Die größte konservative Online-Buchhandlung Antaios hat nun Titel zusammengestellt, und zwar aus dem verlagseigenen Programm ebenso wie aus anderen Häusern. Es geht in diesen Publikatinen entweder ausschließlich (»Ist der Islam unser Feind?«) oder in wichtigen Stellungnahmen (»Die entfesselte Freiheit«) um unseren Umgang und unsere Einschätzung :
Ist der Islam als Einheit, die es so gewiß nicht gibt, oder nur ein seiner extrem aggressiven und zuletzt massiv mobilisierenden Radikalform – Salafismus, Wahabismus, sunnitischer Neofundamentalismus – eine Bedrohung für das Abendland und die Christenheit außerhalb Europas?
Diese Frage wurde für das »neurechte« Milieu im Rahmen einer Veranstaltung des Instituts für Staatspolitik (IfS) bereits 2012 so ausgiebig wie ergiebig beantwortet. Karlheinz Weißmann war damals noch Wissenschaftlicher Leiter des IfS, und seine Ausführungen beim Berliner »zwischentag« verdienen es, über das operative Tagesgeschäft hinaus als Maßstab wahrgenommen zu werden.
Jenseits der inhaltlichen Quintessenz der Weißmannschen Ausführungen besitzen die vorliegenden Videoausschnitte nicht zuletzt auch deshalb besondere Relevanz, weil Weißmanns Gegenspieler in dieser offenen Diskussion, Michael Stürzenberger, bis heute als der Wortführer jener Kreise gelten muß, die aus einem migrationsskeptischen Grundkonsens des rechten Milieus einen exklusiv islamfeindlichen machen wollen.
Massenmigration, offene Gesellschaft, transatlantische Selbstverpflichtung und hedonistische Lebensentwürfe werden dabei explizit befürwortet; nur »der« Islam (samt seiner »linken Kollaborateure«) erscheint als das zu überwindende Hindernis auf dem Weg in eine friedliche, bunte, glückliche Zukunft des Konsums und Genusses westlicher Prägung, ohne störende Relikte wie Werte- und Gemeinschaftsorientierung.
Daß diese binäre Denkweise (der freie Westen vs. der unfreie Islam) trotz enthaltener Teilwahrheiten (islamische Pressure groups in Westeuropa werden ja tatsächlich zahlenmäßig dominanter, im Auftreten selbstgerechter und aggressiver) gefährlich, weil ahistorisch, apolitisch und verdächtig nah an totalitären Erlösungslehren ist, wird von Weißmann in den Teilen 5 und 6 unmißverständlich dargelegt.
Die Teile 1 bis 4 sind ebenso empfehlenswert und bei YouTube in schlechter, gleichwohl ausreichender Qualität abrufbar; doch wer sich mit den Schwerpunkten der Auseinandersetzung begnügt oder zeitökonomisch gesehen Prioritäten setzen muß, sollte die Videos 5 und 6 konsultieren.
Wer diese Auseinandersetzung spannend fand, kann dann direkt zu den gedruckten Thesen kommen.
Wir haben uns bei der einführenden Auswahl »Der Islam und die Rechte« für sechs Titel entschieden, die das innerrechte Meinungsspektrum breit abdecken, politische Analysen enthalten und, überdies, ins Tiefgründigere vorstoßen.
+ Ist der Islam unser Feind? ist so etwas wie die erweiterte Printvariante der Ausführungen Weißmanns. Sie nimmt ihren Ausgang von der Wiederkehr des Religiösen, stellt den aktuellen Stand der Islamforschung dar und analysiert die gegenwärtige Situation in Deutschland; es geht um »ethnische Landnahmen«, demographische Katastrophen und liberale Weichenstellungen vs. Reduzierung komplexer Prozesse auf »den Islam«.
Man kann salopp formulieren, daß in dieser Islam-Studie der diesbezügliche Konsens von Karlheinz Weißmann und Erik Lehnert über Ellen Kositza und Götz Kubitschek bis hin zu Martin Lichtmesz und Benedikt Kaiser, also der alten bzw. neuen Kernmannschaft der Sezession, enthalten ist. Man kann und sollte die IfS-Studie hier bestellen.
+ Darüber hinaus haben wir aus unserem eigenen Verlagsspektrum zwei Autoren präsent, deren Standpunkte wohl die Grenzen markieren. Einerseits handelt es sich dabei um Thor v. Waldsteins Ansatz. Seine »Thesen zum Islam« suchen eine breitere Verständigung mit islamischen Akteuren bei schroffer Ablehnung des universal-westlichen Kulturkampfes; sie sind, neben verschiedenen weiteren Aufsätzen und Anstößen, abgedruckt im Sammelband Die entfesselte Freiheit, der hier lieferbar ist.
+ Das ebenso aufschlußreiche Gegenstück ist eine frühe Arbeit Manfred Kleine-Hartlages. Das Dschihadsystem, das man hier bestellen kannn, plädiert für strikte Ferne zu allen islamischen Strömungen, weil es einen Kern des Islam gebe, der immer wieder kriegerische Handlungen heraufbeschwören würde. Dieser Kern wird von Kleine-Hartlage akribisch beleuchtet.
