Die Verwurstung von Lethen und Sommerfeld

Ich wollte meine Pflicht erfüllen und es heroisch ertragen, aber mein Schutzengel hat mich vor diesem Tort bewahrt: Die Vorstellung “Three Times Left Is Right” im Wiener Museumsquartier war eine Stunde vor Beginn bereits ausverkauft, und die Warteliste zu lang, als daß es sich ausgezahlt hätte, hoffnungsfroh auszuharren.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Da es die letz­te von drei Vor­füh­run­gen im Rah­men der Wie­ner Fest­wo­chen war, war die­ser Kelch gnä­dig an mir vor­über­ge­gan­gen. Ich will aber trotz­dem ein paar Wor­te dar­über ver­lie­ren, auch wenn ich nun auf Augen­zeu­gen­be­rich­te (aus dem Umkreis von Lethen-Som­mer­feld) und Rezen­sio­nen ange­wie­sen bin.

Die von einem “Thea­ter­ma­cher” namens Juli­an Het­zel geschrie­be­ne und insze­nier­te “Per­for­mance” basiert nach eige­ner Aus­sa­ge auf einem “in Wien leben­den, real­exis­tie­ren­den Ehe­paar”, das mir per­sön­lich sehr gut bekannt ist, näm­lich Caro­li­ne Som­mer­feld und Hel­mut Lethen.

Som­mer­feld, Jahr­gang 1975, ist lang­jäh­ri­ge Autorin des Antai­os-Ver­lags, mit ihr zusam­men schrieb ich 2017 das (nun wie­der erhält­li­che) Buch Mit Lin­ken leben. Lethen, Jahr­gang 1939, ist ein renom­mier­ter Ger­ma­nist, der aus der “Alten Lin­ken” kommt.

Die off­zi­el­le Beschrei­bung des Muse­ums­quar­tiers lau­tet so:

“Drei Mal links ist rechts” ist eine Per­for­mance über das Zusam­men­le­ben radi­ka­ler Gegen­sät­ze. Es ist ein Fami­li­en­por­trät, das die Bezie­hung zwi­schen der popu­lis­ti­schen Rech­ten und der libe­ra­len Lin­ken auf pri­va­ter, euro­päi­scher und glo­ba­ler Ebe­ne erforscht.

Der deut­sche Thea­ter­ma­cher Juli­an Het­zel lässt sich dafür von einem Wie­ner Ehe­paar inspi­rie­ren: sie eine füh­ren­de Intel­lek­tu­el­le der Neu­en Rech­ten sowie der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung und er ein Kul­tur­wis­sen­schaft­ler mit kom­mu­nis­ti­scher Vergangenheit.

Das Paar und ihre Kin­der ver­han­deln am Küchen­tisch unver­ein­ba­re Posi­tio­nen. Die neue Rech­te bean­sprucht erfolg­reich das Voka­bu­lar und die revo­lu­tio­nä­re Hal­tung der alten Lin­ken, wäh­rend die Lin­ke eine Iden­ti­täts­kri­se durchlebt.

Die­se unge­wöh­li­che Ehe-Kon­stel­la­ti­on zwi­schen der spät­be­ru­fe­nen “Iden­ti­tä­ren” und dem 36 Jah­re älte­ren “68er” hat in der ein­schlä­gi­gen inter­es­sier­ten Lite­ra­tur bereits Anlaß zu etli­chen Betrach­tun­gen und Spe­ku­la­tio­nen gegeben.

Vol­ker Weiß, wie immer im maxi­mal gehäs­si­gen Para­noia-Modus, wit­ter­te 2019 gar eine “gro­ße Insze­nie­rung”, von Lethen und Som­mer­feld gemein­sam ein­ge­fä­delt, um sich öffent­lich als “Opfer” (in Wahr­heit nicht-exis­ten­ter) poli­tisch kor­rek­ter “Sip­pen­haft” hin­zu­stel­len. Sogar die New York Times griff 2018 die­se “very Ger­man love sto­ry” in einem lan­gen Arti­kel auf.

All dies fand nun Juli­an Het­zel irr­sin­nig “span­nend”, wie er in einem Inter­view mit dem ORF zu beto­nen nicht müde wur­de. Kann man am Fall Lethen-Som­mer­feld das viel­dis­ku­tier­te The­ma der “Spal­tung der Gesell­schaft” nicht wun­der­bar exem­pla­risch stu­die­ren? Das Pro­blem, daß jeder in sei­ner Informations-”Blase” lebt und nicht mehr mit Men­schen spricht, die sich in ande­ren welt­an­schau­li­chen Sphä­ren auf­hal­ten? Was tut man, wenn man sich ideo­lo­gisch pola­ri­siert, aber pri­vat nicht ent­zwei­en möch­te, noch dazu, wenn das Wohl der Fami­lie auf dem Spiel steht?

Dies alles war auch The­ma in Mit Lin­ken leben, wobei wir für Här­te (und Fair­ness) im Sach­li­chen und Tole­ranz und Bieg­sam­keit im Zwi­schen­mensch­li­chen plä­dier­ten. Het­zel wird unser Buch ver­mut­lich gele­sen, zumin­dest durch­ge­blät­tert haben. Im ORF-Inter­view erzählt er jeden­falls, daß er sich in die ori­gi­na­le “hart rech­te” Lite­ra­tur ver­tieft hät­te, um zu ver­ste­hen, wie die­se Wesen ticken und war­um sie Zuspruch bekommen.

Dies betont er auch in einem aus­führ­li­chen Inter­view im Pro­gramm­heft der Wie­ner Festwochen:

Ich tref­fe mich mit Men­schen, die stark ande­rer Mei­nung sind als ich und ver­su­che zu ver­ste­hen, war­um sie so den­ken, wie sie es tun. Ich habe ange­fan­gen, anstatt immer nur “über” den poli­ti­schen Geg­ner zu lesen, direkt des­sen Mate­ri­al zu stu­die­ren. Bis­her habe ich mich nicht ange­steckt, son­dern durch die­se Aus­ein­an­der­set­zung viel­mehr mein eige­nes Den­ken geschult und neue Argu­men­te für mei­ne eige­ne Posi­ti­on gefun­den. Ich ver­su­che mit mei­nen künst­le­ri­schen Arbei­ten, die Welt ein biss­chen bes­ser zu verstehen.

Eine löb­li­che Ein­stel­lung, die Het­zel vom Groß­teil der heu­ti­gen Lin­ken vor­teil­haft unter­schei­det. Mit Som­mer­feld traf er sich auch tat­säch­lich auf einen Kaf­fee (Lethen ver­wei­ger­te kate­go­risch die Teil­nah­me). Letz­ten Sonn­tag äußer­te er in einem Publi­kums­ge­spräch (so wur­de mir berich­tet), er habe “es nicht ver­ar­bei­ten kön­nen”, nun einem Men­schen aus Fleisch und Blut gegen­über zu sit­zen. Das ist frei­lich dop­pel­deu­tig. Fand er es irri­tie­rend, kein medi­al ent­stell­tes Abzieh­bild vor sich haben? Oder war die­se Erfah­rung “künst­le­risch” nicht verwertbar?

Die Art, wie das Stück in einem Pro­gramm­pro­spekt der Wie­ner Fest­wo­chen bewor­ben wur­de, ließ nichts Gutes erah­nen: Da war er wie­der, allen Erns­tes, der neun­zi­ger-Jah­re-Archiv­bild-Skin­head-Hin­ter­kopf mit Frak­tur­schrift, die Mut­ter aller mit “rechts” asso­zi­ier­ten Klischees.

Wir alle ken­nen die­ses Spiel inzwi­schen: Journalist/Künstler/etc. wanzt sich her­an, heu­chelt ernst­haf­tes Inter­es­se, ver­spricht eine sach­li­che Aus­ein­an­der­set­zung, und am Ende wird man doch in die han­dels­üb­li­che Nazi-Pfan­ne gehauen.

