Nein, wir sind keine Jammerrechten, wie es antifaschistische Multiplikatoren aus der Position einer oftmals unangefochtenen »Diskurshegemonie« heraus suggerieren. Deren Vorgeschichte im Rahmen ihrer Elendskampagne #verlagegegenrechts haben wir bereits analysiert (hier oder hier), einen Teil des Nachspiels ebenso.
Aber es ist, gerade für »Szene«-externe Leser, vielleicht dann doch im Nachgang interessant, wie so eine Messe, bei der zumindest wir über Bücher reden wollen, dann im Alltag aussieht – und was durch genanntes Milieu in verschiedenen Presseberichten daraus gemacht wird.
Dabei ist eines offenkundig: »Rechte« Verlage bilden keine Kampagne gegen »linke« Verlage. Sie stellen aus, möchten informieren, sich austauschen; ihre Autoren stehen vor Ständen andersdenkender Verlagen mit Neugier, allenfalls mit der Bitte um Rezensionsexemplare, nicht mit der impliziten Androhung, zu Gewalt zu greifen.
Daß dies auch mehreren linksorientierten Antaios-Stand-Besuchern auffiel und hier wiederholt, teilweise auch emotional, ausgiebiger Redebedarf bestand, läßt, verhalten optimistisch, auf erste Verschiebungen der Maßstäbe in der innerlinken Wohlfühlwelt schließen.
Und gleich das nächste Positive: Wir waren da, wir stellten unsere Autoren und Bücher vor, wir diskutierten, wir kamen mit Lesern ins Gespräch, mit einigen kritischen zumal, und: wir blieben ruhig und gelassen, einzelne Antwortrufe auf Antifa-Schreihälse ausgenommen.
Besonders letztere – nur scheinbare – Banalität des Ruhig-bleibens ist keine Selbstverständlichkeit. So manche unserer Standgäste waren erstaunt, welche Verhaltensmuster antifaschistischer Kreise tagtäglich, Stunde für Stunde, zu beobachten waren, im real life wie im Netz. (Daß dies auch milieuintern zu Streit führt, kann man erahnen.)
Zu nennen wären, als kleine Auswahl linker Diskursorientierung: Wüste Drohungen gegen – weibliches wie männliches – Standpersonal, eindeutige Gesten (Kopf-ab-Androhung), Gewaltfantasien (»Kubitschek, wir kriegen dich«), lautstarkes Gepöbel und antideutscher Haß (»Nie wieder Deutschland« usf.).
Flankiert wurden diese durchaus üblichen antifaschistischen Agitationsformen durch bis zu acht gleichzeitig am Stand befindliche Antifa-Fotografen, speziell aus Halle und Leipzig, die unsere Besucher (Mitarbeiter ohnehin) abfotografierten und, jedenfalls teilweise, ebenfalls verbal angingen – wenn sie nicht gerade mit Journalisten einer Hamburger Wochenzeitung oder Mitarbeitern öffentlich-rechtlicher TV-Sender feixten und Informationen austauschten.
Daß die mutmaßlich gewünschten Bilder – Antifas greifen Stand an, Standbelegschaft verteidigt sich, Bilder von sich wehrenden »Rechten« können als »rechte Gewalt« teuer verkauft werden – nicht zustandekommen konnten, dürfte diese »Aktivisten« stören. Dies ist – neben Security- und Polizeikräften – insbesondere jungen Lesern unseres Verlags zu verdanken, die durch ihre deeskalierende Präsenz und ihr Verweigern der – wiederholt angebotenen – Eskalation für die nötige Sicherheit an unserem Stand sorgten und bewiesen, daß Solidarität keineswegs »links« beheimatet ist.
Man könnte nun einzelne Antifaschisten herausgreifen, um sich über ostentative Bildungsferne und demonstrativ zur Schau gestellten Haß zu echauffieren. Aber das wäre zu einfach, infantil ohnehin. Die Präsenz auf einer Buchmesse (!), das Diskutieren mit Andersdenkenden, die Diskussionen auf der Leseinsel – das alles ist eben kein Spiel, wie ein Per Leo meinen mag, sondern bitterer Ernst.
Daß Meinungsfreiheit und das Recht auf das freie Wort nur möglich werden, weil man Sicherheitsmitarbeiter und zahlreiche solidarische Leser hat, die sich der linken Drohkulisse nicht beugen und dafür nun, mit allen bekannt-möglichen Folgen, in Antifa-Archiven registriert sind – das kann sich ein liberaler Autor, für den sich alles nur um Rhetorik und Wortakrobatik dreht, nicht vorstellen.
Doch die Lage war bisweilen ernst, was Sicherheitsmitarbeiter, die das Treiben verschiedener Linksextremisten auf dem Messegelände und in seiner näheren Umgebung beobachteten, bestätigen mußten. Man wird nicht erleben, daß sich gemäßigt linke Kräfte nun bei konservativen und rechten Ausstellern entschuldigen, daß sie klar machen: Nicht mit diesen Gewalttätern! Nicht auf diesem Niveau! Nicht mit diesen Extremisten!
Was man aber sehr wohl erlebt: Presseberichterstattung, die einen schmunzeln ließe, wäre es eben doch nur ein Spiel, das es, wie gesagt, nicht ist. Das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) beispielsweise, das bei Demonstrationen patriotischer Bündnisse regelmäßig Videos anfertigt und auswertet, stellt die Realität in einem Videobericht vollständig auf den Kopf.
