Der Islam und die Rechte – Anstöße

In den vergangenen Wochen gab es innerhalb des weiten »rechten« Feldes einen komischen Streit über den richtigen Umgang mit »dem« Islam.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Die größ­te kon­ser­va­ti­ve Online-Buch­hand­lung Antai­os hat nun Titel zusam­men­ge­stellt, und zwar aus dem ver­lags­ei­ge­nen Pro­gramm eben­so wie aus ande­ren Häu­sern. Es geht in die­sen Publi­ka­ti­nen ent­we­der aus­schließ­lich (»Ist der Islam unser Feind?«) oder in wich­ti­gen Stel­lung­nah­men (»Die ent­fes­sel­te Frei­heit«) um unse­ren Umgang und unse­re Einschätzung :

Ist der Islam als Ein­heit, die es so gewiß nicht gibt, oder nur ein sei­ner extrem aggres­si­ven und zuletzt mas­siv mobi­li­sie­ren­den Radi­kal­form – Sala­fis­mus, Waha­bis­mus, sun­ni­ti­scher Neo­fun­da­men­ta­lis­mus – eine Bedro­hung für das Abend­land und die Chris­ten­heit außer­halb Europas?

Die­se Fra­ge wur­de für das »neu­rech­te« Milieu im Rah­men einer Ver­an­stal­tung des Insti­tuts für Staats­po­li­tik (IfS) bereits 2012 so aus­gie­big wie ergie­big beant­wor­tet. Karl­heinz Weiß­mann war damals noch Wis­sen­schaft­li­cher Lei­ter des IfS, und sei­ne Aus­füh­run­gen beim Ber­li­ner »zwi­schen­tag« ver­die­nen es, über das ope­ra­ti­ve Tages­ge­schäft hin­aus als Maß­stab wahr­ge­nom­men zu werden.

Jen­seits der inhalt­li­chen Quint­essenz der Weiß­mann­schen Aus­füh­run­gen besit­zen die vor­lie­gen­den Video­aus­schnit­te nicht zuletzt auch des­halb beson­de­re Rele­vanz, weil Weiß­manns Gegen­spie­ler in die­ser offe­nen Dis­kus­si­on, Micha­el Stür­zen­ber­ger, bis heu­te als der Wort­füh­rer jener Krei­se gel­ten muß, die aus einem migra­ti­ons­skep­ti­schen Grund­kon­sens des rech­ten Milieus einen exklu­siv islam­feind­li­chen machen wollen.

Mas­sen­mi­gra­ti­on, offe­ne Gesell­schaft, trans­at­lan­ti­sche Selbst­ver­pflich­tung und hedo­nis­ti­sche Lebens­ent­wür­fe wer­den dabei expli­zit befür­wor­tet; nur »der« Islam (samt sei­ner »lin­ken Kol­la­bo­ra­teu­re«) erscheint als das zu über­win­den­de Hin­der­nis auf dem Weg in eine fried­li­che, bun­te, glück­li­che Zukunft des Kon­sums und Genus­ses west­li­cher Prä­gung, ohne stö­ren­de Relik­te wie Wer­te- und Gemeinschaftsorientierung.

Daß die­se binä­re Denk­wei­se (der freie Wes­ten vs. der unfreie Islam) trotz ent­hal­te­ner Teil­wahr­hei­ten (isla­mi­sche Pres­su­re groups in West­eu­ro­pa wer­den ja tat­säch­lich zah­len­mä­ßig domi­nan­ter, im Auf­tre­ten selbst­ge­rech­ter und aggres­si­ver) gefähr­lich, weil ahis­to­risch, apo­li­tisch und ver­däch­tig nah an tota­li­tä­ren Erlö­sungs­leh­ren ist, wird von Weiß­mann in den Tei­len 5 und 6 unmiß­ver­ständ­lich dargelegt.

Die Tei­le 1 bis 4 sind eben­so emp­feh­lens­wert und bei You­Tube in schlech­ter, gleich­wohl aus­rei­chen­der Qua­li­tät abruf­bar; doch wer sich mit den Schwer­punk­ten der Aus­ein­an­der­set­zung begnügt oder zeit­öko­no­misch gese­hen Prio­ri­tä­ten set­zen muß, soll­te die Vide­os 5 und 6 konsultieren.

Wer die­se Aus­ein­an­der­set­zung span­nend fand, kann dann direkt zu den gedruck­ten The­sen kommen.

Wir haben uns bei der ein­füh­ren­den Aus­wahl »Der Islam und die Rech­te« für sechs Titel ent­schie­den, die das inner­rech­te Mei­nungs­spek­trum breit abde­cken, poli­ti­sche Ana­ly­sen ent­hal­ten und, über­dies, ins Tief­grün­di­ge­re vorstoßen.

+ Ist der Islam unser Feind? ist so etwas wie die erwei­ter­te Print­va­ri­an­te der Aus­füh­run­gen Weiß­manns. Sie nimmt ihren Aus­gang von der Wie­der­kehr des Reli­giö­sen, stellt den aktu­el­len Stand der Islam­for­schung dar und ana­ly­siert die gegen­wär­ti­ge Situa­ti­on in Deutsch­land; es geht um »eth­ni­sche Land­nah­men«, demo­gra­phi­sche Kata­stro­phen und libe­ra­le Wei­chen­stel­lun­gen vs. Redu­zie­rung kom­ple­xer Pro­zes­se auf »den Islam«.

Man kann salopp for­mu­lie­ren, daß in die­ser Islam-Stu­die der dies­be­züg­li­che Kon­sens von Karl­heinz Weiß­mann und Erik Leh­nert über Ellen Kositza und Götz Kubit­schek bis hin zu Mar­tin Licht­mesz und Bene­dikt Kai­ser, also der alten bzw. neu­en Kern­mann­schaft der Sezes­si­on, ent­hal­ten ist. Man kann und soll­te die IfS-Stu­die hier bestel­len.

+ Dar­über hin­aus haben wir aus unse­rem eige­nen Ver­lags­spek­trum zwei Autoren prä­sent, deren Stand­punk­te wohl die Gren­zen mar­kie­ren. Einer­seits han­delt es sich dabei um Thor v. Wald­steins Ansatz. Sei­ne »The­sen zum Islam« suchen eine brei­te­re Ver­stän­di­gung mit isla­mi­schen Akteu­ren bei schrof­fer Ableh­nung des uni­ver­sal-west­li­chen Kul­tur­kamp­fes; sie sind, neben ver­schie­de­nen wei­te­ren Auf­sät­zen und Anstö­ßen, abge­druckt im Sam­mel­band Die ent­fes­sel­te Frei­heit, der hier lie­fer­bar ist.

+ Das eben­so auf­schluß­rei­che Gegen­stück ist eine frü­he Arbeit Man­fred Klei­ne-Hart­la­ges. Das Dschi­had­sys­tem, das man hier bestel­len kannn, plä­diert für strik­te Fer­ne zu allen isla­mi­schen Strö­mun­gen, weil es einen Kern des Islam gebe, der immer wie­der krie­ge­ri­sche Hand­lun­gen her­auf­be­schwö­ren wür­de. Die­ser Kern wird von Klei­ne-Hart­la­ge akri­bisch beleuchtet.

Bei der Ankün­di­gung die­ses Titels scha­det für Außen­ste­hen­de der Hin­weis nicht, daß Klei­ne-Hart­la­ge so man­che Posi­ti­on aus die­ser Stu­die im wei­te­ren Lau­fe sei­ner For­schungs­ar­bei­ten abschwäch­te oder kor­ri­gier­te; er lie­fert somit den anschau­li­chen Beweis dafür, daß der Tür­öff­ner Islam­kri­tik nicht bei Islam­kri­tik ste­hen­blei­ben muß, son­dern sich zu einer umfas­sen­den Libe­ra­lis­mus­kri­tik mit ein­ge­bet­te­ter Isla­mi­sie­rungs­kri­tik fort­ent­wi­ckeln kann, wenn man wei­ter bohrt. Das Ergeb­nis der Klei­ne-Hart­la­ge-Denk­ar­beit ist dann wie­der­um hier nach­zu­voll­zie­hen. 

Wei­te­re Titel von Sad­akat Kadri, Lai­la Mir­zo und Til­man Nagel run­den den Bücher­schrank ab, der Ori­en­tie­rung bie­tet und zur eigen­stän­di­gen Beschäf­ti­gung mit einem kom­ple­xen The­ma anre­gen soll.

Daß ein rech­tes Mosa­ik auch beim Islam­dis­kurs ver­schie­de­ne Posi­tio­nen inte­grie­ren und “aus­hal­ten” kann, zeig­te im übri­gen die Online-Debat­te zwi­schen Thor v. Wald­stein und Sieg­fried Ger­lich. Wäh­rend der ent­schie­de­ne Geg­ner des west­li­chen Uni­ver­sa­lis­mus v. Wald­stein in sei­nen The­sen, sie­he unter ande­rem hier, Ver­stän­di­gungs- und Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft in Rich­tung gewis­ser Strö­mun­gen des isla­mi­schen Glau­bens signa­li­sier­te, sah Ger­lich Anlaß zum vehe­men­ten Wider­spruch (Teil 1 der Ger­lich-Gegen­re­de hier).

Es geht also gera­de nicht um Gleich­schal­tung des Mosa­iks, son­dern um die auch zum Selbst­schutz erfor­der­li­che Set­zung von Gren­zen. Die Mosa­ik-Rech­te, die weit mehr als ihr lin­kes Pen­dant einen effek­ti­ven »Koope­ra­ti­ons­ver­bund kri­ti­scher Kräf­te« (Hans-Jör­gen Urban) dar­stellt, muß sich selbst ohne Zwei­fel jede Men­ge Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft abver­lan­gen. Ein Ver­ein­heit­li­chungs­an­spruch wird dabei auch in bezug auf die isla­mi­sche Her­aus­for­de­rung nicht gestellt, weil die Ein­zel­tei­le des Mosa­iks durch­aus als eigen­stän­di­ge Akteu­re mit eigen­stän­di­gen Stand­punk­ten erkenn­bar sein sollten.

Die­se Viel­falt stärkt die Bin­de­kraft des rech­ten Mosa­iks, weil sie Wider­sprü­che aus­hält und mög­lich macht und ver­schie­de­ne Per­so­nen­krei­se anspre­chen und poli­ti­sie­ren kann. Unter­schied­li­che Lebens- und Denk­wei­sen müs­sen zusam­men­ge­führt wer­den, ohne eine Fusi­on (im Sin­ne einer inhalt­li­chen Ver­schmel­zung) zwin­gend nach sich zu zie­hen. Dies fest­ge­stellt, wird man nicht umhin­kom­men, mit dem­sel­ben Nach­druck zu beto­nen, daß eine gemein­sa­me Ein­sicht in die Ursa­chen der gro­ßen Mise­re der letz­ten Jahr­zehn­te – nicht der letz­ten drei­ein­halb Jah­re – unab­ding­bar ist.

Man kann treff­lich strei­ten über die »rich­ti­gen« Dosie­rungs­an­tei­le der all­fäl­li­gen Syn­the­sen einer Neu­en Rech­ten zwi­schen sozi­al und libe­ral, natio­nal und euro­pä­isch, tra­di­tio­nal und modern, bewah­rend und auf­spren­gend, kon­ser­va­tiv und revo­lu­tio­när, refor­mis­tisch und trans­for­ma­to­risch usf.

Wor­über man nicht strei­ten kann, will man sei­ne ele­men­ta­ren Grund­sät­ze nicht negie­ren, sind indi­vi­dua­lis­ti­sche Ideo­lo­gien, hedo­nis­ti­sche Exzes­se, das unbe­irr­te Ver­wen­den geg­ne­ri­scher Begriffs- und Denk­wel­ten oder reduk­tio­nis­ti­sche und dadurch emi­nent gefähr­li­che ideo­lo­gi­sche Irr­we­ge, wie sie bei­spiel­haft von Karl­heinz Weiß­mann wider­legt wurden.

Der Auf­trag einer Mosa­ik-Rech­ten heißt unver­än­dert, ganz wie vor zwei Jah­ren, eine Rech­te zu schaf­fen, in der vie­le Rech­te Platz haben. Dafür ist, trotz z. T. har­ter inhalt­li­cher Dis­pu­te, kein ideel­ler Ver­ein­heit­li­chungs­wil­len nötig, und eben­so­we­nig wer­den Prei­se für gegen­sei­ti­ge Sym­pa­thie­be­kun­dun­gen ver­lie­hen; not­wen­dig bleibt hin­ge­gen cha­rak­ter­li­che Hygie­ne und die Akzep­tanz eines durch­aus trag­fä­hi­gen und, bei allem Mei­nungs­streit, ideen­po­li­ti­sche Hete­ro­ge­ni­tät ermög­li­chen­den Grundkonsens.

Die Sezes­si­on wünscht sich in ihrer Abon­ne­ment­wer­bung seit jeher aus­drück­lich »jene Leser, denen die Kom­ple­xi­tät der Welt und die Dif­fe­ren­ziert­heit des rech­ten Den­kens nicht ver­bor­gen blei­ben«. An die­sem Axi­om hat sich nichts geän­dert, weder in der Ära Weiß­mann noch unter Chef­re­dak­teur Kubit­schek. Das macht die Zeit­schrift seit ihrer Grün­dung aus, und das ist ihr ele­men­ta­rer Bei­trag zur mosa­ik­rech­ten Arbeitsteilung.

Also: Hier geht es zum Islam-Bücherschrank.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (53)

Dieter Rose

29. Juni 2019 10:36

ich frage mich,
wie man mit einer "Religion"
ins Gespräch kommen,
Ergebnisse erzielen will,
deren Grundaussage ist:
der Koran hat
das unveränderbare Wort Allahs
zum Inhalt.

Was will man da an gegenseitigem
Verständnis erwarten?

Lotta Vorbeck

29. Juni 2019 11:46

Der Islam nimmt bei seinem (erneuten) Vordringen nach Süd-, Mittel- und Westeuropa sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne aufgegebenes Gelände in Besitz.

Dort wo die Bewohner fest zum Eigenen, der eigenen Geschichte, der eigenen Tradition, dem eigenen Volk, der eigenen Lebensart und ja, der eigenen Scholle sowie zur Bewahrung/Weitergabe all dessen stehen, ist's schwierig bis unmöglich eine schleichende Übernahme/Verdrängung der Autochthonen überhaupt in Gang zu setzen.

Einer der Hauptakteure im "komischen Streit über den richtigen Umgang mit »dem« Islam" [BK], ist ein auf der Balearen-Insel Mallorca residierender, ehemals beim Springer-Verlag tätiger, nun freischaffender "Youtuber".
Dieser "Youtuber" äußerte in einem seiner jüngst publizierten Videos: "Ich bin kein Deutschtümler ... ich bin durch und durch amerikanisiert."

Es wäre zu fragen, ob "jene Kreise, die aus einem migrationsskeptischen Grundkonsens des rechten Milieus einen exklusiv islamfeindlichen machen wollen" [BK], wobei "Massenmigration, offene Gesellschaft, transatlantische Selbstverpflichtung und hedonistische Lebensentwürfe explizit befürwortet werden" [BK], möglicherweise einfach nur ein ihnen momentan einträglich erscheinendes Geschäftsfeld zu beackern versuchen?

zeitschnur

29. Juni 2019 11:57

Es gibt drei Spiegelflächen, ein "Feind-Dreieck", mit dem wir vom historisch weströmischen System beliefert werden, je nach Geschmack eben, nach dem Motto "für jeden etwas": die Rechten, die Linken und den Islam. Dabei wird suggeriert, es handle sich um frei agierende, subversive, geistig unabhängige, "echte" Feindentwürfe.

