Dieser Schritt löste auf Teilen von Rechtstwitter “friendly fire” aus, dem Klonovsky hier geantwortet hat.
Vorgeworfen wurde ihm insbesondere ein Satz, den er in einer Dreierrunde mit Joachim Paul und Marc Jongen äußerte: “Die AfD muß multiethnischer werden. Da gibt’s einiges zu holen.” Auf seinem Blog Acta Diurna führte er entlang eines Gottfried-Benn-Zitats aus, was er damit gemeint hat.
Da wäre zunächst die Lage:
Ein Blick auf die deutsche Bevölkerungspyramide, die keine mehr ist und sich zusehends auf den Kopf stellt, bei farblicher Markierung des Migrantenanteils genügt zur Illustration. Heute liegt der Anteil der Menschen mit dem berühmten Hintergrund bei 20 bis 25 Prozent, in der Kohorte unter zehn Jahren noch deutlich höher. Das sind alles (künftige) Wähler. Meines Wissens macht das AfD-Parteiprogramm keine ethnischen Unterschiede.
Ich empfand diese Argumentation etwas befremdlich. Es ist gerade das wachsende Bewußtsein über Problematik des Bevölkerungsaustausches, das viele Wähler aufgerüttelt, nach rechts getrieben und eine Partei wie die AfD notwendig gemacht hat, nachdem das herrschende Parteienkartell die Deutschen als Volk und Deutschland als Nation aufgegeben zu haben scheint. Und nun klopft Klonovsky diese zerfallende Bevölkerungspyramide danach ab, was künftig für die Partei herauszuholen sei?
Das verblüfft mich umso mehr, als ihm, seinen Einträgen in den Acta zufolge, die Ernsthaftigkeit des “großen Austauschs” und seiner Folgen deutlich bewußt zu sein scheint. Ich habe in der Suchfunktion auf seiner Seite den Begriff “Umvolkung” eingeben, fand dabei etwa folgendes:
Bekanntlich verbreiten schlimme Rechte im Netz und anderswo die Verschwörungstheorie, die Massenmigration sei der intendierte Weg, die europäischen Nationen durch Umvolkung (Grand Replacement) in Mischvölker zu verwandeln und sukzessive auszutauschen. Selbstverständlich glauben wir kein Wort davon. Jetzt, wo Putin ein Ende des Bürgerkriegs in Syrien angekündigt hat und weite Teile des Landes bereits befriedet sind, werden allein aus Deutschland weit über eine halbe Million Syrer Kaltland erlöst den Rücken kehren und in ihre Heimat zurückstreben, sie wieder aufzubauen (.…). (23. November 2017)
Der Begriff “Umvolkung” beschreibt den derzeit laufenden Prozess der Verwandlung von “monoethnischen, monokulturellen und monoreligiösen Nationen” in “multiethnische”, multikulturelle und multireligiöse (das Letztere aber nur für eine kurze Übergangszeit, dann gehen wir zurück auf Monoreligiosität), wie ihn der Harvard-Schelm Yascha Mounk unlängst in den Tagesthemen, aber bereits anno 2015 im Spiegel verkündet hat, der Begriff “Umvolkung”, sage ich, beschreibt diesen Prozess auf das Plastischste und Allerexakteste. Er ist tadellos grimmwürdig; gerade Jean Paul würde ihn zu schätzen wissen. (6. März 2018)
Unsere Multikulturalisten in ihren besseren Wohngegenden halten es bekanntlich für eine Wiedergutmachungsschuld der westlichen Gesellschaften, ganze Völkerschaften aus Afrika und dem Orient willkommen zu heißen und zu alimentieren. Gewalt darf in ihrem rassistischen Kalkül nur in eine Richtung stattfinden, das sind dann eben die Kollateralschäden der nicht stattfindenden Umvolkung*. Wie jeder zartfühlende Mensch werde ich es genießen, wenn die multikulturelle Revolution, wie jede ihrer Vorgängerinnen, die eigenen Kinder zu fressen beginnt. (6. August 2019)
Zerknirscht gebe ich zu, dass Begriffe wie “Umvolkung” oder “Großer Austausch” den Sachverhalt womöglich missverständlich beschreiben (jeder anständig gebliebene Grüne kennt ja Karl Krausens Bonmot: “Es ist nicht wahr, dass ich ihn an die Wand drücken wollte, es ist mir bloß gelungen”). Einigen wir uns also auf: Personalwechsel. Und zwar mit verkleinertem Angebot und eingeschränktem Service. (9. Oktober 2019)
Klonovsky ist außerdem, wie wir alle, ein eifriger Sieferle-Leser ist und zitiert diesen häufig. Wer Sieferles letzte, postum veröffentlichte Bücher Das Migrationsproblem und Finis Germania kennt, weiß, daß der durch Suizid aus dem Leben geschiedene bedeutende Vordenker nicht nur Deutschland, sondern der westlichen Welt überhaupt so gut wie keine Überlebenschancen mehr gab: die Wohlstandsinseln, auf denen nur mehr müde, letzte Menschen und vom ethnokulturellen Selbstzweifel zermürbte Völker im Pensionsalter leben, werden dem demographischen Druck aus der südlichen Hemisphäre nicht standhalten und früher oder später vollständig von den Barbaren gestürmt werden.