Auch die übri­ge Bebil­de­rung des Pro­gramms zeug­te nicht gera­de von Ori­gi­na­li­tät: Hau­fen­wei­se Schwu­le und Moh­ren, die offen­bar Pro­gres­si­vi­tät und “Diver­si­tät” signa­li­sie­ren sol­len, for­mel­haft, seicht und leicht debil, wie man es von staats­sub­ven­tio­nier­ter Kunst gewöhnt ist.

Dabei schei­nen die Inten­tio­nen Het­zel zumin­dest theo­re­tisch doch etwas kom­ple­xer gewe­sen zu sein, als das Pla­kat erah­nen läßt. Im Pro­gramm­heft-Inter­view äußer­te er, daß sich der Fall Som­mer­feld-Lethen zwar auf den ers­ten Blick “anfühlt” wie “eine Meta­pher für Euro­pa” und sei­ne inne­ren ideo­lo­gi­schen Span­nun­gen, das Paar aber vor­le­be, daß die sche­ma­ti­sche Auf­fas­sung von Pola­ri­sie­rung als “Wir-gegen-sie-Den­ken” zu kurz greift.

Wir frag­ten uns also: Was kön­nen wir von die­sem Paar ler­nen? (…) Die­ses Paar bringt uns dazu, dar­über nach­zu­den­ken, wie poli­ti­sche Reprä­sen­ta­ti­on und Spal­tung kon­stru­iert und ver­han­delt wer­den, und zwar im inti­mis­ten Raum: dem Zuhau­se. Was ich beson­ders ein­drucks­voll fin­de, ist, wie ihre Geschich­te im Kon­trast dazu steht, wie Poli­tik im All­ge­mei­nen funk­tio­niert und wel­chen Stel­len­wert Emo­tio­nen und in die­sem Fall Lie­be dabei spielen.

Dar­um habe er sich auch ent­schlos­sen, die Rol­len mit einem ech­ten Paar zu beset­zen, den hol­län­di­schen Schau­spie­lern Kris­ti­en de Proost und Jos­se de Pauw, die das Stück in eng­li­scher Spra­che spielen.

Was wur­de von die­sen schö­nen Ideen nun wirk­lich umge­setzt, und auf wel­che Wei­se? Ibsen-Figu­ren waren es offen­bar nicht gera­de, die man in die­sem Zwei-Per­so­nen-Stück auf der Büh­ne sah. Statt­des­sen gab es reich­lich pla­ka­ti­ven, schwar­zen Humor, vor dem Hin­ter­grund eines Pla­kats auf dem, auf dem Kopf ste­hend, “Never again is now” zu lesen war.

In den Mit­tel­punkt wur­de die fixe, aus den Blü­te­zei­ten der iden­ti­tä­ren Stör­ak­tio­nen stam­men­de Idee gerückt, daß die Neue Rech­te nun die Stra­te­gien und den Habi­tus der Alten Lin­ken (von 1968) kopie­re, in der Hoff­nung, damit ähn­li­che meta­po­li­ti­sche Erfol­ge zu erzie­len wie die­se damals.

Am Ende des Stücks wird die Lethen-Figur von der Som­mer­feld-Figur im Lau­fe eines orgi­as­ti­schen “Lie­bes­spiels” (oder was auch immer es sein soll) buch­stäb­lich aus­ge­wei­det. Aus sei­nen Gedär­men macht sie Würs­te, die anschlie­ßend dem Publi­kum ser­viert werden.

Ein Rezen­sent der Pres­se berichtet:

Am Ende des Stücks „Three Times Left Is Right“ kam Schau­spie­le­rin Kris­ti­en de Proost, bereits arg kunst­blut­ver­schmiert, noch ein­mal auf die Büh­ne, um zu erklä­ren, soeben habe eine neue gol­de­ne Zukunft der Frei­heit begon­nen. In deren Namen und zu deren Preis gab’s auf der Büh­ne Würs­tel und Bier für alle.

Die Neue Rech­te (reprä­sen­tiert von Som­mer­feld- de Proost)“verwurstet” und kan­ni­ba­li­siert in die­sem Stück also die Alte Lin­ke (Lethen-de Pauw) buch­stäb­lich, und wirft ihre zer­stü­ckel­ten Res­te dem Publi­kum zum Fraß vor.

Wel­che Frei­heit hat sie nun ver­kün­det? Die­je­ni­ge, wie­der “Neger” und ähn­li­ches unge­straft sagen zu dür­fen? Ist das alles, wor­um es geht? Das Gan­ze mün­det in eine unbe­hag­lich-zwie­späl­ti­ge “Nor­ma­li­sie­rung”, in der Grill­par­ty gefei­ert statt pola­ri­siert und gestrit­ten wird.

Die­se “Doku­fik­ti­on”, wie Het­zel es nennt, wur­de mit einer minu­ten­lan­gen iro­ni­schen Trig­ger­war­nung für lin­ke und rech­te Zuschau­er glei­cher­ma­ßen ein­ge­lei­tet: Jetzt müs­se man sich gefaßt machen nicht nur auf Gewalt, Nackt­heit, Haß­re­de, homo­pho­be Wit­ze son­dern auch femi­nis­ti­sche Per­spek­ti­ven und Woke­ness, ver­kün­de­te eine von de Proost via Ton­kon­ser­ve vor­ge­le­se­ne Ein­blen­dung, wäh­rend die Schau­spie­ler nackt und schwei­gend die Büh­ne betra­ten. Was solll­te dies signa­li­sie­ren? Daß man nun ent­blöß­te See­len und die nack­te Wahr­heit zu sehen bekom­men würde?

Ein Rezen­sent des Stan­dard berich­tet:

Im ech­ten Leben sind Jos­se De Pauw und Kris­ti­en De Proost ganz sicher ein rei­zen­des Ehe­paar. Das glaubt man den nack­ten Sym­p­ath­lern bei ihrer Büh­nen­che­mie sofort. In der Fik­ti­on sind sie aber vor eine schwe­re Bür­de gestellt, die in Bil­der mün­det, die nach ein­ein­halb Stun­den an Sau­schlach­ten erin­nern. Auch die Wie­ner Wurst­wo­chen sind hier­mit eröffnet!

Die Hand­lung faßt er so zusammen:

Zwei Ideo­lo­gien tref­fen in Three Times Left Is Right im kleins­ten Kreis auf­ein­an­der. Näm­lich inner­halb einer Ehe. Er lin­ker Pro­fes­sor, sie sei­ne eins­ti­ge Stu­den­tin, inzwi­schen aber ins rech­te Lager über­ge­lau­fen. Ange­fan­gen hat es mit Klei­nig­kei­ten wie jener, dass sie den gemein­sa­men Kin­dern kei­ne bösen Wör­ter ver­bie­ten woll­te, selbst wenn sie ande­re verletzen.

Wo wären wir heu­te, so das Argu­ment, hät­te Gali­leo Gali­lei sich damals Denk­ver­bo­ten unter­wor­fen. Die Köl­ner Sil­ves­ter­nacht 2015, in der hun­der­te Frau­en von Män­nern meist nord­afri­ka­ni­scher Her­kunft beläs­tigt wur­den, gibt ihr qua­si den Rest: Sie fühlt sich nicht mehr sicher, außer­dem rei­chen die­se Män­ner Frau­en nicht die Hand. Fazit: Wären die Lin­ken nicht so links, bräuch­te es die Rech­ten nicht.

Das begriff­li­che Basis­rüst­zeug wie “Nor­ma­li­sie­rung” und “Refe­renz­rah­men” las­sen wir bald hin­ter uns und gehen über in die geleb­te Pra­xis: Debat­ten­reiz­wör­ter zie­hen ein. Sei­ne “Migra­ti­on” ist ihr “Bevöl­ke­rungs­aus­tausch”; was dem einen sei­ne “Diver­si­tät” ist, ist der ande­ren eine “Isla­mi­sie­rung”.

