Stochastischer Terrorismus und ein brandgefährlicher Schriftsatz

Ich muß Sie leider enttäuschen. Kubitschek kündigte an, meine Wenigkeit, Lichtmesz, werde "den Schriftsatz" zu Martin Sellners Einreiseverbot "so genüßlich zerlegen, wie nur er es kann."

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Von “Genuß” kann kei­ne Rede sein, und in mei­nen Augen ist es eher ver­geb­li­che Lie­bes­müh, die Argu­men­ta­ti­on die­ses Doku­ments all­zu detail­liert zu wür­di­gen. Auch das Humor­po­ten­ti­al ist eher dürf­tig, im Gegen­satz zur Ver­haf­tung Mar­tin Sell­ners in der Schweiz, die zur puren Slap­stick-Komö­die geriet.

Mar­tin genoß sicht­lich jede Sekun­de die­ser Show. Die Obrig­kei­ten sowohl in Deutsch­land als auch in der Schweiz gehen auf eine der­art plum­pe und dum­me Wei­se vor, daß Sell­ner kaum mehr etwas falsch machen kann. Buch­stäb­lich alles, was sie tun, spielt ihm nun in die Hän­de. Es ist enorm schlech­te Optik für einen sich “demo­kra­tisch” geben­den Staat, einen sach­li­chen Vor­trag in klei­ner Run­de mit Poli­zei­ge­walt abzu­bre­chen und den Vor­tra­gen­den in Hand­schel­len abzuführen.

Mathi­as Brod­korb, Autor einer eben erschie­ne­nen Fun­da­men­tal­kri­tik an der Insti­tu­ti­on “Ver­fas­sungs­schutz”, sieht das offen­bar ähn­lich. Ange­sichts des Ein­rei­se­ver­bots für Sell­ner schrieb er auf Twit­ter sarkastisch:

Herz­li­chen Glück­wunsch! Genau so macht man kos­ten­lo­se Wer­bung für die AfD. Ich wet­te eine Fla­sche Cham­pa­gners, dass die­se Ent­schei­dung von Gerich­ten ein­kas­siert wer­den wird – und Sell­ner und der AfD noch mehr Auf­merk­sam­keit beschert. Wer hält dagegen?

Ich selbst habe nicht sehr viel Ver­trau­en dar­in, daß die Ent­schei­dung “von Gerich­ten ein­kas­siert” wird, war­um, wer­de ich im Zuge die­ser Aus­füh­rung noch deut­lich machen.

Weit­aus weni­ger komisch als die Schwei­zer (oder Pas­sau­er) Far­ce um Sell­ner war der Ein­satz gegen eine 16jährige Schü­le­rin in Meck­len­burg-Vor­pom­mern, die von ihrem eige­nen Schul­lei­ter wegen pri­va­ter AfD-freund­li­cher Pos­tings denun­ziert und vor der gesam­ten Klas­se beschämt wur­de, indem sie mit­ten im Unter­richt von der Poli­zei zu einer “Gefähr­der­an­spra­che” abge­führt wurde.

Die Gefähr­der­an­spra­che, oder auch das Gefähr­der­an­schrei­ben (wenn es schrift­lich ergeht), ist eine Maß­nah­me zur Ver­hü­tung oder vor­beu­gen­den Bekämp­fung von Straf­ta­ten. Ein poten­zi­el­ler Gefah­ren­ver­ur­sa­cher wird ermahnt, Stö­run­gen der öffent­li­chen Sicher­heit zu unterlassen.

Auch hier könn­te man mit Elon Musk, der auf den Fall Sell­ner auf Twit­ter reagiert hat, fra­gen: “Ist das legal?” Oder auch: Ist das kri­mi­nell, was das Mäd­chen aus Rib­nitz-Dam­gar­ten und Mar­tin Sell­ner getan haben?

Nein, “kri­mi­nell” im juris­ti­schen Sin­ne ist es (noch) nicht, aber es ist kla­re Stra­te­gie des deut­schen Staa­tes nicht erst seit Fae­ser, bestimm­te Mei­nun­gen und poli­ti­sche Über­zeu­gun­gen nicht nur als unethisch hin­zu­stel­len, son­dern sie in den öffent­li­chen Ruch der Kri­mi­na­li­tät zu brin­gen, offen­bar mit dem Ziel, sie eines Tages auch tat­säch­lich gänz­lich zu kriminalisieren.

Der Weg dort­hin führt über das Kon­zept der soge­nann­ten “Haß­re­de”, womit Äuße­run­gen gemeint sind, “die zu Hass anstif­ten, ver­het­zen und/oder für bestimm­te Grup­pen ver­let­zend oder belei­di­gend sind” (öster­rei­chi­sches Bun­des­kanz­ler­amt), und somit rele­vant für die “Extre­mis­mus- und Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung” sind.

Der Begriff “Haß” hat dabei den Vor­teil, daß es sich hier­bei um eine schwer quan­ti­fi­zier­ba­re Grö­ße han­delt. Dadurch wird der Hand­lungs­spiel­raum für die “Haß”-Bekämpfer prak­tisch unbe­grenzt ausgedehnt.

Zu die­sem Zweck wur­de auch der Begriff des “sto­chas­ti­schen Ter­ro­ris­mus” entwickelt.

Laut Deutsch­land­funk Kul­tur bedeu­tet dies:

Sto­chas­ti­scher Ter­ro­ris­mus beschreibt, dass eine ansta­cheln­de Rede einen Gewalt­akt wahr­schein­li­cher macht, auch wenn nicht vor­her­sag­bar ist, wer den Akt wann und wo aus­füh­ren wird.

Die Sei­te Hate Aid, geför­dert vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Fami­lie, Senio­ren, Frau­en und Jugend sowie vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Jus­tiz (“auf­grund eines Beschlus­ses des Deut­schen Bun­des­ta­ges”) for­mu­liert es noch deutlicher:

Könn­test du Terrorist*in sein? Das Kon­zept des „sto­chas­ti­schen Ter­ro­ris­mus” besagt genau das: Jede*r User*in auf digi­ta­len Platt­for­men trägt durch Klicks, Likes und Shares von extre­mis­ti­schen Inhal­ten dazu bei, Wut und Hass zu schü­ren. So lan­ge, bis sich eine Per­son beru­fen fühlt, die­sen Hass in einem Atten­tat aus­zu­le­ben. Alle, die davor digi­tal mit­ge­macht haben, sind mitschuldig. (…)

Es geht vor allem dar­um, dass vie­le Men­schen mas­sen­haft Hass­bot­schaf­ten über digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel ver­sen­den. Ande­re Nutzer*innen unter­stüt­zen die­sen Hass durch Likes, Tei­len oder Kli­cken. Das befeu­ert man­che Men­schen so, dass sie ter­ro­ris­ti­sche Atten­ta­te bege­hen. Die Gewalt­aus­übung durch eine zufäl­li­ge Per­son ist damit sta­tis­tisch vor­her­seh­bar. Wich­tig: Die­se Vor­aus­sa­ge betrifft nicht die Per­son, son­dern den Akt der Gewalt. Es geht beim sto­chas­ti­schen Ter­ro­ris­mus um die Mas­se an Men­schen, die dar­an betei­ligt ist, Hass zu verbreiten.