Nicht anders sah es der im Juni dieses Jahres verstorbene Jean Raspail schon seit den frühen siebziger Jahren. Die europäischen Völker werden allenfalls in Restbeständen, in ethnischen Enklaven und Rückzugsgebieten überleben, wenn überhaupt. Eine zweite Möglichkeit wäre eine “Reconquista”. Was das in letzter Konsequenz bedeutet, kann sich niemand herbeiwünschen, nämlich daß der “molekulare Bürgerkrieg” eine Kernspaltung erfährt. Manche, wie etwa der letztes Jahr verstorbene Guillaume Faye, hielten und halten diese Eskalation jedoch für unvermeidlich.
Andere haben Westeuropa schon längst aufgegeben. Michael Ley setzt auf die “letzten Europäer”, die sich im Osten noch halten könnten, und manche träumen bereits von einer Art von “weißem Zionismus”, um zu retten, was möglicherweise noch zu retten ist. Große Teile der weißen Völker haben ihren Selbstbehauptungswillen verloren, sind passiv und resigniert oder beteiligen sich enthusiastisch am “Umvolkungs”-Programm, das ihnen als Einlösung universalistischer Versprechen erscheint. Sie steuern auf einen “genetischen Flaschenhals” zu und werden die demographische Krise wohl nicht überleben. Der kanadische Soziologe Eric Kaufmann bezeichnet diese Entwicklung als “Whiteshift”.
Klonovsky verbucht dieses Phänomen der massenhaften Selbstaufgabe unter Defizite:
Der wohlstandsverwahrloste, ideologisierte und von Schuldneurosen heimgesuchte Teil der Deutschen bekommt weniger oder keine Kinder mehr. Diese Letzten Menschen denken nicht mehr über den Horizont der eigenen Lebenszeit hinaus. Es sind inzwischen Millionen, und sie sind nahezu ausnahmslos deutsch (oder westlich). Merkel, Göring-Eckardt, Roth, Hofreiter – neudeutsche Lebensholzwege. Zugleich wählen die Deutschen in ihrer Mehrheit beharrlich Merkel, der gut verdienende, akademisch gebildete Teil von ihnen wahrscheinlich mehrheitlich die Grünen (akademisch gebildet ist nach 40 Jahren linker Gehirnwäsche etwas anderes als gebildet).
Das bedeutet aber auch, daß die Demographie das Schicksal der europäisch-westlichen Kultur oder Zivilisation (oder wie immer man es nennen mag) über kurz oder lang besiegeln wird. “Can Europe be the same with different people in it?”, steht auf dem Cover meiner Ausgabe von Christopher Caldwells Reflections on the Revolution in Europe. Die Antwort lautet natürlich “nein”, und Klonovsky hat diesen Bevölkerungsaustausch per Ersatzmigration als genau das beschrieben, was er de facto ist: Umvolkung (nichts anderes als Ethnozid), Landnahme, “Personalwechsel”, auch mittels latenter und offener Gewalt.
Nun also zu dem, was Klonovsky als Bestände rechnet. Er schreibt:
Ich habe extra den Begriff “multiethnisch” verwendet, weil ich an Multikultur nicht glaube, nirgendwo gibt es eine funktionierende Multikultur, wie Frau Merkel vor zehn Jahren weise erkannte, ist Multikulti “gescheitert” und scheitert überall. Multiethnische Gesellschaften sind dagegen Tatsache, und wenn sie sich auf verbindliche Grundlagen des Zusammenlebens einigen – sie also gerade nicht täglich neu aushandeln –, dann können sie auch funktionieren.