Der Versuch »rechter« Messebesucher etwa, linke Übergriffe auf – ordnungsgemäß angemeldete und bestätigte – Veranstaltungen von Antaios, Sezession oder auch Compact auf der Leseinsel in Halle 3 zumindest zu dokumentieren und, sofern nötig, abzuwehren, wird plötzlich zu einem »Dominanzversuch« stilisiert, und der Versuch, sich linken Gewalttätern nicht in vorauseilendem Gehorsam zu beugen (etwa durch bereitwillige Kapitulation, vgl. Junge Freiheit), als das neue Selbstbewußtsein der »extremen Rechten« dargelegt.
Kronzeuge für diese eigenwillige Deutung der Geschehnisse ist, wiedermal, der umtriebige Schreiber Andreas Speit. Ab Min. 8.10 im JFDA-Video gibt Speit, als antifaschistischer Dauerautor über rechte Akteure wohl Fachautorität für linke Kreise, zum Besten, daß man mit »Ideologieproduzenten« keinen gleichberechtigten Dialog führen könne.
Doch wer sagt eigentlich, daß er für diesen Dialog a priori in Frage käme? Was befähigt ihn dazu, als Experte anerkannt zu werden? Sind es seine Vorträge bei den Gewalttätern der »Autonomen Antifa« oder seine regelmäßigen Beiträge im Antifa-nahen Medium Der rechte Rand, das der Bundesverfassungsschutzbericht schon mal als »organisationsunabhängige linksextremistische bzw. linksextremistisch beeinflusste Publikation« vermerken musste?
Man weiß es nicht. Was man weiß, ist – nicht zuletzt durch Recherchen der Initiative Ein Prozent und Studien des Instituts für Staatspolitik –, daß linke Netzwerke, die nicht selten staatlich alimentiert werden, im Journalismus um sich greifen, daß sie sich die Bälle zuspielen, daß sie sich vor allem aber Zitierkartelle und gegenseitige Bestätigungsrituale – im Video von JFDA hervorragend veranschaulicht – gönnen.
Es ist nicht nötig, bei jedem publizistischen Antifa-Agitator den Lebensweg bis ins Konfirmantenalter zurück nachzuzeichnen, wie es im linken Lager in bezug auf rechte Kräfte üblich ist. Nötig ist es aber doch, von Zeit zu Zeit die Frage in den virtuellen Raum zu werfen, ob es noch vertretbar ist, daß das in bundesdeutschen linken Gruppen gehortete Sprengstoff- und Chemikalienarsenal samt fahrbarer Bombenwerkstadt zu keinem Aufschrei führt (allenfalls in der Qualitätspresse der Schweiz), während »rechts« jede noch so lächerliche Bagatelle zum Skandalon erhoben werden soll.
Der eigentliche Skandal, das sollte unter Anhängern der Gewaltfreiheit evident sein, ist das dröhnende Schweigen »zivilgesellschaftlicher« Akteure zum fortdauernden linken Angriff auf Meinungsfreiheit, der beispielsweise im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt nun womöglich terroristische Züge angenommen hat.
Nicht nur dieser Vorfall um eine Demokratiepreis-prämierte Antifa-Initiative mit besten Kontakten in den »antideutschen« Flügel der Linkspartei zeigt, daß die gegenwärtige Verfallsform der politischen Linken heute bei einem unappetitlichen Tiefpunkt angelangt scheint.
Längst vorbei sind die Zeiten, als aktive Sozialisten wie Jiří Pelikán folgende Zeilen niederschrieben:
»Wir müssen die Freiheiten der politischen Gegner mit derselben Entschlossenheit verteidigen wie die unseren, wenn wir das moralische Recht beanspruchen wollen, unsere Gegner zu kritisieren.«
Der europäische Politiker und Publizist Pelikán integrierte diesen ethischen Imperativ in seine überaus lesenswerte Schrift Ein Frühling, der nie zu Ende geht. Erinnerungen eines Prager Kommunisten, und zwar im Jahr 1975, als es noch Antifaschisten wie ihn – d. h. mit Haltung und aufrichtigen Standpunkten – gab.
Diese Zeiten sind, wie gesagt, vorbei. Man muß hoffen, daß im weiten heterogenen Feld des linken Lagers endlich Kräfte an Einfluß gewinnen, die sich an Verhaltenslehren eines Pelikán erinnern und Akteuren wie Speit aufzeigen, daß ein aufrichtiger, ergebnisoffener Dialog in einer freiheitlichen Gesellschaft immer möglich und notwendig ist – und daß das Zustandekommen eines solchen nicht länger von Leuten wie ihm abhängig sein darf. Im Geist liegt die Freiheit.
Immer noch S.J.
Gelesen und jede einzelne Zeile für gut befunden. Aus den Zeilen leitet sich deshalb ab, nicht um Gesprächsinszenierungen, theaterhafte Talkshowdarbietungen und Interviews zu betteln. Sollte jemand erkennbar interessiert ein Gespräch suchen, ist das gerne willkommen. Alles andere ergibt sich aus der schier unübersehbaren Masse an vorhandenem Informationsmaterial in Wort und Schrift. Ein besonderer Dank gebührt wirklich den jungen Leuten, die bei der Messe Haltung zeigten; ein erfrischendes Bild.