Sie weigerte sich, Patienten zu behandeln, die sich gegen die Maßnahmen sträubten, schloß dabei aber Ungeimpfte nicht generell aus. Nach eigener Auskunft machte sie hier unangenehme Erfahrungen. Siehe etwa diese Reihe von Tweets vom 14. November 2021:
Grundsatzstatement zum Umgang mit Gesundheitspersonal durch Verschwörungstheoretiker, in aller Deutlichkeit: Die Menschen denken offenbar, Sie können uns beleidigen und beschimpfen ohne Konsequenzen. Sie denken, Sie hätten einen Anspruch auf uns ohne wenn und aber. Überraschung: DAS IST NICHT SO! Wenn diese Person nicht akut in dieser Sekunde lebensbedroht ist muss ich niemanden behandeln der mit beschimpft, beleidigt oder bedroht. Ich darf als Kassenärztin Patient*innen ablehnen – und das tue ich auch.
Sie lehnte zwar eine allgemeine Impfpflicht ab (immerhin gäbe es “ein Recht auf Unvernunft und man kann niemanden zwingen”), plädierte jedoch dafür, daß Ungeimpfte ihre Krankenhausaufenthalte selbst bezahlen sollen:
Vorschlag: Ungeimpfte müssen für ihre Behandlungskosten im Infektionsfall selbst aufkommen & die Kosten für alle übernehmen die von ihnen angesteckt wurden, inkl. Verdienstausfall. Damit könnten wir auch die Pflegekräfte endlich vernünftig bezahlen. (…)Die Impfung steht allen Menschen gleichermaßen gratis zur Verfügung. Es geht vielmehr darum auch die Konsequenzen einer freien Entscheidung pro oder contra Impfung zu tragen = Eigenverantwortung (…) Meine Haltung: Gegen Impfpflicht für alle aber für Eigenverantwortung mit ALLEN Konsequenzen.
(1. August 2021)
Sie sprach sich (meines Wissens) nicht direkt für die Impfung von Kindern aus, unterstützte jedoch die Suggestion, daß diese durch Covid ernsthaft gefährdet seien (siehe etwa hier, hier und hier).
Im November 2021, als sich die Stimmung in Österreich alptraumhaft zuspitzte, finden wir sie wieder in den Reihen der Einpeitscher und Panikmacher, die Massenimpfungen als einzigen Ausweg aus dem Corona-Inferno predigen. Sie glaubte auch an die Wirksamkeit von Lockdowns, “2G” und Massentestungen:
Lockdown für 4 W & dann aufsperren nur für 2x geimpfte, in der Zwischenzeit Kapazität der Impfstraßen mit Hilfe des Bundesheers vervielfachen. Alles was möglich ist in Ausbau der PCR-Tests investieren, aufstockung der Ärztefunkdienste um Leute möglichst zu Hause lassen zu können (13. November 2021)
Am 16. November 2021 behauptet sie via Twitter (inzwischen gelöscht), “Verschwörungstheoretiker” hätten den Haupteingang zur Klinik Wels-Grieskirchen (Oberösterreich) sowie die Rettungsausfahrt des Roten Kreuzes blockiert; die Klinikleitung und die Landespolizeidirektion dementierten, daß es zu Störungen gekommen sei.
Am 19. 11. eskalierte die Lage in Österreich: Die Regierung verhängte einen “Komplett-Lockdown” für alle und verkündete, eine generelle Impfpflicht einzuführen wollen. Ich schrieb damals:
Der erneute “Lockdown für Alle” wird eine Menge Leute, die bislang brav alles mitgemacht haben, äußerst zornig machen, und der politisch-mediale Komplex hat bereits einen Kanal gelegt, über den sich ihr Frust und Haß entladen kann: Schuld an allem, am Lockdown, an den Inzidenzien, an der Belegung von Intensivbetten, an angeblichen Triagen und Leichen, die sich auf den Gängen stapeln usw. sind die Brunnenvergifter, die “Impfmuffel”, die “Impfverweigerer”, die “Querdenker” usw., denen nicht wenige unverhohlen den Tod an den Hals wünschen. (…)
Diese perfide, gezielt von oben induzierte Hetze und Spaltung scheint leider bestens zu funktionieren. Im Land wächst eine Art von Bürgerkriegsstimmung. Ich möchte festhalten, daß nicht “beide Seiten gleichermaßen daran schuld” sind, wie das in solchen Fällen die Regel historisch die Regel ist. Die einen haben sich zu aggressiven Agenten der Regierungsagenda indoktrinieren lassen und bedrängen die anderen, die sich völlig passiv verhalten, indem sie schlicht und einfach an ihrer persönlichen Entscheidung festhalten.
