Netzfundstücke (41) – Tränen, Salon, Kultur

Die Ereignisse in Thüringen versetzen die Republik in eine brodelnde Mischung aus überrumpelter Schockstarre und infantiler Hysterie.

Da die Sezession‑Redak­teu­re Götz Kubit­schek und Bene­dikt Kai­ser zu die­sem poli­ti­schen Thea­ter bereits das Wesent­li­che zu Blatt gebracht haben, Kubit­schek hier und Kai­ser hier, spa­re ich mir die Wor­te und fokus­sie­re mich auf die lin­ken Reak­ti­on anläß­lich des geglück­ten Schach­zugs der AfD-Frak­ti­on um Björn Höcke. Denn es ist eine wah­re Freu­de, das, was sich seit Mitt­woch, den 5. Febru­ar, in den sozia­len Medi­en an lin­kem Wahn­sinn, Panik und Trä­nen ergießt, zu verfolgen.

Phil­ip Stein, Lei­ter des Bür­ger­netz­werks Ein Pro­zent, merk­te dies­be­züg­lich auf dem Kurz­nach­rich­ten­dienst Twit­ter hier tref­fend an: »Die Wäh­rung, in der wir bezahlt wer­den: Hys­te­rie. <3« Eine ers­te Aus­wahl an »Trä­nen der „Guten“« sam­mel­te das öster­rei­chi­sche Maga­zin Frei­lich bereits schon am Mitt­woch und doku­men­tier­te die hane­bü­che­nen Ver­ir­run­gen von Georg Rest­le (ARD) bis Ulf Pos­ch­ardt (Welt) hier. Köst­lich anzu­se­hen war auch der Con­ten­ance­ver­lust der grü­nen Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Fran­zis­ka Brant­ner bei einer Begeg­nung mit FDP-Vize Wolf­gang Kubicki:

Vier Tage nach dem »Super-Gau« ist neben Adolf Hit­lers Hand­schlag mit Paul von Hin­den­burg in Pots­dam 1933 (Hit­ler zu die­sem Zeit­punkt Reichs­kanz­ler, Hin­den­burg Reichs­prä­si­dent) und Buchen­wald jedes his­to­ri­sches Ereig­nis in die anti­fa­schis­ti­sche Welt­ver­ein­fa­chungs­spur gebo­gen wor­den – jeg­li­cher schie­fe Ver­gleich der Legi­ti­ma­ti­on des eige­nen Han­delns dienend.

Daß die­sem Wahn nicht nur ver­ba­ler Unsinn ent­springt, son­dern dar­aus hand­fes­te Gewalt­ta­ten fol­gen, bekam die Jena­i­sche Bur­schen­schaft Ger­ma­nia zu spü­ren: Am frü­hen Mor­gen des 06. Febru­ar wur­den auf dem Grund­stück der Bur­schen­schaft der PKW eines Bun­des­bru­ders und ein Miet­wa­gen in Brand gesetzt.

Die Pres­se­mit­tei­lung der Bur­schen­schaft kön­nen Sie hier lesen. Dar­über hin­aus wird die FDP zur Ziel­schei­be anti­fa­schis­ti­schen Furors; nun die Medi­zin schme­ckend, die man vor­her mit einem Ach­sel­zu­cken bedach­te, als sie noch haupt­säch­lich der AfD galt (z.B. hier Karo­li­ne Preisler).

Indes ist der »kon­struk­tiv-destruk­ti­ve« Wahl­akt der AfD-Frak­ti­on in Thü­rin­gen, Kubit­scheks Defi­ni­ti­on hat sich in der öffent­li­chen Debat­te durch­ge­setzt, zur hand­fes­ten Kri­se der eta­blier­ten Par­tei­en ange­wach­sen: Gro­Ko kurz vor dem Schei­tern, CDU-Zer­würf­nis­se im Inne­ren, der Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für die Neu­en Län­der (CDU) muß sei­nen Hut neh­men, Mer­kel plä­diert für einen Minis­ter­prä­si­den­ten der LINKEN usw. Das frei­es­te Deutsch­land, das wir je erle­ben durf­ten, taumelt.

