Szene-Kaleidoskop XIX: Horizonterweiterung an den Iden des Merz

Der Herbst bringt manchen frischen Wind – an Aktion, an Information, an Inspiration. Es lohnt sich, immer aufmerksam zu sein!

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

Da wäre zual­ler­erst ein will­kom­me­ner Zuwachs im publi­zis­ti­schen Milieu: In den ver­gan­ge­nen Mona­ten gab es sze­nein­tern bereits viel Gerau­ne über ein (auch in den hie­si­gen Kom­men­tar­spal­ten mehr­fach gefor­der­tes) rechtes/konservatives/identitäres Lifestyle-Magazin.

Mal soll­te es aus Öster­reich kom­men, dann wie­der aus der Bun­des­re­pu­blik, dann wie­der doch gar nicht. Dann kam Cato, aber das hat ja mit Life­style nichts zu tun, son­dern “ver­steht sich als das mei­nungs­bil­den­de Medi­um, das für den ver­ges­se­nen Wert des Bewah­rens eintritt”.

Und nun hält man plötz­lich die Erst­aus­ga­be von Arca­di in der Hand – logi­sche Fol­ge aus dem seit 2016 bestehen­den und pro­fes­sio­nell gemach­ten Netz­ma­ga­zin, das sich über Mul­ti­pli­ka­to­ren freut. Das neue Heft war­tet u.a. mit Berich­ten von der #Defen­d­Eu­ro­pe-Mis­si­on und aus dem Wahl­kampf des Front Natio­nal auf, läßt Britt­a­ny Pet­ti­bo­ne zu Wort kom­men und befaßt sich mit Aspek­ten der sozia­len Fra­ge eben­so wie mit dem Phä­no­men Sci­en­to­lo­gy, Sport, Ernäh­rung, Rei­sen ins euro­päi­sche Umland und Kulturellem.

Ein wirk­lich viel­ver­spre­chen­der Ein­stieg ist der Arca­di-Mann­schaft unter Chef­re­dak­teur Yan­nick Noé da gelun­gen! Nun gilt es, so stark wei­ter­zu­ma­chen – wer die jun­ge Schar dabei unter­stüt­zen möch­te, kann das Heft (und hof­fent­lich noch vie­le wei­te­re) fort­an erwerben!

Eben­falls erst­mal nichts pas­sier­te, nach­dem wir (Dank und Gruß an D. und H.!) im Som­mer letz­ten Jah­res in einer klei­nen Neo­folk-Gesprächs­run­de ent­rät­selt hat­ten, wer sich hin­ter dem tap­fe­ren und “inves­ti­ga­ti­ven” Twit­ter-Anti­fa­schis­ten und Blog­ger “Merz” (nach dem Werk von Kurt Schwit­ters) bzw. sei­nem dama­li­gen “Experten”-Pseudonym “Bernd Schul­ter” ver­birgt, näm­lich der aus West­deutsch­land zur “Arbeit” nach Wien über­ge­gan­ge­ne Sozi­al­ar­bei­ter Jero­me Trebing.

So eine Erkennt­nis zieht manch lus­ti­ge Schlüs­se nach sich, so zum Bei­spiel, daß der im Musik- (u.a. Vor­tex und MARS) und Kul­tur­be­reich (:Iko­nen:) sehr akti­ve Dr. Mar­cus Stig­leg­ger sich viel­leicht ande­re Freun­de inkl. Zitier­kar­tell suchen sollte…

… was aber auch genau­so für den wer­ten Jero­me selbst gilt: Natür­lich kann man immer Ver­öf­fent­li­chun­gen “böser” poli­tisch inkor­rek­ter Musik­pro­jek­te hoch­ju­beln, wenn man mit den Leu­ten dahin­ter abkum­pelt. Haben wir ja alle mal gemacht. Blau­haa­ri­ge Sozi­al­re­vo­luz­zer­stu­den­ten und der Deutsch­land­funk zwei­feln aber viel­leicht an der Kom­pe­tenz als Exper­te für “zutiefst reak­tio­nä­re und antieman­zi­pa­to­ri­sche” Musik, wenn sie auf alten Blogs ihres neu­en Schätz­chens sowas hier lesen (das Inter­net ver­gißt nicht).

Jeden­falls tat sich erst­mal ein Jahr lang über­haupt nichts, nach­dem wir die klei­ne Fleiß­ar­beit an Inter­es­sier­te (u.a. die IB) in BRD und RÖ gege­ben hat­ten. Rechts­seits der Front ist man sich ja in der Regel zu fein dafür, anhand sol­cher Infor­ma­tio­nen den geg­ne­ri­schen “Recher­chen” mit eige­ner Öffent­lich­keits­ar­beit zu begegnen.

Nun aber hat sich das geän­dert, nach­dem infol­ge des schwe­ren Angriffs auf das Haus­pro­jekt in Hal­le die Initia­ti­ve “Ein­Pro­zent” end­lich zum Gegen­schlag aus­ge­holt und den fei­nen Herrn ein­mal aus­ge­leuch­tet hat. Zack, schon wur­de drü­ben nur noch “geschützt” get­wit­tert. Die öster­rei­chi­sche Info-DIREKT hat nun sekun­diert und nach­voll­zo­gen, wie in Öster­reich die “Staats­kne­te” an Jero­me und Co. fließt – sehr lesenswert!

Und nein, hier geht es nicht ein­mal um blo­ße “Anti-Anti­fa-Arbeit”. Es geht viel­mehr dar­um, end­lich zu hin­ter­fra­gen, von was für Gestal­ten sich unse­re lie­ben Haupt­me­di­en (etwa Pres­se, “Jäger & Samm­ler” – wohin­ter das ZDF steckt – und die ZEIT) ihre alar­mis­ti­schen KgR-Berich­te beglau­bi­gen las­sen – und in die­ses Dickicht ist noch sehr, sehr viel Licht zu bringen.

Das lohnt sich nicht zuletzt auch des­we­gen, weil es – ables­bar an all den Soli­da­ri­täts­adres­sen für den armen “Merz” – Lin­ke ein­fach bis ins Mark erschüt­tert, wenn sie ein­mal ihre eige­ne Medi­zin schme­cken müs­sen. Auf­klä­rung ist gebo­ten – packen wir’s an! Genos­se “Iden­ti­tä­re­Ver­klä­rung” schau­te in Frank­furt schon ganz traurig…

Nils Wegner

Nils Wegner ist studierter Historiker, lektorierte 2015–2017 bei Antaios, IfS und Sezession und arbeitet als Übersetzer.

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Kommentare (1)

Rüdiger Plantiko

5. November 2017 11:57

Ein Gegengewicht haben sie schon lange verdient, diese selbst tief im linksradikalen Milieu verstrickten selbsternannten "Rechtsextremismus-Experten", die unter "investigativem" Journalismus verstehen, ihre Nasen im Rahmen von sogenannten Umfeldrecherchen tief in die privatesten Details ihrer Forschungsobjekte zu stecken, um aus dem erschnüffelten Rohmaterial ihre höhnischen Artikel mit dem gewünschten Schenkelklopfereffekt zusammenzulügen ("Haha! Alice Weidel hetzt gegen Flüchtlinge und beschäftigt selbst eine syrische Putzfrau!", "Haha! Die Identitären wollen verhindern, daß armen Flüchtlingen in Seenot geholfen will, und dann senden sie selber SOS!" usw.). 

 

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