Es ist wohl kein Zufall, daß Kellermayr die erste Morddrohung von „Claas“ per Mail am 22. November 2022 erhielt, inmitten einer Atmosphäre der gezielten Enthemmung “von oben”.
Gemäß dieser Chronologie geschah nun folgendes:
- 22. November 2021: Kellermayr erhält die Drohmail, erstattet Anzeige, und engagiert am selben Abend einen privaten Sicherheitsdienst.
- Im April 2022 wird ein erster E‑Mail-Droher in Deutschland ausgeforscht und befragt. Mangels rechtlicher Grundlage (die deutschen Behörden sind zuständig) stellt die StA Wels das Verfahren ein.
- Im Mai die nächste Mail von „Claas“. Das LVT (Landesamt für Verfassungsschutz) übernimmt den Akt. Auch die DSN (Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst) wird wieder informiert.
- Noch im Mai wird, nach einem Hinweis der Rechtsanwältin von Kellermayr, in Deutschland ein Tatverdächtiger befragt. Doch sein Name wurde von den Tätern missbräuchlich verwendet.
- Am 28. Juni schließt die Ärztin ihre Ordination, sie erklärt, kurz vor dem Privatkonkurs zu stehen. Am 1. Juli gibt es ein Treffen mit Vertretern der DSN.
Neben den beiden Morddrohungen von “Claas” und anderen Haßmails scheinen sich in Kellermayrs Ordination Vorfälle gehäuft zu haben, die ihr Gefühl der Bedrohung steigerten. Einen solchen schildert sie am 7. Februar 2022. Ich will ihn in voller Länge zitieren:
Es gibt Patienten, bei denen man einfach schon weiß: Die führen nichts Gutes im Schilde. Man bereitet sich darauf vor. Man trifft Maßnahmen. Man sorgt für Schutz vor physischer Gewalt. Ablehnen kann ich diesen Patienten nicht, sonst könnte er das als Diskriminierung aufgrund seines Impfstatus auffassen. Der Impfstatus ist mir aber egal.
Was mir nicht egal ist: Die Tatsache dass er zu einem Kreis Menschen gehört die nicht mehr und nicht weniger als Schaden anrichten wollen. Sie wollen mir schaden. Weil ich impfe. Weil ich dadurch zu “denen” gehöre die es zu bekämpfen gilt. Den Personenschützer hat er heute als solchen erkannt. Er meinte zu ihm, dass dieser Schutz schon notwendig sei und er das verstehe denn er sei ja selber auch sehr “aufbrausend”. Dann wird er aufgerufen.
Beim Reingehen höre ich wie er die Tonaufnahme auf seinem Handy startet. Er hat einen Folder der Praxis mit reingenommen, den er über dem Handy drapiert. Ein Teil von mir ist erleichtert, denn nun weiß ich was er vor hat. Er wird kein Messer zücken, hier und jetzt ist also niemand akut bedroht, der Bodyguard der vor der Türe steht wird seine Waffe stecken lassen können. Was er tatsächlich vor hat ist eine Masche die ich schon in Impfstraßen gesehen habe. Jetzt also auch hier bei mir in der Ordination.