Der wesentliche Irrtum ist hier, “multiethnisch” von “multikulturell” abzutrennen und diese Begriffe einander gegenüberzustellen. Sie sind in Wahrheit vollkommen synonym. Eine Ethnie existiert durch ihre Kultur und wird durch diese definiert. Man kann “Kultur” nicht wie ein Etikett ablösen, sodaß eine Ethnie ohne Kultur übrigbleibt. Und wenn die Kultur einer Ehnie verlorengeht oder verändert wird, geht auch ihr ethnischer Charakter verloren oder wird verändert. Wer ethnische Gruppen importiert, importiert auch gleichzeitig deren Kultur. Robert Hepp bemerkte:
Die Ethnologen identifizieren die Ethnien mit ihren Kulturen. Da hat jedes Volk seine Kultur, und jede Kultur ist auf ein Volk bezogen. Es wäre daher schon rein terminologisch unsinnig, von einer multikulturellen Ethnie zu sprechen. Multikulturell könnte allenfalls ein Land sein, das von mehreren Völkern bewohnt wird, also etwa ein Vielvölkerstaat. Da die meisten Ethnologen die Kultur eines Volkes als eine funktionale oder symbolische Einheit betrachten, neigen sie dazu, selbst relativ geringfügigen Störungen des institutionellen Arrangements einer Ethnie weitreichende Folgen zuzuschreiben. Fremde Kultureinflüsse, die weder abgewiesen noch durch Assimilation in das System eingebaut werden können, werden daher keinesfalls als Bereicherung der Kultur eines Volkes, sondern als potentielle Ursachen einer Anomie betrachtet. Wenn sie eine gewisse Toleranzschwelle überschreiten, entsteht keine MKG (multikulturelle Gesellschaft), sondern ein Kulturchaos, in dem ein Volk mit seiner Kultur zugrunde geht. Allenfalls auf lange Sicht könnte daraus wieder ein neues Volk mit einer neuen Kultur entstehen.
Eine Monokultur für verschiedene Ethnien wäre also ein Widerspruch in sich, es sei denn, diese ethnischen Gruppen sind einander so ähnlich, daß sie einen tragbaren gemeinsamen Nenner bilden können.
Wie Hepp aufgezeigt hat, ist der Begriff “multikulturell” von Anfang an nie etwas anderes als ein Euphemismus für “multiethnisch” gewesen, in seinen amerikanischen Ursprüngen gar für “multirassisch”. Das ist ein weiterer Aspekt, den man nicht übersehen sollte: Da eine Ethnie eine Abstammungs- und Fortpflanzungsgemeinschaft ist, hat sie stets eine biologisch-genetische Komponente, und Rassenzugehörigkeit ist für den Einzelnen wie für Gruppen ein bedeutender sozialer und kultureller Faktor, den man in Rechnung stellen muß. Im Gegensatz zu anderen konservativen Publizisten schreckt Klonovsky vor einer aufrichtigen Betrachtung des heiklen Themas nicht zurück. Er hat hier konsequent eine “rassenrealistische” Position eingenommen, und mehrfach auf die Bücher von Andreas Vonderach verwiesen, z.B. hier.
Nun stellt sich freilich das semantische Problem, daß “Kultur” ein ziemlich schwammiger Begriff ist, und alle möglichen Formen von sozialer Identität oder Lebensart bezeichnen kann. “Verbindliche Grundlagen des Zusammenlebens” sind nur ein Teil der Gesamtkultur eines Volkes. Sie sind eine Frage der überlieferten Sitten ebenso wie der Gesetze, und Gesetze entspringen üblicherweise dem “nomos” eines Volkes, um es schmittisch zu sagen. “Das Volk muß für sein Gesetz (nomos) kämpfen wie für seine Stadtmauer”, sagte Heraklit. Mit diesem “nomos” sind tiefer liegende Dinge als etwa ein Grundgesetz oder Kataloge von Geboten und Verboten gemeint. Viel davon ist bei den heutigen Deutschen nicht mehr vorhanden, und sie haben Gesetze und Gesetzesauslegungen beschlossen, die ihre eigene Substanz negieren und aufzehren.
Wie sollen sich nun die verschiedenen Ethnien innerhalb einer Gesellschaft (oder konkreter: eines Nationalstaats) auf diese “Grundlagen des Zusammenlebens” “einigen”, wie bekommen sie das Kunststück hin, daß diese “verbindlich” bleiben? Schließen sie einen Gesellschaftsvertrag ab, an den sie sich daraufhin ein für allemal halten?