Was den Islam betrifft: Er ist gewissermaßen das "älteste" Feindkonstrukt. Ob er es war, der auf dem Balkan "den" chaotischen Unfrieden geschaffen hat? Ich sehe das historisch erheblich anders, denn auf dem Balkan verlaufen mehrere Schnittlinien, u.a. und nicht zu unterschätzen auch die zwischen der angeblich schismatischen Orthodoxie und Rom. Kroatien galt Rom immer als "Fort" des Katholizismus im "abgefallenen Feindesland", und nur daher sind gewisse katholische Exzesse auf dem Balkan zu erklären (Stichwort: "Ustasha"). Dass dabei die Muslime interessanterweise v.a. mit dieser katholisch-aggressiven Stoßtruppe gemeinsame Sache machte, sollte uns doch ein paar Fragen stellen lassen. Der Balkan ist historisch und gegenwärtig immer noch der Anlandungsort, von dem aus Rom die ganze Orthodoxie zurückerobern will für sich. Wer es nicht glaubt, sollte sich in diese Sache vertiefen und verbindliche römisch-kirchliche Texte erforschen und auch das taktisch äußerst gewiefte Vorgehen der letzten Päpste des gesamten 20. Jh. Eine schüchterne Freiheit mochte manchmal aus Benedikt XVI. herausschimmern: wir wissen, dass er sich nicht halten konnte, aber wenigstens überlebte.

Im Filmlink wird erwähnt, dass die Herkunft des Islam unklar ist. Klar ist, dass wir im Mittelalter in den Quellen keinen "Islam" haben. Stattdessen ist die Rede von der "haeresis Sarazenorum", also der Häresie der "der Sara Entlaufenen" (Bezugnahme auf die Flucht und Vertreibung Hagars, der Mutter Ismaels, vor Abrahams rechtmäßiger Ehefrau Sara, die allerdings in der Genesis von Gott mit einer Verheißung versehen wird, obwohl sie als - von Abraham auf Geheiß Saras - sexuell missbrauchte Sklavin ursprünglich keine Verheißung hatte. In der Wüste beteiligt Gott selbst sie an der Verheißung, die eigentlich nur Abraham und Sara galt - eine äußerst komplexe Sache schon im AT)

Woher also diese merkwürdige Religion kommt, wird heute rekonstruiert. Man entdeckt, dass den Korantexten frühchristliche Texte zugrunde liegen und die angeblich arabischen Bezugnahmen erst als aramäische überhaupt einen historisch nachvollziehbaren Sinn ergeben.
Im Zentrum der islamischen Differenz steht der Prozess der Dogmatisierung der Trinitätslehre. Diese Lehre wurde zwischen 325 und 1215 unter Bücherverbrennungen und Blutvergießen "entfaltet". Die Orthodoxie vollzog ab einem bestimmten Ausmaß der Lehrentwicklung diese Definitionen Roms nicht mehr mit, am deutlichsten vielleicht bewusst bei der "filioque"-Frage.

Der Islam stellt in dieser Auseinandersetzung um den einen Gott den äußersten Antipoden zu Rom dar. Zugleich macht aber gerade dies auch stutzig, und man fragt sich doch spontan, ob es nicht vielleicht nur ein dialektisches Spiel ist, das Rom uns hier vorspielt, denn alles andere - v.a. ein auf beiden Seiten sehr ähnlich verstandenes, knallhartes religiös-universalistisches communio-Konzept (islamisch die "umma") kommen sich gerade hier fast wie Zwillinge am nächsten, näher als es eine andere Religion je könnte. Nirgends sonst gibt es diese totale Proklamierung des "unum" (s. hier auch Habecks Ideenwelt!) der ganzen Menschheit, die das Individuum dermaßen beschneidet, formatiert und unterwirft. Dass beide Religionen in hellenistischen Entwicklungen fußen und nur von ihnen her überhaupt begreiflich werden, wird mir immer bewusster. Daher: Was hat es im letzten Ende mit der Trinitätslehre oder dem monotheistischen Gottesbild auf sich? Warum wurde diese Lehre samt ihrem Antipoden entwickelt (sie fußt kaum wirklich auf dem Neuen Testament, auch wenn viele das behaupten!)? Lesenswertes zu beiden Themen schrieb der katholische Theologe Karl-Heinz Ohlig. Aber damit fangen die Fragen ja erst an, vielleicht auch die Notwendigkeit einer neuen Geschichtsschreibung zu den Themen. Und: die bestürzende Erkenntnis, dass das Christentum, das wir als authentisch als das "Eigene" annehmen, eine ebensolche Depravation darstellt wie der Islam... und wir alle Verführte und Betrogene sind, die man auch noch genüsslich aufeinander hetzt...

Wer also so radikal den Islam auf den Prüfstand stellt, sollte sich klarmachen, dass er damit automatisch auch das Eigene auf den Prüfstand stellt. Vielen, v.a. Erzkatholiken, ist das nicht klar. David Bergers hedonistische Alternative verkennt - obwohl er sich doch selbst so vehement gegen den Würgegriff der Kirche gewehrt hatte! - wie ähnlich sich die Konzepte strukturell sind. Ob dabei Frauen geschlagen werden dürfen oder nicht, ist keine zentrales Indiz für was auch immer. Auch im christlichen Abendland durften Männer ihre Frauen schlagen und Zwang über sie ausüben, und der Catechismus Romanus befiehlt Frauen geradezu diktatorisch, sie müssten ihren Mann "gleich nach Gott" hochachten und sollten nur ja nicht "wagen, das Haus ohne seine Erlaubnis zu verlassen". Es stimmt zwar, dass solcher Wahnsinn nicht in der Bibel steht und ihr sogar widerspricht (im Ggs zu Sure 4 zB), aber wir entdecken, dass auch bei Hardcore-Protestanten durchaus tendenziell auch eine solche Einstellung gegen die Frau aus der Bibel abgeleitet werden kann, obwohl nichts dergleichen darin steht... Auch der westliche Hedonismus ist nichts weiter als ein Negativ dieser Struktur. Radikales Traditions-Christentum ebenso wie die dialektische Polarisierung dazu im Hedonismus unserer Tage ähnelt dem radikalen Islam daher in den Methoden der Denkungsart oft mehr, als es beiden Seiten bewusst ist, auch wenn solche Christen heute (nicht in der Geschichte!) nicht so blutrünstig sind.

Ungeklärt ist für mich übrigens die Frage, woher der Gründer des Salafismus eigentlich stammte, denn diese Person des Abd el Wahhab im 18. Jh (! ja erst da, zeitgleich mit dem Jakobinismus, der Errichtung dieser merkwürdigen Konzeption der Jesuitenreduktionen in Paraguay und der Gründung des Illuminatenordens durch den Jesuiten Adam Weishaupt!) ist für mich eines der dunkelsten Kapitel der islamischen Geschichte: woher kam der plötzlich und woher hatte er seine irrsinnigen Ideen? Und wer stützte ihn eigentlich, diesen Irrsinn durchzusetzen, denn die islamischen Araber wollten weder ihn noch seinen Irrsinn - das scheint nachgewiesen! Weiß da jemand etwas drüber oder kennt vielleicht weniger bekannte Forschungen drüber auf Deutsch, Englisch oder Französisch - das interessiert mich wirklich sehr? Auffallend ist, dass der Westen ausgerechnet diese Richtung seit Jahrzehnten unterstützt und alles, was aus dem Salafismus kam, sowohl finanziell als auch militärisch mächtig gemacht hat. Diese Puscherei begann dann massiv vor ca 100 Jahren. Und wie gesagt: Rom stand dem ebenfalls merkwürdig moderat gegenüber, um es vorsichtig auszudrücken. Bis heute. Alles, was der Islam an originellen, eher mystischen und regional abweichenden Traditionen entwickelt hatte, die es in meiner Jugend noch lebendig gab (!), ist inzwischen fast total verschwunden und vernichtet worden - ebenfalls mit westlicher Unterstützung.

Kurzum: aufgrund alleine dieser wenigen Hinweise sollte niemand sich auf "den" Islam als "den" Feind stürzen. Die Sache ist viel, viel komplizierter. Islamische Menschen aber sind selbst einfach so oft Opfer eines Framings, das es ihnen sehr schwer macht, Distanz dazu einzunehmen. Sie werden nicht nur vom Paradies ausgeschlossen, wenn sie das tun, sondern auch aus ihren sozialen Verbänden, zu denen es dort wenige oder kaum Alternativen gibt. Sie wollen keine bedrohten Ausgestoßenen sein. Vor allem, solange man sich seiner Sache noch nicht "sicher" ist, kann man ein solch großes Wagnis auch kaum abverlangen.

silberzunge

29. Juni 2019 12:00

Zustimmung.
Die Rechte sollte sich viel stärker dem widmen, was unter "Liberalismus" firmiert.

Laurenz

29. Juni 2019 12:41

Wenn wir in unsere neuere Geschichte schauen, also später als die 2malige Verteidigung Wiens und den Abwehrschlachten gegen El-Andaluz in Frankreich, stellen wir fest, daß sich das 2. Reich massiv dem Islam und dem Judentum anbiederte um quasi dann von beiden verraten zu werden. Die Osmanen hatten nicht den politischen Willen wirklich über den Suez-Kanal zu setzen, um den Briten in Ägypten den Garaus zu machen, und auch die heute sogenannten Palästinenser kollaborierten, zu ihrem eigenen Leidwesen, 2x malig mit den Briten im letzten Jahrhundert. Die deutschen Juden verrieten ebenso das Kaiserreich politisch, und wendeten sich Britannien zu (siehe auf Youtube "The Great War, Folge 167, in der der Kaiser schon früher als die Briten den Zionisten Israel anbot). Die Nationalsozialisten wendeten sich 1939 von den Juden bezüglich der Kriegserklärung Britanniens an das Reich ab. Weiterhin unterhielten die Nationalsozialisten gute Beziehungen zu islamischen Vertretern. Immerhin sprach Rudolf Heß fließend arabisch. Diese "guten" Beziehungen hatten aber geo-strategisch keinerlei Auswirkungen.
Kann man daher nicht irgendwann aus den bereits gemachten Erfahrungen etwas lernen und die Beziehungen zu muslimischen Volksgruppen auf das wesentliche und im Ausland beschränken?

Theologische Betrachtungen, wie die von der 2013 verstorbenen Frau Birkenbihl, siehe hier https://youtu.be/gtVb1YHcHxw, mögen zwar korrekt analysiert sein, aber was nutzt das in Anbetracht dessen, wenn sich ähnlich dem Christentum auch, die wenigsten Gläubigen an die jeweiligen Gebote halten?

Ein kleiner Blick in die Geschichte Mohammeds klärt auf. Wir wissen von 13 Jahren mekkanischem Islam, der sich geistig integrierend und relativ friedliebend gestaltet. Wie viele Anhänger, heutzutage Follower, gewann Mohammed in dieser Zeit? Genau, ca. 150.
Als Mohanmed für die letzten 10 Jahre seines Lebens nach Medina emigrierte, änderte sich der Ton im Quran entscheidend. Mohammed unternahm ca. alle 6 Wochen bestialische Kriegszüge, sicher in dieser Zeit nichts ungewöhnliches. Und seine Nachfolger führten mit den islamischen Eroberungen diese blutrünstige, das Dunkle Mittelalter erzeugende Morden fort. Letzteres ist der wahre und erfolgreiche Islam.
Wer sich ein wissenschaftliches historisches Bild machen will, kann sich gerne einige der vielen Vorträge von Herrn Bill Warner auf youtube anschauen, die das wahre Ausmaß dieser Katastrophe veranschaulichen. Da Bill Warner auch die psychologische Seite im westlichen Verhalten gegenüber dem Islam anspricht ("Why we are afraid"), geriet er massiv unter Druck, wenn auch mehr aus us amerikanische Befindlichkeiten heraus, und reduzierte Seine Schlußfolgerungen weg von der Ethnie auf den politischen Islam hin.
Da der Quran Reformen verbietet, bleiben die Inhalte die historisch originalen. Da bleiben als Maßnahmen für das Abendland nur restriktive.
https://youtu.be/-wugWj42pLI

limes

29. Juni 2019 14:31

Vom Leserprofil der Abonnementwerbung bei Sezession fühle ich mich sehr angesprochen, und auch den drittletzten Absatz des Aufsatzes von Benedikt Kaiser ("Worüber man nicht streiten kann ...") unterschreibe ich gerne.

Gerade deshalb stoßen mich bei den verlinkten Islam-Thesen Thor von Waldsteins der aggressive Antiamerikanismus ab und seine Parteinahme für die Palästinenser zu Lasten des demokratischen Israel, die mit Kolportage begründet wird ("Wer als 16jähriger Palästinenser zuzusehen gezwungen ist ...").

Besonders abstoßend von Waldsteins Wortwahl unter Punkt 7, mit der "die" US-Amerikaner beschrieben werden als "eine puritanisch-bigott gesinnte, körperlich deformierte, geistig enteignete und politisch vollständig fremdbestimmte Menschenansammlung jenseits des Atlantik".

Lotta Vorbeck

29. Juni 2019 15:53

@Dieter Rose - 29. Juni 2019 - 10:36 AM

"... ich frage mich, wie man mit einer "Religion" ins Gespräch kommen, Ergebnisse erzielen will, deren Grundaussage ist: der Koran hat das unveränderbare Wort Allahs zum Inhalt. ..."

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Verhält man sich als Volk, genau so, wie in Max Frisch's "Lehrstück ohne Lehre - Biedermann und die Brandstifter" in Gestalt des Haarwasserfabrikanten Gottlieb Biedermann darstellt

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+ Szene 1:
Biedermann, der zuvor seinen Angestellten Knechtling mitleidlos entließ, gefällt sich in der Rolle des Altruisten, läßt auf Bitten seines Dienstmädchens den ersten Brandstifter ins Haus und auf dem Dachboden übernachten.

+ Szene 2:
Biedermanns Ehefrau Babette, möchte den sich schlecht benehmenden Übernachtungsgast vor die Tür setzten, dieser verweist auf "seine schwere Kindheit" - und darf bleiben. Sich als Vertreter einer Feuerversicherung ausgebend, steht der zweite Brandstifter klingelnd vor der Haustür.

+ Szene 3:
Beide Brandstifter lärmen die Nacht über auf dem Dachboden herum. Beim halbherzigen Versuch, den ersten der Brandstifter hinauszuwerfen, bemerkt Biedermann, daß es sich indessen um zwei Übernachtungsgäste auf seinem Dachboden handelt, sowie die dort bereits lagernden Benzinfässer. Einem Polizisten, der Biedermann die Nachricht vom Selbstmord seines zuvor entlassenen Angestellten überbringt und der sich bei dieser Gelegenheit nach dem Inhalt der Fässer auf dem Dachboden erkundigt, sagt Biedermann, in den Fässern befände sich Haarwasser. Biedermann gibt sich arglos, sagt, er rieche keine Benzin und außerdem dürfe man nicht in jedem Menschen nur das Schlechteste sehen wollen.

+ Szene 4:
Biedermann bekommt es mit der Angst zu tun, will sie sich die Brandstifter gewogen machen und lädt sie deshalb zum Abendessen ein. Im Beisein Biedermanns unterhalten sich die Brandstifter über geeignete Zündmittel zum Entfachen eines Brandes. Biedermann hilft den Brandstiftern beim Ausmessen der Zündschnur.

+ Szene 5:
Eine Gans für das Abendessen wird gebraten. Biedermann weist die als Bittsteller auftretende Witwe seines entlassenen Angestellten ab.

+ Szene 6:
Abendessen, Biedermann kredenzt den Brandstiftern seinen besten Wein. Als Feuerwehrsirenen zu hören sind, freut sich Biedermann, daß es in seinem Hause nicht brennt. Einer der Brandstifter erklärt unumwunden, man würde die Feuerwehr zunächst immer möglichst weit vom künftigen Brandort fortlocken. Biedermann steckt den Brandstiftern "als Zeichen seines Vertrauens" heimlich ein Päckchen Streichhölzer zu. Ein mit den Brandstiftern paktierender Jurist erscheint, um eine Erklärung zu verlesen, in der er sich von den Taten der Brandstifter distanziert. Biedermanns Haus beginnt zu brennen.