Es werden Aufnahmen gemacht, zusammengeschnitten, aus dem Gegenüber Wortfetzen herausgepresst, es wird versucht an Aussagen zu kommen die aus dem Kontext gerissen oder anders zusammengesetzt zu einer völlig gegenteiligen Aussage führen. Der Typ will streiten mit mir, provozieren. Er stellt fragen, fällt mir immer wieder ins Wort, lässt mich nicht aussprechen. Solche Satzteile lassen sich leichter schneiden. Es vergehen einige Minuten bis das Maß dann voll ist und ein Hausverbot rechtfertigt mit dem ich ihn dann rausschmeisse. Beim Rausgehen höre ich wieder den Tastenton. Jetzt hat er die Sprachaufnahme beendet.
Ca. 15 Minuten später bekomme ich eine E Mail von ihm mit einem “Protokoll” wie der Ordinationsbesuch aus seiner Sicht abgelaufen ist. Ich habe 2 Zeilen gelesen, dann aufgehört weil es mich sonst zerreisst vor Wut. Menschen wie er wollen mir meine Arbeit so unmöglich machen wie sie nur können. Wir haben Ärztemangel und eine Pandemie, ich kann die Masse an Menschen die Hilfe brauchen kaum bewältigen, Arbeite 7 Tage die Woche weit mehr als 100 Stunden und dann kommen Menschen die alles daran setzen den Ordinationsbetrieb zu stören. In ihrer Sicht auf die Welt steht es ihnen zu ohne Rücksicht auf Verluste für maximale Störung zu sorgen.
Meine Rechte sind ihnen scheißegal. Mein Recht auf Ausübung meines Berufes, mein Recht auf Unversehrtheit in jeder Form, mein Recht Mensch sein zu dürfen mit allen Emotionen die dazugehören. Ich darf nicht sagen, dass ich einen Hass auf solche Menschen entwickle. Sonst steht morgen in der Telegram-Gruppe, ich würde Ungeimpfte hassen. Warum wird dieser Wahnsinn der hier mit uns passiert einfach so hingenommen? Warum dürfen uns diese #Covidioten bedrohen und terrorisieren und alle schauen weg?
Nun: Wenn sich diese Geschichte wirklich so abgespielt hat, dann kann ich verstehen, warum Kellermayr den Besucher hinausgeschmissen hat, aber auch, warum einer den Drang verspürt hat, eine prominente Verfechterin der Coronapolitik zu “überführen”. Kellermayr fühlt sich moralisch völlig im Recht, und ich sehe keinen Grund daran, zu zweifeln, dass sie guten Gewissens und auch mit Idealismus ihre Arbeit verrichtet hat.
Ich gehe aber jede Wette ein, dass der Besucher exakt dasselbe über sie gedacht hat, und auch dies mit Recht:
Warum wird dieser Wahnsinn der hier mit uns passiert einfach so hingenommen? Warum dürfen uns diese #ZeugenCoronas bedrohen und terrorisieren und alle schauen weg?
Tatsache ist allerdings, daß der Besucher keinen Mordversuch vorhatte, sondern die Ärztin lediglich in mala fide mit unbequemen Fragen löchern wollte. Lästig, aber mehr ist de facto nicht passiert.
Nun also zu, wie mir scheint, der Crux an dieser ganzen Geschichte, deren Tragik ich in keiner Weise herabmindern möchte: Es war nicht “Claas” oder irgendein anderer Täter seiner Art, der Kellermayr getötet hat. Sondern sie selbst hat sich getötet, augenscheinlich aus Angst vor “Claas” oder irgendeinem anderen Täter seiner Art. Sie selbst hat sich in den Konkurs getrieben, indem sie ihr ganzes Geld für aufwendige Sicherheitsvorkehrungen verheizte. Es war ein Selbstmord aus Angst vor dem Tod.
Wie groß die faktische Gefahr durch “Claas” nun tatsächlich war, kann ich nicht beurteilen. Im Dunkeln liegt auch seine eigentliche Identität: Der Tonfall läßt auf einen Psychopathen oder einen Provokateur schließen, keinesfalls jedoch entspricht er dem durchschnittlichen “Maßnahmenkritiker”, wie ich kenne, mag er so zornig sein, wie er will.
