Sie leuchtet alles aus, ja, sie durchleuchtet uns. Schlagwort: Toleranz und Demokratie. Man muß allerdings verstanden haben, daß beides im Guten nur jenen zugestanden wird, die sich zum Block der selbsterklärt Toleranten und Demokraten zählen dürfen, und zwar nach Diagnose der dafür zertifizierten politischen Kongregationen der Berliner Republik.
Heißt etwa: Toleranz nur unter den Blockfreunden der sogenannten Mitte, in der sich alle versammelt sehen, die darin einig sind, die AfD auszuschließen, also dort, wo es wegen vollständiger Übereinstimmung in Bekenntnis und Position gerade gar keiner Toleranz bedürfte.
Wo Toleranz hingegen geübt werden müßte, vernünftiger- und redlicherweise, gibt es sie nicht, nämlich gegenüber der einzig verbliebenen Opposition, die – logisch und systemisch – allein noch von rechts vorstellbar ist.
Ihr gegenüber wird jedoch – ganz intolerant – Denunziation befohlen, die wiederum als Zivilcourage der Zivilgesellschaft gilt, wobei unter Zivilgesellschaft nurmehr Linksvereine und die der „demokratischen“ und „toleranten“ Staatsdoktrin gleichgeschalteten Kirchen zu verstehen sind.
Da sich die AfD und die intellektuelle Rechte allzu lange über die Zuschreibungen von links echauffierten, alles Nationalkonservative und Rechte wäre unmittelbar rechtsextremistisch oder wachse sich unweigerlich und quasi evolutionär genau in dieser Richtung aus, wäre es Zeit für eine Umkehr:
Wenn nun mal die anderen die Herrschaft über die Begriffe innehaben und zu keinem Diskurs über deren Semantik bereit sind, bestünde eine innere Befreiung darin, einfach zu akzeptieren, was einem von denen und ihren staatsfinanzierten, durchweg linksdrehenden Anhangsbehörden und ‑vereinen zugeschrieben wird.
Was hindert daran, ganz in Ruhe zu akzeptieren:
Gut, ihr regiert die Begriffe, ihr schreibt sie zu, also gehen wir da mit. Also sind wir rechtsextrem, also sind wir Faschisten, also ist es offenbar so, daß wir uns gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Intoleranz, Rassismus usw. usf. schuldig machen – nach eurem in diesem Staat maßgebenden Urteil.
Ihr schreibt uns das zu, wir aber können diesen Vorgang, zu dem Diskussionen versagt bleiben, nicht ändern, aber deshalb werden wir uns nicht verbiegen oder hinter Pseudonymen verstecken. Laßt uns offenen Visiers ausprobieren, welcher politische Prozeß sich aus dieser Konstellation dynamisch entwickelt.
Wir beklagen eure Zuschreibungen, Etikettierungen, Stigmatisierungen nicht mehr, wir nehmen sie hin und verzichten hinfort auf Apostrophierungen: Seht in uns Rechtsextremisten und Faschisten, in eurer propagandistischen Arbeitsbegrifflichkeit also „Nazis“, richtet euch danach, während wir als die, die wir sind, und als jene, als die wir euch scheinen, weiter so selbstbewußt wie selbstkritisch unserer Richtung halten.
Ab jetzt nehmen wir die Anwürfe nicht als Verunglimpfung, ab jetzt wollen wir uns allerdings eurem System von Demokratie und Toleranz – ganz im von euch vorgegeben Sinne – nicht mehr zugeordnet wissen, auf daß wir als echte Gegner deutlich kenntlich werden und so gleichsam unser Selbstverständnis stärken. Weiter also nach Carl Schmitt: Freund-Feind-Konstellation in klarer Geschiedenheit der Gegnerschaft.
Je mehr ich selbst lese, ich wäre rechtsextremistisch und ein Faschist, je eindringlicher mir diese Rolle von der offiziellen Staatspropanda zugeschrieben wird, unter anderem über den Vollzug des Berufsverbots, um so eher, ja, lerne ich damit zu leben.
Ich kann mir die Einlassungen zum Faschismus bei Nolte, Mohler und Weissmann noch einmal durchlesen und dann akzeptieren, nicht nur im Sinne der Propaganda, sondern infolge harter Konfrontation mit der feindseligen Gegnerschaft der linkswoken, vom Staat unterstützten Kulturrevolution ein Rechtsextremist, ein Faschist zu sein, in Zueignung von Attributen der Staatspropaganda gar rassistisch, insofern ich der weitgehend deregulierten Einwanderung mancher Volks- und Religionsgruppen tatsächlich kritisch gegenüberstehe, vermutlich sogar gruppenbezogen menschenfeindlich, weil mir der politische Feind selbst radikal entgegentritt und von dem ausschließen möchte, was er ansonsten allen anderen pauschal gönnt: Teilhabe.