Nun müs­sen nur noch, z. B., patrio­ti­sche, regie­rungs­kri­ti­sche, migra­ti­ons­kri­ti­sche, für die AfD wer­ben­de oder mit ihr sym­pa­thi­sie­ren­de Äuße­run­gen  pau­schal als “Auf­sta­che­lun­gen zum Haß” klas­si­fi­ziert wer­den, damit der “Früh­erken­nungs­dienst” so früh wie mög­lich zur Tat schrei­ten kann, um “Gewalt und Ter­ro­ris­mus” im Keim zu ersti­cken. Im Prin­zip rei­chen schon bestimm­te Voka­beln und For­mu­lie­run­gen aus, um bei der Sta­si Alarm aus­zu­lö­sen und einen Gefähr­der­an­fangs­ver­dacht zu erzeugen.

Genau die­se Den­ke ist der Grund, war­um im Deutsch­land des Jah­res 2024 Sät­ze wie “Die Schlümp­fe sind blau und Deutsch­land auch“ oder auch “Deutsch­land ist Hei­mat, nicht nur ein Ort”, geäu­ßert von Teen­agern, mit Poli­zei­ein­sät­zen und “Gefähr­der­an­spra­chen” bedacht werden.

Mit der “sto­chas­ti­schen” Metho­de läßt sich belie­big eine “Gefahr für die öffent­li­che Ord­nung” kon­stru­ie­ren. Schon das Vor­han­den­sein einer bestimm­ten poli­ti­schen Gesin­nung kann als Beleg für das Dräu­en einer sol­chen Gefahr genü­gen. Ein Bei­spiel dafür fin­det sich in dem Schrei­ben an Mar­tin Sell­ner, unter­zeich­net von einem Herrn Dr. (Kars­ten) Lau­ber von der Aus­län­der­be­hör­de Pots­dam (Fach­be­reich Ord­nung und Sicherheit):

Auch Ihre engen Ver­bin­dun­gen zu Götz Kubit­schek und damit zum Ver­lag Antai­os und dem IfS bele­gen, dass von Ihnen eine Gefahr für die öffent­li­che Ord­nung ausgeht.

War­um? Weil der Ver­lag “inzwi­schen als gesi­chert rechts­extrem gilt.” Damit, sim­sa­la­bim, “wei­sen sämt­li­che Publi­ka­tio­nen des Ver­lags einen rechts­extre­men Inhalt auf”. Sämtliche!

Der Fall der sech­zehn­jäh­ri­gen Schü­le­rin wird wahr­schein­lich kein Ein­zel­fall blei­ben. Ein Anfang ist gemacht. Das infa­me Vor­ge­hen des Schul­lei­ters Jan-Dirk Zim­mer­mann, der ledig­lich “Vor­schrif­ten befolgt” haben will, wird fast aus­schließ­lich aus der “rech­ten Bla­se” kri­ti­siert, eine Kri­tik, die von den Medi­en wie­der­um als “Hetz­kam­pa­gne” aus­ge­ge­ben wird.

In den Augen des Estab­lish­ments hat sich Zim­mer­mann jedoch völ­lig kor­rekt ver­hal­ten. Die Bil­dungs­mi­nis­te­rin Meck­len­burg-Vor­pom­merns, Simo­ne Olden­burg (Links­par­tei), beschei­nig­te Zim­mer­mann, er habe “abso­lut rich­tig gehan­delt“. Auch der sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Lan­des-Innen­mi­nis­ter Chris­ti­an Pegel zuck­te nur mit den Schul­tern, da sei­ner Ansicht nach “die Ver­hält­nis­mä­ßig­keit gewahrt war” und dem Mäd­chen eine wich­ti­ge Lek­ti­on erteilt wor­den sei:

Die Beam­ten hät­ten der Schü­le­rin nur deut­lich gemacht, wel­che Gren­zen es bei Mei­nungs­äu­ße­run­gen gebe. „Wenn jemand dann sagt: ‘Die Gren­zen ken­ne ich‘, dann ist es doch umso bes­ser.“ In die­ser Hin­sicht prä­ven­tiv tätig zu sein, sei die Auf­ga­be der Poli­zei. Des­halb habe er, so der Sozi­al­de­mo­krat, mit dem Ver­hal­ten der Beam­ten „kei­ne Schwierigkeiten“.

Damit lie­gen die Kar­ten auf dem Tisch: Die “Gren­zen der Mei­nungs­frei­heit” zu bestim­men, ist nun Auf­ga­be der Poli­zei – selbst wenn die Mei­nungs­äu­ße­run­gen völ­lig legal sind. Pegel plä­diert für eine buch­stäb­li­che “Gesin­nungs­po­li­zei” (Brod­korb), und man kann davon aus­ge­hen, daß die­se Hal­tung inner­halb des herr­schen­den Kar­tells mehr oder weni­ger Kon­sens ist.

Man muß kein Jurist sein, um zu erken­nen, daß wir es hier mit einer offen­sicht­li­chen Ero­si­on des Rechts­staa­tes zu tun haben, sowie des­sen, was man vor fer­ner Zeit ein­mal für “Demo­kra­tie” oder einen “demo­kra­ti­schen Dis­kurs” hielt. Und wenn die Jus­tiz Mar­tin Sell­ner bezich­tigt, einen “tota­li­tä­ren Sys­tem­sturz” aus­zu­he­cken, kommt ein­mal mehr das “Licht­mesz-Som­mer­feld-Gesetz” der Pro­jek­ti­on zur Anwendung.

Wie gesagt, ich ver­zich­te dar­auf, den Text des Bescheids im Ein­zel­nen aus­ein­an­der­zu­neh­men, denn Sell­ner selbst hat das schon aus­führ­lich auf sei­ner Sub­stack-Sei­te getan.

Eine detail­lier­te Wider­le­gung kann dabei kaum mehr als eine Fleiß­ar­beit sein, da auf der Sei­te des Staa­tes nicht bona fide dis­ku­tiert wird, auch, wenn er immer noch so tut als ob. Wir haben es hier mit einem rei­nen Macht­wil­len zu tun, der nur mehr der Form hal­ber semi- und pseu­do­ju­ris­ti­sche Grün­de für sein Vor­ge­hen angibt, wofür ihm diver­se lin­ke Ideo­lo­gen und “Rechts­extre­mis­mus­exper­ten” die benö­tig­ten Stich­wör­ter, Nar­ra­ti­ve und Text­blö­cke liefern.