In Anbe­tracht die­ser Kri­sis sei­en dann doch noch ein paar Wor­te zu den Vor­gän­gen rund um den »Eklat« verloren:

Poli­ti­sche Sys­te­me, die der­art hyper­ven­ti­lie­rend und unsou­ve­rän auf einen sie kon­sti­tu­ie­ren­den, bana­len Pro­zeß reagie­ren; die nicht dazu in der Lage sind, sich die neue poli­ti­sche Anoma­lie ein­zu­ver­lei­ben und in ihren Appa­rat zu inte­grie­ren und damit in sei­ner Stör­wir­kung abzu­mil­dern und ein­zu­he­gen, also starr und sta­tisch gewor­den sind, haben die Ten­denz, zu zerbrechen.


Neu­es Jahr und der ers­te Staats­po­li­ti­sche Salon des IfS für 2020 steht vor der Tür!

Dies­mal mit einem aktu­el­len The­ma, näm­lich dem Aus­stieg Matteo Sal­vi­nis aus dem Regie­rungs­bünd­nis mit der Fünf-Ster­ne-Bewe­gung im Som­mer 2019. Die­ser kam schein­bar über­ra­schend und hin­ter­ließ nicht weni­ge bun­des­deut­sche Anhän­ger des dama­li­gen Innen­mi­nis­ters und Vize­pre­miers ent­täuscht und fra­gend zurück. Was steck­te hin­ter die­sem Schritt und wie geht es mit der poli­ti­schen Rech­ten in Ita­li­en weiter?

John Hoe­wer – Poli­tik­wis­sen­schaft­ler und Sozio­lo­ge, aktu­ell für die AfD-Lan­des­grup­pe Sach­sen-Anhalt im Bun­des­tag tätig – hat in der Sezes­si­on (hier und hier) schon meh­re­re Male sei­ne Ita­li­en-Kennt­nis­se unter Beweis gestellt und wird an die­sem Abend die­se Fra­gen unter dem Titel »Die Lega Nord unter Matteo Sal­vi­ni: Ein Regio­nal­phä­no­men auf dem Weg zur natio­na­len Volks­par­tei?« aufklären.

Vor dem Hin­ter­grund aktu­el­ler Wahl­er­geb­nis­se wird Hoe­wer die Gene­se der Lega als Regio­nal­be­we­gung dar­le­gen sowie ihre Ent­wick­lung zur lan­des­weit füh­ren­den poli­ti­schen Kraft skiz­zie­ren. Ist dabei aus der Lega Nord die Lega Nazio­na­le geworden?

Der Salon fin­det am 12. Febru­ar 2020 in Ber­lin statt und beginnt um 19 Uhr (Ein­laß ab 18:30). Eine Anmel­dung ist zwin­gend erfor­der­lich, bit­te mit einer kur­zen Nach­richt an [email protected].

Sie bekom­men zeit­nah eine Bestä­ti­gung ihrer Anmeldung.


Um den bio­kul­tu­rel­len Faden aus den vori­gen Netz­fund­stü­cken »Coro­na, Sozio­lo­gen, Schim­pan­sen«  fort­zu­spin­nen, hier eine wei­te­re Doku­men­ta­ti­on aus dem Haus ARTE, die dies­mal der Fra­ge nach­geht: »Haben Men­schen­af­fen eine Kultur?«

Dabei bie­ten die sozia­len Pro­zes­se, die bei unse­ren nächs­ten Ver­wand­ten beob­ach­tet wer­den kön­nen, Auf­schlüs­se dar­über, wie »Kul­tur« in sei­nen rudi­men­tä­ren Anfän­gen emer­giert, evol­viert und als evo­lu­tio­nä­rer Vor­teil den Erfolg einer Grup­pe aus­ma­chen kann.