Das linkswoke Establishment sieht uns nicht nur als Feinde, es generiert diese Feindschaft ganz bewußt und konstituiert sich selbst eben über ein Feindbild, das uns als Feinde auffaßt, ob wir es nun tatsächlich wären oder nicht. Ungewöhnlich nur, daß sich der Staat und das „Netzwerk für Demokratie und Toleranz“ in vollständiger Übereinstimmung und teilweise gar in sich überschneidenden Organigrammen befinden.
Für den Konflikt zwischen dem neuideologischen Staat und der Opposition gäbe es Möglichkeiten moderater Verständigung, jene, die Menschen einzig zu einem Ausweg aus gefährlicher Polarisierung verhilft, aber genau das wird aggressiv verweigert und ausgeschlossen: freie und kultivierte Kommunikation miteinander. Verboten! So wie rechte Verlage auf der nächsten Buchmesse.
Zu vereinbaren wäre demnach:
Keine Anbiedereien mehr, kein weiterhin artiges Nachsprechen der vorgeschriebenen Beschwörungsformeln, also Schluß mit der Anpasserei, der würdelosen Bittstellerei und dem allzu servilen Wunsch, doch bitte dazugehören zu dürfen, obwohl man geradezu pathologisiert wird und sich als politisch infektiös dargestellt findet.
Die anderen wollen die Gräben noch tiefer, also ist es nicht an uns, sie zuzuschütten und weiter um Dialog zu bitten, sondern eher das Gelände so aufreißen, auf daß klar wird, wo die Front verläuft, wenn der politische Kampf beginnt. Wir sind doch schon mittendrin, wenngleich bisher im Zustand der Schwäche.
Wenn mich irgendein zweifelhafter Aktivist der staatlich geförderten linken Weltanschauungsvereine als Nazi ansehen will, was habe ich ihm dann zu entgegnen? Gar nichts. Denn dieser Affront ist so kraß und disqualifizierend, daß sich jedes Gespräch erübrigt, mal abgesehen davon, daß die über mich urteilenden Vereine das Gespräch fürchten und es per se verweigern.
Es wirkt immer komischer, in welch jämmerlicher Weise etwa die AfD das vermeintlich pluralistische, tolerante und mindestens rechtsstaatlich bestimmte System bittet, die Finanzierung einer parteinahen Stiftung zu ermöglichen und ihr als gewählter Partei – ebenso wie allen anderen gewählten Parteien – Parlamentspräsidentschaften zu gestatten.
Aber die Blockparteien an der Macht wollen der als Feind ausgemachten und als rechtsextremistisch markierten Partei überhaupt nichts ermöglichen oder gestatten, im Gegenteil, sie wollen diese Partei dezidiert verhindern, verbieten, vernichten. Die vorgetragene Bittstellerei der AfD führt nur zu neuer Häme und feistem Hohnlachen der Machtetablierten.
Was sollen also die lächerlichen Verrenkungen, auf Demokratie, Toleranz oder Rechtsstaatlichkeit zu insistieren, wenn allein schon die gerade Kommunikation von vornherein rundweg ausgeschlossen wird? Welchen Sinn soll es haben, beständig unfreiwillig komische Proben dafür abzuliefern, daß man Demokratie nicht nur verstanden hat, sondern darin doch sogar Klassenbester ist, weil man vorbildlich nach den Regeln spielt und es wacker erträgt, radikal diskriminiert zu werden? Schluß damit, wie ein Pinscher an den Rockschößen der Macht emporzuspringen und ein Leckerli zu erbetteln.
Die anderen sagen nein, also sollte es nach hinreichend sattsamer Erfahrung, ausgegrenzt und verächtlich gemacht zu werden, doch einfach bei diesem Nein bleiben. Die anderen haben ihren Willen, und die rechten Outlaws und Parias sind für wirksamere Aktionen freigestellt. Nur sollte diese Akzeptanz, der Feind zu sein, ohne Groll erfolgen. Wieder mit Schmitt: Hostis, nicht inimicus sein – hostis dann aber konsequent und mit ganzer Leidenschaft und Kraft.
Den entgegenschlagenden Haß gleichfalls mit Haß zu parieren sollte charakterliche Größe verhindern, ebenso aber, sich am Gängelband vor- und herumführen zu lassen.
Dieter Rose
Schade, dass ich nur 2 Daumen für "Daumen hoch" habe.
"Ich bin "..." und ich bin stolz drauf."
Denn das wollen wir nicht: "Wie lange müssen wir noch selber denken?" Aufmacher des Südkurier von heute.