Dazu gibt es lär­men­de, geis­ter­haft her­um­schwe­ben­de Musik­in­stru­men­te, eine Wasch­ma­schi­ne, die es beim Schleu­dern eines Zie­gel­stei­nes zer­fetzt, und einen “unglück­lich gegips­ten Arm”, den Jos­se De Pauw dem Publi­kum bei der Pre­mie­re ent­ge­gen­reck­te, mit der Bit­te es ihm nachzumachen.

Das abschlie­ßen­de Urteil des Rezen­sen­ten klingt aller­dings eher mau. Sei­ne bemüh­ten For­mu­lie­run­gen sind ver­rä­te­risch. Einen gro­ßen Erkennt­nis­ge­winn konn­te er offen­bar nicht ver­zeich­nen. Das Stück werde

… sei­nem erns­ten The­ma ver­blüf­fend leicht­fü­ßig gerecht. Natür­lich ist es ob sei­ner Aktua­li­tät in die­sem Land schon gut durch­ge­kaut. Den mit­un­ter ver­min­der­ten Neu­ig­keits­wert kom­pen­siert er mit Humor und sehr sty­li­schen bis sehr abstru­sen Bil­dern, die man gese­hen haben will.

Ist also all die­ses nicht mehr neu, nicht mehr inter­es­sant, ken­nen wir es zum Über­druß und haben schon alle Ant­wor­ten gefun­den? Ist die Wurst eh schon ein­ge­spei­chelt, durch­ge­kaut, ver­daut und aus­ge­schie­den? Som­mer­feld-Lethen “sooooo 2017”?

Das ist mir schon klar, daß das einem Rezen­sen­ten des Stan­dard so pas­sen wür­de. Und wenn er sich mit einem sol­chen Pro­dukt zufrie­den zeigt und die dar­in ver­han­del­ten The­men für alte Hüte hält, dann hat sein Schöp­fer, je nach Per­spek­ti­ve, alles rich­tig oder alles falsch gemacht.

Die “Pro­vo­ka­ti­on” geht somit ins Lee­re und wird zur Pose, die “har­ten Fra­gen” (Die Pres­se) inter­es­sie­ren die­je­ni­gen, die sie eigent­lich ange­hen soll­ten, gar nicht mehr, das Stück schmiegt sich völ­lig kon­form und affir­ma­tiv in den Kul­tur­be­trieb, dem es ent­sprun­gen ist.

Die­se Träg­heit und den man­geln­den Mut des Regis­seurs bemerk­te auch ein Rezen­sent der Salz­bur­ger Nach­rich­ten. Er spricht von einem “erstaun­lich zähen” und (noch bos­haf­ter) “ungif­ti­gen Abend”. Er schil­dert sei­nen Ein­druck so:

Gespielt wer­den sie von Kris­ti­en de Proost und Jos­se de Pauw, die im wirk­li­chen Leben ein Paar sind. Das erklä­ren die bei­den nackt auf der Büh­ne ste­hend und schi­cken vor­aus, dass der Abend durch­aus auch pro­vo­zie­ren sol­le. Erst dann schlüp­fen sie in ihre Rol­len und Gewänder.

In Fahrt kommt das Stück dann aber noch lan­ge nicht. Der Rah­men wird mit einer Vor­le­sung über Nor­ma­li­sie­rung wei­ter abge­steckt. Dar­auf­hin rol­len nicht zum letz­ten Mal Musik­in­stru­men­te auf einem fern­ge­steu­er­ten Wagen im Schne­cken­tem­po über die mit Aus­nah­me einer Pla­kat­wand lee­re Bühne.

Erst dann ecken die bei­den Lie­ben­den in All­tags­si­tua­tio­nen wie am Ten­nis­platz oder beim Wäsche­fal­ten etwas anein­an­der an. The­men wie Kin­der­er­zie­hung, Migra­ti­on oder auch Frei­heit wer­den ange­ris­sen. Ein erhel­len­der Aus­tausch an Argu­men­ten und Ansich­ten fin­det aber nur in Ansät­zen statt. Wie schaut Lie­be trotz radi­ka­ler Gegen­sät­ze nun aus? Kann das über­haupt funk­tio­nie­ren? Und wenn ja, könn­te die­se Form des Zusam­men­le­bens im Klei­nen als küh­len­de Sal­be auf die zuse­hends erhitz­te Gesell­schaft im Gro­ßen auf­ge­tra­gen wer­den? Wer sich Ant­wor­ten dar­auf erhofft, soll­te woan­ders suchen.

Waren dies aber nicht genau die Fra­gen, die Het­zel laut Pro­gramm­heft-Inter­view ganz beson­ders zu inter­es­sie­ren schienen?

Das Stück sei “noch am Span­nends­ten”, fährt der Rezen­sent der Salz­bur­ger Nach­rich­ten fort, wenn es sich “auf­rafft” (har), zumin­dest ein paar “Nadel­sti­che zu setzen”:

Wenn sich der geal­ter­te Lin­ke mit zum Hit­ler­gruß ein­ge­gips­tem Arm schämt und das Publi­kum auf­for­dert, es ihm aus Soli­da­ri­tät gleich­zu­tun, oder die Rech­te dem Publi­kum in einer Brand­re­de vor­wirft, den Volks­zorn erst mit “Woke­ness” und poli­ti­scher Kor­rekt­heit geschürt zu haben.

Letz­te­rer Punkt ist inter­es­sant, denn in ihm erken­ne ich zumin­dest ansatz­wei­se ein wich­ti­ges The­ma aus Mit Lin­ken leben wie­der: Das Phä­no­men des sich ver­schie­ben­den “Over­ton-Fens­ters”, das unter ande­rem dazu füh­ren kann, daß einst­mals “akzep­ta­ble” Posi­tio­nen an den Rand gerückt wer­den, und Men­schen plötz­lich als “Extre­mis­ten” oder “Radi­ka­le” abge­stem­pelt wer­den, die sich in kei­ner Wei­se in die­sen Rol­len sehen.

In Wahr­heit sind sie sich selbst treu geblie­ben, wäh­rend die Mei­nungs­ma­cher der Gesell­schaft, in der sie leben, neu defi­niert haben, was nun als “nor­mal” und was als “extrem” oder “radi­kal” zu gel­ten hat. In unse­rem Buch zitie­ren wir als Bei­spiel einen Tweet, in dem ein Zeit­ge­nos­se schrieb: “Ich bin ein patrio­ti­scher Sozi­al­de­mo­krat aus den acht­zi­ger Jah­ren, also das, was man auf Twit­ter heu­te einen Nazi nennt”.

Gene­rell ist “extre­mis­tisch” meis­tens eine Fremd­zu­schrei­bung mit abwer­ten­der Inten­ti­on. Ich sehe mich selbst in kei­ner Wei­se als “Extre­mis­ten”. Som­mer­felds und mein Buch Mit Lin­ken leben ist nicht “extre­mis­tisch” und pro­pa­giert auch kei­ne “extre­me” oder “extre­mis­ti­sche” Welt­sicht. “Extre­mis­tisch” und “radi­kal” (und zutiefst unethisch) erscheint mir viel­mehr (zum Bei­spiel) die wahn­wit­zi­ge Ein­wan­de­rungs­po­li­tik der west­li­chen Welt, auch wenn sie sich öffent­lich als “Nor­ma­li­tät” durch­ge­setzt hat oder zumin­dest als sol­che ver­kauft. Aber wie oft ist es in der Geschich­te schon vor­ge­kom­men, daß wahn­wit­zi­ge und destruk­ti­ve Zustän­de als “nor­mal” gal­ten und von brei­ten Mas­sen akzep­tiert wurden?