+ Nachspiel:
Biedermann & Ehefrau Babette wähnen sich im Himmel, weil sie (so meinen sie), ja stets die "10 Gebote" befolgt hätten, müssen aber erkennen, in die Hölle geraten zu sein. Nicht nur Biedermanns Haus, sondern die gesamte Stadt ist abgebrannt. Biedermann, der darauf beharrt "nichts anderes getan zu haben, als alle anderen auch", hält sich für unschuldig und fordert Entschädigung.

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welchen Sinn sollte es dann überhaupt noch haben, mit den Brandstiftern ins Gespräch kommen zu wollen?

Läßt man die Brandstifter gar nicht erst ins eigene Haus ein, erübrigen sich sämtliche, die Situation ohnehin nur weiter verschlimmernden, hilflosen Verrenkungen und Unterwerfungsgesten des Herr Biedermann.

Die Langfassung dieser (brandaktuellen) Tragikomödie, verfilmt im Jahre 1963, ist hier anzuschauen: https://youtu.be/jrGmNXjjDNk

Lotta Vorbeck

29. Juni 2019 15:58

@limes - 29. Juni 2019 - 02:31 PM

"... Besonders abstoßend von Waldsteins Wortwahl unter Punkt 7, mit der "die" US-Amerikaner beschrieben werden als "eine puritanisch-bigott gesinnte, körperlich deformierte, geistig enteignete und politisch vollständig fremdbestimmte Menschenansammlung jenseits des Atlantik"."

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Zwei Fragen an Sie, hochverehrter @limes:

+ Frage №.1:
Wann waren Sie zuletzt selbst in den USA?

+ Frage №.2:
Welcher Art von Leuten sind Sie dort begegnet?

RMH

29. Juni 2019 17:49

Was ist eigentlich aus der einstmals bei Antaios verlegten Schrift "Europa verteidigen" geworden?

https://sezession.de/28240/fjordman-europa-verteidigen

Aus-/ Abverkauft und vergessen?
Kositza: Ja ist schon lange ausverkauft.

Wie auch immer, ich hätte lieber Thor v. Waldstein vergessen und mehr führe ich dazu nicht aus, denn sonst wird es nicht frei geschaltet werden. Immerhin, limes, streift es ja auch schon …

Niekisch

29. Juni 2019 17:58

Auch auf die Gefahr hin, daß mir wieder einmal Formalismus vorgeworfen wird: die mit dem Islam bzw. seinen Varianten zusammenhängenden Fragen sind derart kompliziert, daß es ohne ein Prüfschema nicht vorangehen kann. Es gilt zunächst einmal für diejenigen Muslime, die sich nach den rechtlichen Gegebenheiten der Bundesrepublik Deutschland mit nicht entziehbarer deutscher Staatsangehörigkeit auf deren Hoheitsgebiet aufhalten, weil hinsichtlich anderer Konstellationen ggflls außerislamische Gesichtspunkte eine Rolle spielen.

Dreh- und Angelpunkt sind Art. 4 I und II GG. Danach sind die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses unverletzlich. Nach II wird die ungestörte Religionsausübung gewährleistet.

Wir kommen nicht umhin zu prüfen, ob es sich beim Islam mit seinen Schattierungen überhaupt um einen Glauben mit religiösem Bekenntnis handelt. Da die drei Säulen religiöser Glaube, Staatlichkeitsstreben und eigene Rechtsordnung den Islam tragen, stellt sich die Frage, ob hier nicht eine politische Bewegung mit religiösem Beiwerk ohne Schutz der Religionsfreiheit vorliegt. Ist dies bejaht, erhebt sich die weitere Frage, ob dieses Konstrukt nicht unter den grundgesetzlichen Schutz der Weltanschauungsfreiheit fällt. Auch hier dürfte eine Antwort nicht leicht sein. Kommen wir nicht zu einer politisch- weltanschaulichen Bewegung, dann ist zu klären, was im Rahmen der Freiheit der äußeren, über den unbeschränkbaren inneren Glauben hinausgehenden Religionsausübungsfreiheit hinaus Muslimen im Rahmen unserer Rechtsordnung erlaubt ist. Staatlichkeitsstreben und eigene Rechtsordnung - Scharia - dürften ausgeschlossen sein. Die Rechtsprechung der bundesdeutschen Gerichte ist disparat.

Selten erörtert wird die Frage, wie nicht dem Schutz der Religions- und Weltanschauungsfreiheit unterliegende Ambitionen von Muslimen zu beurteilen sind. Können mit der Androhung von Zwangsmaßnahmen gegen Abweichler, Paralleljustiz, Betrachten der BRD als "religiöses" Okkupationsgebiet, Bereitstellen unseres Hoheitsgebietes für ausländische Organe und Repräsentanten, geheimdienstliche Tätigkeiten strafrechtlich bewehrt werden? Kommen Delikte wie Bildung einer kriminellen Vereinigung oder Staatsschutzdelikte in Betracht kommen?

Integrationsüberlegungen und Freund - Feind- Festlegungen sollten erst als zweiter Schritt in Gang gesetzt werden, weil die Diskussion ansonsten Gefahr läuft, sich im Uferlosen zu verlieren.

cnahr

29. Juni 2019 18:30

Das ist alles sehr gelehrt und ganz überflüssig. Konversionen von Europäern zum Islam sind nach wie vor selten. Der Islam in welcher Form auch immer stellt eine Bedrohung nur durch nicht-europäische Masseneinwanderung dar. Wird diese abgestellt und zurückgeführt, hat sich die ganze Diskussion erledigt. Wer über den Islam im heutigen Kontext überhaupt groß diskutieren will, hat diese Perspektive bereits verloren und den Bevölkerungsaustausch akzeptiert.

Der_Juergen

29. Juni 2019 18:33

Wer im April 2018 bei "Sezession" noch nicht mitlas, dem sei die damals hier erschienene Debatte zwischen Thor von Waldstein und Siegfried Gerlich sehr ans Herz gelegt. Meine persönliche Position lag und liegt zwischen dem plump propagandistischen Prozionismus Gerlichs -
dessen Islamkritik andererseits fundiert war - und der ahistorischen, romantisch-naiven Islamverklärung von Waldsteins.

Mit Leuten wie David Berger und Michael Stürzenberger, deren "Rechtssein" sich auf Islamkritik beschränkt, habe ich wie wohl die meisten Foristen herzlich wenig gemein. Wer Bergers "Philosophia perennis" liest, stellt rasch fest, dass der Autor ein glühender Verfechter des globalistisch-liberalen Systems mit all seinen Schurkereien ist; wenn er sich gegen die islamische Invasion wendet, dann darum, weil er im Gegensatz zu anderen politisierenden Homosexuellen a la Volker Beck Grips genug hat, um zu kapieren, dass seinesgleichen in einem islamischen Staatswesen an einem Baukran enden wird. Und Stürzenberger outete sich u. a. dadurch, dass er unlängst auf PI eine der gröbsten Lügen des Systems, die NSU-Lüge, ohne jede Notwendigkeit verteidigte, als Angehöriger der gelenkten Opposition.

Wenn mir einige Worte zu meiner persönlichen Entwicklung in dieser Frage gestattet sind: Bis vor einigen Jahren war ich rabiat antizionistisch und entsprechend hundertprozentig propalästinensisch, neige heute aber einer Politik der Äquidistanz im palästinensisch-jüdischen Konflikt zu. Dass die Atommacht Israel deutscher Solidarität nicht bedarf, liegt auf der Hand (abgesehen davon, dass es höchst unwürdig ist, jemandem, von dem man ständig Tritte bekommt, noch die Füsse zu küssen), aber welcher Palästinenser hat je etwas für Deutschland getan? Eine (ohnehin unmögliche) Zerstörung Israels liegt mitnichten in deutschem Interesse. Man kann sich nämlich nur allzu gut vorstellen, wohin die Israelis dann flüchten würden.

Den Kritikern der israelischen Besatzungspolitik (die mir nach wie vor nicht gefällt) sei nebenbei in Erinnerung gerufen, dass auf einen von Juden getöteten Muslim wohl hundert oder mehr von anderen Muslimen getötete Muslime kommen. Ob der Islam je eine echte zivilisatorische Kraft war, darüber mögen die Spezialisten debattieren, aber dass er seit Jahrhunderten keine solche mehr ist, bedarf kaum eines Beweises. Daran ändert auch die Tatsache nicht, dass es sehr edle und kultivierte Muslime gibt.

heinrichbrueck

29. Juni 2019 18:44

"Ich bin kein Deutschtümler ... ich bin durch und durch amerikanisiert."

„Deutschtum ist Freiheit, Bildung, Allseitigkeit und Liebe – dass sie‘s nicht wissen, ändert nichts daran.“ J. W. von Goethe

Eisenach

29. Juni 2019 18:57

Obwohl es bereits herausgestellt wurde, dass das Buch von Kleine-Hartlage nicht uneingeschränkt empfehlenswert ist, möchte ich das noch einmal bekräften:

"Das Dschihad-System" beruht im wesentlichen auf den Ansichten so genannten "Counter-Jihad"-Bewegung, sozusagen dem Ahnen der heutigen liberalen Islamkritik. Diese Bewegung ist wenig mehr als eine Art pro-israelische, metapolitische Propaganda im Nahost-Konflikt.
Das delegitimiert nicht diese Bewegung selbst, als Nationalstaat haben Israel bzw. Israels Unterstützer natürlich auch das Recht, schlecht über ihre Feinde zu reden, aber der Wissensgewinn ist dementsprechend.

Das Islambild, das in der publizistischen "Counter-Jihad" Bewegung konstruiert wurde, ist ein enorm starres und unflexibles, zudem höchst modernes, welches weitgehend spiegelbildlich an den Fantasien moderner Islamisten über die Mobilisierungs- und Einigungskraft ihrer Ideen orientiert ist.

Wenn man bereits Tilman Nagel im Programm hat, dann braucht man dieses Buch eigentlich nicht mehr.

Eine zusätzliche Empfehlung von mir selbst:
Eine gute Darlegung des Selbstverständnisses des modernen, intellektuellen Islamismus ist "Alternative Paradigms" von Ahmet Davutoglu, dem ehemaligen türkischen Premierminister.

Adler und Drache

29. Juni 2019 19:45

Ganz unabhängig davon, was der Islam tatsächlich ist und für uns bedeutet, bekomme ich schwere Magenverstimmungen, wenn ich mit Leuten aus dem PP-Milieu spreche. Meistens ist nicht allzuviel Denkvermögen da. Das, was fehlt, wird durch Hysterie und Vehemenz ersetzt. Es ist in jedem Fall schon fast zu spät, und bist du nicht willig, so ... schrei ich dich halt noch lauter an. Es ist ein Milieu, das meines Erachtens völlig unfähig zur Überprüfung der eignen kulturellen Fehlentwicklungen ist.

Im Grunde sind es Trotzköpfe, die um jeden Preis ihren 90er-Jahre-Liberalismus konservieren wollen ("liberal-konservativ"), wo noch alles ohne unangenehme Folgen möglich war. Sie glauben, sie haben ein RECHT darauf und müssten sich selbst nicht in Frage stellen oder ändern. Der Islam fungiert als schwarzer Peter und Sündenbock für alles, alles, was einen stört, schiebt man ihm in die Schuhe. Es ist ganz analog zum Umgang der Linken mit uns: Das angestrebte Utopia wird nicht erreicht, weil wir stören. Bei jenen: Das erreichte Utopia wird nicht bewahrt, weil der Islam stört. Es ist genuin linksliberales Verhalten plus generalisiertem Islamhass.

Der Unterschied zwischen jenen und uns: Wir sind Kritiker und Gegner der Einwanderungspolitik, sie vertreten dagegen tatsächlich eine rein "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit". Und jetzt kommts: Wenn wir uns darauf nicht einlassen wollen, eben weil wir differenzierter urteilen und tatsächlich unterscheiden wollen und können, dann werden wir da schnurstracks eingeordnet, dann sind wir genauso schlimm, weil genauso reaktionär, genauso ewiggestrig, genauso gewaltbereit usw. usf. - wir werden als Spiegelbild islamischer Terroristen dargestellt, im Grunde zwei Seiten einer Medaille. Im Ernst: Diese Leute können keine Bundesgenossen sein. Sie wollen ja nicht mal Deutsche sein. Sie sind nur andere Vertreter eines dummen und verkommenen Linksliberalismus. Mit Einzelnen mag ein Bundesschluss möglich und sinnvoll sein, insgesamt sollte man überlegene Distanz wahren und sich dem Betrieb der Burg widmen wie alle Tage. Es kommt kein Entsatzheer.

quarz

29. Juni 2019 23:07

"der Islam als Einheit, die es so gewiß nicht gibt"

Wie ist denn „so“? Da keine Spezifizierung der unterstellten Missrepräsention benannt wird, bleibt es bei jenem floskelhaften Generaltadel mangelnder Differenzierung, der mir insbesondere in Bezug auf den Islam ob seiner ebenso inflationären wie argumentscheuen Routine auf die Nerven geht. Insbesondere aber auch deshalb, weil gerade in diesem Fall exzessive Differenzierung die Erkenntnis mehr behindert als fördert.

In den 1400 Jahren seines Bestehens hätte der Islam mehr als genug Zeit gehabt, zur Differenzierung einladende Facetten zur Geltung zu bringen. Aber von Anfang an hat er sich uns als äußerst aggressive Ideologie präsentiert, die neben sich nichts in Würde und Frieden bestehen ließ, sondern alle, die sich ihm nicht beugten, bei jeder sich bietenden Gelegenheit entweder als weitgehend entrechtete Bürger minderer Klasse unterjochte oder in Massen tötete. Kaum ein Jahr in der langen Geschichte des Islam ohne Versuche, die Grenzen des Territoriums zu erweitern, auf dem der auf die ganze Welt abzielende Herrschaftsanspruch umgesetzt werden soll.

Aber wie könnte es auch anders sein? Die Verfasstheit dieser Religion lässt ja kaum Spielraum für respektvolle Koexistenz mit konkurrierenden Ansprüchen. Sowohl ihre religiösen Fundamentaltexte als auch die maßgeblichen Denk- und Rechtsschulen verpflichten den Moslem auf ein Herrschaftsunterfangen, dem sich niemand beugen kann, der sich selbst nicht völlig aufgibt. Und etwaigen Relativierungen auf den „historischen Kontext“ ist durch den Umstand vorgebeugt, dass der Koran als wörtlich diktierte Botschaft gilt, bei der kein Mensch als fehlerhaftes und deshalb der Korrektur zugängliches Vermittlungsmedium fungiert. Dass die geradezu grotesken interpretativen Verzerrungen einer winzigen Minderheit von „liberalen Muslimen“ die große Mehrheit nicht überzeugen können, weil sie in allzu offensichtlichem Kontrast zum religiösen Kanon steht, ist wenig überraschend. Als „liberale Muslime“ sind übrigens nicht jene Moslems misszuverstehen, die deshalb einen konzilianten Lebenswandel pflegen, weil sie ihre Religion entweder nicht besonders gut kennen oder nicht besonders ernst nehmen, sondern diejenigen, die glauben, diese (zur Begeisterung rotgrünbewegter Zeitgenossen) durch abenteuerliche Interpretation in ein mit der europäischen Kultur kompatibles Etwas verwandeln zu können.