Nur ein Bei­spiel, das ich (obwohl ich es längst bes­ser wis­sen müß­te) doch ein biß­chen per­sön­lich nehme:

In die­sem Zusam­men­hang [“Recon­quis­ta” usw] nut­zen Sie auch den Begriff “Eth­no­plu­ra­lis­mus” als Deck­man­tel, um den Ihrem Akti­vis­mus zugrun­de­lie­gen­den Ras­sis­mus zu ver­schlei­ern, indem Sie statt von ver­schie­de­nen “Ras­sen” von “Völ­ker­viel­falt” spre­chen. “Eth­no­plu­ra­lis­mus” bedeu­tet dabei nichts ande­res als aus­gren­zen­den Natio­na­lis­mus und drückt Frem­den­feind­lich­keit aus.

Das ent­spricht exakt dem alten, kli­schier­ten Popanz, den ich in mei­nem Buch Eth­no­plu­ra­lis­mus gründ­lich zer­legt habe. Das kennt Herr Dr. Lau­ber aber offen­bar nicht, und so hat er ein­fach die Defi­ni­tio­nen von Wiki­pe­dia oder der BpB über­nom­men, ver­mut­lich ohne auch nur einen Gedan­ken auf das Pro­blem zu ver­schwen­den, daß auch Begrif­fe wie “Ras­sis­mus” und “Frem­den­feind­lich­keit” einer Defi­ni­ti­on bedürfen.

Ich habe frei­lich nicht erwar­tet, daß mein Buch nun der “Game chan­ger” und der BpB fort­an als auto­ri­ta­ti­ve Pri­mär­quel­le die­nen wird. Ich möch­te nur, ein­mal mehr, auf­zei­gen, wie es funk­tio­niert: Was Rech­te tat­säch­lich schrei­ben, sagen und mei­nen, ist für die Ent­schei­dungs­trä­ger irrele­vant. Gül­tig sind allein die Wer­tun­gen, Mei­nun­gen und Behaup­tun­gen von Lin­ken über das, was Rech­te schrei­ben, sagen und mei­nen. So funk­tio­niert Deu­tungs­ho­heit, so funk­tio­niert poli­ti­sche Macht über die Begriffe.

Ange­sichts die­ses Kon­vo­luts aus Ver­dre­hun­gen, lin­ken Lehr­mei­nun­gen und Framings, krea­ti­ven Inter­pre­ta­tio­nen, Schlag­wor­ten und nack­ten Falsch­be­haup­tun­gen, das Herr Dr. Lau­ber zusam­men­ge­stellt hat, drän­gen sich mir als kom­plet­tem juris­ti­schen Lai­en ein paar simp­le Fra­gen auf:

Wel­che Tei­le von Lau­bers Aus­füh­run­gen sind denn nun tat­säch­lich juris­tisch rele­vant? Auf­grund wel­cher recht­li­chen Basis wird Mar­tin Sell­ner das Recht auf Rei­se­frei­zü­gig­keit abge­spro­chen? Gegen wel­ches Gesetz hat er ver­sto­ßen? Gegen wel­ches Gesetz ruft er auf, zu verstoßen?

Selbst wenn alles, was in dem Schrieb steht, zutref­fen wür­de (was nach­weis­lich nicht der Fall ist), dann wür­de es sich immer noch um nichts wei­ter als blo­ße Mei­nun­gen han­deln, die zu äußern (noch) völ­lig legal ist.

Und dabei han­delt sich nicht ein­mal um Sell­ners Mei­nun­gen, son­dern um Herrn Dr. Lau­bers Mei­nun­gen über Sell­ners Mei­nun­gen, und die­se sind wie­der­um nicht auf Lau­bers eige­nem Mist gewach­sen, nach­dem er sich etwa red­lich mit Sell­ners Inhal­ten und The­sen aus­ein­an­der­ge­setzt hät­te, son­dern von ein­schlä­gi­gen “Exper­ten” in Regie­rungs­diens­ten abgeschrieben.

Inwie­fern nun die “öffent­li­che Ord­nung” durch das Vor­tra­gen die­ser Mei­nun­gen “gefähr­det” sein soll, was denn also kon­kret zu befürch­ten wäre, wenn Mar­tin Sell­ner wei­ter­hin Vor­trä­ge über “Remi­gra­ti­on” hal­ten wür­de, dar­über gibt der Text kei­ne Aus­kunft. Er behaup­tet es ein­fach zirkelschlußartig:

Die Ver­brei­tung Ihrer Ideo­lo­gien führt jeden­falls zu einer gegen­wär­ti­gen Gefähr­dung der inne­ren Sicherheit.

Die “inne­re Sicher­heit” sei also gefähr­det, behaup­tet Herr Dr. Lau­ber, mit­hin wird Sell­ner behan­delt wie ein Pro­to-Ter­ro­rist, obwohl er Gewalt als poli­ti­sches Mit­tel dezi­diert ablehnt und verurteilt.

Es geht hier im Grun­de dar­um, das gesam­te rech­te Lager allein auf der Grund­la­ge sei­ner Ansich­ten als pro­to-ter­ro­ris­ti­sches Seg­ment zu brand­mar­ken und zu iso­lie­ren. Die­ses Ziel wird schon lan­ge anvi­siert. Bereits vor drei­zehn Jah­ren habe ich auf die­sem Blog dar­über geschrie­ben. Wenn man es auf einen Punkt brin­gen möch­te, was als per se “ras­sis­tisch”, “frem­den­feind­lich” oder “extre­mis­tisch” geäch­tet und ver­bannt wer­den soll, dann ist es schlicht und ergrei­fend die For­mu­lie­rung von natio­na­len Eigeninteressen.

Wenn nun Sell­ners Recht auf Rei­se­frei­zü­gig­keit ent­zo­gen wer­den kann, dann wäre das theo­re­tisch bei jedem ein­zel­nen Men­schen mög­lich, der Sell­ners Ansich­ten teilt und beab­sich­tigt, sie durch Vor­trä­ge und öffent­li­che Auf­trit­te zu “ver­brei­ten” und zur Debat­te zu stel­len. Dabei ist völ­lig egal, wie die­se Ansich­ten begrün­det und for­mu­liert werden.

Man dürf­te dann nicht ein­mal mehr öffent­lich zu den Zerr­bil­dern und Lügen Stel­lung neh­men, die Cor­rec­tiv und ande­re Herr­schaf­ten über die­se Ansich­ten ver­brei­tet haben. Zerr­bil­der und Lügen zu ver­brei­ten gilt offen­bar nicht als “Gefahr für die öffent­li­che Ord­nung”, wenn es von links kommt, obwohl der auf­wie­geln­de Effekt auf gro­ße Bevöl­ke­rungs­tei­le offen­sicht­lich ist. Eben­so wenig gel­ten die “Kol­la­te­ral­schä­den” der Mas­sen­ein­wan­de­rung, die immer­hin schon einen hohen Blut­zoll gefor­dert haben, als “Gefahr für die öffent­li­che Ordnung”.

