An der Saale hellem Strande…
Gegen Windmühlen zu kämpfen ist ja schon anstrengend. Aber versuchen Sie mal, diese störrischen Gebilde mit Worten zu überzeugen. Gerade im nun beginnenden Hochsommer ein nahezu aussichtsloses Unterfangen: Egal wie fundiert die eigene Argumentationslinie ist, es kommt einem am Ende hauptsächlich heiße Luft entgegen.
Immerhin: Wer eine Windmühle betreibt, ist wenigstens in der Lage, die Beliebigkeit seiner Position sinnvoll zu nutzen – das sprichwörtliche Fähnchen, welches in die laue Luft gehangen wird, schneidet da schlechter ab.
Ich habe es ja in der Überschrift schon angedeutet: Die Windmühle, das ist übrigens die AfD – oder: Mindestens der Teil derselben, dem man jeden Monat aufs neue vergeblich die Relevanz des politischen Vorfelds erklären muss.
Als der Musiker Chris Ares Ende Juni verkündete, im sächsischen Bischofswerda ein patriotisches Zentrum aufbauen zu wollen, war die Aufregung groß. Die Empörungsindustrie reagiert, das ist einstweilen nichts neues. Aber zwischen das empörte Gezwitscher vieler linker Vögel mischten sich auch Stimmen aus einer ungewohnten Ecke: Alle Fraktionen des Stadtrates sprachen sich gegen das Zentrum aus – auch die AfD.
Um die Tragweite dieser Entscheidung wirklich erfassen zu können, muß man sich vergegenwärtigen: Die Oberlausitz, an deren Rand Bischofswerda liegt, ist tiefblaues Gebiet: In vielen Gemeinden erzielte die AfD zur Sachsenwahl Ergebnisse jenseits der 30%, die betreffende AfD-Fraktion holte bei der Kommunalwahl fast soviel Stimmen wie Linke, Grüne und SPD zusammen und war damit die stärkste Partei vor Ort.
Die Distanzierung von Ares´ Projekt ist also, das möchte ich mit dieser Aufzählung verdeutlichen, nicht aus der Not geboren. Sie ist kein Einknicken einer kleinen Truppe, die zu schwach für die Oppositionsarbeit ist, sondern eine klare, deutliche Absage an das eigene politische Lager.
Die Gründe für diesen Schritt sind nicht ganz klar. Ich verzichte darauf, die befremdlichen Äußerungen des örtlichen Fraktionsvorsitzenden Frank Fichte hier aufzudröseln – ursprünglicher Stein des Anstoßes war wohl, daß die örtliche AfD-Fraktion ihrerseits an einem Jugendzentrum mit FDP und CDU arbeitete und nun Konkurrenz von Rechts und sicherlich auch übermäßiges Medieninteresse fürchtete.
Das heißt im Klartext: Die örtliche Alternative möchte lieber als Juniorpartner ein gemeinsames Süppchen mit den Ablegern das Altparteien kochen, als ein gegenkulturelles Eigengewächs auch nur zu dulden. Wie gut diese Entscheidung bei der eigenen Basis ankam, das kann man auf der Facebook-Seite der betreffenden Ortsgruppe nachlesen, oder viel mehr: nicht mehr nachlesen.
Dort wurden inzwischen offenbar alle die Causa betreffenden Beiträge gelöscht. Ich möchte hier nicht groß mutmaßen, aber ich gehe stark davon aus, daß das mit unzähligen wütenden E‑Mails und Anrufen zu tun hatte, welche bei der Fraktion in Bischofswerda eingegangen sein dürften. Gut so.
Nun gibt es – wie immer – einige Beschwichtiger, die in der Causa des veritablen Shitstorms, den sich die AfD-Fraktion in Bischofswerda eingebrockt hat, unnötigen Querbeschuß wittern und um Verständnis für die blauen Kommunalpolitiker werben. Diesen harmoniebedürftigen Friedensfreunden lege ich nicht nur den Abschlußsatz aus meinem letztwöchigen Artikel ans Herz, ich stelle für sie auch noch einmal nachdrücklich fest:
Die Maßnahmen der gegenöffentlichen Meinungsbildung sind unser wichtigstes Instrument, um die Integrität und politische Grundsätzlichkeit der AfD von außen sicherzustellen. Dieser Druck von außen ist notwendig und vollkommen legitim, zumindest dann, wenn man den Anspruch der AfD als “Basispartei” ernst nimmt.
Leider gibt es in der Partei immer noch genug Hanseln, die in ihrer leidlich mahlenden Mühle hocken und nicht begreifen, daß der große Blasebalg, der ihnen zuverlässigen Aufwind unter die Flügel bläst, jene Gegenkultur ist, welche auch von Künstlern wie Chris Ares getragen und vor allem ausgebaut wird.
Die meisten AfD-Verbände hielten sich in der Sache bedeckt. Das ist zwar keine gute, wenigstens aber auch keine schlechte Entscheidung und im Zweifelsfall die Patentlösung für all jene, die sich eine offene Solidaritätserklärung nicht zutrauen.
Und dann gab es da – wir kommen zur Heldenkür – noch einen Kreisverband, der einen ganz anderen Weg ging. Zu meinem äußersten Wohlgefallen muß der dieswöchige Lorbeerkranz keine allzuweite Reise antreten, denn die Helden wohnen quasi in meiner Nachbarschaft. Mit einem vor Selbstbewußtsein nur so strotzenden Schreiben (in Gänze hier zu finden, ausdrückliche Leseempfehlung) ludt der AfD Kreisverband im Saalekreis Ares ein, sein Zentrum doch einfach nach Sachsen-Anhalt zu verlegen:
“Mit Unverständnis hat der Vorstand des AfD-Kreisverbandes Saalekreis zur Kenntnis genommen, daß die AfD-Fraktion im Stadtrat Bischofswerda zusammen mit den Vertretern der Altparteien gegen ein patriotisches Jugendzentrum gestimmt hat. Der patriotische Sänger Chris Ares wollte ein Kultur- und Kampfsportzentrum errichten – beides uneingeschränkt förderungswürdige Anliegen, krankt unsere Jugend doch daran, sich körperlich kaum noch gegen aggressive Migranten zur Wehr setzen zu können. Wenn wir uns nicht damit abfinden wollen, daß deutsche Kinder und Jugendliche, geschlagen, ausgeraubt, gedemütigt und als “Opfer” verspottet werden, sollten wir sie zur Gegenwehr erziehen. Ebenso notwendig sind kulturelle Identitätsbildung und geistige Wehrhaftigkeit. […] Der Fall ist für uns klar: Wir haben einstimmig beschlossen, Chris Ares in den Saalekreis einzuladen! Trotz steigender Immobilienpreise gibt es bei uns immer noch zahlreiche günstige und geeignete Immobilien, oft sogar mit interessantem historischem Hintergrund. Im Saalekreis liegt mit Schnellroda bereits eine Zentrale des intellektuellen Widerstandes. Deshalb sagen wir: Chris Ares, komm zu uns! Wir helfen Dir gerne von Anfang an.”
Lotta Vorbeck