Sonntagsheld (119) – Zweierlei Panzer

Nach Dresden fahr’ ich nur auf Ketten!”

Daß Phil­ipp Ruch Bock auf Bür­ger­krieg hat, hat Mar­tin Licht­mesz in sei­nem umfas­sen­den Por­trait anschau­lich nach­ge­wie­sen. Im Zei­chen der Gewalt stand auch die Öffent­lich­keits­ar­beit des von ihm geführ­ten “Zen­trum für poli­ti­sche Schön­heit” anläß­lich der Land­tags­wah­len in Sach­sen und Brandenburg.

Bereits am Sonn­tagvormit­tag war auf dem Twit­ter-Account der Grup­pe ein Foto der zer­bomb­ten Dresd­ner Innen­stadt, ver­se­hen mit dem Kom­men­tar “Hier, ein Blick auf die Zukunft von Dres­den.” hoch­ge­la­den wor­den; zudem hat­te man eigent­lich geplant, mit einem aus­ran­gier­ten sowje­ti­schen Schüt­zen­pan­zer vor dem säch­si­schen Land­tag auf­zu­fah­ren, um “die Demo­kra­tie zu verteidigen”.

Die Akti­on schei­ter­te – vor­erst, wie zu ver­mu­ten ist – an der zustän­di­gen Ver­samm­lungs­be­hör­de, die die Ver­wen­dung des Pan­zers unter­sag­te; und an einem Achs­bruch des Sat­tel­schlep­pers, der das unge­wöhn­li­che Gefährt nach Dres­den trans­por­tie­ren soll­te. Trotz­dem: Das Sym­bol ist in der Welt. Ruch wünscht sich die Wei­ma­ri­sie­rung, er ist sogar rich­tig scharf drauf und dazu gehö­ren – das lehrt das his­to­ri­sche Bild­ma­te­ri­al – eben auch Panzerwagen. 

Wie auch immer: Star des Abends ist eigent­lich ein ganz ande­rer Pan­zer, der mit dem von Ruch erwähl­ten Mili­tär­fahr­zeug nur wenig zu tun hat. Der Pan­zer, den ich mei­ne, ist kei­ner in den man ein­steigt, um damit vor irgend­wel­chen Par­la­men­ten zu posie­ren, son­dern viel­mehr ein beweg­li­ches Ket­tenhemd, in den eine gewis­se Par­tei jeden Tag aufs neue schlüp­fen muss, ein Pan­zer also, der nicht als blo­ße Requi­si­te einer Akti­on dient, son­dern tat­säch­lich immer wie­der aufs neue geprüft und gehär­tet wird und der mei­ner Mei­nung nach maß­geb­lich für die Erfol­ge des heu­ti­gen Wahl­sonn­tags sind.

Die­ser Pan­zer, das ist die – zu einem guten Teil ost­deut­sche – Gelas­sen­heit gegenüber den hek­ti­schen Schnell­schüs­sen der Skan­da­lok­ra­tie, die sich die rele­van­ten Tei­le der AfD in den ver­gan­ge­nen Jah­ren müh­sam ange­eig­net haben. Mit jeder aus­ge­ses­se­nen Nazi-Schlag­zei­le, mit jeder nüch­tern gekon­ter­ten Schre­ckens­of­fen­ba­rung über Mit­ar­bei­ter oder Par­tei­mit­glie­der wächst dem Pan­zer eine wei­te­re zähe Schicht an Wider­stands­fä­hig­keit und posi­ti­ver Tie­fen­ent­span­nung zu.

Mehr noch: Das so gewon­ne­ne Selbst­be­wusst­sein ermög­licht es auch, das Pro­fil der eige­nen Par­tei zu schär­fen und wesent­li­cher zu wer­den, wie es erst kürz­lich Alex­an­der Gau­land tat:

Die öst­li­chen Bun­des­län­der sind mit ihrer eth­nisch noch rela­tiv homo­ge­nen Bevöl­ke­rung und der Dik­ta­tur­er­fah­rung ihrer Bewoh­ner ein Pfahl im Flei­sche der mul­ti­kul­tu­rel­len, mul­ti­eth­ni­schen, gesin­nungs­kon­trol­lier­ten Bundesrepublik.