Im erwähn­ten Pro­gramm­heft-Inter­view reflek­tiert auch Het­zel das “Overton-Fenster”-Problem, aller­dings aus einer ande­ren Rich­tung als ich in mei­nem obi­gen Beispiel:

Durch die kon­ti­nu­ier­li­che Ver­schie­bung des “Refe­renz­rah­mens”, also des­sen, was das direk­te sozia­le Umfeld als “nor­mal” emp­fin­det, kön­nen auf ein­mal Taten mög­lich, legi­tim, oder gar selbst­ver­ständ­lich wer­den, die man zu einem frü­he­ren Zeit­punkt als undenk­bar betrach­tet hät­te. Wenn Geflüch­te­te als Natur­ka­ta­stro­phen beschrie­ben wer­den – als “Wel­len”, “Tsu­na­mis”, als “Schwär­me” – dann haf­ten die­sen Meta­phern Bedro­hung und Gefahr an. Die­se Asso­zia­tio­nen schü­ren Angst. Und sobald die­ser Deu­tungs­rah­men eta­bliert ist, wird es ein­fach, wei­te­re Maß­nah­men zu recht­fer­ti­gen – etwas Boy­kot­te von Geschäf­ten oder die Ein­schrän­kung von Rechten…

Struk­tu­rell gese­hen ist das eine kor­rek­te Beschrei­bung. Aber Ver­schie­bun­gen die­ser Art kön­nen nach links eben­so wie nach rechts statt­fin­den (erin­nern wir uns auch, wie stark Angst­dis­kur­se die Coro­na-Poli­tik recht­fer­tig­ten und ermög­lich­ten), und sie müs­sen kei­nes­wegs zwangs­läu­fig in fins­te­re, tota­li­tä­re Maß­nah­men münden.

Het­zel kann sich jedoch nicht von der lin­ken Vor­stel­lung lösen, daß Ver­schie­bun­gen des “Refe­renz­rah­mens” nach rechts “Gewalt” und “Holo­caust” zum Flucht­punkt haben (oder haben müssen).

Ein paar Absät­ze vor dem letz­ten Zitat fragt ihn die Inter­viewe­rin Car­men Hornbostel:

C. H. “Three Times Left is Right” kün­digst Du an als Ein­la­dung an das Publi­kum, sich mit ideo­lo­gi­schen Kon­flik­ten aus­ein­an­der­zu­set­zen, in denen Gewalt nor­ma­li­siert wird. Von wel­cher Form von Gewalt spre­chen wir?

 J. H. Der Sozi­al­psy­cho­lo­gie Harald Wel­zer schreibt in einem Buch über den Holo­caust dar­über, dass Täter:innen ganz nor­ma­le Men­schen wie du und ich sind – und das bedeu­tet im Umkehr­schluss, dass auch du und ich zu Täter:innen wer­den kön­nen. Es inter­es­siert mich also, wie es dazu kommt, dass jemand zum Täter:in wird. Wir haben uns inten­siv mit der Nor­ma­li­sie­rung von Gewalt inner­halb der Spra­che beschäf­tigt, aber auch mit der Gewalt vomn Bil­dern sowie mit phy­si­scher Gewalt. Mich fas­zi­niert dabei die Fra­ge, bis eine Gesell­schaft den Bezugs­rah­men ändert, in wel­chem wir Din­ge normalisieren.

Und bumms, sind wir schlag­ar­tig bei einem gänz­lich ande­ren The­ma gelan­det als der Fra­ge, wie Men­schen ihre ideo­lo­gi­schen Dif­fe­ren­zen pri­vat ver­han­deln oder wie “radi­ka­le Gegen­sät­ze zusam­men­le­ben” kön­nen. Es ist ein ast­rei­nes Anti­fa-Framing, das rech­ten Dis­kur­sen gene­rell eine Aus­rich­tung zur “Gewalt” (ähn­lich sug­ges­tiv und abs­trakt-schlag­wor­tig benutzt wie “Haß”) unterstellt.

Dabei macht er genau das, was er eine Sei­te spä­ter anpran­gert: Sprach­lich Asso­zia­tio­nen her­zu­stel­len, die Bedro­hung und Gefahr sug­ge­rie­ren und Angst schüren.

Dies ist bekannt­lich die Grund­la­ge, mit der sämt­li­che (staat­li­chen und außer­staat­li­chen) Repres­sio­nen “gegen Rechts” gerecht­fer­tigt wer­den: Von Raz­zi­en bei Rent­nern, die regie­rungs­kri­ti­sche Memes tei­len über rein poli­tisch begrün­de­te Aus­rei­se­ver­bo­te für geset­zes­treue Bür­ger bis hin zur Gesin­nungs­haft für You­tuber mit fal­schen Mei­nun­gen, “Doxxing” durch öffent­lich-recht­li­che Block­war­te und zer­schla­ge­ne Schä­del und Fuß­ge­len­ke durch Antifabanden.

Der Ken­ner lacht jetzt bit­ter: Licht­mesz-Som­mer­feld-Gesetz!  (Jedes. ver­damm­te. Mal.)

Und hier hört für mich der Spaß auf: Es ist nicht nur absurd, son­dern auch zutiefst ver­leum­de­risch, Som­mer­feld in irgend­ei­ner Wei­se, auch “bloß” indi­rekt-sug­ges­tiv, wie es Het­zel tut, mit “Täter:innen”, “Gewalt” und “Holo­caust” zu asso­zi­ie­ren. Es gibt kein Buch von ihr, in dem sie dar­auf abge­zielt hät­te, “Gewalt” durch “ideo­lo­gi­sche Kon­flik­te” zu “nor­ma­li­sie­ren”. Nichts recht­fer­tigt es, ihren Namen und ihre Per­son auch nur ansatz­wei­se in die Nähe sol­cher Vor­stel­lun­gen rücken.

Und auch Hel­mut Lethen, der vor Jahr­zehn­ten Kom­mu­nist war, und der im Zuge einer anti-lin­ken Hexen­jagd Berufs­ver­bot erhal­ten hat­te, hat­te mit “Gewalt” nie­mals auch nur das Gerings­te zu tun.

Nicht als “Extre­mis­ten” sind Lethen und Som­mer­feld “kom­ple­men­tär”, son­dern als zeit­ver­scho­be­ne Ziel­schei­ben gegen­stre­bi­ger poli­tisch-gesell­schaft­li­cher Hysterien.

Wenn sich in die­ser Paar­ge­schich­te “die Gegen­sät­ze tref­fen”, dann dort und nir­gend­wo anders, und ein muti­ge­rer und ehr­li­che­rer Regis­seur hät­te genau dies thematisiert.

Dies ist also, was mich (ver­mut­lich) “getrig­gert”, bzw. zor­nig gemacht hät­te, hät­te ich mir die Num­mer ange­se­hen: Näm­lich zum xten Mal eine ober­fläch­li­che, ent­stel­len­de Behand­lung “unse­rer” The­men durch Lin­ke, die ein klei­nes biß­chen kan­ti­ger als ande­re sein wol­len, durch­sit­zen zu müs­sen. Wie ich den Bespre­chun­gen und eini­gen Augen­zeu­gen­be­rich­ten ent­neh­me, wur­de wie immer eine unter­kom­ple­xe, sys­tem­kon­for­me Inter­pre­ta­ti­on ser­viert, die nur so tut, als wür­de sie anecken oder “Fra­gen stel­len” wollen.

In die­sem Fall neh­me ich die Sache sogar ziem­lich per­sön­lich, da ich mit Som­mer­feld seit einem Jahr­zehnt eng befreun­det bin (wobei ich mei­ner­seits star­ke Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten mit ihr habe), und aus eige­ner Anschau­ung weiß, wie grob ver­zer­rend die­se Dar­stel­lung ihrer Per­son und ihrer Ehe ist, ja sogar der “Dia­lo­ge mit H”, wie sie auf die­sem Blog nach­zu­le­sen sind. Das Skin­head-Pla­kat hat eigent­lich schon alles verraten.

