Am 28.10. um 19:00 Uhr war es soweit: Premiere. Nachdem aufgrund immer strikterer Hygienevorgaben eine angemessene Durchführung des Ernst-Jünger-Abends des Instituts für Staatspolitik in Dresden verunmöglicht worden war, entschloß man sich kurzer Hand per Livestream direkt aus der Bibliothek in Schnellroda zu senden.
Sezession-Chefredakteur Götz Kubitschek und IfS-Leiter Dr. Erik Lehnert saßen dazu vor laufender Kamera bei Bier und Wein im Zwiegespräch und ließen Ernst Jüngers Schaffen und Leben kenntnisreich Revue passieren. Dabei fand alles, was man in rund eineinhalb Stunden zu Jünger resümieren kann, seine Erwähnung: Werkauswahl, Kontroversen und Jüngers politische Entwicklung, seine privaten Verfehlungen und persönliche Anekdoten usw. Aber sehen Sie am besten selbst:
Nach der Premiere des »Liveevents« bleibt zu konstatieren: Experiment geglückt. Es wird wohl nicht der letzte Livestream aus Schnellroda gewesen sein.
Außerdem sei in diesem Zusammenhang noch einmal kurz auf die Biographie Ernst Jüngers des mittlerweile emeritierten Heidelberger Professors für Neuere Deutsche Literatur, Helmuth Kiesel, hingewiesen, über die Kubitschek wie folgt urteilt:
Seine Werkmonographie, ist bis heute das beste, was es über Jünger zu lesen gibt.
Hier, bei Antaios, können Sie die Monographie bestellen.
Derweil ringt unser politisches Milieu um die »richtige« Strategie. Insbesondere die jüngere Generation in der »Neuen Rechten« macht sich intensiv Gedanken darüber, wie und ob es überhaupt noch eine Möglichkeit gibt, die eigenen politischen Inhalte in wirkmächtige Politik
Speziell die parteipolitische Entwicklung bereitet dabei Anlaß zur Sorge und drängt zur Neujustierung der politischen Instrumente, die man einzusetzen gedenkt. Spitzfindige Beobachter werden anmerken, daß die Hoffnung auf die korrumpierten Mechanismen der Parteiendemokratie, von naivem Wunschdenken gespeist, zwangsläufig in Enttäuschung münden mußte.
Doch auch die außerparlamentarischen Akteure reflektieren Ihre Daseinsberechtigung und sehen sich mit kräftezehrenden Abnutzungserscheinungen konfrontiert – sowohl, was die Wahl der Aktionsmittel betrifft, als auch im Hinblick auf das Personenpotential.
Martin Sellners drei jüngsten Aufsätze »Kritik des Parlamentspatriotismus«, »Erfolglose Belagerer, Selbstretter, Akzeleration« und »Repressionsakzelerationismus« hier auf Sezession im Netz sind als Ausdruck und Reaktion auf diese Strategiedebatte zu verstehen.
Doch nicht nur im Umfeld der Zeitschrift Sezession wird um die Beantwortung der Frage nach der richtigen Strategie gerungen. Hier auf dem Netzblog quintacolumna.eu erschien unlängst der Aufsatz »Repressiver Liberalismus – Vom Ende eines Jahrzehnts und dem Traum einer schweigenden Mehrheit«, der den parlamentarischen Weg für gescheitert und das damit verbundene Konzept der »schweigenden Mehrheit« für einen lähmende Illusion erklärt. Ferner wird geraten, sich von der von vielen Rechten liebgewonnenen Nation als Organisationsform zu verabschieden.
Die Lageanalyse fällt pessimistisch aus; die angeratene Strategie orientiert sich an dem vom Althistoriker David Engels in seinem neusten Buch Was tun? (kann hier bestellt werden) angeratenen Schritt zur Aufgabe des großen Ganzen zugunsten kleiner, regionaler Verbände.
Eine umstrittene Analyse, die das junge Netzmagazin konflikt zu einer Replik provozierte. Unter der Überschrift »Entpolitisierende Mystik« widerspricht man dem Artikel auf quintacolumna.eu entschieden und hält die Nation keineswegs für eine politische Konstruktion, deren Zeit schon abgelaufen ist.
Was indes außer Frage steht, die Lektüre aller hier angeführter Artikel lohnt! Es bleibt zu hoffen, daß die aktuell rege stattfindende Strategiedebatte nicht nur ungehört im luftleeren Raum verhallt, sondern auch konkrete Früchte tragen wird. Notwendig wäre es zumindest.
Ein junger Autor, der eindeutig viel in den Werken von Ernst Jünger geschmökert hat, ist Volker Zierke. Sein im Jungeuropa Verlag erschienenes Erstlingswerk Enklave (hier bestellen) atmet in seiner expliziten, dabei aber nüchternen Darstellung von Kampfhandlungen den Geist der jüngerschen Stahlgewitter.
Indes fällt Kubitscheks Meinung zum Buch unmißverständlich positiv aus:
Ich bin beeindruckt: Endlich wieder mal einer, der schreiben kann und der darüber hinaus eine luzide Idee für eine Verknüpfung von Spielidee und Science-Fiction hatte. Im Mittelpunkt ein junger Offizier der Marineinfanterie, der an Bord eines Schlachtschiffs an der Jagd auf einen versteckten Feind beteiligt ist.
Jungeuropa-Verlagsleiter Philip Stein hat sich in Dresden mit Zierke getroffen, um über die Inspiration und Einflüsse hinter den Buchstaben zu sprechen.
Hier reinhören:
Niekisch
"Derweil ringt unser politisches Milieu um die »richtige« Strategie."
Da tut man den zweiten Schritt vor dem ersten. Denn das Milieu hat bisher auch nicht ansatzweise geklärt, welches das große Ziel seiner Bemühungen ist. Ein Weg vom Ganzen, der Nation im Reich, zurück zu irgendwelchen Teilen jedenfalls erzeugt einen Aufschrei von Millionen für diese Nation Gefallener in der europäischen Erde von der Biskaya bis kurz vor Moskau. Dafür haben sie ihr Blut nicht vergossen!