Die behaup­te­te “Gefahr für die öffent­li­che Ord­nung” ist natür­lich nur Vor­wand. Was tat­säch­lich von Vor­trä­gen und Büchern “gefähr­det” wird, sind die “Wahr­heits­sys­te­me” (Micha­el Kret­schmer) der herr­schen­den Eli­ten, die in Wahr­heit Lügen- und Lebens­lü­gen­sys­te­me sind.

Was wür­de die Aus­län­der­be­hör­de Pots­dam z. B. tun, wenn nun anstel­le von Mar­tin weni­ger bekann­te Akti­vis­ten nach Deutsch­land rei­sen wür­den, und stell­ver­tre­tend Vor­trä­ge aus sei­ner Feder über “Remi­gra­ti­on” und ähn­li­ches hal­ten wür­den? Hät­te sie dann die Hand­ha­be und den Wil­len, jedem Ein­zel­nen die Ein­rei­se zu verbieten?

Der Bescheid gegen Sell­ner meint letz­ten Endes uns alle, die wir die­sel­ben oder auch nur ähn­li­che Ansich­ten wie er haben.

Wir haben es hier mit einem Bei­spiel von hem­mungs­lo­ser, unge­nier­ter Gesin­nungs­jus­tiz zu tun. Soll­te sich die­se Art von Jus­tiz durch­set­zen, wird in Zukunft die blo­ße poli­ti­sche Gesin­nung, dia­gnos­ti­ziert, inter­pre­tiert, kri­mi­na­li­siert von ein­schlä­gi­gen Ideo­lo­gen aus dem geg­ne­ri­schen poli­ti­schen Lager, aus­rei­chen, um die Bür­ger­rech­te des Ein­zel­nen im Hand­um­dre­hen ein­zu­schrän­ken oder gar auf­zu­he­ben. Genau in die­se Rich­tung mar­schiert gera­de das Innen­mi­nis­te­ri­um unter Faeser.

Zum Abschluß noch Sell­ners Fazit, bes­ser als er selbst kann ich es nicht sagen:

Die­ser Bescheid ist brand­ge­fähr­lich. Er ist ein hoch­ideo­lo­gi­sches Pam­phlet, getarnt im umständ­li­chen Juris­ten­deutsch. Es voll­endet eine gefähr­li­che Ten­denz: Demo­kra­tie und Ideo­lo­gie fusio­nie­ren. Aus einem poli­ti­schen Sys­tem, das auf Debat­te, inne­rer Evo­lu­ti­on und Wett­streit der Ideen fußt, wird die Herr­schaft einer Idee. Damit wird “Demo­kra­tie” zu einem meta­phy­si­schen Begriff und einem Fetisch, der den “Volks­de­mo­kra­tien” des Sowjet­blocks ähnelt. In die­sem Bescheid führt die­se gefähr­li­che, anti­de­mo­kra­ti­sche Ten­denz erst­mal nicht nur zum sozia­len Stig­ma einer VS-Beob­ach­tung, son­dern zu rea­len, dra­ko­ni­schen Konsequenzen.

Nicht nur mei­ne Reise‑, Mei­nungs- und Erwerbs­frei­heit wird stark beschnit­ten. Die stig­ma­ti­sie­ren­de Dritt­wir­kung eines sol­chen Beschlus­ses lässt sich kaum ermes­sen. Wem, der­art publik und öffent­lich­keits­wirk­sam, die Ein­rei­se in einen Nach­bar­staat ver­wehrt wird der bekommt erst recht kein Bank­kon­to (mir wur­den bereits 77 gekün­digt und ver­wei­gert), kei­ne Woh­nung, kei­ne Arbeit, kei­nen Kre­dit, etc.

Ziel ist die voll­kom­me­ne Dämo­ni­sie­rung und Deper­so­na­li­sie­rung mei­ner Per­son, obgleich ich nie gegen gel­ten­des Recht ver­sto­ßen habe und gericht­lich ver­ur­teilt wur­de. Damit soll, frei nach dem mao­is­ti­schen Prin­zip: “Bestra­fe einen, erzie­he tau­send” ein Exem­pel sta­tu­iert wer­den. Ich bin Adres­sat der Ein­rei­se­sper­re, das eigent­li­che Ziel­sys­tem ist aber das deut­sche Volk, dem damit Angst gemacht wer­den soll.

Auch aus die­sen Grün­den wer­de ich den Bescheid mit allen Mit­teln bekämp­fen. Es geht um die “Gene­ral­prä­ven­ti­on” gegen den neu­en Tota­li­ta­ris­mus, der in Pots­dam sein häss­li­ches Haupt erhebt.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (36)

Laurenz

25. März 2024 10:41

Historisch rechte Hardliner, wie Alfred Dregger waren & sind, wenn vorhanden, viel zu harmlos. Stalin zog 1941, als es opportun wurde, mit Leichtigkeit die Vaterländische Karte, die bis heute wirkt. Von daher werden keine zukünftig rechte oder konservative  Regierungen linke Protagonisten beseitigen. Das besorgt die Linke schon selbst. Linke, wie Brodkorb, werden zukünftig von den Amanns (Berijas) angeschwärzt & den Faesers (Dschughaschwilis) beseitigt werden.

Kriemhild

25. März 2024 11:18

Könnte es sein, dass Laurenz seine Kommentare bereits verfasst hat, bevor der jeweilige Autor überhaupt auf die Idee gekommen ist, einen Artikel einzureichen?

ML: Das frage ich mich auch manchmal!

kikl

25. März 2024 12:00

Die Methode mittels Gummibegriffen die Bevölkerung angeblich vor einer imaginierten Gefahr zu beschützen, um in Wirklichkeit Zensur zu üben, ist längst juristisch normiert.
§ 130 StgB "Volksverhetzung"
(1) Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,
1...oder... gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen dessen Zugehörigkeit...oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, ... oder ...
wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.
Eine tatsächliche Störung des öffentlichen Friedens - auch was das ist, ist höchst umstritten - muss gar nicht eintreten. Es muss nur die Eignung zur Friedensstörung vorliegen. Es handelt sich um ein sogenanntes "abstrakt-konkretes Gefährdungsdelikt ", also ein vollkommener Widerspruch, was deutsche Juristen nach Jahren der universitären Indoktrination schlucken wie gemästete Gänse. Das ist der "stochastische Terrorismus" laut Rechtsprechung zum Strafrecht.
All das ficht die Justiz seit Jahrzehnten nicht an, obwohl im Strafrecht laut Grundgesetz und StGB der Bestimmtheitsgrundsatz gilt, der genau dazu da ist, derartige juristische Willkür zu verhindern.

ofeliaa

25. März 2024 13:02

Wer misstraut, ist heutzutage intelligent. Es wird mit den Worten "dumm" und "intelligent" um sich geworfen. Wer einen Vertrauensvorschuss gibt und Leuten aus unterschiedlichsten Lagern erst einmal zuhört, der ist per se dumm und naiv. Weil halt niemand so sein oder bezeichnet werden will, gilt es als beste Verhaltensweise, immer alles sofort zu ersticken und niemals aufkeimen zu lassen. Dann ist man immer auf der sicheren Seite und die Leute suhlen sich wirklich regelrecht in diesem "Ich weiss, was abgeht", "Ich habe den Durchblick" Gefühl. Sieht man überall, in allen Institutionen, auch in der Politik eben. Auf der Strasse, in den Unis, in der Arbeit, überall. Freundschaft, Austausch, all das geht dann nur noch mit den Gleichgesinnten. 