Die Kari­ka­tu­ren auf der Büh­ne haben so gut wie gar nichts mit den rea­len Per­so­nen Lethen und Som­mer­feld zu tun, und die­nen ledig­lich als Pro­jek­ti­ons­flä­chen für bestimm­te gesell­schafts­po­li­ti­sche Ideen des Regis­seurs. Wenn Het­zel in Inter­views schon die Namen der bei­den expli­zit nennt, dann soll­te er wenigs­tens den Anstand haben, klar­zu­stel­len, daß die bei­den allen­falls eine “Inspi­ra­ti­on” für sei­ne Büh­nen­fi­gu­ren waren.

Die Art, wie er in sei­nem Stück mit Lethen-Som­mer­feld und ihrer Bezie­hung (oder dem öffent­li­chen Image ihrer Bezie­hung) umge­gan­gen ist, ist aus­beu­te­risch und über­grif­fig. Zu die­ser Atti­tü­de paßt auch, wie mir Som­mer­feld mit­ge­teilt hat, daß Het­zel die bei­den “herz­lich” zur Pre­mie­re ein­ge­la­den hat, als wären sie Tro­phä­en oder Zir­kus­tie­re, die sich vor­füh­ren las­sen wür­den, nach­dem ihre Vor­bil­der buch­stäb­lich auf der Büh­ne ver­wurs­tet wur­den. Es ver­steht sich von selbst, daß das Ehe­paar nicht gewillt war, an die­sem Spek­ta­kel teilzunehmen.

Den Kom­men­tar­spal­ten im Stan­dard ent­neh­me ich übri­gens die Infor­ma­ti­on, daß am Mon­tag (19. 5.) eine klei­ne Grup­pe Iden­ti­tä­rer auf dem Dach der Hal­le E des Muse­ums­quar­tier mit Mega­phon, Ben­ga­los und dem Pla­kat “Ein­mal links immer falsch” auf­ge­taucht ist. Ich ehre die­se Tat, und sie sei hier­mit in den Anna­len die­ses Blogs verzeichnet.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (28)

Ein gebuertiger Hesse

21. Mai 2025 12:05

Den Blick vom Schlechten abwenden und alles wird danach wenn nicht besser, so doch vielleicht gut.

Wuwwerboezer

21. Mai 2025 13:54

4 x "verhandeln" im Text, die Modefloskel der 2000er. Meine Mutter hatte einen Nachbarn, eine linke Schnarchnase mit Proifilneurose, der auf seiner Netzseite von sich selbst in der dritten Person aufgeführt hatte, was er alles so "verhandle", es ging bis hin zur Stadtarchitektur von Berlin. Er wollte damit suggerieren, er sei in einer Art Richterposition und leite gerichtliche Verhandlungen. Gar nichts verhandeln die. Die sind einfach nur Akademikerschwemme.

- W.

Monika

21. Mai 2025 14:07

Auf die Gefahr hin, mir  es mit dem Autor zu verscherzen, wage ich eine Kritik: Das Buch "Mit Linken leben" empfand ich für mich als wenig hilfreich. Schon der Titel erinnerte an die vielbeworbene, zumeist unbrauchbare Ratgeberliteratur mit dem Unterklang "Mit Krebs leben" oder "Mit Zecken leben". "Wer schon immer wissen wollte, warum rechts richtig ist und links wrong, weshalb Linke lügen und heucheln...hier kommt der Wegweiser", so die flapsige Verlagswerbung. Nun musste ich über Jahre und inzwischen abgeschwächt mit Linken leben, nämlich meinen Söhnen. Das sollten Lügner und Heuchler sein ?

ML: Du liebe Güte, wir sagen doch nicht, dass alle Linken "Lügner und Heuchler" seien und dass mit dieser Formel alles erklärt sei. Und was Ihre eigene Söhne angeht, so können wir nicht mehr Erfahrung mit ihnen haben als Sie mit Ihnen haben....

Meine  Erfahrung über die Jahre ist, dass auf der Sachebene sich vieles vernünftig klären ließe, es auf der emotionalen Ebene aber nicht zusammenkommt. Und das ist das Schmerzliche in familiären Beziehungen. Das muss man erstmal akzeptieren können. Ich jedenfalls kann nicht mit Linken leben, da ich nicht unbegrenzt leidensfähig bin ( tolerare = erdulden) und emotional auch nicht besonders biegsam. Also kam es zu Kontaktabruch ( zeitweilig) , emotionalen Ausbrüchen und dem Versuch, sich in den politischen Gegner in Form des eigenen Kindes hineinzuversetzen zwecks Verständnis. Und ja, es gibt auch die mit links assoziierten Klischees ( Soja-Malte, Duttträger, Veganer usw.) Mehr kernige Biodeutsche, Macker und spiessige Mädels als bei der Linken habe ich selten gesehen.

Das Theaterstück scheint mir sinnlos, da es nicht den Kern des Problems erreicht.  Die eigentliche Herausforderung wäre, bei der Konfrontation die linken und rechten Positionen zunächst als gleichwertig ernstzunehmen, um dann im Diskurs voranzukommen. Statt dem Gegner gleich eine Bösartigkeit oder Dummheit zu unterstellen. Die influenzerin Michelle Gollan beherrscht diese Methode grandios und kommt super rüber. Sie pirscht sich auch emotional heran ( killing me softly Methode). Für mich befinden sich sowohl Rechte als auch Linke in einer Blase. Das Menschliche kommt vor jeder politischen oder weltanschaulichen Ausrichtung.

Maiordomus

21. Mai 2025 15:01

Lethen und Sommerfeld hätten ihre famileninternen Differenzen, die heute zwar vielleicht millionenfach vorkommen, in Einzelfällen, Tendenz steigend, Scheidungen befördern, mindestens Trennungen, nicht so unbedingt öffentlich machen sollen.  Vielleicht war es aber in diesem Fall eine Bedingung der Möglichkeit des Zusammenbleibens, was aber eine Vermutung bleibt. So wie geschildert, scheint das Stück Schrott zu sein, zwar noch gut, dass die Sache überhaupt thematisiert wird. Das Nacktauftreten eines Ehepaars bei einem subventionierten Theater zeigt, wie die sog. Staatskultur aus dem letzten Loch pfeift.

Caroline Sommerfeld

21. Mai 2025 16:37

@Maiordomus: 

Mein Mann hat gar nichts öffentlich gemacht, das war alles ich. Auf der persönlichen Ebene bereue ich es. Es gibt aber in konkreten historisch-politischen Situationen immer auch noch eine zweite Ebene. 2016/17 riß etwas auseinander, was vorher zugeklammert war durch Hedonismus und Konsum: der BRD-Generationenkonsens, im besten Deutschland aller Zeiten zu leben (in Ö etwas anders, aber strukturähnlich). Der Riß trennte abrupt "links" (68er bis zu dem, was später "woke" genannt wurde und dessen Vertreter wir in MLL noch als "SJWs" bezeichnet haben) von "rechts". Ich litt seelisch und geistig unter diesem Riß und wollte ihn unbedingt und unerbittlich so genau wie möglich und so existenziell wie möglich beschreiben. Auf dieser Ebene betrachte ich die "Dialoge mit H." und thematisch verwandte Texte und Interviews als etwas notwendig Gewesenes. 

RMH

21. Mai 2025 16:52

4 x "verhandeln" im Text, die Modefloskel der 2000er.
@Wuwwerboezer
das beanstanden Sie zu recht. Das Wort "verhandeln" hat Um- und Beschreibungen wie "thematisieren", "zum Inhalt machen", "sich auseinandersetzen" etc. zu einem guten Stück verdrängt und scheint ein sog. "key word" für alle Feuilletonschreiber zu sein, mit dem sie zeigen, dass sie "up to date" sind - zumindest haben es alle in ihren Textbausteinen standardisiert. Es wurde zu einer Floskel, wie bspw. die Einleitung fast aller Biographien "er /sie wurde geboren ALS Sohn/ Tochter eines/einer Berufsbezeichnung". Ich dachte immer, mit wird als Mensch von einer Mutter geboren und nicht als Kind von xy-Deppenbezeichnung. Aber "verhandeln" ist in der Tat eines der bullshit-bingo Wörter der letzten 10 Jahren. Ein Schlüsselwort zum wegschalten oder nicht weiterlesen.

