, die wir meis­ter­ten und die uns an die­sem letz­ten Abend eupho­risch und unvor­sich­tig wer­den ließ.

In zwei­ein­halb Mona­ten ist nun schon wie­der Mes­se. Wir haben in Leip­zig einen Stand ange­mel­det, bis­her kei­ne Bestä­ti­gung erhal­ten, aber den­noch mit den Pla­nun­gen bereits begon­nen. Es soll – wenn wir uns etwas wün­schen dür­fen – die­ses Mal so sein, daß unse­re Bücher im Vor­der­grund ste­hen, nicht unse­re mög­lichst trick­rei­che oder pro­vo­zie­ren­de Anwesenheit.

Denn wir ver­le­gen Bücher, und wir machen eine Zeit­schrift. Bei­des hat ja im mitt­ler­wei­le ver­gan­ge­nen Jahr auf gutem Niveau statt­ge­fun­den. Ein paar Schlaglichter:

Den fran­zö­si­schen Autor und auf­grund publi­zis­tisch-mora­lis­ti­scher Ver­feh­lung als Lek­tor bei Gal­li­mard geschaß­ten Richard Mil­let prä­sen­tier­ten wir mit der Essay-Samm­lung Ver­lo­re­ne Pos­ten und dem auto­bio­gra­phi­schen Bericht Töten aus dem Liba­non­krieg – bei­de Bän­de erfuh­ren kei­ne Wür­di­gung im Feuil­le­ton, obwohl sie von der Qua­li­tät der Über­set­zung durch Chris­ta Nit­sch und der Luzi­di­tät der Gedan­ken­füh­rung her ein brei­te­res Publi­kum ver­dient hätten.

Zuvor hat­ten wir mit Alex­an­der Schley­ers Defend Euro­pe. Eine Akti­on an der Gren­ze der Doku­men­ta­ti­ons­fahrt der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung gegen die Schleu­ser­kri­mi­na­li­tät im Mit­tel­meer zur Spra­che in Buch­form ver­hol­fen. Schley­er hat seit­her etli­che Vor­trä­ge zu sei­nem Ein­satz als Schiffs­of­fi­zier gehal­ten – er ver­kör­pert als Autor und Typ den Gue­ril­la, der den Mäch­ti­gen bis zur Rase­rei auf die Ner­ven gehen kann.

Wir leg­ten mit dem Roman Die blaue Insel den vier­ten Ras­pail-Roman in deut­scher Über­set­zung vor – eine meis­ter­haf­te Jugend­per­spek­ti­ve auf die rasche, demü­ti­gen­de Erobe­rung Frank­reichs durch die Wehr­macht 1940. Ras­pails Suche nach wenigs­tens ein paar Hel­den, die auf ver­lo­re­nem Pos­ten die Fah­ne trot­zig his­sen, ist natür­lich auch in die­sem Buch vom Erfolg gekrönt.

Her­aus­ge­ge­ben von Ste­fan Scheil erschien bei uns die Kriegs­schuld­stu­die Die dreis­te Fäl­schung aus der Feder eines Fran­zo­sen – ein Doku­ment aus dem Jahr 1925, das mit der Kriegs­trei­be­rei Frank­reichs und Ruß­lands sehr hart ins Gericht geht und den Deut­schen ein ziem­lich stil­les Blatt austeilt.

Zuletzt erschien bei uns Udo Ulfkot­tes letz­tes Buch: Alles Ein­zel­fäl­le ist eine Dar­stel­lung des Zusam­men­hangs zwi­schen der Mas­sen­mi­gra­ti­on aus kul­tur­frem­den Län­dern und dem kras­sen Anstieg von Sexu­al­de­lik­ten in Deutsch­land. Sol­che Bücher wol­len wir nicht unbe­dingt, müs­sen sie aber machen: Sie die­nen der Auf­klä­rung und der Doku­men­ta­ti­on zugleich.

Und dann sind da noch die kapla­ken, die knap­pen Essays in Hard­co­ver gebun­den, von denen das bis­her bekann­tes­te Sie­fer­les Finis Ger­ma­nia ist. Die­ser 50. Band der Rei­he hat das Gesamt­pro­gramm zu hohem Bekannt­heits­grad geführt, und wir haben ein­fach wei­ter­ge­macht, obwohl wir manch­mal den­ken, daß uns die Autoren und die Stof­fe aus­ge­hen könn­ten. Aber nein: 2018 haben Licht­mesz, Lieb­nitz, v. Wald­stein, Rabehl, Bens­berg, Braun, noch­mals Licht­mesz, Wes­sels, Preus­se und de Benoist kapla­ken bei­gesteu­ert – wir sind bei Band 60 ange­langt und sehen kein Ende ab.