Monika

25. März 2024 13:15

@Lichtmesz , zum "alten, klischierten Popanz "Ethnopluralismus", den sie gründlich zerlegt haben. Nehmen Sie es persönlich! Im positiven Sinne. Ich habe Ihr Buch seinerzeit ziemlich genau gelesen und vor allem die Schlußbetrachtungen haben mich angenehm überrascht: " Ethnopluralismus eignet sich weder als politisches Programm noch als geschlossenes philosophisches System", da der "Ethnopluralismus die Dialektik zwischen Universalismus und Partikularismus nicht befriedigend lösen kann." (S. 290ff) Das sehen einige Rechte nicht so, warum sollten es  die Linken anders sehen. Für mich war das Buch ein "Game changer" und natürlich besteht das Grundproblem weiter: "Da alles, was in der technischen Welt geschieht, auf globaler Ebene geschieht, ist der einzelne Mensch heute gleichsam dem gesamten Universum ausgesetzt. Nicht nur, daß... unter der Herrschaft der Technik die Welt zusammenschrumpft und eine unlösbare Einheit aller Kontinente und Rassen sich anbahnt; nicht nur, daß in alle bisher geschlossenen und den einzelnen umschließenden ff

Monika

25. März 2024 13:29

ff1/2...Gemeinschaftsbildungen und - bindungen wie Familie, Volk , Kulturkreis, nachdem die Technik sie unwideruflich aufgesprengt hat, die Einflüsse der ganzen Welt einströmen und so ein globales Weltgefühl im Entstehen ist, nein, der einzelne als einzelner ist dank der Technik, ihres zeitüberwindenten Nachrichtenwesens und ihrer distanzüberwindenden Verkehrsmittel gleichsam im gesamten Universum anwesend und das gesamte Universum in ihm." Und weiter: " Kontinente wie Asien und Afrika drängen sich mit wachsender Dynamik der Mitte des weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Geschehens zu und überfluten mit ihrer vitalen Kraft und ihren neuen Ideologien das alternde Europa..." Das schrieb nicht Peter Scholl-Latour, sondern der Benediktinerpater Sturmius Grün 1956 (sic!) in "Verkündigung in der Glaubenskrise der Zeit". Das fand ich kürzlich beim Ausmisten auf dem Dachboden. So schnell werden Bücher nicht zum game changer, wenn überhaupt. Jesus  hat nichts schriftlich hinterlassen.

A P Weber

25. März 2024 14:55

@ das kapital: Europarechtlich ist der Begriff der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ein etwas anderer als im nationalen Recht. Das kann hier aber dahinstehen, weil es sich jedenfalls um einen sog. unbestimmten Rechtsbegriff handelt, wie @ kikl zur sog. Volksverhetzung zu Recht ausgeführt hat. 
Ein fast nach Belieben durch die Gerichte knetbarer Teig, an dem oft schon die öffentliche Verwaltung zuvor gerührt hat...

Le Chasseur

25. März 2024 15:44

Dank Faeser & Co wird der Name Martin Sellner zum "Household Name": https://www.tichyseinblick.de/meinungen/martin-sellner-nancy-faeser/
:-D

Ein gebuertiger Hesse

25. März 2024 16:59

@Monika
"So schnell werden Bücher nicht zum game changer, wenn überhaupt. Jesus hat nichts schriftlich hinterlassen."
Sehr gute Anmerkung, schon weil die Überbewertung des geschriebenen Worts in unserer Zeit kolossal ist. Jesus als Beispiel für ein ganz anderes Vorgehen, zwar durch DAS WORT, aber nicht in Lettern von Times New Roman und dergl. - warum nicht?

Karl

25. März 2024 17:40

In Mecklenburg-Vorpommern ist die "Gefährderansprache" - im Gegensatz zu einigen anderen Bundesländern - meines Wissens gesetzlich nicht vorgesehen. Ist sie dann illegal, wenn sie trotzdem durchgeführt wird?
Der Begriff "Haß" muss, bevor dieser quantifiziert werden kann, zunächst qualitativ definiert werden. Es geht um ein mehr oder weniger, aber wovon genau? Bestimmt gar erst der Adressat (des "Hasses") ob dieser vorliegt? Beliebigkeit ohne Ende...
Dem "stochastischen Terrorismus" liegt ein naives monokausales Denken zugrunde. Das belegt, auf welch hohem Niveau das einschlägige Bundesministerium zu denken in der Lage ist.

 

Waldgaenger aus Schwaben

25. März 2024 17:43

"Der Staat macht keine Fehler" (Robert Habeck). Klarer kann man kaum ausdrücken, wo wir heute bereits stehen.
@das kapital
In der Tat ist die EU vielleicht schon die letzte Verteidigungslinie unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Die AfD ist nur IMHO noch nicht verboten, weil die Regierung ein Urteil des EuGH fürchtet. Der würde sicher angerufen, wenn die AfD Abgeordneten im EU-Parlament ihr Mandat verlieren. 
 

A P Weber

25. März 2024 18:03

@ das Kapital 16:41: "Fast" beliebig schrieb ich und nicht "beliebig" wie Sie. Bei der Knetbarkeit bleibe ich, habe schon genügend Leute angeklagt und verteidigt. Auch das Strafrecht unterliegt im übrigen dem grundgesetzlichen Bestimmtheitsgrundsatz und der Vorrang europäischen Rechts kennt Ausnahmen.
Den link zum Wissenschaftlichen Dienst zu lesen muß ich mich erst überwinden.
 

Boreas

25. März 2024 18:40

@ofeliaa
Gleiches wird halt nur von Gleichen verstanden.

Nemo Obligatur

25. März 2024 20:39

Auf der einen Seite haben wir eine Innenministerin, welche die Unschuldsvermutung für ein überflüssiges Relikt hält und der Beweislastumkehr das Wort redet; eine Familienministerin, die Strafen für Meinungsäußerungen "unterhalb der Strafbarkeitsgrenze" vorschlägt und diverse Meldestellen protegiert. Wir haben einen Finanzminister, dessen Haushaltsentwurf vom Verfassungsgericht für nichtig erklärt wird und einen Wirtschaftsminister, der von weder von Wirtschaft etwas versteht, noch überhaupt auch nur einen klaren Gedanken jemals geäußert hat. Die Außenministerin redet unausgesetzt dummes Zeug, der Kanzler schweigt zu alledem. 
 