Zwei anonyme Mails, die im Zeitraum von etwa fünf Monaten eingegangen sind, von denen man nicht einmal genau weiß, ob sie von derselben Person stammen, reichten für die Polizei offenbar nicht aus, um dauerhaften Schutz für Kellermayr für notwendig zu halten. War das nun ein Versagen der Behörden, oder hatten sie einen guten Grund, anzunehmen, daß die Gefahr nicht akut sei?
Viele unserer Leser werden es kennen: Trotz übelster Drohungen gegen Leib und Leben, ist die Polizei oft wenig gewillt, Rechte vor Antifanten zu schützen. Aber handelte es sich hier nicht um eine regimetreue Person, bedroht vom Staatsfeind Nr. 1?
Und verhielt es sich denn wirklich so, daß Kellermayr bis auf den letzten Tag ihres Lebens mit den Morddrohungen eines “Mobs” bombardiert worden sei, wie momentan von der Presse suggeriert wird? Auch darüber gibt es bislang keine zuverlässige Information.
Die subjektive Angst von Lisa-Marie Kellermayr war jedenfalls dem Augenschein nach sehr hoch. Sie gab enorm hohe Summen für ihre Sicherheit aus, sperrte ihre Ordination zu, und richtete sich zuletzt eine Art Bunker ein, der zigtausende Euro gekostet haben soll. Das genügte offenbar immer noch nicht, daß sie sich sicher vor “Claas” und seinesgleichen fühlte, und unter diesem Druck nahm sie sich das Leben. So zumindest lautet die offizielle Geschichte.
Faktisch starb sie eingesperrt in ihrem kostspieligen “Panikraum”, der ihr maximale Sicherheit geben sollte, belagert von imaginären unsichtbaren Gegnern, während ihr schlimmster Feind nicht in der äußeren Welt oder im Darknet zu suchen war. Ein bißchen erinnert dies nun doch an die Menschen, die sich trotz FFP2-Maske im Freien und in Innenräumen, vierfacher Impfung und zwei Meter Mindestabstand von anderen immer noch nicht “sicher” fühlen, und keine Ruhe finden, ehe nicht die ganze Welt multipel durchgeimpft und von “Maßnahmen” geknebelt ist.
Die Medien griffen Kellermayrs Fall schon vor ihrem Tod begierig auf, und affirmierten ihre Angst, kam sie doch dem Narrativ von der “extremistischen” und “gefährlichen” “Coronaleugnerszene”, in der es vor “Nazis” nur so wimmelt, entgegen. Der Spiegel besuchte sie Anfang Juli, und fand eine verstörte, verängstigte Frau vor, die sich regelrecht “eingebunkert” hatte.
War sie aber wirklich “gefangen in der eigenen Praxis”, oder nicht doch vielmehr in ihrer eigenen Angst, deren Ursprünge durchaus verständlich sein mögen? Ich denke, daß Alexandra Bader diesbezüglich auf der richtigen Spur ist, wenn sie fragt:
Es ist ungeheuer beklemmend, sich die Art und Weise anzusehen, wie der „Spiegel“ eine Frau in Szene setzt, die sich buchstäblich einbunkerte („Gefangen in der eigenen Praxis“). Viele fragen sich jetzt, ob diese Journalisten denn nie versuchten, sie wieder herunterzuholen, als sie von eigener Security, Panikraum und bleibender Angst sprach. Doch das C‑Narrativ basiert ja selbst auf dem Aufbauschen von Gefahren bzw. darin, von der echten so kreierten Gefahr (Destabilisierung) abzulenken.
Natürlich wollte sie niemand “wieder herunterholen” von ihrem Angst-Trip, denn sie war als Kronzeugin einer Gefahr, die weitgehend ein politisch erwünschtes Phantasma ist, von höchster Bedeutung. Entsprechend hemmunglos wird ihr Tod nun ausgeschlachtet. Der Beweis für die Gefährlichkeit des Phantasmas scheint erbracht, und doch bleibt die Tatsache bestehen, daß sie durch eigene Hand aus dem Leben geschieden ist. Aus diesem Blickwinkel erscheint Kellermayr weniger als Opfer sadistischer, anonymer Trolle, als der Echokammer der Covid-Hysterisierungsmaschine.