In der Tat, wir sehen kein Ende ab, und den­noch ist das Ver­le­ger­sein seit der Loci-Akti­on auf der Frank­fur­ter Buch­mes­se etwas ande­res als noch zuvor. Ich mei­ne damit nicht, daß unser noch­mals gestie­ge­ner Bekannt­heits­grad unse­re Arbeit ver­än­dert hät­te, auch nicht der Tritt an den Hinterkopf.

Ich mei­ne etwas ande­res, ich mei­ne die Stil­le nach dem Schuß.

Wor­auf hof­fen wir eigent­lich? Auf einen Durch­bruch? Sind wir nicht längst durch­ge­bro­chen, ein­ge­bro­chen in eine Stel­lung, die nun die unse­re ist und die “der Geg­ner” wütend bekämpft, weil er den Ver­lust der Macht, aus­schließ­lich selbst die The­men set­zen zu kön­nen, nicht akzep­tie­ren will? Ist die­ser Geg­ner nicht immer noch in der Lage, die Deu­tung über ein von uns gesetz­tes The­ma zu bestim­men, zu betonieren?

Wir spä­hen unse­ren sel­te­nen Tref­fern nach und wer­ten dabei jedes indif­fe­ren­te Wort aus den Rei­hen des poli­tisch-media­len Kom­ple­xes als Erfolg, als sub­stan­ti­el­le Ver­un­si­che­rung des Geg­ners. Wohin aber führt die­ses nach­ge­ra­de süch­ti­ge Lau­schen auf den Nach­hall eines Schusses?

Ich will es ein­mal so aus­drü­cken: Es führt letzt­lich dazu, daß wir sehr vie­les ver­pas­sen – den Genuß des Erfolgs, den guten Schlaf, gelas­se­ne Stun­den, tage­lan­ges, nicht-ver­nut­zen­des, ein­tau­chen­des Leben und Lesen. Wir mei­nen, daß wir noch bes­ser zie­len soll­ten, weil die Wir­kung nicht aus­reicht. Wir fra­gen uns: Dür­fen wir lesen, wäh­rend andern­orts sich Leu­te zu einem Demons­tra­ti­ons­zug for­mie­ren? Dür­fen wir absa­gen, weil wir mei­nen, in Dres­den oder andern­orts alles gesagt zu haben, was von unse­rer Sei­te aus gesagt wer­den konn­te? Dür­fen wir nur Ver­le­ger sein, nur Redak­teu­re, nur Publi­zis­ten, dür­fen wir Scha­ber­nack in Mes­se­hal­len trei­ben, dür­fen wir die Nor­ma­li­tät des Bücher­ma­chens vorführen?

Das war einmal.

In mei­nem ers­ten Buch, Raki am Igman, den Repor­ta­gen aus Bos­ni­en, wo ich als Leut­nant von Sara­je­wo aus in die zer­stör­ten Regio­nen fuhr, beschrieb ich in einem der Tex­te, daß es Augen­bli­cke gäbe, in denen in einem etwas zer­brä­che wie eine Eier­scha­le. Man kann danach nicht mehr so tun, als lie­fe einem der Dot­ter nicht über die Finger.

Oder es ist wie mit den Glas­bil­dern in Micha­el Endes unend­li­cher Geschich­te: Wenn das Geschrei zu laut gewor­den ist, zer­bre­chen sie einem in den Händen.

Schwä­che­an­fall.

Dann legt man die Scher­ben bei­sei­te und streift sich die Rol­le über als zwei­te Haut. Dienstantritt.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (21)

Frieda Helbig

5. Januar 2019 10:41

Seien Sie gewiß, Sie treten diesen Dienst nie alleine an.

Danke für Alles!

Hartwig aus LG8

5. Januar 2019 12:10

"Stille nach dem Schuss", "Spähen nach seltenen Treffern".