Jede Bemü­hung, die­sen Satz zu skan­da­li­sie­ren, muß inzwi­schen schei­tern – der reflex­ar­tig gewor­fe­ne Begriffs­bal­lon des „Völ­ki­schen“ prallt voll­kom­men wir­kungs­los ab – ja, ich wage sogar zu behaup­ten, daß sich die Kon­no­ta­ti­on des Begriffs durch die stän­di­ge Ein­ord­nung der AfD als „völ­ki­sche Par­tei“ auf eine Art und Wei­se posi­tiv ver­än­dert hat, die sei­ne Befür­wor­ter ver­wun­dert die Stirn run­zeln läßt, die Lin­ken indes­sen zu tie­fer­ge­hen­den Über­le­gun­gen über ihre Stra­te­gie anre­gen sollte.

Die grund­schür­fen­den Ana­ly­sen zur Sach­sen­wahl über­las­se ich an die­ser Stel­le natür­li­che dem dem geschätz­ten Kol­le­gen Kai­ser, der hier bereits vor­ge­legt und im Bezug auf das Ergeb­nis den rich­ti­gen Rie­cher bewie­sen hat.

Im Hin­blick auf den Gelas­sen­heit­s­pan­zer der AfD ist das Ergeb­nis der Bran­den­burg­wahl ver­mut­lich sogar etwas inter­es­san­ter – hat­te man dort doch noch kurz vor der Wahl ver­sucht, den Spit­zen­kan­di­da­ten Andre­as Kal­bitz mit einer her­vor­ge­kram­ten Sto­ry aus sei­ner Ver­gan­gen­heit aus dem Ren­nen zu wer­fen. Dort ist die AfD nun bei 23,5% gelan­det – im Ver­gleich zu den Umfra­gen ist das ein Plus von bis zu 2,5%, also ein beacht­li­cher Miß­er­folg der kurz­fris­ti­gen Schmierenkampagne.

Zumin­dest für die Ost­bun­des­län­der scheint sich die lan­ge wirk­sa­me Stra­te­gie des sys­te­ma­ti­schen Anbräu­nens also all­mäh­lich erle­digt zu haben; der kon­ti­nu­ier­lich wach­sen­de Erfolg der AfD und ihrer Posi­tio­nen dau­ert einst­wei­len an. Die nächs­ten Mona­te und Jah­re wer­den zei­gen, auf wel­che Tak­tik sich die Phi­lilp Ruchs der Repu­blik ver­le­gen wer­den, zu wel­chem Aus­maß an Nie­der­tracht, sym­bo­li­scher und tat­säch­li­cher Gewalt sie bereit sind und sie wer­den zei­gen, wel­cher der zwei Pan­zer sich am Ende als wider­stands­fä­hi­ger erwei­sen wird.

Ich habe mei­nen Tipp schon abge­ge­ben. Sie auch? 

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Kommentare (6)

Franz Bettinger

1. September 2019 22:17

Wie das Possum auf den menschlichen Jäger starren die Merkelianer auf den Osten Deutschlands. Es ist die Angst der Pseudo-Demokraten vor der Demokratie.

Simplicius Teutsch

1. September 2019 22:58

@Till-Lucas Wessels: „Ich habe meinen Tipp schon abgegeben. Sie auch?“

Sie sind optimistischer als ich. Allerdings lag ich auch heute am Wahlsonntag in meiner eher pessimistischen Erwartung falsch. Großartig, wie heute gewählt wurde in Sachsen und Brandenburg, trotz der aggressiven politisch-medialen Einheitsfront gegen alles, was irgendwie rechts ist. Als Wessi kann man da nur staunen. Stark. Und Glückwunsch an die AfD.

Der_Juergen

2. September 2019 08:38

Ich war sehr überrascht über die guten Ergebnisse der AFD - nicht, weil ich den Mitteldeutschen nicht den Verstand zugetraut hätte, in hellen Scharen für diese Partei zu stimmen, sondern weil ich mit massiven Wahlfälschungen gerechnet hatte. Ob sich diese zugetragen haben und die AFD in Wirklichkeit noch weit mehr Stimmen erhalten hat, sei dahingestellt.

