+ Trotz aller rechter Abgeklärtheit gibt es doch hin und wieder noch Vorfälle, die betroffen machen und sprachlos zurücklassen. In ihrem “Bild und Text” thematisiert Ellen Kositza die sehr persönliche Geschichte eines Verlusts.
+ Konrad Weiß, Übersetzer und Mitarbeiter des Karolinger-Verlags, zeichnet für ein Porträt des albanischen Weltschriftstellers Ismail Kadare verantwortlich. Der 1936 geborene Kadare zählt seit seinem Durchbruch mit dem Roman Der General der toten Armee (1963) zu den bedeutendsten europäischen Belletristen und ist ein mustergültiger Vertreter des schriftstellerischen Eintretens für Volk, Heimat und das Eigene.
+ Der Literaturwissenschafter und Historiker Günter Scholdt hat den “Fall Sieferle” entlang der Presselandschaft noch einmal detailliert von Anfang Juni bis Mitte Juli nachgezeichnet und stellt die unterschiedlichen Positionen von ausgeprägten Sykophanten (Herfried Münkler, Volker Weiß, Eckhard Fuhr) bis hin zu vehementen Unterstützern (Michael Klonovsky, Frank Böckelmann) einander gegenüber.
+ Unter der Parole »Zersetzt, was euch zersetzt!« hat Johannes Poensgen umrissen, wie die weltanschauliche Linke aus Einsicht in das zwangsläufige Scheitern ihrer utopistischen Wirrungen dazu überging, nur noch die eigene Unangreifbarkeit und die eigenen Pfründen abzusichern – durch immer neues Diskriminierungsgeschrei zugunsten immer neuer herbeiphantasierter Randgruppen und Minderheiten, durch rücksichts- und rückhaltloses Durchsetzen der eigenen Ansprüche gegenüber einem immer wehrloseren staatlichen Apparat.
+ Frank Lisson mahnt ein neues Welt- und Geschichtsverständnis von recht an: Um die Verwerfungen der Gegenwart angemessen durchdenken zu können und schließlich zu alternativen Modellen zu gelangen, sei es notwendig, auch stiefmütterlich behandelte Themenfelder wie Bewußtseinspsychologie und Anthropotechnik einzubeziehen. Nur so könne ein weiterführendes Bild der gesellschaftlichen Persönlichkeit entwickelt und in entsprechende Konsequenzen überführt werden: »Nachdenken, verstehen, gehen«.
+ Martin Sellner beleuchtet in seinen »Politischen Paradoxien« die Facetten politischer Bewegungsarbeit vom Stellenwert der offenen oder geschlossenen Gruppenidentität bis hin zur auf fundamentale Veränderungen zielenden Zangenbewegung durch Partei und Bewegung.
+ Im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung warnen “engagierte” Politikwissenschaftler und Philosophen schon seit längerer Zeit davor, daß man sich keinesfalls durch eine sachliche Auseinandersetzung mit “faschistischen” Schriften und Köpfen geistig beschmutzen dürfe. Entsprechend groß ist der inquisitorische Eifer, mit dem gegen Abweichler von dieser Linie vorgegangen wird – etwa gegen die Belgierin Chantal Mouffe und ihren 2014 verstorbenen Ehemann Ernesto Laclau. Ergänzend zu seinem kaplaken-Band Querfront untersucht Benedikt Kaiser das Potential insbesondere der Lehre Mouffes, die den agonistischen Begriff des Politischen nach Carl Schmitt für eine »radikale und plurale Demokratie« in Stellung zu bringen sucht.
+ Ellen Kositza widmet sich ausführlich dem aparten und verhältnismäßig neuen Diskriminierungskonzept des “Lookismus”: Wer seinen Augen traut und Zeitgenossen ad hoc nach ihrem Anschein beurteilt, handelt demnach automatisch als Unterdrücker. Erste Anzeichen davon zeigen sich längst auch hierzulande, von Kampagnen gegen “sexistische” Werbung bis hin zur Anprangerung “exkludierender Attraktivitätsnormen”, wonach etwa bei Schönheitswettbewerben unverschämterweise nur schöne Menschen prämiert werden.
+ Die Kulturwissenschaftlerin Sophie Liebnitz setzt ihren in Sezession 77 begonnenen Gedankengang über »Geschlecht, Kultur, Natur« fort: Wenn es – mit Nietzsche – einen »Todhaß der Geschlechter« gibt, wie ist er dann zu überwinden? Die Balance des natürlichen Geschlechterverhältnisses müßte wiederhergestellt werden. Dabei führt ein Weg von Georges Bizet über Charles Baudelaire bis hin zu Camille Paglia und F. Roger Devlin.
+ Der Autor dieser Zeilen stellt die akademischen Ikonoklasten vor, die Aktivisten gegen Multikulturalismus‑, Vielfalt- und Schmelztiegellügen auf der ganzen Welt mit (wie man heute so “schön” sagt) Hate facts versorgen. Ihre wissenschaftliche Disziplin ist die Human biodiversity, kurz HBD, und ihr Anliegen ist relativ simpel: Das fortlaufende Ignorieren und Wegdiskutieren der natürlichen Unterschiede zwischen ethnischen und demographischen Gruppen befördert eine grundlegende Instabilität “bunter” Gesellschaftskonstrukte, die sich nicht dadurch aus der Welt schaffen läßt, daß man sie durch Sozialleistungen und Förderprogramme mit Geld bewirft. Ein “Haßfakt” auch das, doch nichtsdestoweniger ein Fakt.