Manchmal hört sich das Echo ganz anders an, als der Ruf. Aber auch so etwas (siehe Link) nenne ich Treffer.
Und wer diese Postille kennt, kann die Grabenkämpfe erahnen.

http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Solidarisch-gegen-Gewalt

Ein gebuertiger Hesse

5. Januar 2019 14:09

Die letzten paar Sätze gehören zum stärksten, was hier seit langem zu lesen war. Das Wort "Dienstantritt" als Schlußpunkt ist eine neurechte Setzung, die in jedem, der empfangsbereit ist, einen großartig weiten Hall erzeugt. Es packt einen bei Ehre und an der Gurgel und gemahnt daran, was NUTZVOLLES Dienen sein kann (Montherlant meinte mit dem umgedrehten Begriff aber ohnehin das gleiche). So funktionieren poetische Zauberformeln zum richtigen Zeitpunkt - und mehr kann man, wenn man schreibt, womöglich gar nicht schaffen. Alles weitere ist in die Hände des Lesers gelegt, die, wenn sie ausgreifen, klug agieren mögen.

Old Linkerhand

5. Januar 2019 16:27

"Es gibt Leute, denen man ohne jeden Vertrag, einfach per Handschlag oder auf Zuruf, das eigene Vermögen, sensible Daten, die Kinder, eine Rettungsaktion anvertrauen würde, wissend, daß sie keine Sekunde lang auf irgendeinen eigenen Vorteil bedacht wären oder fahrlässig mit dem ihnen anvertrauten Gut umgingen. Von anderen weiß man, daß sie eine menge Ausreden und Gründe dafür vorbrächten, warum es wieder einmal nicht geklappt habe. Dies sind - ich muß es leider sagen! - meist die Gesinnungsbetrunkenen und die jüngeren."
Das ist auch meine persönliche Trennlinie! Leider werden die Blender und Betrüger immer mehr.
"Dürfen wir lesen, während andernorts sich Leute zu einem Demonstrationszug formieren? Dürfen wir absagen, weil wir meinen, in Dresden oder andernorts alles gesagt zu haben, was von unserer Seite aus gesagt werden konnte? Dürfen wir nur Verleger sein, nur Redakteure, nur Publizisten, dürfen wir Schabernack in Messehallen treiben, dürfen wir die Normalität des Büchermachens vorführen?"
Ja, Ja und Ja und alles erdenklich Gute im Neuen Jahr.

Sara Tempel

5. Januar 2019 17:26

Mann, Mann, Mann, der Loci-Trick war in der Tat der clou des Jahres! Hat mich spontan an den gleichnamigen Film mit Lancaster und Newman erinnert (ok, nicht alles was hinkt, ist auch ein Vergleich), wo dieser Mobster am ihm „servierten Menue“ lange zu verdauen hatte.
Herr K., sie sind mein Ritter, und Sie Frau K. meine Ritterin, mit vielen treuen Knappen, da geht einem das Herz auf. Der Stein mußte darob wohl 3mal schlucken?!
(mit entsprechendemThymos geschrieben !!)

numerusclausus

5. Januar 2019 19:09

"Die Stille nach dem Schuß" dient der Vorbereitung auf den nächsten.

Ich wünsche noch zahlreiche Treffer. In diesem Sinne: ausrichten und Feuer!

Laurenz

5. Januar 2019 20:28

Die Patrioten dieses Landes besitzen viel zu wenige Kämpfer, die auf den eigenen Vorteil im unternehmerischen Sinne bedacht sind.

H. M. Richter

5. Januar 2019 20:30

"Manchmal hört sich das Echo ganz anders an, als der Ruf." [Hartwig aus LG8]
____________________________

Das von Ihnen angesprochene Solidaritätskonzert mit hunderten von Teilnehmern vom gestrigen Freitag für die von Linksextremisten verwüstete Gaststätte bei Leipzig, in der vor kurzem eine AfD-Veranstaltung stattgefunden hatte, gehört für mich zum Ermutigendsten der letzten Zeit überhaupt.

Dieses Konzert ist Echo, und es ist Ergebnis von Ermutigung durch andere. Zugleich ist es Signal und Ermutigung für andere.

https://www.youtube.com/watch?v=hGrmb51K430

Wenn dabei DIE Hymne der oppositionellen DDR-Rockmusik überhaupt - "Wer die Rose ehrt" [Renft] - gespielt wurde, dann ist dies ein ganz besonderes Signal. Vielleicht sogar eines mit Signalwirkung ...

