Dominique Venner – Ein Samurai aus Europa

Dominique Venner schied am 21. Mai 2013 freiwillig aus dem Leben: Er erschoß sich in der Pariser Kathedrale Notre-Dame.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Nun erscheint zum ers­ten Jah­res­tag der Tat die deut­sche Über­set­zung sei­nes publi­zis­ti­schen Abschieds: Ein Samu­rai aus Euro­pa. Das Bre­vier der Unbeug­sa­men.

Der fran­zö­si­sche His­to­ri­ker, einst Alge­ri­en-Akti­vist und bekannt als Her­aus­ge­ber des Maga­zins Nou­vel­le Revue d’Histoire, begrün­de­te sei­ne Ent­schei­dung zur auf­merk­sam­keits­er­re­gen­den Selbst­tö­tung  mit dem nöti­gen Pro­test gegen “Homo-Ehe” und die per­ma­nen­te Her­ab­wür­di­gung der Fami­lie durch poli­ti­sche und gesell­schaft­li­che Kräf­te, die einem lin­ken, ega­li­tä­ren Zeit­geist folg­ten. Des­sen Domi­nanz erdrü­cke das euro­päi­sche Leben, und die Euro­pä­er, auch die rele­van­ten poli­ti­schen Kräf­te der Rech­ten, sähen dem Trei­ben weit­ge­hend taten­los zu. Doch “man muß das Leben ein­set­zen”, und kos­te­te es auch das Leben selbst, zeig­te er sich in sei­ner letz­ten Befra­gung über­haupt, die er der Sezes­si­on gewähr­te, überzeugt.

In Frank­reich, das ja sei­nen „Fran­zö­si­schen Früh­ling“ erleb­te, als Anfang 2013 hun­dert­tau­sen­de die „Demo für alle“ ins Leben rie­fen, sorg­te der spek­ta­ku­lä­re Fall für eini­ges Rau­schen im Blät­ter­wald. Fran­zö­si­sche, aber auch aus­län­di­sche Weg­ge­fähr­ten Ven­ners ver­an­stal­te­ten eine wür­de­vol­le Gedenk­fei­er. Auch in der deut­schen Rech­ten dis­ku­tier­te man kon­tro­vers über das Fanal von Not­re-Dame, und eini­ge blie­ben rat­los zurück. Ven­ner ahn­te dies und for­mu­lier­te unter ande­rem: “Sie wer­den in mei­nen letz­ten Schrif­ten Vor­weg­nah­men und Erläu­te­run­gen mei­ner Ges­te finden.”

Ven­ners jüngs­tes Werk, Un samou­raï d’Oc­ci­dent : Le bré­vi­ai­re des inso­u­mis, das unmit­tel­bar nach sei­nem Frei­tod im Ver­lag Pierre-Guil­laume de Roux (dem Ver­lag der poli­ti­schen Essays Richard Mil­lets) erschien und bis dato nur im fran­zö­si­schen Ori­gi­nal vor­lag, wur­de nun ins Deut­sche über­tra­gen. In ihm erblickt der Leser, wie immer er per­sön­lich auch zur letz­ten Tat Ven­ners ste­hen mag, das Bre­vier eines Unbeugsamen.

Antai­os hät­te das Werk ger­ne ins Deut­sche über­tra­gen, nicht nur, weil Ven­ner eben­so Gesprächs­part­ner und Autor wie auch Gegen­stand der Sezes­si­on gewe­sen ist. Allein, ein ande­rer Ver­lag ver­füg­te über die mate­ri­ell bes­se­ren Argu­men­te und hat nun, auf den Tag genau ein Jahr nach dem Abschied Ven­ners vom irdi­schen Dasein, die gelun­ge­ne Über­set­zung vorgelegt.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (9)

Strogoff

23. Mai 2014 13:00

Venners Tod war symbolträchtig. Er selber ist bestimmt für viele ein Vorbild geworden. Jemand der sich wirklich ganz eingesetzt hat.
Wieviel muss man anreichern um sich selbst das Leben zu nehmen, nicht aus Angst oder Verzweiflung sondern wohlüberlegt aus Überzeugung für eine große Sache und um andere wachzurütteln und aufzuschrecken.

Sebi

23. Mai 2014 14:35

Es gibt einen Gott und eine Ewigkeit, auch ein Gericht, wo Dominique Venner zur Rechenschaft gezogen wird und Gott Rede und Antwort stehen muss!