Dass der Islam dennoch manchen Rechten Bewunderung abringt, liegt wohl an seiner „Ichstärke“, seiner ungebrochenen Selbstgewissheit, die ihn immun zu machen scheint gegen die Dekadenz, der der Westen sein aktuelles Siechtum verdankt. Man sollte aber nicht übersehen, dass sich diese Selbstgewissheit einem Mangel an Selbstreflexion verdankt, der die Stärke nicht als Destillat von geistiger Zucht entstehen ließ, sondern als atavistische Kraftentfaltung, die sich alsbald auch gegen die eigenen Leute wendet, wenn kein Feind mehr verfügbar ist, der die Aggression nach außen kanalisiert. So wenig die heute in westlichen Gesellschaften gängige infantile Unterordnung unter das Lustprinzip als gesellschaftliche Form taugt, so wenig tut es die bedingungslose Unterwerfung unter den Furor eines rational unzugänglichen Weltherrschaftsbefehls, wie er nicht nur im Kern der islamischen Ideologie, sondern auch im Namen der Religion zum Ausdruck kommt.

Lotta Vorbeck

29. Juni 2019 23:28

DER (voraussichtlich) LETZTE STREICH DER OLSENBANDE,

eine deutsch-griechisch-balearische Slapstickkomödie, gedreht im Juni 2019 auf Mallorca, sowie an verschiedenen Orten in der BRD und im Süden Frankreichs.

Handlung:

Dr. Dr. David Olsen, ein Gentleman mit Profilneurose, befindet sich seit Wochen schon auf Sommerfrische im südfranzösischen Nizza. Während einer ausgedehnten Darkroom-Session entwickelt er einen genialen Plan.

Zurück in der BRD gründet er mit der noch fast jugendlichen, wegen Erwerbsunfähigkeit früh verrenteten, dreifachen Single-Mum Lisa Jensen zunächst die "Freien Medien".

In einem von der Fa. "Franz Jäger, Berlin" konstruierten, unverschlossenen Tresor, entdecken die beiden zufällig mehrere Päckchen Haarfärbemittel "kupferrot", sowie genauestens ausgearbeitete Verschwörungspläne.

Gemeinsam mit dem alternden, "Stürzi" genannten Stierkampfhelden Michael Jensen machen sie sich, nun zu dritt, auf zu Olli Frandsen, um von Mallorca aus das liberal-konservative Abendland zu retten.

Vor dem Auge des Zuschauers entfaltet sich eine turbulente, opulent inszenierte, an die Glanzzeiten von "Väter der Klamotte" anknüpfende Komödie.

Die Einen genießen das Leben unter der Sonne Mallorcas und generieren nebenbei phantastische Klickzahlen.

Die Anderen demontieren sich selbst, schwätzen sich um Kopf und Kragen.

Drehbuch: Erik Balling & Henning Bahs

Regie: Erik Balling

Dialogregie: Hans-Dieter Hüsch

in einer Nebenrolle: Børge Bystron

Länge: 9½ Stunden

Erstausstrahlung im GEZ-Fernsehen: steht noch nicht fest

Hinweis: Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen, realen Handlungen oder Geschehnissen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Quellen:

+ DIE OLSENBANDE
https://de.wikipedia.org/wiki/Olsenbande#6._Der_(voraussichtlich)_letzte_Streich_der_Olsenbande

+ VÄTER DER KLAMOTTE
https://youtu.be/kyMvTrvO8bA

Ratwolf

29. Juni 2019 23:36

Die heutigen neuen Syrer und Nordafrikaner, sowie die neuen Muslime vom Balkan habe ich als sehr missionarisch und dogmatisch in ihren Ansichten erlebt. Sie kontrollieren sich selber, sich untereinander und werden geführt vom den Moscheen. Sie schauen auf alle "Ungläubigen" herab. Ihre Befölkerungsperspektive über die nächsten Gegerationen in Europa ist blendend. Der Islam passt sehr wenig zur modernen innovativen Industriegesellschaft. Man geht lieber bekannte Wege nach Schema-F.

Ratwolf

29. Juni 2019 23:40

Viele Elemente des Islams erscheinen Unvereinbar(Poligamie, Zwang).
Einiges erscheint aber Sinnvoll, wie zum Beispiel eine Mäßigung beim Alkohol und die Beschneidung.

heinrichbrueck

29. Juni 2019 23:57

"Biedermann steckt den Brandstiftern "als Zeichen seines Vertrauens" heimlich ein Päckchen Streichhölzer zu."

Soll das etwas heißen, daß die Branstifter andernfalls keine Streichhölzer gehabt hätten? Man kann es mit der Dichtung auch übertreiben. Und zu glauben, nach Verdun und Stalingrad, noch ein eigenes Haus zu haben, ist eine gewagte Theorie.

Der Islam geht mich überhaupt nichts an.

Historiker erzählen immer das gleiche Märchen: Weil A passierte, geschah B. Ein Politiker weiß: damit B geschehen kann, muß A passieren. Dieser Fluß fließt in die endlose Zukunft

Und warum die Mohammedaner ins Ländle einströmen können, wird der Brandstifter schon wissen. Jetzt aber gegen die Mohammedaner in den Krieg zu ziehen, wäre wirklich ein Lehrstück ohne Lehre.

Andreas Walter

30. Juni 2019 02:30

Interessanter Kommentarstrang.

Der schönste Kommentar aus intellektueller Sicht stammt dabei (bisher) von zeitschnur.

Doch leider ist Realpolitik (Blut und Boden) genau das Gegenteil von Intellektualität (Geist).

Daher spielt es überhaupt keine Rolle, was das für Leute sind, die unser Territorium besetzten, es für sich beanspruchen. "This is my land":

(...)
Kositza: Wie gelegentlich gesagt, stellen wir Verlinkungen nur frei, wenn wir die Kommentatoren persönlich gut kennen. Wir können uns Filchen und Dokus, auf die hingewiesen sind, aus Zeitgründen nicht komplett anschauen.

brueckenbauer

30. Juni 2019 08:09

So hat halt jeder eine Grenze, die er nicht überschreiten will. Bei Berger und Stürzenberger ist es der Islam. Das halte ich für falsch: eine freiheitliche Demokratie kann nur von oben zerstört werden, und oben sitzen nicht die Moslems, sondern die "Sozialdemokraten" und "Christdemokraten".

Und bei Kubitschek ist es der "Individualismus" und "Hedonismus". Aber ein Volk wird immer aus vielen Leuten bestehen, die für sich selbst ein gutes Leben suchen - und Politik danach beurteilen, ob sie dieses gute Leben fördert oder behindert. Warum dagegen ankämpfen? Warum nicht lieber mit den Leuten und für die Leute arbeiten? Könnte man sich nicht darauf beschränken, dysfunktionale Übertreibungen bestimmter Individualismen und Hedonismen als dysfunktional zu kritisieren?

Ich bin ja sehr für das "Mosaik", aber Kubitscheks Grenzziehung halte ich für ebenso willkürlich wie Bergers.

brueckenbauer

30. Juni 2019 08:15

Sorry, ich hab zu schnell drübergelesen. Es war Kaiser und er zitiert Weissmann und spricht irgendwie für "Schnellroda" (oder glaubt das). Götz Kubitschek persönlich hat also noch Gelegenheit, sich abweichend davon aufzustellen.

brueckenbauer

30. Juni 2019 08:25

Ich habe Bergers "Patriotismus" kürzlich vorgehalten, dass er, wie bei allen anderen solchen "Patrioten", zu kurz greift: Ihr "Patriotismus" bezieht sich entweder auf eine bloße "Idee" von Deutschand oder bestenfalls noch auf die deutschen Immobilien (Stadt, Land, Fluss...) und nicht deutlich erkennbar auf die konkreten deutschen Leute.
Und da stellt sich mir jetzt die Frage: Sieht es bei Bergers Gegnern besser aus?

Gustav

30. Juni 2019 09:09

@ limes

Der theokratische Herrschaftsanspruch des Amerikanismus wird schon in den Anweisungen von 1945 für die Re-education, What to do with Germany. 1945. Distributed by Special Service Division, Army Service Forces, U.S: Army. Not for Sale, deutlich, in denen die in Deutschland durch das amerikanische Militärregime zu verwirklichende Freiheit, also democracy, wie folgt postuliert wurde: „Uns ist die Aufgabe zugefallen, Frieden und Freiheit zu retten; jene Freiheit am Berg Sinai geboren, in Bethlehem in die Wiege gelegt, deren kränkelnde Kindheit in Rom, deren frühe Jugend in England verbracht wurde, deren eiserner Schulmeister Frankreich war, die ihr junges Mannesalter in den Vereinigten Staaten erlebte und die, wenn wir unser Teil dazu tun, bestimmt ist zu leben - all over the world“. Damit hat sich der Amerikanismus als Instrument dessen verstanden, was einst vom Sinai gekommen war, um es über weltgeschichtliche Zwischenstufen - Bethlehem, Rom, England, Frankreich und endgültig Amerika - als amerikanischen Gnadenakt „für die Bundesrepublik“ als „Grundgesetz“ weiterzureichen. Dieses - die Personifizierung ist dann in der Tat angebracht - stellt in seiner Präambel „das deutsche Volk“ nicht nur unter „Verantwortung vor Gott“,
sondern auch unter der „vor den Menschen“, wobei im letzteren Falle nicht die Deutschen selbst gemeint sein können, weil dies eine „Verantwortung des deutschen Volks vor den Deutschen“ bedeuten würde, was zwar demokratisch (Selbstherrschaft des Volkes) wäre, aber schon sprachlich nicht gemeint sein kann. Unter „den Menschen“ kann deshalb nur die (restliche) Menschheit gemeint sein, welche die USA zu vertreten behaupten, wozu sich die USA legitimiert sehen, weil „Gott“ im „Gottesgericht“ des Krieges demokratischen Sieg verliehen hat.

Amerikanische (Ideologie-)Interessen werden dabei entsprechend dem deutschen Kult der auf „Eisen und Blut“ gestützten Siegerverehrung, der unmittelbar vom NS-Mitläufertum zum demokratischen BRD-Bewußtsein geführt hat, mit „Demokratie“ gleichgesetzt, was nunmehr in heiligen Büchern der bundesdeutschen Verfassungsreligion damit erklärt wird, daß „Demokratie“ auf dem Sinai gestiftet worden und nunmehr den USA anvertraut sei, um so Philosemitismus und Amerikafreundlichkeit als staatsreligiösen Bewertungsmaßstab bundesdeutscher Demokratiegläubigkeit zu erzwingen: „Die amerikanische Grundidee, der Universalismus, ergibt sich zwingend aus dem jüdischen Monotheismus. Wenn es nur einen Gott gibt, dann folgt daraus, daß auch nur eine Menschheit existiert“(So insbesondere Richard Herzinger / Hannes Stein, Endzeit-Propheten oder Die Offensive der Antiwestler, 1995, S. 39.). Da „Menschheit“ im Zuge einer Art Selbstjudäisierung( Ernst Benz, Die Wiederentdeckung der zehn verlorenen Stämme Israels auf amerikanischem Boden,) zu einem besonders auserwählten Volk nach dem Selbstverständnis der Amerikaner durch die USA repräsentiert wird, läuft „Demokratie“ auf USA-Bewunderung und die Akzeptanz von US-Befehlen als „demokratisch“ hinaus. Die deutsche Christdemokratie ersetzt dabei den auf den Papst als letzten Kirchenfürsten
ausgerichteten Ultramontanismus ihrer Vorläuferorganisation „Zentrum“ durch eine auf die USA als Erlösermacht ausgerichtete ultraozeanische Einstellung. Es ist an sich überflüssig festzuhalten, daß demgegenüber das weltliche Demokratiekonzept eher zur Betonung der Unterschiedlichkeit der wirtschaftlichen, politischen und vergleichbaren Interessen führen würde. Im Unterschied zur weltlichen Demokratie kann die religiöse „Demokratie“ (Säkulartheokratie, Wertesystem) jeweils oder zumindest tendenziell nur eine Lösung haben, weil es ja nur einen Gott gibt („ein Gott, eine Demokratie, ein Glaube“), was allenfalls unterschiedliche Paraphrasen der einen demokratischen Wahrheit erlaubt.

Die manichäischen Züge dieser Zivilreligion, die sich als „neues Zion“ konstituiert, zwingen dazu, den eigenen Auserwähltheitsanspruch mit einer Externalisierung, also einer Außenrichtung des Bösen zu verbinden. Dies geht üblicherweise mit einer fundamentalistischen, ja eschatologischen Feindschaft gegenüber den „Kindern des Satans“ einher, als die die Puritaner etwa die auszurottenden Indianer identifiziert hatten. Eine neue Stufe dieser Externalisierung ist nunmehr im Totenkult der „Amerikanisierung des Holocaust“ erreicht, der sich in zahlreichen, häufig als „Museum“ bezeichneten Kultstätten ablesen läßt: „Denn die Erinnerung an das Menschheitsverbrechen der Deutschen unter dem Hitler-Regime, den Massenmord an den europäischen Juden, bestätigt die Tugendhaftigkeit der eigenen Gesellschaft; sie befestigt den Glauben an ihre Erlöserrolle in einer Welt, die des „auserwählten Volks“ im „Neuen Zion“ jenseits des Atlantik unverändert bedarf.“

Finden Sie das nicht auch abstoßend?

Ratwolf

30. Juni 2019 09:28

Eine Diskussion über den Islam und über die Islamisierung ist schwierig.

Sie wird unterdrückt. Man kann nicht offen darüber sprechen.

Man kann zwar die übelsten Scherze über die das Christentum oder Katholiken loslassen, aber der Islam liegt bis zum EuGH unter der Protection der Herrschenden.

Die Herrschenden wollen also die Islamisierung

Gustav

30. Juni 2019 09:48

Den grundsätzlichen Unterschied zwischen Christentum und Islam hat bereits Johann von Damaskus (†754) herausgearbeitet, indem er auf der Unveränderbarkeit der Naturgesetze bestand, während der Okkasionalismus des Islam davon ausgeht, daß Gott in jedem Augenblick willkürlich die Existenz erschafft, womit das Wunder (Irrationalität) nicht zur Ausnahme, sondern zur Regel wird. Um die Allmacht des jüdischen Gottes zu betonen, hat die islamische Theologie seit endgültiger Überwindung des hellenistischen Rationalismus (falsafa) im 11. Jahrhundert überwiegend bestritten, daß es in der Welt einen Mechanismus und Naturgesetze gäbe, „da Gott unausgesetzt, von Zeitatom zu Zeitatom, in die jeweilige Situation eingreift und daraus eine neue schafft.“ Damit ist der Islam in eine vorwissenschaftlich-nachhellenistischen Phase des Judentums zurückgefallen, die dieses selbst, insbesondere in der Neuzeit, durch (Über-)Anpassung an die christlich geprägte Zivilisation in einer Weise überwunden hat, daß man es nunmehr - zu Unrecht! - sogar mit Modernität, wozu dann auch die von Zivilrechtsideologen als jüdisch angesehene „Demokratie“ gehört, identifiziert. Dagegen bleibt der Anhänger des Islam fatalistisch und damit letztlich ohne wirkliche Verantwortung seinem letztlich sehr fernen Gott unterworfen (genau dies meint der Begriff „Islam“). Freiheit ermöglicht dagegen der kulturelle Kontext des (westlichen) Christentums, indem es aufgrund des griechischen philosophischen Erbes von einem rationalen Verhalten Gottes durch grundsätzliche Selbstbindung an die von ihm festgelegten Naturgesetze ausgeht. Dadurch wird die Sachgesetzlichkeit des Weltlichen gewährleistet und eine Überdeterminierung durch religiöse Gebote vermieden, was vor allem die Ausübung der Legislativfunktion ermöglicht, die für den Islam ein grundlegendes Problem darstellt. In dieser Sachgesetzlichkeit liegt nämlich auch die Autonomie des Politischen begründet und erlaubt die Anerkennung des Staaten- und Völkerpluralismus als legitim, weil dieser den christlichen Glauben aufgrund des Eigenwerts des Politischen, der sich aus der Sachgesetzlichkeit der von Gott geschaffenen und ihm akzeptierten Menschennatur ableitet, gar nicht berührt, während politisches Denken (siyāsa) als solches außerhalb des Konzepts von dīn wa-dawla (Religion und Staat) für den Islam Häresie darstellt und auch deshalb, d.h. gerade zur Vermeidung eines Nationalismus, auf der (Selbst-) Arabisierung als religiös wünschenswerter Norm bestehen muß. Der Staaten- und erst Recht der Völkerpluralismus widerspricht nämlich, bei islamischer Negation der Naturgesetzlichkeit, der Einheit und Einzigartigkeit Gottes: „Selbst wenn jede Gruppe für sich einen entschieden monotheistischen Glauben hätte, wäre die Menschheit insgesamt polytheistisch, da sie ihre zahlreichen religiösen Richtungen nicht als ein und dieselbe identifizieren könnten.“ Das ursprünglich durchaus vorhandene Verständnis des Staatenpluralismus als Folge der ethnischen Vielfalt wurde doch ziemlich schnell zugunsten des Verständnisses aufgegeben, wonach diese Vielfalt eine Folge von Sünde und Auflehnung gegen die prophetische Sendung sei und deshalb grundsätzlich mit Gewalt bekämpft werden kann.