Bei der Ankündigung dieses Titels schadet für Außenstehende der Hinweis nicht, daß Kleine-Hartlage so manche Position aus dieser Studie im weiteren Laufe seiner Forschungsarbeiten abschwächte oder korrigierte; er liefert somit den anschaulichen Beweis dafür, daß der Türöffner Islamkritik nicht bei Islamkritik stehenbleiben muß, sondern sich zu einer umfassenden Liberalismuskritik mit eingebetteter Islamisierungskritik fortentwickeln kann, wenn man weiter bohrt. Das Ergebnis der Kleine-Hartlage-Denkarbeit ist dann wiederum hier nachzuvollziehen.
Weitere Titel von Sadakat Kadri, Laila Mirzo und Tilman Nagel runden den Bücherschrank ab, der Orientierung bietet und zur eigenständigen Beschäftigung mit einem komplexen Thema anregen soll.
Daß ein rechtes Mosaik auch beim Islamdiskurs verschiedene Positionen integrieren und “aushalten” kann, zeigte im übrigen die Online-Debatte zwischen Thor v. Waldstein und Siegfried Gerlich. Während der entschiedene Gegner des westlichen Universalismus v. Waldstein in seinen Thesen, siehe unter anderem hier, Verständigungs- und Kooperationsbereitschaft in Richtung gewisser Strömungen des islamischen Glaubens signalisierte, sah Gerlich Anlaß zum vehementen Widerspruch (Teil 1 der Gerlich-Gegenrede hier).
Es geht also gerade nicht um Gleichschaltung des Mosaiks, sondern um die auch zum Selbstschutz erforderliche Setzung von Grenzen. Die Mosaik-Rechte, die weit mehr als ihr linkes Pendant einen effektiven »Kooperationsverbund kritischer Kräfte« (Hans-Jörgen Urban) darstellt, muß sich selbst ohne Zweifel jede Menge Kooperationsbereitschaft abverlangen. Ein Vereinheitlichungsanspruch wird dabei auch in bezug auf die islamische Herausforderung nicht gestellt, weil die Einzelteile des Mosaiks durchaus als eigenständige Akteure mit eigenständigen Standpunkten erkennbar sein sollten.
Diese Vielfalt stärkt die Bindekraft des rechten Mosaiks, weil sie Widersprüche aushält und möglich macht und verschiedene Personenkreise ansprechen und politisieren kann. Unterschiedliche Lebens- und Denkweisen müssen zusammengeführt werden, ohne eine Fusion (im Sinne einer inhaltlichen Verschmelzung) zwingend nach sich zu ziehen. Dies festgestellt, wird man nicht umhinkommen, mit demselben Nachdruck zu betonen, daß eine gemeinsame Einsicht in die Ursachen der großen Misere der letzten Jahrzehnte – nicht der letzten dreieinhalb Jahre – unabdingbar ist.
Man kann trefflich streiten über die »richtigen« Dosierungsanteile der allfälligen Synthesen einer Neuen Rechten zwischen sozial und liberal, national und europäisch, traditional und modern, bewahrend und aufsprengend, konservativ und revolutionär, reformistisch und transformatorisch usf.
Worüber man nicht streiten kann, will man seine elementaren Grundsätze nicht negieren, sind individualistische Ideologien, hedonistische Exzesse, das unbeirrte Verwenden gegnerischer Begriffs- und Denkwelten oder reduktionistische und dadurch eminent gefährliche ideologische Irrwege, wie sie beispielhaft von Karlheinz Weißmann widerlegt wurden.
Der Auftrag einer Mosaik-Rechten heißt unverändert, ganz wie vor zwei Jahren, eine Rechte zu schaffen, in der viele Rechte Platz haben. Dafür ist, trotz z. T. harter inhaltlicher Dispute, kein ideeller Vereinheitlichungswillen nötig, und ebensowenig werden Preise für gegenseitige Sympathiebekundungen verliehen; notwendig bleibt hingegen charakterliche Hygiene und die Akzeptanz eines durchaus tragfähigen und, bei allem Meinungsstreit, ideenpolitische Heterogenität ermöglichenden Grundkonsens.
Die Sezession wünscht sich in ihrer Abonnementwerbung seit jeher ausdrücklich »jene Leser, denen die Komplexität der Welt und die Differenziertheit des rechten Denkens nicht verborgen bleiben«. An diesem Axiom hat sich nichts geändert, weder in der Ära Weißmann noch unter Chefredakteur Kubitschek. Das macht die Zeitschrift seit ihrer Gründung aus, und das ist ihr elementarer Beitrag zur mosaikrechten Arbeitsteilung.
Also: Hier geht es zum Islam-Bücherschrank.
Dieter Rose
ich frage mich,
wie man mit einer "Religion"
ins Gespräch kommen,
Ergebnisse erzielen will,
deren Grundaussage ist:
der Koran hat
das unveränderbare Wort Allahs
zum Inhalt.
Was will man da an gegenseitigem
Verständnis erwarten?