Götz Kubitschek hat sich bereits vor knapp zwei Jahren ausführlich mit Bergel beschäftigt, seine literarische Bedeutung für jene, »die von ihrem Volk mehr halten als die Zyniker, die es derzeit in den Ruin treiben und dennoch immer wieder gewählt werden«, betont und in der Sezession auszugsweise seinen Briefwechsel mit dem Autor veröffentlicht. Punktgenau zu seinem Geburtstag hat der Verlag Antaios nun die drei gewichtigen Romane Bergels ins Sortiment aufgenommen.
Bei diesen Werken, die auf dem Rittergut vorliegen und ab sofort direkt über Antaios bestellt werden können, handelt es sich konkret um:
- Der Tanz in Ketten (erstmals 1977). Das neun Jahre nach Bergels Ausreise aus der neostalinistischen “Sozialistischen Republik Rumänien” erschienene Zeugnis der terroristischen Methoden von Politjustiz und Geheimpolizei – im 1959er Schauprozeß gegen fünf junge Schriftsteller war er selbst hoch verurteilt worden – stieß seinerzeit auf wenig Gegenliebe: In den 70er Jahren herrschte eine gewisse Tauwetterstimmung, und wer wie Bergel die Unterdrückung im Ostblock unverblümt beim Namen nannte, geriet schnell in den Ruch von Revanchismus und Antikommunismus.
- Wenn die Adler kommen (erstmals 1996) sowie
- Die Wiederkehr der Wölfe (erstmals 2006) portraitieren die Geschichte der Siebenbürger Sachsen wie auch der Deutschen insgesamt im 20. Jahrhundert anhand zweier Familien. Dabei spielen sich die Handlungsstränge keineswegs nur auf der heimeligen Mikroebene ab: Bergel legt Wert auf eine Veranschaulichung der Gesamtzusammenhänge, was ihm mit einem feinen Längsschnitt durch die europäische Geschichte im »Zeitalter der Extreme« (Hobsbawm) gelungen ist. Ein Abschluß der auf eine Trilogie angelegten Ereignisse um die Familien Hennerth und Hardt steht noch aus.
Bislang ist die literarische Bedeutung des Schriftstellers sträflich unterschätzt worden. Im Austausch mit Kubitschek, den Bergel aufnahm, nachdem ihm dessen zwiespältiges Portrait Eginald Schlattners zugespielt worden war, ist jedoch keine Rede von verletztem Stolz oder Künstlerlarmoyanz. Es bleibt vielmehr eine nüchterne Bestandsaufnahme im Rückblick auf ein mehr als bewegtes Leben: »Jemand mit seinen Erfahrungen und seinem Charakter konnte in der BRD nicht heimisch werden, und die Wende hat an dieser völligen Desillusionierung nichts geändert.«
Um Hans Bergel zu seinem Ehrentag nochmals zu würdigen und für die allemal verdiente Aufmerksamkeit zu sorgen, sei hier neben seinen eigenen Werken auf Kubitscheks Artikel über ihn verwiesen:
* Die zweifach verlorene Heimat – Ein Briefwechsel mit Hans Bergel (Sezession 56 / Oktober 2013)
* Unkorrumpierbar: Hans Bergel (Sezession im Netz, 29. Januar 2014)
Sämtliche über Antaios beziehbaren Bücher von Bergel finden Sie hier!