Damit will ich keineswegs sagen, daß es unter den vielen Menschen, die den Coronamaßnahmen kritisch bis ablehnend gegenüberstehen, keinen Haß und keinen Zorn und keine Gewaltphantasien gegenüber dem einen oder anderen Täter oder Mitläufer des Regimes oder der noch höher gelegenen Etagen gab und gibt.
Die Verzerrung beginnt aber dort, wo man zu verschweigen versucht, daß die Seite der Maßnahmenbefürworter, um keinen Deut weniger, wenn nicht sogar durchschnittlich mehr von Haß, Zorn und Gewaltphantasien erfüllt war und ist, gegenüber jenen, die sie bezichtigt, am Tod Tausender Menschen schuldig zu sein, aus purem Egoismus, Borniertheit oder Verblendung.
Und sie endet nicht dort, wo man sich daran erinnert, was für eine ungeheure Angst und was für einen ungeheuren existentiellen Druck Regierungspolitik und Medienhetze, insbesondere was den Impfzwang betrifft, bei Millionen Menschen erzeugt haben, mit welcher Gehässigkeit und Ignoranz damals vollkommen schlüssigen Argumente und legitimen ethischen Entscheidungen begegnet wurde.
Auch Kellermayr gehörte damals zu jenen, die wild um sich schlugen, und nicht begriffen, daß es oft ihre eigene Aggressivität und Übergriffigkeit war, die ihnen zu ihrer größten Verblüffung und Empörung spiegelbildlich entgegenschlug (und ich rede nun nicht von den psychopathischen Morddrohungen, die in keiner Weise gerechtfertigt waren).
Ich weiß auch aus erster Hand, daß Ärzte, die gegen den Strich der Impfpolitik dachten und handelten, damals in blanker Angst vor Denunziation und Repressalien durch die Ärztekammer lebten. Mord- und Gewaltandrohungen und Todeswünsche ergingen in erklecklicher Anzahl auch an exponierte Maßnahmenkritiker aus dem medizinischen Bereich.
An etlichen von ihnen, am bekanntesten Sucharit Bhakdi und Wolfgang Wodarg, wurde ein medialer Rufmord beispiellosen Ausmaßes begangen. Während Kellermayr beklagte, daß man ihre Asthmaspray-Therapie nicht ernst genommen hatte, wurde ihrer Grazer Kollegin Konstantina Rösch “die Ausübung des ärztlichen Berufes untersagt”, weil sie sich schon früh gegen die Corona-Hysterie positioniert hatte. Rösch ist nur eine unter vielen, die diesen Preis für ihren Nonkonformismus bezahlen mußten.
Was Selbstmorde angeht, ist mir zumindest ein Fall bekannt: Jens Bengen aus Kassel im Juni 2021; hier auch in einem Mainstream-Artikel mit dem Titel “Die dramatischen Folgen für die Coronaleugner-Ärzte”.
Und das ist noch immer nicht alles: Das Ausmaß der Kollateralschäden der von Kellermayr verfochtenen Politik ist enorm und immer noch vollständig geklärt. Dazu gehören die hohen Suizidraten der Lockdown-Zeiten ebenso wie die große Zahl der Impfgeschädigten, von denen etliche ihre Angst vor Covid mit dem Leben oder mit lebenslangen körperlichen Schäden bezahlen mußten.
Mediziner, die sich hieran beteiligt haben, ob aus ehrlicher, aber verblendeter Überzeugung, ob aus Konformismus, Angst oder auch Profitstreben, haben hier eine schwere Schuld auf sich geladen. Die Vorantreiber der Kellermayr-Kampagne versuchen nun offenbar den Trend, den #wirhabenmitgemacht etc. angestossen hat, umzukehren, um sich wieder ihrerseits in die Anklägerrolle zu hieven.
Auch abgesehen von diesen Kollateralschäden hat sich die Doktrin, die Kellermayr im Herbst und Winter 2021/22 mitgetragen hat, und die als Rechtfertigung benutzt wurde, die ganze Gesellschaft zu terrorisieren, als irrig erwiesen: Die Massenimpfungen konnten weder Infektionen noch Hospitalisierungen und Todesfälle nennenswert reduzieren, und schon gar keine künstliche Herdenimmunität erzeugen, wie ursprünglich vorgesehen.