MarkusMagnus

21. Mai 2025 17:10

Was ich mich frage:
Wieso hat die Rechte kein Theater?? Wir hätten dafür viel mehr Material als die Linken. 
Ich hätte schon ein paar gute Ideen wie wir die linken Deutschenhasser durch den Kakao ziehen.
 

Gracchus

21. Mai 2025 18:02

Das Plakat ist unter aller Sau. Ich hatte gleich schon nach der Überschrift wenig Lust weiterzulesen. Mir käme schon nicht in den Sinn, Frau Sommerfeld als "rechtspopulistisch" zu bezeichnen. Ich finde es auch übergriffig - selbst wenn Frau Sommerfeld sich exponiert hat - und in seiner Machart  scheint es ziemlich infantil. Gleichwohl scheint mir der Stoff zugegebenermaßen reizvoll. Man müsste sich dazu von den realen Vorbildern und deren Biographien lösen. Mir schwebt dann spontan eine Komödie vor, ein Konversationsstück (eine Tragödie ist es ja nicht, auch wenn manche das so sehen). M. E. ist es nicht klug, von politischen Einstellungen auf den Charakter einer Person zu schließen. Ich sehe in irgendwelchen Meinungen eher den Schaum, man kann sich auf tieferen Verständnisebenen treffen. 

Maiordomus

21. Mai 2025 18:11

@Sommerfeld. Sie wissen, dass ich Ihnen gegenüber immer Hochachtung hegte, auch wegen Ihren Verbindungen zur Anthroposophie, die zwar, ohne meine Weltanschauung zu sein, für mich u.a. wegen deren Hochhaltung des Schweizer Philosophen Troxler, aber auch dem Verständnis für Fichte und Schelling, viel bedeutet, auch das Heilungskonzept, das hinter Weleda steht, bleibt für mich gerade nach der Corona-"Epoche" ernst zu nehmen. Ich danke Ihnen ferner, dass Sie mich als Beiträger zur Schweiz-Nummer einer österreichischen Zeitschrift vorgeschlagen haben, zu einem in dieser Art gewünschten Artikel, in dem leider gerade meine Ausführungen über die Mundart, die bei uns eine binnen-identitätsstiftende Rolle spielt, aber substanziell gekürzt wurden. 
@Monika. Ihre Ausführungen kann ich gut nachvollziehen. Dabei glaube ich, auch aus Erfahrungen aus Enkel-Ebene, dass die wirklich trennenden Faktoren auf dem religiösen Gebiet liegen könnten. Hängt auch mit einer bei uns weitgehenden, zwar nicht vollständigen Implosion des kirchlichen Lebens in den letzten 60 Jahren zusammen. 
 

Gracchus

21. Mai 2025 22:41

@RMH, Wuwwerboezer: Mir ist diese eigentümliche Verwendung von "verhandeln"  freilich erst in den letzten Jahren aufgefallen. Witzigerweise als erstes bei dem linken Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt, den ML neulich mit MS, nun ja eben, verhandelt hat. Ich fand die Verwendung komisch, fragte mich, woher kommt das, und verhandelte mit mir innerlich, ob ich den Sprachgebrauch aufnehmen soll. Allerdings so richtig drüber aufregen kann ich mich auch nicht. 

Olmo

21. Mai 2025 22:57

Für Sommerfelds Glossarium für den Psychokrieg bin ich bis heute dankbar, das war und ist noch eine wirkliche Lebenshilfe für mich. 
"... um zu verstehen, wie diese Wesen ticken und warum sie Zuspruch bekommen."
Herr Hetzl, Ich empfehle Stuttgart! Diesen Kontrast zwischen Deutschland aber normal und Failed State zu erleben, könnte zu einem Aha-Erlebnis führen.

Speng

22. Mai 2025 00:00

"2016/17 riß etwas auseinander, was vorher zugeklammert war durch Hedonismus und Konsum: der BRD-Generationenkonsens, im besten Deutschland aller Zeiten zu leben"
Mit Hedonismus und Konsum geht's doch seitdem auch weiter, nur auf niedrigerem/prekärerem materiellem und sicherheitspolitischem Niveau. "Dekadenz ohne Glanz" wurde dies an anderer Stelle einmal genannt. Es ist eher ein Wunder, dass es nicht schon viel früher geknallt hat.
Im Idealfall hätte 2015 (für uns als Volk/Nation/Gesellschaft) wirklich Anlass genug geboten, sich mit unseren Lebenslügen der (späten) BRD auseinanderzusetzen und den neuen Konsens nicht allein auf Sand und Fressen für alle zu bauen. Diese heilende Roßkur ist mittlerweile bestenfalls angelaufen und deren Erfolg ist in hohem Maße unsicher. Aber es bleibt spannend.
 
Noch ein Wort zum Theaterstück: Eigentlich eine reizvolle Idee, aber natürlich steht der eigene Dünkel mal wieder im Weg, etwas wirklich Interessantes daraus zu machen.  (Bornierte) Linke projezieren immer!

MarkusMagnus

22. Mai 2025 08:52

"Ich empfehle Stuttgart! Diesen Kontrast zwischen Deutschland aber normal und Failed State zu erleben, könnte zu einem Aha-Erlebnis führen."
@olmo
In Stuttgart war ich neulich. Ging so. Ich bin das Frankfurter Bahnhofsviertel gewohnt. Das kann ich empfehlen. Wenn du da unbeschadet zur Innenstadt kommst, verdienst du das Einzelkämpferabzeichen III ( Modern Urban Warfare). 
Nur keine Angst vor den Maximalpigmentierten direkt gegenüber vom Bahnhof, die sind nett und verkaufen nur Gras. Direkt dahinter geht's dann aber los...
Detroit-Feeling garantiert. 
 

Monika

22. Mai 2025 08:58

@ Maiordomus Ja, ich bin mir sehr sicher, dass die trennenden Faktoren auf dem religiösen Gebiet liegen ! Mein Theaterstück zu diesem Thema würde heißen "In der Welt habt ihr Angst". Die Rechten haben Angst vor Überfremdung, Untergang des Volkes durch Ersetzung. Die Linken haben Angst vor dem Untergang der Welt durch Klimawandel, Ausbeutung im Kapitalismus, usw. Und ja, für beide Gruppierungen ist diese Angst eine existenzielle Erfahrung. Nun sind Ängste immer ernst zu nehmen, unabhängig davon, ob die dazu führenden Gedanken richtig oder falsch sind. Weshalb die Konfrontation beider Parteien ( rechts gegen links und umgekehrt) völlig kontraproduktiv ist. Deshalb sagt Jesus in Joh 16,33 nicht, dass die Angst zu überwinden sei, sondern :"...aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Das ist nicht Weltflucht, sondern eine innere Distanz zu den Übeln dieser Welt, ermöglicht durch letztlich Gottvertrauen und die Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden kann. Die Jugend ist in dieser Welt gefangen. In ihrer Angst suchen sie Schutz und Sicherheit in ihrer Blase und trauen sich nicht in die Freiheit hinaus. @ Frau Dr. Sommerfeld, auch ich habe Dialoge mit meinen Kindern verschriftlicht, Briefe an sie und an meine Enkelin geschrieben . Das hilft ungemein. Die Briefe liegen im stillen Kämmerlein...

Ein gebuertiger Hesse

22. Mai 2025 09:16

@ Monika
"Meine  Erfahrung über die Jahre ist, dass auf der Sachebene sich vieles vernünftig klären ließe, es auf der emotionalen Ebene aber nicht zusammenkommt."
Oha. NOW we're talking.
Es stellt sich, immer wieder, die Frage, warum das nicht zusammenkommt. 