Interessant, vielleicht nicht nur für Grambauer, daß auch "Sag mir, wo Du stehst" (s. 2:30 Min.) gespielt wurde.

Da paßt ins Bild, daß die Verursacher für den gegen das Parteibüro der AfD in Döbeln gerichteten Sprengstoffanschlags aufgrund von Bürgerhinweisen festgenommen wurden, - festgenommen werden mußten ...

Unke

6. Januar 2019 00:19

Lieber Herr Kubitschek, Sie haben keine Ahnung wie groß die Freude ist, die Sie vielen mit dieser Aktion (ksa forever!) bereitet hatten und haben. Ein einfaches „Danke“ ist viel zuwenig, was ich dafür aufbieten kann, aber ich hoffe doch das Bewusstsein, dass ich nicht der einzige bin die aufkeimende Resignation zuverlässig in die Soffitten verschwinden lassen möge!

Waldgaenger aus Schwaben

6. Januar 2019 08:33

Keine Jammern, kein Triumph - die unaufgeregte, nüchterne Art des Berichts ist beeindruckend. Der erfolgreichste Scharfschütze aller Zeiten, der Finne Simo Häyhä, der im Winterkrieg seine Heimat gegen die Sowjetunion verteidigte, wurde einmal von einer Journalistin gefragt, was er empfunden hätte, wenn er abdrückte. "Den Rückstoß", war die lakonische Antwort.

Monika

6. Januar 2019 12:35

Ich habe den vierteiligen Rechenschaftsbericht nochmals durchgelesen. Zuallererst meine Hochachtung für die verlegerische, familiäre und metapolitische Leistung. Sie schreiben in Bericht II:
"Solche Fragen sind, wenn sie von den eigenen Kindern gestellt werden, immer mit der Hoffnung verknüpft, daß den Eltern, den Leithammeln, ein Weg, eine Handlungsmöglichkeit bekannt sei. Natürlich können unsere mittlerweile doch recht großen Kindern auch die Wahrheit verkraften: daß wir ab und an dann doch mit unserem Latein am Ende sind und uns in einem Wechselspiel aus Konfrontation, Inszenierung und Angriffsgeist, Fremdheit und Unversöhnlichkeit zu einem nicht geringen Teil auch selbst für die Festlegung auf eine bestimmte Rolle im Gesamtspektakel verantwortlich sind."
Dies scheint mir ein Schlüsselsatz ! Und ich möchte an das Kommentariat weitergeben: Kubitschek und Kositza sind keine Leithammel oder Leitziegen und wir Leser sind keine kleinen unmündigen Kinder !!! Jeder von uns muß seinen Handlungsspielraum im Gesamtspektakel bestimmen und gestalten . Schnellroda kann allerfalls ein "Ideengeber" und ein Vorbild sein. Mehr nicht. Wer hier mit persönlichen Schwächen und überzogenen Erwartungen das alles überfrachtet, wird enttäuscht werden. Und das ist Schade. Ja, wenn wir aus diesem amüsanten Boot aussteigen wollen, sollten wir nicht nachtreten und die beleidigte Blutwurst spielen.
2. Der loci Coup war einmalig. Dafür Danke. Man spürt den Spass aller Beteiligten, dieses Stück auszuhecken. Ich hoffe, es hat auch im unternehmerischen Sinne etwas gebracht.
3. Zum eingestampften Paglia-Buch. Das ist sehr , sehr schade - Kubitschek räumt zögerlich (seinen) Formfehler ein. Zum Trost: aus einer solchen Niederlage kann große Kraft erwachsen!

Es wäre noch einiges zu sagen und zu fragen: Was macht die Umfrage, die vor Weihnachten gestartet wurde? Worauf hoffen wir eigentlich? Zuallererst auf Gott. Ich zumindest auf interessante Diskussionen im Forum ( einige Selbstdarsteller nerven). Und eine subversive Aktion würde mir auch Spaß machen. Ansonsten wünsche ich der Verlegerfamilie , daß sie auf einer Buchmesse " unspektakulär als normaler Verlag neben anderen Verlagen auftreten kann" mit einer spektakulären Neuerscheinung. Und wenn alle Stricke reißen, kann man im Alter immer noch auswandern und ein nicht vernutzendes Leben mit Büchern führen. Alles Gute der ganzen Familienzum Neuen Jahr !
Monika

Der_Juergen

6. Januar 2019 15:24

Anstelle eines langen Kommentars ein kurzer, aber herzlicher Dank an Kubitschek, Kositza und ihre Mistreiter für ihre grossartige Arbeit. Dass "Sezession" und die Kaplakenbände nur von relativ wenigen Menschen gelesen werden, ist kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Man vergegenwärtige sich, dass alle gesellschaftlichen Veränderungen auf die Tätigkeit kleiner Minderheiten zurückgehen. Die grosse Masse wechselt erst das Lager, wenn der Boden dafür bereitet ist, und hierzu leistet Sezession einen sehr erheblichen Beitrag.

