Hans Bergel zum 90. Geburtstag – nun auch bei Antaios!

Am heutigen Tage wird der Siebenbürger Schriftsteller Hans Bergel 90 Jahre alt.

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

Götz Kubit­schek hat sich bereits vor knapp zwei Jah­ren aus­führ­lich mit Ber­gel beschäf­tigt, sei­ne lite­ra­ri­sche Bedeu­tung für jene, »die von ihrem Volk mehr hal­ten als die Zyni­ker, die es der­zeit in den Ruin trei­ben und den­noch immer wie­der gewählt wer­den«, betont und in der Sezes­si­on aus­zugs­wei­se sei­nen Brief­wech­sel mit dem Autor ver­öf­fent­licht. Punkt­ge­nau zu sei­nem Geburts­tag hat der Ver­lag Antai­os nun die drei gewich­ti­gen Roma­ne Ber­gels ins Sor­ti­ment aufgenommen.

Bei die­sen Wer­ken, die auf dem Rit­ter­gut vor­lie­gen und ab sofort direkt über Antai­os bestellt wer­den kön­nen, han­delt es sich kon­kret um:

  • Der Tanz in Ket­ten (erst­mals 1977). Das neun Jah­re nach Ber­gels Aus­rei­se aus der neo­sta­li­nis­ti­schen “Sozia­lis­ti­schen Repu­blik Rumä­ni­en” erschie­ne­ne Zeug­nis der ter­ro­ris­ti­schen Metho­den von Polit­jus­tiz und Geheim­po­li­zei – im 1959er Schau­pro­zeß gegen fünf jun­ge Schrift­stel­ler war er selbst hoch ver­ur­teilt wor­den – stieß sei­ner­zeit auf wenig Gegen­lie­be: In den 70er Jah­ren herrsch­te eine gewis­se Tau­wet­ter­stim­mung, und wer wie Ber­gel die Unter­drü­ckung im Ost­block unver­blümt beim Namen nann­te, geriet schnell in den Ruch von Revan­chis­mus und Antikommunismus.
  • Wenn die Adler kom­men (erst­mals 1996) sowie
  • Die Wie­der­kehr der Wöl­fe (erst­mals 2006) por­trai­tie­ren die Geschich­te der Sie­ben­bür­ger Sach­sen wie auch der Deut­schen ins­ge­samt im 20. Jahr­hun­dert anhand zwei­er Fami­li­en. Dabei spie­len sich die Hand­lungs­strän­ge kei­nes­wegs nur auf der hei­me­li­gen Mikroebe­ne ab: Ber­gel legt Wert auf eine Ver­an­schau­li­chung der Gesamt­zu­sam­men­hän­ge, was ihm mit einem fei­nen Längs­schnitt durch die euro­päi­sche Geschich­te im »Zeit­al­ter der Extre­me« (Hobs­bawm) gelun­gen ist. Ein Abschluß der auf eine Tri­lo­gie ange­leg­ten Ereig­nis­se um die Fami­li­en Hen­nerth und Hardt steht noch aus.

Bis­lang ist die lite­ra­ri­sche Bedeu­tung des Schrift­stel­lers sträf­lich unter­schätzt wor­den. Im Aus­tausch mit Kubit­schek, den Ber­gel auf­nahm, nach­dem ihm des­sen zwie­späl­ti­ges Por­trait Egi­nald Schlatt­ners zuge­spielt wor­den war, ist jedoch kei­ne Rede von ver­letz­tem Stolz oder Künst­lerl­ar­moy­anz. Es bleibt viel­mehr eine nüch­ter­ne Bestands­auf­nah­me im Rück­blick auf ein mehr als beweg­tes Leben: »Jemand mit sei­nen Erfah­run­gen und sei­nem Cha­rak­ter konn­te in der BRD nicht hei­misch wer­den, und die Wen­de hat an die­ser völ­li­gen Des­il­lu­sio­nie­rung nichts geändert.«

Um Hans Ber­gel zu sei­nem Ehren­tag noch­mals zu wür­di­gen und für die alle­mal ver­dien­te Auf­merk­sam­keit zu sor­gen, sei hier neben sei­nen eige­nen Wer­ken auf Kubit­scheks Arti­kel über ihn verwiesen:

* Die zwei­fach ver­lo­re­ne Hei­mat – Ein Brief­wech­sel mit Hans Ber­gel (Sezes­si­on 56 / Okto­ber 2013)
* Unkor­rum­pier­bar: Hans Ber­gel (Sezes­si­on im Netz, 29. Janu­ar 2014)

Sämt­li­che über Antai­os bezieh­ba­ren Bücher von Ber­gel fin­den Sie hier!

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

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