Auf der anderen Seite haben wir Aktivisten, die sich um die Bewahrung unserer deutschen Identität sorgen und bereit sind, dafür persönliche Opfer zu bringen. Wenn auf dieser Welt Wahlen und politisches Urteilsvermögen irgendeinen Sinn haben sollen, kann eigentlich keinen Zweifel darüber bestehen, wie die Sache langfristig ausgeht. Ich lasse mir meinen Glauben an den Sieg der gerechten Sache nicht nehmen. Ich wage die Prophezeiung, dass wir noch erleben werden, wie Martin Sellner in einem wahren Triumphzug nach Deutschland kommen wird.
 

RMH

25. März 2024 21:54

"Stochastischer Terrorismus beschreibt, dass eine anstachelnde Rede einen Gewaltakt wahrscheinlicher macht, auch wenn nicht vorhersagbar ist, wer den Akt wann und wo ausführen wird."
Wo ist bei solchen Aussagen eigentlich unser Super-Logiker anatol broder?
Wenn das oben Zitierte ernsthaft was mit Stochastik zu tun (berechenbare Wahrscheinlichkeit eines Zufalls) hat, dann fress ich nen Besen. Kann man es etwa eher mit dem Schmetterlingseffekt vergleichen mit dem Resultat, dass unsere allwissende Regierung jetzt zur Vermeidung von Stürmen Schmetterlingen die Flügel präventiv rausreißen will? Vom juristisch strengen Kausalitätsmaßstab möchte ich jetzt gar nicht erst anfangen klugzuscheißen. Eigentlich ist so ein amtlicher Neusprech von einem "stochastischen Terrorismus" klarer Ausweis von Paranoia und das Schönwettergerede von der Meinungsfreiheit damit obsolet.

Gracchus

25. März 2024 22:01

Denn das ist nur ein stummer Schrei nach Liebe. Die Regierung will eben geliebt werden, verständlich, daher muss Hass verboten werden. Sorry, mehr fällt mir nicht dazu ein. Weil's so offensichtlich ist. Die Position von Brodkorb wäre die "normale". 

Kurativ

25. März 2024 22:13

Welche "öffentliche Ordnung" meinen Faeser und ihre Juristen überhaupt noch? Lesen diese Personen keine Nachrichten? Sollten sie doch mal abends durch den Bahnhof einer Großstadt gehen!
Der Vorgang ist von Bedeutung. Wie bei den Kontokündigungen ist das ein Muster für beliebig viele andere unbequeme Menschen.
Als Dr. Schachtschneier in seinem Souveränitätsvortrag (compact) bemängelte, dass der NPD die Räumlichkeiten für eine Parteiveranstaltung gekündigt worden sind, dachten ich und andere: "Na und? Die sind ja auch bekloppt"
Bis dann auch der AfD die Räumlichkeiten gekündig wurde. Dann der Basis. Dann Daniele Ganser, dann Roger Waters, usw
Der Rechtsstaat ist kaum noch zu erkennen
 

quarz

25. März 2024 23:19

Das Dilemma, mit dem sich die Konzeptkünstler des "stochastischen Terrorismus" nach kurzer Reflektion konfrontiert sehen müssten, offenbart sich im Umstand, dass in jeder "bunten" Gesellschaft die Praxis einer Lebensart einen Terrorakt durch Anderslebende wahrscheinlicher macht, wenn das täglich neue Aushandeln des Zusammenlebens zu keinem befriedigenden Ergebnis kommt. Regenbogenparaden sind demnach ebenso ein Terror-Risikofaktor wie das Abhalten von Weihnachtsmärkten. Beides provoziert alternativ Gesinnte. Beides macht Terror wahrscheinlicher. Die einzig folgerichtige Konsequenz aus einem solchen Denkansatz wäre deshalb die Homogenisierung der Gesellschaft und die Unterdrückung des Multikulturalismus. Beides ist aber wohl nicht im Sinne der Erfinder.

anatol broder

25. März 2024 23:36

@ rmh 21:54
dasselbe schrieb kubitschek vor drei tagen im ersten absatz seines tagebuchs. ich stimme euch beiden uneingeschränkt zu.

das kapital

26. März 2024 00:27

@ Kurativ Ist gar nicht so einfach, nachzuvollziehen, was Juristen so mit Begrifflichkeiten treiben. Hier mal ein kleiner Einstieg. Öffentliche Sicherheit und Ordnung sind abstrakte Rechtsbegriffe und nicht eine Beschreibung von Tatsachen. Das wird bei Ihnen durchmischt. Diese Begrifflichkeit schafft die Rechtsgrundlage, um polizeilich gegen verwahrloste Bahnhöfe vorzugehen. Auch die Erklärung "der Rechtsstaat ist kaum mehr zu erkennen" ist missverständlich. Rechtsstaat ist Verfahrensgarantie. Wenn eine Behörde Unsinn macht, dann soll das vom Gericht wieder glattgezogen werden. Jeder hat den Anspruch darauf, dass verfehltes Verwaltungshandeln gerichtlich überprüft wird. Wo kein Gericht, da kein Rechtsstaat. Unordentliche und verwahrloste Bahnhöfe machen aus einem Rechtsstaat keinen Unrechtsstaat. /// Einer für verfassungswidrig erklärten aber mangels genügender Gefährlichlichkeit nicht verbotenen Partei muss der Staat keine Räumlichkeiten vermieten. Der Rechtsstaat macht es möglich, eine derartige Entscheidung gerichtlich überprüfen zu lassen.

Volksdeutscher

26. März 2024 05:27

Das Vorgehen der Regierung gegen "Haßkommentare" oder was sie dafür hält, ist, wie alle hier wohl wissen, ein billiger Vorwand, gegen die sie bedrohenden Meinungen, Ansichten und Fakten vorzugehen. Ich habe jedoch noch nirgends gelesen oder gehört, daß es erwähnt oder diskutiert worden wäre, was die Regierung mit dem Haß von Privatpersonen zu tun hätte, woher sie das Recht ableitete, gegen von negativen Gefühlen gefärbte Kommentare vorzugehen, den Menschen zu verbieten, daß sie ihren Haß gegen etwas oder gegen jemanden bekunden. Wenn Haßkommentare generell schlecht oder verwerflich sind, warum werden Haßkommentare gegen den Nationalsozialismus oder Faschismus und deren Größen nicht ebenfalls gelöscht? Warum stört es die Regierung, daß Menschen ihre Gefühle, zu denen nun mal auch Haß gehört, zum Ausdruck bringen? Denn das tun die Menschen doch sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich alle Tage. Belohnt die Regierung etwa "Liebeskommentare" für eine Sache oder eine Person, daß sie (rein theoretisch) sich daß Recht herausnehmen dürfte, Haßkommentare zu löschen? Warum sieht sich die Regierung genötig, diese Erscheinung zum Anlaß nehmend ein Überwachungssystem auszubauen, was über das eigentliche Ziel hinaus schießt? Denkt die Regierung, daß durch solche Maßnahmen der Haß aus der Welt verschwände? Und so weiter und so fort....