Ertrunken

23. Mai 2014 15:15

Als freie Entscheidung war es eine Tat, der man nur seinen größten Respekt (und nicht Toleranz) zollen kann. Ein Zeichen nicht nur gegen "Homo-Ehe und die permanente Herabwürdigung der Familie" sondern auch gegen die zunehmende Individualiserung und Verantwortungslosigkeit, ja Feigheit in unserer Gesellschaft. In Zeiten der absoluten Lethargie bedarf es manchmal radikalen Schritten, die Menschen aus ihrem fettgefressenen Schlaf zu reißen.

Jonny Scapes

23. Mai 2014 17:14

Die augenscheinliche Charakterlosigkeit, bar jeglichen Wahrheitsbeweises sich bei einer höheren Instanz als entschiedener Verfechter der reinen Lehre in ein gutes Licht zu rücken, müsste dem Ankläger ja übrigens auch zu weit gehen: [etwa] »Er [Sebi] habe in seinem persönlichen Verhalten einen Mangel an Gewissen und Wahrheitsliebe bekundet« :-()

Waldgänger aus Schwaben

23. Mai 2014 22:44


Des Menschen Tage sind wie Gras, er blüht wie die Blume des Feldes.
Fährt der Wind darüber, ist sie dahin; der Ort, wo sie stand, weiß von ihr nichts mehr

(Psalm 103)

Dominique wer?

Langer

24. Mai 2014 11:05

In Zeiten der absoluten Lethargie bedarf es manchmal radikalen Schritten, die Menschen aus ihrem fettgefressenen Schlaf zu reißen.

Ja, aber ist das passiert? Ich habe den Eindruck, dass solche Taten schnell wieder im Weltgemurmel untergehen. War sich Venner darueber klar? Hat er sich dazu geaeussert, was er sich als Reaktion erwartet?

RL

25. Mai 2014 08:08

So eine symbolische Tat wird heutzutage von den meisten wahrscheinlich gar nicht mehr verstanden. Wird wahrscheinlich abgetan als die Tat eines senilen rechten Spinners.

Christian

26. Mai 2014 23:02

Ich finde die Vorstellung, dass eine Glaubensrichtung zur Wahrheit - also Gott - gefunden hat (und alle anderen nicht, oder nur verfälscht), so abstrus, besonders wenn es um Wertungen von Tat und Gesinnung geht, die einen nur selbst angehen, dass ich nur verständnislos den Kopf schütteln kann. Vielleicht gibt es einen Gott, vielleicht myriaden, aber den (Sebi)-Finger zu heben, und 'im Namen' Gottes zu sprechen, ist anmaßend sondergleichen. Ich spreche niemandem das Recht ab, seine Meinung kundzutun und dafür einzustehen, aber dieses Recht möchte ich an dieser Stelle auch für mich einräumen.

Kubitschek und Lichtmesz haben (soweit ich mich recht entsinne) die Tat mit wenigen, gewählten Worten dokumentiert und in gewisser Weise kommentiert, wollten weder Helden noch Sündenbock küren, hatten alles in allem Respekt. So halte auch ich es. Venner war Historiker und wusste, dass er nicht zum Kosmokrat wird, wenn er das tut, was er tat. Ein europäischer Mishima, wohlgemerkt mit Bedacht, handelt, wie er es für richtig befindet.
Hier nach dem Nutzen zu suchen, verfehlt den Sinn. Dieser Satz ist ganz wörtlich gemeint.

Irgendwie auch bezeichnend, dass es der technische Revolver (oder eine andere Handfeuerwaffe?) war und kein Schwert, auch, dass es wohl keine Menschengruppe gab, zu der Venner noch laut hätte sprechen können. Alles in allem nüchterner, leiser, trotz des knallenden Schusses.

'Weltgemurmel', ach, das verschluckt letztlich fast alles. Manche Dinge werden erst mit der Distanz groß.

Gruß, #c

Gardeleutnant

21. Mai 2015 21:52

21. Mai - Seine Tat bleibt unvergessen, was immer der Einzelne von ihr hält.

Aktivisten von Casa Pound haben in der Nacht auf heute in 60 italienischen Städten im Gedenken an ihn plakatiert:
https://zentropista.tumblr.com/post/119512750614/casapound-striscioni-in-60-citta-per-ricordare-il

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