Dafür, dass die von den Autoren behandelten Themen ihre Aktualität nicht verlieren, sondern im Gegenteil immer brennender werden, sorgt das System mit seiner Politik selbst.

2019 wird spannend!

Sylvia Taraba

6. Januar 2019 15:42

Vor gut eineinhalb Jahren bin ich in verzweifelter Suche nach Weiterbildung durch Wissende, Gebildete, Passionierte, längst Fortgebildete, Linkskenner und sozusagen Konservativgeborene, Traditionsgebundene mit größter Freude auf den Verlag, den Verleger, die Lektorin, Rezensentin, das Paar, die Mitarbeiter und Kommentatoren der Sezession gestoßen. Als Bewunderin der Sezession fand ich unter den Autoren und Autorinnen noch dazu unglaubliche vier Österreicher(innen), die ich persönlich kennen lernen durfte. Nach all diesen Monaten des Erstaunens, dem Miterleben und Mitfühlen mit allen Vorgängen und Vorkommnissen draußen im Leben und drinnen im Haus, und gerade jetzt nach diesem von Bescheidenheit und menschlicher Größe getragenem Jahresrückblick über freche Interventionen, maßvolle Konfrontationen und unglaubliche Geschehnisse, möchte auch ich mich zutiefst bedanken, nicht nur für das unwahrscheinlich wohltuende Gefühl einer zeitgenössischen Zugehörigkeit, der profunden Informationsmöglichkeit, vier Metern Bücherzuwachs, der Möglichkeit Zusammenhänge herzustellen und Vorgänge zu durchschauen, sowie last not least, die wunderbaren Buch-Rezensionen und das literarische Terzett und ein Institut für Staatspolitik. Wow. Danke! Und nochmals beste Wünsche und weiterhin, Kraft, Gleichmut und diese gute Energie, um auf der Welle der glücklichen Inspiration zu bleiben - auch für das Kommende Jahr und die Jahre danach!

LotNemez

6. Januar 2019 16:34

@Monika
"Schnellroda kann allerfalls ein "Ideengeber" und ein Vorbild sein. Mehr nicht. Wer hier mit persönlichen Schwächen und überzogenen Erwartungen das alles überfrachtet, wird enttäuscht werden. Und das ist Schade. Ja, wenn wir aus diesem amüsanten Boot aussteigen wollen, sollten wir nicht nachtreten und die beleidigte Blutwurst spielen."

Sie treffen mit der Blutwurst die Nadel auf den Kopf. Im Ernst: Daher gefällt mir auch das Motto "Dienstantritt". Ein Rechts e.V., in dem man sich die ganze Vereinsmeierei erlaubt, die man sich wochentags auf Arbeit verkneift, mündet in Beliebigkeit und Zerfaserung. Dafür sollte man sich bei Bedarf ein anderes Ventil suchen. Ich fasse mir dabei auch an die eigene Nase und wünsche uns allen ein frohes und tatkräftiges Jahr 2019.

Elvis Pressluft

6. Januar 2019 19:37

Noch aus Teil II: „Ist der Ernstfall (also der Verteidigungsfall der eigenen Kultur) in Deutschland ausgeschlossen?“ – Entschuldigung, aber die Frage kann nur im rhetorischen Register gestellt sein, oder? Daß der Ernstfall da ist, zeigt mir ein Blick aus dem Fenster oder der Gang durch die Fußgängerzone (in einem bis vor ein paar Jahren noch meist friedlichen norddeutschen Provinznest). Auch ich habe die Antwort nicht – allerdings eine deutliche Intuition, in welcher Richtung die Antwort zu suchen ist. Dies hier en detail zu entwickeln verbietet sich aus naheliegenden Gründen. Gesagt sei allerdings: Der befreundete Kfz-Mechaniker, der das über Nacht demolierte Auto kostengünstig instandsetzt; das Solidaritätskonzert, um die Folgen eines unerwarteten Hausbesuchs der „Anti“fa zu mildern … das alles ist überaus erfreulich und ehrenwert, wird aber – für sich genommen – unser Land nicht retten.