Das Bemerkenswerte dabei ist, daß sich diese gegen den Staaten- und Völkerpluralismus gerichtete Haltung des Propheten Mohammed im ideologie-politischen Amerikanismus spiegelt. Betrachtet man die theologische Begründung der Europaidee und die Elemente der amerikanischen Zivilreligion, dann spricht doch einiges dafür, daß sie dem Islam bereits näher stehen als dem Christentum und damit als proto-islamisch eingestuft werden müssen. Die Diffamierung der demokratischen Nationalstaaten Europas als „heidnisch“ entspricht dem Polytheismus-Verdacht, den Mohammed gegen den Staatenpluralismus vorgebracht hatte. Die Stellung Jesu in der anti-trinitarischen Zivilreligion des Amerikanismus mit seinen zahlreichen judäisierten unitarischen Sekten (Zeugen Jehovas, Adventisten etc. pp.) entspricht eher derjenigen, welche der Islam ihm zuspricht als derjenigen des traditionellen Christentums, wobei dieses im Zweifel als Rückfall ins Heidentum mit einer Aversion abgelehnt wird, der sich mit entsprechender Einstellung von jüdischer Seite deckt. Dabei darf nicht verkannt werden, daß das Aufkommen des Kalvinismus, der zentralen Konfession des Amerikanismus, nicht nur eine Re-Judäisierung des Christentums markiert, auf die der Neo-Amerikanismus so stolz ist, sondern in mehrfacher Hinsicht - radikale Mentalität, okkasionalistischer Vorherbestimmtheitsglaube, Ikonoklasmus, Ersetzung des Priestertums durch Juristen-Theologen - eine große Ähnlichkeit mit dem Aufkommen des Islam deutlich macht.

Josef Schüßlburner / Staatliche Transzendenz in der BRD Teil 3: Abrahamismus

Lotta Vorbeck

30. Juni 2019 11:20

@Ratwolf - 29. Juni 2019 - 11:40 PM

"... Viele Elemente des Islams erscheinen Unvereinbar (Poligamie, Zwang). Einiges erscheint aber Sinnvoll, wie zum Beispiel eine Mäßigung beim Alkohol und die Beschneidung. ..."

***********************************

Das impliziert zwei Fragen:

+ Frage №.1:

Braucht's zum verantwortungsbewußten Umgang mit Alkohol den Islam?

+ Frage №.2:

Worin besteht das Sinnvolle der im Islam obligatorischen Zirkumzision?

Lotta Vorbeck

30. Juni 2019 11:30

@heinrichbrueck - 29. Juni 2019 - 11:57 PM

"Biedermann steckt den Brandstiftern "als Zeichen seines Vertrauens" heimlich ein Päckchen Streichhölzer zu."

Soll das etwas heißen, daß die Branstifter andernfalls keine Streichhölzer gehabt hätten? Man kann es mit der Dichtung auch übertreiben. Und zu glauben, nach Verdun und Stalingrad, noch ein eigenes Haus zu haben, ist eine gewagte Theorie.

**************************************

1.) Zum Feuermachen braucht's nicht unbedingt Streichhölzer. Feuermachen läßt sich beispielsweise auch mit Stahlwolle. Was Haarwasserfabrikant Gottlieb Biedermann mit dem heimlichen Zustecken der Streichhölzer an die Brandstifter praktiziert, ist eine reine Unterwerfungsgeste.

2.) Auch in ein "nach Verdun und Stalingrad" nur zur Miete bewohntes, oder einem aus anderen Gründen zur eigenen Nutzung überlassenes Haus, muß man nicht jeden, der sich's drinnen auf Kosten der Miete zahlenden Bewohner bequem zu machen gedenkt, einlassen, beherbergen und großzügig bewirten.

Lotta Vorbeck

30. Juni 2019 11:34

@Ratwolf - 30. Juni 2019 - 09:28 AM

"... aber der Islam liegt bis zum EuGH unter der Protection der Herrschenden.

Die Herrschenden wollen also die Islamisierung."

****************************

Damit nähern Sie sich des Pudels Kern.

Die aus dieser Erkenntnis erwachsende, nächste Frage würde demnach lauten: "Cui bono?"

Ein gebuertiger Hesse

30. Juni 2019 11:38

Ohne den StürzenBergers das Wort reden zu wollen, halte ich es für ganz richtig, von DEM Islam zu sprechen und ihn nicht wie weiland Weißmann professoral zu differenzieren. In der Pauschalisierung schwingt stets die viel wichtigere Unterscheidung von DENEN und UNS mit. Das entspricht dem natürlichen Volksempfinden. Mir persönlich soll es vollkommen gleichgültig sein, was für ein Muslim der nächste x-beliebige Kulturfremde auf meiner Straße ist - er gehört nicht in diesen Lebensraum, das ist das Entscheidende, und ich wünschte, es würden sehr viel mehr "Abendländler" so sehen. Jede weiter- und über dies hinausführende Diskussion weicht bereits von dieser Hauptschneise ab.

Niekisch

30. Juni 2019 12:00

"läuft „Demokratie“ auf USA-Bewunderung und die Akzeptanz von US-Befehlen als „demokratisch“ hinaus."

@ Gustav 9:09: ja, bisher schon. Aber schauen wir doch, wie es bei der sog. Weimarer Reichsverfassung war. Hatten nicht die gleichen wie die von Ihnen erwähnten Kräfte auch damals das Untergangsszenarium des deutschen Volkes auf eine dem Grundgesetz ähnliche Verfassung stützen wollen? Wie lange hielt das? War dieses völkerbündlerische Konstrukt im Kleinen nicht auch schon wenige Monate nach Januar 1933 -wegen Art. 48 WRV sogar schon zuvor- evolutiv entkernt, ja entstellt, obwohl formell bis 1945 weiterexistierend? Selbst ein hypertropher Autokrat wie Hitler war schlau genug, auf dem Tiger des Weimarer Systems zu reiten, bis er zwischen seinen bestiefelten Beinen zusammenbrach.

zeitschnur

30. Juni 2019 13:00

@ Gustav

Die Bezugnahme auf Johannes von Damaskus finde ich sehr schwierig, denn dessen Darstellung der sarazenischen Häresie (Disceptatio oder disputatio Christiani et Sarazeni, Migne P. gr. 94, 1585―1598 u. 96, 1335—1348) gilt in der Forschung als ausgesprochen unzulänglich und verkürzt, um nicht zu sagen "verzerrend", und vor allem ist unsicher, ob die entsprechenden Texte überhaupt von ihm stammen.
Auch den Islam gewissermaßen als "Rückfall vor den Hellenismus" zu benennen, wohingegen das Christentum maximale Frucht aus dem Hellenismus gezogen habe, ist zwar eine bekannte katholische Darstellung der Dinge, aber sehr einseitig und schwerlich haltbar.
Was stimmt ist, dass Johannes ein ziemlich beinharter Neuplatoniker war, ein gelehriger Schüler des Pseudo-Dionysios, was schon starker Hinweis auf die Problematik sein dürfte, und seine Polemik gegen verschiedene Häretiker von daher gespeist wird.
Ob deshalb "das" Christentum neuplatonisch ist oder sein muss und der Islam genau dies nicht sein darf oder will, kann man bezweifeln. Interessante Impulse bietet diese Website zur Erforschung der frühen Islamgeschichte: http://inarah.de/sammelbaende-und-artikel/inarah-band-6/thomas-hellenistische-traditionen-im-fruehen-islam-kunst-architektur-und-literarische-libertinage/

Der Islam tradiert auf seine Weise ebenso hellenistische Überlieferungen, bzw. er tradierte sie v.a. in seiner Frühzeit vielleicht sogar mehr als die Kirche.
Der Islam kapituliert in gewissem Sinn vor der Größe Gottes, aber er tut auf seine Weise dasselbe, was auch ein Johannes von D. tat: Er will dennoch so etwas wie eine Berechenbarkeit oder Rationalität Gottes festlegen. Auch Johannes lässt sich aus über die "Über-Größe" und "Über-Göttlichkeit" Gottes, was zur typischen, neuplatonisch inspirierten "negativen" Theologie führt, die auf dem Laterankonzil 1215 zu dem Satz führte „Zwischen Schöpfer und Geschöpf lässt sich keine so große Ähnlichkeit feststellen, dass zwischen ihnen nicht noch eine größere Unähnlichkeit festzustellen wäre.“ Das heißt: Auch die Kirche weiß um die Unmöglichkeit der der Natur analogen Rede über Gott. Wir wissen nur, was Gott NICHT ist, aber was er ist, ist rational, menschlicher Vernunft nach überhaupt und in keinster Weise denkbar. Aber auch diese Theologie flüchtete sich dann doch in die Rationalität hellenistischer Emanationsmodelle, die eine Projektion menschlicher hierarchischer Machtvorstellungen auf Gott ausdrückt...
Will sagen: beides ist hochgradig widersprüchlich und... vermessen, das eine wie das andere. Denn der Islam erdreistet sich wissen zu wollen, dass Gott statisch "einer" ist - woher will denn der Islam bestimmen wollen, was Zahlen und Relationen in Gottes Sphäre sind, ob es sie dort überhaupt gibt, wo er doch andererseits sehr wohl zugibt, dass Gott jenseits der Naturgesetze ist? Hätte der Islam wirklich ein rein voluntaristisches Gottesbild, könnte er es nicht als Machtmittel missbrauchen, wie er es dem einzelnen Gläubigen gegenüber doch tut!
Das Christliche operiert an den entscheidenden heilsgeschichtlichen Punkten dagegen nicht rational, sondern überrational und übernatürlich: Gott spricht unberechenbar über Propheten, die nur er sich auswählt ohne menschliches Zutun und ihnen Dinge offenbart, auf die kein Auge, kein Ohr von der Natur her käme, da bekommt eine Jungfrau einen Sohn, und dieser Sohn geht übers Wasser, weckt Verwesende auf, macht aus Wasser Wein, heilt Kranke, treibt Dämonen aus, wird auf dem Tabor verklärt oder eben all diese "Macht" wird nicht eingesetzt (die Spötter unterm Kreuz: Warum steigst du nicht herab...) - nicht zuletzt wird die Rückkehr des Gottessohnes der reinen willkürlichen Weisheit des Vaters zugeschrieben, der alleine bestimmt, wann er was tut ("Es ist nicht an euch, tag und Stunde zu wissen"). Die Unabsehbarkeit Gottes ist im NT so stark ausgedrückt, dass es wirklich ein kirchliches Schelmenstück allererster Güte war, daraus einen berechenbaren Gott zu machen, der in die Gitternetzlinien hellenistischer Spekulationen eingefangen werden konnte. Andererseits macht sich auch der islamische Gott durch die Gestalt des Muhammad berechenbar und hat sich im Koranwort im Menschlich-Natürlichen sogar extrem unwandelbar und berechenbar festgelegt.

Kurzum: mit solchen Unterscheidungen kommt man mE der Problematik Islam/Kirche nicht wirklich auf die Spur. man spricht nur arglos die suggerierte Dialektik nach. Die Problematik liegt darin, dass die Kirche hier eine artifizielle Dialektik kreiert hat, die im Lichte der hellen Vernunft schon sofort zerfällt. Es hat seinen Grund, dass kaum einer wagt, das Thema ohne Gasmaske einfach mal frei anzusehen - weder auf christlichen noch islamischer Seite. Hinzugefügt muss werden, dass man dabei nicht einzelne islamische Schriftsteller oder einzelne Kirchenväter als pars pro toto anführen kann. Sie sprechen nur für sich. Ich sehe nicht, dass Rom den Islam als Häresie ausdrücklich verdammt hätte, auch hat das der Islam umgekehrt in den verbindlichen Texten nicht getan (dass radikale Islamisten das heute salafistisch ins Extrem führen, hängt mehr mit der Säkularisierung des Westens als dem eigentlichen Christentum zusammen - der ernsthafte, gläubige Christ gilt als einer, der sehr wohl im Besitz eines Teils der allerdings verzerrten Wahrheit sei und wird als Gläubiger anerkannt, wenn auch als Gläubiger "2. Klasse". Kirchlicherseits hat man sich durchaus mit dem Islam mehr identifiziert als etwa mit dem Judentum. Petrus Venerabilis (1. Hälfte 12. Jh) schrieb die "Summa totius haeresis saracenorum" (Darlegung der islamischen Lehre) und eine kritische Auseinandersetzung mit der islamischen Lehre aus christlicher Sicht "Liber contra sectem sive haeresim saracenorum". Alleine aus den Titeln geht hervor, dass man damals immer noch den Islam nicht "Islam" nannte, sondern als christliche "Häresie" oder "Sekte" ansah. Er ließ den Koran ins Lateinische übersetzen und wollte aufgrund dieser Übersetzung einen Wettstreit der theologischen Argumente entfachen, um diese Häresie zu widerlegen.
Und: nota bene - genau das hat nicht geklappt bis heute.

Ganz gewiss steht das Gottesbild im Zentrum, aber wie ich oben schon sagte, ist die Sache sehr, sehr komplex. Was Christen nämlich nie bedenken ist, dass auch die dogmatische Entwicklung der Kirche eine Fehlentwicklung sein könnte, wofür die dramatische Zersplitterung der Kirche gerade u.a. wegen des Gottesbildes spricht. Man glaubt, es handle sich um fixe und unveränderliche Lehren. Petrus Venerabilis dachte in diesem Sinne, man habe römischerseits doch bereits alle Häresien kassiert und "abgehakt", jetzt fehle nur noch die sarazenische Sekte.

Bei Licht besehen ist das ein römischer Wahn, der sich heute zu einem politischen Wahn ausgewachsen hat gerade aufseiten der Liberalkonservativen wie David Berger: denn weder hat man die angeblichen anderen "Häresien" und Schismen überwunden, im Gegenteil (!): sie wuchsen und wuchsen, und eine Erklärung, dass halt immer die, die sich trennen oder anders denken, falsch liegen, man selber aber Garant der Wahrheit über Gott sei, mehr als größenwahnsinnig ist... noch gar den inzwischen "Islam" genannten Glauben der Sarazenen.
Es offenbart sich etwas ganz anderes: dass die Kirche die Auseinandersetzung damit alleine schon deshalb nicht wagt, weil damit auch all ihre eigenen hybriden Definitionen auf den Prüfstand kämen. Das ist der tiefste Grund für die Verweigerung, sich mit dem Islam ernsthaft auseinanderzusetzen, eine Verweigerung, die umgekehrt auf islamischer Seite aber genau virulent und bemerkbar ist.
Kommt das eine unters Licht der Untersuchung, muss es auch das andere, und beides ist von beiden Seiten zur Aufrechthaltung einer dialektisch gespaltenen, gigantischen, über Jahrhunderte gewachsenen Manipulationskultur nicht erwünscht.
Wenn Christen im Ernst glauben, ihre Religion sei freigeistiger als der Islam, dann sollten sie endlich anfangen, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Solange ein Ignatius von Loyola in seinen Exerzitien verlangt (regula 13 im Kapitel "sentire cum ecclesia" - Papst Franziskus führt so gerne immer wieder an!), dass der Gläubige das Schwarze, das er sieht, für weiß halten muss, wenn es die Hierarchie der Kirche so befiehlt, der sollte nicht über den Voluntarismus des islamischen Gottesbildes lamentieren.