Gleichzeitig hat sich die Angst vor Corona in weiten Teilen der Gesellschaft verflüchtigt: Zu viele Menschen haben inzwischen eine Infektion oder Erkrankung durchlebt, ohne daß sie dies als besonders dramatisch oder bedrohlich erlebt hätten. Mit “Omikron” ist Covid endemisch und nur eine mittelschwere Krankheit unter vielen geworden, die die Bevölkerung tagtäglich heimsuchen.
Vielleicht war es auch dieser zunehmende Zusammenbruch ihres Weltbildes, der dazu beigetragen hat, Kellermayr in die Depression und die Verzweiflungstat zu treiben (ihre Forderung nach dem Rücktritt Rauchs deutet darauf hin). Selbstverständlich hatte sie es weder verdient, zu sterben, noch an Leib und Leben bedroht und auf niederträchtige Weise in Angst versetzt zu werden. Ihre Absichten sind, so weit man das von außen beurteilen kann, subjektiv durchaus lauter gewesen.
Aber ihr Selbstmord kann auch nicht die fatale Politik reinwaschen, für die sie sich so weit aus dem Fenster gelehnt hat. Eine solche Reinwaschung wird gerade durch die Instrumentalisierung ihres Todes nach dem altbekannten Modell der “Hierarchie der Opfer” versucht.
Zorn und Betroffenheit der Öffentlichkeit, medial erweckt und angestachelt, sollen einmal mehr in die Richtung jener gelenkt werden, die an der Sinnhaftigkeit der Coronamaßnahmen zweifeln oder sie gar gänzlich ablehnen. Erneut soll jeder, der keine Maske tragen oder sich nicht mehr impfen lassen will, als potentieller Mörder und Terrorist verdächtigt und geächtet werden. Ärzte, die im Sinne des Narrativs gehandelt und agitiert haben, sollen zu Unantastbaren erklärt werden, weil sie angeblich von Extremisten bedroht werden. “Opfer” zu sein gibt allerdings niemandem automatisch Recht.
Aus aufgeschnappten Gesprächen in der U‑Bahn entnehme ich, daß die Kampagne um Kellermayrs Tod bei manchen einen neuen Angstschub erzeugt hat (und der Bedarf an Angst scheint bei diesen Menschen immer noch sehr groß zu sein). Anderen wiederum dient der Fall zur Reduktion von kognitiver Dissonanz angesichts des Narrativzerfalls, zum “virtue signalling” und vielleicht auch zum letzten (?) Aufflackern des “Kults”, wie es Gunnar Kaiser nennt.
Für Van der Bellen ist er vielleicht nichts anderes als eine Platte, die er aus Wahlkampfgründen bespielt. Für die Linken eine Bestätigung ihrer Lieblingsphantasie vom “faschistoiden” Mob, dem sie sich heroisch entgegenstemmt (während sie selbst längst Teil eines ähnlich gearteten Mobs ist).
Für mich eine Art Gleichnis: Als sich die westliche Welt zum Import des chinesischen “Lockdown”-Modells entschied, hat sie Selbstmord aus Angst vor dem Tod begangen. “Corona” war nie etwas anderes als ein riesiges mentales Gefängnis, das von innen verschlossen war, eher Spiegel eines Inneren, als angemessene Reaktion auf eine tatsächliche Gefahr.
Franz Bettinger
Wie der Patient ein Recht auf freie Arztwahl hat, hat der Arzt - von Notfällen abgesehen - ein Recht auf freie Patientenwahl. Beide, Arzt und Patient, haben auch Therapie-Freiheit. Das heißt, sie können, jedenfalls bis vor kurzem, nicht zu einer bestimmten Behandlung gezwungen werden. Es scheint, dass auch diese beiden Freiheiten von den Verbrechern, die uns maltraitieren, gerade abgeschafft werden.