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Kommentare (13)

Gracchus

9. Februar 2020 20:13

"Politische Systeme, die derart hyperventilierend und unsouverän auf einen sie konstituierenden, banalen Prozeß reagieren; die nicht dazu in der Lage sind, sich die neue politische Anomalie einzuverleiben und in ihren Apparat zu integrieren und damit in seiner Störwirkung abzumildern und einzuhegen, also starr und statisch geworden sind, haben die Tendenz, zu zerbrechen."

Richtig. Selbst wenn ich ein erbitterter Feind der AfD wäre, würde mir doch bange werden, solche Figuren in Regierungsverantwortung zu sehen.

Maiordomus

9. Februar 2020 20:22

Hoffentlich weiss sich Hoewer, was ich annehme, über Italien kundiger zu äussern als in seinem bisherigen Syrien-Report. Zur "Casa Pound" habe ich aufgrund jahrzehntelanger Verbindungen zu Pounds direkten Verwandten in Meran einige Reserven. Pound-Enkel Siegfried Walter von Rachewiltz, Enkel Pounds, ist der wohl begabteste Südtiroler Mundartlyriker und ein unvergleichlicher Kenner der alpinen bäuerlichen Volkskunde. Seine kongeniale Übertragung von Pounds Meister-Canto "Usura" ins Südtirolerische ist der fast einzige Mundart-Text der neueren deutschen Literatur mit Hölderlin-Niveau.

Andreas Walter

9. Februar 2020 23:29

Ich liebe solche Filme. Schon seit Kind sehe ich mir die sehr gerne an. Habe aber auch Bauarbeitern und Handwerkern schon immer Löcher in den Bauch gefragt, später dann auch (manche) Lehrer und Wissenschaftler. Beobachte gerne und lese viel.

Stimmt doch gar nicht. Auch eine Dreistocktechnik kann man sich von älteren Schimpansen abschauen, sich merken und dann selbst Generation für Generation an die Kinder weitergeben.

Was aber definitiv für die Weitergabe von Wissen bei Affen noch fehlt ist komplexe Sprache und Schrift. Schimpansen besitzen in etwa einen “Wortschatz“ von 30 Begriffen, die sie mit Lauten, Gesten und Gesichtsausdrücken kommunizieren.

Lernen aber können sie in Versuchen deutlich mehr. Hier geht es also auch um die Frage nach dem alltäglichen Bedarf von Kultur. Der aber erweitert sich erst im Grenzbereich zu einer anderen “Kultur“ oder Umgebung (oder ihre Veränderung). Eine andere “Kultur“ können dann aber auch Raubkatzen und Hyänen sein.

Ja, können sie auch. Bonobos können mit Schimpansen sogar recht gut kommunizieren. Wobei die Bonobos im Zoo gestorben sein sollen, vor Engst, damals, bei den Bombenangriffen, im Gegensatz zu den Schimpansen.

Nicht ganz korrekt in dem Film finde ich den zweiten Versuch am Feigenbaum, denn dort liegen nicht mal kleine Äste überhaupt in der Nähe. Auch ein Zufallsgriff und Versuch ist damit also nicht möglich. Auch ich entdecke nämlich sehr viele Dinge nur durch Zufall, vieles an Erkenntnis ist daher reines Glück.

So auch der Gedanke Ratten, Radon, Fledermäuse, und was das auch mit Vieren, Menschen und der Evolution zu tun hat. Bei Insekten haben es italienische Wissenschaftler übrigens schon untersucht und weisen darum sogar im Schlusssatz ihrer Untersuchung darauf hin, dass dies auch für andere Lebewesen gelten könnte, die sich viel Zeit in Höhlen mit viel Radon aufhalten.

https://www.researchgate.net/publication/277658727_Is_Radon_Emission_in_Caves_Causing_Deletions_in_Satellite_DNA_Sequences_of_Cave-Dwelling_Crickets

Als nächstes werde ich bei Google daher Affen und Höhlen und auch Höllenaffen eingeben und mir die Ergebnisse mal ansehen. Ich bin mir so sicher, auch wenn ich es noch nicht beweisen kann. Darum schreibe ich aber auch schon seit Jahren als Agraringenieur: Monokultur ist gefährlich, birgt sehr grosse Risiken für Tier, Pflanze und Mensch. Wir brauchen daher unbedingt mehr Vielfalt auch bei der Ernährungssicherung.