ESOEN

22. Mai 2025 12:26

Von der Grundidee (entgegengesetzte politische Einstellungen in einer Ehe/Partnerschaft) wäre ein solches Theaterstück durchaus interessant zu konzipieren und anzuschauen. Allerdings müsste und könnte dies nur in einer Alternativ-/Parallelwelt funktionieren und so überrascht es wenig, dass der tief linksgrün getränkte Kulturraum im deutschsprachigen Westen, das so anschaulich von ML beschriebene obige zustande gebracht hat.
Wahrlich eine vertane Chance, denn aus eigener Erfahrung (und möglicherweise würde EK mir hier aus ihren jüngsten Beobachtungen zustimmen, s. Kaplaken 94) krankt es zwischen den beiden Geschlechtern bei weitem nicht nur an den (wenn zutreffend) unterschiedlichen politischen Einstellungen. A. D. 2025 ist zwischen westlichen (i. S. v. europäischen Kontinent) Männern und Frauen etwas fundamental zu Bruch gegangen und/oder gestört, und zwar so, dass selbst eine nahezu deckungsgleiche politische Einstellung kein Garant und auch nicht zwingend eine Hilfestellung für eine gelungene Beziehung/Ehe ist.
Wie viel man wohl in einem ernstgemeinten Theaterstück hätte eruieren und zeigen können? Nun denn.
 

Majestyk

22. Mai 2025 12:31

Die Kraft die stets das Gute will und stets das Böse schafft.
Wer im Leben falsch abbiegt und nicht bereit ist das zu korrigieren und mit falschen Prägungen zu brechen kann so oft falsch abbiegen wie er will, er kommt trotzdem nicht auf den rechten Weg. 
Gott bewahre uns vor den Idealisten und den Opportunisten die ihnen folgen.

Laurenz

22. Mai 2025 15:11

Was dieses Theaterstück soll, weiß ich nicht. Partnerschaften sind in meinen Augen was sehr Privates, auch wenn ich darüber in der Vergangenheit sehr entspannt schrieb. Erklärungen, welche Entscheidungen zur Partnerschaft erklären, bleiben letztendlich immer nur Erklärungen & erleuchten nicht. Man weiß nie, ob die Erklärung wirklich stimmt. Wir oder hier das Publikum, finden Erklärungen nur interessant, weil wir es als soziale Wesen gewohnt sind, zu tratschen. Ich kann mich jetzt nach vielen Jahren nur an eine einzige Erklärung EKs bezüglich Ihrer Entscheidung erinnern. Als Außenstehender kann man maximal Eindrücke ohne Gewähr schildern. Ich muß dem Teilnehmer @Monika zustimmen. Bis 1990 lebte auch Deutsche Politik, zumindest formal, unter einem fremden Souverän & mußte sich benehmen. Heute bedeutet als Rechter "mit Linken reden", als politischer Atheist, also als Realist, mit politisch Gläubigen, also Utopisten oder besser Geisteskranken zu reden, was nicht wirklich möglich ist, weil man die Debatte in der Logik grundsätzlich gewinnt. Heutzutage hat die geisteskranke Linke die Macht, bedeutet, man wird gecancelt, von der Polizei abgeholt, in den Kopf geschossen, verliert seinen Job & wird als Ketzer (Nazi) beschimpft. Es bleibt hier nur eines zu tun, die Macht generieren.

vasco gadamer

22. Mai 2025 16:57

"Frakturschrift"
Die wurde ja im NS durch Antiqua ersetzt. Der immer gleiche Unsinn.
In solch wichtigen Fragen wie Gott oder Einwanderung kann man ohnehin nicht auf einen grünen Zweig   kommen.
Am Ende ist es nur eine Frage, ob man auf Seiten Gottes -- d.i. Gott Vater, Christo Jesu -- oder Satans steht, um Vox Day zu zitieren. Der auch Deutschland bedenkt:
https://voxday.net/2024/09/19/the-economic-decline-of-germany/
https://voxday.net/2024/02/12/the-third-economic-destruction-of-germany/
https://voxday.net/2024/02/08/communism-clown-world/
Er ist mit Martin van Creveld befreundet, der ja in "War and Migration" zum Schluß kam, daß Einwanderung Krieg sei und vice versa:
https://arkhavencomics.com/product/twbw10/
Denn der Linke sieht ja auch die Heilige Schrift, also Gott, als rechtsextrem an (schon das Ehegebot, das vor allem auch Kinder schützt, die unter Vaterlosigkeit leiden, was auch die Rechte wenig kümmert, ist in deren Augen zu viel des Guten).
Martin Lichtmesz hat das ja auch nicht verstanden: Autorität ist entweder Gottes oder es gibt keine. Woher sollte die auch kommen? Denn Fleischessen ist ja erlaubt. Sonst könnte ich mich auch töten, da ich mein Leben nicht mag und wäre bereits erlöst -- oder müßte dies ewig bereuen.

Laurenz

22. Mai 2025 17:58

@Vasco Gadamer ... nicht nur die Nationalsozialisten haben die Schrift ins kleine Latein verändert, sondern Ungarn & Türken auch. Und bei denen gibt es dieselben Leute, wie Sie, die das kritisieren. Man hat hier, wie üblich in unserem Universum, 2 Seiten. Die eine erleichtert die Kommunikation, die andere betrauert den Verlust der eigenen traditionellen Kultur. Chinesische -, Japanische - & Koreanische Schrift ist daher sehr isolationistisch. Frau Weidel kann Chinesisch. Rudolf Heß konnte Arabisch. Ihre Selbstsicherheit, bezüglich Gottes Autorität, entbehrt jeder Basis. Denn Sie mutieren Gott durch Ihre Debatte zu einem menschengemachten Luschen-Gott, was man daran erkennen kann, daß in allen Religionen, Geisteshaltungen, (politischen) Strömungen, jeder nach seinem Gutdünken, seinem Gusto, Gott für sich in Anspruch nimmt (zB Gott ist queer). Damit kommt niemand weiter. Ich hätte, wäre ich Gott, da keinen Bock drauf, hin & her geschubst zu werden. Im Prinzip haben alle Ihresgleichen "Gott mit uns" auf der Koppel stehen. Wenn Sie wollen, daß Gott tatsächlich Gott ist, dann müssen Sie aufhören, ihn zu debattieren & zu interpretieren. Lassen Sie ihn doch einfach machen, anstatt ihm & anderen Befehle zu erteilen.

Maiordomus

22. Mai 2025 19:55

@Monika. Bis anhin einflusslos auf meine Enkel, dafür auf einige Dutzend ehemaliger Schüler nachhaltige Wirkung gewonnen, schliesse somit nicht aus, dass dies in 30 bis 40 Jahren bei Nachkommen anders sein kann als heute, schon weil man physisch nicht mehr vorhanden ist. Dies halte ich auch bei Ihnen für möglich. Wenn Ihre Nachkommen dereinst zum xten Male Dummschwatz hören über religiöse Menschen, von Dritten natürlich, werden Sie automatisch realisieren, dass die Haltung ihrer Mutter und Grossmutter vielleicht zwar nicht die ihrige war, dass dieselbe aber garantiert nicht auf intellektuellem Dummschwatz beruhte. Ja, wenn man mal, vielleicht nur ausnahmsweise, die Grossmutter oder den Grossvater fragen könnte! Kommt dazu, dass deren Haltungen und Einstellungen im allgemeinen gerade nicht so sind, wie die Enkel sich das vorstellen. Noch heute gilt dann und wann ein Wort von Reinhold Schneider aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, in der er mit keiner offiziellen Mainstream-Lesart übereinstimmte: "Wo die Enkel nicht handeln, handeln die Ahnen."  "Handeln" indes in einem sehr übertragenen Sinne.  