Sandstein

26. März 2024 09:51

Dieses Land ist zu einer bitterbösen Realsatire verkommen. Die Protagonist_innen dieser Show sind intellektuell bessere Armleuchter und moralisch komplett auf Abwegen. Es nützt nichts, man muss es stoisch erdulden und abwarten. Alle Versuche der Erklärung bestimmter und legitimer Positionen sind zum Scheitern verurteilt, weil die Gegenseite weder den Willen zum Verständnis noch die kognitiven Fähigkeiten, die dafür nötig wären, mitbringt. Über Afrika lacht die Sonne, über Deutschland die ganze Welt. Für Sellner an dieser Stelle alles Gute!

links ist wo der daumen rechts ist

26. März 2024 09:52

Creep and crazy
 
Kann man dem allgemeinen Irrsinn durch Einzelaktionen (ob erfolgreich oder nicht) überhaupt noch entgehen? Was bedeuten hier Etappensiege?
Ein Staat, der Volk und Nation (und damit deren Souveränität) leugnet, wappnet sich gegen seine „Delegitimierung“, obwohl er sich durch Leugnung des Ersteren seine eigene Grundlage entzogen hat: dem deutschen Volke…
Also geht es nur mehr um Loyalitätsbekundungen gegenüber einem Regime. Und dieses, eine DDR 2.0, bekämpft das eigene Volk durch einen manischen NS-Exorzismus.
NVA gegen SS? Stasi gegen SD? Erich gegen Heinrich? Ein doppeltes diktatorisches Wiedergängertum kämpft seinen Kampf gegen die „Demokratiefeinde“?
Es ist derart verrückt und unheimlich und gruselig. Wer soll das einmal in ein paar Generationen verstehen?
Den beiden Martins wünsche ich alles Gute bei deren Relegitimierung.
Um mich gegen den aktuellen teutonischen Wahnwitz zu wappnen, höre ich wieder vermehrt die "depressiven" Songs seit meiner Jugendzeit von den „Talking Heads“, „Tears for Fears“, den „Pixies“, bis zu „Portishead“ und  „Radiohead“; das mag Teil eines westlichen „Umerziehungs“-Gegengifts sein, aber der deutsche Wahnsinn läßt sich gegenwärtig nicht mehr steigern.
Und Bücher gibt es ja auch noch; aktuelle Lektüre über einen katholischen Jakobiner der Mainzer Republik: ich sag’s ja, der deutsche Wahnsinn…

Schobbepetzer

26. März 2024 10:40

Die Strategie der RAF in der alten BRD war es mittels ihrer Taten, den Staat zu Gegenreaktionen zu zwingen, die dann das faschistische Wesen hinter der demokratischen Maske zeigen sollte.
In diesem Sinne ist doch das Wirken der AFD, Sellner usw. doch sehr wirkungsvoll. Gewalttätiger Widerstand ist doch garnicht nötig, die jetzige BRD zeigt doch mit Ihren Gegenreaktionen auf private Treffen, gewaltfreie Aktionen der IB, Anträgen der AFD im Parlarment usw. ihre undemokratische Maske.
Das hat sich nach Corona noch einmal deutlich beschleunigt. Jede Aktion wie z.B. des Schulleiters bringt weitere schwankende Menschen zu den Wählern der AFD bzw. zur neuen Rechten. Ich kenne viele, die in letzten Jahren aus dem Kreis des Mainstreams zu uns gestoßen sind, aber keinen der den anderen Weg eingeschlagen ist.Natürlich sind solche Situationen für Sellner und andere sehr einschränkend und auch belasten, aber es gibt auch viele, die seit 2020 harte Konsequenzen von diesem Staat zu gegenwärtigen haben z.B. Job-, Existenzverlust, Tod von Angehörigen. Diese stehen nicht im öffentlichen Vordergrund, also Mund abwischen, aufhören zu jammern und weitermachen.Die Richtung stimmt schon, wann es final kippt ist nicht abzusehen, ob wir es noch erleben werden, bleibt abzuwarten. Zumindestens die Älteren, hier.
 

A P Weber

26. März 2024 11:56

@ das kapital 25.3. 21:22: Einzelheiten zur beruflichen Betätigung lassen wir hier bitte außen vor: Feind liest mit und wartet nur auf Gelegenheiten, die er bisher hat verstreichen lassen müssen. 
Bei aller Verücktheit heutiger Maßnahmen wie gegen Martin Sellner kann ich doch eins draufsetzen: Mir wurde vor vielen Jahren einmal per schriftlichem Bescheid verboten, in der Öffentlichkeit Passanten anzusprechen oder mit ihnen zu diskutieren,weil ich ein Gedicht mit angeblich rechtsradikalem Inhalt veröffentlicht hatte. 
Die Bezeichnungen variieren, der inquisitorisch - liberaltotalitäre Geist bleibt...

das kapital

26. März 2024 18:07

@ a p weber o.k. Hatte mich nur über das "sowohl als auch" gewundert. Keine Passanten ansprechen ? Auch nicht schlecht ! Aber immerhin durften Sie die noch in Präsenz anschweigen. Sellner darf derzeit in Deutschland nicht mal das und im Aargau anscheinend auch nicht. Seine Nase gefällt denen nicht. Und Duelle mit Verwaltungsbeamten sind aus der Mode gekommen. Zu Unrecht. :-) 

Waldgaenger aus Schwaben

26. März 2024 18:41

@das Kapital Ihrer Einschätzung der EU möchte ich nicht widersprechen. Alles trifft meiner Meinung nach auch auf unsere Nomenklatura zu. Was bei dieser meiner Ansicht nach jedoch noch hinzu kommt, ist die Abneigung gegen die eigene Bevölkerung. (Meine zaghaften Formulierungen sollen deutlich machen, dass ich nur eine Meinung äussere, keinesfalls Tatsachen behaupte.)
Danke auch für den Link. Ich bezog mich allerdings allein auf die AfD-Abgeordneten im EU-Parlament. Die würden bei einem AfD-Verbot ihr Mandat verlieren. Damit wäre es keine innerstaatliche Angelegenheit mehr. Könnten die nicht sofort den EuGH oder die EMRK bemühen, ohne sich vorher durch alle nationalen Instanzen klagen zu müssen? Die EP-Abgeordneten bilden ja der Idee nach die EU-Legislative und können nicht einfach von einer nationalen Exekutive abgesetzt werden. So etwas wie der Verfassungsschutz, der Parteien mit nachrichtendienstlichen Mitteln beobachtet und als rechtsextrem einstufen darf, ist in anderen europäischen Demokratien undenkbar. Ich vermute, dass das AfD-Verbot nicht erfolgt, weil am nächsten Tag vielleicht eine einstweilige Anordnung des EuGH den AfD-Abgeordneten im EU-Parlament ihr Mandat sichern würde.
 

Gracchus

26. März 2024 21:18

@Links ist wo: Da haben wir dieselben Sachen gehört. Derzeit könnte ich aber kein Portishead hören. Ich wappne mich mit Barockmusik + Mozart + Bruckner - und literarisch mit Niebelschützens Blauem Kammerherrn und Stendhals Kartause.  Eskapismus? Gewiss, aber ... irgendwann wird der Irrsinn ja wieder aufhören, und dafür muss man doch ein Formgefühl bewahren ...