P.S.: Es gibt tatsächlich auch genetisches Wissen. Das braucht allerdings viel länger, um sich zu festigen. Damit meine ich angeborenes Wissen, nicht Reflexe. Wobei auch da die Grenzen fliessend sind, man darum auch da nie zu starr, zu inflexibel, in Schubladen denken darf.

qvc1753

10. Februar 2020 09:36

Ein perfektes Narrativ:

Die Kanzlerin greift in die Wahl eines Landesparlamentes ein und erweist sich als die Diktatorin die sie ist.
So oder so ähnlich könnte man das zusammenfassen.
Wenn es denn nur stimmen würde.

Zum einen handelt es sich bei dem vorgeblichen Coup von Höcke um einen ertragsleeren Schachzug. Was wurde erreicht?
Turm geschlagen aber ohne einen absehbaren Ertrag.
Wenn dann noch angekündigt wird, das man im nächsten Wahlgange überlegt für Ramelow zu stimmen, dann frage ich mich was für eine parlamentarische Spasstruppe denn da am Werke ist.

Der Vorgang zeigt, dass Merkel in der CDU immer noch mehr Macht hat als AKK. Und das der Osten anders tickt als der Westen. Zumindest in einigen Landesverbänden.
Und das die Bundesparteien in die Landesparteien eingreifen, so bald da was aus dem programmatischen Ruder läuft.

Die FDP in HH und auch an Rhein und Ruhr dürfte sich herzlich bedankt haben und ein Herr Lindner dürfte etwas länger zu denken haben, warum ihm nun dieser Schnitzer unterlief.
Ich sehe zwar das Herr Höcke noch eine Weile vor Kraft kaum laufen können wird, aber die Frage bleibt dennoch: will er eine Regierung stellen und wenn ja, mit wem.

Es zeichnet sich in der CDU ein Streit ab, ob und inwieweit Die Linke - 30 Jahre nach Ende der DDR - eine entweder linke, sozialdemokratische Partei ist, oder eine kommunistische Partei geblieben ist.
Eine Frage, die sich innerhalb der CDU auch hinsichtlich der AfD stellen wird. Inwieweit ist die AfD für die CDU ein akzeptabler Partner?

Ich sehe also voraus, dass sich in den nächsten Jahren die Kreidevorräte in den jeweiligen Parteizentralen deutlcih verringern werden. Am Ende muss nämlich ebenfalls der Wähler im Westen davon überzeugt werden das man mit den vormaligen Unausprechlichen inzwischen koalieren kann. Oder eben auch nicht.

Franz Bettinger

10. Februar 2020 10:31

Kubitschek scheint mir den wegbrechenden Stuhlbeinen in Berlin recht zu behalten. Soeben meldet PI: AKK tritt vom Partei-Vorsitz und als Kanzler-Kandidatin zurück.

Carlos Verastegui

10. Februar 2020 11:48

Sehr schön Herr Schick!, erinnert mich zudem an Lewis Coser Konfliktsoziologie: "Politische Systeme, die derart hyperventilierend und unsouverän auf einen sie konstituierenden, banalen Prozeß reagieren; die nicht dazu in der Lage sind, sich die neue politische Anomalie einzuverleiben und in ihren Apparat zu integrieren und damit in seiner Störwirkung abzumildern und einzuhegen, also starr und statisch geworden sind, haben die Tendenz, zu zerbrechen."

Gustav Grambauer

10. Februar 2020 18:47

"Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur müssen in einer Hand sein" auf allen Kanälen ...