Dass aber eine völlig de-kultivierte, "säkularisierte" abendländische Gesellschaft zu bequem und zu ignorant ist, diesen riesigen religiösen Unterbau der vorhandenen Problematik überhaupt als ein wichtiges Problem zu erkennen, geschweige denn anzuerkennen, macht das Dilemma noch vollends unüberwindlich - von ein paar denkenden Köpfen abgesehen.

Eine „Rechte“, die hier anfinge, Verkrustungen aufzubrechen, wäre zu schön um wahr zu sein.

MARCEL

30. Juni 2019 13:19

Der Blick auf den Islam ist zur Gretchenfrage geworden.
Es darf zurecht nicht vergessen werden: Der Liberalismus mit seiner verwahrlosten "Toleranz" ist das Trojanische Pferd, in dessen Bauch die Krieger des Islam abwarten...
Selbst, wenn der Gegner letzlich derselbe ist (Liberalismus), sei man auf der Hut vor "strategischen Bündnissen":

"We must turn the idolaters countries into hell just as they had done to the Muslim's countries" (Abd Al-Aziz al Muqrin, Stratege von Al Qaida)

Solcherart Bündnisse würden nicht lange dauern...(siehe z.B. Kämpfe zwischen Kroaten und Bosniern in der Herzegowina)

Atz

30. Juni 2019 14:32

"deren Grundaussage ist: der Koran hat das unveränderbare Wort Allahs zum Inhalt. Was will man da an gegenseitigem Verständnis erwarten?"

Das ist eine Aussage, die sehr deutlich das Problem aufzeigt, auch in den Prämissen, etwa, dass man sich zu verständigemn habe:

Wie Luther die Bibel den Koran lesen. Die islamische Religionspraxis ergibt sich aber nicht aus Koranlektüre. Erst Recht nicht nach deutschen islamkritischen "Schriftgelehrten". Islam ist das, was man daraus macht. Auch der Glauben des Katholiken und die ultramontanen Ansichten sind ja bekanntermaßen zwei verschiedene Dinge. In der Bibel steht nichts von Ministranten, Orgel und Posaunenchor geschrieben.

Der Islam war, von Arbeitsmigranten der 60er abgesehen, in der Nachkriegszeit die Religion der Rechten in Deutschland. Wer im Bundesarchiv die SS und SD Bestände durchschaut kann weiteres sehr Überaschendes finden.

Monika

30. Juni 2019 15:25

Die Diskussion verliert sich doch sehr in Details.
1. Grundlage jeglicher Auseinandersetung mit dem Islam ist zuallererst die Tatsache der demographischen Veränderung Deutschlands und Westeuropas seit den 60er Jahren durch muslimische Einwanderer, die sich seit 2015 nochmals durch die Massenmigration verstärkt hat.

Ich selbst erinnere mich noch an Kinderzeiten, als ich „den Islam“ nur aus dem Kreuzworträtsel meines Opas kannte ( Abschnitt im Koran, 4 Buchstaben) oder aus den Märchen aus 1001 Nacht. Die dann folgende zunehmende Thematisierung des Islams in der Öffentlichkeit empfand ich als aufgenötigt . Was sollte mich der Islam überhaupt interessieren? Ich bin weder Moslem, noch Orientalist oder Religionswissenschaftler. Diese Aufnötigung war allein der „normativen Kraft des Faktischen“ geschuldet. Die Auseinandersetzung mit dem Islam und seine Annahme war keine freiwillige, etwa aus Interesse, sondern es wurde einfach behauptet: „Der Islam gehört zu Deutschland“ als die kulturelle Umgestaltung des Eigenen immer mehr zur Realität wurde (Feiertage, Kopftuch, Essgewohnheiten, Frauenbild usw.) Eine rechte Position ist m. E. geprägt vom Empfinden der Bedrohung der eigenen Kultur und der eigenen Religion. Das vereint die rechtsliberalen und rechtskonservativen Positionen.

2. Je nach persönlichem Hintergrund gestaltet sich die Ablehnung des Islam.
A) Schwule, Lesben, Transgender, Hedonisten sehen ihre individuellen Freiheiten durch den Islam bedroht. Das nenne ich die Baukranfraktion.
B) Altfeministen sehen vermeintliche Frauenrechte bedroht, Selbstverwirklichung, sexuelle Freizügigkeit, Recht auf Abtreibung, usw. siehe jüngste Veranstaltung in Frankurt mit Alice Schwarzer und Susanne Schröter)
C) diese liberalen und hedonistischen Werte vertreten auch auch schwule Exmuslime ( Ali Utlu) oder liberale Muslime ( Seyran Ates).
D) konservative Katholiken treiben die Forderungen der LGBT Fraktion und der Feministen nicht um . Man möchte selbstredend keinen Schwulen am Baukran hängen sehen und keine Ehebrecherin gesteinigt , aber die Fronleichnamsprozession ist schöner als die Loveparade und die normale Familie erstrebenswerter als schwule, lesbische, promiskuitive oder alleinerziehende Lebensmodelle. Da sind die Moralvorstellungen der „reaktionären“Katholiken näher bei den Moslems.
E) Konservative Christen huldigen auch nicht einer „friedlichen Koexistenz“ von Christen und Muslimen, nach dem Motto: Wir glauben alle an den einen Gott, sondern sie sehen sehr klar die theologischen Unterschiede zwischen Islam und Christentum. Der trinitarische Gott , der sich selbst mitteilt ist ein grundlegend anderer Gott als Allah, der gegenüber der Welt in absoluter Transzendenz verbleibt. Das hat Konsequenzen bis tief in die jeweilige Kultur hinein. Der Verlust der christlichen Glaubenswahrheiten erweist sich vor diesem Hintergrund als schicksalshaft. Die liberalistischen Nachwehen des christlichen Glaubens werden die Position des Eigenen ( das Credo) nicht verteidigen können.

Hier ist eine konservative Theologie gefragt, die das Credo in die heutige Zeit auslegt. Benedikt XVI war der letzte, der dies versuchte.
Die Nichtchristen unter den Rechten landen entweder in der Liberalen Ecke oder müssen politisch mit dem Islam paktieren.
So, jetzt mache man daraus ein Mosaik :))

Der_Juergen

30. Juni 2019 15:49

@Gustav @Zeitschnur

Ihnen beiden sage ich Dank für Ihre kenntnisreichen Ausführungen, die ich mit Gewinn gelesen habe.

Wenn man sich in Erinnerung ruft, dass nicht nur ein feuerspeiender Fanatiker wie Ignatius, sondern auch ein so grosser Geist wie Thomas von Aquin die Todesstrafe für Ketzer für angemessen hielt, wirkt die Gegenüberstellung von "intolerantem Islam" und "(relativ) tolerantem Christentum" in der Tat höchst fragwürdig. Ja, das heutige Christentum in all seinen Schattierungen ist insofern tolerant, als es keinen Glaubenszwang mehr predigt, aber diese Art von Toleranz kann leicht zu der Einstellung "In jeder Religion gibt es Gutes, und wer sagt uns, dass unsere Lehre die einzig richtige ist?" und damit zu einer völligen Relativierung und Verwässerung führen.

Im Grunde ist eine Religion, die nicht beansprucht, die einzig richtige zu sein, unglaubhaft. Warum soll jemand beispielsweise der katholischen Kirche beitreten oder, sofern er bereits Katholik ist, ihr treu bleiben, wenn er über den Protestantismus, den Buddhismus oder den Islam genau so gut zur Wahrheit vorstossen kann? Für mich ist das ein echtes Dilemma.

Einerseits halte ich mich für einen kritischen Geist, der allen Absolutheitsansprüchen skeptisch bis ablehnend gegenübersteht. Andererseits muss ich anerkennen, dass das fade Friede-Freude-Eierkuchen-Christentum der Moderne gegen eine totalitäre, zutiefst von ihrer absoluten Richtigkeit überzeugte Religion wie den Islam verflucht schlechte Karten hat.

"Gegen Allahu Akbar hilft nur Deus vult!" schreibt Caroline Sommerfeld im Sammelband "Rechtes Christentum". Aber wie viele von denen, die sich Christen nennen, glauben felsenfest an sämtliche Dogmen ihrer jeweiligen Kirche? Offenbar auch Caroline Sommerfeld nicht, denn wie könnte sie als Katholikin sonst dermassen grosse Sympathie für die Anthroposophie hegen, die ein katholischer Fundamentalist wie Johannes Rothkranz, aus seiner Sicht völlig logisch, als "Steiners Irrlehre, zusammengebraut aus christlichen und gnostischen Motiven" verdammt?

Als Kompromisslösung bietet sich ein "Kulturchristentum" an, zu dem sich auch ein Agnostiker, ja ein Atheist bekennen kann. Die Losung dieses Kulturchristentums wäre dann die Rettung der - ohne ihre christliche Komponente undenkbaren - abendländischen Zivilisation, deren Zukunft sowohl durch die islamische Szylla als auch durch die jüdisch-amerikanische Charybdis tödlich bedroht wird.

Thomas Martini

30. Juni 2019 17:21

"Wenn Christen im Ernst glauben, ihre Religion sei freigeistiger als der Islam, dann sollten sie endlich anfangen, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen." - zeitschnur

Ich versuche ja immer, die "eigene Geschichte" zu spüren, das heißt zu erfahren. Wenn es um das Christentum geht, lande ich dann wahlweise bei Bach, Händel, Allegri, Haydn, Ockgehem, Desprez. Oder bei Padre Martini. Oder - nicht selten - bei dessem kurzzeitigem Schüler Wolfgang Amadeus Mozart, der Allegris "Miserere Mei" in der sixtinischen Kapelle hörte und danach aus dem Gedächtnis notierte und so die Verbreitung des Chorals beim gemeinen Volk ermöglichte.

Wo war Mozart mehr Freigeist, in der Oper oder in der Kirche?

Habe mal gehört, der Herr Nietzsche sei Sohn eines evangelischen Pfaffen gewesen. Da muß in der islammäßig-dogmatischen Christenerziehung wohl einiges falsch gelaufen sein?

Das dazugehörige Zitat von Nicolás Gómez Dávila finde ich leider gerade nicht, aber er sei jetzt so als Zeuge dafür berufen, daß niemand einem aufgeweckten Christen etwas vormachen kann.

Felix Mendelssohn Bartholdy, der Shakespeares "Sommernachtstraum" in Töne (Gute Nacht mit Eiapopei!) fasste, konvertierte vollüberzeugt zum Katholizismus. Also im Gegensatz zu einem Gustav Mahler beispielsweise. Mit seiner christlichen Gläubigkeit soll Felix seine ganze Familie doll gemacht haben. Was weiß ich, ob das nur an den Passionen von Joh. Seb. Bach lag, die für den Komponisten ein starker Bezugspunkt waren?

Von Felix' Schwester Fanny ist eine Schilderung der Eindrücke überliefert, die sie bei einem Besuch der sixtinischen Kapelle gewann, wo sie während einer Italienreise wie einst Mozart den Klängen von Gregor Allegris großem Meisterwerk, das heißt der Vertonung von Psalm 51, lauschen durfte.

attollite portas principes vestras et elevamini portae aeternales et introibit rex gloriae qius est iste rex glorie

Michael Cretu hat diese Psalm-Zeilen auf "MCMXC a.D" bei "Sadeness" verwendet, und mit diesem Schlager ein religiös angehauchtes Musikgenre aus der Taufe gehoben. War es nicht Gómez Dávila, der meinte, daß alles was nicht religiös ist, uninteressant sei?

Rex Gloriae, davon will der moderne Mensch nix wissen. Mozart war ein Mann, der sich und seine Liebsten unbedingt dem Willen und der Veratwortung Gottes unterstellte. Was sollte daran falsch sein, und wer wollte Mozart Lektionen über den freien Geist erteilen?

Auch Hugo Ball als Pionier des Lautgedichts und als der Dadaist schlechthin; eine illustre Figur wie aus dem Katalog der Freigeister, blieb nach den Wirren des ersten Weltkriegs später bei den katholischen Mystikern hängen, und wandte sich streng dem Katholizismus zu. Boomshakalaka, und so einer schrieb immerhin die Arbeit "Zur Kritik der deutschen Intelligenz".

Die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte spricht ganz offensichtlich für das Christentum. Um das zu begreifen, muß man nicht einmal auf die Historikerin Marion Sigaut zurückgreifen - wenngleich ihre Bücher noch einmal ganz neue, bahnbrechende Erkenntnisse zur Thematik einbringen.

Was es bei Sigaut zu lesen gibt, z.B. um wen es sich bei Voltaire in Wirklichkeit handelte, finden wir in Zwischenzeilen versteckt, auch in den Briefen der Mozarts:

"wie ich allzeit am liebsten zu
hause bin, und auch allzeit an liebsten zu hause seÿn werde – oder
beÿ einen guten wahren redlichen teütschen – der wen er ledig ist für
sich als ein guter Christ gut lebt, wen er verheÿrathet ist, seine frau
liebt, und seine kinder gut erzieht –
Nun gebe ich ihnen eine nachricht die sie vielleicht schon wissen werden,
daß nehmlich der gottlose und Erz=spizbub voltaire so zu sagen
wie ein hund – wie ein vieh crepirt ist – das ist der lohn! –
der thresel sind sie wie sie es geschrieben haben 5/4 lohn aus=ständig –
daß ich hier nicht gerne bin, werden sie schon längst gemercket haben –
ich habe so viell ursachen, und die aber weil ich izt schon einmahl da
bin, zu nichts nutzen. – beÿ mir fehlt es nicht, und wird es niemalen
fehlen, ich werde aus allen kräften meine möglichkeit thun – Nun,
gott wird alles gut machen! – ich habe etwas im kopf dafür ich gott
täglich bitte – ist es sein göttlicher wille so, so wird es geschehen,
wo nicht, so bin ich auch zufrieden – ich habe dan aufs wenigst
doch das meinige gethan – wen dieß dan alles in ordnung ist, und
so geschieht wie ich es wünsche, dan müssen sie erst das ihrige darzu
thun, sonst wäre das ganze werck unvollkomen – ich hoffe auch
von ihrer güte daß sie es gewis thun werden – machen sie sich
nur izt keine unütze gedancken, den um diese gnade will ich
sie schon vorher gebeten haben, das ich meine gedancken nicht eher
ins glare setze, als bis es Zeit ist
mit der opera ist es dermalen so."

Quelle: mozarteum.at, "Wolfgang Amadé Mozart an Leopold Mozart in Salzburg, Paris, 3. Juli 1778"

PS.: Was mich abstößt sind Leute, die offensichtlich "reif für die Alliierten" (Louis Ferdinand Céline) sind.

heinrichbrueck

30. Juni 2019 19:00

@ Lotta Vorbeck 30. Juni 2019 11:30

Es gibt einen Unterschied zwischen einem Hauptgang und einem Nachtisch. Der militärische Nachtisch ist einfach kein Vorbild, höchstens ein Fruchtzwerg, auch wenn der Zwerg eine andere Sicht haben sollte. Was denkt sich so ein Zwerg eigentlich? Wird der Hauptgang erledigt, mir passiert schon nichts, schließlich habe ich Frisch oder Rousseau gelesen? Das Eigene als den Untertan hinzustellen, Heinrich Mann lieferte auch eine blöde Geschichte in diese Richtung, ist keine Anbiederung aus einer schwachen Position heraus? Ist keine Mithilfe im Spiel, wenn Deutschland wieder die Sündenbockrolle angedreht bekommt?
Daraus wird dann bei PI gleich die andere Nummer, aus einer verzogenen „Kapitänin“, das „neue deutsche Herrenmenschentum“; und die Fraktion „am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ darf loslegen. Geibels Gedicht wird verschandelt, scheint die Leute nicht weiter zu stören.