Das wäre im Grunde nichts anderes, als was Egon Flaig in Die Niederlage der politischen Vernunft als “schwachen Multikulturalismus” bezeichnet, sozusagen dessen Habermas’sche Variante, wie sie von der Bundesrepublik offiziell betrieben wird, wenn auch auf inkonsequente und halbherzige Weise. Hier ist die rechtsstaatliche Verfassung der Rahmen, der den ethnokulturellen Binnenpluralismus daran hindern soll, das Gefüge zu sprengen. Das hat sich allerdings als ziemlich dünnes und wenig belastbares Eis erwiesen.
Eng verwandt damit ist die von Bassam Tibi ins Spiel gebrachte “Leitkultur” als potentieller Gesellschaftskitt, die nichts anderes ist als ein Katalog liberaler, aufklärerischer und säkular-universalistischer “Werte”; es war Tibi selbst, der schließlich erkannt hat, daß sich diese gewissen ethnischen Gruppen islamischer Prägung nur schwer bis überhaupt nicht vermitteln lassen.
Die “Leitkulturen” historischer multiethnischer Gebilde (meistens weder Demokratien noch Republiken) waren indes religiöser und ethnokultureller Natur: In der Regel gab es immer ein Reichsvolk, dessen Sprache, Gesetze, Religion und Kulturstil dominant waren, seien es Römer, Griechen, Russen, Deutsche, (Deutsch-)Österreicher oder Osmanen, und immer gab es Völker unter ihrer Herrschaft, die sich beleidigt, unterdrückt oder mißachtet fühlten.
Die Völker der alten, prä-demokratischen Vielvölkerstaaten lebten zudem in Siedlungsgebieten, in räumlicher Aufteilung und Abgrenzung voneinander, mit Ausnahme der großen Städte und Handelszentren, die schon in der Antike als kosmopolitische Schmelztiegel und Zentren internationaler Begegnung fungierten.
Das ethnokulturelle Leitkulturprinzip findet sich auch im kleinen nationalstaatlichen Maßstab wieder: der französische Nationalstaat etwa wurde zentralistisch aus durchaus heterogenen Regionen und Volksgruppen geschmiedet (Bretonen, Okzitanier, Basken, Korsen, Elsässer etc.), ähnlich geschah es in Italien oder Spanien. Heute hat Macron alle Mühe, Millionen von nord- und schwarzafrikanischen Muslimen zu “republikanischen Werten” zu bekehren.
Ungarn beherbergt innerhalb seiner Staatsgrenzen etliche ethnische Minderheiten, die alle Bürgerrechte genießen, und doch betont die unter Orban geänderte Verfassung den national-magyarischen Charakter des Landes und untersagt es, diesen verändern zu wollen (etwa durch Ersatzmigration). Ähnlich funktioniert das israelische Nationalstaatsgesetz, das zwar erst 2018 in Kraft trat, dessen Hauptartikel allerdings de facto die ideelle Grundlage des Staates Israel seit seiner Gründung bilden.
Der deutsche Nationalstaat, der auf Bismarck zurückgeht und heute als zweckentfremdetes und zweckverkehrtes Gebilde weiterbesteht, war niemals als “multiethnischer Staat” konzipiert, sondern als Heimatland der Deutschen und des deutschen Volkes, entsprechend der demokratisch-nationalstaatlichen Ideen des 19. Jahrhunderts, die wie das “Selbstbestimmungsrecht der Völker” auf ethnokultureller Homogenität beruhen. Nationalstaaten, die eine extreme ethnische Homogenität aufweisen wie Japan oder Korea sind allerdings eher selten, erst recht in Europa. Aber im Gegensatz zu den USA, die Klonovsky ins Feld führt, hat Deutschland doch ein ziemlich eindeutiges Stammvolk, das jedoch unter dem Problem leidet, nicht mehr es selbst sein zu wollen.
Ethnie ist nun nicht gleich Ethnie, denn wie gesagt, werden Ethnien ähnlicher Kultur und Rasse in der Regel eher zum Zusammenleben innerhalb eines Staates oder einer “Gesellschaft” fähig sein, als stärker heterogene Gruppen. Das mag eine Binsenweisheit sein, aber wir leben heute in einer Zeit, in der es für einen westlichen Staat völlig unmöglich geworden ist, seine Einwanderungspolitik offen nach diesen Gesichtspunkten zu gestalten, will er nicht die internationale Ächtung riskieren.
Fortsetzung folgt…
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Dieter Rose
" . . . für einen westlichen Staat unmöglich geworden . . . " -
also doch:
"Den Sozialismus (Globalismus) in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf."
Die Geschichte wiederholt sich halt:
"Das haben wir nicht gewusst/gewollt!"