... heißt:

"Die Motorradfuchs-Oma (Söder) darf auf keinen Fall ihre Pranten in die Tür unseres Hühnerstalls setzen!"

- G. G.

TheBlackCat

10. Februar 2020 20:07

Höckes „Coup“ und die Reaktionen darauf haben auch das Ziel einer AfD-CDU-Koalition endgültig als komplett unrealistische Wahnidee entlarvt.

Wenn es auch nur die geringste Chance auf eine Koalition zwischen AfD und CDU gegeben hätte, so wäre diese nach den Ereignissen der letzten Tage auch weg.

Doch während Höcke in Thüringen gerade Geschichte schreibt, schickt sich ausgerechnet Alice Weidel an, neue Landesvorsitzende in der AfD-Baden-Württemberg zu werden- und damit eine Vertreterin jenes Kurses der Umwerbung der CDU.

Alice Weidel hat sich zwar in letzter Zeit gegenüber dem Flügel versöhnlich gezeigt. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Weidel den gleichen Kurs vertritt wie Jörg Meuthen auch; Regierungsbildung mit der CDU um jeden Preis Und dafür soll sich AfD einerseits rhetorisch an Mainstream anpassen und anderseits vorsätzlich inaktiv bleiben d. h. auf Straßenprotest und sonstige auffälligen Aktivitäten, die die CDU abschrecken könnten, verzichten.

Man kann Weidels und Meuthens Kurs auch als vorsätzliche Schwächung der AfD bezeichnen. Bestenfalls ist diese Schwächung motiviert von der Hoffnung, eine sedierte und für die Meinungshoheit des Establishments weit weniger gefährliche AfD wäre für die CDU als Koalitionspartner erträglicher. Schlechtetensfalls aber geht es einigen Verfechter dieses Kurses auch darum, die AfD von vorneherein zu schwächen - im Interesse der Altparteien und des Establishments.

Dieser Kurs hat mit dem vom Flügel favorisierten Kurs einer Bewegungspartei nichts mehr zu tun.

Bezeichnend ist nun, dass in die gestrige „Anne Will“-Sendung zum „Eklat“ von allen möglichen AfD-Politikern ausgerechnet Alice Weidel in die Sendung geladen wurde. Was hat Alice Weidel denn mit den Thüringer Vorgängen zu tun? Eigentlich hätten doch Höcke oder Stephan Möller als „Master-Minds“ in die Sendung geladen werden müssen. Ganz sicher dürfte den „Anne Will“-Redakteuren nicht entgangen sein, dass Weidel sich um den Landesvorsitz bewirbt. Soll hier etwa, wenige Tage vor dem Landesparteitag, Frau Weidel ein Werbe-Forum geboten werden?

RMH

10. Februar 2020 21:36

@TheBlackCat,

glauben Sie ernsthaft, nach dem Auftritt mit dem an der Lehne aufgehängten Deutschland-Fähnchen bei Günther Jauch wird Höcke nochmal irgendwann, irgendwo in irgendeine dieser Talk-Shows eingeladen?
Allenfalls noch bei Lanz, aber nur, wenn er dort das Weinen anfangen soll, alles bereut, die große Nazi-Verschwörung enthüllt und um Gnade und Verzeihung bittet … auf deutsch: bei gleich bleibenden Verhältnissen nicht mehr in diesem Leben ;)

Insofern sind Leute wie A. Weidel bei einem Format wie A. Will nur ein Feigenblatt für die öffentliche Darstellung und wenn sie dann dort mal was sagt (meistens wird dem Feigenblatt ins Wort gefallen oder es bekommt Gretchenfragen nach Gretchenfragen oder wird schlicht und einfach beleidigt), dann löst das trotzdem Empörung aus.

Übrigens: Entspricht es eigentlich der AfD-Parteitagsbeschluss-Lage, dass die AfD eine "Bewegungspartei" sein soll?