Sara Tempel

6. Januar 2019 19:57

@Monika: Sie haben die Ordungszahl 1. vergessen, nichtsdestoweniger möchte ich mich dazu äußern. Was veranlaßt sie dazu, den Stab über Kommentatoren zu brechen? Kennen Sie diese Leute persönlich? Ich für meinen Teil kann Ihnen nur Glück wünschen, daß sie nicht, wie ich an einer unheilbaren Krankheit leiden, die ich nur ertrage, weil ich in meinem Mann einen Superpfleger habe ! Wir tun das was wir meinen zu können, um diesen "Laden" zu unterstützen. Das dürfte doch Legitimation genug sein, auch mal etwas beiseite Gesprochenes zu äußern !?
"der Splitter ... usw.

Monika

6. Januar 2019 22:28

@Sara Tempel
Ich verstehe nicht ganz, was sie meinen. Ich wollte keinen Stab über die Kommentatoren brechen. Die ich im einzelnen nicht persönlich kenne. Ich glaubte, aus dem Rechenschaftsbericht auch die große Anstrengung der Verlagsarbeit, Familienarbeit und Verantwortung für die Leser herauslesen zu können. Ich denke, die wenigsten von uns würden diese Herausforderung auf sich nehmen und zusätzlich die täglichen Anfeindungen ertragen können. Deshalb mein "Appell",
die Familie Kubitschek/Kositza nicht zu überfordern mit "Kindereien". Da muß sich niemand persönlich angesprochen fühlen. Ich meine auch nicht mal was "beiseite Gesprochenes".
Sondern eher persönliche Eitelkeiten. Hiervon nehme ich mich selbst nicht aus.

Stil-Bluete

6. Januar 2019 22:43

@ Sara Tempel @ Monika

Ungern fängt man im neuen Jahr mit Kritik an. Da heute das Aufräumen der 'Raunächte' zu Ende geht, noch kurz ein letztes Ausfegen, wahrlich keine Drecksarbeit, nur ein Staubwischen.

Eine 'Stabbrecherin' kann ich in Monika nicht ausmachen. Vielmehr erscheinen Sie und Monika mir in Ihrer Art gleichermaßen entfernt und nahe.

In diesem Sinne: Ihnen und Ihren Treuen, Angetrauten, Lieben im neuen Jahr Heil und Segen.

Stil-Bluete

6. Januar 2019 22:52

@ Sara Tempel
@ Monika

Ungern fängt man im neuen Jahr mit Kritik an. Da heute das Aufräumen der 'Raunächte' zu Ende geht, noch kurz ein letztes Ausfegen, wahrlich keine Drecksarbeit, nur ein Staubwischen.

Eine 'Stabbrecherin' kann ich in Monika nicht ausmachen. Vielmehr erscheinen Sie und Monika mir in Ihrer Art gleichermaßen entfernt und nahe.

In diesem Sinne: Ihnen und Ihren Treuen, Angetrauten, Lieben im neuen Jahr Heil und Segen.

'Dienstantritt': Im Dienst der Sache - verdienen - 'Erster Diener des Staates', dienstbare Geister des Hauses... - also nicht 'a. D.' Mehr als genug!

Olsenbande

7. Januar 2019 01:05

Sehr geehrter Herr Kubitschek ,ich bin nicht der Mann der großen
Worte ! Mehr derTaten.Ich sage nur wenn Sie Hilfe und Unterstützung brauchen ,Ich stehe bereit!!
Schönen Gruß aus der Region (Nebra)

Gustav Grambauer

7. Januar 2019 09:31

H. M. Richter

"Sag mir, wo du stehst"

Na, Hartmut König und der ganze Oktoberklub werden sich freuen! Es trifft auf dieses Lied ausnahmsweise nicht zu, habe mir nach 1990 die Augen gerieben, wieviele solcher Lieder auf beiden Seiten gesungen wurden und werden, z. B.

https://www.youtube.com/watch?v=G2pG5ac950M

https://www.youtube.com/watch?v=xJlZk1S8kFA

Oder:

http://ingeb.org/Lieder/durchsge.html

- G. G.

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