A. Kovacs

30. Juni 2019 20:31

@zeitschnur et al.
Der Islam ist eine genuin antijüdische und antichristliche Herrschaftsordnung mit religiösen Zügen. Jede andere Ansicht ist entweder uninformiert oder apologetisch. Nur ein Beispiel: Juden und Christen werden allahgewollt von islamischen Betern 17 mal täglich verflucht. Fakt ist, dass nicht nur die Linken (einschl. Grünen), sondern auch rechte Deutsche u. a. aus Antijudaismus / Antizionismus und Christenfeindlichkeit heraus mit dem Islam sympathisieren. Hinzu kommen weitere Gründe, die ich hier nicht spezifizieren will. Deshalb wird Deutschland nicht nur (!) migrationsbedingt in 30 Jahren islamisch dominiert sein. Inwieweit das deutscher Nationalstaatlichkeit und Souveränität als rechten Zielen nützt, ist schwer zu beurteilen. Es kann sein, dass ein islamisch dominiertes Deutschland wegen einer anderen Erinnerungskultur ein selbstbewussterer Staat ist. Es kann auch sein, dass eine neue homogene Herrschaftsordnung die ethnische Homogenität als soziokulturellen Kitt ersetzt. Meine persönliche Meinung ist, dass es sich dabei nicht mehr um „Deutschland“ handeln würde.

A. Kovacs

30. Juni 2019 20:53

@Der_Juergen
„Kulturchristentum“ ist genau das, was Viktor Orbán nun schon neun Jahre lang in Ungarn „predigt“; es komme bei der Unterstützung der „christlichen Demokratie“, wie er seine nicht-sozialistische, nicht-liberale Variante nennt, nicht darauf an, wie oft jemand in die Kirche geht und wie das Verhältnis des Einzelnen zum lieben Gott ist. Es ist aber die durchaus kompromisslose Haltung z. B. von Oriana Fallaci: Auch ihr als kommunistischer Atheistin war die abendländische, christlich geprägte Kultur heilig. Dazu gehört u. a., dass es zwei Geschlechter gibt, dass eine Ehe nur zwischen Mann und Frau geschlossen wird, dass Kinder einen Vater und eine Mutter haben und in einer aus diesen Teilen bestehenden Familie aufwachsen sollten etc. Das ist in Deutschland ja schon weitgehend juristisch, wenn auch weniger im Alltag passé. Und der Grund dafür ist die Christenfeindlichkeit eines großen Teils der Deutschen, die man übrigens auch hier bei den Kommentatoren spüren kann. So etwas wie eine „christliche Demokratie“ ist in Deutschland undenkbar. Und dann kommt’s halt in diesem Vakuum, wie es kommt.

ALD

30. Juni 2019 21:40

Die beste Kommentarspalte seitLangem!

Immerhin wirkt der Islam anregend auf das christlich-germanische Gemüth.

Wie gut.

RMH

30. Juni 2019 21:44

Nette Faktenhuberei und z.T. interessante Passagen, die zitiert werden. Ich bin aber in diesem Fall bzw. dieser Diskussion doch recht vereinfachend und daher auch sehr Nahe bei "Ein gebürtiger Hesse".

"Der Islam" identifiziert ohne Zweifel und ohne große Differenzierungsschwierigkeiten für jederfrau/ jedermann das Element des Fremden in Europa. Er kann hier also nur als Beimengung zu tolerieren sein, aber niemals als bestimmendes Element. Da er aber universalistisch ist, will er bestimmen. Da haben die ganzen, hier z.T. geschmähten "Transatlantiker" und Liberalen dann schon recht, auch wenn ich zur Art und Weise dieser von diesen betriebenen Koranhuberei aus meiner Sicht in diesem Debattenstrang

https://sezession.de/61308/luebcke-tauber-berger-eine-klarstellung#kommentare

schon alles gesagt habe (dort findet man ja auch bereits schon vieles von dem, was man hier erneut lesen kann).

Aber es gilt aus meiner subjektiven Sicht nach wir vor, seien froh, dass überhaupt jemand so etwas (= Islamkritik) zur Sprache bringt und buchstäblich seinen Kopf dafür hinhält.

Es war richtig, mit diesem Artikel darauf hinzuweisen, dass auch das Sezessions-Lager Islamkritik (schon seit langem!) als Pfeil in seinem Köcher hat (aber eben nicht als einzigen), aber das hier im Kommentariat dann gleich wieder die ganzen altbekannten Salven abgefeuert werden, schießt teilweise ein bisschen über das Ziel hinaus.

quarz

30. Juni 2019 21:54

@Gustav&Zeitschnur

Ein Kardinalfehler in der Bestimmung des Verhältnisses zwischen griechischem Geist, Christentum und Islam liegt im Umstand begründet, dass beim Griechentum zu wenig und beim Islam zu viel nach Differenzierung gestrebt wird. Die Entwicklung der abendländischen Erforschung der Natur wird am besten begreifbar, wenn sie als geistesgeschichtliche Reise zwischen der aristotelischen Skylla und der islamischen Charybdis verstanden wird.

Für Aristoteles und seine Anhänger bzw. Nachfolger (aber eben bei weitem nicht für „die Griechen“ im Allgemeinen) lagen die gesetzlichen Zusammenhänge zwischen den Erscheinungen im Wesen der Dinge begründet, das auch (ein) Gott als gegeben hinnehmen muss. Es liegt beispielsweise im Wesen von Himmelskörpern, dass sie sich (nur) auf kreisförmigen Bahnen bewegen. Kein Gott, wie mächtig und schöpferisch er auch sein mag, könnte ihnen demnach andere Bewegungsformen oktroyieren. Auf dem Boden dieser Auffassung lässt sich durchaus Naturwissenschaft betreiben. Sie versucht, durch Nachdenken das (nach Zwecken geordnete) Wesen der Dinge zu erkunden und daraus die Gesetzmäßigkeit der Naturvorgänge abzuleiten.

Auch wenn diese Methode keine Beobachtung der empirischen Wirklichkeit erfordert, wird früher oder später auffallen, dass Abweichungen von den wesensmäßig erschlossenen Gesetzmäßigkeiten in der Erfahrung auftreten. Christentum und Islam reagierten nun mit bemerkenswerter Unterschiedlichkeit auf diese Herausforderung. Die Unterschiede lassen sich kaum an Einzelpersonen festmachen, deren Zitate man polemisch ins Treffen führt. Die allgemeine Tendenz lässt sich nicht durch Einzelbeispiele widerlegen, sondern nur anhand der Wirkmächtigkeit zentraler „Trends“ ermessen. Und diese sprechen doch eine sehr deutliche Sprache:

Während die voluntaristische Gegenbewegung im Islam sowohl im Grundsatz als auch in der sich daraus ergebenden Praxis zu einer Überreaktion ins gegenteilige Extrem eines ganz und gar unverständlichen Gottes geführt hat, dem man nur noch blind gehorchen kann, bewirkte sie im Christentum die erforderlichen Korrektur des Aristotelismus durch die Empirie ohne in die Gesetzlosigkeit abzugleiten.

Das zeigt sich schon früh, wenn z.B. im 6. Jahrhundert Philoponus mit betont christlicher Ambition den aristotelischen Fallgesetzen nüchtern entgegenhält: „Nö, die Erfahrung zeigt was ganz anderes“ (Eine Einsicht, die noch heute in den meisten Lehrbüchern Galileo als Pionierleistung zugeschrieben wird). Für den aufmerksamen Beobachter zieht sich diese Tendenz auch durch das Mittelalter, in dem wichtige Weichenstellungen (z.B. Etienne Tempier 1277) vorgenommen und die Begrifflichkeit schrittweise entwickelt wurde, mit der dann ab dem 17. Jahrhundert die Bewegungsgesetze formuliert wurden. Ganz massiv ist sie dann aber ab der frühen Neuzeit zu erkennen. Mit überwältigender Einhelligkeit äußern sich so ziemlich alle, die jahrhundertelang die Naturwissenschaft vorantrieben, über ihre Weltsicht und die daraus resultierende Forschungsmotivation: Gott hat die Welt nach Gesetzen konzipiert, die der Mensch erkennen kann. Er kann zwar (anders als der aristotelische Demiurg) frei bestimmen, welche Gesetze das sind, aber er ist kein unberechenbarer Chaot (wie der islamische Gott). Er hat hat die Menschen nach seinem (wenn auch unvollkommenen) kognitiven Ebenbild geschaffen und sie damit in die Lage versetzt, die Gesetzmäßigkeiten der Natur, die er bestimmt hat, durch Beobachtung der Natur zu erkennen. Und weil er kein „Dieu trompeur“ ist, sondern die Menschen mag, verarscht er sie auch nicht, sondern bleibt ein verlässlicher Erkenntnispartner.

Dass diese Sonderstellung des Christentums wesentlich dazu beigetragen hat, dass die moderne Naturwissenschaft im christlich geprägten Abendland und nicht in der islamischen Welt (aber auch nicht in China oder Indien - aber das ist eine andere Geschichte) entstanden ist, ist vielfach konstatiert worden und erscheint auch mir plausibel.

@Thomas Martini

"Felix Mendelssohn Bartholdy ... konvertierte vollüberzeugt zum Katholizismus."

Pardon ???

zeitschnur

30. Juni 2019 21:56

@ Thomas Martini

Sie tun das, was eben auch viele Muslime tun: sie blenden den Preis aus, von dem @ Der_Juergen spricht: Deren Islam ist ein Hort der wunderbaren Architektur, kunstvoller Koranrezitation und des Dichters Rumi... Den Rest vergessen sie einfach mal. Auch sie ertragen die Entzauberung ihrer Illusionen nicht und genau das nimmt ein Herr Stürzenberger ihnen dann tief übel, tut aber selbst mit der eigenen Kultur nichts anderes.

Pardon: genau das meinte ich: die GANZE Geschichte, soweit sie bekannt ist, bitte, nicht ein Klittern des eigenen bewegenden Kulturkonsums hin zu einer wunderbaren Traumgeschichte.
Was ist mit dem Blut, das dafür floss und mit den Schreien der Gefolterten und Gequälten?! Vergessen wir es wirklich, dass für die Trinitätslehre, die die Sarazenen so stört, unendlich viel Blut vergossen wurde, zahlreiche Bücher verbrannt wurden, Menschen, die sie doch noch besaßen, hingerichtet wurden, schon gleich nach dem Konzil von Nizäa 325? Der Rausch, den man sich angesichts der Summa theologiae hineinsteigert, angesichts der Präfation zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit, die natürlich sprachlich so umwerfend schon ist, erst recht gesungen am Altar... Spüren Sie nicht das Dilemma, aus dem es keinen einfachen Weg gibt und das auch nicht mit Mozarts Krönungsmesse und seinem lieben Kinderglauben (der sicher nicht das Schlechteste ist!) zu heilen ist?

Und was mit den konkreten Inhalten - Geschichte ist nicht Lifestyle, sondern gelebtes, ja erduldetes und oft genommenes Leben und Zeichen, Mahnmal für bestimmte Lehren. Auch der babylonische Kult war ästhetisch berauschend...

nom de guerre

30. Juni 2019 22:40

@ Monika
Für den ersten Punkt Ihres Kommentars haben Sie meine volle Zustimmung, jedoch gerät mir Ihre nachfolgende Aufzählung etwas zu eng. Bspw. werden nach islamischem Recht nicht "nur" diejenigen Ehebrecherinnen hingerichtet, die wir ebenfalls als solche betrachten würden, sondern auch Vergewaltigungsopfer, die nicht die erforderliche Zahl an Zeugen beibringen konnten, um die Vergewaltigung zu beweisen, oder sich gewehrt haben und dabei notwendigerweise gegen einen Mann tätlich wurden, wie zahlreiche Beispiele bei der Google-Suche belegen. Nicht zu vergessen ist m.E. auch die zumindest in Afghanistan immer noch verbreitete Sitte, dass Ehefrauen nach der Hochzeit nie wieder das Haus/Anwesen ihres Mannes verlassen, wobei ich Probleme habe, mir das überhaupt vorzustellen, da ich es als zu fremd empfinde (und ja, die Handlung in La Casa de Bernarda Alba von Lorca hat eine ähnliche Ausgangssituation, das Phänomen ist also, obgleich es dort um eine zeitlich begrenzte Trauer um den Ehemann geht, nicht ausschließlich islamisch).

Was ich damit sagen will: Ich denke, die Islamisierung bedroht neben konservativen Christen und Katholiken nicht nur Schwule, Hedonisten, Abtreibungsbefürworter, Selbstverwirklicher usw., sondern jeden (und vor allem jede), der nach europäischen Maßstäben ein einigermaßen normales Leben führen möchte.

Zu dem Hinweis im Artikel, es gebe nicht "den" Islam: Ja, das mag sein, der Islam verfügt über unterschiedliche Strömungen, von denen soweit ich weiß keine eine etwa der Katholischen Kirche vergleichbare Organisationsstruktur aufweist (vielleicht mit Ausnahme der Schiiten, um das zu beurteilen, kenne ich mich aber zu wenig aus), und ich möchte keinesfalls bestreiten, dass dies auf verschiedenen Ebenen von Bedeutung ist (u.a. für die Wissenschaft oder das Verständnis der orientalischen Kultur wie auch in praktischer Hinsicht, da es unter Moslems in Europa keinen verbindlich zuständigen Ansprechpartner gibt). Von dem letztgenannten Punkt in der Klammer abgesehen, sehe ich diese Relevanz für den Umgang mit den nach Europa eingewanderten Moslems dagegen nicht, da wir es hierbei eindeutig mit einer Variante der seit Jahrhunderten stattfindenden Ausbreitung des Islam zu tun haben, die es zu stoppen gilt, wenn wir unsere eigene europäische Lebensweise behalten wollen. Denn diese Ausbreitung hat bisher noch nie zu einer friedlichen Koexistenz, sondern stets zu einer Unterwerfung der Zielgesellschaften geführt; die entsprechenden Mechanismen beschreibt Kleine-Hartlage eingehend.

Dass die drohende Islamisierung dennoch lediglich eine Facette der derzeitigen gesellschaftlichen Problematik insgesamt darstellt, steht dabei m.E. auf einem anderen Blatt.

Ratwolf

1. Juli 2019 02:08

Braucht's zum verantwortungsbewußten Umgang mit Alkohol den Islam?
=================================
-> Nein. Bei den meisten Menschen nicht. Aber wenn keiner einer Gruppe mehr Alkohol trinkt, hat die Gruppe einen Vorteil einen Vorteil gegenüber den Gruppen, welche sich einige Leute leisten, welche keine Kontrolle haben.
Weil es immer Leute gibt, die mit dieser Form von Sensualität nicht umgehen können. Zudem schwächt Alkohol. Das war auch der Sinn von Alkohol bei den Treffen der kriegerischen Germanen. Nur so konnte man zusammenkommen.
Alkohol verschlechtert einen Lernfortschritt, weil es neue Verbindungen im Gehirn wieder auflöst (mein Eindruck).

Aber es hat auch Vorteile. Es fördert die Geselligkeit und den Spaß in der Gemeinschaft.

Bemerkenswert ist für mich noch ein Filmausschnitt mit Putin und den Offizieren während des Tschetschenienkrieg:

Putin saß mit seinen Militärs in einem Zelt an einem runden Tisch, die Vodkagläser waren zum Anstoßen gefüllt, Putin hebt an, alle anderen auch und man wartet auf seinen Trinkspruch...

Da setzt er das Glas wieder auf den Tisch ohne getrunken zu haben und sagt: "Wir werden erst feiern, wenn wir den Krieg gewonnen haben" -> Absolut bemerkenswert!

Der lateinische Orient vor der Eroberung durch den Islam soll dem Alkohol und den Orgien auch sehr zugetan gewesen sein,

Worin besteht das Sinnvolle der im Islam obligatorischen Zirkumzision?