Ingelore

22. Mai 2025 20:22

Jede Diskussion , wenn sie Frucht bringen und eine Bereicherung sein soll , muß von den gleichen Voraussetzungen und Ausgangspunkten ausgehen. Das ist  aber meistens  nicht der Fall..Entweder glaube ich an einen Gott , der mich geschaffen hat , dann ist er Schöpfer und ich bin Geschöpf oder es gibt ihn nicht , dann ist mein Leben der Beliebigkeit überlassen und ich mache von meiner Freiheit mit minimaler Einschränkung Gebrauch. Beide Sichtweisen folgen einer völlig anderen Logik und haben auch unterschiedliche Konsequenzen(Beispiel :Abtreibung )Für den einen ,ein Gott gewolltes Geschöpf mit Würde , für den anderen ein Zellklumpen im eigenen Leib.) Die Therminologie des Glaubens ist fremd , "nicht mehr zeitgemäß , uncool", (Augenrolen vorprogramiert!)Wichtige Begriffe stehen daher nicht mehr zur Verfügung. Hinzu kommen unzählige Wortneuschöpfungen ,ursprüngliche Worte sind nicht mehr auf den eigentlichen Sinn geeicht , sinnentfremdet oder sinnverändert  .Auch werden Sachverhalte und Tatsachen beliebig uminterprätiert .Die Debatte  entwickelt sich zu einem rethorischem Schlachtfest. In den Talkshows wird vorgelebt , dass man nur noch kontrovers zu debattieren hat , das gemeinsame Erörtern eines Themas , zuhören , verstehen ,  nachvollziehen findet gar nicht mehr statt. Dafür braucht es Zeit , die nimmt sich keiner. In meiner Familie sind alle links , daher Kontaktabbruch aus Überzeugung. Ich stimme @ vasco dagama zu und @ majestyk auch.@monika verstehe ich sehr gut.

Laurenz

22. Mai 2025 22:07

@Ingelore ... Entweder glaube ich an einen Gott , der mich geschaffen hat, dann ist er Schöpfer & ich bin Geschöpf oder es gibt ihn nicht, dann ist mein Leben der Beliebigkeit überlassen ... Warum schreiben Sie nicht, daß Sie das glauben, was Ihr gutes Recht ist. Sie tun aber so, als sei es wissenschaftlich erwiesen, daß es nur diese beiden Optionen/Realitäten gäbe. Die Wissenschaft (Skandinavistiker, Germanische Philologen, Mythologen & Literaturwissenschaftler) stellt sich ziemlich dämlich an, ob wir nun aus Heimdalls Geschlecht sind, oder nicht. Man weiß noch nicht einmal, wer in der EDDA "wir" ist. Ich gehe davon aus, die Asen (Germanen aus dem Osten) meinen sich. Viele Menschen glauben an Götter, welche den Menschen nicht erschaffen haben. Selbst der weibliche Atheist muß anerkennen, daß der "Zellklumpen" im Leib nicht der eigene ist, hat er doch andere Gene, die eines eigenen Individuums. Von daher ist Abtreibung auch bei Atheisten offensichtlich legalisierter Mord.

Monika

23. Mai 2025 09:12

Die unerträgliche Schwere des Lebens mit Linken rührt m.E. weniger aus politischen oder metapolitischen intellektuellen Differenzen, sondern aus emotionalen Unverträglichkeiten, die auf einer anderen Ebene angesiedelt sind. Das gibt es überall. Die politische Konnotation dieser Unverträglichkeiten kann mit Humor kenntlich gemacht werden. ( siehe eingollan). Das birgt eine Menge an Komik. Ein Theaterstück, das nur gegenseitige Klischees bestätigt, ist nurmehr langweilig, da können noch so viele Nackte rumhüpfen. Mich kostete es immer Überwindung, meine Söhne in ihren linken WGs zu besuchen ( das ist GSD vorbei). Einmal ging ich durch die zugestellten und mit linken Parolen beschmierten Flure in die WG ( mein Sohn befand sich im Bad) u. stand vor einem fragenden, mir unbekannten Mitbewohner. Mir entfuhr: "Hallo, ich bin die Putzfrau, ich soll den versifften Laden hier aufräumen." Ungläubiges Stauen. Ich: " War nur ein Scherz, ich bin die Mutter von L." Erleichtertes Lachen. Und dann das obligatorische Eröffnungsritual : " Magst Du einen Tee ? " G e r n e. ( das ist immer ein muffig schmeckender Yogi-Tee mit Sinnspruch, was ich hasse. ) Der gleiche Humor ist immer ein Indikator dafür, dass es eine (wenn auch kleine) Verstehensbasis gibt. 

RMH

23. Mai 2025 09:16

OT 2: Nachdem neuerdings in Theaterstücken, Büchern und Filmen offenbar wie auf dem Basar oder vor Gericht "verhandelt" wird, fällt die bullshit-bingo Formulierung der "gelesenen" Person zunehmend auf. "Als Frau/ Migrant/ etc Gelesener" etc. . - da bleibt einem nur noch der Einwand, dass man gar nicht lesen kann und sich als Analphabet durch diese unsensible Ausdrucksweise diskriminiert und in seiner Menschenwürde verletzt fühlt.

Monika

23. Mai 2025 09:24

@Maiordomus, das ist ein sehr tröstlicher Gedanke, Verständnis bei den Ahnen zu finden. Oder bei den Ahnen der anderen, den kollektiven Ahnen, etwa in der Literatur ( siehe Kafka: Brief an den Vater, war für mich seinerzeit eine Offenbarung). Tröstlich finde ich auch die sog. familienkritischen Stellen im Neuen Testament, wo Jesus von seinen "wahren Brüdern" redet, die nicht mit den biologischen Brüdern identisch sind. Oder mit politischen Gesinnungsgenossen. Wir können frei werden von den unseligen Bindungen. 

Ingelore

23. Mai 2025 10:55

@ laurenz  Das Thema ist : Warum können sich bestimmte Menschengruppen nicht mehr verständigen ,ob rechts oder links ,es hat religiose Gründe , stellte @majodormus fest , @ monika bestätigte das .Ich lieferte in meinem Beitrag ein konkretes Beispiele von Gegensätzlichen Denkrichtungen mit Unterschiedlichen Voraussetzungen , die die Unnmöglichkeit eines gemeinsamen Nenners aufzeigen sollen .Sie interprätieren meinen Beitrag  auf ihre Weise ,sie machen genau das , was ich im Text kritisiere.  Das Nominose läßt sich nicht wissenschaftlich erfassen , die Wissenschaft  mag helfen , ist jedoch nicht der Schlüssel .Es gibt andere Wahrnehmungspotentiale in der menschlichen Seele , die Vernunft spielt auf dem Weg zum Glauben eine große Rolle , das Spekulations -und  Kombinationsvermögen und die Schlussfolgerungen , sowie das Gewissen , die Geschichte , die Theologie und die Philosophie , die Kirchenväter , die Heiligen , die Bibel usw.  Das Christentum ist eine Offenbarungsgeschichte, Gott offenbart sich. Der Mensch kann das erkennen , wenn er im Stand der Gnade ist. Der Grundsatz ist jedoch immer: Prüfet alles , behaltet das Gute .Doch wägt alle Dinge ab und haltet an dem fest , was wirklich gut ist.(1.Thes.5,21) Denken sie mal darüber nach , warum sie sich durch meine Anmerkungen provoziet fühlen , das wäre ein guter Anfang zur Selbstreflexion. 
 

Majestyk

23. Mai 2025 11:42

Was mich ja interessieren würde, wieviele Fördermittel in so ein Agitationsprojekt fließen. Über Julian Hetzel läßt sich wenig in Erfahrung bringen, abgesehen von ca. 13 Jahren Kunststudium und einer Unterstützung durch die Onassis Foundation mit Sitz in Vaduz die u.a. soziale Gerechtigkeit, Diversität und Inklusion fördern möchte. An künstlerischen Projekten fördert die Stiftung u.a "Performances von Künstlern mit Migrationshintergrund, Dokumentarfilme über Fluchterfahrungen, Workshops mit Geflüchteten". Man versteht sich als Förderer einer offenen, demokratischen Gesellschaft. Dass man als Einwanderungskritiker keine faire Darstellung von einem Protegé jener Stiftung erwarten kann verwundert nicht wirklich.

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