Das stumpfsinnige "Nazi, Nazi"-Geheul der Antideutschen wirkt immer weniger. Das ist zutiefst erfreulich. Dass gerade ein betont nationaler Mann wie Kalbitz die AFD in Brandenburg zum Erfolg geführt hat, sollte für die Anbiederer, die im Westen innerhalb der Partei noch den Ton angeben, ein Schuss vor den Bug sein.

Mit dem von Wessels erwähnten Bild des zerbombten Dresden, das "die Zukunft dieser Stadt" scheint, haben sich Philipp Ruch und seine Kumpanen endgültig als Propagandisten des Völkermordes entlarvt. Sie wollen die Konfrontation mit den Rechten. Ich würde recht hoch wetten, dass sie diese Konfrontation bekommen werden.

Niekisch

2. September 2019 09:40

Danke, Herr Wessels, für diesen bestärkenden Artikel. Wenn das "Zentrum für politische Schönheit" mit seinem Panzerraid gescheitert ist, so wird es künftig erst recht auch mit seiner Infanterie ihr Cannae erleben.

Danke ebenso, Ihr mitteldeutschen tapferen Wähler!

GuntherManz

2. September 2019 13:09

Glückwunsch nach Mitteldeutschland !
Wie können wir für unsere Sache im Westen werben ? Wo ich mich umhöre, sind die Stimmen in der Sache bei der AfD.
Wie kann man den gegner Aufschrecken ? Ich habe es mit einer Art Kasperletheater versucht:
Etwa 60 Abo-Karten der "Jungen Freiheit" an Gewerkschaft, Partei und Kirchenständen bei einer "Bunt" Aktion in einer Stadt in Süddeutschland untergeschoben. Der Nervenkitzel war ja noch das Beste, allerdings ist so etwas ein blöder Schülerstreich.
Würden es große Magnetaufkleber mit unüblicher Aussage auf den Kfz. bringen ? Hauswände (natürlich nur die eigenen) mit "Widerstand" oder "Alternative" verzieren ?
Wenn man keine Phantasie hat, dann kann man wenig tun, denn wenn sich der Gegner die Geschäftsordnung auslegen kann, so bist Du in seine Hand gegeben.
Ich habe einmal von einer Aktion gelesen: Da hatten Schützen Probleme mit ihren Waffenbesitzkarten und sollten Widersprüche einsenden. Das haben die gemacht und zwar auf aufgepinselt auf Sperrholztafeln vom Sperrmüll zugestellt vom Paketdienst. Die Form war damals noch nicht vorgeschrieben.
Versuchen Sie das einmal abzuheften.

Laurenz

2. September 2019 13:24

Herrn Wessels einfühlsames politisches Essay, über die aktuelle Situation, ist tatsächliches großes Lichtspielhaus. Natürlich ist die Situation auch davon abhängig, inwieweit die Deutsche Polizei noch funktioniert, im Weimarer Exzeß funktionierten die staatlichen Schutzmannschaften nicht mehr. Aber gerade dieser Beitrag hier ist ein guter Leitfaden, wie man die Fehler der Weimarer Zeit vermeidet.

Etwas mehr Internationalität würde uns gut tun. Vielleicht sind ja bald die Mittel da, dies einzuleiten. Die internationale Presse hat ein viel zu "rechtes" Bild von uns. Das gilt es, in mittig konservativ, zu korrigieren.

@Simplicius Teutsch .... nichts gegen Sie, allerdings sollten die Unken- und Kassandrarufer auf SiN mal was für sich selbst tun und ihren Kater ausschlafen oder zum Therapeuten gehen. Diese Miesepeter-Stimmung will niemand, schon gar kein Wähler. Die Wähler wollen "bau blau auf, bau blau auf" hören.

@Der_Juergen .... natürlich wird es Wahlfälschungen geben, es gibt ja sogar eine offizielle in Sachsen. Man muß das gute Ergebnis trotz der Wahlfälschungen betrachten. Und gegen Wahlfälschungen kann nur der Bürger selbst vorgehen, indem er sich, gemäß 1%, an seiner eigenen Willensbildung als Wahlhelfer beteiligt.

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