-> Ich halte die islamische Beschneidung im Jungendlichenalter für ein perverse Ritual einer Mutprobe. Auch den ganzen Zenober rund um dieses Ritual. Ich lehne das ab. Das ist Menschenunwürdig und sinnlos für einen freien Menschen.

Wenn ich Beschneidung meine, dann kurz nach der Geburt oder später im Erwachsenenalter nach freier Entscheidung. Nach medizinischen Standarts ohne Rituale.

Die Vorhaut diente dem Schutz des empfindlichsten Teils des Penis als die Menschen noch keine so dichte Kleidung hatten wie jetzt. Da die christliche "Beschneidung im Geiste" in diesen Tagen mit all den Bildern und Reizen und der mangelnden Bindung an die Kirchen nicht mehr realistisch ist halte ich die physische Beschneidung für sinnvoll.

Die beiden aufeinander liegenden Hautlappen erzeugen möglicherweise an dieser Stelle einen ständigen (unbewussten) nervalen Reiz zum Gehirn. Das lenkt ab.

Besonders in der Jugend ist aber die Bildung zum "Menschen als Vernunftwesen" vs "Menschen als Tier" besonders wichtig.

Michael B.

1. Juli 2019 07:48

@Monika

Dem Hinweis auf die Verzettelung und das grundsaetzlichere Abheben auf den Zumutungscharakter dieser Religion Islam stimme ich sehr zu (v.a.D. dem impliziten Gedanken eines Selbstbewusstseins, genau so ohne Schnoerkel heranzugehen), die Kategorisierung der Gegner halte ich allerdings fuer unvollstaendig. Da fehlen naemlich die Atheisten und Agnostiker, die keineswegs nur die Entscheidungsmoeglichkeit zwischen der 'Ecke' des Liberalismus und dem Islam selbst besitzen. Oder die ausser rechts dann wohl nur links, gruen etc. sein koennten.

Das passt allein schon nicht auf die oestlichen Bundeslaender, in denen sich eine grosse solche religionsfreie Menge weder um derartige Glaubens- noch um Rechts-/Linkszuordnungen schert, die aber eben trotzdem als Gegner auftreten.

Der_Juergen

1. Juli 2019 09:31

Der Kommentar @Monikas von 15.25, der in etlichen Punkten dem Inhalt meiner beiden bisherigen Wortmeldungen auf diesem Strang entspricht, veranlasst mich zu folgenden Fragen an jene Foristen, die sich als Christen bekennen:

1) Halten Sie das Christentum im allgemeinen und die Doktrin Ihrer jeweiligen Kirche im besonderen für die absolute und im Grunde einzige Wahrheit?

2) Wie wichtig ist das Bekenntnis zu den Dogmen Ihrer jeweiligen Kirche (z. B. der katholischen bei @Monika oder @Caroline Sommerfeld) für Sie? Kann sich jemand beispielsweise guten Gewissens als Katholik bezeichnen, wenn er zwar der katholischen Kirche angehört, aber das eine oder zentrale Dogma dieser Kirche verwirft (etwa dasjenige von der ewigen Verdammnis, an welche ja auch die Protestanten und die Orthodoxen glauben "müssen", auch wenn im Gottesdienst kaum noch davon die Rede ist)?

3) Halten Sie taktische Allianzen mit dem Islam in Fragen, in dem er uns näher steht als der Liberalismus, zum Beispiel bezüglich der Abtreibung und der gleichgeschlechtlichen "Ehe", für möglich und erstrebenswert?

Ich hoffe, die Hausherren schalten diese Wortmeldung frei, auch wenn sie nur mittelbar mit dem eigentlichen Thema dieses Strangs in Verbindung steht.

zeitschnur

1. Juli 2019 09:48

@ A. Kovacs

"Der Islam ist eine genuin antijüdische und antichristliche Herrschaftsordnung mit religiösen Zügen. Jede andere Ansicht ist entweder uninformiert oder apologetisch."

So sieht es - gemessen an diesem salafistischen Erscheinungsbild, das man uns täglich suggeriert - aus. Und auch für jeden, der nicht so tief eingestiegen ist in die Geschichte der Kirche und des Islams. Wer anfängt, sich zu vertiefen (in Forschungsliteratur), kann nicht umhin, Distanz zu diesen "Narrativen" und Suggestionen einzunehmen.
Und natürlich steckt diese Abgrenzung im Islam, aber, und das ist wichtig: das alles ist auf Gegenseitigkeit gegründet. Denken Sie an den Streit um die Karfreitagsfürbitte für die "perfiden Juden", und auch Leo XIII. ließ für die Mohammedaner beten, weil sie ganz in der Finsternis ihrer Häresie stecken... das klingt etwas kultivierter als eine regelrechte Verfluchung, gibt aber zum Ausdruck, was man vom anderen theologisch hält. Über die hasserfüllten Passagen andererseits des Talmud zu Jesus hatte sich Luther einst so erregt und, nachdem er realisiert hatte, was da steht, sein freundliches Verhältnis zu den Juden sofort heruntergekühlt und ihnen gespiegelt, was er in ihren Worten gegen seinen Glauben wahrzunehmen glaubte... Wie viel Sinn hat es, dieses Spiel nun als zukunftsfähig anzusehen? Ist das wirklich das Niveau, auf dem man den Konflikt einfrieren und zum ewigen Krieg erklären will? Ich sehe darin keinen Sinn und auch keine Zukunft. Allerdings halte auch ich nicht viel davon, wenn Rechte den Islam etwas „simpel“ als Projektionsfläche ihrer Frustrationen an der eigenen verwässerten Kultur nutzen wollen.

Die drei Religionen gehören entwicklungsgeschichtlich zusammen, und jede hat ihre eigene Erzählung entwickelt, in der sie sich wunderbar und gottgewollt abgrenzt von den beiden andern.

Mein Punkt war nicht, die Schärfe dieses Konfliktes kleinzureden, sondern anzufangen, diese Erzählungen zu hinterfragen und allerseits zu erkennen, dass man sich in eine Bastion eingemauert hat, die ohnehin am Bröckeln ist - auch wenn viele Europäer das nicht glauben wollen, aber mE ist der Islam geistig am Ende, nicht anders als das abendländische Christentum.
Eine Aufrechthaltung jedenfalls der gegenseitigen Ablehnung ist keine Perspektive, noch dazu, wo die Forschung immer mehr offenbart, wie verkehrt die „Erzählungen“ anhand der realen Quellen sind.

RMH

1. Juli 2019 10:09

"Wenn ich Beschneidung meine, dann kurz nach der Geburt oder später im Erwachsenenalter nach freier Entscheidung. Nach medizinischen Standarts ohne Rituale.

Die Vorhaut diente dem Schutz des empfindlichsten Teils des Penis als die Menschen noch keine so dichte Kleidung hatten wie jetzt. Da die christliche "Beschneidung im Geiste" in diesen Tagen mit all den Bildern und Reizen und der mangelnden Bindung an die Kirchen nicht mehr realistisch ist halte ich die physische Beschneidung für sinnvoll.

Die beiden aufeinander liegenden Hautlappen erzeugen möglicherweise an dieser Stelle einen ständigen (unbewussten) nervalen Reiz zum Gehirn. Das lenkt ab.

Besonders in der Jugend ist aber die Bildung zum "Menschen als Vernunftwesen" vs "Menschen als Tier" besonders wichtig."

@Ratwolf,
nettes OT-Thema, kann man aber auch komplett anders bewerten (besonders putzig finde ich die Idee von den aufeinander liegenden und reibenden "Hautlappen").

Wenn man bspw. einmal W. Reich (Jude, daher beschnitten) und dessen Libido- und Orgasmus-Theorie betrachtet, dann fällt doch sehr auf, in welchem Zentrum hier die orgiastische Potenz durch genitale (!) Befriedigung zur Beseitigung libidinöser Stauungen steht. Der Libidinöse Stau wiederum ist (nicht nur bei Reich, auch bei Freud = Jude = beschnitten) Ursache für eine neurotische Persönlichkeit bis hin zu gesteigerter Aggressivität und Sexualität. Schränkt man nun durch Manipulation am Penis die genitale Orgasmusfähigkeit (damit ist nicht nur das reine Ejakulieren gemeint) ein, so wird beim Mann eine latente Unzufriedenheit durch genitale Unbefriedigtheit erzeugt. Unter dem Strich werden Männer durch Einschränkungen in ihrer vollen Orgasmusfähigkeit aggressiver, sexhungriger, gewalttätiger, psychopathischer weil es eben zu keiner vollständigen Abfuhr bzw. Entladung des libidinösen Staus kommt. Ein anhaltende Befriedigung hat eben nicht stattgefunden und man kann nicht genug bekommen. Und sieht man sich einmal die aktuell aggressivsten Länder der Welt an (arabisch-islamischer Kulturkreis, Israel, USA! Aber auch in Afrika, mit all seinen Kriegen und seiner maßlosen Gewalt - auch Frauen gegenüber - soll diese Praxis weit verbreitet sein), dann stellt man fest, dass in diesen Ländern die Beschneidung bei Männern üblich ist. Zusammengefasst: Es wird nach diesen Thesen mithin durch eine Beschneidung des Mannes gerade das Gegenteil von dem erzielt, was Sie als positiv ansehen.

PS: Das ist jetzt ausdrücklich nicht meine Meinung, ich gebe hier nur wieder, was mir ein Bekannter (Dipl.- Psych., der aber seine Disziplin nie beruflich ausgeübt hat) aus der Eso-Hippi-Szene zu dem Thema einmal gesagt hat, der massiver Beschneidungsgegner war/ist (keine Ahnung, hab ihn schon lange nicht mehr getroffen).

Ich selber habe dazu - ehrlich gesagt - keine echte feste Meinung, würde aber jedem aufgrund anderer Erfahrungen im medizinischen Bereich dringenst empfehlen Eingriffe, die medizinisch nicht absolut notwendig sind (und Beschneidungen sind in den meisten Fällen nicht notwendig), immer aus dem Weg zu gehen.

Fritz

1. Juli 2019 10:16

Der arabisch-ethnische Aspekt des Islam ist in der ganzen Diskussion nocht zur Sprache gekommen.

Ralph Ghadban schreibt in seinem Buch: https://www.amazon.de/Arabische-Clans-Die-untersch%C3%A4tzte-Gefahr/dp/3430202558

"Wenn wir die soziale Struktur betrachten, sehen wir die kleine Familie eingebettet in eine Sippe, einen Clan. Mehrere Sippen bilden einen Stamm, mehrere Stämme bilden eine Konföderation. Zwischen diesen Gruppen besteht eine Solidarität, die ihren Ausdruck in der Pflicht zur Vendetta und zur Beteiligung an den Kriegen findet. Die Solidarität ist unterschiedlich intensiv, sie ist zwischen Brüdern am stärksten, dann kommt der Clan, dessen Solidarität sich oft gegen andere Clans desselben Stammes richtet. Wenn der Stamm angegriffen wird, dann sind alle Clans solidarisch gegen den Feind, der auch Mitglied der Konföderation sein kann. Ein Angriff auf die Konföderation mobilisiert alle Stämme mit allen ihren Clans gegen den gemeinsamen Feind.
Der Clan ist, wie bei allen Clans in der Welt, verwandtschaftlich verbunden, er ist ein Familienverband. Er kann aber sehr unterschiedlich gestaltet werden in Bezug auf Filiation, Inzestverbot, Eheschließung und Erbschaft. In allen Varianten bleiben die Clans in der Regel exogam, die Clanmitglieder heiraten außerhalb des eigenen Clans; bei den Arabern jedoch sind die Clans endogam, die Eheschließung findet innerhalb des eigenen Clans statt. Die Endogamie ist das Hauptmerkmal der sogenannten arabischen Familienstruktur und ist weltweit einmalig. Europa etwa, wohin die Migranten einwandern, war immer exogam und ist es bis heute geblieben.
Das zweite Hauptmerkmal der arabischen Familienstruktur ist die Ehe mit der Cousine väterlicherseits. Inzucht ist in Europa und den meisten Kulturen der Welt verboten, bei den Arabern hingegen ist sie die Regel. Sie ist ein Ausdruck der überhöhten Solidarität der Brüder, die noch dadurch gestärkt wird, dass sie ihre Kinder untereinander heiraten lassen, was zur Intensivierung und Stärkung der Familienbindung führt. Das Inzestverbot beschränkt sich praktisch auf das Verbot der Ehe unter Geschwistern. Bevorzugt ist natürlich die Ehe mit der Cousine väterlicherseits, trotzdem ist die Ehe mit der Cousine mütterlicherseits nicht weniger verbreitet, was die Clansolidarität noch mehr stärkt. ... . Die Endogamie dagegen erzeugt Gesellschaften ohne Staat, in denen die Gemeinschaft der Muslime, die Umma, aus einer Nebeneinanderstellung von Familien besteht, im Gegensatz zur europäischen Nation, die aus der Summe der Individuen gebildet wird. Von Marokko bis Pakistan und Afghanistan, vom Jemen bis zum Kaukasus wurde dieses Familiensystem mit dem Islam verbreitet."

ich denke das ist ein wichtiger Aspekt. Auch wenn der Islam viele nichtarabische Völker erobert und islamisiert hat, bleibt es ein tendenziell rassistisches Denksystem, das die Araber als Herrenrasse propagiert. Wer den Islam annimmt, bekommt einen arabischen Namen, er muss auf arabisch beten, auch wenn er die Sprache garnicht versteht. Er soll ein mal im Leben an den heiligen Ort Mekka pilgern, auf der arabischen Halbinsel. Es gibt auch einen Ausspruch des Propheten Mohammed, nach dem Gott die Araber vor allen anderen Völkern auserwählt hat (Authentizität wie bei alle diesen "Hadithen" dubios).

Nobelpreisträger V.S. Naipaul (dessen Bücher wärmsten epfohlen sind) schreibt in einem reisebericht durch islamische Länder:

"Islam is in its origins an Arab religion. Everyone not an Arab who is a Muslim is a convert. Islam is not simply a matter of conscience or private belief. It makes imperial demands. A convert’s worldview alters. His holy places are in Arab lands; his sacred language is Arabic. His idea of history alters. He rejects his own; he becomes, whether he likes it or not, a part of the Arab story. The convert has to turn away from everything that is his. The disturbance for societies is immense, and even after a thousand years can remain unresolved; the turning away has to be done again and again. People develop fantasies about who and what they are; and in the Islam of converted countries there is an element of neurosis and nihilism. These countries can be easily set on the boil." (Beyond Belief, Einleitung)

Darauf zielt der Islam, die Abwendung von der eigenen Kultur und die Hinwendung nach Arabien und seiner Kultur.

Sandstein

1. Juli 2019 10:50

@ Fritz

"Das Inzestverbot beschränkt sich praktisch auf das Verbot der Ehe unter Geschwistern. Bevorzugt ist natürlich die Ehe mit der Cousine väterlicherseits, trotzdem ist die Ehe mit der Cousine mütterlicherseits nicht weniger verbreitet, was die Clansolidarität noch mehr stärkt. ... . "

kompletter Schwachsinn, entschuldigen die duetlichen Worte, aber ich mag es überhaupt nicht, wenn Gründe angeführt werden, die so nicht richtig sind.
Arabische Clans verheiraten ihre Cousins und Cousinen väterlicherseits aus genau einem Grund: Erbrecht. Das Vermögen soll selbst bei Tod des zu verheiratenden Sohns in der Väterlinie des Clans verbleiben. Solidarität innerhalb des Clans stärken mag dann eine weitere Folge sein, aber ganz sicher nicht Grund.

Kenne Ralph Ghadban nicht, und ist auch sicher nicht alles falsch. Aber die Hintergründe der Cousinenhochzeit in der Väterlinie sollte man kennen, wenn man über die Ethnie der Araber bescheid wissen möchte...

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