Gracchus

26. März 2024 21:55

P. S.: Nach Lichtmesz' letztem Tagebucheintrag habe ich mir auch Filme von Kenneth Anger angeschaut ... "zum Ausgleich" lese ich nun Walter Niggs Heiligen-Viten. 
P. P. S.: Warum steht hinter "Wahrheitssysteme" in Klammern Michael Kretschmer. Ist das nicht der MP von Sachsen? Könnte Michael Esders gemeint sein?

Kositza: ... weil Kretschmer von einem "Angriff auf unsere Wahrheitsysteme" gesprochen hat, als man anno 2018 die "ausländerfeindlichen Tumulte" in Chemnitz geraderücken wollte.

das kapital

27. März 2024 05:45

@ Waldgänger Ein AfD Verbot wäre doch erstmal eine "nationale" Maßnahme. Dadurch wird der nationale Rechtsweg eröffnet. Die Besonderheit ist aber, das hier das Bundesverfassungsgericht tätig wird. Über diesem thronte früher nur der Himmel. Nun wäre es so, dass eine derartige Entscheidung durch EuGH und Straßburg geprüft werden kann. Das betrifft zunächst mal nur die Partei, nicht unmittelbar den einzelnen Abgeordneten. /// Straßburg schreibt auf seinen Seiten:"Damit sich der Gerichtshof mit einer Beschwerde befassen kann, müssen insbesondere folgende Voraussetzungen erfüllt sein: alle innerstaatlichen Rechtsbehelfe müssen erschöpft sein und die endgültige innerstaatliche Entscheidung in dem Verfahren darf nicht länger als vier Monate zurückliegen (Artikel 35)." 'Also keine direkte Klageerhebung dort. Das "innerstaatlich" könnte man aber schon so verstehen, was weiter zu prüfen wäre, dass ein Klage vor dem EuGH nicht innerstaatlich ist und dementsprechend beide Verfahren dann paralell laufen könnten. Ob es solche Fälle tatsächlich gibt, müsste tiefer nachgegraben werden. /// Die Partei, die verboten wird, kommt zum EuGH. Die beiden Parteiverbote von 1952 und 1956 sind aber vor der Aufweitung der EWG / EU zustandegekommen. Die Frage einer "Rechtskraft" des Parteiverbots müsste näher angeschaut werden, und da wird es dünn. Wenn es vom BVerG zum EuGH weiter geht, ist dann schon irgendetwas rechtskräftig ? Oder können die Abgeordneten ihre Mandate solange weiter ausüben, bis der EuGH entschieden hat ?

RMH

27. März 2024 11:37

"Ich wappne mich mit Barockmusik + Mozart + Bruckner - und literarisch mit Niebelschützens Blauem Kammerherrn und Stendhals Kartause.  Eskapismus?"
@Gracchus, zu Ostern steht bei mir die Matthäus-Passion von J. S. Bach auf dem Hörprogramm. Bach wird nicht ohne Grund als "fünfter Evangelist" bezeichnet und ist ein Beispiel dafür, was der Protestantismus in Form des Lutheranertums für kulturelle Leistungen und auch für Glaubenswahrheiten bieten konnte (dies einmal klar dem hier im Debattenraum vorherrschenden Katholizismus ins Gebetbuch geschrieben. Es gab eine Zeit vor der EKD!). Lang ist es her, mittlerweile ist das "Evangelische" nicht mehr evangelisch und die katholischen, deutschen Bischöfe dürfen sich vom Kardinal Müller einiges ins Brevier schreiben lassen (was sie nicht beachten werden). E. Voegelins Hinweis, dass die politischen Religionen, sprich, die weltlichen Herrschaftssysteme, die Wissenschaft und den Rationalismus im besonderen Maße benötigen oder als Helfer herbeizitieren, erkennt man auch am pseudowissenschaftlichen Ausdruck "stochastischer Terrorismus", mit dem Schwachfug, mithin Irrationalem, der Anschein einer Rationalität verliehen werden soll.

kikl

27. März 2024 16:19

@das Kapital
Wenn es vom BVerG zum EuGH weiter geht, ist dann schon irgendetwas rechtskräftig ?
Nach deutschem Recht ist eine Entscheidung rechtskräftig, wenn sie unanfechtbar ist. So lange es noch möglich ist, Rechtsmittel gegen eine Entscheidung einzulegen, liegt formell keine Rechtskraft vor.

Utz

27. März 2024 17:34

@ Volksdeutscher: Danke!Wenn Martin Sellner nicht einreisen darf, darf es dann eigentlich einen Online-Vortrag auf einer großen Leinwand (nach Möglichkeit im Freien) mit ihm geben? Kommt dann die Polizei und reißt die Leinwand runter? Könnte Sellner in Form eines Hologramms anwesend sein? Die Idee die totalitäre Regierung mit viel Phantasie zu immer absurderen Handlungen zu zwingen, würde uns doch Spaß machen, oder?

das kapital

27. März 2024 19:38

@ kikl Es wird Sie überraschen, wie das mit der Rechtskraft ist ... Die Verfassungsbeschwerde ist kein Rechtsmittel, sondern ein außerordentlicher Rechtsbehelf. Das Einlegen einer Verfassungsbeschwerde oder die Möglichkeit dazu hindert nicht den Eintritt der formellen Rechtskraft. Die eingetretene formelle Rechtskraft kann nur ausnahmsweise nachträglich wieder entfallen. Soweit erst mal für alle Entscheidungen inländischer Gerichte, die man nachträglich dem Bundesverfassungsgericht vorlegt. Die sind "erstmal" rechtskräftig. /// 

rotenburg

28. März 2024 11:58

@Schobbepetzer: "Die Strategie der RAF in der alten BRD war es mittels ihrer Taten, den Staat zu Gegenreaktionen zu zwingen, die dann das faschistische Wesen hinter der demokratischen Maske zeigen sollte."
Damit hat die RAF Helmut Schmidt zum populärsten Politiker der Bundesrepublik gemacht, die verschräften Gesetze von damals sind immer noch in Kraft. Die politischen Parteien der Bundesrepublik und die westdeutsche Bevölkerung waren nie zuvor und danach so geeingt, wie im gemeinsamen Kampf gegen die RAF.
 

Laurenz

28. März 2024 18:04

@Rotenburg & Schobbepetzer ... RAF Helmut Schmidt zum populärsten Politiker ... Sie nostaligisieren Ihre Erinnerung oder Wahrnehmung. Viele hatten auch unter dem ökonomischen Versager Schmidt zu leiden. Die Popularität eines Schmidts reichte nie dazu, vor der Union zu liegen. Und unser bester Freund der Großkriminellen, Genschman, hatte zwar nicht von Schmidt, aber von den Sozen die Nase voll.

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