+ Philip Stein nimmt den Anlaß des 200. Jahrestags des Wartburgfests zum Anlaß, über Weg und Wagnis der Deutschen Burschenschaft im angebrochenen 21. Jahrhundert nachzudenken. Wie soll es weitergehen, und wohin? Stein sieht den nationalpolitischen Anspruch der im Verband verbliebenen Burschenschaften wohlbegründet und am Puls der Zeit: »Rechte Publizistik, Mitarbeiter und Parlamentarier der FPÖ oder AfD, Leiter von Bürgerinitiativen oder patriotischen Rechtsanwaltskanzleien – Anzahl und Relevanz jener politisch Aktiven, die aus den Reihen der politisch gefestigten Deutschen Burschenschaft stammen, sind überdurchschnittlich hoch.«
+ Am 12. Juli jährte sich auch der Geburtstag des US-Schriftstellers und Philosophen Henry David Thoreau zum 200. Mal. Zeit für eine kleine Werkschau: Nicht nur taucht Thoreaus Walden oder Leben in den Wäldern als bedeutendes Werk in Mario Müllers identitärem Handbuch Kontrakultur auf, nicht nur ist gerade der zweite Teil seiner Tagebücher erschienen, auch Sezession-Urgestein Wiggo Mann hat sich dem streitbaren Denker aus Concord gewidmet und seine Bedeutung für unsere Zeit und unser Denken unterstrichen.
+ Stichwort “Kontrakultur”: Bei der linken Demo vor dem Hallenser Hausprojekt war natürlich auch Kontrakultur-Aktivist Till-Lucas Wessels dabei. Er ist Gründungsmitglied der lokalen IB-Zelle und hat einige stimmungsvolle Photos beigesteuert, um seine Schlaglichter auf die Entstehung und den Verlauf der Identitären an der Saale zu untermalen. Kontrakultur ist gekommen, um zu bleiben!
+ Seit sage und schreibe zehn Jahren(!) läuft in der Bundesrepublik, zentral gesteuert von der EKD, das sogenannte Reformationsjubiläum. Wenn sich dieses Jahr am 31. Oktober der Wittenberger Thesenanschlag – dessen Historizität nach wie vor umstritten ist – gejährt haben wird, findet auch das violette Feierjahrzehnt ein Ende. Anlaß genug für Konrad Gill, sich in einer ausführlichen Bücherschau mit der rezenten Literatur zu Luther und dessen Wirkung zu beschäftigen!
+ Im ausführlichen Rezensionsteil finden sich diesmal u.a. der Roman Die Poesie der Hörigkeit über Gottfried Benn, Pankaj Mishras Imperialismusdekonstruktion Das Zeitalter des Zorns, Prof. Lothar Fritzes Kritik des moralischen Universalismus. Über das Recht auf Selbstbehauptung in der Flüchtlingskrise sowie die beiden Theorieschriften aus dem Hause Jungeuropa – Dominique Venners Frühwerk Für eine positive Kritik und Alain de Benoists wegweisender Klassiker Kulturrevolution von rechts. Einmal mehr viel Lesestoff, doch es lohnt sich!
Abonnenten sollten die Ausgabe mittlerweile erhalten haben; Einzelbestellungen und die Einsicht in das Inhaltsverzeichnis sind hier möglich. Angebot: Wer jetzt abonniert, steigt mit Heft 79 (August 2017) ein und erhält zwei Studien des Instituts für Staatspolitik (IfS) gratis obendrauf! Der zu zahlende Beitrag für das restliche Jahr 2017 reduziert sich entsprechend auf 25 € (statt 50) im Normalbezug, auf 17 € (35 €) für Studenten, 40 € (75) für Förderer und 30 € (60) für Leser, die außerhalb Deutschlands und Österreichs leben. Bei Fragen und Sonderfällen bitte anrufen oder Nachricht an [email protected]! Hier bestellen.
Leo Lobauer
Den Rezensionsteil in der Sezession lese sich immer wieder mit großem Gewinn. Als kleine Adnote und mögliche Anregung dazu, warum die Ideen Alain de Benoist tatsächlich als "Pflichtlektüre" zu begreifen sind, erlaube ich mir einen Hinweis auf ein von Benoist im Jahr 1979 gegenüber dem 'Spiegel' gegebenes Interview: "Den alten Volksgeist erwecken"
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-39908730.html
Das Interview stammt noch aus der untergegangenen, altbundesrepublikanischen Zeit, als Journalisten noch "kritische" Fragen zu stellen imstande waren, die diese Bezeichnung verdienten. Benoist konterte diese stets galant, also mit einem Lächeln auf den Lippen und führte dabei gegenüber dem Leser einige wichtige Stichworte aus seiner Ideenwelt aus. Spätestens nach Lektüre dieses Interviews sollte man die Gründe dafür kennen, warum die Bücher Benoist zu recht als "Pflichtlektüre" bezeichnet werden.