Es ist eine klar parlamentarisch ausgerichtete Partei, alles andere ist meiner Meinung nach Wunschdenken. Und wer hier wen schwächt, werden bereits die kommenden Wahlen zeigen - idealerweise schwächen sich jetzt erst einmal die politischen Mitbewerber. Meuthen und Weidel halten den "Burgfrieden" nach meiner Kenntnis ein. Höcke vernünftigerweise schon seit längerem sowieso. Haben Sie andere Informationen?

Gracchus

10. Februar 2020 23:54

Der Rückzug AKKs zeigt das wahre Problem der CDU, und das sitzt im Kanzleramt, und an das traut sich niemand heran. Eine Alternative nicht in Sicht. Man folgt dem Merkel-Kurs, weil er Macht - d. h. Posten - gebracht hat, und hofft, den Preis dafür nicht zahlen müssen. In ihrem unbedingten Willen, die Legislaturperiode durchzustehen, liefert Merkel die CDU nun völlig den Linken aus. Die SPD - welche doch so reichhaltiges Anschauungsmaterial bietet, wie man's nicht macht - wird schon frech. Und bereits jetzt weiß niemand mehr, wofür die CDU noch steht. (Böse Zungen werden sagen, dass man das noch nie wusste und dass der Erfolg der Partei in der flexiblen Anpassung an die Zeitläufte bestand - unter Einräumung eines Laufstalls für konservativere Gemüter.) Der Nachfolger AKKs müsste sich gegen Merkel profilieren und eine programmatische Erneuerung der CDU anstoßen. Das ist aus mehreren Gründen riskant. Wie soll die CDU dies auch plausibel machen nach der derart erfolgreichen Merkel-Ära? Wie glaubhaft einige Kurs-Korrekturen anbringen? Eine Programm-Debatte könnte offenbaren, dass es nur noch wenige programmatische Gemeinsamkeiten gibt, sie würde womöglich zur Polarisierung führen. Ferner müsste ergebnisoffen über eine Zusammenarbeit mit der AfD gesprochen werden. Gleichzeitig kann sie den Merkel-Kurs nicht fortsetzen, wenn sie nicht enden will wie die SPD.

Weidel fand ich so schlecht bei Anne Will nicht. Das süffisante Dauergrinsen sollte sie sich besser verkneifen, das wirkt eher unsympathisch. Höcke hätte sie besser verteidigen können. Ansonsten ist Schweigen so schlecht nicht, wenn sich die anderen Talkshowgäste in Absurditäten überbieten. Eigtl was für Bosselmann: unfähig Ironie zu erkennen, hat man langatmig über Gaulands ironische Aussage, Ramelow zu wählen, diskutiert (Ramelow soll sogar Mutti Merkel deshalb kontaktier und eine linke Abgeordnete gefordert haben, CDU-Abgeordnete sollten sich dafür verbürgen, Ramelow zu wählen!)

H. M. Richter

11. Februar 2020 08:52

@TheBlackCat
_______________

Ich bitte darum, auf Hervorhebung einzelner Textpassagen durch die Schriftstärke 'Fettschrift' zukünftig zu verzichten.
Bisher war der SiN-Kommentarbereich wohltuend frei davon - das sollte möglichst so bleiben.
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Was die Einladungspolitik der ÖRR-Sender betrifft, so sollte diese inzwischen hinlänglich bekannt sein.

Laurenz

11. Februar 2020 11:46

Jetzt wird es fast gespenstig. Nach Hirte und Akaka0815, gibt nun auch Jürgen Klinsmann in Berlin auf.

Laurenz

11. Februar 2020 11:49

Das schreiben unsere russischen Freunde vom Verhältnis von Generalsekretärin Merkel zum Herrn & Meister der Lindner-Partei .... klingt irgendwie plausibel https://deutsch.rt.com/inland/97825-kemmerich-rucktritt-merkel-brachte-fdp-mit-drohung-auf-linie/

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